Aus der Wörtersammlung: lust

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von muffins

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tan­go : 1.10 — In der ver­gan­ge­nen Nacht hat­te ich einen lus­ti­gen Traum. Ich beob­ach­te­te, wie ich mit einem gespitz­ten Stück blau­er Krei­de in mein Papier­no­tiz­buch notier­te. Ich schrieb unge­fähr ein Wort auf eine Sei­te. Sobald das Wort, das ich schrei­ben woll­te, über zu vie­le Zei­chen für den Umfang einer Sei­te mei­nes Notiz­bu­ches ver­füg­te, über­leg­te ich, ob viel­leicht ein kür­ze­res Wort exis­tie­ren könn­te, um das län­ge­re Wort zu erset­zen. Plötz­lich näher­te sich eine Hand von der Sei­te her, nahm mir das Stück Krei­de behut­sam aus den Fin­gern, reich­te mir statt­des­sen einen Blei­stift, und ich schrieb in sehr gro­ßen Buch­sta­ben wei­ter, die von Sei­te zu Sei­te immer klei­ner wur­den, klei­ner und klei­ner, bis ich mei­ne Schrift nicht mehr lesen konn­te. Immer noch Traum. Ich gehe spa­zie­ren. Fri­scher Nacht­schnee knis­tert unter mei­nen Füßen. Es ist ein son­ni­ger Tag in Brook­lyn, am Ende einer Stra­ße schim­mert das Meer. Ein paar glän­zen­de Flug­zeu­ge schwe­ben dort über den Him­mel, sie flie­gen auf dem Kopf. Kurz dar­auf betre­te ich ein Café, es ist, glau­be ich, das Buon Gus­to in der Mon­ta­gue Street. Vor einer Vitri­ne in der Tie­fe des schma­len Rau­mes war­tet ein Poli­zist, er ist sehr groß und von kräf­ti­ger Sta­tur und sei­ne Haut sehr schwarz, und ich den­ke, er weiß, dass ich den­ke, dass er sehr schwarz ist, und er lacht und deu­tet ins Inne­re der Vitri­ne, wo ein gutes Dut­zend Muf­fins auf apri­ko­sen­far­be­nen Deck­chen ruhen. Einer der klei­nen Kuchen bewegt sich, ein Blau­beer­muf­fin, seit­wärts ragt ein gefie­der­tes Flü­gel­chen her­aus, das wild um sich schlägt, wes­halb der klei­ne Kuchen sich immer schnel­ler auf der Stel­le dreht. Sei­te an Sei­te ste­hen der rie­si­ge Mann und ich, ein klei­ner Mann, leicht vor­ge­beugt und stau­nen über das Gesche­hen in der Vitri­ne. Plötz­lich wird es still, der Flü­gel ist im Muf­fin ver­schwun­den, und der Poli­zist flüs­tert mir zu: Er gehört zu Ihnen, nicht wahr! Ich ant­wor­te: Ich glau­be, er ist ein­ge­schla­fen. — stop

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mexico

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nord­pol : 1.15 — Ges­tern Abend ist etwas Lus­ti­ges pas­siert. Schne­cke Esme­ral­da ent­deck­te eine Mög­lich­keit, mein Fern­seh­ge­rät zu bestei­gen. Sie saß wohl schon eine Wei­le dort oben­auf, als ich sie, kurz nach­dem ich das Fern­seh­ge­rät ein­ge­schal­tet hat­te, bemerk­te. Vom auf­blen­den­den Licht unter ihrem Haft­fuß über­rascht, begann sie, kreuz und quer über den Bild­schirm zu flüch­ten, ihre Augen indes­sen streck­te sie soweit wie mög­lich von sich, schließ­lich ließ sie sich ein­fach fal­len, wand sich auf dem Boden als wäre sie ver­rückt gewor­den, lag dann eine Wei­le still, so dass ich mich vor­sich­tig näher­te, weil ich fürch­te­te, sie könn­te ernst­haft Scha­den genom­men haben. Ich fuhr, um ihre Lebens­geis­ter zu locken, mit einem fei­nen Pin­sel über ihre feuch­te, led­ri­ge Haut, und bemerk­te bald wie ein Schim­mern über ihren Kör­per wan­der­te. Kurz dar­auf streck­te sich ihr Kör­per unter ihrem schwe­ren Gehäu­se in der Art der Sche­cken, wenn sie sich erhe­ben, und wan­der­te über den Boden fort in die Die­le und von dort aus in die Küche hoch auf den Tisch, wo sie nun seit Stun­den auf einer Bana­ne sitzt. Ich glau­be, sie schläft, ihre Turm­au­gen haben sich in den Kör­per zurück­ge­zo­gen, aber sie erwacht unver­züg­lich, wenn ich und solan­ge ich tele­fo­nie­re, zum Bei­spiel mit M., die von ihrem Freund erzählt, der bald nach Mexi­ko rei­sen wird. Sie wohnt seit Jah­ren mit ihm in einer Woh­nung, ohne ein Wort mit ihm zu spre­chen. Sie sagt, jede sei­ner Rei­sen sei­en für sie mit dem Wunsch ver­bun­den, er möge bald zurück­keh­ren, sie sei fröh­lich, sobald er wie­der in die Woh­nung tre­te, spre­chen wer­de sie jedoch nie wie­der mit ihm an die­sem Ort, und das sei gut so, weil sie sich in die­ser Wei­se zu Hau­se nie strei­ten, sie leb­ten sehr har­mo­nisch, er mache immer Früh­stück für sie, er lege Foto­gra­fien, zum Bei­spiel von Mexi­ko, auf ihren gemein­sa­men Tisch, sie suche dann die Guten her­aus, Bil­der, die gelun­gen sind, es gebe nie Dis­kus­sio­nen des­we­gen, weil sie eben nicht mehr mit­ein­an­der spre­chen, höchs­tens mit den Augen und mit den Hän­den oder mit­tels Gegen­stän­den, die irgend­wo lie­gen oder nicht lie­gen. — stop

nach­rich­ten von esmeralda »

ping

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martha

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marim­ba : 20.24 — Als Mar­tha vor weni­gen Tagen ein neu­es Tele­fon bekam, soll­te ich ihr zei­gen, wie man den Anruf­be­ant­wor­ter des Tele­fons in Betrieb setzt, vor allem hel­fen, eine Begrü­ßung auf Band fest­zu­hal­ten. Als wir soweit gekom­men waren, dass sie spre­chen konn­te, mach­te Mar­tha ein bedeu­ten­des Gesicht, sie sag­te: Guten Tag, guten Tag! Hier spricht Mar­tha, ich bin nicht zu Hau­se oder viel­leicht doch, ich rufe bald zurück. Sobald sie fer­tig gespro­chen hat­te, woll­te sie ihre Ansa­ge noch ein­mal hören, ich drück­te also auf den Knopf, der die Wie­der­ga­be star­te­te, und wir hör­ten nun gemein­sam Mart­has Stim­me, rau gewor­den von der Zeit. Mar­tha war zufrie­den: Schau, das hört sich gut an, das wird noch dann zu hören sein, wenn ich gar nicht mehr anwe­send sein wer­de. Und wie sie so durch ihr Wohn­zim­mer ging, sah ich in ihr eine lus­ti­ge Frau, die sich an Tischen, Stüh­len, Schrän­ken fest­hal­ten muss­te, ich konn­te mir vor­stel­len wie sie noch ganz jung gewe­sen war, eben eine lus­ti­ge jun­ge Frau, irgend­wie leicht­fü­ßig. Sie such­te nach ihrem Tele­fon­ap­pa­rat, der ihr 12 Jah­re gedient hat­te, zuletzt waren sei­ne Tas­ten für Mart­has zit­tern­de Hän­de zu klein gewor­den. Sie sag­te: Ich will hören wie ich damals gespro­chen habe. — stop

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del­ta : 0.25 — Wenn ich an die Stadt Peking den­ke, den­ke ich auch an einen Freund zurück, des­sen Leben in die­ser fer­nen Stadt vor zwei Jah­ren und vier­und­drei­ßig Tagen ende­te. Er war Foto­graf gewe­sen, sein Kör­per und sei­ne Woh­nung exis­tie­ren nicht mehr, sei­ne Foto­ap­pa­ra­te wur­den mög­li­cher­wei­se ver­schenkt oder ver­kauft, doch zahl­rei­che sei­ner Foto­gra­fien leben in der digi­ta­len Sphä­re wei­ter fort, auch Ein­trä­ge bei Face­book, da nie­mand zu fin­den ist, der sie löschen könn­te oder löschen woll­te. Die viel­leicht letz­te Auf­nah­me von sei­ner Hand in Euro­pa, zeigt einen Gepäck­wa­gen im Ter­mi­nal 1 des Frank­fur­ter Flug­ha­fen, 3 Kof­fer und 1 Ruck­sack. Weil der foto­gra­fie­ren­de Mensch hin­ter der Kame­ra stand, wir­ken sie schon ver­waist, oder viel­leicht nur des­halb, weil sie in Kennt­nis sei­nes nahen­den Todes von mir betrach­tet wer­den. Sicher ist, dass Men­schen nach dem Ver­stor­be­nen suchen, sie sto­ßen dann auch auf Tex­te, die ich notier­te, ver­wei­len, weil sie sich erin­nern oder weil sie sich wun­dern, viel­leicht haben sie einen ähn­lich tra­gi­schen Ver­lust erlebt. Ande­re blei­ben nur für Sekun­den, weiß der Him­mel war­um, viel­leicht waren sie Such­ma­schi­nen, nie­mand schreibt, nie­mand kom­men­tiert, ein Schau­en und Schwei­gen. – stop

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grammophon

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zou­lou : 3.36 — Wür­den jene Fahr­zeit­räu­me früh­mor­gens in war­men Abtei­len der Züge nicht exis­tie­ren, wür­den wir viel­leicht nie mit­ein­an­der spre­chen. Er ist meis­tens müde von der Nacht­ar­beit. Fünf­zehn Minu­ten Zeit, zu kurz, um schla­fen zu kön­nen, zu lang, um zu schwei­gen. M. wur­de in der marok­ka­ni­schen Hafen­stadt Nador gebo­ren. Er ist Mos­lem, gläu­big, einer der Guten, wie er sagt, einer vor dem sich nie­mand fürch­ten müs­se. Er geht in die Moschee, er spielt Fuß­ball, er ist ver­hei­ra­tet, nachts beauf­sich­tigt er Maschi­nen, die Brie­fe sor­tie­ren, und er lacht gern. Sein Blick ist warm, er ver­fügt über zwei Hän­de, dar­auf besteht er, und zwei Augen, eine Nase, einen Mund. Vor Kur­zem warnt er mich, weil ich öffent­lich über den Glau­ben der Mos­lems notier­te. Er sag­te: Da musst Du vor­sich­tig sein, es gibt vie­le Ver­rück­te, schau, dass sie nicht wis­sen, wo Du wohnst. Ein­mal, kurz nach einer Rei­se nach New York, lese ich ihm eine Geschich­te vor, fol­gen­de Geschich­te, sagen wir, eine Geschich­te wie eine Fra­ge: Im Cen­tral Park zur Mit­tags­zeit ein beten­der Mann, Mos­lem, Rik­scha­fah­rer, der Höhe 61. Stra­ße unter einer mäch­ti­gen, weit­ver­zweig­ten Ulme kniet, viel­leicht unter einem jener Bäu­me, deren Setz­lin­ge im Jahr 2008 nach Ore­gon geschickt wur­den, um sie dort groß zu zie­hen und wie­der nach Man­hat­tan zurück­zu­ho­len. Das kla­gen­de Sin­gen der Kin­der­schau­keln. Ein Eich­hörn­chen hetzt über eine Wie­se. Bald kau­ert das Tier in der Nähe des beten­den Man­nes, scheint ihn zu beob­ach­ten. Ich könn­te jetzt war­ten, bis der Mann mit sei­nem Gebet fer­tig gewor­den ist. Ich könn­te mich zu ihm in sei­ne Rik­scha set­zen. Wir könn­ten gemein­sam durch den Park fah­ren. Ich könn­te ihm eine Geschich­te erzäh­len. Ich könn­te erzäh­len, dass ich gera­de eben noch in einem Café hör­te, wie eine jun­ge, lus­ti­ge Mut­ter von ihrer Absicht berich­te­te, ihren Sohn, der noch nicht gebo­ren wor­den ist, mit dem Namen “Gram­mo­phon” zu ver­se­hen. Das ist eine wirk­lich auf­re­gen­de Geschich­te, die ich tat­säch­lich sofort erzäh­len soll­te. Ich soll­te den jun­gen Mann wei­ter­hin fra­gen, ob er mir viel­leicht erklä­ren wol­le, wes­halb es lebens­ge­fähr­lich für mich sein könn­te, wenn ich mich fra­gend über Moham­med, den Pro­phe­ten, äußern wür­de. Viel­leicht wür­de der jun­ge Mann brem­sen, viel­leicht sich unver­züg­lich von sei­nem Fahr­rad schwin­gen. Wir wür­den uns auf eine Bank set­zen und Geschich­ten erzäh­len von Gram­mo­pho­nen, von Pro­phe­ten und wie es ist, im Win­ter Rik­scha zu fah­ren. Und viel­leicht wür­de ich ihm dann noch vom Schnee erzäh­len, den ich als Kind aus der Luft gefan­gen habe. Ja, so könn­ten wir das machen, sofort, gleich wenn der beten­de Mann sich erhe­ben wird. – stop

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raumzeit

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hima­la­ya : 0.15 — Kürz­lich habe ich etwas Lus­ti­ges mit mir selbst erlebt. Ich saß in der Nähe mei­nes Schreib­ti­sches auf einem Stuhl und stell­te mir vor, wie ich gleich auf­ste­hen und zum Fens­ter gehen wer­de. Was wäre zu sehen, frag­te ich mich, wenn ich in die­ser Pas­sa­ge durch mein Zim­mer von einer Kame­ra auf­ge­nom­men wer­den wür­de, die in der Lage ist, 1 Mil­li­on Bil­der pro Sekun­de ein­zu­fan­gen. Das Auge die­ser Kame­ra wür­de mir nun also fol­gen und in die­ser Zeit der Wan­de­rung 8 Mil­lio­nen Bil­der mei­ner Gestalt im Raum erzeu­gen. Wie lan­ge Zeit, über­leg­te ich wei­ter­hin, wür­de ich in der Betrach­tung mei­ner Per­son ver­brin­gen, wenn ich den kurz zuvor auf­ge­nom­me­nen Film mit der übli­chen Rate von 24 Bil­dern pro Sekun­de betrach­ten könn­te. Ich rech­ne­te auf einem Stück Papier ein oder zwei Minu­ten hin und her, um schließ­lich mit Gewiss­heit eine Beob­ach­tungs­zeit von 3 Tagen und wei­te­ren 20 Stun­den her­aus­zu­fin­den. Zu die­sem Zeit­punkt saß ich noch auf mei­nem Stuhl. Kurz dar­auf stand ich auf und ver­such­te, mich in der Wirk­lich­keit mei­nes Kör­pers der­art lang­sam zu bewe­gen, dass ich in der errech­ne­ten Betrach­tungs­zeit als tat­säch­li­che, nicht als auf­ge­zeich­ne­te Per­son, jene vor­ge­nom­me­ne Stre­cke über­win­den wür­de. Ich stel­le fest: Das äußerst lang­sa­me Ver­hal­ten eines mensch­li­chen Kör­pers in Raum und Zeit bedarf einer­seits inten­si­ver logis­ti­scher, ander­sei­tes sport­li­cher Vor­be­rei­tung. – stop / kof­fer­text

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echo : 3.01 — Heu­te Nacht erleb­te ich ein lus­ti­ges Déjà-vu. Das war unge­fähr so gewe­sen, dass ich in dem Moment des Déjà-vus gera­de bei geöff­ne­ten Fens­tern Schif­fe beob­ach­te­te, die auf mei­nem Bild­schirm durch einen weit ent­fern­ten Hafen pen­del­ten in ech­ter Zeit. Es war kurz nach zwei Uhr, da lan­de­te ein Mari­en­kä­fer auf mei­ner lin­ken Wan­ge. Ich konn­te mich, wie schon im ver­gan­ge­nen Jahr, nicht ent­schei­den, ob das viel­leicht ein Zufall gewe­sen war. Indem ich das rech­te Auge schloss, aber mit dem lin­ken Auge soweit wie mög­lich nach unten sah, konn­te ich die halb­ku­gel­för­mi­ge Wöl­bung sei­nes Rückens erken­nen. Und ich spür­te eine leich­te Bewe­gung, der Käfer schien mich zu betas­ten. Natür­lich über­leg­te ich sofort, ob es sich bei die­sem Käfer nicht um ein fern­ge­steu­er­tes Wesen han­deln könn­te, das mich besuch­te, um Pro­ben von mei­ner Kör­per­ober­flä­che auf­zu­neh­men. Nach eini­gen Minu­ten ver­än­der­te der Käfer sei­ne Posi­ti­on, er ging zu Fuß, klet­ter­te an mir her­ab, saß für eini­ge Minu­ten an mei­nem Hals, dort konn­te ich ihn weder sehen noch spü­ren, um kur­ze Zeit spä­ter auf mei­nem Hemd zu erschei­nen, wo er sich sehr wohl­ge­fühlt haben moch­te, weil er dort eine gute Stun­de sei­ner Lebens­zeit ver­brach­te. Viel­leicht hat­te der Käfer geschla­fen, oder sich von Stra­pa­zen erholt, die mir unbe­kannt. In die­sem Moment nun, da ich mei­nen Text notie­re, sitzt der in Wör­tern ver­merk­te Käfer am lin­ken unte­ren Rand des Bild­schir­mes mei­ner Schreib­ma­schi­ne. Er presst sich fest an das Gehäu­se. Wei­te­re Käfer sit­zen an den Wän­den, es sind ein gutes Dut­zend, auch Käfer mit gel­bem Gehäu­se sind dar­un­ter. Ges­tern habe ich beob­ach­tet, dass gelb­far­be­ne Käfer mit vier­und­zwan­zig Punk­ten, wenn ich sie behut­sam in eine mei­ner Hän­de set­ze und in die Dun­kel­heit wer­fe, sofort wie­der zurück­kom­men. Man könn­te sagen, dass es sich bei die­ser Art um Bume­rang­kä­fer han­deln könn­te. In die­sem Jahr tra­gen sie Strei­fen. — stop
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im telefon

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nord­pol : 6.55 — Ich habe eine lus­ti­ge Geschich­te erlebt. In die­ser Geschich­te kom­men ein Mäd­chen vor, die Mut­ter des Mäd­chens, die mei­ne Schwes­ter ist, ein Tele­fon, ein Foto­ap­pa­rat, ein Fahr­rad, das pink ist, und ich. Die Geschich­te ereig­ne­te sich vor weni­gen Tagen abends. Das Mäd­chen rief mich an. Sie sag­te ihren Namen und dann erzähl­te sie ein­fach dar­auf los, zum Bei­spiel, dass sie ein Fahr­rad besit­ze, das pink­far­ben ist, und dass sie mit dem Fahr­rad schon allei­ne her­um­fah­ren kön­ne, ohne umzu­fal­len, und zwar durch den Wald. Plötz­lich spricht sie nicht mehr, es ist still, aber ich höre sie atmen. Ich den­ke noch: Vor weni­gen Mona­ten konn­te sie nicht so gut erzäh­len, wie rasend schnell das geht, dass sich die Wör­ter for­mie­ren. Das Mäd­chen erzähl­te jetzt in gan­zen Sät­zen, es scheint so zu sein, dass sie nun, da sie über gan­ze Sät­ze ver­fü­gen kann, end­lich alle ihre Geschich­ten sofort erzäh­len möch­te. Eine hel­le, fröh­li­che Stim­me. Aber dann doch die­se selt­sa­me Stil­le am Tele­fon, nur ihr Atem. Ich fra­ge: Bist Du noch dran? Hal­lo! Kannst Du mich hören? Aber das Mäd­chen ant­wor­tet nicht. Immer noch ihr Atmen. Nach einer Minu­te plötz­lich wie­der ihre Stim­me. Ich erfah­re, dass ihre Mut­ter sie gera­de foto­gra­fiert, wie sie mit mir tele­fo­niert. Ich sage: Das freut mich. Wun­der­bar, wir wer­den foto­gra­fiert, Du und ich, ich bin in dem Tele­fon. Wie­der Stil­le. Ein Pau­se. Eine sehr kur­ze Pau­se. Sagt das Mäd­chen: Quatsch mit Sau­ce. — stop
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innenohrmuscheln

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echo : 6.22 — Lud­wig, der mich ges­tern Abend besuch­te, hat­te einen klei­nen Rausch mit­ge­bracht, an dem woll­te er voran­ar­bei­ten. Er hat­te dar­um eine Fla­sche bil­li­gen Cognacs in eine Papier­tü­te gesteckt, um sie den Abend über an sei­nem Bauch zu wär­men. Wenn er ab und zu einen Schluck aus der Fla­sche nahm, mach­te er sei­ne Augen zu Schlit­zen, er konn­te dann nicht mehr sehen, obwohl er eigent­lich nichts schme­cken woll­te. Es war ein lus­ti­ger Abend, ein­mal schlief Lud­wig ein im Bad, ich weck­te ihn und führ­te ihn zurück in die Küche. Das war gegen 22 Uhr gewe­sen. Ich konn­te zu die­sem Zeit­punkt kei­ne Bewei­se dafür fin­den, dass Lud­wig mir noch immer zuhör­te oder mich über­haupt noch hören konn­te. Aber sich selbst schien er noch wahr­neh­men zu kön­nen. Wör­ter ent­gleis­ten, die Sät­ze, die sei­ne Geschich­ten erzähl­ten, waren jedoch mit­tels Kom­bi­na­ti­on ver­ständ­lich. Um kurz vor Mit­ter­nacht berich­te­te Lud­wig von einer Frau, die er ein­mal lieb­te. Sie wohn­te lan­ge Zeit in Lis­sa­bon, was sie dort mach­te, wovon sie leb­te, wuss­te Lud­wig nicht zu berich­ten, aber dass sie über beson­de­re Ohren ver­füg­te. In ihren Ohr­mu­scheln links und rechts sol­len sich wei­te­re klei­ne Ohr­mu­scheln befin­den, exakt in der sel­ben Form ange­legt, nur eben klei­ner. Aber nicht genug damit, wenn man mit einer Taschen­lam­pe in die Innen­ohr­mu­scheln der Frau leuch­te­te, waren ein wei­te­res Paar noch klei­ne­rer Ohr­mu­scheln zu ent­de­cken. Das war eine sehr sel­te­ne ato­mi­sche Erschei­nung. Als ich wis­sen woll­te, wie sich Lud­wig impli­zier­te Muschel­fo­ma­tio­nen erklär­te, war der ver­lieb­te Mann bereits ein­ge­schla­fen. Er saß vor mei­nem Küchen­tisch, die Fla­sche war geleert, der Kopf auf sei­ne schma­le Brust gesun­ken, so schlief er, ohne vom Stuhl zu fal­len. Als ich am frü­hen Mor­gen die Küche betrat, saß er noch immer in die­ser Hal­tung am Tisch. Bei­na­he hät­te ich ihn für ein Kunst­werk gehal­ten, für eine beklei­de­te Gips­fi­gur: Trin­ken­der Freund. Aber Lud­wig atme­te. Der Atem war flach. Es war ein Atem, der gera­de noch zum Leben reich­te. Ich muss­te Lud­wig wecken, ich muss­te ihn wecken, um nicht schul­dig zu wer­den. – Guten Mor­gen. Es ist Mon­tag. — stop
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cairo

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alpha : 4.32 — Ich erin­ne­re mich an ein Gespräch, das ich vor zwei Jah­ren mit einem Bekann­ten führ­te, der lan­ge Zeit in Ägyp­ten leb­te, genau­er in Kai­ro am Nil. Er wur­de in der alten, rie­si­gen Stadt gebo­ren vor einem hal­ben Jahr­hun­dert. Ich hat­te von unse­rem Gespräch bereits erzählt. Immer, wenn ich ihn seit­her getrof­fen hat­te, stell­te ich ihm Fra­gen: Warst Du zu Hau­se im Som­mer? Wie geht es Dei­ner Fami­lie? Was kos­tet ein Hotel­zim­mer in Kai­ro in siche­rer Lage? Ich bemerk­te, dass Belem sich über mei­ne Fra­gen freu­te, aber er ant­wor­te­te nur sel­ten prä­zi­se, er sag­te immer wie­der, dass es eine Fra­ge des Respekts sei, dass man irgend­wie ler­nen müs­se, gemein­sam zu arbei­ten und zu leben. Vie­le Men­schen sei­en arm, das sei das größ­te Pro­blem, sie könn­ten nicht lesen und schrei­ben. Ein­mal frag­te ich, ob er bereit wäre, einen klei­nen Text aus der ara­bi­schen Spra­che für mich zu über­set­zen, einen Twit­ter­brief, den ich nicht lesen konn­te. Aber das woll­te Belem nicht, er schien sich in die­sem Moment vor mir oder den Zei­len, die ich auf ein Stück Papier gedruckt hat­te,  zu fürch­ten. — Mon­tag. Seit Stun­den komm ich nicht wei­ter in der Lek­tü­re digi­ta­ler Nach­rich­ten aus Kai­ro. Ich ver­su­che, zu ver­ste­hen. Es sind sehr selt­sa­me Tex­te, die mir Über­set­zungs­ma­schi­nen lie­fern, Bruch­stü­cke, Ahnun­gen, Wort­sand: Gott Ylank­wa auf der Erde und im Him­mel ein Fluch und Fluch ya Welad El Bha­im o obers­te Kar­te Hun­de vor Aiallk Ein­ak Ahan füh­len Sod­bren­nen Herz Eltern und alle da Les Ahan Scha­fe Iowa euch haben tat­säch­lich Amor­pho­phal­lus Rivie­ri CDDA Scha­fe ich Wor­te von Belei­di­gung und defekt, aber nach Li da Sie lip Tstahl­wa schmut­zigs­ten Belei­di­gung in Alas­han Antua eigent­lich Scha­fe und Hun­de und Skla­ven und Amrk­wa wel­che Hatb­ko­wa brau­chen euch eine Betharb­wa Alhan Cuesh Reli­gi­on und nicht in die Hei­mat Euch Betharb­wa Alhan 7tt jeder Hund und Ely ist Mur­si nicht bei­gelegt. Mur­si da wenn Ragel har­te Masche 7tt Khrong wur­de das Blut Divi­si­on zu hal­ten oder sogar min­des­tens sei­ner Fami­lie und sei­nen Clan aber Lebens­dau­er Staa­ten Khai­nin Brü­dern und bei­de Alai­kum Ya Ya Welad Hun­de Hun­de / Und Gott Staats­si­cher­heit haben sie Gna­de, die uns von DVD Elly Zico Btal­wa ver­ließ die Sicher­heit des Staa­tes und die Her­stel­lung da Ret­tung, wel­che Bek­tosh ken­nen sie lachen über Leu­te und Leu­te ich Tani Les ein Raza Ullah Ein­woh­ner in Sidi Gaber in der elf­ten Run­de ihre Brü­der Embareh Æøá­úæç Úáì Ãç Íþæã Èå Archi­tek­tur und schla­gen den Por­tier und sie in ihrer Woh­nung waren und eine Stim­me hör­te zu mir spre­chen und ich traf den Schuss und Aial­ha Hor­ror und wein­te und floh die besetz­ten Ober­flä­che Btaa Archi­tek­tur, und Vio­li­ne von Atrmi wur­de die Vio­li­ne ein Ver­bre­cher und Embareh füh­ren den Sicher­heits­sta­tus / Ers­te Bewer­tun­gen über den Stau­see ist klar, dass Kin­der nicht müs­sen manu­el­le Illus­tra­tor Gabe Archi­tek­tur der Ein­gang Por­tal Teil­neh­mer arbei­ten und mehr Men­schen sind ent­we­der Kin­der, ihre Eltern-Wäch­ter, die nur Sie der Stau­see-Ent­wick­lung her­aus­neh­men, aber sie Men­schen, die sie benö­ti­gen sind, um Schutz gegen unse­re Herrn sagen Ahan Mikhlinash Brü­der hass­te Sie jeden Bedarf wir sagen ganz klar die Sze­ne zu einem mei­ner Brü­der ist Bdkon NAS Keteer sehr Päd­ago­gen Dkonhm Ägyp­tens und Fami­li­en starr­te ist rüh­rend, mei­ne Brü­der und Les in eine fes­te Schie­ne Und sie neh­men ihre Mode Welaikh und Gen­tle­man und Men­schen Wakhd­in­ha das Alter des Pro­phe­ten Chris­ti­an Leh­man Daq­qoun Kin­der-und Jugend­sport hal­ten Masche einer Bank, es nicht Brü­der, ist vor­aus­ge­setzt die Tah­r­ir Daq­qoun Kteer waren die Rebel­len, nicht Brü­der natür­lich sage ich allen mein Ziel, dass alle Medi­en benö­tig­ten zu Fuß und wir sahen, Schlie­ßung des Auges Ehna Lina in ich weg­ge­las­sen Z Mabens­hov CBC tags­über Dream­Works benö­tigt, fin­den Sie unter Nile News und Ara­bisch und Al-Jaze­era sie­he Ent­war­nung Not­wen­dig­keit gezeigt Nicht alle Kanä­le Val­fol Wahr­heit und Bedau­ern-Ver­län­ge­rung. — stop
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