Aus der Wörtersammlung: winter

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copernic

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echo : 8.27 — Ich stel­le mir vor, an die­sem wun­der­schö­nen Mor­gen unterm Regen­licht, ein­mal die Spu­ren eines Men­schen zu erfin­den, von dem nichts geblie­ben ist, als der Schat­ten sei­ner Fra­gen an die Meta-Such­ma­schi­ne COPERNIC auf einem Note­book, das ihn von Geburt an beglei­te­te. Kön­nen Kro­ko­di­le hören? Eine Spur feins­ter Boh­run­gen der Luft. – Wäh­rend ich die­se Zei­len notier­te, ist mir auf­ge­fal­len, dass bis vor Kur­zem noch Men­schen exis­tier­ten, die in der Elek­tro­sphä­re nie eine Spur zeich­ne­ten. Mei­ne Lieb­lings­tan­te zum Bei­spiel, ein wun­der­ba­res Geschöpf, das an Sonn­ta­gen immer oder an Mon­ta­gen zu Besuch gekom­men war. Wir nann­ten sie Wal­ly. Sie hat­te sehr wei­che, rosi­ge Haut und immer­zu küh­le Hän­de und war von einem Bal­lon Laven­del­duft umhüllt. Da war Moos, ein moos­grü­nes Kleid, und da war ein spin­nen sei­di­ges Haar­netz (War­um?), und eine rußi­ge Stirn zur Win­ter­zeit, und das Rascheln der Papier­tü­ten, das Lauch­ge­mü­se, das dort her­aus­rag­te, und klei­ne Geschen­ke, die sie uns Kin­dern mit­brach­te, – Match­box­au­tos, Füll­fe­der­hal­ter, Mal­bü­cher -, und ihre Schen­kel, auf denen ich turn­te, der nas­se, bit­te­re Kuss, der nie­mals abge­wen­det wer­den konn­te. Eine Bril­le, nicht wahr, saß locker auf ihrer Nase, ein Gestell von Holz, dar­in run­de Glä­ser, die ich gern mit mei­nen Fin­gern berühr­te. Irgend­wann ein­mal erzähl­te mir jemand, die Wal­ly sei 1919, als Räte ihre Hei­mat­stadt ver­tei­dig­ten, im Kugel­ha­gel über die Mün­che­ner Gol­lier­stra­ße gerobbt. Des­halb die Pis­to­le in ihrer Tasche, des­halb das Feu­er in ihren Augen. So alt ist sie jetzt gewor­den, die Wal­ly, dass sie auf­ge­hört hat zu leben.

walli

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one man band

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hima­la­ya : 2.10 — Ein­mal, im Alter von fünf oder sechs Jah­ren, beob­ach­te­te ich einen Mann, von dem nichts zu sehen gewe­sen war, als die Spit­zen sei­ner Schu­he, eine ram­po­nier­te Hose, ein rußi­ges Hemd und ein Hut mit Feder, weil der Mann von Musik­in­stru­men­ten gera­de­zu über­fal­len gewe­sen zu sein schien. Ich hat­te den Ein­druck, dass nicht der Mann auf sei­nen Instru­men­ten spiel­te, son­dern die Instru­men­te auf einem Gefan­ge­nen. An die­se Geschich­te, von mei­nem damals jun­gen Gehirn vor einem wirk­li­chen Bild ent­wor­fen, erin­ner­te ich mich ges­tern Abend, wäh­rend ich an der Kon­struk­ti­on eines Ras­sel­kä­fers arbei­te­te. Bald geis­ter­te die Gestalt eines wei­te­ren Man­nes durch mei­nen Kopf, auf des­sen Kör­per hun­der­te knat­tern­de Käfer­we­sen Platz genom­men hat­ten. Nein, sie hat­ten sich nicht eigent­lich nie­der­ge­las­sen, sie waren fest mit ihm ver­bun­den, sie waren Teil, sie waren ihm aus der Haut gefah­ren und knis­ter­ten und klap­per­ten ohne eine Pau­sen­zeit ein­zu­le­gen, wes­we­gen es sich bei jenem von mir erober­ten Men­schen­we­sen, um eine Per­son ohne Gehör han­deln muss­te. Könn­te die­ser Mann glück­lich sein? Ich wüss­te ger­ne, was nun zu unter­neh­men ist! Schluss jetzt. Fan­gen wir noch ein­mal von vor­ne an. Heu­te ist Diens­tag, Früh­ling und Win­ter. — stop

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perugia

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MELDUNG. Selt­sa­me Din­ge gesche­hen in den win­ter­li­chen Gär­ten zu Peru­gia. 722 Segel­fal­ter der Gat­tung Iphicli­des 5K haben sich zu Grup­pen ver­sam­melt, flie­gen in For­ma­tio­nen, bil­den Kugeln, Qua­der und wei­te­re geo­me­tri­sche Kör­per. Bei Regen, so heu­te Mor­gen gesche­hen, stellt man exakt gezir­kel­te Tür­me in die Luft. Die Stadt wird unter Qua­ran­tä­ne gestellt. — stop

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mauritius

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nord­pol

~ : louis
to : Mr. lichtenberg
sub­ject : MAURITIUS

Mein lie­ber Lich­ten­berg, wie uner­mess­lich mei­ne Freu­de, seit ich weiß, dass Sie lesen, was ich notie­re. Noch immer bin ich wie benom­men, sit­ze her­um und über­le­ge, ob sich nun mei­ne Schreib­welt mög­li­cher­wei­se wesent­lich ver­än­dern wird. Nicht leicht, für einen klei­nen Schrift­stel­ler, wie ich einer bin, zu wis­sen, wer von oben her zusieht, ohne sofort alle Unbe­fan­gen­heit zu ver­lie­ren. Neh­me an, Sie haben einen voll­stän­di­gen Blick auf mich, auf mei­ne Per­son, nicht nur auf Zei­chen und Bil­der. Ganz sicher beob­ach­te­ten Sie des­halb mei­nen Luft­sprung ges­tern, kurz nach­dem ich das Post­fach geöff­net hat­te. Ihr Brief, das wun­der­bar kräf­ti­ge und raue Papier des Cou­verts, ein Stem­pel auf einer blau­en Mar­ke. Eine Mau­ri­ti­us, nicht wahr? Ich habe, nein, nein, ich habe sie nicht über­se­hen und wenn ich mich nicht irre, aus­ge­sorgt, mit Ihrer Hil­fe bis an mein Lebens­en­de. Jetzt fra­ge ich mich natür­lich, schrei­ben Sie denn noch mit der Hand dort oben? Sit­zen Sie auf Stüh­len oder schwe­ben sie her­um und den­ken sich alles nur aus und sofort aufs Papier? Wird noch Nacht und Tag oder ist immer­zu das rich­ti­ge Licht, so wie Sie’s gera­de brau­chen? Ob sie mir wohl manch­mal zuhö­ren, ver­zeich­nen, was ich spre­che, wenn ich träu­me? — Ihr Lou­is, mit herz­li­cher Freude!

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symphonie

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romeo : 0.01 — Da sind im Kon­zert­saal 8 Kon­tra­bas­sis­ten und sie flüs­tern mit­ein­an­der, wäh­rend sie lei­se etwas Jazz­mu­sik spie­len, viel­leicht weil das schon immer die bes­te Metho­de gewe­sen ist, ein Instru­ment aus dem Schlaf zu holen. Auch der Chor ist schon ein­ge­trof­fen und raschelt mit sei­nen Papie­ren. Eine ent­spann­te Atmo­sphä­re, eine Stim­mung, wie in den Wäl­dern kurz vor Anbre­chen der Däm­me­rung, ers­te Geräu­sche, schon bewuss­te, aber auch noch Traum­ge­räu­sche, alles nur zur Pro­be. Und ich lau­sche und den­ke, dass ich in weni­gen Minu­ten Zubin Meh­ta sehen wer­de, wie er Mahlers Sym­pho­nie No 3 diri­gie­ren wird. Und wie ich so sit­ze, erin­ne­re ich mich an Fin­ger­be­we­gun­gen einer jun­gen Frau, die im Prä­pa­rier­saal der Mün­che­ner Ana­to­mie mit Seh­nen und Mus­keln eines Armes spielt, eine Ges­te, als wür­de sie ver­su­chen, jenem namen­lo­sen Arm ein Geräusch zu ent­lo­cken. Schnee fällt. Knie­hoch wird er noch fal­len. Jack Lon­don lesen, notie­re ich. Und jetzt ist der Abend eines spä­te­ren Win­ters und ich sehe mei­ne Schrift­zei­chen, unge­lenk, weil schon im Halb­dun­kel des Kon­zert­saa­les ins Notiz­buch geschrie­ben. Alles das, in mei­nem Kopf durch­ein­an­der. Ich fan­ge am bes­ten noch ein­mal von vorn an. Da sind also im Kon­zert­saal 8 Kon­tra­bas­sis­ten, sie flüs­tern mit­ein­an­der. Schnee fällt. Knie­hoch wird er noch fal­len. — stop

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feuerbäume

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nord­pol : 2.15 — Im Süden, in den Ber­gen, liegt ein Tal in gro­ßer Höhe, eine Hoch­ebe­ne, die dicht von Ahorn­bäu­men bewach­sen ist. Jedes Jahr im Herbst möch­te man mei­nen, ein gro­ßes Feu­er sei im Tal unter den Bäu­men aus­ge­bro­chen, eine Feu­ers­brunst, die nicht nur alle die ver­wit­ter­ten Bäu­me ver­schlin­gen woll­te, son­dern gleich noch ein paar Berg­gip­fel und Dör­fer dazu. Aber das ist natür­lich Unsinn, die Luft ist für ein wirk­li­ches Feu­er viel zu kalt und die Wie­sen unter den Bäu­men sind saf­tig und feucht. Libel­len, schon lang­sam gewor­den, flie­gen auf und ab. Sie ahnen den Win­ter, wie die Sumpf­dot­ter­blu­men, die mor­gens nur noch außer­ge­wöhn­lich auf­ste­hen wol­len. Nichts Auf­re­gen­des also in die­ser Land­schafts­be­schrei­bung. Alles das kommt vor in den Ber­gen, auch Schu­len blut­jun­ger Ken­tau­ern, die in der Däm­me­rung ver­geb­lich nach Hasen jagen. Wenn da nicht jene selt­sa­men Pil­ze wären, die noch ohne Namen sind, weil man sich bis­her nicht eini­gen konn­te, ob sie nun tat­säch­lich noch Pil­ze oder nicht doch schon ganz ande­re Wesen sind. Solan­ge das Son­nen­licht ins Tal ein­fal­len kann, ver­ste­cken sie sich zwi­schen den Grä­sern der Berg­wie­se in Gestalt der Bovis­te, sobald es aber dun­kel gewor­den ist, ich kann ihnen sagen, flie­gen sie los. Sie ent­fal­ten Schir­me von unglaub­li­cher Grö­ße und leuch­ten in zitro­nen­gel­ber Far­be und schwe­ben stun­den­lang und laut­los dicht über die Kro­nen der Ahorn­bäu­me dahin. Was haben Pil­ze dort oben am Him­mel ver­lo­ren? Und wie fin­den sie wie­der zurück auf die Erde? War­um über­haupt kom­men sie zurück? Selt­sa­me Sub­stan­zen. Ich muss das im Auge behal­ten. – Es ist jetzt kurz nach 2 Uhr. Eigent­lich hat­te ich vor, einen klei­nen Brief an Kenzabu­ro Oe zu schrei­ben, um ihm mit­zu­tei­len, dass Mrs. Cal­las ges­tern in den frü­hen Mor­gen­stun­den end­gül­tig abrei­sen konn­te, dass sie für mich wie­der zu rei­nen Schrift­zei­chen gewor­den ist. Für die­sen Brief ist es jetzt zu spät. Wer­de mor­gen eine Depe­sche notie­ren. — stop

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diodenlicht

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echo : 0.12 — Ein Nacht­fal­ter segel­te durch mein Arbeits­zim­mer. Das Tier war so müde und so schwach, dass es nach­gab und sich der Luft anver­trau­te. Kurz dar­auf saß der Fal­ter auf dem Boden und ich hob ihn auf und setz­te ihn behut­sam an eine Wand. — Es ist jetzt kurz nach Mit­ter­nacht. Ein paar Dioden­lich­ter glü­hen zu mir her­über. Ob ich den Fal­ter füt­tern soll­te, über den Win­ter brin­gen? Er könn­te viel­leicht 250 Jah­re alt, er könn­te ein Lich­ten­berg­fal­ter sein, der rasch bei mir zu Kräf­ten kom­men möch­te. — stop

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anleitung zum glücklichsein

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gink­go : 18.25 — Am letz­ten Tag des Sep­tem­bers unterm Regen­schirm spa­ziert. Zunächst reg­ne­te es Regen­sand, dann Regen­reis, dann reg­ne­te es klei­ne Frö­sche. Für einen kur­zen Moment dach­te ich dar­an, in einem Film ange­kom­men zu sein, der von Loui­sia­na han­delt. Das war ein fei­nes Gefühl unterm klin­gen­den Schirm am Ufer des Mis­sis­sip­pi zu ste­hen und den Frö­schen zu lau­schen, die auf ihrer letz­ten Rei­se vom Him­mel erstaun­li­che, pfei­fen­de Geräu­sche von sich gaben. Als ich so im Frosch­re­gen am gro­ßen Fluss stand, erin­ner­te ich mich an einen klei­nen Text, den ich im ver­gan­ge­nen Jahr bereits geschrie­ben habe. Und sofort wuss­te ich, dass ich die­sen Text, sobald ich wie­der zu Hau­se ange­kom­men sein wür­de, noch ein­mal lesen soll­te. Es ist noch immer ein beru­hi­gen­der Text, ein Text, der mich berührt. Des­halb will ich die­sen klei­nen Text, eine Anlei­tung zum Glück­lich­sein, noch ein­mal für Sie wie­der­ho­len: „Man ver­las­se das Haus. Sorg­fäl­tig alle Bewe­gun­gen des Ver­kehrs beach­tend, gehe man so lan­ge durch die Stadt, bis man auf eine Buch­hand­lung trifft. Dort kau­fe man: Cor­ta­zar, Julio – Geschich­ten der Cro­nopi­en und Famen. Dann gehe man spa­zie­ren, tra­ge den schma­len Band durch die Stra­ßen, bis man einen Park erreicht, wenn Som­mer, oder ein Café, wenn Win­ter ist. Man neh­me Platz und lese. Über den Umgang mit Amei­sen bei­spiels­wei­se, oder wie wun­der­bar ange­nehm es ist, ein Spin­nen­bein pos­ta­lisch an einen Außen­mi­nis­ter auf­zu­ge­ben. Oder man las­se sich im Uhren­auf­zie­hen oder im Trep­pen­stei­gen unter­wei­sen. Jetzt bereits wird man eine leich­te Wär­me spü­ren, die aus der Gegend des Bau­ches nach oben und unten in Arme und Bei­ne aus­wan­dert. Also lese man wei­ter, lau­sche jenen ange­neh­men Geräu­schen im Kopf, – die­sem sagen wir: Jeder­mann wird schon ein­mal beob­ach­tet haben, dass sich der Boden häu­fig fal­tet, der­ge­stalt, dass ein Teil im rech­ten Win­kel zur Boden­ebe­ne ansteigt und der dar­auf­fol­gen­de Teil sich par­al­lel zu die­ser Ebe­ne befin­det, um einer neu­en Senk­rech­te Platz zu machen. Oder jenem: Trep­pen steigt man von vorn, da sie sich von hin­ten oder von der Sei­te her als außer­or­dent­lich unbe­quem erwei­sen. It works.”
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mollusken

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marim­ba : 5.12 — Ich zähl­te Wol­ken, ein, zwei, drei. Ich lag auf dem Rücken in einem Kin­der­wa­gen, der roll­te, und ord­ne­te Kis­sen und Ras­seln und einen Him­mel, der nah war, sehr nah, zum Grei­fen nah war er gewe­sen, weil ich noch nicht ste­hen und lau­fen konn­te, so wie ich woll­te. Kaum konn­te ich lau­fen, zähl­te ich Schne­cken. Ich zähl­te die Schne­cken im Wald, in dem ich spa­zier­te, ich zähl­te die roten, die nack­ten, die gel­ben, die blau­en Schne­cken­mol­lus­ken, ich zähl­te bis zehn, dann lern­te ich hun­dert und zähl­te so lan­ge ich ging ohne Sum­me, vor­sich­tig, weil ich noch klein war und die Schne­cken so groß wie mei­ne Schu­he. Dann lag ich wach, ich war ver­liebt und konn­te nicht schla­fen und hör­te den Regen gegen die Fens­ter pras­seln. Jetzt zähl­te ich Regen, das Was­ser. Ich lern­te, wohl weil ich ver­liebt gewe­sen war, dass es einen Regen gibt, der gezählt wer­den kann, und einen ande­ren Regen, den ich als Rau­schen hör­te, einen Regen, der zu schnell ist, um je von einem Men­schen berech­net zu wer­den. – Es ist jetzt kurz vor halb sechs. Habe die Kno­chen der Hand stu­diert. Noch immer kei­ne Däm­me­rung. Bald Win­ter. — stop

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vögel

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echo : 6.05 — Eine Frau, sehr alt, sitzt in einem ver­wüs­te­ten Zim­mer auf dem Boden. Ihr Gesicht ist ver­letzt, das lin­ke Auge erblin­det, eine tief­blaue, geschwol­le­ne Wun­de. Dann ist eine Stra­ße zu sehen. Auto­mo­bi­le fah­ren im Schritt­tem­po schwer bepackt nach Nor­den oder Süden. Ein Hub­schrau­ber der rus­si­schen Armee jagt über die­se Stra­ße hin, als wür­de ein Kino­film gedreht. Ich schal­te das Fern­seh­ge­rät aus, schlie­ße die Woh­nungs­tür und tre­te vor das Haus. Vögel pfei­fen, immer pfei­fen im Som­mer Vögel, wenn ich auf die Stra­ße tre­te, auch ges­tern, als woll­ten sie mir etwas sagen. Viel­leicht woll­ten sie sagen, dreh Dich um, setz Dich an Dei­ne Schreib­ma­schi­ne, denk nach, ver­su­che her­aus­zu­fin­den im Sucher Dei­nes Sea­m­on­key­brow­sers, was dort geschieht vor den kau­ka­si­schen Ber­gen. Ges­tern, nach­mit­tags, habe ich mich also doch auf den Weg gemacht, um in einem Waren­haus ein wei­ßes Hemd zu kau­fen. Zwei Stun­den spä­ter saß ich im Café vor einer Tas­se Scho­ko­la­de und notier­te, war­um ich wegen aus­ge­dehn­ter Beob­ach­tungs­tä­tig­keit in dem Ver­such schei­ter­te, ein wei­ßes Her­ren­hemd zu kau­fen. — stop

 

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