Aus der Wörtersammlung: vorsichtig

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loop

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sier­ra : 0.08 — Geschich­ten, die sich gut begrün­det wie­der­ho­len, ver­traut gewor­de­ne Geschich­ten. Die­se hier, zum Bei­spiel, im Febru­ar 2008 aus der Luft gefischt: Da war mir doch in den Zei­ten der Vogel­grip­pe, bei klei­ne­ren Tur­bu­len­zen, im Gang eines Flug­zeu­ges eine uralte Lady ent­ge­gen­ge­kom­men, deren Gesichts­zü­ge mich sofort an Coco Cha­nel erin­ner­ten. Von zier­li­cher Gestalt trug sie einen dunk­len Man­tel, leich­te, fla­che Schu­he und mach­te Schrit­te wie ein Matro­se auf hoher See. Vor allem ihr schloh­wei­ßes Haar und ihr äußerst wil­lens­star­ker Blick sind nah geblie­ben, auch ihr hell­rot geschmink­ter Mund, der min­des­tens acht­zig Jah­re alt gewe­sen sein muss­te, und doch bei­na­he wirk­te wie der Mund einer jun­gen Frau. Eines Abends, wäh­rend ich einer Nach­rich­ten­sen­dung folg­te, erin­ner­te ich mich an die­se selt­sa­me Frau, und ich stell­te mir vor, wie sie aus der drit­ten Eta­ge eines Miets­hau­ses in den Kel­ler steigt, um ein Roll­wä­gel­chen zu suchen, das sie dort für immer abge­stellt hat­te, nach­dem sie beim Ein­kau­fen um ein Haar gestürzt war. Es ist also frü­her Mor­gen, es ist Win­ter und noch dun­kel, als die alte Dame das Haus ver­lässt. Ich sehe sie mit vor­sich­ti­gen Schrit­ten in ihrem Man­tel und Pelz­stie­fel­chen über die Stra­ße gehen. An der ers­ten Ampel biegt sie nach links ab, über­quert einen Platz, folgt einer wei­te­ren schma­len Stra­ße, jetzt ist sie vor einem Super­markt ange­kom­men. Sie stellt ihr Roll­wä­gel­chen in der Nähe der Kas­se ab, geht in die Geträn­ke­ab­tei­lung und nimmt eine Fla­sche Was­ser aus dem Regal. Sie trägt die Fla­sche zu ihrem Wägel­chen, kehrt zurück, nimmt sich die nächs­te Was­ser­fla­sche aus dem Regal und so geht das fort, bis das Wägel­chen gut gefüllt ist und ein wenig pfeift, wie es auf dem Heim­weg über die Stra­ße gezo­gen wird. — Jetzt ist die alte Frau vor der Tür ihres Hau­ses ange­kom­men. — Jetzt stellt sie das Wägel­chen neben die Trep­pe, die zur Haus­tü­re führt. — Jetzt ist sie mit einer der Fla­schen im Haus ver­schwun­den. — Zehn Minu­ten ver­ge­hen. Dann erscheint sie wie­der auf der Stra­ße. Sie hat ihren Man­tel aus­ge­zo­gen, trägt eine graue Jacke und Sport­schu­he. Kurz, für zwei oder drei Sekun­den, hält sie sich am Gelän­der der Trep­pe fest. — stop
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appalachian trial

14

echo

~ : louis
to : Mr. jona­than noe kekkola
sub­ject : NACHTBÄREN

Lie­ber Mr. Kek­ko­la, haben Sie sich also auf den Weg gemacht! Wie sehr ich mich für Sie freue! Den Appa­la­chi­an-Trail ein­mal anstatt von Süden kom­mend, von Nor­den her zu bewan­dern: fei­ne Idee. Ich bin begeis­tert! Aber Sie sind spät, sehr spät sind Sie, vie­le Tage wer­den Sie unter Regen­wol­ken wan­dern. Ich hof­fe, man hat Sie gut vor­be­rei­tet, hof­fe, dass Sie über ein was­ser­fes­tes Tele­fon und eine gleich­wohl was­ser­fes­te Schreib­ma­schi­ne ver­fü­gen. Ihre ers­te Nach­richt ist heu­te Mor­gen jeden­falls bei mir ein­ge­trof­fen. Eine E‑Mail, der nicht anzu­se­hen ist, dass sie in der Wild­nis geschrie­ben wur­de. Wir leben doch in selt­sa­men Zei­ten. Ich habe mir sofort eine klei­ne Kar­te ihrer Rou­te besorgt. Was machen die Bären? Und die Bie­nen? Und die Amei­sen? Natür­lich wer­de ich unver­züg­lich an Sie schrei­ben, sobald ich einen ers­ten tie­fe­ren Ein­druck vom Rüs­sel­prin­zip der Tief­see­ele­fan­ten gewon­nen habe. Ich den­ke Tag und Nacht über das Atmen in gro­ßer Tie­fe nach. Ganz vor­sich­tig tei­le ich Ihnen mit, dass ich viel­leicht bereits eine Ahnung habe. Bis bald, mein lie­ber Kek­ko­la. Pas­sen Sie gut auf sich auf! – Ihr Louis

gesen­det am
27.07.2009
18.58 MESZ
1074 zeichen

lou­is to jonathan
noe kekkola »

 

trail

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nachtzeppelin

2

echo : 2.18 — Ein Zep­pel­in­kä­fer, selt­sa­mes Wesen, schweb­te kurz nach 1 Uhr heu­te Nacht eine schnur­ge­ra­de, eine unsicht­ba­re Linie über den höl­zer­nen Fuß­bo­den mei­nes Arbeits­zim­mers ent­lang, wur­de in der Mit­te des Zim­mers von einer Luft­strö­mung erfasst, etwas ange­ho­ben, dann wie­der zurück­ge­wor­fen, ohne aller­dings mit dem Boden in Berüh­rung zu kom­men. — Ein merk­wür­di­ger Auf­tritt. – Und die­ser groß­ar­ti­ge Bal­lon von opa­k­em Weiß! Ein Licht, das kaum noch merk­lich fla­cker­te, als ob eine offe­ne Flam­me in ihm bren­nen wür­de. Ich habe mich zunächst gefürch­tet, dann aber vor­sich­tig auf Knien genä­hert, um den Käfer von allen Sei­ten her auf das Genau­es­te zu betrach­ten. — Fol­gen­des ist nun zu sagen. Sobald man einen Zep­pel­in­kä­fer von unten her besich­tigt, wird man sofort erken­nen, dass es sich bei einem Wesen die­ser Gat­tung eigent­lich um eine fili­gra­ne, flü­gel­lo­se Käfer­ge­stalt han­delt, um eine zer­brech­li­che Per­sön­lich­keit gera­de­zu, nicht grö­ßer als ein Streich­holz­kopf, aber schlan­ker, mit acht recht lan­gen Ruder­bei­nen, gestreift, schwarz und weiß gestreift in der Art der Zebra­pfer­de. Fünf Augen in grau­blau­er Far­be, davon drei auf dem Bauch, also gegen den Erd­bo­den gerich­tet. Als ich bis auf eine Nasen­län­ge Ent­fer­nung an den Käfer her­an­ge­kom­men war, habe ich einen leich­ten Duft von Schwe­fel wahr­ge­nom­men, auch, dass der Käfer flüch­tet, sobald man ihn mit einem Fin­ger berüh­ren möch­te. Ein Wesen ohne Laut. – Guten Mor­gen! Heu­te ist Sams­tag. Leich­ter Regen viel­leicht. — stop

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mollusken

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marim­ba : 5.12 — Ich zähl­te Wol­ken, ein, zwei, drei. Ich lag auf dem Rücken in einem Kin­der­wa­gen, der roll­te, und ord­ne­te Kis­sen und Ras­seln und einen Him­mel, der nah war, sehr nah, zum Grei­fen nah war er gewe­sen, weil ich noch nicht ste­hen und lau­fen konn­te, so wie ich woll­te. Kaum konn­te ich lau­fen, zähl­te ich Schne­cken. Ich zähl­te die Schne­cken im Wald, in dem ich spa­zier­te, ich zähl­te die roten, die nack­ten, die gel­ben, die blau­en Schne­cken­mol­lus­ken, ich zähl­te bis zehn, dann lern­te ich hun­dert und zähl­te so lan­ge ich ging ohne Sum­me, vor­sich­tig, weil ich noch klein war und die Schne­cken so groß wie mei­ne Schu­he. Dann lag ich wach, ich war ver­liebt und konn­te nicht schla­fen und hör­te den Regen gegen die Fens­ter pras­seln. Jetzt zähl­te ich Regen, das Was­ser. Ich lern­te, wohl weil ich ver­liebt gewe­sen war, dass es einen Regen gibt, der gezählt wer­den kann, und einen ande­ren Regen, den ich als Rau­schen hör­te, einen Regen, der zu schnell ist, um je von einem Men­schen berech­net zu wer­den. – Es ist jetzt kurz vor halb sechs. Habe die Kno­chen der Hand stu­diert. Noch immer kei­ne Däm­me­rung. Bald Win­ter. — stop

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lucie

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sier­ra : 6.02 — Das sind lus­ti­ge Tage, Tage wie die­ser hier nach durch­ar­bei­te­ter Nacht. Noch immer, drin­nen wie drau­ßen, sehr war­me und feuch­te Hit­ze. In der Däm­me­rung schloss ich die Fens­ter. Auf das Bett waren leich­te Tücher gelegt, das luf­tigs­te Mate­ri­al, das zu fin­den gewe­sen ist, die Fens­ter ver­dun­kelt, alles bereit, den begin­nen­den Tag sofort zur Nacht zu machen. Ich lag bald unterm Buch, das mir den Kopf müde mach­t. Ich dach­te, dass ich nichts den­ken soll­te, schau­te nach Lich­tern, die unter den Lidern in Schlaf­au­gen wan­dern. Fast war ich weg­ge­kom­men, als eine Flie­ge auf mei­ner Schul­ter lan­de­te und sofort mit dem Munds­tem­pel nach Salz und ande­ren Din­gen zu for­schen begann. Ich sag­te, bit­te, bit­te nicht, Lucie, heu­te bit­te nicht, ich muss schla­fen. Und so erhob sich Lucie in die Luft und ich hör­te, wie sie eine lang­sa­me, trau­rig sum­men­de Run­de links­her­um durch mein Zim­mer flog. Dann schlief ich ein und träum­te zwei blaue Schne­cken. Sie waren von küh­ler Tem­pe­ra­tur und hat­ten sich wie Polar­füch­se in einer Schnee­höh­le, in mei­ne Augen­höh­len gelegt. Als ich wach wur­de, als ich zunächst wach gewor­den war, wie immer mit geschlos­se­nen Augen, hör­te ich Gewit­ter­don­ner, dann ent­deck­te ich Lucie in nächs­ter Nähe. Sie hat­te sich, wäh­rend ich träum­te, vor­sich­tig auf den Rücken mei­ner lin­ken Hand gesetzt und ihre Bei­ne ange­zo­gen, sodass sie nicht saß, viel­mehr auf mir lag. Ja, ist es denn Flie­gentieren mög­lich, die Augen zu schlie­ßen? — stop

 

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geraldine : limonade

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echo

~ : geraldine
to : louis
sub­ject : LIMONADE

Lie­ber Mr. Lou­is, stel­len Sie sich vor, heu­te habe ich einen Vogel gefüt­tert. Ich lag, wie jeden Tag seit wir New York ver­las­sen haben, auf einer Lie­ge an Deck und habe geschla­fen. Als ich mei­ne Augen öff­ne­te, saß eine Möwe vor mir auf der Reling. Ich habe mich vor­sich­tig auf­ge­setzt und etwas Brot in die Luft gewor­fen und die Möwe hat das Brot gefan­gen und ist sofort wei­ter­ge­flo­gen. Seit ges­tern haben wir viel Wind. Papa kommt immer wie­der vor­bei und schaut nach mir, aber es geht ihm nicht gut, ihm ist übel und auch Mama liegt im Bett, weil sie bei­de see­krank sind. Ich glau­be, sie wis­sen jetzt, wie ich mich füh­le, immer­zu füh­le. Sie sehen bei­de gar nicht gut aus. Mir aber schei­nen die hohen Wel­len nichts aus­zu­ma­chen, ich sit­ze oder lie­ge und schaue auf das Meer und hof­fe, dass die Son­ne nicht unter­ge­hen wird, bis wir in Euro­pa sein wer­den. Die Möwen sind still hier drau­ßen. Viel­leicht wird ihr Schrei­en vom Wind fort­ge­tra­gen. Ein wirk­lich kräf­ti­ger und küh­ler Wind, und der jun­ge Kell­ner, der Ste­wart, wie man hier sagt, muss sich gegen ihn stem­men, wenn er über das Deck zu mir kommt. Er kennt mei­nen Namen. Er sagt, Mrs. Geral­di­ne, ich soll mich um Sie küm­mern, wol­len Sie eine Limo­na­de. Ja, und immer will ich sofort eine Limo­na­de. Sie ist blau, Mr. Lou­is, noch nie zuvor habe ich blaue Limo­na­de getrun­ken, sehr süße blaue Limo­na­de, die nach Lakrit­ze schmeckt. Ich sehe ger­ne sei­nen Hän­den zu, wie er die Fla­sche für mich öff­net, weil ich doch kaum Kraft habe die Fla­sche selbst zu öff­nen. Er hat mir ges­tern gesagt, Mr. Lou­is, dass ich schön sei, fast durch­sich­tig, und dass er sich sehr ger­ne mit mir unter­hal­ten wür­de. Sein Blick ist trau­rig, ich kann nicht sagen, war­um er so trau­rig ist, wenn er mich anschaut. Manch­mal schlägt er die Augen nie­der, wenn ich ihn anse­he. Ich habe mir gedacht, dass er viel­leicht sei­ne Gedan­ken vor mir ver­ber­gen möch­te. Ich weiß jetzt, dass ich nicht schrei­en wer­de, wenn er mich bald ein­mal küs­sen wird. Ich bin so müde, Mr. Lou­is, ich bin 20 Jah­re alt, aber ich bin unend­lich müde. Höre auf zu schrei­ben für heu­te: Ich grü­ße Sie herz­lich. Ihre Geral­di­ne auf hoher See.

notiert im Jah­re 1962
an Bord der Queen Mary
auf­ge­fan­gen am 24.6.2008
22.15 MESZ

geral­di­ne to louis »

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nasa

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echo : 0.15 — Im bota­ni­schen Gar­ten spa­ziert. Das ange­nehm ras­seln­de Geräusch des Regens, die Luft hell vom Was­ser, das noch kalt und geruch­los ist. Stö­ber­te in Notiz­bü­chern. Ent­deck­te fol­gen­de Sequenz: Sonn­tag. Heu­te ist Schwes­ter Julia wie­der im Dienst. Sehe zu, wie sie Marik­ki vor­sich­tig wäscht. Behut­sa­me Bewe­gun­gen, ja, sehr fei­ne Berüh­run­gen, bei­na­he zärt­lich. Sie trägt einen Mund­schutz, der sich, wenn sie lacht, wie ein Segel bläht. Sie sagt, dass Marik­ki uns hören kön­ne, des­halb sum­me sie und des­halb hört Marik­ki gera­de etwas NASA, wäh­rend ich in ihrer Nähe sit­ze und notie­re und im Chee­ver lese, hei­te­re Gesprä­che der Apol­lo 14 Besat­zung auf dem Flug vom Mond zurück. Habe bemerkt, dass ich die Luft anhal­te, wenn ich sie betrach­te, dass ich jen­seits der ame­ri­ka­ni­schen Stim­men, die links und rechts ihres zier­li­chen Kop­fes wis­pernd durch die Häu­te der gepols­ter­ten Ohr­hö­rer drin­gen, nach wei­te­ren, beru­hi­gen­den Geräu­schen suche. 18. Juni 2006
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coco chanel

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1.18 — Ein­mal, in den Mona­ten der Vogel­grip­pe, kam mir bei klei­ne­ren Tur­bu­len­zen im Gang eines Flug­zeu­ges eine uralte Lady ent­ge­gen, deren Gesichts­zü­ge mich sofort an Coco Cha­nel erin­ner­ten. Sie war von zier­li­cher Gestalt, trug einen dunk­len Man­tel, sport­li­che Schu­he und mach­te Schrit­te wie ein Matro­se auf hoher See. Vor allem ihr schloh­wei­ßes Haar und ihr äußerst wil­lens­star­ker Blick sind nah geblie­ben, auch ihr hell­rot geschmink­ter Mund, der min­des­tens acht­zig Jah­re alt gewe­sen sein muss­te und doch bei­na­he wirk­te wie der Mund einer jun­gen Frau. Eines Abends, wäh­rend ich einer Nach­rich­ten­sen­dung folg­te, erin­ner­te ich mich an die­se selt­sa­me Frau, und ich stell­te mir vor, wie sie aus der drit­ten Eta­ge eines Miets­hau­ses in den Kel­ler steigt, um ein Roll­wä­gel­chen zu suchen, das sie dort — für immer — abge­stellt hat­te, nach­dem sie beim Ein­kau­fen um ein Haar gestürzt war. Es ist also frü­her Mor­gen, es ist Win­ter und noch dun­kel, als die alte Dame das Haus ver­lässt. Ich sehe sie mit vor­sich­ti­gen Schrit­ten in ihrem dunk­len Man­tel und Win­ter­stie­feln über die Stra­ße gehen. An der ers­ten Ampel biegt sie nach links ab, über­quert einen Platz, folgt einer wei­te­ren schma­len Stra­ße, jetzt ist sie vor einem Super­markt ange­kom­men. Sie stellt ihr Roll­wä­gel­chen in der Nähe der Kas­se ab, geht in die Geträn­ke­ab­tei­lung und nimmt eine Fla­sche Was­ser aus dem Regal. Sie trägt die Fla­sche zu ihrem Wägel­chen, kehrt zurück, nimmt sich die nächs­te Was­ser­fla­sche aus dem Regal und so geht das fort, bis das Wägel­chen gut gefüllt ist und ein wenig pfeift, wie es auf dem Heim­weg über die Stra­ße gezo­gen wird. — Jetzt ist die alte Frau vor der Tür ihres Hau­ses ange­kom­men. — Jetzt stellt sie das Wägel­chen neben die Trep­pe, die zur Haus­tü­re führt. — Jetzt ist sie mit einer der Fla­schen im Haus ver­schwun­den. — Zehn Minu­ten ver­ge­hen. Dann erscheint sie wie­der auf der Stra­ße. Sie hat ihren Man­tel aus­ge­zo­gen, trägt eine graue Jacke und Sport­schu­he. Kurz, für zwei oder drei Sekun­den, hält sie sich am Gelän­der der Trep­pe fest. — stop

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kolibri

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3.01 — Ich wur­de, noch nicht lang her, gefragt, wor­in denn die Vor­zü­ge eines Lebens auf Bäu­men zu sehen sei­en. Hört zu, habe ich geant­wor­tet, kei­ne Zei­tung, kein TV. Ruhe. Fast Stil­le. Etwas Pfei­fen, etwas Schnat­tern. Käfer. Amei­sen­tie­re. Und Affen, grö­ße­re Grup­pen fre­cher Affen. Tama­ri­ne. Die Ker­le dro­hen mit längst ver­go­re­nen Früch­ten, die sie für Geschen­ke hal­ten. Mos­ki­tos. Fau­chen­de Scha­ben. Kein Besteck, kei­ne Waf­fen, kei­ne Tele­fo­ne. Abend­seg­ler. Leich­te­re Flie­gen. Flie­gen in Blau, in Rot, in Schwarz. Schnel­le Spin­nen. Abwar­ten­de Spin­nen. Regen. War­mes Was­ser. Die Stäm­me der Bäu­me, die so hoch auf­ra­gen, dass man ihre Kro­nen nicht mit Bli­cken errei­chen kann, auf und ab, auf und ab, Schiffs­mas­ten im Hafen vor Sturm. Des­halb See­krank­heit, des­halb Höhen­angst. Aber Vögel, sehr klei­ne Vögel. Flü­gel. Unschär­fen der Luft. Öff­net man vor­sich­tig den Mund, wird man für eine Blü­te gehal­ten. — stop

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mandelbrot

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3.38 — Seit eini­gen Tagen bereits wer­de ich nachts gegen 1 Uhr müde. Nicht ein­fach müde in einer Wei­se, dass ich noch sagen könn­te – Jetzt bist Du also müde, soll­test einen schö­nen star­ken Kaf­fee trin­ken oder etwas schwar­zen Tee mit Honig. Nein, das ist eine Müdig­keit, die aus dem Hin­ter­halt kommt, als Über­fall oder so etwas. Vor­hin erst habe ich mei­nen Kopf auf die Schreib­tisch­plat­te gelegt, um mei­ne Spring­spin­ne, die gera­de aus ihrer Höh­le gekom­men war, aus der Per­spek­ti­ve einer wei­te­ren Spin­ne betrach­ten zu kön­nen. Das war ein Feh­ler gewe­sen. Es ist jetzt bereits 3 Uhr 30 und ich habe noch nicht eine der drei sehr kur­zen Kurz­ge­schich­ten gele­sen, die ich mir zur Übung Nacht für Nacht ver­ord­net habe. Wer­de nun vor­sich­tig in die Küche gehen. Dann etwas Car­ver lesen und viel­leicht, wenn ich nicht wie­der ein­ge­schla­fen sein wer­de, über das schö­ne Wort Man­del­brot­men­ge nach­den­ken, über die Tem­pe­ra­tu­ren des Atlan­ti­schen Oze­ans vor Neu­fund­land, über schnee­wei­ße Wale und ande­re wun­der­ba­re Din­ge. — stop

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