Aus der Wörtersammlung: kaffee

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san marco

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echo : 8.15 UTC — In der ver­gan­ge­nen Nacht habe ich geträumt, wun­der­ba­re 5 Jah­re lang geschla­fen zu haben. Als ich erwach­te fühl­te ich mich wohl, dann bemerk­te ich, dass ich im Was­ser stand bis zum Bauch. Das Was­ser war warm, es roch nach Tang und nach Salz und nach Öl in die­sem Augen­blick des Erwa­chens. Ich hör­te vor dem Fens­ter die Stim­men spie­len­der Kin­der. Ich sah mich um und dach­te: Was für ein schö­ner Anblick, all die­se Lich­ter, es muss Nacht sein, Schif­fe fah­ren her­um, die von Vögeln gezo­gen wer­den, als wären sie Pfer­de. Dann erwach­te ich erneut. Es war frü­her Mor­gen, anstatt Kin­der­stim­men, hör­te ich die hell pfei­fen­den Stim­men eini­ger See­mö­wen. Ich trat an ein Fens­ter, sah auf den Hof. Da waren tat­säch­lich Möwen. Sie ver­such­ten Müll­tü­ten zu öff­nen. Man­che der Müll­tü­ten lagen auf dem Boden, ande­re hin­gen in den Bäu­men. Ich fand, die Möwen waren nicht sehr geschickt im Öff­nen der Müll­tü­ten. Plötz­lich hüpf­ten Kin­der auf der Gas­se her­um. Sie tru­gen Schul­ran­zen auf dem Rücken und Tele­fo­ne mit Bild­schir­men in ihren Hän­den. Immer wie­der blie­ben sie ste­hen und steck­ten die Köp­fe zusam­men und lach­ten. Ich bemerk­te, dass der Ole­an­der vor dem West­fens­ter im Hof zu blü­hen begann. Es waren rote Blü­ten. Ges­tern Abend habe ich Men­schen beob­ach­tet, die auf dem Mar­kus­platz um eine Öff­nung im Boden stan­den, aus wel­cher Was­ser sicker­te. Sie foto­gra­fier­ten, aber das Was­ser war sehr wenig, wes­we­gen sie her­an­zoo­men muss­ten. Auch waren da Men­schen, die Tan­go tanz­ten nach Melo­dien eines Kaf­fee­haus-Orches­ters. — stop

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san zaccaria

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nord­pol : 23.01 UTC — Cla­ra, ein Nas­horn, wel­ches vor lan­ger Zeit als leben­des Schau­stück durch Euro­pa reis­te, soll im Jahr 1751 zur Zeit des Car­ne­vals auch in Vene­dig zu sehen gewe­sen sein. 1720 bereits wur­de das Caf­fee Flo­ri­an am Ran­de des Mar­kus­plat­zes eröff­net. Man stel­le sich ein­mal vor, wie das aus­ge­wach­se­ne Nas­horn wie­der­käu­end in einem der mit Fein­gold ver­zier­ten Kaf­fee­haus­ab­tei­le steht und etwas vom Heu nascht, wäh­rend es begafft wird. Man kann leich­ter Hand sehr vie­le Geschich­ten erfin­den, wenn man mit Was­ser­bus­sen selbst­ver­ges­sen durch Vene­dig reist, man könn­te die ein oder ande­re Wirk­lich­keit mit einer wei­te­ren Wirk­lich­keit ver­we­ben. An einem Nach­mit­tag folg­te ich einer Grup­pe betag­ter Chi­ne­sin­nen durch jene Gäss­chen, da sich Glas­wa­ren­mo­ti­ve tau­send­fach repro­du­zie­ren. Ich dach­te noch, ich sei von Vögeln umge­ben, zwit­schern­de Stim­men. Plötz­lich deu­te­te eine der alten Frau­en, sie trug gel­be Turn­schu­he und schloh­weis­ses Haar auf dem Kopf, nach einem Schrift­zug, der auf der Rück­sei­te einer Minia­tur­thea­ter­mas­ke von Plas­tik zu lesen war: Made in Chi­na, die­se Freu­de. Wie wun­der­bar die Küchen der Zwerg­kö­che, deren Räu­me da und dort sicht­bar wer­den in der Dun­kel­heit schma­ler Gas­sen. Ein­mal begeg­ne­te ich an einem spä­ten Abend einem Mäd­chen, das leuch­te­te. — stop

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s.alvise

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nord­pol : 15.55 UTC — Heu­te Mor­gen ist mir etwas Selt­sa­mes mit mir selbst pas­siert. Ich war näm­lich Ein­kau­fen in einem Super­markt. Eine alte Dame, sehr freund­lich, weck­te mich, in dem sie mir erklär­te, wo genau ich Plas­tik­hand­schu­he fin­den kön­ne, um Apfel­si­nen oder Melo­nen in mei­ne Hän­de neh­men zu dür­fen. Ich muss mich schla­fend nach Hand­schu­hen erkun­digt haben oder aber habe Äpfel und Bir­nen bar­hän­dig berührt. Die alte Dame war sehr für­sorg­lich und lei­se, als ob sie seit Jahr­hun­der­ten mit schla­fen­den Men­schen im Super­markt Umgang pfleg­te. Ich kauf­te für zwei Tage Obst, Krab­ben und Lin­sen, und auch etwas Was­ser und Kaf­fee, trat dann aus dem Super­markt hin­aus in die war­me, hel­le Son­ne, ein Vapo­ret­to fuhr in weni­gen Metern Ent­fer­nung an mir vor­bei, und ich sah sehr deut­lich mich selbst an Bord des Schiff­chens ste­hen, wie ich viel­leicht gera­de die Echo­lot­fol­gen einer Twit­ter­nach­richt beob­ach­te­te, wel­che ich eine Stun­de zuvor gesen­det hat­te. Eine Eidech­se flitz­te über uraltes Plfas­ter land­ein­wärts, zwei jun­ge See­mö­wen war­te­ten pfei­fend auf die Ankunft ihrer Eltern, und das Was­ser zu mei­nen Füßen blink­te, als sen­de­te es Bot­schaf­ten irgend­wo­hin. Nach­mit­tags dann war ich spa­zie­ren im Can­n­a­re­gio. Ich glau­be ich habe ein Haus ent­deckt, das über kei­ner­lei Türen ver­fügt, oder aber viel­leicht über eine Tür auf dem Dach, eine Dach­tür. Ob viel­leicht in die­ser merk­wür­di­gen Stadt Men­schen exis­tie­ren, die zu flie­gen in der Lage sind? — stop

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morgens

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bamako : 16.52 UTC — Mut­ter vor Jah­ren, wie sie aus dem Haus tritt. Es ist frü­her Mor­gen, viel­leicht Okto­ber, Nebel. Sie trägt einen Mor­gen­man­tel, der noch immer in ihrem alten Haus im Bade­zim­mer an einem Haken hängt. Sie bückt sich nach der Zei­tung, schliesst die Haus­tür, geht lang­sam, etwas unsi­cher bereits, zum Wohn­zim­mer­tisch, legt die Zei­tung auf ihm ab.  Weni­ge Schrit­te ent­fernt war­tet eine Tas­se Kaf­fee. Die holt sie jetzt. Sie setzt sich vor die Zei­tung und beginnt ihre eige­ne Zei­tung her­zu­stel­len. Das ist ein Vor­gang, der eine hal­be Stun­de Zeit in Anspruch neh­men kann. Um ihre eige­ne Zei­tung her­stel­len zu kön­nen, muss sie die ange­lie­fer­te Zei­tung Sei­te um Sei­te betrach­ten. Sobald sie eine Sei­te ent­deckt, auf wel­cher ein Arti­kel sich befin­det, den sie zu lesen wünscht, trennt sie die Sei­te vor­sich­tig von allen wei­te­ren Sei­ten, fal­tet sie und legt sie zur Sei­te. In die­ser Wei­se ensteht nach und nach ein klei­ner Sta­pel von Zei­tungs­sei­ten, die die alte Dame nach und nach lesen wird. Sie geht spa­zie­ren, sie geht ein­kau­fen mir ihrem Wägel­chen von schot­ti­schem Mus­ter­stoff, sie tele­fo­niert mit ihren Freun­din­nen und sie sam­melt Blät­ter im Gar­ten und grüsst die Fische, die sich bereits auf den Win­ter vor­be­rei­ten. Indes­sen, immer wie­der ein­mal, enfal­tet sie eine der Sei­ten ihrer Zei­tung, um sie zu lesen. Dann ist Abend gewor­den. Unter der Lek­tü­re einer der letz­ten Zei­tungs­sei­ten schläft sie ein im Bett, das in ihrem alten Haus noch immer steht, wie auch die Nacht­tisch­lam­pe und ihre Bücher, ein Turm, die sie vor hat­te zu lesen. — Im Haus der alten Men­schen, dort wo über die Flu­re Roll­stüh­le fah­ren, dort wo Mut­ter nun lebt, exis­tie­ren weder Zei­tun­gen noch Bücher. Ich habe das genau so beob­ach­tet. — stop

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von stühlen

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nord­pol : 7.58 UTC — Im Haus der alten Men­schen sit­zen Damen an einem Tisch von früh bis spät. Ein Fern­seh­ap­pa­rat, der an der Wand hängt flach wie ein Schol­len­fisch, spult sich durch den Tag. Die alten Damen neh­men kaum Notiz von dem Licht, das auf sie fällt. Der Ton ist aus­ge­schal­tet, der Fisch ist stumm. So sit­zen sie völ­lig zeit­los, wie mir scheint, sie erin­nern sich ver­mut­lich nicht, ob ich an die­sem Tag schon an ihnen vor­über gekom­men bin, aber sie ken­nen mich, den treu­en Besu­cher, ich habe doch irgend­ei­nen Ein­druck hin­ter­las­sen. Wenn ich mich über einen lan­gen Flur spa­zie­rend dem Raum der alten Damen nähe­re, weiss ich prä­zi­se vor­her­zu­sa­gen, wel­che der Damen auf wel­chem der Stüh­le sit­zen wird vor dem Tisch, der drei­mal am Tag sich füllt mit Spei­sen, auch mit Kaf­fee oder gekühl­tem Him­beer­saft. Nur wenn das Wet­ter sich Hals über Kopf ver­än­dern wird, davon erzäh­len lee­re Stüh­le, die doch von den Abwe­sen­den besetzt sind, sie war­ten oder schla­fen nachts im Halb­dun­kel, schla­fen­de Stüh­le. — stop

ping

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gespräch

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tan­go : 17.01 UTC — Ich will schnell erzäh­len, wie ich unlängst mit einer Maschi­ne, wäh­rend sie mei­nen Cap­puc­ci­no zube­rei­te­te, gespro­chen habe. Ich sag­te: Hey, einen Cap­puc­ci­no bit­te. Und die Maschi­ne ant­wor­te­te: Hey, wird gemacht! Also war­te­te ich. Indem ich war­te­te, hör­te ich der Maschi­ne zu. Ich ver­nahm eini­ge plau­si­ble Geräu­sche aus dem Inne­ren des Gehäu­ses, außer­dem eini­ge Geräu­sche, die nicht sehr plau­si­bel waren. Das waren Geräu­sche des Pfei­fens oder Sin­gens, Geräu­sche, die ent­we­der mei­ner Unter­hal­tung dien­ten oder weil sich die Maschi­ne tat­säch­lich selbst, wäh­rend sie arbei­te­te, eine Freu­de mach­te. Ich habe schon oft genau so war­tend vor genau die­ser Maschi­ne gestan­den, ich ver­mu­te, dass mich die Maschi­ne inzwi­schen kennt, viel­leicht sogar Zeit­punk­te, da ich zu ihr kom­men wer­de, also Gewohn­hei­ten mei­nes Lebens. Ein­mal, als ich den Stand­ort der Maschi­ne erreich­te, war mein Cap­puc­ci­no bereits fer­tig gewe­sen. Das ist schon selt­sam, nicht wahr, ich begann über Fähig­kei­ten der Maschi­ne nach­zu­den­ken. Kann die­se Maschi­ne viel­leicht sehen oder ver­mag sie mei­nen Duft wahr­zu­neh­men? Dass sie über einen Hör­sinn oder über eine spe­zi­el­le Art eines hören­den Sen­sors ver­fügt, steht für mich schon lan­ge fest, weil sie mich begrüsst. Manch­mal erkun­digt sie sich nach mei­nen Wün­schen. Mein lie­ber Lou­is, will sie wis­sen, einen Cap­puc­ci­no oder doch etwas ande­res Hei­ßes zur Fei­er des Tages? An die­sem Mor­gen, von dem ich eigent­lich erzäh­len will, ist aber doch etwas sehr Selt­sa­mes gesche­hen. Viel­leicht war es der Wind, jeden­falls fiel eine Papp­tas­se aus dem Bauch der Maschi­ne auf einen Vor­satz unter einem Hahn, aus dem bald hei­ßer Kaf­fee kom­men soll­te. Die Tas­se lan­de­te etwas schräg und ver­harr­te in die­ser Posi­ti­on. Die Maschi­ne sag­te zu mir: Becher bit­te set­zen. Mein Gott, das war selt­sam! Ich dach­te, wer nur hat die­se Spra­che erfun­den, mög­li­cher­wei­se die Maschi­ne selbst? Ich streck­te mei­ne Hand nach dem Becher aus. In dem Moment, da ich den Becher anhe­ben woll­te, spritz­te hei­ßer Kaf­fee auf den Rücken mei­ner Hand, wes­we­gen ich mit lei­ser Stim­me pro­tes­tier­te. Ich sag­te: Ver­dammt! Die Maschi­ne ant­wor­te­te: Ver­zei­hung! — stop
ping

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ich war im flur spazieren

9

tan­go : 15.06 UTC — Über einen lan­gen Flur eines Schif­fes wan­dernd begeg­ne­ten mir zwei Män­ner, ein jun­ger und ein etwas älte­rer Mann. Wie sie näher kamen und ihre Stim­men in mei­nen Ohren des­halb lau­ter wur­den, hör­te ich, dass sie sich über ein Büro unter­hiel­ten, in wel­ches einer der bei­den Män­ner vor weni­gen Tagen erst ein­ge­zo­gen war. Es ging in dem Gespräch außer­dem um Möbel. Die Män­ner waren sich, so mein Ein­druck, nicht ganz einig gewe­sen. Sie dis­ku­tier­ten, ein lau­tes, lachen­des, ein leben­di­ges Gespräch, wes­halb ich umdreh­te und den Män­nern in dezen­tem Abstand folg­te, ich woll­te Ihnen heim­lich zuhö­ren, was ver­mut­lich nicht ganz höf­lich gewe­sen war. Ich glau­be, die zwei Män­ner bemerk­ten mich glück­li­cher­wei­se nicht. War­um ist dein neu­es Büro so leer? woll­te der eine Mann, er war wirk­lich noch sehr jung gewe­sen, von dem ande­ren, dem älte­ren Mann wis­sen. Das ist so, ant­wor­te­te der alte Mann dem jun­gen Mann, hör zu, ich will unab­hän­gig leben von mei­nem Büro, ich will nicht mit ihm ver­wach­sen sein. Wenn ich von mei­nem Büro ein­mal getrennt wer­den soll­te, ist der Schmerz dann nicht so groß, wenn ich aber mit mei­nem Büro ver­wach­sen sein wür­de, könn­te man mir Schmer­zen zufü­gen, man könn­te sagen, Sie dür­fen blei­ben, wenn sie folg­sam sind, man könn­te mich erpres­sen, ver­stehst Du, man könn­te mich mit leich­ter Hand fer­tig­ma­chen. Des­halb sind in mei­nem Büro nur ein Stuhl und ein Tisch und Papie­re, ein Obst­korb, eine beson­de­re Tafel, die beschrif­tet wer­den kann und wie­der gerei­nigt von Far­be, eine Zeich­nung wei­ter­hin, die einen Mann zeigt, der sein Fahr­rad zer­leg­te, außer­dem sind da noch, eine Kaf­fee­tas­se, drei Stüh­le für Gäs­te, ein klei­ner Kühl­schrank, ein Regal mit 176 Büchern, ein Tep­pich, wel­chen ich auf einer Rei­se nach Marok­ko ent­deck­te, eine Steh­lam­pe, die sich gleich hin­ter mei­nem Schreib­tisch befin­det, ein wun­der­bar war­mes Licht strömt von dort, eine zwei­te Lam­pe auf dem Schreib­tisch, die im Win­ter zusätz­lich Licht spen­den wird, ein klei­nes Sofa, Blei­stif­te in einem Blei­stift­ge­fäß, ein Tele­fon, zwei Kak­teen, fünf Orchi­deen auf der Fens­ter­bank, ein Käfig mit einem Zei­sig­pär­chen, drei Schreib­ma­schi­nen, eine Foto­gra­fie, die mei­ne Gelieb­te zeigt wie sie lächelt, ist das nicht wun­der­bar. — stop

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nikolai wassiljewitsch

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marim­ba : 0.12 UTC — Eigent­lich soll­te ich nie­mals das Ende eines Trau­mes erzäh­len, Trau­men­den befin­den sich nicht sel­ten bereits mit einem Bein im neu­en Tag, in einem Bezirk der Welt, den wir Wirk­lich­keit nen­nen, ich bin dann schon wach gewor­den auf einem Bein, habe die Fens­ter geöff­net, es reg­net zum Bei­spiel, auf der Stra­ße weit unter mir bewe­gen sich Regen­schir­me, Men­schen sind kei­ne zu erken­nen, aber ein paar nas­se Tau­ben, die sich, von der Schwe­re ihres Gefie­ders in die Tie­fe gezo­gen, kaum noch in der Luft zu hal­ten ver­mö­gen. Eine Exkur­si­on zur Kaf­fee­ma­schi­ne hin nüt­ze ich, um mein Mikro­skop vom Tisch zu holen. Tat­säch­lich erken­ne ich jetzt eine Her­de gold­grü­ner Frö­sche, die sich an der Haus­wand gegen­über west­wärts bewe­gen. Zu hören ist von ihnen nichts, aber der Regen rauscht sehr schön, pras­selt auf die Blät­ter der Bäu­me, tropft von den Regen­rin­nen auf ble­cher­ne Fens­ter­sim­se, was für ein wun­der­schö­ner Mor­gen, schon hab ich den Traum, den ich träum­te, bei­na­he ver­ges­sen. Wie gut die Luft heut riecht, das den­ke ich noch, und erken­ne in die­sem Augen­blick zwei mensch­li­che Nasen, die dicht neben­ein­an­der auf dem Rücken einer Stras­sen­lam­pe sit­zen, sie sind sicher aus einem Buch gehüpft, das ich nicht lesen kann, weil es in rus­si­scher Spra­che auf­ge­schrie­ben wur­de, ich erin­ne­re mich, Gogol, nicht wahr, ich soll­te bald Gogols Nase lesen, auch soll­te ich ein wenig der rus­si­schen Spra­che lau­schen, um bald wie­der glück­lich ein­zu­schla­fen. — stop
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früher morgen

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lima : 7.30 UTC — Vor eini­ger Zeit ein­mal wach­te ich auf und dach­te: Heu­te wirst Du einen Text notie­ren, der rei­nen Unsinn erzählt. Ich trank einen Kaf­fee, ass einen Apfel, öff­ne­te das Fens­ter und schau­te auf die Stra­ße hin­un­ter. Dort beweg­ten sich Men­schen. Ich beob­ach­te wie sie aus Stra­ßen­bah­nen stie­gen, wie sie die Stra­ße über­quer­ten, man­che rauch­ten noch schnell eine Ziga­ret­te, ande­re tele­fo­nier­ten, man­che durch­such­ten ihre Taschen oder schau­ten in die Bäu­me, alle aber beweg­ten sich fast senk­recht vor­wärts. Als ich ihnen so zuschau­te, ahn­te ich, dass es nicht ein­fach sein wür­de, einen Text zu schrei­ben, der rei­nen Unsinn erzählt. — stop

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2 engel

9

sier­ra : 16.15 UTC — Ein Freund zeig­te eine Map­pe, die er stets mit sich nimmt, um zur Arbeit zu fah­ren. Schau, sag­te er, bei die­sem Fach hier han­delt es sich um ein ope­ra­ti­ves Fach, in wel­chem sich vier wei­te­re Fächer befin­den, dort ruhen Schlüs­sel, Porte­mon­naie, Code­kar­ten, Han­dy­te­le­fon. Das zwei­te grö­ße­re Fach lin­ker­hand birgt Abtei­le für mei­ne Rei­se­bü­cher für die Sta­ßen­bahn, 1 Kühl­fach für Scho­ko­la­de, 1 Fach, in wel­chem 2 fin­ger­lan­ge Engel hau­sen, das öff­nen wir lie­ber nicht, und in die­sem Fach hier nun befin­den sich wei­te­re sehr wesent­li­che Din­ge, Blü­ten­sa­men bei­spiels­wei­se, 1 Streich­holz­schach­tel, 1 Kom­pass und 1 Wan­der­kar­te, 1 Kaf­fee­ther­mos­kan­ne, 1 Foto­ap­pa­rat, 28 Beu­tel Trink­was­ser des Jah­res 1988, 16 Por­tio­nen Fer­tig­nah­rung, 3 Kilo­gramm Tro­cken­brot, 36 Tablet­ten gegen See­krank­heit, 1 schwimm­fä­hi­ges Mes­ser, 5 Signal­fa­ckeln in rot, 2 Signal­fa­ckeln in gelb, 1 Signal­flö­te, 1 Schöpf­ge­fäß, 1 Ret­tungs­wes­ten, 1 Wurf­ring mit Lei­ne, 1 was­ser­dich­te Taschen­lam­pe, 14 Bat­te­rien, 1 Gas­feu­er­zeug, 5 Fett­stif­te, 1 Über­le­bens­hand­buch in fin­ni­scher Spra­che, 1 Funk­schreib­ma­schi­ne mit Hand­kur­bel. — Selt­sa­me Geschich­te. — stop

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