Aus der Wörtersammlung: band

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who is fred wesley?

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tan­go : 2.30 — Hei­te­rer Stim­mung war ich ges­tern Abend der Geschwin­dig­keit, mit wel­cher Waren, die ich kauf­te, an der Kas­se eines Super­mark­tes behan­delt wur­den, nicht gewach­sen, viel­leicht des­halb weil ich über­haupt lang­sa­mer gewor­den bin, oder weil ich in dem Augen­blick, da mei­ne Ware über einen Scan­ner bewegt wur­de, dar­über nach­dach­te, ob es sich bei E‑Mails, die ich manch­mal schrei­be, noch um Wesen han­delt, die man als Schrift­stü­cke bezeich­nen könn­te. So oder so droh­te ein Fias­ko, da sich die Waren, die gera­de in mei­nen Besitz über­ge­gan­gen waren, hin­ter dem Fließ­band inein­an­der scho­ben wie Pack­eis­schol­len auf dem Atlan­tik vor Grön­land. Eine jun­ge kolum­bia­ni­sche Assis­ten­tin kam glück­li­cher­wei­se bald zu Hil­fe, ich führ­te meh­re­re gefal­te­te Papier­tü­ten mit mir, die sehr sorg­fäl­tig bepackt wer­den muss­ten. Sie sprach nur weni­ge Wör­ter mei­ner Spra­che, und sie schwitz­te indes­sen und ver­such­te mir zu erklä­ren, dass es in ihrem Land noch viel wär­mer sei als bei uns in Euro­pa, aber dass sie dort, auch im Regen­wald nicht, nie­mals so hef­tig schwit­zen wür­de wie hier, die Kli­ma­an­la­ge sei aus­ge­fal­len, dass ich etwas lang­sa­mer sei als üblich, wäre gera­de­zu ver­nünf­tig. Ja, ver­mut­lich bin ich lang­sa­mer gewor­den, und ich dach­te, man könn­te ein­mal Schnell­kas­sen in dem Sin­ne beden­ken, dass dort rasen­de Men­schen mit rasen­den Hän­den rasen­de Geld­bör­sen bedie­nen, alles gin­ge dort so schnell, dass man als ein lang­sa­mer Mensch, auf der ande­ren Sei­te der Zeit befind­lich, nur noch Unschär­fen in der Luft wahr­neh­men wür­de, nicht aber ein­kau­fen­de Per­so­nen, wäh­rend einer wie ich als eine Foto­gra­fie erschei­nen wür­de, als Etwas, das sich nie­mals bewegt. — Kurz nach zwei Uhr. Wun­der­bar küh­le Luft. Who is Fred Wes­ley? — stop
guggenheim

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abschnitt neufundland

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Abschnitt Neu­fund­land mel­det fol­gen­de gegen Küs­te gewor­fe­ne Arte­fak­te : Wrack­tei­le [ See­fahrt – 507, Luft­fahrt — 701, Auto­mo­bi­le — 53], Gruß­bot­schaf­ten in Glas­be­häl­tern [ 18. Jahr­hun­dert — 8, 19. Jahr­hun­dert – 66, 20. Jahr­hun­dert – 1001 , 21. Jahr­hun­dert — 355 ], Trol­ley­kof­fer [ blau : 7, rot : 66, gelb : 5, schwarz : 532 ] phy­si­cal memo­ries [ bespielt — 6, gelöscht : 122 ], Arm­band­uhr — Aude­mars Piguet / Typ Roy­al Oak Gran­de : [ 1 ], Frö­sche [ Pär­chen ] auf Treib­holz [ 8 ], Öle [ 0.76 Ton­nen ], Pro­the­sen [ Herz — Rhyth­mus­be­schleu­ni­ger – 8, Knie­ge­len­ke – 66, Hüft­ku­geln – 2, Bril­len – 562 ], Halb­schu­he [ Grö­ßen 28 – 39 : 54, Grö­ßen 38 — 45 : 88 ], Plas­tik­san­da­len [ 307 ], Kühl­schrän­ke [ 3 ], Tele­fo­ne [ 65 ], Por­zel­lan­pup­pen­hän­de [ 16 ] Gas­mas­ken [ 17 ], Tief­see­tauch­an­zü­ge [ ohne Tau­cher – 5, mit Tau­cher – 18 ], Pfei­fen­köp­fe — Bruyère­holz [ 2 ], Engels­zun­gen [ 51 ] | stop |

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kekkola im eisfach

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ulys­ses : 0.05 — Seit eini­gen Stun­den bereits lese ich Berich­te der New York Times, die Kor­re­spon­den­ten kurz vor dem Ein­tref­fen des Wir­bel­sturms San­dy in einem Web­log notier­ten. Bald wer­de ich mei­ne Lek­tü­re unter­bre­chen. Das ist näm­lich so, dass ich mir für die kom­men­den Stun­den vor­ge­nom­men habe, eine Nacht des Jah­res 2012 zu wie­der­ho­len, sagen wir zur Fei­er des Tages. In weni­gen Minu­ten wer­de ich also vor mei­nen Kühl­schrank tre­ten, um in Lou­is Kekkola’s Eis­buch Das Wal­fisch­or­ches­ter wei­ter­zu­le­sen. Ich wer­de die Baum­woll­hand­schu­he der Archi­va­re tra­gen wie vor Jah­ren, wer­de mein Ton­band­ge­rät ein­schal­ten und lei­se spre­chen, in dem ich das zer­brech­li­che Buch­we­sen vor­sich­tig in Hän­den hal­te. Sobald eine Sei­te des Buches abge­tas­tet sein wird, wer­de ich das Eis­fach schlie­ßen und in der Woh­nung spa­zie­ren, ein Gramm Wal­fisch­or­ches­ter im Kopf für ein Jahr.  — Eliza­bot ist zurück. — stop

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von ameisenuhren

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nord­pol : 5.06 — Es ist kurz vor sechs Uhr abends. Nach einer Ver­fol­gungs­jagd über Bahn­stei­ge des Cen­tral­bahn­hofs, gewährt mir ein Jun­ge von viel­leicht acht Jah­ren einen Blick in eine sei­ner Man­tel­ta­schen. Er will jetzt nicht mehr weg­lau­fen, er will nur ganz still neben mir auf der Trep­pe sit­zen und zuse­hen, wie ich Uhren betrach­te, die sich in eben sei­ner Man­tel­ta­sche befin­den. Noch nie in mei­nem Leben habe ich so vie­le grö­ße­re und klei­ne­re Arm­band­uh­ren auf einem sehr engen Raum beob­ach­tet. Wie ich mich der Uhren­ta­sche nähe­re, und zwar mit einem Ohr, sieht mir der klei­ne Jun­ge, der nicht mehr weg­lau­fen will, zu. Ver­mut­lich wird er bemer­ken, dass ich mei­ne Augen schlie­ße, um das Geräusch der Uhr­wer­ke in sei­ner auf­re­gen­den Schön­heit wahr­neh­men zu kön­nen, ein sehr lei­ses Brau­sen, sagen wir, wie von Tie­ren gemacht, als wür­de ein Volk der Wan­der­amei­sen näher­kom­men. Wie ich mich auf­rich­te, habe ich die Uhr mei­nes Vaters wie­der­ge­fun­den, und der Jun­ge beob­ach­tet wie ich sie nun um mein Hand­ge­lenk lege und sehr fest zie­he, was der Jun­ge sei­ner­seits mit einem Lächeln quit­tiert. Die­se Uhr, sagt er, gehö­re jetzt wie­der mir, er macht sehr gro­ße Augen. — stop

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milanomaki

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echo : 0.18 — Wäh­rend eines Spa­zier­gangs im bota­ni­schen Gar­ten hör­te ich, man habe zuletzt im Jahr 2000 eine noch nicht bekann­te Struk­tur der mensch­li­chen Hand ent­deckt, das liga­men­tum meta­car­pa­le pol­li­cis, ein Band, wel­ches die Sta­bi­li­tät der Dau­men­be­we­gung erhö­he. Bis­her hat­te ich ange­nom­men, die Ana­to­mie des mensch­li­chen Kör­pers sei bereits seit Jahr­zehn­ten rest­los auf­ge­klärt. – stop. Es ist jetzt kurz nach Mit­ter­nacht, Count Basie: At the Aqua­ri­um. Vor weni­gen Minu­ten erreich­te mich eine E‑Mail. Mila­n­o­ma­ki notiert > : Ich soll­te ein Ohren­mensch sein. Ich sit­ze mit leicht zur Sei­te geneig­tem Kopf und höre zu, einem Men­schen viel­leicht oder einer Flie­ge, die über mir im Luft­raum turnt. Oder ich ste­he in einem Zim­mer ganz still, um so prä­zi­se wie mög­lich den­ken zu kön­nen. Kurz dar­auf set­ze ich mich an einen Schreib­tisch und mache vie­le Wör­ter, dann mache ich eine Pau­se, dann lese ich alles das Notier­te noch ein­mal durch, dann strei­che ich so vie­le Wör­ter mit dem Kopf wie mög­lich ist, um bald wie­der nur einen Strich vor mir auf dem Papier vor­zu­fin­den. Ich habe viel erlebt. — stop

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ein junge

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nord­pol : 4.52 — Im War­te­zim­mer hock­te ein Jun­ge von unge­fähr fünf Jah­ren auf einem Stuhl. Er war noch so klein, dass sei­ne Füße den Boden nicht berühr­ten. Als er bemerk­te, dass ich ihn beob­ach­te­te, hol­te er ein Tele­fon aus sei­ner Hosen­ta­sche und tipp­te eine Num­mer. Kurz drauf klin­gel­te das Tele­fon einer Frau, die dem Jun­gen gegen­über saß. Sie las in einer Zei­tung. Als sie das Klin­gel­ge­räusch hör­te, lächel­te sie, ohne ihre Lek­tü­re zu unter­bre­chen. Der Jun­ge steck­te sein Tele­fon in die Hosen­ta­sche zurück und rutsch­te unru­hig auf sei­nem Stuhl hin und her. Ein­mal beug­te er sich vor und band sei­ne Schu­he. Von unten her­auf schau­te er mit dunk­len Augen in mei­ne Rich­tung. Wie­der hol­te er das Tele­fon aus sei­ner Hosen­ta­sche, tipp­te eine Num­mer, und das Tele­fon der Frau, die dem Jun­gen gegen­über­saß, klin­gel­te erneut ein oder zwei Minu­ten lang, dann leg­te der Jun­ge auf. Er hüpf­te vom Stuhl, rann­te in einem wei­ten Bogen durch das Zim­mer an war­ten­den Pati­en­ten vor­bei und klet­ter­te auf den Schoß der Frau mit der Zei­tung, die sie für einen Moment wort­los zur Sei­te leg­te, um sie auf den Knien des Jun­gen bald wie­der zu ent­fal­ten. Auch der Jun­ge sag­te kein Wort, er ver­such­te jetzt in der Zei­tung zu lesen, er schien dar­in Übung zu haben. — stop

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heliumzeit

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echo : 2.55 — Am Abend besu­che ich Lou­is in sei­ner Küche unterm Dach, Duft von Zimt und war­mem Brot, in einer Lam­pe sirrt eine Wes­pe her­um. Auf dem Küchen­tisch sta­peln sich Ton­band­spu­len, 528 klei­ne Kas­set­ten, die beschrif­tet sind: No 24 — Café Mozart 8 Mai / Lau­ra — Über Lun­gen­flü­gel : 1 Stun­de 25 Minu­ten. Oder: No 48 — Bota­ni­scher Gar­ten 5. Juni / Sebas­ti­an — Herz­be­trach­tun­gen : 2 Stun­den 3 Minu­ten. Ich sehe Lou­is wie er vor dem Tisch sitzt. Er ist alt gewor­den. Eine Schreib­ma­schi­ne ruht unweit der Spu­len. Es ist eine Hew­lett Packard mit einem Bild­schirm, sehr gro­ße Schrift­zei­chen, weil Lou­is nicht mehr gut sieht. Ein Satz ist dort zu lesen: Die Augen gehen auf, aber nie­mand sieht einen an. Ich höre Stim­men, sehr hel­le Stim­men. Stim­men in etwa so, wie sie klin­gen, wenn ein Mensch spricht, der Heli­um atmet. Lou­is sagt, das kom­me davon, dass er sei­ne Ton­band­ma­schi­ne schnel­ler lau­fen las­se, beschleu­nig­te Zeit, aus einer Stun­de des Spre­chens wür­de eine hal­be Stun­de, aus einem lan­gen Schwei­gen ein kür­ze­res Schwei­gen. So, sagt Lou­is, ist das viel­leicht zu schaf­fen in die­sem Som­mer, wenn ich nicht schla­fe bis Ende Sep­tem­ber. — stop

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abschnitt neufundland

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Abschnitt Neu­fund­land mel­det fol­gen­de gegen Küs­te gewor­fe­ne Arte­fak­te : Wrack­tei­le [ See­fahrt – 875, Luft­fahrt — 32, Auto­mo­bi­le — 244 ], Gruß­bot­schaf­ten in Glas­be­häl­tern [ 18. Jahr­hun­dert — 6, 19. Jahr­hun­dert – 37, 20. Jahr­hun­dert – 76 , 21. Jahr­hun­dert — 188 ], phy­si­cal memo­ries [ bespielt — 16, gelöscht : 786 ], Fla­schen­schiff [ RMS Queen Mary : 1 ], Dia­ry [ Lin­da Zer­ka­fa­kis 1822 — 1901 : Band 1–4  Leder­rie­men­bin­dung ] Öle [ 0.01 Ton­nen ], Pro­the­sen [ Herz — Rhyth­mus­be­schleu­ni­ger – 56, Knie­ge­len­ke – 33, Hüft­ku­geln – 125, Bril­len – 768 ], Schu­he [ Grö­ßen 28 – 39 : 2, Grö­ßen 38 — 45 : 87 ], Kühl­schrän­ke [ 3 ], Tief­see­tauch­an­zü­ge [ ohne Tau­cher – 5, mit Tau­cher – 6 ], Tele­fo­ne [ 52 ], Engels­zun­gen [ 12 ] | stop |

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am telefon

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sier­ra : 6.05 — Mein Freund Lou­is erzähl­te eine Geschich­te von einem Mann, dem er vor weni­gen Jah­ren in New York begeg­net sein will. Ich wer­de kurz berich­ten, obwohl es schon spät gewor­den ist. An dem Tag, an dem Lou­is’ Geschich­te sich ereig­ne­te, wan­der­te er durch die Stadt ohne Ziel. Manch­mal stieg er in einen Zug der Sub­way und fuhr irgend­wo­hin. Ein­mal, es war Abend gewor­den, erreich­te er Brigh­ton Beach, aber anstatt den Strand zu besu­chen, fuhr er sofort wie­der zurück. Das war ein gro­ßes Glück gewe­sen, denn hät­te er nur einen oder zwei spä­te­re Züge nach Man­hat­tan genom­men, wäre er dem Mann, von dem er mir erzähl­te, ver­mut­lich nie begeg­net. Die­ser Mann war ein klei­ner, schmäch­ti­ger Herr, der breit­bei­nig vor einer Tür stand und zu tele­fo­nie­ren schien. Er sprach, ohne eine Pau­se zu machen, mit lau­ter Stim­me Wör­ter, die Lou­is nicht ver­ste­hen konn­te. Als der Zug nach einer hal­ben Stun­de Fahrt über den Dächern Brook­lyns in den Unter­grund tauch­te, geschah etwas Selt­sa­mes, denn der Mann sprach wei­ter in sein Tele­fon, obwohl jede Funk­ver­bin­dung im Tun­nel­sys­tem sofort unter­bro­chen wur­de. Kaum jemand unter den Fahr­gäs­ten schien den klei­nen Mann zu bemer­ken. Eine Fünf-Mann-Band betrat den Wagon, sie spiel­te einen Brass­tan­go, der Zug beb­te und der schmäch­ti­ge Mann tele­fo­nier­te und lach­te und spen­de­te einen Dol­lar. In der Lex­ing­ton Ave­nue, Höhe 63. Stra­ße, stieg der Mann aus, fuhr mit der Roll­trep­pe in das Zwi­schen­ge­schoss, stieg zur Stra­ßen­ebe­ne hin­auf und lief wei­ter nord­wärts. Er hat­te bis dahin, eine Stun­de war seit sei­ner Ent­de­ckung ver­gan­gen, nie auf­ge­hört zu spre­chen, und auch jetzt, im Gehen, setz­te er sei­ne Rede fort. An der Ecke zur 83. Stra­ße besuch­te der Mann eine Piz­ze­ria, auch Lou­is trat in den düs­te­ren Laden ein. Er hör­te dem Mann wei­ter zu, wie er mit vol­lem Mund sei­nen Text voll­zog, als könn­te er unmög­lich auf­hö­ren, als wür­de etwas Schreck­li­ches gesche­hen, wenn er nur ein­mal für eine Sekun­de eine Pau­se mach­te. Bald trat der klei­ne, spre­chen­de Mann wie­der auf die Stra­ße und setz­te sei­nen Weg in Rich­tung Har­lem fort. Es war inzwi­schen spä­ter Abend gewor­den, die Luft küh­ler, Men­schen saßen ent­lang der Häu­ser­wän­de auf Klapp­stüh­len. Um kurz nach Mit­ter­nacht plötz­lich hielt der Mann an und ver­stumm­te. Er stand eini­ge Minu­ten ganz still. Er schien zu über­le­gen. Dann leg­te er das Tele­fon auf den Boden ab, dreh­te sich um und mach­te sich auf den Weg zurück. Er ging zunächst süd­wärts über die Lex­ing­ton Ave­nue, Höhe der 60. Stra­ße bog er nach links ab, schlen­der­te lang­sam zur Tram­way — Sta­ti­on, gegen drei Uhr lös­te er ein Ticket. — stop
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ai : MEXIKO

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MENSCHEN IN GEFAHR : “2013 nah­men die Ein­wan­de­rungs­be­hör­den Mexi­kos 82 269 Migran­tIn­nen fest und 75 704 wur­den abge­scho­ben, die gro­ße Mehr­heit nach Gua­te­ma­la, Hon­du­ras und El Sal­va­dor. Eine grö­ße­re Zahl mit­tel­ame­ri­ka­ni­scher Migran­tIn­nen ver­such­te, in die USA zu gelan­gen. In Mexi­ko erlei­den vie­le Migran­tIn­nen wei­ter­hin Ver­stö­ße durch die Poli­zei, und ande­re wer­den Opfer geziel­ter Ent­füh­run­gen, des Men­schen­han­dels, von Ver­ge­wal­ti­gung und Tötun­gen durch kri­mi­nel­le Ban­den, die häu­fig im Ein­ver­neh­men mit loka­len Behör­den agie­ren. Refor­men der Migra­ti­ons­ge­setz­ge­bung, die man­che Rech­te von Migran­tIn­nen, ins­be­son­de­re das Recht auf Schutz und Zugang zur Jus­tiz stärk­ten, wur­den nicht ange­mes­sen umge­setzt. Die natio­na­le Stra­te­gie zur Bekämp­fung der Ent­füh­rung von Migran­tIn­nen zieht immer noch kei­ne kri­mi­nel­len Ban­den und Mit­ar­bei­te­rIn­nen von Behör­den zur Ver­ant­wor­tung, die Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen an Migran­tIn­nen bege­hen. 2011 berich­te­te die natio­na­le Men­schen­rechts­kom­mis­si­on von 10 00 Ent­füh­run­gen von Migran­tIn­nen ohne regu­lä­ren Auf­ent­halts­sta­tus durch kri­mi­nel­le Ban­den in einem Zeit­raum von nur sechs Mona­ten, häu­fig im Ein­ver­neh­men mit Behör­den­ver­tre­te­rIn­nen. Die Ver­ant­wort­li­chen für Ver­schlep­pun­gen und ande­re Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen an Migran­tIn­nen wer­den nur sel­ten zur Rechen­schaft gezo­gen. / Die Behör­den auf Bun­des­staa­ten­ebe­ne igno­rie­ren die Mise­re der Migran­tIn­nen zu gro­ßen Tei­len, und die Bun­des­be­hör­den sehen Migran­ten­strö­me zuneh­mend als Gefahr für die natio­na­le Sicher­heit, statt die Sicher­heit von Migran­tIn­nen auf der Durch­rei­se zu gewähr­leis­ten. Vor kur­zem reis­ten Müt­ter von Migran­tIn­nen aus Mit­tel­ame­ri­ka auf der Suche nach ihren Kin­dern durch Mexi­ko und for­der­ten staat­li­che Unter­su­chun­gen. Die natio­na­le Men­schen­rechts­kom­mis­si­on ver­öf­fent­lich­te kürz­lich einen unbe­frie­di­gen­den Bericht zu der Tötung von 72 Migran­tIn­nen in San Fer­nan­do im Bun­destaat Tamau­li­pas im August 2010. Das Ver­sa­gen der Behör­den beim Schutz des Rechts auf Leben der Migran­tIn­nen und der umfas­sen­den Auf­klä­rung des Mas­sa­kers war nicht Inhalt des Berichts. Er beschränk­te sich auf begrenz­te Aspek­te des Falls im Zusam­men­hang mit grob feh­ler­haf­ten foren­si­schen Unter­su­chun­gen zur Iden­ti­fi­zie­rung der Opfer. Die Leich­na­me aus ande­ren Mas­sa­kern, / von denen vie­len ver­mut­lich Migran­tIn­nen sind, sind noch gar nicht iden­ti­fi­ziert wor­den. / Amnes­ty Inter­na­tio­nal ver­öf­fent­lich­te 2010 einen Bericht über die Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen an Migran­tIn­nen auf der Durch­rei­se durch Mexi­ko mit dem Titel “Invi­si­ble Vic­tims: Migrants on the move in Mexi­co”. Amnes­ty Inter­na­tio­nal hat eine Akti­on ins Leben geru­fen, um die Mise­re der Migran­tIn­nen auf dem Weg durch Mexi­ko sicht­bar zu machen.” — Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen sowie emp­foh­le­ne schrift­li­che Aktio­nen, mög­lichst unver­züg­lich und nicht über den 6. Mai 2014 hin­aus, unter »> ai : urgent action

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