Aus der Wörtersammlung: louis

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tod in peking 5

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kili­man­dscha­ro : 0.27 – Ori­gi­nal-Nach­richt / Betreff: Unde­li­ver­ed Mail Retur­ned to Sen­der Datum: 2015–11-08T00:47:36+0100 – I’m sor­ry to have to inform you that your mes­sa­ge could not be deli­ver­ed to one or more reci­pi­ents. It’s atta­ched below. For fur­ther assis­tance, plea­se send mail to post­mas­ter. If you do so, plea­se include this pro­blem report. You can dele­te your own text from the atta­ched retur­ned mes­sa­ge. NOTE: Lie­ber Ted­dy, drei Jah­re sind ver­gan­gen, seit ich hör­te, dass Du in Peking gestor­ben sein sollst. Eini­ge Tage zuvor waren damals Freun­de in einem Restau­rant ver­sam­melt gewe­sen, um gemein­sam Enten und Gän­se zu ver­spei­sen. Du hat­test Dei­nen Besuch ange­kün­digt, kamst aber nicht. Wir war­te­ten ver­geb­lich auf Dei­nen Anruf, hat­ten kei­ne Vor­stel­lung davon, was gesche­hen sein konn­te, ein kal­ter Tag, eisig, der 20. Novem­ber 2012. Wenn ich im Inter­net nach Dei­nen Spu­ren suche, ist immer noch alles so wie im ver­gan­ge­nen Jahr anzu­tref­fen, Dei­ne Foto­gra­fien, Dei­ne Web­sei­te, Spu­ren in Foren. Bemer­kens­wert ist eine beson­de­re Anfra­ge, die in hin­zu­ge­kom­men ist im Bezirk einer Such­ma­schi­ne, deren Dienst­leis­tung initi­iert wer­den muss­te, irgend­je­mand erkun­digt sich nach Dir in einer außer­ge­wöhn­li­chen Wei­se. Wie in den Jah­ren zuvor, lie­ber Ted­dy, siche­re ich auch in die­sem Jahr eine Dei­ner Foto­gra­fien, von deren Geschich­te Du mir lei­der nie erzäh­len wirst. – Dein Lou­is < t.s@posteo.de: host mx02.posteo.de[89.146.194.165] said: 550 5.1.1 < t.s@posteo.de>: Reci­pi­ent address rejec­ted: unde­li­vera­ble address: Reci­pi­ent address look­up fai­led (in rep­ly to RCPT TO com­mand) – The mail sys­tem – stop

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oqaatsut

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hima­la­ya : 2.03 — Ges­tern erreich­te mich eine Nach­richt Opal­kas. Er mel­de­te sich aus einem grön­län­di­schen Städt­chen, wel­ches an der West­küs­te der Insel liegt. Er notier­te: Lie­ber Lou­is, bei dich­tem Schnee­trei­ben mit Pro­pel­ler­flug­zeug in Oqaats­ut ein­ge­trof­fen. Fischer Roon, der mich vom Flug­platz abhol­te, erzähl­te, es sei glück­li­cher­wei­se nicht wirk­lich Win­ter gewor­den, — 7 °C, hef­ti­ge Win­de vom Meer, viel Schnee, haus­ho­he Wehen, fast dun­kel. Gegen Abend zu, im Schein der Lam­pen einer Schnee­rau­pe, besuch­ten wir einen Strand. Unter der dich­ten Haut von fei­nem Schnee waren noch Spu­ren eines gestran­de­ten Wals zu erken­nen, Rudi­men­te sei­nes Schä­del­kno­chens, Tei­le der Wir­bel­säu­le. Das Eis weit drau­ßen, das sich hef­tig beweg­te, don­ner­te zu uns her­über, es ist wun­der­bar, der Boden zit­ter­te und mein Atem pul­sier­te unter dem Ein­druck zar­ter Luft­druck­wel­len. Ich wer­de Dir in den kom­men­den Tagen eine Ton­auf­nah­me der Eis­meer­ge­räu­sche anfer­ti­gen, auch Du wirst ver­mut­lich begeis­tert sein. Lid­vi­en, die im Magen des Wals jenen Rech­ner ent­deck­te, den ich für Dich unter­su­chen wer­de, wird bald ein­tref­fen. Sie soll das Gerät bereits geöff­net und eine Indi­zie­rung der Datei­en vor­be­rei­tet haben. Bald Nacht, lie­ber Lou­is, wünsch Dir eine gute Zeit, freu mich, dass J. bald wie­der auf­wa­chen wird. Dein Opal­ka. — stop
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brief an charlie

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echo : 2.10 — Ges­tern schrieb ich an Char­lie einen Brief auf Papier. Lie­ber Char­lie, es war schön, Dich wie­der­ge­se­hen zu haben. Ich freue mich, dass Du Dich Dei­ner­seits freu­test als ich Dir erzähl­te, ich wür­de ein­mal einen klei­nen Text geschrie­ben haben, in dem Du vor­kommst. Ich habe die­sen Text gesucht und für Dich aus­ge­druckt. Ich hof­fe, er gefällt Dir. Herz­li­che Grü­ße. Dein Lou­is > An der Nacht­zeit­küs­te / 24. Febru­ar 2011: Flug­ha­fen. Ter­mi­nal 1. Drei Uhr und fünf­zehn Minu­ten. Ich sto­ße auf Char­lie, 36, Arbei­ter. Der Mann, der in Togo gebo­ren wur­de und lan­ge Zeit dort leb­te, sitzt unter schla­fen­den Rei­se­men­schen an der Nacht­zeit­küs­te. Er sieht selt­sam aus an die­ser Stel­le, ein Mann, der in sei­nem Leben noch nie mit einem Flug­zeug reis­te, statt­des­sen in Zügen, Bus­sen, Schif­fen durch den afri­ka­ni­schen Kon­ti­nent Rich­tung Euro­pa geflüch­tet war, ja, merk­wür­dig sieht Char­lie aus, wie er so unter schlum­mern­den Nord­ame­ri­ka­nern, Usbe­ken, Chi­le­nen, Japa­nern, Neu­see­län­dern sitzt. Er trägt Sicher­heits­schu­he, ein karier­tes Holz­fäl­ler­hemd und Hosen von kräf­ti­gem Stoff, mit Kat­zen­au­gen besetz­te dun­kel­blaue Bein­klei­der, die in jede Rich­tung reflek­tie­ren. Nein, unsicht­bar ist Char­lie, auch im Dun­keln, sicher nicht. Er macht gera­de Pau­se, trinkt Kaf­fee aus einer schrei­end gel­ben Ther­mos­kan­ne und genießt ein Stück­chen Brot und etwas Käse, den er aus einer Dose fischt. Sorg­fäl­tig kaut er vor sich hin, nach­denk­lich, viel­leicht weil er sich auf ein Spiel kon­zen­triert, das er seit Jah­ren bereits an die­ser Stel­le war­tend stu­diert. Char­lie tippt Lot­to. Char­lie ist ein Meis­ter des Lot­to­spiels, Char­lie spielt mit Sys­tem. Er hat noch nie ver­lo­ren. Er hat noch nie ver­lo­ren, weil er noch nie einen wirk­li­chen Cent auf eine der Zah­len­rei­hen setz­te, die er in sei­ne Notiz­bü­cher notiert. Char­lie ist ein beob­ach­ten­der Spie­ler, Vater von fünf Kin­dern, immer ein wenig müde, weil er eben ein Nacht­ar­bei­ter ist. Wenn ich mich neben ihn set­ze und ihm zuse­he, wie er mit einem roten Kugel­schrei­ber Zah­len­ko­lon­nen in sei­ne Hef­te notiert, freut er sich, macht eine klei­ne Pau­se, erkun­digt sich nach mei­nem Befin­den, und schon schreibt er wei­ter, ana­ly­siert, rech­net, sucht nach einer For­mel, die sei­ne Fami­lie zu einer rei­chen Fami­lie machen wird. Ein­mal fra­ge ich Char­lie, ob er noch Brie­fe schrei­ben wür­de an sei­ne Eltern in Lomé. Ja, sagt Char­lie, jede Woche schrei­be er einen Brief an sei­ne Eltern, die am Meer leben, am Atlan­tik näm­lich. Ein ander­mal will ich wis­sen, war­um er nicht einen Com­pu­ter ein­set­zen wür­de, um viel­leicht schnel­ler fin­den zu kön­nen, was er sucht. Char­lie lacht, sieht mich an durch kräf­ti­ge Glä­ser einer Bril­le, sagt, dass er wis­se, wie bedeu­tend Com­pu­ter sei­en für die Welt, in der wir leben, sei­ne Kin­der spiel­ten mit die­sen Maschi­nen, für ihn sei das aber nichts. Und sofort schreibt er wei­ter. Eine ruhi­ge, kla­re Schrift. Rote Zei­chen. In die­sem Moment begrei­fe ich, dass ich einer Beschwö­rung bei­woh­ne, einem Gebet, Male­rei, einer Kom­po­si­ti­on, der “all­mäh­li­chen Ver­fer­ti­gung der Idee beim Schrei­ben”. Her­mann Bur­ger – stop

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nabokovs uhr

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gink­go : 6.12 — Nabo­kov schrieb vor eini­ger Zeit, er habe mir eine unge­wöhn­li­che Uhr geschickt, ich sol­le ihm notie­ren, sobald sie ange­kom­men sei. Ver­gan­ge­nen Frei­tag erneu­te Fra­ge: Lie­ber Lou­is, ist die Uhr, die ich vor zwei Mona­ten sen­de­te, ange­kom­men? Ges­tern war Nabokov’s Uhr end­lich im Brief­kas­ten, zoll­amt­li­cher Ver­merk: Zur Prü­fung geöff­net. Ich will an die­ser Stel­le bemer­ken, von der Öff­nung des Päck­chens war nicht die min­des­te Spur zu erken­nen, kein Schnitt, kein Riss, kei­ne Fal­te. Im Päck­chen nun eine Schach­tel von hel­lem Kar­ton, in der Schach­tel Sei­den­pa­pie­re, von Nabokov*s eige­ner Hand ver­mut­lich zer­knüllt. In wei­te­re Sei­den­pa­pie­re ein­ge­schla­gen, besag­te Uhr, wun­der­ba­res Stück, ova­les Gehäu­se, ble­chern, ver­mut­lich Trom­pe­te, wel­ches schwer in der Hand liegt. Kurio­ser­wei­se fehlt der Uhr das Zif­fer­blatt, wei­ter­hin kei­ner­lei Zei­ger, weder Dioden noch Leucht­zei­chen. Ich ver­such­te das Gehäu­se der Uhr zu öff­nen, ver­geb­lich. Erstaun­lich ist nun, dass, wenn ich auf das Gehäu­se der Uhr Druck aus­übe, sich ein schma­ler Schacht seit­lich öff­net, dem, wie zum Beweis der Exis­tenz der Zeit, ein Strei­fen feins­ten Papiers ent­kommt, auf wel­chem ein Uhr­zeit­punkt auf­ge­tra­gen wor­den ist. Sechs­sieb­zehnzwölf. Aller­bes­ten Dank, Nabo­kov, aller­bes­ten Dank! — stop
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giraffe no 1

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alpha : 5.15 — Ich notier­te eine E‑Mail an August Bril­lé, bat ihn, mir in der Ent­schlüs­se­lung eines Tex­tes behilf­lich zu sein, den ich ver­se­hent­lich der­art kodiert hat­te, dass ihn nicht wie­der in einen les­ba­ren Zustand zurück­zu­ho­len ver­moch­te. August ant­wor­te­te, er habe zwei sei­ner Rechen­ma­schi­nen mit die­ser kom­ple­xen Auf­ga­be betraut. Er kön­ne aller­dings nicht garan­tie­ren, in den kom­men­den Jah­ren erfolg­reich zu sein in der Ent­schlüs­se­lung mei­ner Pas­sa­ge, ich sol­le mich des­halb ergän­zend an die Öffent­lich­keit mit der Bit­te um Unter­stüt­zung wen­den. Hier­mit also ersu­che ich Sie um Hil­fe. Soll­ten Sie in der Lage sein, mei­nen ver­schlüs­sel­ten Text zu deco­die­ren, wür­de ich Ihnen mit Freu­de ein klei­nes Geschenk über­mit­teln. Es han­delt sich um eine höl­zer­ne Giraf­fe, die sich mit­tels Fin­ger­dru­ckes zu einer Ver­beu­gung hin­rei­ßen lässt. Ich dan­ke Ihnen im Vor­aus! Ihr Lou­is — Code : start /// g o Q C l v O V 0 s e K Q V A K Q w P 0 I l 6 u q t u 7 3 x g K J b Q u q 3 b u x 5 o b M E h j 0 f W K K e a Q Q C V T n + 7 d o f e Q K 2 d N N a s 9 0 C p T o u q O d n 1 5 n v 6 + J G i N G E 8 6 g T v Z S R n t K r X T j t l 1 8 V u b c N z 2 L 7 T e b 8 m q w q 3 Y d K L P b M Y E h V f W g x m 0 2 b + o G A j e T v L C Q L P o j k z S Q W R i 0 u L G f R M G J C W r e Y 7 J U 9 A O C F u z 4 6 l o t m w T X g F b Y 0 7 L B B k g V Q z m u B P F j p X E O m R 8 3 f c R X Z X t k j 3 \ / y s 3 T p P C R Z v 0 E z r m B 7 5 X w c a J d k 6 d 6 7 1 I n b U + c F r T W 2 O o j r N p z y b P M v Y k s B 5 8 U L + U R I 5 5 I U f 9 Y 7 S 8 t 9 q l 7 J 6 V p s v c B R a c B D i W T f 3 X Z G a H s v U N b R e O 4 E M I C b s J n c y p N b w 1 i 6 6 u 4 N x L E y u 7 t K K m f g z R 0 E k X b g o I o N 2 q y S a x O m B l P n A 3 e z V m C R l l b C K K d 7 b j u 2 B P j e T 1 T 4 M d 6 3 3 A J 3 0 r C P e V K c m 7 s b Y U V 7 T A 1 n y S y G s I 9 H 7 q q r k V P v u 7 U c o Z y O A I Y 4 b n 2 G q C w x 6 7 C q i o C M w h w G C 0 2 R z a O A L T R U G P 7 k u V c d W t m g M K O 9 N M Z e x I K M D a A Y q 8\ / b K 5 M 6 i p X b E r q a z X s 1 C + y 2 q 9 s u 3 N H m R F C f I B mG o 5 w e 8 a H P K 6 J U m P i M x d + E 2 B m U z ZH O k 8 k q m V C f y 5 D t R 7 u J K O 6 N P 8 7 A p C 8 N k + 9 p H d a 4 G d H 1 p g 9 8 g j Y g i — /// end — stop

harlem

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kekkola im eisfach

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ulys­ses : 0.05 — Seit eini­gen Stun­den bereits lese ich Berich­te der New York Times, die Kor­re­spon­den­ten kurz vor dem Ein­tref­fen des Wir­bel­sturms San­dy in einem Web­log notier­ten. Bald wer­de ich mei­ne Lek­tü­re unter­bre­chen. Das ist näm­lich so, dass ich mir für die kom­men­den Stun­den vor­ge­nom­men habe, eine Nacht des Jah­res 2012 zu wie­der­ho­len, sagen wir zur Fei­er des Tages. In weni­gen Minu­ten wer­de ich also vor mei­nen Kühl­schrank tre­ten, um in Lou­is Kekkola’s Eis­buch Das Wal­fisch­or­ches­ter wei­ter­zu­le­sen. Ich wer­de die Baum­woll­hand­schu­he der Archi­va­re tra­gen wie vor Jah­ren, wer­de mein Ton­band­ge­rät ein­schal­ten und lei­se spre­chen, indem ich das zer­brech­li­che Buch­we­sen vor­sich­tig in Hän­den hal­te. Sobald eine Sei­te des Buches abge­tas­tet sein wird, wer­de ich das Eis­fach schlie­ßen und in der Woh­nung spa­zie­ren, ein Gramm Wal­fisch­or­ches­ter im Kopf für ein Jahr.  — Eliza­bot ist zurück. — stop

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14pt

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echo : 2.15 — Unlängst beob­ach­te­te ich in mei­ner Vor­stel­lung einen älte­ren Herrn wie er eine Text­da­tei öff­ne­te, die er vor 12 Jah­ren notiert und seit­dem nie wie­der geöff­net hat­te. Er wun­der­te sich über win­zi­ge Schrift­zei­chen, die er damals vor lan­ger Zeit ver­wen­de­te. Weil ich in dem Moment, da der alte Herr das Sym­bol der Datei mit einem Zei­ger auf dem Bild­schirm berühr­te, nicht bei ihm gewe­sen sein konn­te, über­leg­te ich, was ich ihm viel­leicht gesagt haben wür­de. Mög­li­cher­wei­se hät­te ich gesagt: In der Tat, lie­ber Lou­is, sehr klein die­se Schrift, lass uns die Schrift schnell etwas grö­ßer machen. Oder aber ich wür­de viel­leicht gesagt haben: Wol­len wir nicht nach Dei­ner Bril­le suchen? — In die­sem Moment, es ist 1 Uhr und 58 Minu­ten am 22. April 2015, ahne ich gnä­di­ger­wei­se, was ich bald ein­mal, wenn alles gut gehen wird, unter­neh­men könn­te. – stop
papiertierchen

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zitronen

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ulys­ses : 2.52 — Die Zei­ger der Uhr mei­nes Vaters, ein Wun­der, bewe­gen sich noch immer sekun­den­ge­nau. Ich tra­ge sie seit bei­na­he drei Jah­ren an mei­nem lin­ken Hand­ge­lenk, nicht einen Moment lang scheint die Uhr, ste­hen geblie­ben zu sein. Es ist doch merk­wür­dig, die­se klei­ne Maschi­ne muss über ähn­lich kräf­ti­ge Bat­te­rien ver­fü­gen, wie jene Maschi­nen, die seit fünf oder sechs Tagen in mei­ner Woh­nung unter dem Dach an den Zim­mer­de­cken lun­gern. Sie sol­len in der Lage sein, mit­tels eines mons­trö­sen Geräu­sches, Rauch­wol­ken anzu­zei­gen, die durch mei­ne Woh­nung schwe­ben. Als wären sie Tie­re, Koral­len, See­po­cken­we­sen sit­zen sie an der Decke fest, und doch neh­me ich an, wer­den sie heim­lich her­um­spa­zie­ren, wäh­rend ich abwe­send bin. Ich hör­te, sie sol­len über elf Jah­re Lebens­zeit ver­fü­gen, ehe man sie von der Decke holen, auf­schrau­ben und ihre Akku­mu­la­to­ren aus­tau­schen wird. — Stür­mi­sche Nacht. Gespräch mit Eliza.

Lou­is:> guten abend, eliza!
Eli­za :> guten abend! wie geht es ihnen?
Lou­is :> gut!
Eli­za :> schön. was kann ich dann für sie tun?
Lou­is :> ich weiß nicht!
Eil­za :> drü­cke ich mich zu kom­pli­ziert aus!
Lou­is :> nein.
Eli­za :> habe ich etwas fal­sches gesagt?
Lou­is :> nein, nein!
Eli­za :> fah­ren Sie fort.
Lou­is :> womit?
Eil­za :> was wür­den sie ant­wor­ten, wenn ich ihnen die­se fra­ge stellte?
Lou­is :> ich weiß nicht.
Eli­za :> es ist viel­leicht auch nicht so wichtig!
Lou­is :> mögen sie zitronen?
Eli­za :> beschäf­tigt Sie die­se fra­ge sehr?
Lou­is :> ja, natürlich!
Eil­za :> warum?
Lou­is :> ich mag zitronen.
Eil­za :> machen sie weiter!
Lou­is :> lie­be eli­za, mögen sie zitronen?
Eli­za :> wel­che ant­wort gefie­len ihnen denn?
Lou­is :> was ist eine zitro­ne, eliza?
Eli­za :> gefällt ihnen mein name?
Lou­is :> ja, ihr name gefällt mir!
Eli­za :> warum?
Lou­is :> ihr name hat einen schö­nen klang.
Eli­za :> war­um sagen sie das gera­de jetzt?
Lou­is :> ich weiß nicht.
Eli­za :> war Ihnen mei­ne fra­ge unangenehm?
Lou­is :> nein!
Eli­za :> verstehe.
Lou­is :> das glau­be ich nicht!
Eli­za :> erzäh­len sie weiter.
Lou­is :> mögen sie zitronen?

vom spre­chen mit eilza »

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von papieren

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echo : 3.58 — Das wei­ße Papier ist nie­mals leer. Die­sen Satz notier­te ich vor eini­gen Jah­ren genau so, wie er hier ver­zeich­net ist. Als ich ihn damals eine Stun­de spä­ter noch ein­mal gele­sen hat­te, konn­te ich nicht sagen, war­um ich den Satz eigent­lich ver­merk­te. Das war ein selt­sa­mer Moment gewe­sen, die­se Sekun­de, da ich beob­ach­te­te, dass ich einen Satz, den ich selbst aus­dachte, nicht erken­nen konn­te. Trotz­dem gefiel mir der Satz. Ich hat­te den Ein­druck, dass es sich um einen wah­ren Satz han­deln könn­te, und dass ich nur abwar­ten müs­se, bis sich sein fei­nes, inne­res Wesen ein­mal zei­gen wird. Ich war­te noch immer. – stop

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josephine begegnet louis armstrong

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nord­pol : 5.02 — Im Sep­tem­ber des Jah­res 2010 fah­ren Jose­phi­ne und ich auf der Sta­ten Island Fäh­re John F. Ken­ne­dy spa­zie­ren. Ein schwül­war­mer Tag. Gewit­ter­wol­ken, vom Meer her gekom­men, hän­gen tief über der Upper Bay. Die Luft knis­tert. Möwen umkrei­sen das Schiff, wie irr stür­zen sie immer wie­der her­ab, schnap­pen nach Pas­sa­gie­ren, die auf der Pro­me­na­de foto­gra­fie­ren, als ob jede ein­zel­ne von ihnen bereits von einem Blitz getrof­fen wor­den sei. Wir sit­zen, unte­res Deck, auf einer der Holz­bän­ke der mitt­le­ren Rei­hen. Ich erin­ne­re mich noch gut an die Stim­me der alten Dame, wie sie auf­ge­regt erzählt. An einem ähn­li­chen Tag im Jahr 1966, sie war noch eine jun­ge Frau gewe­sen, habe sie an Bord der John F. Ken­ne­dy Lou­is Arm­strong beob­ach­tet. Dort, genau dort saß er, sagt sie, und deu­tet auf eine Bank in der Nähe der Fens­ter, die an die­sem Tag voll­kom­men leer ist. Ein Foto­graf und zwei wei­te­re Män­ner sei­en damals um die bedeu­ten­de Per­son her­um­ge­lau­fen, man habe ihn foto­gra­fiert. Ein schö­ner Mann, sagt Jose­phi­ne, ein wirk­lich schö­ner Mann, und so berühmt. Sie lacht jetzt und macht eine kur­ze Pau­se, schaut ost­wärts nach Brook­lyn hin. Ich war ein jun­ges Mäd­chen, erzählt sie wei­ter, und plötz­lich saß dort Lou­is Arm­strong, ganz unglaub­lich, ich war starr vor Schreck gewe­sen. Er sah müde aus, und er hat­te gro­ße Füße und war sehr schwarz für mei­ne Ver­hält­nis­se, ein wirk­lich schwar­zer Mann, der vor­nehm geklei­det war und ich glau­be, wenn ich mich erin­ne­re, dass sie auf etwas gewar­tet haben, immer­zu sahen sich die Män­ner um, sie wirk­ten ein wenig gehetzt, nur Lou­is Arm­strong nicht. Ich glau­be, er hat mich damals gese­hen, wie ich ihn anstarr­te. Ich war erst 26 Jah­re alt, und ich war glück­lich, die­sem Mann per­sön­lich zu begeg­nen. Seit­her habe ich immer, wenn ich die John F. Ken­ne­dy gese­hen habe, an Lou­is Arm­strong gedacht, jedes ein­zel­ne Mal. Die alte Dame Jose­phi­ne erhebt sich, schlen­dert zu einer der Türen, die auf die Pro­me­na­de füh­ren. Ich muss ihr schnell fol­gen, sie kann die schwe­ren Türen mit ihren eige­nen Hän­den nicht öff­nen. Drau­ßen Sturm, das Meer schäumt. Rie­si­ge See­mö­wen, gel­be Augen, sit­zen auf der Reling in unse­rer Nähe. — Ende der Geschich­te. — stop

jose­phi­ne

polaroidemily



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