Aus der Wörtersammlung: finger

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going to sleep

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nord­pol : 0.18 UTC — Ein­mal, wäh­rend ich einen Text über Hän­de und Fin­ger notier­te, beob­ach­te­te ich mei­ne eige­nen, arbei­ten­den Hän­de und Fin­ger, wie sie die Tas­ta­tur der Maschi­ne bedien­ten, ohne dass ich ihnen bewusst Anwei­sung erteil­te. Bald konn­te ich nicht wei­ter, des­halb mach­te ich eine klei­ne Pau­se und betrach­te­te zunächst mei­ne lin­ke, dann mei­ne rech­te Hand. Sie ruh­ten Sei­te an Sei­te auf der Tas­ta­tur der Maschi­ne und war­te­ten. Sie war­te­ten dar­auf, dass eine Stim­me in mei­nem Kopf dik­tie­ren wür­de, was auf­zu­schrei­ben ist. Ich könn­te jetzt viel­leicht sagen, dass mei­ne Hän­de dar­auf war­te­ten, mein Gedächt­nis ent­las­ten zu dür­fen, weil ich alle Sät­ze, die ich mit mei­nen Hän­den in die Tas­ta­tur der Maschi­ne schrei­be, nie ler­nen, nie spei­chern muss, weil ich bereits vor der Nie­der­schrift weiß, dass ich bald wie­der­kom­men und lesen könn­te, was ich notie­re und notier­te. Ich betrach­te­te also mei­ne Hän­de, und weil ich sehr lan­ge Zeit nicht wei­ter­wuss­te in mei­nem Text, habe ich in Natha­lie Sarraute’s wun­der­ba­rem Buch Kind­heit gele­sen. Nach einer Stun­de schal­te­te sich mein Com­pu­ter aus und ich konn­te auf dem Bild­schirm fol­gen­de Zei­le lesen: no signal. going to sleep. — stop

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wieder koffer unsichtbar

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alpha : 19.52 UTC — An die­sem Abend spa­zie­re ich hin­über zum Fried­hof, um zwei Ker­zen anzu­zün­den auf dem Grab mei­nes Vaters, das nun auch das Grab mei­ner Mut­ter sein wird. Vater ist also schon da, und Mut­ter wird bald hier­her zu ihm kom­men. Das gefro­re­ne Gras knis­tert unter mei­nen Schu­hen. Es ist still, der Stern­him­mel klar. Viel schö­ne klei­ne Lam­pen leuch­ten unter den Bäu­men. Ein paar Kat­zen­au­gen wer­den auch dar­un­ter gewe­sen sein. Auf dem Heim­weg erin­ner­te ich mich an eine Geschich­te, die ich vor eini­gen Jah­ren notier­te. Sie geht so: Mein Vater war ein Lieb­ha­ber tech­ni­scher Mess­ge­rä­te. Er notier­te mit ihrer Hil­fe Dau­er und Kraft des Son­nen­lichts bei­spiels­wei­se, das auf den Bal­kon über sei­nem Gar­ten strahl­te. Die Tem­pe­ra­tu­ren der Luft wur­den eben­so regis­triert, wie die Men­ge des Regens, der in den war­men Mona­ten des Jah­res vom Him­mel fiel. Selbst die Bewe­gun­gen der Gold­fi­sche im nahen Teich wur­den ver­zeich­net, Erschüt­te­run­gen des Erd­bo­dens, Tem­pe­ra­tu­ren der Pro­zes­so­ren sei­ner Com­pu­ter­ma­schi­ne. Es ist merk­wür­dig, bei­na­he täg­lich gehe ich zur­zeit auf die Suche, weil wie­der irgend­ei­ne die­ser Mess­ap­pa­ra­tu­ren einen piep­sen­den Ton von sich gibt, als ob mein Vater mit­tels sei­ner Maschi­nen noch zu mir spre­chen wür­de. Indes­sen habe ich seit zwei Tagen Kennt­nis von einer Foto­gra­fie, die mich neben mei­nem ster­ben­den Vater zeigt. Ich sit­ze auf einem Stuhl, mein Vater liegt in einem Bett. Es ist ein Bild, das ich zunächst kaum anzu­se­hen wag­te. Ich habe tat­säch­lich eine Hand vor Augen gehal­ten und zwi­schen mei­nen Fin­gern her­vor gespäht. Jetzt ist mir warm, wenn ich das Bild betrach­te. Die Foto­gra­fie zeigt einen fried­li­chen Moment mei­nes Lebens. Etwas geschieht, wovor ich mich lan­ge Zeit gefürch­tet habe. Wei­nen und Lachen fal­ten sich, wie Hän­de sich fal­ten. Mut­ter irrt zwi­schen Haus und Fried­hof hin und her, als wür­de sie unsicht­ba­re Ware in gleich­falls unsicht­ba­ren Kof­fern tra­gen. — stop

ping

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im haus der alten menschen : ein zimmer

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tan­go : 22.22 UTC — Da sind Bil­der und Foto­gra­fien an den Wän­den, eine Kat­ze und noch eine Kat­ze, ein Mann unter einem Schnee­kirsch­baum, der die Arme in die Luft wirft. Hän­de, die sich in ihren Fin­gern umar­men. Und zwei Lam­pen. Eine Lam­pe zum Knip­sen und eine zum Strei­cheln, Licht an, Licht aus. Ein Hase von Bron­ze mit lan­gen Ohren von Bron­ze. Ein höl­zer­nes Kreuz auf einem Tisch. Ein wei­te­res höl­zer­nes Kreuz an einer Wand. Und ein guss­ei­ser­ner, bemal­ter Baum. Zwei blü­hen­de Orchi­deen, weiß. Ein Christ­stern, rot. Und ein Strauß geschnit­te­ner Blu­men, wild. Ein Stern von Papier und eine Zeich­nung von Kin­der­hand, dies und das. Pfle­ge­schaum­do­sen. Creme­tu­ben. Tücher. Tup­fer. Klin­gen. Ein Radio. Vinyl­hand­schu­he. Und eine Nah­rungs­mit­tel­pum­pe. Ein Bett. Eine Matrat­ze, die sich bewegt. Ein Bün­del getrock­ne­ter Blu­men. Kom­pres­sen. Ein Mess­ge­rät. Ein Pil­len­zer­stäu­ber. Fünf Bücher. Auch Proust, Brie­fe zum Leben. Ein klei­nes Schaf und ein Ted­dy­bär. Ein Engel von Por­zel­lan. Ein Duft­was­ser­fla­con, Ohr­stäb­chen, Hand­voll­men­ge. Ein Rosen­kranz und ein Tan­nen­zap­fen. Holz­löf­fel für Zun­ge und Hals. Eine Sche­re. Eine Pin­zet­te. Eine Sprit­ze. Ein Mund­schaum­stäb­chen. Eine Win­del. Ter­min­plan für Logo­pä­die gegen ver­lo­re­nes Spre­chen. Laven­del­duft­kis­sen. Kei­ne Uhr, nur die eine, die mit mir ins Zim­mer gekom­men ist. — stop

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st. elena

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sier­ra : 22.12 UTC — Am Bug sit­zen bei schwe­rem See­gang. Das Meer­was­ser fliegt durchs neb­li­ge Licht wie Milch. Men­schen, die das Vapo­ret­to betre­ten, damp­fen, dass die Schei­ben beschla­gen. Eine jun­ge Frau dreht pfei­fend einen roten Regen­schirm im Wind. Ich den­ke mir die Geräu­sche des Regens aus, die unter dem Dröh­nen der Vapo­ret­to­mo­to­ren unhör­bar sind. Aber das Quiet­schen der Gum­mi­stie­fel. Trug Schwar­ze oder Gel­be als Kind. Heut­zu­ta­ge exis­tie­ren sie in allen mög­li­chen Far­ben. Auch Male­rei ist auf­ge­tra­gen, alte Meis­ter, der Früh­ling, Punkt­zeich­nun­gen der Mari­en­kä­fer, Mus­ter in allen mög­li­chen Far­ben. Ein Mann zeigt sei­ner Gelieb­ten einen fin­ger­lan­gen Nas­horn­kä­fer von Glas, er hält das schim­mern­de Wesen in die Luft, eine Vor­stel­lung in die­sem Moment, da wir uns wie­der dem Land nähern, die Vor­stel­lung auch eines Glas­blä­sers, irgend­wo müs­sen die­se wah­ren Künst­ler glü­hen­den, schmel­zen­den San­des noch heim­lich ihre Backen plus­tern wie Trom­pe­ten­spie­ler. Genau dort scheint eine Ver­bin­dung zu exis­tie­ren von der Musik zu den Nas­horn­kä­fern, die in Samm­lun­gen welt­weit gena­delt sit­zen. — stop

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alberoni

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india : 22.06 UTC — Regen­wind­tü­cher wan­dern in der Fer­ne vor Ber­gen, die sich am Hori­zont deut­lich abbil­den. Vom Lido aus, an der Meer­enge zur Insel­zun­ge Pal­estri­na, öff­net sich ein wei­ter Blick nord­wärts über die Lagu­ne hin. Das Meer noch beru­higt, Muschel­fang­sta­tio­nen set­zen wie gezeich­net fei­ne Akzen­te, höl­zer­ne Fin­ger, zu Rei­hen grup­piert, jen­seits der Was­ser­bah­nen, die mit­tels mäch­ti­ger Boh­len mar­kiert wor­den sind. In Albe­ro­ni stei­ge ich aus, spa­zie­re an Leucht­tür­men vor­bei, eine Mole ent­lang, mäch­ti­ge Stei­ne. Da sind ein wil­der Wald und sump­fi­ge Mul­den, in wel­chen Fisch­chen blit­zen, Wol­ken­struk­tu­ren, die des Him­mels und die der Schup­pen­haut­schwär­me. Ich nähe­re mich Schritt für Schritt, irgend­wo da unten in der Tie­fe der Was­ser­stra­ße hin zum offe­nen Meer soll sich M.O.S.E. befin­den. Eine jun­ge Vene­zia­ne­rin erklär­te noch: Bad Pro­jekt! Und wie sich ihre Augen ange­sichts des Bösen ver­dun­kel­ten, mein­te ich mei­nen Wunsch, M.O.S.E zu besu­chen, ver­tei­di­gen zu müs­sen. Die Son­ne geht lang­sam unter. Röt­lich glim­men­de Stä­be nahe dem schma­len Mund zur Lagu­ne erschei­nen, als wür­den sie in der Nacht auf die Exis­tenz des schla­fen­den Schutz­rie­sen unter der Was­ser­ober­flä­che ver­wei­sen. Da liegt ein ver­las­se­ner Kin­der­spiel­platz in Mee­res­nä­he unter Ole­an­der­bäu­men. Ein san­di­ger Strand, Muscheln, höl­zer­nes Treib­gut, drei Möwen, ein Ang­ler, Fuß­spu­ren im feuch­ten Sand, die die auf­kom­men­de Flut bald ver­schlin­gen wird. Im Was­ser selbst drei mensch­li­che Köp­fe, die lachen, und ein wei­te­rer Kopf, der sich par­al­lel zur Küs­te schwim­mend hin und her bewegt, nur nicht die tie­fe­re Zone die­ses Mee­res berüh­ren, in dem so vie­le Men­schen bereits ertrun­ken sind. In einem Regal des Kin­der­spiel­plat­zes ent­de­cke ich heim­wärts gehend eini­ge Bücher, kurz dar­auf einen Fuß­ab­druck, den ich selbst hin­ter­las­sen haben könn­te. — stop

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landschaft mit händen

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sier­ra : 22.18 UTC — In einem Zug woll­te mir ein jun­ger Mann einen Algo­rith­mus erklä­ren. Er sag­te: Schau Lou­is, die­ser Algo­rith­mus hier scheint von einer sehr begab­ten Per­son for­mu­liert wor­den zu sein. Ich möch­te behaup­ten, die­ser Algo­rith­mus stellt im Grun­de ein Lebe­we­sen dar. Der jun­ge Mann sah mich mit einem leich­ten Sil­ber­blick an, ver­mut­lich von Begeis­te­rung auf sein Gesicht gespielt. Die­sen Algo­rith­mus, fuhr er fort, sei der­art kom­plex, dass kaum noch ein mensch­li­ches Wesen ihn allein erfas­sen kön­ne. Man müs­se ver­mut­lich über einen leis­tungs­star­ken Rech­ner ver­fü­gen, um auch nur annä­hernd an sei­nen Kern, an eine Idee, die irgend­wo in dem Algo­rith­mus steck­te, her­an­zu­kom­men. Wäh­rend der jun­ge Mann sprach, folg­te ich sei­nen Hän­den, die über die Tas­ta­tur sei­nes Note­books hüpf­ten, als wären sie hell­häu­ti­ge Tie­re. Ich geste­he, ich habe kaum ver­stan­den, wovon der jun­ge Mann eigent­lich erzähl­te, da waren zu vie­le Zah­len im Spiel gewe­sen. Ich dach­te in jenem Moment vor­ran­gig an mei­ne eige­ne Lang­sam­keit, dass ich mit der Zeit zunächst immer schnel­ler wur­de, und dann plötz­lich wur­de ich lang­sa­mer, was ich zunächst nicht bemerk­te, bis ich in einem Zug saß und hel­le Fin­ger­ge­schöp­fe betrach­te­te, die eine Tas­ta­tur bedien­ten. So schnell waren sie vor mei­nen Augen gewe­sen, dass sie nach und nach unscharf wur­den, wie wohl mei­ne eige­nen Hän­de vor den Augen mei­nes Vaters unscharf gewor­den waren, als er sie mit einem selt­sa­men Blick betrach­te­te, des­sen Ursprung ich in einem Zug vie­le Jah­re spä­ter ent­deckt zu haben mein­te. — stop
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take five

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alpha : 22.05 UTC — Eigen­ar­tig, wie sie vor mir sitzt, die fla­chen Schu­he gegen die Bei­ne des Stuh­les gestemmt, bei­de Hän­de auf dem Tisch, Innen­sei­ten nach oben, der­art ver­renkt, als gehör­ten die­se Hän­de nicht zu ihr, als sei­en sie vor­sätz­lich ange­brach­te Instru­men­te, Werk­zeu­ge des Fan­gens, Blü­ten. Jetzt schlie­ßen sie sich, Fin­ger für Fin­ger, Nacht wird. — ::: — Eine Foto­gra­fie kommt über den Tisch, Take Five, läs­si­ge Ges­te, als wür­de eine Kar­te aus­ge­spielt. „Was siehst Du?“, fragt sie. – ::: — „Land­schaft!“, — ant­wor­te ich, „Afri­ka. Süd­li­ches Afri­ka. Einen Affen­brot­baum und zwei Män­ner. Einen jun­gen Mann schwar­zer Haut­far­be, der einen hel­len Anzug trägt, und einen älte­ren, einen wei­ßen Mann, der einen dun­kel­grau­en Anzug trägt, einen Stroh­hut und eine Bril­le. Eine stau­bi­ge Stra­ße. Men­schen, die schwarz sind und bewaff­net. Geweh­re. Mache­ten. Har­te Schat­ten. Spu­ren von Hit­ze, infer­na­li­scher Hit­ze. Sie sehen alle so aus, als schwitz­ten sie. Jawohl, alle, die dort auf der Stra­ße ste­hen, schwit­zen.“ — ::: — „Was noch?“ -, fragt sie, — „was siehst Du noch?“ – ::: — Sie fährt sich mit ihrer rech­ten Hand über die Stirn. – ::: — „Ich sehe ein Auto. Das Auto steht rechts hin­ter dem wei­ßen Mann, eine dunk­le Limou­si­ne, ein schwe­rer Wagen. Ich sehe einen Chauf­feur, einen Chauf­feur von schwar­zer Haut, Schirm­müt­ze auf dem Kopf. Der Chauf­feur lächelt. Er schaut zu den bei­den Män­nern hin­über, die unter dem Baum im Schat­ten ste­hen. Der wei­ße Mann reicht dem schwar­zen Mann die Hand oder umge­kehrt. Sieht ganz so aus, als sei der wei­ße Mann mit dem Auto ange­kom­men und der schwar­ze Mann habe auf ihn gewar­tet. His­to­ri­scher Augen­blick, so könn­te das gewe­sen sein, ein bedeu­ten­der Moment, eine ers­te Begeg­nung oder eine letz­te. Bei­de Män­ner haben erns­te Gesich­ter auf­ge­setzt, sie ste­hen in einer Wei­se auf­recht, als woll­te der eine vor dem ande­ren noch etwas grö­ßer erschei­nen. Da ist ein merk­wür­di­ger Aus­druck in dem Gesicht des jun­gen, schwar­zen Man­nes, ein Aus­druck von Über­ra­schung, von Ver­wun­de­rung, von Erstau­nen.“ – ::: — „Das ist es!“, sie flüs­tert. „Tref­fer!“- ::: — Jetzt lacht sie, öff­net ihre Fäus­te und das Licht kehrt zurück, der gan­ze Film. „Die Kli­ma­an­la­ge. Der ver­damm­te Wagen dort unter dem Baum. Der Wei­ße hat dem Schwar­zen eine küh­le Hand gereicht, Du ver­stehst, eine küh­le Hand. Die­ser Kerl hat­te eis­kal­te Hän­de.“ — stop

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loop

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fox­trott : 22.15 UTC – In einem Auf­zug habe ich heu­te etwas Merk­wür­di­ges erlebt. Ich wur­de näm­lich ver­däch­tigt, mit­tels mei­nes per­sön­li­chen Zei­ge­fin­ger­ab­drucks gewis­se Vor­tei­le erzie­len zu kön­nen. Der Auf­zug erkennt sie, sag­te eine empör­te Frau, die über­zeugt gewe­sen war, der Auf­zug hät­te eigent­lich nach oben, wie von ihr gewünscht, nicht nach unten fah­ren dür­fen. Die Frau hielt in die­sem Augen­blick ihrer Rede eine Sche­re in der Hand, sie war über­haupt mise­ra­bel gelaunt. Ich über­leg­te, ob ich ihr nicht eine Geschich­te zur Beru­hi­gung erzäh­len könn­te, eine sehr kur­ze, span­nen­de, eine über­zeu­gen­de Geschich­te. Ich lächel­te sie an, atme­te tief ein und aus, als ich bemerk­te, dass mir kei­ne Geschich­te ein­fal­len woll­te, außer die­se Geschich­te selbst. Ich sag­te also: Stel­len Sie sich vor, ich habe heu­te in einem Auf­zug etwas Merk­wür­di­ges erlebt. — stop

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vom stempelwald

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alpha : 22.10 — Andrej erzähl­te, er habe beob­ach­tet, wie er, sobald er in Gedan­ken ver­sun­ken arbei­te, die Welt der Zei­chen auf Papie­ren mit der Welt der digi­ta­len Zei­chen auf Bild­schir­men in unmit­tel­ba­re Ver­bin­dung set­ze. Sobald er lan­ge Zeit auf einem Bild­schirm mit den Werk­zeu­gen der Bild­schir­me an einem Text gear­bei­tet habe, wür­de er, wenn er sich Zei­chen auf Papie­ren zuwen­de, den Ver­such unter­neh­men, auch dort Wör­ter, zum Bei­spiel mit­tels deh­nen­der oder zie­hen­der Bewe­gung zwei­er Fin­ger zu ver­grö­ßern, oder aber Wör­ter durch Berüh­rung zu unter­strei­chen oder aber aus­zu­schnei­den, was zunächst unge­dul­di­ge, sogar hef­ti­ge Wie­der­ho­lung sei­ner Ges­ten zur Fol­ge habe, bis er end­lich begrei­fe, dass er sich an gestem­pel­ten Wör­tern ver­su­che. — stop
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ein name fern und nah

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echo : 18.55 — Im Schnell­zug saß eine jun­ge Frau. Als der Zug län­ge­re Zeit hal­ten muss­te, kamen wir ins Gespräch. Die jun­ge Frau sag­te, dass sie bewun­de­re, wie schnell ich auf mei­ner Schreib­ma­schi­ne mit den Fin­gern tip­pen kön­ne. Sie erwähn­te, dass sie in Sri Lan­ka gebo­ren wor­den sei, aber schon lan­ge in Euro­pa lebe. Tat­säch­lich hör­te ich kaum einen Akzent in ihrer Stim­me. Ich frag­te sie nach ihrem Namen. Wel­chen ihrer Namen ich wis­sen wol­le, erkun­dig­te sie sich, ihren euro­päi­schen, den Namen ihres Man­nes, der sich mit einem Bruch­teil ihres Geburts­na­mens ver­bun­den habe, oder eben den Namen ihrer Kind­heit? Mit einer scheu­en Hand­be­we­gung rief sie mei­ne klei­ne fla­che Schreib­ma­schi­ne zu sich her­über, nahm sie in ihre lin­ke Hand und begann mit ihrer rech­ten Hand Zei­chen um Zei­chen zu tip­pen. Sie sag­te: Ich schrei­be ihnen, wie ich in Sri Lan­ka als unver­hei­ra­te­te Frau geru­fen wur­de. Vor­sich­tig berühr­te sie mit einer Fin­ger­spit­ze die Tas­ta­tur auf dem Bild­schirm, es dau­er­te lan­ge Zeit, ehe sie fer­tig gewor­den war. Immer wie­der schien sie ihren Namen zu prü­fen, ob auch alles stimm­te. Kurz dar­auf las sie mir ihren Namen vor, ein schö­nes Geräusch in mei­nen Ohren. Dann gab sie mir mei­ne Schreib­ma­schi­ne zurück und ich buch­sta­bier­te mei­ner­seits Fol­gen­des vor­sich­tig nach: Mal­va­la Sri Brah­ma­na Rin­nay­a­ka Tann­ko­an Mydiu­an­sela­ge Langt Mahe­hi­ka Tann­ko­an Sana­ton­ga. Es war an einem Don­ners­tag gewe­sen, gegen 18 Uhr. — stop
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