Aus der Wörtersammlung: vermutlich

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manhattan : canal street

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tan­go : 10.15 — Ich habe einen merk­wür­di­gen Kon­duk­teur der Sub­way mit Tau­cher­bril­le beob­ach­tet. Der Mann war auf der N‑Linie von Brook­lyn her kom­mend in die Canal Street ein­ge­fah­ren. Ein sel­te­ner Anblick. Sein schma­ler Kopf, der aus einem der mitt­le­ren Wag­gons des Zuges rag­te, im Fahrt­wind wehen­des, schloh­wei­ßes Haar, und eben sei­ne Bril­le, deren Schei­be Augen und Nase unwirk­lich ver­grö­ßer­te. Für einen Moment hat­te ich den Ein­druck, die Tau­cher­bril­le des Man­nes sei mit Was­ser gefüllt. Ich woll­te den Mann foto­gra­fie­ren, aber das Licht der Sta­ti­on war spär­lich und der Mann schau­kel­te ohne Pau­se sei­nen Kopf hin und her wie ein alter, müder Ele­fant, ver­mut­lich weil er sich um einen umfas­sen­den Blick der Ereig­nis­se auf dem Bahn­steig bemüh­te. Es ist nun denk­bar, dass ich eine Per­son beob­ach­tet habe, die fest mit dem Füh­rer­haus des Zuges ver­wach­sen war, denn der Mann füg­te sich har­mo­nisch in das Bild, das ich mir seit jeher von wirk­li­chen Zug­füh­rern mache, Men­schen, die auf Zug­stän­den gebo­ren wer­den, Men­schen, die auf Zügen fah­rend ihre Kind­heit ver­brin­gen, Men­schen, die letzt­lich ihren per­sön­li­chen Zug zur Leb­zeit nie­mals ver­las­sen. — stop

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polartrompete

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gink­go : 6.55 — Eine Käfer­ge­stalt, die glei­cher­ma­ßen die Eigen­schaf­ten eines Trom­pe­ten­kä­fers wie die Eigen­schaf­ten eines Polar­kä­fers in sich ver­ei­ni­gen wür­de, ein Käfer dem­zu­fol­ge, der Trom­pe­ten­ge­räu­sche von sich zu geben in der Lage wäre einer­seits, ander­seits sich vom Licht der Son­ne ernähr­te, von feins­ten Stäu­ben der Luft und vom gefro­re­nen Was­ser zu sei­nen Füßen. Die­se Per­sön­lich­keit wäre das ers­te Wesen sei­ner Gat­tung, die ant­ark­ti­sche Land­schaft bewohn­te, ein Käfer feins­ter Musik. Er wür­de ver­mut­lich Geräu­sche der Eis­stür­me nach­emp­fin­den, wür­de sich mit Horn­fü­ßen in den Boden stem­men, wür­de das erin­ner­te Sau­sen pola­rer Nord­win­de mit dem erin­ner­ten Sau­sen pola­rer Süd­win­de ver­quir­len, West und Ostor­ka­ne dar­über pfei­fen, ohne je zu wis­sen, war­um er in die­ser Wei­se han­del­te. Und wenn man nun reis­te? Nun, der Kof­fer eines Trom­pe­ten­kä­fers pola­ren Ursprungs soll­te einer Zigar­ren­kis­te ähn­lich sein. Ich mei­ne die Grö­ße des Kof­fers, in deren gefüt­ter­ter Mit­te eine Ver­tie­fung zu fin­den wäre, den prä­zi­sen Kör­per­li­ni­en des Käfers fol­gend, sodass sich der Käfer dort ein­schmie­gen wür­de, schla­fen, ohne im Kof­fer selbst hin und her zu fal­len. Nicht rot der Samt des Fut­te­rals, son­dern weiß, näm­lich von Schnee gemacht, weil es sich bei dem Rei­se­kof­fer eines Trom­pe­ten­kä­fers pola­ren Ursprungs nicht eigent­lich um eine Zigar­ren­schach­tel han­del­te, viel mehr um einen Rei­se­kühl­schrank in der Gestalt eines höl­zer­nen Behäl­ters für Rauch­wa­ren in läng­li­cher Form. — Ort: Dome A. Posi­ti­on: 80°22’ S 77° 21’E. Tem­pe­ra­tur: — 82,5 °C. – stop

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lichtinseln

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fox­trott : 6.15 — Ich kann viel­leicht sagen, dass ich, sobald sich die Augen eines Schla­fen­den vor mei­nen eige­nen Augen öff­nen, ohne Aus­nah­me sofort gefan­gen bin. Habe in der Beob­ach­tung schla­fen­der Men­schen nachts, wenn ich durch Flug­ha­fen­hal­len spa­zier­te oder in Sub­way­zü­gen reis­te, Erfah­run­gen gesam­melt, der Blick auf vor­über­zie­hen­de Licht­in­seln drau­ßen vor dem Fens­ter, dann wie­der auf das ent­spann­te Gesicht eines unbe­kann­ten Rei­sen­den, der träum­te. So schnell sich die Augen eines Schla­fen­den öff­nen, kann ich mei­nen beob­ach­ten­den Blick nie­mals ver­ber­gen. Ver­mut­lich exis­tiert kei­ne schnel­le­re Bewe­gung, zu der ein mensch­li­cher Kör­per in der Lage wäre, als jene Bewe­gung der Augen, wenn sie sich öff­nen. Erstaun­lich ist dar­über hin­aus, dass die­se in Bruch­tei­len einer Sekun­de ent­klei­de­ten Augen unver­züg­lich prä­sent sind, weil der Blick sogleich anwe­send ist und wir­kungs­voll, sein Licht, viel­leicht des­halb, weil ein Blick noch vor der Öff­nung der Augen­li­der beginnt oder zu Leb­zei­ten nie­mals endet. — stop

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ameisengesellschaft ln — 768

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MELDUNG. Amei­sen­ge­sell­schaft LN — 769 [ lasi­us niger ] : Posi­ti­on 48°21’N 07°01’O : Fol­gen­de Objek­te wur­den von 20.00 — 21.00 Uhr MESZ über das süd­öst­li­che Wen­del­por­tal ins Waren­haus ein­ge­führt : zwei tro­cke­ne Flie­gen­tor­si mitt­le­rer Grö­ße [ je ohne Kopf ], sech­zehn Baum­stäm­me [ à 7 Gramm ], fünf­zehn Rau­pen in Grün, acht­zehn Rau­pen in Oran­ge, ein Insek­ten­flü­gel [ ver­mut­lich der eines Zitro­nen­fal­ters ], zwei Streich­holz­köp­fe [ à 2 Gramm ], acht Flie­gen der Gat­tung Cal­li­pho­ri­dae in vol­lem Saft, son­nen­ge­trock­ne­te Rosen­blät­ter [ ca. 50 Gramm ], fünf Schne­cken­häu­ser [ je ohne Schne­cke ], sie­ben gelähm­te Schne­cken [ je ohne Haus ], 157 Amei­sen anlie­gen­der Staa­ten [ betäubt oder tran­chiert ], sechs Rüs­sel­kä­fer [ blau­tür­ki­se ], die Aas­ku­gel eines Pil­len­dre­hers, wenig spä­ter der Pil­len­dre­her selbst, eine Wild­bie­ne, ein Auto­rei­fen [ Mase­r­a­ti Mis­tral ] 8 Gramm. — stop

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segelohren

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india

~ : louis
to : dai­sy und vio­let hilton
sub­ject : SEGELOHREN

Lie­be Dai­sy, lie­be Vio­let! Kühl ist die Luft gewor­den in den ver­gan­ge­nen Tagen. Als ob Herbst gewor­den sei, eine Luft vol­ler Regen und Wind. Auf der Stra­ße lau­fen Men­schen her­um, die haben sich Trop­fen­fän­ger unter ihre Nasen gebun­den, die wund sind und geschwol­len. Ich selbst noch wohl­auf, was viel­leicht dar­in begrün­det sein könn­te, dass ich bereits jetzt schon kräf­ti­ge Wan­der­schu­he tra­ge für den kom­men­den Win­ter in New York. Will Euch eine Geschich­te notie­ren, an die­sem schö­nen, nas­sen Sonn­tag, die ich tat­säch­lich genau­so erlebt habe, wie ich sie erzäh­le, ob Ihr mir nun glau­ben wer­det oder nicht. Stellt Euch ein geräu­mi­ges Zim­mer vor. Ein gutes Dut­zend Ohren pro­pel­ler­ten dort durch die Luft, sie waren Gäs­ten ent­kom­men, die in nächs­ter Nähe eines Rund­funk­emp­fän­gers Platz genom­men hat­ten, um Ella Fitz­ge­rald zu lau­schen: It Don’t Mean a Thing If It Ain’t Got That Swing. Ein merk­wür­di­ger Anblick war das gewe­sen, bald lagen kämp­fen­de Ohren in Schich­ten über zwei Laut­spre­chern des Radi­os, wie Foot­ball­spie­ler, sagen wir, eine ran­geln­de Ban­de zwit­schern­der Ohren, sodass in dem Zim­mer der Ver­samm­lung vom Kon­zert kaum noch etwas zu hören gewe­sen war, als die­se Geräu­sche des Kamp­fes. Man kämpf­te auch dann noch ver­bis­sen wei­ter, als das Radio längst aus­ge­schal­tet wor­den war, ver­mut­lich des­halb, weil man mein­te, die nun auf­tre­ten­de Stil­le sei nicht wirk­lich vor­han­den. Ich habe drei Stun­den in der Beob­ach­tung des Tumul­tes zuge­bracht. Dann bin ich nach Hau­se zurück ohne mei­ne Ohren. Seit­her war­te ich gera­de­zu taub gewor­den auf ihre Rück­kehr. Bis bald ein­mal wie­der. Cuc­cur­ru­cu! – Euer Louis

gesen­det am
03.07.2011
20.05 MESZ
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lou­is to dai­sy and violet »

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PRÄPARIERSAAL : ismene

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sier­ra : 18.02 — Abend. Die Fens­ter geöff­net, es reg­net, für einen Moment ist Herbst gewor­den. Höre ein Inter­view, das ich mit Isme­ne, einer Medi­zin­stu­den­tin, in Mün­chen führ­te. Sie erzählt mit ruhi­ger Stim­me fol­gen­de Geschich­te: > Wie wir ange­fan­gen haben? Ich erin­ne­re mich gut. Ich hat­te kaum geschla­fen. End­lich soll­te es los­ge­hen. Als ich dann im Prä­pa­rier­saal vor dem Tisch stand, war ich erst ein­mal irri­tiert vom Anblick des Leich­nams. Ich glau­be, alle mei­ne Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen waren irri­tiert gewe­sen, min­des­tens waren sie beein­druckt. Wenn man unsi­cher ist, schaut man nach, was die ande­ren tun. Und wenn die Bli­cke ein­an­der begeg­nen, lächelt man. Ich habe die­se ers­te Situa­ti­on vor dem Tisch als sehr authen­tisch emp­fun­den, als ehr­lich und unmit­tel­bar. Wir hat­ten nur unse­re Augen, unse­re Hän­de, also unse­ren Tast­sinn, ein Skal­pell und eine Pin­zet­te, um den Kör­per, der uns zur Ver­fü­gung gestellt war, zu unter­su­chen. Natür­lich arbei­te­ten wir auch mit unse­rem Gehör­sinn. Wir waren acht Leu­te an jedem der 52 Tische, und wir dis­ku­tier­ten, was wir gese­hen haben. An die­sem ers­ten Tag aber waren wir eher still gewe­sen. Ich glau­be, jeder von uns muss­te zunächst ein­mal mit sich selbst zurecht­kom­men. Das waren ja sehr kräf­ti­ge Ein­drü­cke. Ich habe mir, um mich vor dem schar­fen Geruch zu schüt­zen, ein Tuch in die Brust­ta­sche gesteckt, das ich in Euka­lyp­tus­öl getaucht hat­te. Und da war nun die­se alte Frau gewe­sen. Sie lag voll­kom­men unbe­klei­det auf dem Tisch vor uns. Ich habe gewusst, dass die­ser Moment kom­men wür­de, aber man kann sich auf den Augen­blick einer ers­ten Begeg­nung die­ser Art nicht wirk­lich vor­be­rei­ten. Viel­leicht hat­ten wir des­halb mit hoher, zupa­cken­der Geschwin­dig­keit die rote Decke und das wei­ße Tuch, die den Leich­nam vor Aus­trock­nung schüt­zen, ange­ho­ben, weil wir unse­rer Unsi­cher­heit Akti­vi­tät ent­ge­gen­set­zen woll­ten. Ich war sehr bewegt und ich war unru­hig und ich schäm­te mich für mei­nen sach­li­chen Blick, der das Gewicht der alten Dame schätz­te und ihre Grö­ße. Sie lag rück­lings auf dem Tisch. Ihre Bei­ne und Arme waren aus­ge­streckt. Wenn sie noch am Leben gewe­sen wäre, wür­de sie ver­mut­lich ver­sucht haben, sich zu schüt­zen. Sie hät­te ihre klei­nen, fla­chen Brüs­te mit Hän­den bedeckt und ihre Scham, und sie hät­te viel­leicht irgend­ei­ne abweh­ren­de Ges­te unter­nom­men. Ich sehe ihr Gesicht, ihre geschlos­se­nen Augen noch sehr genau vor mir. Ein fei­nes Gesicht. Das For­ma­lin hat­te ihr kaum zuge­setzt, an ihrem Kör­per war kei­ne wei­te­re Nar­be zu fin­den als ein Schnitt an der Innen­sei­te des lin­ken Ober­schen­kels, der von einer Kanü­le der Prä­pa­ra­to­ren ver­ur­sacht wor­den war. Und wenn ich jetzt sage, dass sie sehr echt aus­sah, wirk­lich, ver­letz­lich, dann kom­me ich der Ursa­che mei­ner Irri­ta­ti­on viel­leicht näher. Ver­ste­hen Sie, die alte Dame war mir ähn­lich. Ich bemerk­te eine Frau, eine Frau, die nur durch ein wenig Zeit von mir getrennt war. Ich sah eine Per­son und ich fürch­te­te, sie in ihrer Ruhe zu stö­ren, und des­halb sprach ich lei­se. Auch mei­ne jun­gen Freun­de am Tisch spra­chen sehr lei­se, zurück­hal­tend, behut­sam. Ich sah, dass ihre Hän­de in den Latex­hand­schu­hen schwitz­ten und auch, dass sie ein wenig zit­ter­ten, wäh­rend sie arbei­te­ten. Die Hän­de der alten Dame wirk­ten, als hät­te sie zu lan­ge geba­det. Das waren sehr fei­ne Hän­de. Sie hat­te zuletzt noch ihre Fin­ger­nä­gel bemalt in einem hel­len Rot. Sie hat­te sich noch geschmückt. Sie woll­te schön sein! Immer­zu muss­te ich ihre Hän­de betrach­ten. — stop

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ein kleiner kopf

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alpha : 20.38 – Ich beob­ach­te­te einen fas­zi­nie­ren­den Mann. Die­ser Mann ver­füg­te über einen unge­wöhn­lich klei­nen, zum Him­mel hin spitz zulau­fen­den Kopf. Er saß auf einer Bank, Ter­mi­nal 2, des Flug­ha­fens, sei­ne Hän­de hiel­ten eine Tas­se Kaf­fee vor einen klei­nen Mund, klei­ne hel­le Augen starr­ten in die­se Tas­se, kurz fixier­ten sie mich, dann wie­der die Ober­flä­che des Kaf­fees, der sich im Gefäß lang­sam dreh­te. Stau­nend war­te­te ich in der Nähe des Man­nes auf einer wei­te­ren Bank, öff­ne­te ein Buch, aber anstatt zu lesen, sah ich immer wie­der hin zu dem klei­nen Kopf. Ich konn­te mir nicht den­ken, wie es mög­lich ist, mit einem der­art klei­nen Kopf zu über­le­ben. Man stel­le sich das ein­mal vor, der Kopf des Man­nes war nicht sehr viel grö­ßer gewe­sen als der Kopf eines Kin­des von zwei oder drei Jah­ren. Eigent­lich, dach­te ich, müss­te die­ser Mann tot sein oder aber von ein­ge­schränk­tem Denk­ver­mö­gen. Danach aller­dings sah der Mann nicht aus, er trug die fei­ne Klei­dung eines Geschäfts­rei­sen­den, außer­dem war er ver­mut­lich in der Lage, aus Bli­cken Gedan­ken zu lesen, wes­we­gen ich bald selbst zum Gegen­stand inten­si­ver Beob­ach­tung wur­de. Nichts wei­ter. — stop

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flügel

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tan­go : 6.15 — Im Zug saß ein Mann, der sich mit einer Frau in der Hand­zei­chen­spra­che der gehör­lo­sen Men­schen unter­hielt. Obwohl ich die Hän­de der zwei Spre­chen­den ein­ge­hend betrach­te­te, lie­ßen sie sich nicht stö­ren, ver­mut­lich weil sie ahn­ten oder wuss­ten, dass ich ihre Spra­che nicht ver­ste­hen konn­te. Der Ein­druck, dass die bei­den wei­te­re Kör­per­zei­chen ver­wen­de­ten, um die Spra­che ihrer Hän­de zu ergän­zen. Als wären sie Flü­gel eines Vogels, der sich Was­ser aus dem Gefie­der schüt­telt, flat­ter­ten ihre Augen­li­der. Kaum den Zug ver­las­sen, ver­such­te ich ver­geb­lich die­se erstaun­li­che Bewe­gung ihrer Augen nach­zu­ah­men. Und auch heu­te Mor­gen, nach einer ruhi­gen Nacht, bin ich nicht in der Lage, mei­ne Lider in der beschrie­be­nen Wei­se erzit­tern zu las­sen. So uner­reich­bar sind sie wie mei­ne Ohren, die nie gehor­chen wol­len, wenn ich mir mit ihrer Hil­fe Luft zufä­cheln möch­te. Viel­leicht werd ich’s am Abend noch ein­mal pro­bie­ren. Neh­me an, sie haben Töne erzeugt, sin­gen­de Töne, mit ihren Augen im Zug. — stop

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george ferry terminals tiefseeelefanten

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sier­ra : 17.10 — Hat­te einen Traum, eine Wahr­neh­mung, die mir lan­ge Zeit, ich war längst erwacht, ein sehr wirk­li­cher Raum gewe­sen zu sein schien. Dort, im Nacht­zim­mer, war­te­te ich an einem spä­ten Abend in der zen­tra­len Hal­le des Saint Geor­ge Fer­ry Ter­mi­nals auf das nächs­te Schiff nach Man­hat­tan zurück. Ich war­te­te lan­ge, ich war­te­te den hal­ben Tag und eine hal­be Nacht, begeis­tert vom Anblick einer Her­de fili­gra­ner Tief­see­ele­fan­ten, die über den hel­len, san­di­gen Boden eines Schau­aqua­ri­ums wan­der­ten. Sie hat­ten ihre meter­lan­gen Rüs­sel zur Was­ser­ober­flä­che hin aus­ge­streckt, such­ten in der See­luft her­um und berühr­ten ein­an­der in einer äußerst zärt­li­chen Art und Wei­se. Ein fas­zi­nie­ren­des Geräusch war zu hören, sobald ich eines mei­ner Ohren an das war­me Glas des Gehe­ges leg­te. Die­ses Geräusch nun sucht seit Stun­den nach einem Wort für sich selbst, nach einem Zei­chen­satz, der ver­mut­lich nie­mals exis­tie­ren wird. — stop
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standby

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nord­pol

~ : louis
to : Mr. jona­than noe kekkola
sub­ject : STANDBY

Mein lie­ber Jona­than, Mitt­woch ist gewor­den, frü­her Mor­gen, höchs­te Zeit, eine Nach­richt zu über­mit­teln, die Sie viel­leicht trau­rig stim­men wird. Sie haben gehört, eine Insel nahe Grön­land spricht seit Tagen mit­tels Feu­er und Asche zur Welt. Ver­mut­lich wer­den Sie sich fra­gen, war­um ich Ihnen davon erzäh­le. Nun, der Him­mel über Euro­pa ist zu einem unsi­che­ren Ort gewor­den, Staub­stei­ne flie­gen durch die Luft in gro­ßer Höhe, es ist denk­bar, dass sich mei­ne Rei­se zu Ihnen nach Ame­ri­ka ver­zö­gern wird. Ich habe des­halb eine Bit­te an Sie, lie­ber Mr. Kek­ko­la, den drin­gen­den Wunsch habe ich, dass Sie selbst, soll­te ich im Mai, am 2. des Monats, nicht auf Coney Island erschei­nen, für mich dort sit­zen und den Hori­zont foto­gra­fie­ren wer­den, unse­re Ele­fan­ten, Sie ver­ste­hen, Spu­ren unse­rer Ele­fan­ten! Ich wäre Ihnen so sehr herz­lich dank­bar, mein lie­ber Freund. Machen Sie sich um Got­tes­wil­len unver­züg­lich auf den Weg! Bis bald, ich hof­fe, bis bald! STANDBY. – Ihr Lou­is. Ahoi ps. Besit­zen Sie eine Kamera?

gesen­det am
21.04.2010
6.22 MESZ
1002 zeichen

lou­is to jonathan
noe kekkola »



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