Aus der Wörtersammlung: not

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amerikafahrt

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marim­ba : 0.02 — Sekun­den­brief­mar­ke aus dem Jahr 1959, zu einer Zeit notiert, da ich selbst, auch als Idee, noch nicht gebo­ren war: Das Taxi war groß wie eine Loko­mo­ti­ve. Und es war grell­gelb ange­stri­chen wie ein deut­scher Brief­kas­ten. Auf sei­nem Dach funk­te es blau­ro­te Licht­si­gna­le, sie ähnel­ten dem blit­zen­den wach­sa­men Auge der Poli­zei, und für eine Wei­le hat­te ich das Gefühl, ein Ehren­gast zu sein, der eskor­tiert und ohne Berüh­rung mit Land und Leu­ten an ein Ziel gebracht wer­den soll. Die Pols­ter des Wagens waren hart, und der nack­te Stahl­bo­den war schmut­zig; man bot dem Fahr­gast den Trans­port, man bot ihm nicht mehr. Andau­ernd erreich­ten den Wagen­len­ker durch die Luft gesand­te Bot­schaf­ten; Unsicht­ba­re spra­chen zu ihm, beschwo­ren ihn, quäl­ten ihn, hetz­ten ihn. Zuwei­len ant­wor­te der Mann den Stim­men der befeh­len­den Luft­geis­ter. Wolf­gang Koep­pen A m e r i k a f a h r t
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transkriptionen

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alpha : 0.05 — Ein Daten­spei­cher, in dem alle je von Men­schen­hand geschrie­be­nen Zei­chen­sät­ze ver­sam­melt sein wer­den. Mei­ne Schreib­ma­schi­ne, ein Alb­traum, könn­te mit die­sem frei schwe­ben­den Gedächt­nis in Ver­bin­dung ste­hen. Und wäh­rend ich nun notie­re, wür­de unver­züg­lich ange­zeigt, ob der gera­de gedach­te Satz bereits auf­ge­schrie­ben wur­de oder nicht. — Schnee­flo­cken, Früch­te, lei­se­leicht, die aus Nacht­bäu­men fal­len. — stop
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copy & paste

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romeo : 2.56 — Vor weni­gen Stun­den noch wollt ich vom Abend einer Amei­se unter som­mer­li­chem Fei­gen­baum erzäh­len. Kaum ange­fan­gen, beob­ach­te­te ich, dass in dem Text, den ich wünsch­te auf­zu­schrei­ben, Wör­ter ent­hal­ten sein wer­den, die bereits vor mei­ner Text­zeit von ande­ren Men­schen in wei­te­ren Tex­ten ver­wen­det wor­den sind. Das wohl­klin­gen­de Wort Him­mel, ich hab’s nicht erfun­den, auch nicht das Wort Herz­beu­tel­chen oder das Wort Sinus­kno­ten. Alle die­se Wör­ter, gelie­he­ne Wör­ter. Ich leg sie mir in den Mund, unter mei­ne schrei­ben­den Fin­ger, Tag für Tag und Nacht um Nacht, als ob sie mir, Geschich­ten gleich, die aus der Luft zu stür­men schei­nen, allein gehör­ten. Aber dann das elek­tri­sche Knis­tern mei­nes Gehirns, in dem es die Ent­de­ckung im Schlaf zu fei­nen Wirk­lich­keits­net­zen ver­webt. – Weit nach Mit­ter­nacht. Eis­luft vor den Fens­tern, im Zim­mer war­ten Fei­gen und Bäu­me. Hab jetzt einen klei­nen Kno­ten im Kopf. — stop
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j.d.salinger : 160 west 71st street

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tan­go : 2.15 — Kurz nach Mit­ter­nacht beginnt es zu schnei­en. Sit­ze mit Schreib­ma­schi­ne vor dem Fens­ter und übe das Fan­gen ein­zel­ner Flo­cken mit den Augen. Ich mache das genau so, wie ich’s als Kind schon mach­te, aber die Licht­pel­ze die­ser Stun­den fal­len aus der Dun­kel­heit, wäh­rend sie sich damals aus hel­len Wol­ken­räu­men lös­ten, deren Tie­fe nie zu ermes­sen gewe­sen war. — Eine selt­sa­me Nacht ist das heu­te. Ich habe eigent­lich viel zu tun, und doch sit­ze ich hier am Fens­ter und schaue him­mel­wärts und den­ke an Salin­ger, an den gro­ßen geheim­nis­vol­len Schrift­stel­ler, der ges­tern gestor­ben sein soll. Ich hat­te vor weni­gen Wochen noch einen Bal­lon in mei­ne Spa­zier­kar­te der Stadt New York ein­ge­tra­gen, um ein Gebäu­de in der 71. Stra­ße West zu mar­kie­ren, das Hotel Ala­mac genau­er, Hand­lungs­ort der Geschich­ten um Fran­ny und Zooey. Ich dach­te mir, hier wirst Du ein­mal in den kom­men­den Jah­ren für Tage lun­gern und notie­ren und war­ten, auf J.D. Salin­ger war­ten, dar­auf war­ten, dass Dir der alte Mann erschei­nen möge. Und so wird das nun also anders wer­den. Aber wirk­lich merk­wür­dig ist fol­gen­de Ein­sicht, die ich gewon­nen habe in den ver­gan­ge­nen Stun­den. Men­schen, die so beschei­den leb­ten, dass man sie für nicht wirk­li­che Wesen anse­hen konn­te, wer­den wahr­haf­tig, wer­den leben­dig, sobald man ihr Lebens­en­de mel­det. – Und jetzt wie­der der Him­mel und sein Licht. Zwan­zig Uhr zwölf in Port-au-Prin­ce, Hai­ti. — stop
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schweizer jazz : paul nizon

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india : 0.03 — Ges­tern bin ich Paul Nizon wie­der­be­geg­net. Durf­te beob­ach­ten, wie er in Paris eine sei­ner Arbeits­woh­nun­gen spa­zier­te. Natür­lich waren zwi­schen ihm und mir eine Kame­ra­lin­se, ein Bild­schirm und dort etwas ver­gan­ge­ne Zeit auf­ge­spannt. Trotz­dem konn­te ich ihn gut erken­nen. Er trägt jetzt einen klei­nen run­den Bauch vor sich her und sein Haar ist grau gewor­den, und doch ist er ganz der alte, ver­ehr­te Schrift­stel­ler geblie­ben. Vor allem sei­ne schö­ne Stim­me, das sorg­fäl­ti­ge Spre­chen, die war­me Melo­die der Spra­che, das Schwei­ze­ri­sche, hier waren sie wie­der, und auch das Ton­band­ge­rät, das auf einem Tisch ruhend die Luft­wel­len der notier­ten Sät­ze eines Tages erwar­te­te. In die­sem Moment, grad ist Diens­tag gewor­den, erin­ne­re ich mich, dass ich Paul Nizon ein­mal per­sön­lich begeg­net war in der Stra­ße, in der ich woh­ne, und dar­an, dass ich damals dach­te: Er ist klei­ner, als ich erwar­tet habe. Er trug einen grau­en Man­tel, weiß der Teu­fel, wes­halb ich die Far­be sei­nes Man­tels gespei­chert habe, und einen Hut, neh­me ich an. Und da war noch etwas gewe­sen, mein Herz näm­lich schlug in einer Wei­se, dass ich’s in mei­nem Kopf hören konn­te. — Ein Früh­lings­abend. — Ja, ein Früh­lings­abend. — Und ich sag­te zu mir: Lou­is, reg dich nicht auf! Du bist an einem fla­nie­ren­den Geist vor­über gekom­men. – Nacht. stop. Schnee. stop. Flü­gel. — stop
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marie

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alpha : 0.02 — Zwei Stun­den mit Anna Thom­son, mit Sue in New York, mit einer Frau, die an Ein­sam­keit und Alko­hol zugrun­de geht. Wollt gern hin­ter die elek­tri­sche Haut mei­ner Film­ma­schi­ne sprin­gen, um der Geschich­te eine glück­li­che Wen­dung zu geben. Ein­mal hielt ich die Geschich­te ein­fach an, in dem ich ihr wei­te­ren Strom ver­wei­ger­te. Aber das ergab natür­lich kei­nen Sinn, weil Geschich­ten, wie die­se Geschich­te, sich so lan­ge fort­set­zen im Kopf, bis sie zu Ende gekom­men sind. Und an Marie habe ich gedacht, an Marie, jawohl. Wie sie ver­rückt gewor­den ist. Als ich Marie zuletzt gese­hen habe, lag sie im Flur ihrer Woh­nung auf dem Boden her­um und sah Geckos an den Wän­den sit­zen und ihre Zäh­ne klap­per­ten und ich muss­te aus der Bar im Erd­ge­schoss eine Fla­sche Cognac holen und sie damit füt­tern, damit sie wie­der so ruhig wer­den woll­te, dass ich sie zu ihrem Bett füh­ren konn­te. Aber dort kamen ihr die Geckos sofort wie­der und spa­zier­ten über die Decke und sie muss­te sie mit einem wei­te­ren Glas aus dem Zim­mer fegen und ihr Kör­per gab rest­los nach und sie schäm­te sich, obwohl ich ihr flüs­ter­te, dass das nicht so schlimm sei, dass ich ihr hel­fen wür­de, sich zu waschen, dass sie jetzt end­lich auf­hö­ren müs­se, die­se ver­damm­ten Fil­me zu dre­hen, und dass sie den Schwei­zer zum Teu­fel jagen sol­le, der nicht ein Freund sei, son­dern ein mie­ser, klei­ner Kun­de, der nur dann in ihrem Wohn­zim­mer über sie her­fal­len wol­le, wenn sie so betrun­ken gewor­den sei, dass er sich vor ihr nicht mehr fürch­ten müs­se. Aber Marie hör­te mich nicht, son­dern wein­te und ver­lor schnell das Bewusst­sein und ich hol­te den Not­arzt und wir fuh­ren in ein Hos­pi­tal, wo man sie schon kann­te. Und wie ich das jetzt so schrei­be, erin­ne­re ich mich, dass Marie ein­mal über das Tele­fon eine uralte Geschich­te erzähl­te. Sie habe zu sich gesagt, so die Geschich­te, dass sie jetzt auf­hö­ren wer­de. Schluss mit dem gan­zen Wahn­sinn, Schluss mit Por­no­bang­bang, Schluss mit der Trin­ke­rei. Sie habe alte Schul­freun­din­nen ein­ge­la­den zu sich in die Woh­nung. Sie habe zunächst einen Apfel­stru­del geba­cken und alles habe sehr schön nach Vanil­le geduf­tet. Sie habe noch die gan­ze Woh­nung auf den Kopf gestellt und nur ein ganz klein wenig getrun­ken und kaum sei sie fer­tig gewe­sen mit der Put­ze­rei, sei­en die Freun­din­nen ange­kom­men, so sei­en sie her­ein­spa­ziert, als wür­den sie einen zoo­lo­gi­schen Gar­ten besu­chen. Sie haben, sag­te Marie, Marie gefragt, ob Marie ihre Woh­nung sham­poo­niert habe. Die haben sich nicht mal gesetzt! Und so ist Marie also ver­rückt gewor­den. — Ich geh’ jetzt noch ein paar Schrit­te wan­dern im Schnee. — stop

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schäume

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echo : 5.03 — Ent­deck­te, dass sich Spu­ren, die Men­schen ihren Leben hin­ter­las­sen, ähn­lich der Spur eines Oze­an­damp­fers ver­hal­ten, der hin­ter dem Hori­zont ver­schwun­den ist. Sicht­bar sind sie noch, obwohl längst ver­gan­ge­ne Wesen, Schrift­zei­chen, Bil­der, Noten, Foto­gra­fien, mur­meln­de Schäu­me. Konn­te mei­nen Blick nicht lösen: Natha­lie Sar­rau­te, wie sie ver­lo­ren neben Samu­el Beckett steht, der eine Rauch­wol­ke beob­ach­tet, die Mon­sieur Pinget’s Mund ent­kom­men sein könn­te. — stop
mundwolke

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warenmenschen

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oli­mam­bo : 0.01 — Ein Film, der den All­tag sehr armer Men­schen in Kai­ro doku­men­tiert. So arm sind die­se Men­schen, dass sie Tei­le ihres leben­den Kör­pers ver­kau­fen. Und ich dach­te noch: Du darfst nicht ver­ges­sen, was Du gera­de wahr­ge­nom­men hast, soll­test über­le­gen, was das mit Dir per­sön­lich, mit Dei­ner Exis­tenz zu tun haben könn­te. Eini­ge Stun­den spä­ter hat­te ich die 5‑Minutenfilmgeschichte, die der wirk­li­chen Wirk­lich­keit unse­rer unheim­li­chen Zeit ent­nom­men wor­den war, inso­fern ver­lo­ren, da ich mich an sie erin­ner­te, als hät­te ich Jah­re nicht an sie gedacht, indem ich das Wort Waren­haus­men­schen, von eige­ner Hand notiert, auf einem Schreib­tisch­zet­tel wie­der­ent­deck­te. — Ein Schrift­zug. Der Schrift­zug eines Frem­den von einer Sekun­de zur ande­ren Sekun­de. War­um? — stop
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coltrane coltrane

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nord­pol

~ : louis
to : Mr. jona­than noe kekkola
sub­ject : COLTRANE COLTRANE

Ich habe von Ihnen geträumt, mein lie­ber Kek­ko­la, ges­tern habe ich von Ihnen geträumt. Kein Wun­der, wenn man so vie­le Tage an einen Men­schen denkt und war­tet und war­tet, dann fül­len sich die Näch­te mit den Schat­ten der Wachtraum­ge­dan­ken. Sie sam­mel­ten blaue Bee­ren im Schnee. Und da war ein Fisch mit Flü­geln, er lag still zu Ihren Füßen und dampf­te. Nach­mit­tags, jen­seits mei­nes Trau­mes, habe ich mit einer Ver­sor­gungs­sta­ti­on im Bear Mt. Sta­te Park tele­fo­niert. Man sag­te mir, dass Schnee bis­her nicht gefal­len sei. Von Ihnen hat­te man auch nichts gehört. Man wird nun mei­ne Bit­te um einen Anruf an Sie wei­ter­ge­ben, sobald Sie dort ein­ge­trof­fen. Nur für den Fall, Jona­than, dass Sie nicht in der Lage sein soll­ten, zu lesen, was ich notie­re. Darf ich Ihnen sagen, dass ich ein sehr fei­nes Weih­nachts­ge­schenk für Sie erstei­gern konn­te. Eine sel­te­ne Live­auf­nah­me John Coltrane’s aus den 60er-Jah­ren. Hal­ten Sie die Ohren steif, mein Lie­ber. Ich freu mich, Sie in Zei­ten der Kirsch­baum­blü­te wie­der­zu­se­hen. – Ihr Louis.

gesen­det am
10.12.2009
22.58 MEZ
1072 zeichen

lou­is to jonathan
noe kekkola »

 

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engelgeschichte für geraldine

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del­ta : 0.03 — Vor lan­ger Zeit habe ich eine klei­ne Geschich­te geschrie­ben, die von Engeln erzählt. Ich kann nicht genau sagen war­um, ich habe die­se Geschich­te bereits zwei­mal aus dem Licht der Öffent­lich­keit zurück­ge­zo­gen, sie aber nie gelöscht. Als ich ges­tern nun über die Kind­heit eines Mäd­chens nach­dach­te, das in einer vor­neh­men Gegend Man­hat­tans auf­ge­wach­sen ist, fiel mir die Geschich­te wie­der ein und ich habe nach ihr gesucht. Ich wer­de sie jetzt für Geral­di­ne an die­ser Stel­le end­gül­tig notie­ren. Lie­be Geral­di­ne, wo auch immer Du sein magst, die­se fol­gen­de Geschich­te gehört Dir. Hör zu: Ein­mal, immer nur ein­mal im Jahr, kom­men die Engel der Stadt New York in einer Kir­che zur gro­ßen Ver­samm­lung geflo­gen. Die stei­ner­nen Engel kom­men von den Fried­hö­fen her, die höl­zer­nen Engel aus den Gar­ten­lau­ben, kost­ba­re Por­zel­la­nen­gel öff­nen ihre Vitri­nen und segeln über den Hud­son durch die küh­le Abend­luft. Auch von den Tape­ten stei­gen Engel auf, ver­las­sen ihre Post­kar­ten­zim­mer, Bücher und Zei­len, in wel­chen sie ver­merkt wor­den sind Zei­chen für Zei­chen. Sie stei­gen aus den Träu­men der Kin­der, der Müt­ter, der Väter, wie Men­schen aus Stra­ßen­bah­nen stei­gen sie aus. Sobald sie Luft unter ihren Schwin­gen füh­len, wer­fen sie ihre Gold­staub­män­tel von den Schul­tern, sprin­gen aus Bade­wan­nen, stark schon unterm Was­ser geschmol­zen, löschen das Licht, das auf ihren Köp­fen fla­ckert, umflat­tern noch ein­mal kurz die Häup­ter der stei­ner­nen Mari­en, auf deren Hän­den sie um ein wei­te­res Jahr geal­tert sind. Es ist kaum rich­tig Nacht gewor­den, da kann man es in den Kel­lern schon äch­zen hören, wenn sie sich mit ver­ein­ten Kräf­ten gegen die schwe­ren Deckel der Tru­hen stem­men, in denen sie auf­ge­ho­ben sind von Fest zu Fest. Man muss sich, sofern man ein Mensch ist, nur im Dezem­ber in Man­hat­tan, Queens oder Brook­lyn am rich­ti­gen Tag zur rich­ti­gen Stun­de vor einen Engel set­zen. Sobald es dun­kel gewor­den ist, setzt man sich hin und war­tet. Man war­tet nicht lan­ge, man war­tet eine Stun­de oder zwei und plötz­lich ist der Engel fort­ge­flo­gen. Nach Süden ist er geflo­gen, oder nach Nor­den, auf kür­zes­tem Weg vor­bei an beben­den Vögeln zur größ­ten Kir­che der Stadt. Dort nimmt der Engel unter Engeln Platz. Über­all sit­zen sie inzwi­schen bis unter die Gewöl­be, auf der Kan­zel, den Bet­stüh­len, den hei­li­gen Figu­ren, auch auf den Mosai­ken des Bodens, den Chö­ren, dem Altar, den Ver­stre­bun­gen der Kreu­ze, den Kno­chen­fi­gu­ren, ja, auf Chris­tus selbst haben sie Platz genom­men. Sie sind alle sehr leicht. Im Grun­de wie­gen sie nichts. Sie sind von der Schwe­re eines Wun­sches und spre­chen in einer von kei­nem For­scher erschlos­se­nen Spra­che. Fröh­li­che Engel­ge­stal­ten, jawohl. Sie lachen, das Lachen der Engel, wie tol­le Fle­der­mäu­se lachen sie, so hell. Dann, kurz nach Mit­ter­nacht ist’s gewor­den, kommt einer der drei gro­ßen Engel, immer kommt nur einer von ihnen und immer kommt er zu spät, wur­de auf­ge­hal­ten im Auf­trag befind­lich, ein­mal ist es Gabri­el, dann Rapha­el, dann Micha­el. Sehr lang­sam, ein Künst­ler des Flie­gens, schwebt er her­ein, nimmt Platz auf den Stu­fen, schlägt die Bei­ne über­ein­an­der und leuch­tet. Ruhig sieht er unter die Ver­samm­lung, wäh­rend er sei­ne gewal­ti­gen Schwin­gen hin­ter dem Rücken fal­tet. Jetzt wer­den die klei­nen Engel andäch­tig und still. Ver­ein­zelt kommt noch ein ver­gess­li­cher Kund­schaf­ter durchs Kir­chen­schiff gerast, da und dort tru­delt ein betrun­ke­nes Feder­we­sen von höhe­rer Stel­le. Ist dann alles schön geord­net, erhebt der Erz­engel sei­ne Stim­me. Es ist ein Sin­gen, ein wun­der­ba­rer Alt­so­pran, eine uner­hört schö­ne Spra­che. Er sagt: Guten Abend, Engel.
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