Aus der Wörtersammlung: net

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ein ohr

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del­ta : 22.01 — Ich erin­ne­re mich gern an Max. Er war gera­de 6 Jah­re alt gewor­den, als ich ihm zuletzt per­sön­lich begeg­ne­te. Wir saßen damals an einem Küchen­tisch, es war Abend, Max schon müde. Er schüt­tel­te etwas gelang­weilt eine Papri­ka­scho­te und wun­der­te sich, weil in der gel­ben Frucht Bewe­gung zu sein schien. Ich nahm ihm die Papri­ka aus der Hand, und tat­säch­lich war in ihrem Inne­ren etwas lose gewor­den oder exis­tier­te dort, das sich übli­cher­wei­se nicht in einer Papri­ka befin­den soll­te. Also leg­te ich die Papri­ka zur Unter­su­chung auf einen Tel­ler und öff­ne­te sie vor­sich­tig. Es war ein klei­nes Loch, das ich in die Papri­ka schnitt. Sei­te an Sei­te sit­zend, war­te­ten wir gespannt vor der Frucht dar­auf, ob viel­leicht Irgend­et­was oder Irgend­je­mand aus der Öff­nung stei­gen wür­de. Indes­sen erzähl­te ich von der Erfin­dung der Tief­see­ele­fan­ten, von ihren kilo­me­ter­lan­gen Rüs­seln, die sie zur Mee­res­ober­flä­che recken, sofern sie den Atlan­tik durch­que­ren. Bald wur­de Max unge­dul­dig, er nahm die Papri­ka in sei­ne Hän­de, um durch das spar­sa­me Loch zu spä­hen, ohne frei­lich etwas sehen zu kön­nen, es war dun­kel da drin, wes­halb ich das Loch ver­grö­ßer­te, und außer­dem noch zwei klei­ne­re Löcher für das Licht seit­wärts in den Kör­per trieb. Wie­der­um späh­te Max in die Papri­ka, jetzt konn­te er etwas erken­nen. Er stell­te nüch­tern fest, dass sich in der Papri­ka ein Ohr befin­den wür­de, ein Papri­kaohr, ganz ein­deu­tig. Zwei Jah­re sind seit­her ver­gan­gen. Als ich kürz­lich mit Max tele­fo­nier­te, erklär­te er, dass er in der Schu­le Tief­see­men­schen mit Blei­stift zeich­ne­te. Immer wie­der habe er die Kör­per der Tief­see­men­schen, die über den Mee­res­bo­den spa­zier­ten, aus­ra­diert, um sie noch klei­ner zu machen, damit ihre Häl­se auch lang genug wer­den konn­ten auf dem viel zu klei­nen Blatt Papier, das ihm zur Ver­fü­gung gestellt wor­den war. — stop

handschrift

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tintenfinger

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lima : 0.55 — Mit dem lang­sa­men Ver­schwin­den der Brie­fe flüch­ten unse­re Post­wert­zei­chen in Schach­tel­be­häl­ter, in Alben, in Muse­en, kost­ba­re, bun­te Wesen von Papier, die wir noch mit unse­ren Zun­gen befeuch­te­ten, um sie mit Brief­um­schlä­gen für immer zu ver­bin­den. Auch Ges­ten, die den Brie­fen zuge­ord­net sind, wer­den sich nach und nach ver­lie­ren. Die Ges­te des Zer­rei­ßens bei­spiels­wei­se, oder die Ges­te des Zer­knül­lens. Wann habe ich zuletzt beob­ach­tet, wie der Emp­fän­ger eines Brie­fes sich dem geöff­ne­ten Doku­ment mit der Nase näher­te, um von der Luft der gelieb­ten schrei­ben­den Per­son zu atmen, die mit dem Brief gereist sein könn­te? Ver­lo­ren die Abdrü­cke der Tin­ten­fin­ger, die Rän­der einer Brief­sei­te zier­ten, ver­lo­ren auch das fei­ne Geräusch der Skal­pel­le, indem sie tei­lend durch das sei­de­ne Fut­ter der Kuvert­kof­fer zie­hen. Ein absur­der Gedan­ke mög­li­cher­wei­se, wie ich den E‑Mailbrief einer Behör­de, der mich zor­nig wer­den lässt, aus­dru­cke, wie ich ihn in einen Umschlag ste­cke, wie ich ihn für eini­ge Sekun­den in Hän­den hal­te, wie ich mich kon­zen­trie­re, wie ich den Brief genuss­voll in win­zi­ge Tei­le zer­le­ge. — stop

ping

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in üsküdar

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whis­key : 0.55 — Y. erzähl­te vor eini­gen Tagen eine Geschich­te, die sie als Mäd­chen im Alter von sie­ben oder acht Jah­ren in Istan­bul erleb­te, genau­er in einem Hin­ter­hof des Stadt­teils Üsküdar. Sie soll­te damals eine Tüte Pis­ta­zi­en und noch eini­ge ande­re Din­ge von einem Kios­kla­den holen, es war Som­mer, und sie hüpf­te raus auf die Stra­ße und um die Ecke und rein in den klei­nen Laden, und las einem Mann eine Lis­te der bestell­ten Din­ge vor. Der Mann sah ihre Lis­te durch, lächel­te ihr zu und stell­te ein oder zwei Fra­gen, so in etwa: Wie vie­le Pis­ta­zi­en sol­len es denn sein? Y. über­leg­te sorg­fäl­tig, aber letzt­lich konn­te sie sich nicht erin­nern, wie vie­le Gramm Pis­ta­zi­en ihr die Mut­ter zum Kauf auf­ge­tra­gen hat­te. Des­halb hüpf­te sie auf die Stra­ße zurück, aber anstatt zur Ein­gangs­tür ihres Wohn­hau­ses zurück­zu­keh­ren, trat sie in einem Hin­ter­hof vor einen Bal­kon im 2. Stock. Die Tür zum Wohn­zim­mer der Fami­lie, hin­ter der sie ihre Mut­ter wuss­te, war geöff­net. Sie rief so laut sie konn­te: Mama! Dann war­te­te sie eine kur­ze Zeit. Als die Mut­ter nicht auf dem Bal­kon erschien, rief sie noch ein­mal: Mama, Mama, ich habe eine Fra­ge, ich bin’s! Wie­der­um rief sie ver­geb­lich, sie war­te­te und rief und war­te­te. Gera­de als sie umkeh­ren woll­te, um den wei­te­ren Weg, den sie gekom­men war, zur Mut­ter in die Woh­nung zurück­zu­neh­men, bemerk­te sie ein frem­des Mäd­chen neben sich, das viel­leicht zwei Jah­re jün­ger war als sie selbst. Das Mäd­chen hat­te eine ihrer Hän­de genom­men, sah sie bedeu­tungs­voll an, hob dann den Kopf zum Bal­kon empor und rief mit lei­ser, sanf­ter Stim­me: Mama! Mama! Y. erin­ner­te sich noch nach vie­len Jah­ren an die fei­ne Stim­me des Mäd­chens, die bei­na­he nicht zu hören gewe­sen war. Kaum eine vier­tel Minu­te ver­ging, da erschien ihre Mut­ter auf dem Bal­kon und schau­te zu den bei­den Mäd­chen her­ab. Das war ein Moment ihres Lebens gewe­sen, den Y., die inzwi­schen selbst zwei Söh­ne gebar, nie ver­ges­sen konn­te, ein Geheim­nis: War­um hat­te die Mut­ter auf die lei­se Stim­me eines frem­den Mäd­chens reagiert, aber die Stim­me der eige­nen Toch­ter nicht gehört? — stop

ping

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propellerzunge

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tan­go : 2.01 – Wie­der der Ver­such, den Klang mensch­li­cher Stim­men vor­zu­stel­len, wie sie sich unter einer Was­ser­ober­flä­che arti­ku­lie­ren. Eine schwie­ri­ge Auf­ga­be, ins­be­son­de­re des­halb, weil ich einer­seits anneh­me, ein authen­ti­sches Sprech­ge­räusch, wel­ches sich unter Was­ser ereig­net, in mei­nem Kopf jeder­zeit erzeu­gen zu kön­nen, ande­rer­seits jedoch über kei­ner­lei Wör­ter ver­fü­ge, die­ses Geräusch ange­mes­sen zu beschrei­ben. Ein Pro­blem der Über­set­zung scheint vor­zu­lie­gen, ein Raum zwi­schen geis­ti­gem Hören und dem annä­hernd kor­rek­ten Aus­druck in der Spra­che mei­nes Mun­des oder mei­ner Hän­de auf Tas­ta­tu­ren, der auch in die­ser Nacht, nach Jah­ren inten­si­ver Ver­su­che, nicht zu über­win­den ist. Ich neh­me an, Pho­ne­me, die eine aus­ge­dehn­te Öff­nung des Mun­des erfor­dern in der Spra­che unter der Was­ser­ober­flä­che spre­chen­der Lun­gen­men­schen, wer­den im Lau­fe der Jahr­hun­der­te sel­te­ner wer­den, Arti­ku­la­ti­on indes­sen mit­tels gespitz­ter Lip­pen, pfei­fen­de Lau­te, eine Ent­wick­lung in die­se Rich­tung, das ist denk­bar. — Leich­ter Regen. — stop

letter

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es ist abend

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marim­ba : 6.02 – Wie Schnee, ein gutes Dut­zend Men­schen­fo­to­gra­fien. Von L., die über einem Buch ein­ge­schla­fen ist, wie sie an einem Küchen­tisch sitzt, den Kopf auf ihre Hän­de gebet­tet, sie muss bemerkt haben, dass sie gleich das Bewusst­sein ver­lie­ren wird. Von M., der im Wald über eine Wie­se vol­ler Schnee­glöck­chen spa­ziert, ein Manu­skript in der lin­ken Hand, des­sen Sät­ze er aus­wen­dig ler­nen muss, um sie auf einer Büh­ne zu spre­chen. Er geht schnell, weil kaum noch Zeit ist, aber das ist auf der Schwarz-Weiß-Foto­gra­fie nicht zu erken­nen. Von P., die vor einer Erd­mul­de unter einer Bir­ke steht. Das Grab der Eltern ist ver­schwun­den, der Hügel vol­ler Blu­men, ein Gedenk­stein, aber die Bir­ke ist noch da, sie war schon da, als sie gebo­ren wur­de, und sie weiß, dass tief da unten auch die Kno­chen der Eltern noch immer anwe­send sind. Von I., der sich, wie ein Jahr zuvor, Tag für Tag dar­über freut, dass er das Wort Kühl­schrank zu erin­nern ver­mag. Von J., die einen Foto­ap­pa­rat auf sich selbst rich­tet an einem Abend, da sie bemerkt, dass das Sau­sen in ihren Ohren plötz­lich ver­schwun­den ist, wie sie der Stil­le lauscht. Von K., die über eine Stra­ße stürmt auf dem Weg zum Tanz, bar­fuß, ihre roten, fla­chen Leder­schu­he in der rech­ten Hand, und obwohl es reg­net, wir­beln nas­se Blät­ter hin­ter ihr durch die Luft. Von N., deren Schwes­ter in Kobanê kämpf­te, wie sie schläft. Die Schwes­ter soll N. ähn­lich gewe­sen sein, aber nie­mand weiß das so genau, weil die Schwes­ter vor 15 Jah­ren in den Unter­grund ver­schwand, weil sie in den Ber­gen kämpf­te, weil der Krieg mit Men­schen­ge­sich­tern macht was er will, weil sie nie wie­der zurück­keh­ren wird. Von M., die im Dezem­ber noch in den Ber­gen wan­der­te auf einer Alm, wo der Schnee Mus­ter auf eine Wie­se zeich­ne­te, wie sie auf der Haut der Som­mer­kü­he anzu­tref­fen sind. Von dem klei­nen H. aus Alep­po, der sich wun­dert, dass er noch immer lebt. Er zeigt gera­de Sie­ges­zei­chen mit bei­den Hän­den, als der Foto­graf sei­ner­seits sei­ne letz­te Auf­nah­me macht. Von K., der mit geschlos­se­nen Augen auf einer Vio­li­ne spielt, die aus Stirn­kno­chen eines gestran­de­ten Wales geschnitzt wur­de. Von Y., die in einem fei­nen dun­kel­blau­en Kos­tüm nahe Colum­bus Cir­cle im Cen­tral Park neben einem Roll­kof­fer steht und mit einem Eich­hörn­chen spricht, das mit gespitz­ten Ohren vor ihr sitzt. Es ist Abend. — stop


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von menschen und affen

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nord­pol : 0.22 – Wäre es nicht viel­leicht doch sinn­voll, anstatt unschul­di­ge Kin­der­men­schen der Stadt Rak­ka zu bom­bar­die­ren, elek­tri­sche Daten­net­ze zu atta­ckie­ren, wel­che von Riad aus Got­tes­krie­ger mit Ent­wick­lungs­hil­fe ver­sor­gen? Immer wie­der das Fra­gen üben. Auch nach Fra­gen suchen. Ges­tern sprach ich mit einer jun­gen Mus­li­ma über ihre Schul­zeit, viel zu kurz, sag­te sie, viel zu früh zu Ende. Es ist so, dass sie, H., der fes­ten Über­zeu­gung ist, von Adam und Eva unmit­tel­bar abzu­stam­men. Da sie jedoch nicht dog­ma­tisch lebe und den­ke, wäre sie bereit, zu akzep­tie­ren, dass ich, Lou­is, ein Affen­mensch sei oder eben ein Men­schen­af­fe. Wir lachen ganz herz­lich. It works! — In der ver­gan­ge­nen Nacht habe ich mein Radio gelehrt, in der beru­hi­gen­den Spra­che der Nacht­zi­ka­den zu spre­chen. Guten Mor­gen! – stop

nacht­zi­ka­den

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schnee

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oli­mam­bo : 2.22 — Ich hör­te das Geräusch einer schep­pern­den Glo­cke, ein Klin­geln oder metal­le­nes Hupen. Ich dach­te, je­mand woll­te mich wecken, obwohl ich doch bereits wach gewor­den war. Ich spa­zierte zunächst in die Küche. Das Geräusch wan­derte mit. Plötz­lich erin­nerte ich mich, woher ich das Geräusch kann­te, ich hat­te über das Geräusch schon ein­mal notiert. Ich erin­ner­te mich zunächst an mei­nen Text und dann an den Ursprung des Geräu­sches, das ich hör­te, oder war es viel­leicht genau anders­her­um gewe­sen? Das Geräusch mei­ner Erin­ne­rung kam von einem Glöck­chen her, das am Weih­nachts­abend hin­ter einer Tür von mei­nem Vater durch hef­tige Bewe­gung zum Klin­gen gebracht wor­den war, ein ver­trau­tes, jähr­lich wie­der­keh­ren­des Geräusch. Ein­mal bekam ich ein Radio geschenkt. Das Radio war das ers­te Radio mei­nes Lebens gewe­sen, ein Tran­sis­to­r­emp­fän­ger, hand­lich und doch schwer. Ich weiß nicht wes­halb, ich öff­ne­te das Radio mit­hil­fe eines Schrau­ben­zie­hers, ich zer­leg­te die klei­ne Appa­ra­tur in ihre Ein­zel­teile und wun­derte mich. Ein Jahr dar­auf bekam ich einen Foto­ap­pa­rat, den ich am dar­auf­fol­gen­den Tag wie zuvor das Radio öff­ne­te und auf das genau­es­te unter­such­te, im Früh­ling zähl­te ich Vögel, im Som­mer durch­such­te ich das Unter­holz nach Kno­chen von Hasen und Rehen, um sie in mei­nem Zim­mer auf dem Schreib­tisch so zu kon­fi­gu­rie­ren, dass ich sie mir vor­stel­len konn­te. Es ist merk­wür­dig, wie Geräu­sche über gro­ße Zeit­räu­me hin­weg wie­der­keh­ren, als wären sie gera­de erst in der Wirk­lich­keit abge­spielt wor­den. Es lässt sich nicht über­prü­fen, aber sie schei­nen sich tat­säch­lich nicht ver­än­dert zu haben, sind unteil­ba­re Wesen. Heu­te Schnee, sehr lei­se. — stop
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im zug kürzlich

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india : 0.12 – Ein Mäd­chen, das mög­li­cher­wei­se gera­de erst spre­chen lern­te, in einer Spra­che, die ich nicht ver­ste­he, steht im Zug vor mir. Ich notie­re auf ein Blatt Papier, als ich die klei­ne Per­son bemer­ke. Ich sage: Hel­lo! Sofort schließt das Mäd­chen die Augen, bleibt aber wie ange­wur­zelt vor mir ste­hen. Weni­ge Meter ent­fernt sit­zen zwei Frau­en und vier Män­ner, sie tra­gen Ano­raks, die zu groß sind, die Frau­en außer­dem Kopf­tü­cher und Hand­schu­he, obwohl es im Zug warm ist. Sie schei­nen müde zu sein, nie­mand spricht. Einer der Män­ner beob­ach­tet mich, ein ruhi­ger, auf­merk­sa­mer, freund­li­cher Blick, ich den­ke noch, was sieht er in mir, da öff­net das klei­ne Mäd­chen sei­ne Augen wie­der, schaut mich an, kein Lächeln, als ich eine Hand hebe und win­ke. Ein Gesicht, blass, fast weiß, tie­fe, dunk­le Rin­ge unter den Augen, die glän­zen. Was haben die­se Augen gese­hen in den ver­gan­ge­nen Wochen, Mona­ten, Jah­ren, viel­leicht Men­schen, die tot sind, wie sie auf einer Stra­ße lie­gen, eine Hand der Mut­ter, die  Augen des Mäd­chens bede­cken im Moment ein­stür­zen­der Häu­ser, Luft vol­ler Flie­gen unter einem Zelt­dach, das nächt­li­che Meer, schrei­en­de Men­schen vor Sta­chel­draht bewehr­ten Toren, rasen­de Schä­fer­hun­de, die in Ungarn gebo­ren wor­den sind? – Ein Kind will sehen. So fängt es immer an, auch damals fing es so an. Ein Kind woll­te sehen. / Juli­an Bar­nes Arthur & Geor­ge – stop
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lilly

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marim­ba : 2.05 – Auf der Suche nach einem Kie­men­mäd­chen namens Lil­ly Man­gold war ich gegen Mit­ter­nacht ein­ge­schla­fen, da öff­ne­te tief im Gehör­gang mei­nes rech­ten Ohres knis­ternd eine Zwerg­see­ro­se ihre Blü­te. Ich hör­te, man kön­ne Zwerg­see­ro­sen in Kaf­fee­tas­sen züch­ten. Ist das eine Nach­richt? – stop

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mitado muje

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oli­mam­bo : 2.02 – In einem Post­amt der neu­see­län­di­schen Stadt Wha­kata­ne arbei­te ein Nacht­schicht­be­am­ter mitt­le­ren Alters, der beson­de­re Namen samm­le. Er soll, so ein Gerücht, auf einem Dreh­stuhl vor einem Fächer­re­gal sit­zen und Brie­fe in zwei­er­lei Hin­sicht sorg­fäl­tig betrach­ten, ob sie näm­lich einer­seits aus­rei­chend fran­kiert sind, um ihren Bestim­mungs­ort errei­chen zu kön­nen, ander­seits wür­de er Namen von Adres­sa­ten, die sich in aller Welt befin­den, ihrem Klang nach inspi­zie­ren. Sobald der Nacht­mann einen Namen, der ihm gefällt, ent­deckt, wür­de der Name auf einem Zet­tel notiert: Sakona­kis Pina, Emi­lie Lio­nel, Pol­lie Pata­tas, Josef Tho­mey, Lai­ly Pina, Cla­ra Lorenz, Phil­li­pe Odil. Es heißt, man kön­ne die­se Namen im Inter­net erwer­ben, viel­leicht, wenn man einen geräusch­vol­len Namen benö­tig­ten wür­de, weil man eine Per­son erfin­den möch­te, die sich in poe­ti­scher Wei­se dar­zu­stel­len wünscht, 10 Cent. Ich muss das über­prü­fen. – stop

blume



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