Aus der Wörtersammlung: gestalt

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oder ein fernrohr

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del­ta : 10.08 UTC — Lie­ber Theo, ich dan­ke Ihnen für Ihren Brief, in dem Sie sich so freund­lich nach der Bedeu­tung des Wor­tes Fin­ger­bril­le erkun­di­gen. Tat­säch­lich kann ich bestä­ti­gen, um eine Fin­ger­bril­le in der Wirk­lich­keit her­zu­stel­len, sind bei­de Hän­de vor Augen zu füh­ren, außer­dem der lin­ke und der rech­te Dau­men je mit einem Fin­ger der­sel­ben Hand an den Spit­zen zu ver­bin­den, sodass die Anmu­tung eines Krei­ses ent­ste­hen wird. Soll­ten Sie dau­er­haft oder für kur­ze Zeit über nur eine Hand ver­fü­gen, ist doch immer­hin die Gestalt eines Mon­okels zu errei­chen oder eines Fern­roh­res, das ist denk­bar. Mit herz­li­chen Grü­ßen — Ihr Lou­is — stop
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von vögeln

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ulys­ses : 18.10 UTC — Wong Kar-wai’s Vögel ohne Füße, die nie­mals lan­den. Immer wie­der eine wun­der­ba­re Vor­stel­lung. Auch die Vor­stel­lung der Zep­pe­li­ne, die Jahr­hun­der­te lang wie Wol­ken lang­sam um den Erd­ball schwe­ben. Ges­tern zeich­ne­te ich ein Rot­kehl­chen mit einem Blei­stift auf ein Blatt Papier. Ich soll­te erwäh­nen, dass die Zeich­nung des klei­nen Vogels, der von rechts her kom­mend über das Blatt nach links hin segel­te, miss­glück­te, es war das ers­te Rot­kehl­chen, das ich in mei­nem Leben zeich­ne­te. Immer­hin waren zwei Flü­gel zu erken­nen gewe­sen und ein Kör­per­chen in der Mit­te, ein Schna­bel und ein klei­ner Kopf. Auch ein roter Fleck auf dem Kör­per­chen in der Gegen­den des Hal­ses war zu ent­de­cken, weil ich nach einem roten Bunt­stift such­te, das dau­er­te recht lan­ge, wäh­rend der klei­ne Vogel gedul­dig war­te­te, dass ich mit wesent­li­cher Far­be zu ihm zurück­keh­ren wür­de. — Wes­we­gen ich ein Rot­kehl­chen gezeich­net habe? — Nun, ich habe die­se Zeich­nung ange­fer­tigt, weil ich mich frag­te, ob irgend­wann ein­mal flie­gen­de Ser­ver­ma­schi­nen in der Gestalt der Sing­vö­gel denk­bar sein wer­den, die in Schwär­men her­um­flie­gen, indes­sen sie mit­tels unsicht­ba­rer Wel­len mit­ein­an­der kom­mu­ni­zie­ren? Wie lan­ge Zeit wür­den wir die­se flüch­ti­gen Schwarm­ob­jek­te noch als unse­re Geschöp­fe ver­ste­hen? Wären wir in der Lage, sie jemals wie­der ein­zu­fan­gen? — Deniz Yücel wei­ter­hin in Haft! — stop
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zylinder

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india : 12.01 UTC – Vor eini­gen Wochen besuch­te ich B., der noch immer in einer klei­nen Woh­nung über einem Jazz­ca­fé wohnt, wes­we­gen sein höl­zer­ner Fuß­bo­den manch­mal bebt, sodass auch sei­ne Gäs­te beben und der Kaf­fee in den Tas­sen, und im Som­mer flie­gen die klei­nen Som­mer­flie­gen los, weil das Beben der­ma­ßen schreck­lich für ihre Bein­chen ist, dass sie lie­ber stun­den­lang her­um­flie­gen als wären sie Vögel ohne Füße. B. wohnt also in die­ser klei­nen Woh­nung und ist noch immer trau­rig. Ich ken­ne ihn seit 15 Jah­ren, nie­mals habe ich ihn glück­lich wahr­ge­nom­men, nicht eine Sekun­de lang, oder in einem Zustand, den man als weder glück­lich noch unglück­lich bezeich­nen könn­te. B. ist unglück­lich, weil er das so will, er hat sich in sei­ner Trau­rig­keit ein­ge­rich­tet, wie in einem unsicht­ba­ren Zelt, in dem er lebt, das er mit sich auf jede Rei­se nimmt, er reist ja nicht viel, aber er ist ein guter Gast­ge­ber, sehr fein­füh­lig, ein gedul­di­ger Zuhö­rer, der nie­mals lacht. Er schreibt im Übri­gen an einem Buch, das rund ist, ich mei­ne, er schreibt an einem Win­ter­buch von der Gestalt eines Zylin­ders. Man kann in dem Buch blät­tern, aber man weiß nicht, wo das Buch anfängt, weil in B.s Buch kein Anfang exis­tiert, man liest, und wenn man lan­ge genug liest, wird man plötz­lich mei­nen, sich zu erin­nern, oder man hat eine Mar­kie­rung in das Buch notiert, was eigent­lich nicht gestat­tet ist. Aber das ist eine ganz ande­re Geschich­te. — stop
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basskäfer : es ist samstag

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alpha : 17.15 UTC — Ein Bass­kä­fer (Cole­op­te­ra cham­be­rus) ist tat­säch­lich in etwa geformt wie ein Kon­tra­bass. Einen Fin­ger lang oder hoch, ver­mag der Käfer zu flie­gen, aber nicht zu gehen. Nähert man sich einem Bass­kä­fer vor­sich­tig, wird man sono­re Töne ver­neh­men, die einem Gehäu­se ent­kom­men, das vorn wie hin­ten, oben wie unten, ähn­lich beschaf­fen ist, eine Art Zep­pe­lin­luft­schiff mit einem Kopf, das auf dem Bauch lan­de­te. Das Gehäu­se glänzt, als wäre es von polier­tem Holz. Der Käfer scheint nun auf den zwei­ten Blick hin, tat­säch­lich ein Käfer­we­sen zu sein, ins­be­son­de­re sein Kopf zeigt alle Merk­ma­le eines Käfer­kop­fes, Füh­ler, Augen, Mund­werk­zeu­ge, dar­über hin­aus ver­fügt sein zen­tra­ler Kör­per über Deck­flü­gel, wel­che sach­te beben, dar­un­ter ruhen durch­sich­ti­ge Schwin­gen, die den Käfer durch die Luft trans­por­tie­ren, jedoch nicht sehr dau­er­haft oder weit, weil es nicht vor­neh­me Auf­ga­be der Bass­kä­fer ist, her­um­zu­flie­gen, viel­mehr ist vor­neh­me Auf­ga­be der Bass­kä­fer, Geräu­sche zu erzeu­gen, die von der Art der Kon­tra­bass­instru­men­te sind, so wie wir Men­schen sie ken­nen, weil wir sie erfun­den haben. Des­halb sind an der äuße­ren Gestalt der Bass­kä­fer kei­ner­lei Bei­ne oder Füße zu erken­nen, weil sie sich im Inne­ren des Käfers befin­den. Dort zup­fen sie an Sai­ten von Chi­tin, stun­den-gar tage­lang. Bass­kä­fer schei­nen in die­ser Wei­se mit­ein­an­der zu kom­mu­ni­zie­ren. Sobald ein Bass­kä­fer auf einen Trom­pe­ten­kä­fer trifft, sind bei­de Käfer glück­lich. — stop

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schokolade

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char­lie : 3.05 — In der Stra­ßen­bahn berich­te­te ein älte­rer Herr, er erin­ne­re sich immer wie­der ein­mal zur Weih­nachts­zeit an das Wort Pan­zer­scho­ko­la­de. Das sei Scho­ko­la­de gewe­sen, die für kämp­fen­de Sol­da­ten mit der angst­lö­sen­den Sub­stanz Per­vi­tin ver­setzt wor­den sein soll. Er kön­ne nicht mit Sicher­heit sagen, ob er als Kind jemals einen Niko­laus von Scho­ko­la­de geschenkt bekom­men habe, ihre Gestalt jedoch, ihre roten, blau­en und gol­den glän­zen­den Metall­män­tel unse­rer Tage rufen unaus­weich­lich das Wort Pan­zer­scho­ko­la­de in ihm her­vor. Ob ich wüss­te, frag­te er, dass Per­vi­tin Crys­tal Meth ähn­lich sei, dass man Pan­zer­scho­ko­la­de damals an Kios­ken ver­kauf­te, an Zivi­lis­ten, eine unglaub­li­che Sache. — Mit­ter­nacht. Noch zu tun: Ein authen­ti­sches Wort für Puls­ge­räu­sche der Koli­bris erfin­den. — stop

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von seeanemonen und wandernden ohren

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papa : 2.15 UTC – Neh­men wir ein­mal an, dem ursprüng­li­chen Code einer See­ane­mo­ne wür­de ein wei­te­rer Code hin­zu­ge­fügt, eine sehr kur­ze Stre­cke nur, sagen wir Jack Kerou­acs Roman The Town and The City mit­tels Nukleo­ba­sen­paa­ren notiert. Was wür­de gesche­hen? Inwie­fern wür­de Jack Kerou­acs Text Wesen oder Gestalt einer See­ane­mo­ne berüh­ren? Wür­de der Text von See­ane­mo­ne zu See­ane­mo­ne wei­ter­ge­reicht, wür­de er sich nach und nach ver­än­dern, wür­de er viel­leicht ent­lang der Küs­ten­li­ni­en wan­dern? Seit dem 8. Dezem­ber 2014, ich hat­te geträumt, sind mensch­li­che Per­so­nen denk­bar, die nur zu dem einem Zweck exis­tie­ren, näm­lich Ohren, ein gutes Dut­zend wahl­wei­se auf ihren Armen oder Schul­tern zu tra­gen, um sie gut durch­blu­tet so lan­ge zu kon­ser­vie­ren, bis man sie von ihnen abneh­men wird, um sie auf eine wei­te­re Per­son zu ver­pflan­zen, die eine gewis­se Zeit oder schon immer ohne Ohren gewe­sen ist. Unheim­li­che Sache auch nach zwei Jah­ren noch, da ich die­sen Text zum ers­ten Mal über­leg­te. — stop
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papiere

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marim­ba : 5.02 — Auf einer Brief­mar­ke sind deut­lich Men­schen zu erken­nen, die im Was­ser schwe­ben. Sie bewe­gen sich lang­sam, grü­ßen oder alar­mie­ren mit win­ken­den Bewe­gun­gen ihrer Arme und Hän­de, drei Gestal­ten, drei Per­so­nen. Der Brief, auf dem das merk­wür­di­ge Post­wert­zei­chen vor län­ge­rer Zeit augen­schein­lich mit Spei­chel befes­tigt wor­den war, ruht auf mei­nem Küchen­tisch. Dort herrscht Unord­nung, weil ich für Unord­nung sorg­te. Am Frei­tag habe ich mit der Unord­nung ange­fan­gen, indem ich mei­ne alte mecha­ni­sche Schreib­ma­schi­ne zer­leg­te. Zunächst ent­fern­te ich das Gehäu­se der Schreib­ma­schi­ne, dann die Tas­ta­tur, kurz dar­auf die Papier­wal­ze der Schreib­ma­schi­ne, sowie eine Klin­gel, deren Geräusch ich mit der Metho­de des Schrei­bens zu frü­he­ren Zei­ten ver­bin­de. Sie war gedacht, wenn ich mich recht erin­ne­re, den schrei­ben­den Men­schen dar­auf auf­merk­sam zu machen, dass das Ende der Zei­le, an der er gera­de arbei­te­te, bald erreicht sein wird, auch damals ging man schon davon aus, dass Men­schen exis­tie­ren, die wäh­rend des Schrei­bens ins­be­son­de­re ihre Hän­de betrach­ten, Fin­ger, wie sie über die Tas­ta­tur hüp­fen, so dass sie das Papier, das sie beschrei­ben, über­haupt nicht wahr­neh­men, wes­halb sie ver­säu­men könn­ten, den Papier­wal­zen­schlit­ten der Schreib­ma­schi­ne zurück­zu­set­zen, um eine wei­te­re Zei­le zu begin­nen. Wäh­rend ich die Maschi­ne zer­leg­te, bemerk­te ich, dass jedes ihrer Ein­zel­tei­le in wei­te­re Ein­zel­tei­le zer­legt wer­den konn­te. Bald arbei­te­te ich mit einer Lupe, bald waren Schrau­ben, Stre­ben, metal­le­ne Häu­te von einer Klein­heit, dass ich fürch­te­te, ich könn­te sie ver­se­hent­lich atmend zu mir neh­men. Ich arbei­te­te Stun­de um Stun­de vor­an, ohne dar­an zu den­ken, einen Plan zu fer­ti­gen, der mich in die Lage ver­set­zen wür­de, die zer­leg­te Schreib­ma­schi­ne wie­der zu einer voll­stän­di­gen funk­tio­nie­ren­den Ein­heit zu fügen. In die­ser Zeit der Auf­lö­sung, lag der Brief win­ken­der Brief­mar­ken­men­schen in nächs­ter Nähe. Eine wun­der­vol­le blaue Brief­mar­ke, auf einem Brief, den ich zur­zeit noch immer nicht geöff­net habe, ich neh­me an, weil ich noch ein wenig wei­ter schla­fen will. — stop

unterwassertapete7

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radionuklidbatterie

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~ : louis
to : mr. eliot
sub­ject : RADIONUKLIDBATTERIE

Lie­ber Eli­ot! Guten Mor­gen! Wie geht’s, wie steht’s? Ich frag­te mich, ob Du die Hit­ze, — auch bei Dir drü­ben soll es sehr heiß sein -, gut ver­tra­gen kannst? Ich sor­ge mich ein wenig, ver­mut­lich ohne Grund! Mir jeden­falls bekommt die Hit­ze nicht sehr gut. Auch Vaters alter Uhr nicht. Ich tra­ge sie, seit er gestor­ben ist vor vier Jah­ren. Jetzt ist sie ste­hen­ge­blie­ben, ver­mut­lich weil ihre Bat­te­rien in der war­men Luft müde gewor­den sind. Für ein paar Stun­den habe ich mir aus­ge­malt, dass die Zeit mei­nes Vaters nun end­gül­tig ende­te. Das ist schmerz­voll, ich wür­de ihm gern noch ein­mal erzäh­len von mei­nen Wün­schen, von einem Vogel bei­spiels­wei­se, der mein Leben verzeich­net, der mich beglei­tet, Gesprä­che, die ich täg­lich mit Men­schen füh­re oder heim­li­che Gesprä­che mit mir selbst. Auch wür­de vom Vogel auf­ge­nom­men, was ich gese­hen habe wäh­rend ich reis­te, einen Ken­tau­ren im Gebir­ge, Regen­trop­fen am Strand von Coney Island, eine schla­fen­de Hand, die zeich­ne­te. Manch­mal ist es ange­nehm, sich wün­schen zu kön­nen, was nicht mög­lich zu sein scheint, eine gro­ße Frei­heit der Spe­ku­la­tion. Aber in den ver­gan­ge­nen Tagen wur­de mir bewusst, dass die Ver­wirk­li­chung eines mich beglei­ten­den Vogel­we­sens nicht län­ger uto­pi­sch sein muss. Ich kann mir eine flie­gende Maschi­ne ohne wei­tere Anstren­gung vor­stel­len, ein künst­li­ches Luft­we­sen, vier Pro­pel­ler, ange­trie­ben von einer leich­ten Radio­nu­klidbat­te­rie, die sich tat­säch­lich für Jahr­zehnte an mei­ner Sei­te in der Luft auf­hal­ten könn­te, ein bei­nahe laut­lo­ses Wesen in der Gestalt eines Koli­bris, eines Tau­ben­schwänz­chens oder einer Bie­ne, davon erzähl­te ich schon. Ich weiß nicht war­um das so ist, ich habe den Ein­druck, wenn ich Vaters Uhr bald wie­der in Gang set­zen wer­de, wird sie mei­ne Uhr gewor­den sein, das ist viel­leicht ein wenig ver­rückt, oder auch nicht. Ges­tern habe ich eine Geschich­te von 18 Sei­ten Län­ge auf ein Ton­band gespro­chen und der­art beschleu­nigt, dass mei­ne Stim­me zu einem Geräusch von 10 Sekun­den Dau­er wur­de, eine Art Hoch­ge­schwin­dig­keits­hör­spiel, das ich selbst nicht hören konn­te, weil ich sehr hohe Geräu­sche seit lan­ger Zeit nicht mehr wahr­neh­me. Ich sen­de Dir die Datei anbei. Wür­dest Du bit­te prü­fen, ob Du selbst sie viel­leicht noch hören kannst, oder irgend­je­mand sonst? Mel­de Dich bald! Dein Lou­is

gesen­det am
10.09.2016
22.56 UTC
2453 zeichen

segelpferdchen

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afrika

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nord­pol : 2.28 — Zen­tral­afri­ka­ni­sche Land­schaft. Savan­ne. Affen­brot­bäu­me. Das Ufer eines Flus­ses oder Sees. Wol­ken, schnee­weiß, getürmt. Ent­lang der Ufer­li­nie flie­gen Fla­min­gos, ein Schwarm, 200 oder 300 Tie­re. Sie sind ver­mut­lich gera­de erst gestar­tet. Wenn ich mich mit einer Lupe der Land­schaft, die auf eine Brief­mar­ke gepresst wur­de, nähe­re, ver­mag ich die Füße ein­zel­ner Vögel gut zu erken­nen, eine hoch­auf­lö­sen­de Druck­ar­beit, mög­li­cher­wei­se könn­te man unter einem Mikro­skop Federn ent­de­cken, das Licht, das sich in den Augen der Flie­gen­den bricht, Mos­ki­tos, die über dem Was­ser schwe­ben, Libel­len und wie­der­um die Füße der Libel­len. Ein sel­te­nes Exem­plar einer Pan­ora­ma­mar­ke von 2,8 cm Höhe und 1 Meter und 50 cm Brei­te. Man könn­te die­se Brief­mar­ke für Brie­fe ver­wen­den, die über ent­spre­chen­de Brei­te ver­fü­gen, sagen wir, für sehr lan­ge Lang­brie­fe, oder aber man ver­wen­det die­ses wun­der­vol­le Post­wert­zei­chen auf Kurz­brie­fen übli­cher Brei­te, dann muss man die Brief­mar­ke fal­ten. Genau­so ist das vor­ge­se­hen, natür­li­che Fal­ten sind der Brief­mar­ke bei­gebracht, eigent­lich liegt die Brief­mar­ke, sofern man sie erwer­ben möch­te, in gefal­te­tem Zustand vor, ein Bänd­chen von Haa­res­brei­te hält sie in der Gestalt einer Zieh­har­mo­ni­ka zusam­men. Auch jetzt sind Fla­min­gos gut zu erken­nen. Es han­delt sich um eine wirk­lich sehr schö­ne Mar­ke. — stop

drohne27

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nahe lemmon creek park

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char­lie : 2.58 — Seit einer hal­ben Stun­de suche ich nach einem Namen für einen Mann, den ich ein­mal vor län­ge­rer Zeit beob­ach­tet habe auf Sta­ten Island an einem Strand im Win­ter. Ich dach­te, ver­dammt, hät­te ich ihn doch nur nach sei­nem Namen gefragt, ich fürch­te­te damals, ihn zu stö­ren, fürch­te­te, dass er sofort in den wil­den Wäl­dern nahe dem Lem­mon Creek Park ver­schwin­den wür­de. So still wie damals am Strand, sit­ze ich nach­denk­lich und rufe mir die Gestalt des Man­nes in Erin­ne­rung, eine schat­ten­lo­se Figur, die auf einem ver­wit­ter­ten Baum­stamm hockt. Du heißt viel­leicht Lau­ren­ti­us, den­ke ich, oder Hen­ry, nein, nicht Hen­ry, Lau­ren­ti­us wird ein guter Name sein. Der Strand ist nass vom Regen und vom Nebel, der tief über dem Meer hängt. Wenn man her­aus­schaut, weg vom Land, sieht man Schif­fe, aber nur ihre Bäu­che, nicht Brü­cken, Con­tai­ner, win­ken­de Pas­sa­gie­re. Ich glau­be, auch Lau­ren­ti­us beob­ach­tet in die­sem Moment sei­nes Lebens Schif­fe und Nebel, manch­mal schreibt er ein paar Sät­ze auf ein Notiz­blatt, reißt das Papier aus sei­nem Block, fasst in sei­ne rech­te oder lin­ke Hosen­ta­sche, holt ein Fläsch­chen her­vor, wickelt das Notiz­blatt um einen Blei­stift, führt das in die­ser Wei­se geform­te Notiz­pa­pier­stäb­chen in den Hals des Fläsch­chens ein, ver­schließt den Behäl­ter mit einem Kor­ken, steht auf und schleu­dert ihn aufs Meer hin­aus. Dann setzt er sich wie­der auf den ver­wit­ter­ten Baum­stamm, beob­ach­tet die Schif­fe, die west- und ost­wärts der Küs­te fol­gen, um nach eini­gen Minu­ten eine wei­te­re Notiz zu fer­ti­gen. Ein­mal kehrt eines der Fläsch­chen zurück, es ist mög­li­cher­wei­se von der Bug­wel­le eines grö­ße­ren Schif­fes aus der Strö­mung getra­gen wor­den. Als Lau­ren­ti­us das Fläsch­chen bemerkt, steht er auf, holt das Fläsch­chen aus der Bran­dung, dreht den Kor­ken vom Fla­schen­hals und schüt­telt das Fläsch­chen so lan­ge, bis das Notiz­zet­tel­röll­chen auf sei­ne Hand­flä­che rutscht. Dann wirft er die lee­re Fla­sche wie­der weit hin­aus aufs Was­ser, wo es für einen kur­zen Moment ver­schwin­det. — stop

propeller



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