Aus der Wörtersammlung: amerikanisch

///

rom : taschen

ping

ping

marim­ba : 22.05 — Man wird viel­leicht nicht sofort bemer­ken, dass man sich in einem Jagd­ge­sche­hen befin­det. Nein, von Jägern ist auf der Piaz­za Navo­na zunächst nichts zu sehen und nichts zu hören. Ein zau­ber­haf­ter Platz, läng­lich in der Form, drei Brun­nen, eine Kir­che, und Cafés, eines nach dem ande­ren, klei­ne­re Läden, in wel­chen wir Pas­ta in allen mög­li­chen For­men und Far­ben ent­de­cken, Wei­ne, Schin­ken, Käse. Am Abend flie­gen beleuch­te­te Pro­pel­ler durch die Luft. Maler, wel­che ent­setz­li­che Bil­der pro­du­zie­ren, erwar­ten ame­ri­ka­ni­sche Kun­den, sie sit­zen auf Klapp­stüh­len im Licht ihrer Glüh­lam­pen, die sie mit­tels Bat­te­rien mit Strom ver­sor­gen. Stra­ßen­mu­si­kan­ten sind da noch, mit ihren Ban­do­ne­ons, Gei­gen, Kon­tra­bäs­sen, und Ange­stell­te der Müll­ent­sor­gung, Frau­en, jün­ge­re Frau­en in wein­ro­ten Over­alls, ihre Hän­de sind gepflegt, ihre Fin­ger­nä­gel rot lackiert. Aber jetzt, wenn man in Rich­tung jener schwarz­häu­ti­gen jun­gen Män­ner blickt, die vor einem der Brun­nen den Ver­such unter­neh­men, ihre Arbeit zu ver­rich­ten, wird es ernst. Sie haben Hand­ta­schen in allen mög­li­chen For­men auf den Boden vor sich abge­stellt, je zwei Rei­hen, Behäl­ter von Pra­da, Picard, Cha­nel, Grif­fe der­art aus­ge­rich­tet, dass man sie mit je einer Hand­be­we­gung alle­samt sofort ergrei­fen und flüch­ten kann. Eine typi­sche Ges­te, sind doch jene arm­se­lig wir­ken­den Händ­ler der Luxus­ta­schen mehr oder weni­ger flüch­ten­de Wesen. Kaum haben sie ihre Anord­nung im Fla­nier­be­zirk mög­li­cher Kun­den sorg­fäl­tigst auf­ge­baut, raf­fen sie ihre Ware wie­der zusam­men und rasen in eine der Sei­ten­stra­ßen davon, um nach weni­gen Minu­ten wie­der her­vor­zu­kom­men, wie in einem Spiel, wie auf­ge­zo­gen. Am ers­ten Abend mei­ner Beob­ach­tun­gen auf der Piaz­za Navo­na, waren nur Flüch­ten­de zu sehen, nicht aber die Jäger, eine eigen­ar­ti­ge Situa­ti­on, aber schon am zwei­ten Abend war eine jagen­de Gestalt vor mei­nen Augen in Erschei­nung getre­ten. Es han­del­te sich um einen Haupt­mann der Cara­bi­nie­ri, um einen Herrn prä­zi­se mit äußerst auf­rech­tem Gang. Er trug wei­ße Strei­fen an sei­nen Hosen, und eine Uni­form­ja­cke, tadel­los, und eine Müt­ze, sehr amt­lich, er war eine wirk­li­che Zier­de, ein Staats­mann, wie er so über den Platz schritt, hin­ter den flüch­ten­den afri­ka­ni­schen Män­ner her, aus­dau­ernd, lau­ernd, ein Ansitz­jä­ger, möch­te ich sagen, einer, der an Stra­ßen­ecken war­tet, um die Wie­der­kehr der schwar­zen Händ­ler zu unter­bin­den oder um einen von ihnen ein­zu­fan­gen und an Ort und Stel­le unver­züg­lich zu ver­spei­sen. Stop. Frei­tag­abend. stop. Eine Bie­ne über­quert zur Unzeit den Platz in süd­li­che Rich­tung, als wär sie ein Zug­vo­gel. — stop
ping

///

kühle augen

pic

nord­pol : 6.32 — Ges­tern am spä­ten Abend wohn­te ich via Inter­net einer Hin­rich­tung bei. Fünf Män­ner wur­den erschos­sen, und zwar in Alep­po auf offe­ner Stra­ße. Es waren Rebel­len, die das Feu­er auf Gefan­ge­ne eröff­ne­ten. Sie rie­fen: Gott ist groß! Gott ist groß! Als die Per­so­nen, es sol­len Ange­hö­ri­ge einer berüch­tig­ten, mor­den­den und fol­tern­den, regie­rungs­treu­en Miliz gewe­sen sein, längst tot gewe­sen waren, wur­de noch immer auf sie geschos­sen, als woll­te man die Kör­per vor der Haus­wand zu Staub zer­le­gen, den der Wind mit sich fort­tra­gen könn­te. Rechts neben dem gera­de erwähn­ten Film­do­ku­ment von zwei Minu­ten Län­ge, war die Exis­tenz wei­te­rer Fil­me in Vor­schau zu sehen, dar­un­ter der Bericht eines nord­ame­ri­ka­ni­schen Fern­seh­sen­ders über die chir­ur­gi­sche Rekon­struk­ti­on eines schwer ver­letz­ten Gesich­tes. Ein Kan­ni­ba­le hat­te im Staa­te Loui­sia­na Nase, Mund und Augen eines Man­nes ver­speist. Der arme Mann war kurz dar­auf noch am Leben gewe­sen und wur­de nun von zwei Schwes­tern behut­sam über den Flur eines Kran­ken­hau­ses geführt. Auch die­sen Film habe ich mit küh­len Augen betrach­tet. Dann war Mit­ter­nacht vor­über und ich spa­zier­te ein wenig durchs Vier­tel. Kat­zen waren unter­wegs, die mit ihren Schein­wer­fern nach mir leuch­te­ten. Im Park um die Ecke wur­den Fei­gen und Dat­teln gebra­ten. Ein süßer, mil­der Nebel­duft hing in der Luft. Ich saß eine hal­be Stun­de auf einer Bank und beob­ach­te­te Bäu­me, ob sie viel­leicht nacht­wärts arbei­ten, der ein oder ande­re. – stop

///

radio

2

char­lie : 0.15 — Er habe, erzähl­te mein Vater, kurz nach dem Krieg ein Radio gebaut, einen Kurz­wel­len­emp­fän­ger, um die Sen­der der ame­ri­ka­ni­schen Befrei­ungs­ar­mee emp­fan­gen zu kön­nen. Er hoff­te, Ben­ny Good­man hören zu kön­nen, Gene Krupa, Glenn Mil­ler, Duke Elling­ton, alle jene groß­ar­ti­gen Musi­ker. An die­se Geschich­te erin­ner­te ich mich, wäh­rend ich ges­tern durch den war­men Tag spa­zier­te, Spin­nen seil­ten von den Bäu­men, Spech­te mit roten Köp­fen segel­ten über die Wege am Fluss, Dioden, Wider­stän­de, der Geruch von Zinn, das Glim­men einer Löt­kol­ben­spit­ze. Plötz­lich die Vor­stel­lung, mein Vater könn­te in den Stun­den mei­nes Spa­zier­gan­ges irgend­wo da oben jen­seits der Baum­kro­nen in einem hel­len Zim­mer sit­zen, auf einem wei­ßen Stuhl an einem wei­ßen Tisch. Wie er sich nach vorn beugt, wie er ein Radio kon­stru­iert, einen sen­si­blen Detek­tor, um unse­re dies­sei­ti­gen Stim­men wahr­neh­men zu kön­nen. Dampf stieg auf, ein hel­ler, dün­ner Faden. Kaum hun­dert Meter war ich wei­ter­ge­kom­men, da war aus der Vor­stel­lung eines Radi­os die Hoff­nung eines Funk­ge­rä­tes gewor­den. — stop

///

apollo

2

ulys­ses : 0.05 — Im Alter von drei Jah­ren lie­ge ich auf war­mem Land, das atmet. Bald flie­ge ich durch die Luft, schwe­be über dem Bauch mei­nes Vaters und lache, weil ich gekit­zelt wer­de. Mei­ne Stim­me, mei­ne kind­li­che Stim­me. Und da sind eine höl­zer­ne Eisen­bahn, das Licht der Dioden, damp­fen­des Zinn, Loch­kar­ten einer Com­pu­ter­ma­schi­ne und die Geheim­nis­se der Alge­bra­bü­cher, die der Jun­ge von sechs Jah­ren noch nicht ent­zif­fern kann. Aber For­scher, wie der Vater, will er schon wer­den, wes­halb er die Schnee­spu­ren der Amseln, der Fin­ken, der Dros­seln in ein Schul­heft notiert. Zu jener Zeit drif­te­ten Men­schen bereits in Gemi­ni­kap­seln durch den Welt­raum, um das Stern­rei­sen zu üben. Nur einen Augen­blick spä­ter waren sie schon auf dem Mond gelan­det, in einer Nacht, einer beson­de­ren Nacht, in der ers­ten Nacht, da der Jun­ge von sei­nem Vater zu einer Stun­de geweckt wur­de, als noch wirk­lich Nacht war und nicht schon hal­ber Mor­gen. Die zwei Män­ner, der klei­ne und der gro­ße Mann, saßen vor einem Fern­seh­ge­rät auf einem wei­chen Tep­pich und schau­ten einen schwarz-wei­ßen Mond an und lausch­ten den Stim­men der Astro­nau­ten. Man sprach dort nicht Eng­lisch auf dem Mond, man sprach Ame­ri­ka­nisch und immer nur einen Satz, dann pieps­te es, und auch der Vater pieps­te auf­ge­regt, als sei er wie­der zu einem Kind gewor­den, als sei Weih­nach­ten, als habe er soeben ein neu­es Teil­chen im Atom ent­deckt. In jener Nacht, in genau der­sel­ben beson­de­ren Nacht, saß zur glei­chen Minu­ten­stun­de irgend­wo im Süden der Dich­ter Giu­sep­pe Unga­ret­ti vor einem Fern­seh­ge­rät in einem Ses­sel und deu­te­te in Rich­tung des Gesche­hens fern auf dem Tra­ban­ten auf der Bild­schirm­schei­be, auf einen Astro­nau­ten, wie er gera­de aus der Lan­de­fäh­re klet­tert, oder habe ich da etwas in mei­nem Kopf ver­scho­ben? Sicher ist, auf jenem Fern­seh­ge­rät, vor dem Unga­ret­ti Platz genom­men hat­te, waren drei wei­te­re, klei­ne­re Appa­ra­te abge­stellt. Alle zeig­ten sie die­sel­be Sze­ne. Echt­zeit. Giu­sep­pe Unga­ret­ti war begeis­tert, wie wir begeis­tert waren. Ja, so ist das gewe­sen, wie heu­te, vie­le Jah­re spä­ter. – stop
ping

///

mikado zu weilburg

picping

MELDUNG. Offen­sicht­lich bei Mond­schein von leich­tem Geis­tes­schwin­del befal­len, rück­te Charles M., 88, in der Oran­ge­rie zu Weil­burg mit­tel­ame­ri­ka­ni­schen Kak­teen mit­tels Mika­do­stäb­chen zu Lei­be. Man arbei­te, so der alte Herr kurz nach sei­ner Fest­nah­me wäh­rend ers­ter Befra­gung, an einer Sym­pho­nie für Sta­chel­horn. Es ist jetzt kurz nach 5. — Game over.
ping

///

tridentklasse

picping

MELDUNG. In der Nacht zum Diens­tag bereits haben zwölf wei­ße Wale ein US-ame­ri­ka­ni­sches Unter­see­boot der Trid­ent­klas­se auf das Schreck­lichs­te miss­han­delt. Das Wrack, men­schen­leer, wird zur Behand­lung nach Reykja­vik geschleppt. — stop
ping

///

nachtfalter

9

alpha : 0.03 – Tru­man Capo­tes fei­ne Geschich­te Music for Cha­me­le­ons. Das Por­trät einer Aris­to­kra­tin, die dem ame­ri­ka­ni­schen Schrift­stel­ler wäh­rend der 50er-Jah­re auf Mar­ti­ni­que Gast­ge­be­rin gewe­sen war. Ich hat­te die Geschich­te vor lan­ger Zeit bereits gele­sen und seit­her nie aus den Augen, nie aus dem Nah­ge­dächt­nis ver­lo­ren. Wie eine ele­gan­te Lady auf einem gut gestimm­ten Kla­vier eine Mozart-Sona­te spielt, und wie sich Cha­mä­le­ons, von den Geräu­schen des Instru­ments ange­zo­gen, zu ihren Füßen ver­sam­meln. Ich konn­te mich gut erin­nern an Geis­ter­we­sen, an rot­äu­gi­ge klei­ne Men­schen weiß wie Krei­de, an einen Gar­ten rie­si­ger Nacht­fal­ter, an Pfef­fer­minz­tee und Absinth, an Gau­gu­ins schwar­zen Spie­gel. Und wie die Cha­mä­le­ons in ihren Far­ben, die über ihren Kör­per blitz­ten, die Musik Mozarts impro­vi­sie­ren, davon hat­te ich begeis­tert immer und immer wie­der ein­mal erzählt. Und dann lese ich Capo­tes Geschich­te wie­der. Da waren Nacht­fal­ter und Men­schen von krei­de­wei­ßer Haut, und Pfef­fer­minz­tee und Absinth, Mozart, Gau­gu­in, aller­lei Geis­ter, eine Lady und ihr Kla­vier, und natür­lich Cha­mä­le­ons, Cha­mä­le­ons laven­del­far­ben, gelb, lind­grün, schar­lach­rot. Ich las und war­te­te, war­te­te dar­auf, dass ich bald jene Stel­le errei­chen wür­de im Text, da Far­ben impro­vi­sie­rend die Kör­per der Cha­mä­le­ons beleuch­te­ten. War­te­te ver­geb­lich. War­te­te noch, als der Text schon lan­ge Zeit zu Ende gele­sen war. — Exis­tiert viel­leicht eine gehei­me Schreib­ma­schi­ne in mei­nem Kopf, die Lek­tü­ren mei­nes Lebens geräusch­los wei­ter­schreibt? — stop

ping

///

herr auf bahnsteig

pic

echo : 6.28 — Ein älte­rer Herr abends spät auf dem Bahn­steig einer Metro­sta­ti­on. Der Mann ist offen­sicht­lich glück­lich. Gera­de noch, vor weni­gen Minu­ten, pas­sier­te er mit einem Kof­fer in der lin­ken Hand eine Bild­schirm­wand, las im lang­sa­men Gehen einen Text, der eine hal­be Minu­te zuvor dort erschien. Die­ser Text, eine Mel­dung, berich­tet von For­schungs­er­geb­nis­sen eines nord­ame­ri­ka­ni­schen Insti­tu­tes, man habe näm­lich her­aus­ge­fun­den, dass die Inten­si­tät der Gefüh­le mit dem wach­sen­den Alter eines Men­schen stei­gen wür­de, man kön­ne sich mit 60 Jah­ren am bes­ten in eine ande­re Per­son hin­ein­ver­set­zen, gleich­wohl schwie­ri­gen Zei­ten etwas Gutes abge­win­nen. Wie er die­sen Text nun liest, wird der alte Mann lang­sa­mer, hält schließ­lich an, wen­det sich dem Licht des Bild­schir­mes zu, setzt den Kof­fer neben sich auf den Boden ab. Leicht nach vor­ne gebeugt steht er da, ein Schat­ten, eine Sil­hou­et­te, die sich auch dann nicht bewegt, als die Nach­richt, die von der Natur, vom elek­tri­schen Wesen des alten Man­nes per­sön­lich erzählt, ver­schwin­det und statt­des­sen ein Wet­ter­be­richt (Eis und Schnee), eine Rei­se­emp­feh­lung (Ägyp­ten), sowie aktu­el­le Devi­sen­kur­se (Dol­lar stei­gend) erschei­nen. Der alte Mann war­tet, er war­tet zwei oder drei Minu­ten, bis der Text, den er stu­dier­te, wie­der­kehrt. Wei­te­re Minu­ten ver­ge­hen, dann nimmt der alte Mann sei­nen Kof­fer vom Boden, dreht sich auf dem Absatz her­um, sieht mich an, er lächelt und geht wei­ter. Eine Frau nähert sich in die­sem Moment, da ich notie­re, dem Luft­raum vor dem Bild­schirm. Sie trägt einen läng­li­chen Papp­kar­ton, in dem sich, einer Zeich­nung fol­gend, ein Weih­nachts­baum (Tan­ne) befin­den soll. Aber das ist schon eine ganz ande­re Geschich­te. Guten Mor­gen! — stop

///

central park — liegend

2

tan­go : 15.28 — Im Cen­tral Park für Stun­den. Ein­mal lege ich mich ins Gras und notie­re was ich sehe: Hun­de, zum Bei­spiel, Rie­sen­pu­del im wei­ßen Pelz, rosa­far­ben die Haut ihrer Gesich­ter, Krea­tu­ren, Men­schen­hun­de, die uralte Bäu­me mar­kie­ren. Das fei­ne, hel­le Grün der Kro­nen, wis­pern­des Licht, als wär noch Früh­ling, sol­che Bäu­me, die gedul­dig fla­nie­ren­de Per­so­nen beschir­men. Und Läu­fer, männ­li­che und weib­li­che Läu­fer, leicht beklei­det, ent­spann­tes Lächeln, wie von unsicht­ba­ren Fuß­sänf­ten getra­gen. Vier Poli­zis­ten, je mit Müt­ze, schwe­res Gerät klim­pert in der Mit­te ihrer run­den, fes­ten Kör­per. Eis­ver­käu­fer strei­ten am Ufer eines Sees, auf dem Funk­steu­er­boo­te segeln. Ein ver­lieb­tes Paar ist da noch, sie lie­gen, und ein wei­te­res, ein gleich­gül­ti­ges Paar lun­gert auf einer Bank, die Frau einer­seits türmt mit zar­tes­ten Bewe­gun­gen ihrer rot bemal­ten Zehen Baum­sa­men­spreu zu Gebir­gen, der Mann ande­rer­seits beob­ach­tet ein fili­gra­nes Wesen, das von Leib­wäch­tern umringt über eine Wie­se nord­wärts schrei­tet. Ich schla­fe bald ein. Eine nord­ame­ri­ka­ni­sche Bie­ne, brum­mend. Das Blau des Him­mels. Zwei Luft­bal­lons wip­pen vor­über, als wür­den sie auf eige­nen Bei­nen gehen. — stop

///

manhattan transfer

2

gink­go : 17.58 — Im Moment der Ver­ge­gen­wär­ti­gung, eine Minu­te still­zu­ste­hen und zu den­ken: Mei­ne Schu­he berüh­ren ame­ri­ka­ni­schen Boden. Könnt von hier aus nach Pata­go­ni­en lau­fen, nach Feu­er­land, ohne je einen Schwimm­zug  zu unter­neh­men, süd­wärts, süd­wärts zur 42th Stra­ße hin, den Lin­coln Tun­nel unter dem Hud­son durch nach New Jer­sey, immer der Küs­te ent­lang, lang­sam, Schritt für Schritt. Aber dann neh­men mich mei­ne Bei­ne doch nord­wärts mit sich fort, spa­zie­ren den Zoo der Bronx bis wir abends müde gewor­den das Fähr­pen­del­schiff Down­town errei­chen. Schaun nach Hol­ly, heut könnt sie kom­men wie aus dem Nichts aus dem Strom der Men­schen, Mar­sec Secu­ri­ty Level 1, fröh­lich grüßt sie die Matro­sen, fliegt über die Gang­way aufs unte­re Deck hin zum ver­trau­ten Platz am Fens­ter ins Licht der fla­schen­grü­nen See. Hier nimmt sie unver­züg­lich ihre Arbeit auf, beginnt Zei­chen von einem Buch auf regen­fes­tes Papier zu über­tra­gen: Mit­tags­stun­de am Uni­on Squa­re. Aus­ver­kauf. Müs­sen räu­men. WIR HABEN EINEN SCHRECKLICHEN IRRTUM BEGANGEN. Auf dem stau­bi­gen Asphalt kniend, put­zen klei­ne Jun­gen Schu­he, Halb­schu­he, San­da­len, Knöp­fel­schu­he, Stie­fe­let­ten. Wie ein Löwen­zahn glänzt die Son­ne auf der Spit­ze jedes frisch geputz­ten Schuhs. — stop



ping

ping