Aus der Wörtersammlung: weise

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zweite nachricht von den vasentieren

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xylo­phon : 12.08 UTC — Vasen­tie­re ver­fü­gen am Ran­de ihrer Behäl­ter­wan­ne über zwei Augen einer­seits, ein Sys­tem fili­gra­ner Röh­ren zum Atmen ande­rer­seits. Bei­ne haben sie nicht, weil sie sta­tio­nä­re, im Ide­al­fall schwe­ben­de Lebe­we­sen sind. Wenn man mich nun frag­te, war­um Vasen­tie­re in mei­nem Geist über­haupt exis­tie­ren, wür­de ich viel­leicht sagen: Nun, weil ich bereits vor län­ge­rer Zeit an Vasen­tie­re dach­te, auch weil sie sehr nütz­lich sind, weil sie über das Ver­mö­gen ver­fü­gen, kleins­te Men­gen Was­sers noch aus tro­ckens­ter Luft zu gewin­nen, wes­we­gen sie sehr gefragt sind, man möch­te sie besit­zen, um nach Ursa­chen ihrer erstaun­li­chen Bega­bung zu for­schen, die ver­mut­lich Bestim­mung ist. Indes­sen wur­den Vasen­tie­re in ihrer natür­li­chen Umge­bung auch in gro­ßen Höhen ange­trof­fen. Sie sind dort win­zig, in Regen­wäl­dern hin­ge­gen von erheb­li­cher Grö­ße. Spre­chen im Übri­gen kön­nen Sie nicht, aber den­ken und hören, weil sie in je spe­zi­fi­scher Wei­se ihre Augen bewe­gen, sobald man sie mit Spra­che kon­fron­tiert. — stop

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vom erzählen

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alpha : 15.08 UTC — Men­schen, die in erle­ben­der Art und Wei­se erzäh­len, oder aber Men­schen, die reflek­tie­rend erzäh­len, distan­ziert, vor­sich­tig. Erle­bend erzäh­len­de Men­schen sind sehr häu­fig schnell und eher wild spre­chen­de Per­so­nen. Das Erleb­nis ver­wirk­licht sich in der Sekun­de, da Wör­ter in der Luft erschei­nen, auch Ges­ten, Augen­bli­cke. Wie ich mich wun­der­te, dass erleb­te Geschich­ten sich vor mei­nen Ohren, wie Lebe­we­sen ver­hal­ten, sie wer­den schnel­ler oder lang­sa­mer, wach­sen, man­che trock­nen aus, schei­nen zu ver­hun­gern, blü­hen wie­der auf. — Ein­mal, vor genau 10 Jah­ren, notier­te ich das Wort Kurz­stre­cken­er­zäh­ler. Wor­an habe ich gedacht? — stop

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sisulu

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del­ta : 6.15 UTC — In der ver­gan­ge­nen Nacht hat­te ich einen merk­wür­di­gen Traum. Ich war in der Däm­me­rung mit mei­nem Trom­pe­ten­kä­fer abends spa­zie­ren im Pal­men­gar­ten. Die Luft duf­te­te nach Flie­der, obwohl schon Juni gewor­den war. Der Käfer, dem ich kurz nach sei­ner Ent­wick­lung den Namen Sisu­lu 8 gege­ben hat­te, hock­te auf mei­ner rech­ten Schul­ter, wes­we­gen ich vor­sich­tig einen Fuß vor den ande­ren Fuß setz­te, weil ich natür­li­cher­wei­se von der Flug­un­fä­hig­keit des klei­nen Wesens wuss­te, er war nicht zum Flie­gen aus­ge­dacht, son­dern zum Trom­pe­ten­spie­len. Ich ging also ganz lang­sam nord­wärts vor­bei an einer wun­der­ba­ren Som­mer­wie­se, die von den Schlaf­ge­räu­schen der Heu­schre­cken lei­se knis­ter­te, erreich­te dann nach zwei Stun­den lang­sa­men Gehens eine höl­zer­ne Bank am Ran­de einer wei­ten Step­pen­land­schaft, es war schon Nacht gewor­den. Ich nahm Platz auf der Bank, über­schlug die Bei­ne und setz­te den klei­nen Käfer auf mein rech­tes Knie. Unver­züg­lich begann Sisu­lu 8 zu spie­len in einer Wei­se, wie ich es vor lan­ger Zeit schon ein­mal zu beschrei­ben ver­such­te. Bald war ich ein­ge­schla­fen, ich weiß nicht genau, wie lan­ge Zeit ich geschla­fen hat­te, als ich erwach­te, saß Maceo Par­ker neben mir auf der Bank. Er hat­te sich mit sei­nem rech­ten Ohr mei­nem Knie genä­hert, ich wag­te in die­sem Augen­blick kaum zu atmen, das muss man sich ein­mal vor­stel­len, Maceo Par­ker auf einer Nacht­bank neben mir sit­zend, wie er mei­nem Käfer­freund Sisu­lu lauscht. Es ist jetzt schon bald Mor­gen­däm­me­rung, mei­ne Güte, und ich bin noch immer nicht wirk­lich wach gewor­den. — stop
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beobachtung

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ulys­ses : 18.10 UTC — Ob viel­leicht Bewe­gun­gen exis­tie­ren, Ges­ten mensch­li­cher Hän­de, die bald aus­ster­ben wer­den? Die Ges­te einer Hand, bei­spiels­wei­se, in der Betrach­tung eines Dias, oder die Ges­te einer Hand, die einen Blei­stift führt über ein Blatt Papier. Ich wer­de eine Samm­lung aus­ster­ben­der Bewe­gun­gen anle­gen. Sofort fan­ge ich damit an. Es ist spä­ter Abend gewor­den. Gewit­ter nähern sich von Wes­ten. Nichts wei­ter. — stop

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ich war im flur spazieren

9

tan­go : 15.06 UTC — Über einen lan­gen Flur eines Schif­fes wan­dernd, begeg­ne­ten mir zwei Män­ner, ein jun­ger und ein etwas älte­rer Mann. Wie sie näher kamen und ihre Stim­men in mei­nen Ohren des­halb lau­ter wur­den, hör­te ich, dass sie sich über ein Büro unter­hiel­ten, in wel­ches einer der bei­den Män­ner vor weni­gen Tagen erst ein­ge­zo­gen war. Es ging in dem Gespräch außer­dem um Möbel. Die Män­ner waren sich, so mein Ein­druck, nicht ganz einig gewe­sen. Sie dis­ku­tier­ten, ein lau­tes, lachen­des, ein leben­di­ges Gespräch, wes­halb ich umdreh­te und den Män­nern in dezen­tem Abstand folg­te, ich woll­te Ihnen heim­lich zuhö­ren, was ver­mut­lich nicht ganz höf­lich gewe­sen war. Ich glau­be, die zwei Män­ner bemerk­ten mich glück­li­cher­wei­se nicht. War­um ist dein neu­es Büro so leer? Woll­te der eine Mann, er war wirk­lich noch sehr jung gewe­sen, von dem ande­ren, dem älte­ren Mann wis­sen? Das ist so, ant­wor­te­te der alte Mann dem jun­gen Mann, hör zu, ich will unab­hän­gig leben von mei­nem Büro, ich will nicht mit ihm ver­wach­sen sein. Wenn ich von mei­nem Büro ein­mal getrennt wer­den soll­te, ist der Schmerz dann nicht so groß, wenn ich aber mit mei­nem Büro ver­wach­sen sein wür­de, könn­te man mir Schmer­zen zufü­gen, man könn­te sagen, Sie dür­fen blei­ben, wenn sie folg­sam sind, man könn­te mich erpres­sen, ver­stehst Du, man könn­te mich mit leich­ter Hand fer­tig machen. Des­halb sind in mei­nem Büro nur ein Stuhl und ein Tisch und Papie­re, ein Obst­korb, eine beson­de­re Tafel, die beschrif­tet wer­den kann und wie­der gerei­nigt von Far­be, eine Zeich­nung wei­ter­hin, die einen Mann zeigt, der sein Fahr­rad zer­leg­te, außer­dem sind da noch, eine Kaf­fee­tas­se, drei Stüh­le für Gäs­te, ein klei­ner Kühl­schrank, ein Regal mit 176 Büchern, ein Tep­pich, wel­chen ich auf einer Rei­se nach Marok­ko ent­deck­te, eine Steh­lam­pe, die sich gleich hin­ter mei­nem Schreib­tisch befin­det, ein wun­der­bar war­mes Licht strömt von dort, eine zwei­te Lam­pe auf dem Schreib­tisch, die im Win­ter zusätz­lich Licht spen­den wird, ein klei­nes Sofa, Blei­stif­te in einem Blei­stift­ge­fäß, ein Tele­fon, zwei Kak­teen, fünf Orchi­deen auf der Fens­ter­bank, ein Käfig mit einem Zei­sig­pär­chen, drei Schreib­ma­schi­nen, eine Foto­gra­fie, die mei­ne Gelieb­te zeigt, wie sie lächelt, ist das nicht wun­der­bar. — stop

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in der schnellbahn

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zou­lou : 10.12 UTC — Ges­tern in der Schnell­bahn las ich in mei­nem elek­tri­schen Notiz­buch fol­gen­den Hin­weis: Geschich­te vom Papier­seg­ler. Ich habe die­sen Ver­merk einer Geschich­te, die sich  in mei­nem Kopf befin­den muss, im August des ver­gan­ge­nen Jah­res fest­ge­hal­ten, ver­mut­lich in einer Schnell­bahn fah­rend. Auch in die­sem Moment, wie­der sit­ze ich in einer Schnell­bahn, kom­me ich an mei­ne Geschich­te nicht her­an. Sie ken­nen das viel­leicht. Wie man nach einem Wort sucht oder einer Tele­fon­num­mer, in die­ser Art und Wei­se such­te ich vor weni­gen Minu­ten nach mei­ner Geschich­te. Ich schloss also mei­ne Augen oder öff­ne­te sie, um vor­über­zie­hen­de Wald­land­schaft zu betrach­ten, der eigent­li­che suchen­de Blick aber war nach Innen gerich­tet. Auch mei­ne Gedächt­nis­oh­ren waren indes­sen äußerst auf­merk­sam gewe­sen. Vie­ler­lei Geräu­sche, aber nicht ein ein­zi­ges Geräusch, das mich zu mei­ner Geschich­te führ­te. Ich ahne, dass ich Geschich­ten oder Wör­ter, sobald ich sie gefun­den habe, zunächst höre, mit mei­nem Kopf, erst dann ver­mag ich sie zu lesen. Ich will das wei­ter beob­ach­ten. Jetzt muss ich aus­stei­gen. — stop

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von der stille

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hima­la­ya : 20.12 UTC — Ein­mal spa­zier­te ich durch New York an einem war­men Tag im April. Ich ging eini­ge Stun­den lang ohne ein Ziel nur so her­um, manch­mal blieb ich ste­hen und beob­ach­te­te dies oder das. Ich dach­te, New York ist ein ausge­zeich­neter Ort, um unter­zu­tau­chen, um zu ver­schwin­den, sagen wir, ohne aufzu­hören. Ich stell­te mir vor, wie ich in die­ser Stadt Jah­re spa­zie­ren wür­de und schau­en, mit der Sub­way fah­ren, auf Schif­fen, im Cen­tral Park lie­gen, in Cafés sit­zen, durch Brook­lyn wan­dern, ins Thea­ter gehen, ins Kino, Jazz hören, sein, anwe­send sein, gegen­wärtig, ohne aufzu­fallen. Ich könn­te exis­tieren, ohne je ein Wort zu spre­chen, oder viel­leicht nur den ein oder ande­ren höfli­chen Satz. Ich könn­te Nacht­mensch oder Tag­mensch sein, nie wür­de mich ein wei­te­rer Mensch für eine län­ge­re Zeit als für eine Sekun­de bemer­ken. Sehen und ver­ges­sen. Wenn ich also ein­mal ver­schwin­den woll­te, dann wür­de ich in New York ver­schwin­den, vor­sich­tig über Trep­pen stei­gen, jeden Rumor mei­den, den sensi­blen New Yor­ker Blick erler­nen, eine klei­ne Woh­nung suchen in einer Gegend, die nicht all­zu anstren­gend ist. In Green­wich Vil­la­ge viel­leicht in einer höhe­ren Eta­ge soll­te sie lie­gen, damit es schön hell wer­den kann über Schreib­tisch und Schreib­ma­schine. Ich könn­te dann von Zeit zu Zeit ein Tonband­gerät in mei­ne Hosen­ta­sche ste­cken und für einen oder zwei mei­ner Tage ver­zeich­nen, was Men­schen, die mir begeg­ne­ten, erzähl­ten. So ging ich damals dahin, ich glau­be, ich spa­zier­te im Kreis her­um, berühr­te da und dort die Küs­te eines Flus­ses, und als es Abend wur­de, besuch­te ich Mari­na Abra­mo­vić, die seit Mona­ten bereits in einem Saal des Muse­ums für moder­ne Kunst auf einem Stuhl saß. Wie sie Men­schen erwar­te­te, um mit ihnen gemein­sam zu schwei­gen, berüh­ren­de Stun­den, und ich dach­te und notier­te, wie ich heu­te wie­der notie­re, es geht dar­um, in der Begeg­nung mit Men­schen Zeit zu tei­len, es geht dar­um, die Zeit zu syn­chro­ni­sie­ren, in mei­nem Fal­le geht es dar­um, lang­sa­mer zu wer­den, um Men­schen in der Wirk­lich­keit nahe­kom­men zu kön­nen, es geht dar­um in die­ser rasen­den Welt von Still­stand, so lang­sam zu wer­den, und wenn es nur für weni­ge Stun­den ist, dass ein Gespräch, eine Berüh­rung, über­haupt mög­lich sein kann. Dar­an wie­der erin­nern, Tag für Tag. — Heu­te bin ich nicht in New York. Wo ich bin, schwebt ein dunk­ler, schla­fen­der Zep­pe­lin am Hori­zont, der mög­li­cher­wei­se bald auf­wa­chen und blit­zen wird. Ein schö­ner, nach­denk­li­cher Tag, wei­te­re schö­ne Tage wer­den fol­gen. Ich wer­de lang­sam lesen und lang­sam spre­chen, und den­ken wer­de ich so lang­sam wie nie zuvor. Ich wer­de die Emp­fin­dung der Zeit zur Geschmei­dig­keit über­re­den, ja, das ist vor­stell­bar, wei­che, war­me Stun­den. — stop

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die geschwindigkeit der wörter

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tan­go : 22.30 UTC — Wie flink ver­mag ich mit einem Fin­ger auf einem Bild­schirm zu schrei­ben, wie schnell mit einem Sen­sor­stift? Am schnells­ten schrei­be ich, wenn ich mit­tels Wör­tern den­ke? Ich schrei­be dann, ohne eine sicht­ba­re Spur zu hin­ter­las­sen, schrei­be eine den­ken­de Spur, die erin­nert oder sofort ver­ges­sen wer­den könn­te, wie jener Mann, der in einer Erzäh­lung Patri­cia Highsmith’s einen Roman nach dem ande­ren Roman im Kopf notiert. Das Schrei­ben per Hand auf Papier oder mit­tels einer Tas­ta­tur auf einem Bild­schirm bewirkt ver­mut­lich ohne Aus­nah­me eine Ver­lang­sa­mung des Den­kens, eine Prä­zi­sie­rung. Das spre­chen­de, erzäh­len­de Den­ken scheint der Luft, den Vögeln ver­bun­den, das schrei­ben­de Den­ken dem Was­ser, den Fischen. Ich stel­le mir vor, Men­schen, die mich ein­mal schweig­sam wahr­ge­nom­men haben, eine in sich gekehr­te Per­son, wer­den die­se Gedan­ken in einer voll­kom­men ande­ren Wei­se wahr­neh­men, als jene Men­schen, die einen spru­delnd erzäh­len­den, Wör­ter sprü­hen­den Mann erleb­ten. — stop

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eine telefongeschichte

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hima­la­ya : 17.50 UTC — Ges­tern klin­gel­te mein Tele­fon, nein, wirk­lich, mein Tele­fon mel­de­te nicht nur einen Anruf, es klin­gel­te tat­säch­lich, weil ich einen Signal­ton ein­ge­stellt hat­te, der einem Klin­gel­ton der Tele­fo­ne mei­ner Kind­heit sehr ähn­lich ist. Mein Tele­fon ver­mag gleich­wohl zu zwit­schern oder zu sum­men oder zu trom­pe­ten, wie Ele­fan­ten spre­chen, aber wenn mein Tele­fon klin­gelt in der Wei­se mei­ner Kind­heit, mag ich das am liebs­ten, oder wenn es Ben­ny Good­man spielt, aber dann gehe ich nicht dran, dann hebe ich nicht ab, dann höre ich zu und tan­ze ein wenig in der Woh­nung her­um bis die Vögel an mein Fens­ter klop­fen: Lou­is komm, die Arbeit war­tet! — Ges­tern also klin­gel­te mein Tele­fon. B. mein Paten­kind, war in der Lei­tung, und ich freu­te mich sehr, weil ich ein hal­bes Jahr nichts von ihr gehört hat­te. Kannst du dich erin­nern an unse­re Affen­ge­schich­te? Oh, ja, sag­te B., da habe ich mich gefürch­tet, da war ich noch klein. Es ist inter­es­sant, fuhr sie fort, ich fürch­te mich vor der Geschich­te noch immer, obwohl ich schon erwach­sen gewor­den bin. B. erzähl­te noch ein wenig von Ber­lin und von New York, und als sie auf­ge­legt hat­te, such­te ich nach einer Notiz der Affen­ge­schich­te, die schon so lan­ge Zeit in der Ver­gan­gen­heit liegt, dass B. bald selbst ein­mal von Affen erzäh­len wird. Die Geschich­te geht so: Ein­mal, früh­mor­gens, kam ein schläf­ri­ges Mäd­chen zu mir in die Küche, setz­te sich auf mei­ne Knie und sag­te: Du, Lou­is, ich muss Dir was erzäh­len. Ein Mann lebt in Ame­ri­ka. Er lässt sich sei­nen Kopf abneh­men und auf einen Affen ver­pflan­zen. – War­um, frag­te ich, will der Mann das tun? – Bei dem Mann lebt nur noch der Kopf, antwor­tete das Mäd­chen und gähn­te. – War­um nur noch der Kopf, frag­te ich. – Er ist gelähmt. – Und der Affe? – Der Affe nicht. – Was geschieht mit dem Kopf des Affen? – Weiß nicht, sag­te das Mäd­chen, und stürm­te davon. — stop

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ein mädchen

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alpha : 17.15 UTC — Auf dem Heim­weg begeg­ne­te ich in der Nähe einer Kreu­zung einem Mäd­chen namens Lara, das ich sofort wie­der­erkann­te. Lara stand auf der Stra­ße und zeich­ne­te mit­tels eines Putz­ge­rä­tes Her­zen von Sei­fe auf die Front­schei­ben schnur­ren­der Auto­mo­bi­le. Ver­mut­lich ver­such­te sie in die­ser Wei­se einen Kon­takt zu Per­so­nen her­zu­stel­len, die in den Limou­si­nen war­te­ten, um einen Auf­trag zur Säu­be­rung der Fahr­zeug­schei­ben ins­ge­samt zu erhal­ten. Lara war nicht sehr erfolg­reich, aber eben­so ent­schlos­sen und char­mant, wie vor Jah­ren noch, als sie ver­sucht hat­te, im Bahn­hof mein Porte­mon­naie zu rau­ben. Eigent­lich soll­te Lara um die­se Uhr­zeit in der Schu­le sein. Plötz­lich bemerk­te sie, dass sie beob­ach­tet wur­de, sie lächel­te zunächst, blick­te dann aber äußerst grim­mig in mei­ne Rich­tung, nicht etwa, weil sie in mir unmit­tel­bar eines ihrer frü­he­ren Opfer erkann­te, son­dern ver­mut­lich des­halb, weil sie in mei­nem Blick etwas ent­deck­te, das sie an frü­he­re Tätig­keits­fel­der erin­ner­te. Also flüch­te­te sie mit­tels ele­gan­ter Sprün­ge über zwei Motor­hau­ben hin­weg zur gegen­über­lie­gen­den Stra­ßen­sei­te hin. Dort dreh­te sie sich um und lächel­te. — stop



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