Aus der Wörtersammlung: dis

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ai : TÜRKEI

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MENSCH IN GEFAHR : “Bis zu 17 Stu­die­ren­de der Uni­ver­si­tät Boğa­zi­çi, die zum Teil seit bereits zwei Wochen in Poli­zei­ge­wahr­sam gehal­ten wer­den, weil sie gegen den tür­ki­schen Mili­tär­ein­satz in Afrin im Nor­den Syri­ens pro­tes­tiert hat­ten, wur­den am 3. bzw. 5. April vor drei Frie­dens­ge­rich­te in Istan­bul gestellt. Die Staats­an­walt­schaft hat­te wegen „Pro­pa­gan­da für eine ter­ro­ris­ti­sche Orga­ni­sa­ti­on“ Unter­su­chungs­haft für sie bean­tragt. Auf die­sen Straf­tat­be­stand ste­hen bis zu fünf Jah­re Gefängnis./ Am 3. April ver­häng­te das Frie­dens­ge­richt für Straf­sa­chen Nr. 8 in Istan­bul, das über den Antrag der Staats­an­walt­schaft auf Unter­su­chungs­haft für sie­ben der 17 Stu­die­ren­den zu ent­schei­den hat­te, Unter­su­chungs­haft gegen vier Stu­die­ren­de, weil Kame­ra­auf­nah­men zeig­ten, dass ihre Mün­der in einer Wei­se geöff­net waren, die nahe­leg­te, dass sie Paro­len rie­fen. Dies zei­ge, dass sie eine akti­ve und andau­ern­de Rol­le in der Pro­test­ver­an­stal­tung spiel­ten, bei der auch Trans­pa­ren­te mit Paro­len wie „Kur­di­stan wird das Grab des Faschis­mus“, „Wir wol­len kei­ne Unterstützer_innen der Free Syria Army in unse­rer Uni­ver­si­tät“, „Sei­te an Sei­te gegen Faschis­mus“, „Der Palast will Krieg, das Volk will Frie­den“ auf­ge­hängt wur­den. Das Frie­dens­straf­ge­richt Nr. 6 in Istan­bul, das die Fäl­le von acht Stu­die­ren­den prüf­te, ver­häng­te eben­falls Unter­su­chungs­haft gegen fünf Stu­die­ren­de auf der Grund­la­ge, dass sie „Trans­pa­ren­te gehal­ten und Paro­len geru­fen haben.“ Die bei­den Gerich­te lie­ßen die übri­gen sechs Stu­die­ren­den frei, weil Fotos dar­auf schlie­ßen lie­ßen, dass sie zwar anwe­send, aber nicht aktiv an dem Pro­test betei­ligt waren. Am 5. April ver­häng­te das Istan­bu­ler Frie­dens­ge­richt für Straf­sa­chen Nr. 2 Unter­su­chungs­haft gegen ein_e der am 3. und 4. April inhaf­tier­ten Stu­die­ren­den und ließ die ande­re gegen Kau­ti­on frei./ Bei den zehn Stu­die­ren­den in Unter­su­chungs­haft han­delt es sich um: Deniz Yıl­maz, Yus­uf Noyan Öztürk, Agah Suat Atay, Ber­ke Aydoğan, Şükran Yaren Tun­cer, Zül­küf İbrah­im Erkol, Esen Deniz Üstündağ, Sev­de Öztürk, Kübra Sağır und Tev­ger Uzay Tulay. İbrah­im Mus­ab Çura­baz, Ham­za Din­çer, Kül­ti­gin Demir­lioğ­lu, Ali İmr­an Şirin, Deniz­han Eren, Mus­ta­fa Ada Kök und Emir Eray Kara­bıyık wur­den gegen Kau­ti­on frei­ge­las­sen. / Durch die Teil­nah­me an der Pro­test­ver­an­stal­tung nah­men die Stu­die­ren­den ledig­lich ihre Rech­te auf freie Mei­nungs­äu­ße­rung und fried­li­che Ver­samm­lung wahr, die im natio­na­len Recht und im Völ­ker­recht ver­brieft sind.” - Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen sowie emp­foh­le­ne schrift­li­che Aktio­nen bis spä­tes­tens zum 18.5.2018 unter > ai : urgent action
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vom erzählen

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alpha : 15.08 UTC — Men­schen, die in erle­ben­der Art und Wei­se erzäh­len, oder aber Men­schen, die reflek­tie­rend erzäh­len, distan­ziert, vor­sich­tig. Erle­bend erzäh­len­de Men­schen sind sehr häu­fig schnell und eher wild spre­chen­de Per­so­nen. Das Erleb­nis ver­wirk­licht sich in der Sekun­de, da Wör­ter in der Luft erschei­nen, auch Ges­ten, Augen­bli­cke. Wie ich mich wun­der­te, dass erleb­te Geschich­ten sich vor mei­nen Ohren wie Lebe­we­sen ver­hal­ten, sie wer­den schnel­ler oder lang­sa­mer, wach­sen, man­che trock­nen aus, schei­nen zu ver­hun­gern, blü­hen wie­der auf. — Ein­mal, vor genau 10 Jah­ren, notier­te ich das Wort Kurz­stre­cken­er­zäh­ler. Wor­an habe ich gedacht? — stop 

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vom unsichtbaren

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lima : 23.59 UTC — Ich war noch ein Kind gewe­sen, als ich von mei­nem Vater in einen unter der Erde lie­gen­den Saal des Kern­for­schungs­zen­trums CERN geführt wur­de. Ich lern­te dort die Unsicht­bar­keit ken­nen. Es war inmit­ten einer Nacht, der Saal grell beleuch­tet, Dioden blink­ten, oran­gen­far­be­ne Warn­leuch­ten dreh­ten sich lang­sam. Und da war das Rau­schen der Luft, die kühl durch den Saal strich, ein bestän­di­ger Wind, wes­we­gen in einer Hoch­som­mer­nacht doch alle Men­schen, die in dem Saal zu beob­ach­ten waren, war­me Klei­dung tru­gen. Mein Vater und ich stan­den auf einer Brü­cke, die über einen Kor­ri­dor führ­te, der voll­stän­dig leer zu sein schien. Aber das war natür­lich ein Irr­tum, dort gleich unter uns schoss näm­lich ein Strahl hoch­en­er­ge­ti­scher Teil­chen durch die Luft, der jeden Men­schen sofort getö­tet hät­te, wenn er dort unten hin­durch spa­ziert wäre. Mein Vater deu­te­te hin­ab und ver­such­te mir das Unsicht­ba­re zu erklä­ren. Nicht sicht­bar, weil zu schnell, sag­te mein Vater, und zu klein. Ich war so berührt von der mög­li­chen Wir­kung des Unsicht­ba­ren, dass ich immer wie­der dort­hin zurück­keh­ren woll­te, um das Unsicht­ba­re zu besu­chen. Über­haupt ist das Unsicht­ba­re, das aber doch der Fall ist, ein wun­der­vol­les Phä­no­men. Oder jenes gemein­sa­me Wesen, das nur den Lie­ben­den sicht­bar wird. — Mit die­ser Minu­te endet Lou­is’ 20646 Lebens­tag. — stop

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im aquarium

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india : 20.01 UTC — Ein­mal beob­ach­te­te ich in der Unter­was­ser­ab­tei­lung eines zoo­lo­gi­schen Gar­tens Medu­sen und Hai­fi­sche, auch Bunt­bar­sche und See­ster­ne. Es war dort bei­na­he dun­kel gewe­sen, Besu­cher flüs­ter­ten, wohl weil man im Schat­ten­licht lei­se spricht. Als ich mich gera­de umdre­hen woll­te, um nach einem Aus­gang zu suchen, ent­deck­te ich einen klei­ne­ren Behäl­ter, der auf einem Sockel inmit­ten des Saa­les ruh­te. Da schweb­te ein Wesen in dem Behäl­ter, das ich noch nie zuvor gese­hen hat­te. Ich dach­te, tat­säch­lich exis­tie­ren Unter­was­se­r­en­gel, Per­sön­lich­kei­ten, die sich ein Maler aus­ge­dacht haben könn­te. Eini­ge Minu­ten lang war­te­te ich dar­auf, doch end­lich wach zu wer­den, indes­sen der Unter­was­se­r­en­gel mich sei­ner­seits zu beob­ach­ten schien. Kurz dar­auf näher­te sich ein Mit­ar­bei­ter des Aqua­ri­ums, er strich mit einem Fin­ger über die Schei­be hin, der Fisch folg­te dem Fin­ger, als ob er mit ihm befreun­det sei. Ich sag­te, das ist ein selt­sa­mer Fisch, eine Art Unter­was­se­r­en­gel. Nein, ant­wor­te­te der Mit­ar­bei­ter, das ist ein Fet­zen­fisch. Das kann nicht sein, erwi­der­te ich, eine selt­sa­me Bezeich­nung für ein so wun­der­vol­les Wesen. Eine Wei­le dis­ku­tier­ten wir über das Recht oder Unrecht, Namen an Tie­re oder Pflan­zen zu ver­ge­ben. In die­ser Zeit beob­ach­te­te uns der Fisch auf­merk­sam. Plötz­lich dreh­te er sich um und ver­schwand in einer Höh­le, so als habe er die Ent­schei­dung getrof­fen, genau in die­sem Moment sei­nen Arbeits­tag als Fet­zen­fisch zu been­den. — stop

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ich war im flur spazieren

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tan­go : 15.06 UTC — Über einen lan­gen Flur eines Schif­fes wan­dernd begeg­ne­ten mir zwei Män­ner, ein jun­ger und ein etwas älte­rer Mann. Wie sie näher kamen und ihre Stim­men in mei­nen Ohren des­halb lau­ter wur­den, hör­te ich, dass sie sich über ein Büro unter­hiel­ten, in wel­ches einer der bei­den Män­ner vor weni­gen Tagen erst ein­ge­zo­gen war. Es ging in dem Gespräch außer­dem um Möbel. Die Män­ner waren sich, so mein Ein­druck, nicht ganz einig gewe­sen. Sie dis­ku­tier­ten, ein lau­tes, lachen­des, ein leben­di­ges Gespräch, wes­halb ich umdreh­te und den Män­nern in dezen­tem Abstand folg­te, ich woll­te Ihnen heim­lich zuhö­ren, was ver­mut­lich nicht ganz höf­lich gewe­sen war. Ich glau­be, die zwei Män­ner bemerk­ten mich glück­li­cher­wei­se nicht. War­um ist dein neu­es Büro so leer? woll­te der eine Mann, er war wirk­lich noch sehr jung gewe­sen, von dem ande­ren, dem älte­ren Mann wis­sen. Das ist so, ant­wor­te­te der alte Mann dem jun­gen Mann, hör zu, ich will unab­hän­gig leben von mei­nem Büro, ich will nicht mit ihm ver­wach­sen sein. Wenn ich von mei­nem Büro ein­mal getrennt wer­den soll­te, ist der Schmerz dann nicht so groß, wenn ich aber mit mei­nem Büro ver­wach­sen sein wür­de, könn­te man mir Schmer­zen zufü­gen, man könn­te sagen, Sie dür­fen blei­ben, wenn sie folg­sam sind, man könn­te mich erpres­sen, ver­stehst Du, man könn­te mich mit leich­ter Hand fer­tig­ma­chen. Des­halb sind in mei­nem Büro nur ein Stuhl und ein Tisch und Papie­re, ein Obst­korb, eine beson­de­re Tafel, die beschrif­tet wer­den kann und wie­der gerei­nigt von Far­be, eine Zeich­nung wei­ter­hin, die einen Mann zeigt, der sein Fahr­rad zer­leg­te, außer­dem sind da noch, eine Kaf­fee­tas­se, drei Stüh­le für Gäs­te, ein klei­ner Kühl­schrank, ein Regal mit 176 Büchern, ein Tep­pich, wel­chen ich auf einer Rei­se nach Marok­ko ent­deck­te, eine Steh­lam­pe, die sich gleich hin­ter mei­nem Schreib­tisch befin­det, ein wun­der­bar war­mes Licht strömt von dort, eine zwei­te Lam­pe auf dem Schreib­tisch, die im Win­ter zusätz­lich Licht spen­den wird, ein klei­nes Sofa, Blei­stif­te in einem Blei­stift­ge­fäß, ein Tele­fon, zwei Kak­teen, fünf Orchi­deen auf der Fens­ter­bank, ein Käfig mit einem Zei­sig­pär­chen, drei Schreib­ma­schi­nen, eine Foto­gra­fie, die mei­ne Gelieb­te zeigt wie sie lächelt, ist das nicht wun­der­bar. — stop

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ai : IRAN

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MENSCH IN GEFAHR : “Nach 31 Tagen im Hun­ger­streik im Evin-Gefäng­nis in Tehe­ran geht es Ate­na Dae­mi gesund­heit­lich sehr schlecht und sie benö­tigt umge­hend eine sta­tio­nä­re Behand­lung. Sie ist seit Novem­ber 2016 auf­grund ihrer men­schen­recht­li­chen Akti­vi­tä­ten zu Unrecht inhaf­tiert. / Am 8. April trat die ira­ni­sche Men­schen­rechts­ver­tei­di­ge­rin Ate­na Dae­mi im Evin-Gefäng­nis in den Hun­ger­streik. Sie pro­tes­tiert damit gegen die Ver­ur­tei­lung ihrer Schwes­tern Hanieh und Ensieh zu aus­ge­setz­ten Gefäng­nis­stra­fen wegen “Belei­di­gung von Beamt_innen im Dienst”. Bei­de wur­den am 13. März 2017 von einem Straf­ge­richt in Tehe­ran zu aus­ge­setz­ten Gefäng­nis­stra­fen von drei Mona­ten und einem Tag ver­ur­teilt. Laut der Fami­lie von Ate­na Dae­mi hat sich ihr Gesund­heits­zu­stand sehr ver­schlech­tert. Sie soll etwa 12 kg Gewicht ver­lo­ren haben. Sie lei­det an stän­di­gem Schwin­del, Erbre­chen, Blut­druck­schwan­kun­gen und gro­ßen Nie­ren­schmer­zen. Am 2. Mai ver­lor sie kurz­zei­tig das Bewusst­sein. Sie wur­de am 8. Mai für kur­ze Zeit in ein Kran­ken­haus außer­halb des Gefäng­nis­ses gebracht, in dem eini­ge medi­zi­ni­sche Unter­su­chun­gen durch­ge­führt wur­den. Man brach­te sie jedoch ins Gefäng­nis zurück, noch ehe die Unter­su­chungs­er­geb­nis­se vor­la­gen. Ärzt_innen haben war­nend erklärt, dass ihre Nie­ren­ent­zün­dung einen kri­ti­schen Zustand erreicht habe und sie sofort sta­tio­när behan­delt wer­den müs­se. / Die Gefängnisbeamt_innen gewäh­ren ihr jedoch kei­ne ange­mes­se­ne medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung. Am 29. April erzähl­te Ate­na Dae­mi ihrer Fami­lie, dass die Gefängnisärzt_innen in ihren Berich­ten wei­ter­hin schrei­ben, dass ihr Gesund­heits­zu­stand nor­mal sei und sie ihre Erkran­kung nur “vor­täuscht”. Ende April wur­de sie in die Gefäng­nis­kli­nik gebracht, um ein EKG zu erstel­len, doch der Kran­ken­pfle­ger wei­ger­te sich, die Unter­su­chung durch­zu­füh­ren. Er recht­fer­tig­te sei­ne Wei­ge­rung damit, dass es für männ­li­ches medi­zi­ni­sches Per­so­nal “unan­ge­mes­sen” sei, die­se Unter­su­chung an Pati­en­tin­nen durch­zu­füh­ren, da sie dabei ihre Brust ent­blö­ßen müs­sen. Weib­li­che poli­ti­sche Gefan­ge­ne sehen sich häu­fig zusätz­li­chen For­men geschlechts­spe­zi­fi­scher Dis­kri­mi­nie­rung gegen­über, wenn sie Zugang zu medi­zi­ni­scher Behand­lung suchen. Weib­li­chen Gefan­ge­nen mit abend­li­chen oder nächt­li­chen Herz­pro­ble­men wur­den bereits bei meh­re­ren Gele­gen­hei­ten Not­fall-EKGs ver­wei­gert, da die Gefäng­nis­be­hör­den dar­auf bestan­den, dass die­se Tests von weib­li­chem Per­so­nal durch­ge­führt wer­den, da die Pati­en­tin­nen für die Unter­su­chung ihre Brust ent­blö­ßen müs­sen. / Ate­na Dae­mi und der Rechts­bei­stand ihrer Schwes­tern war­ten der­zeit auf die Über­prü­fung der Schuld­sprü­che und Straf­ma­ße durch das Beru­fungs­ge­richt. Der Rechts­bei­stand befürch­tet, dass die Rechts­mit­tel zurück­ge­wie­sen wer­den könn­ten. Amnes­ty Inter­na­tio­nal betrach­tet das Ver­fah­ren, das zu ihrer Ver­ur­tei­lung führ­te, als unfair und wür­de Hanieh und Ensieh Dae­mi bei einer Inhaf­tie­rung als gewalt­lo­se poli­ti­sche Gefan­ge­ne ein­stu­fen, die nur des­halb zur Ziel­schei­be wur­den, weil sie mit Ate­na Dae­mi ver­wandt sind.” — Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen sowie emp­foh­le­ne schrift­li­che Aktio­nen, mög­lichst unver­züg­lich und nicht über den 20. Juni 2017 hin­aus, unter > ai : urgent action

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geräusch

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ulys­ses : 8.45 UTC — Das merk­wür­di­ge Wort Herz­schlaf, das im Deut­schen Wör­ter­buch von Jacob und Wil­helm Grimm nicht exis­tiert. Auch exis­tie­ren weder indi­sche noch euro­päi­sche Her­zen, son­dern nur mensch­li­che Her­zen oder Her­zen der Koli­bris, die sich der­art schnell bewe­gen, dass sie, wäre ich in der Lage sie lebend in situ zu betrach­ten, vor mei­nen Augen unscharf erschei­nen wür­den. — stop

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deep

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tan­go : 0.28 UTC — Ich habe ges­tern auf der Suche im Inter­net nach Wal­fisch­stim­men ein Mikro­fon ent­deckt, das sich im Atlan­tik nahe der grön­län­di­schen Küs­te unter der Mee­res­ober­flä­che befin­den soll. Fol­gen­de Posi­ti­on war zu ermit­teln: Sta­toil Green­land ( Ölplatt­form ) 79.056 N / ‑12.538 O. Es han­delt sich mög­li­cher­wei­se tat­säch­lich um Live — Auf­nah­men, die von dort gesen­det wer­den, nicht um einen Loop, der vor­gibt Geräu­sche in Echt­zeit zu über­tra­gen. Das atlan­ti­sche Meer, soviel kann ich nach län­ge­rer Beob­ach­tungs­zeit sagen, knat­tert und rauscht und tickt und pfeift von Zeit zu Zeit. Ich mein­te tat­säch­lich Wal­fisch­stim­men gehört zu haben, ein berüh­ren­der Moment. — Ich erin­ne­re mich, ein­mal gele­sen zu haben, dass Buckel­wa­le zur Paa­rungs­zeit über eine Spra­che ver­fü­gen, die ein­fa­chen mensch­li­chen Spra­chen ähn­lich ist. Immer wie­der seit­her die Fra­ge, was ich unter einer ein­fa­chen mensch­li­chen Spra­che ver­ste­hen soll­te. Ob eine die­ser ein­fa­chen mensch­li­chen Spra­chen viel­leicht geeig­net wäre, sich mit­tels einer Pro­ze­dur der Über­set­zung von Wal zu Mensch zu ver­stän­di­gen? Wir könn­ten uns vom Land und von der Tief­see erzäh­len. Eine gran­dio­se Vor­stel­lung, wie ich in der Tie­fe vor einem Wal schwe­be und dar­auf war­te, dass er bald, nach ein wenig Denk­zeit, zu mir spre­chen wird, etwas also sagen oder sin­gen, das nur für mich bestimmt ist. Viel­leicht eine Fra­ge: Wie heißt Du, mein Freund? Oder : Ich hör­te von Bäu­men! — stop

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bbc

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alpha : 15.22 UTC — Mein Freund Samu­el ist ein Freund, mit dem ich sehr ger­ne spre­che, weil ich immer wie­der beob­ach­te, dass Wör­ter oder Sät­ze, die ich in dem Glau­ben ver­wen­de, sie sei­en für alle mensch­li­chen Wesen glei­cher­ma­ßen gül­tig, in unse­rer gemein­sa­men Welt nicht exis­tie­ren. Selbst die bei­läu­fi­ge Betrach­tung eines Fern­seh­bild­schirms pro­vo­ziert Dis­kus­sio­nen. Wir sit­zen, es ist spä­ter Abend, in einem Café am Flug­ha­fen. Die BBC zeigt Aus­schnit­te einer Pres­se­kon­fe­renz des 45. Prä­si­den­ten der Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka in einem Loop. Wie­der­holt dem­zu­fol­ge hören und sehen wir wie der 45. Prä­si­dent eine far­bi­ge Jour­na­lis­tin beschimpft, die ihm eine sach­li­che Fra­ge stell­te. Ich sage zu mei­nem Freund, schau, hör zu, er beschimpft die­se Frau. Nach fünf­zehn Minu­ten, die Sze­ne der Beschimp­fung war drei­mal wie­der­ge­kehrt, sagt mein Freund mit tro­cke­ner Stim­me: Das ist nicht Wirk­lich­keit, das ist eine Erfin­dung des Fern­se­hens. — stop
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transcript

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echo : 22.08 UTC — Zu stän­di­gen Erin­ne­rung > Meryl Streep’s Gol­den Glo­be Speach, 8. Janu­ar 2017 : Plea­se sit down. Thank you. I love you all. You’ll have to for­gi­ve me. I’ve lost my voice in screa­ming and lamen­ta­ti­on this weekend. And I have lost my mind some­time ear­lier this year, so I have to read. Thank you, Hol­ly­wood For­eign Press. Just to pick up on what Hugh Lau­rie said: You and all of us in this room real­ly belong to the most vili­fied seg­ments in Ame­ri­can socie­ty right now. Think about it: Hol­ly­wood, for­eig­ners, and the press. / But who are we, and what is Hol­ly­wood any­way? It’s just a bunch of peo­p­le from other places. I was born and rai­sed and edu­ca­ted in the public schools of New Jer­sey. Vio­la was born in a sharecropper’s cabin in South Caro­li­na, came up in Cen­tral Falls, Rho­de Island; Sarah Paul­son was born in Flo­ri­da, rai­sed by a sin­gle mom in Brook­lyn. Sarah Jes­si­ca Par­ker was one of seven or eight kids in Ohio. Amy Adams was born in Vicen­za, Ita­ly. And Nata­lie Port­man was born in Jeru­sa­lem. Whe­re are their birth cer­ti­fi­ca­tes? And the beau­tiful Ruth Neg­ga was born in Addis Ababa, Ethio­pia, rai­sed in Lon­don — no, in Ire­land I do belie­ve, and she’s here nomi­na­ted for play­ing a girl in small-town Vir­gi­nia. Ryan Gosling, like all of the nicest peo­p­le, is Cana­di­an, and Dev Patel was born in Kenya, rai­sed in Lon­don, and is here play­ing an Indi­an rai­sed in Tas­ma­nia. So Hol­ly­wood is craw­ling with out­si­ders and for­eig­ners. And if we kick them all out you’ll have not­hing to watch but foot­ball and mixed mar­ti­al arts, which are not the arts. / They gave me three seconds to say this, so: An actor’s only job is to enter the lives of peo­p­le who are dif­fe­rent from us, and let you feel what that feels like. And the­re were many, many, many powerful per­for­man­ces this year that did exact­ly that. Breath­ta­king, com­pas­sio­na­te work. But the­re was one per­for­mance this year that stun­ned me. It sank its hooks in my heart. Not becau­se it was good; the­re was not­hing good about it. But it was effec­ti­ve and it did its job. It made its inten­ded audi­ence laugh, and show their tee­th. It was that moment when the per­son asking to sit in the most respec­ted seat in our coun­try imi­ta­ted a dis­ab­led repor­ter. Someone he outran­ked in pri­vi­le­ge, power and the capa­ci­ty to fight back. It kind of bro­ke my heart when I saw it, and I still can’t get it out of my head, becau­se it wasn’t in a movie. It was real life. And this instinct to humi­lia­te, when it’s mode­led by someone in the public plat­form, by someone powerful, it fil­ters down into everybody’s life, becau­se it kin­da gives per­mis­si­on for other peo­p­le to do the same thing. Dis­re­spect invi­tes dis­re­spect, vio­lence inci­tes vio­lence. And when the powerful use their posi­ti­on to bul­ly others we all lose. O.K., go on with it. O.K., this brings me to the press. We need the prin­ci­pled press to hold power to account, to call him on the car­pet for every outra­ge. That’s why our foun­ders enshri­ned the press and its free­doms in the Con­sti­tu­ti­on. So I only ask the famously well-hee­led Hol­ly­wood For­eign Press and all of us in our com­mu­ni­ty to join me in sup­port­ing the Com­mit­tee to Pro­tect Jour­na­lists, becau­se we’re gon­na need them going for­ward, and they’ll need us to safe­guard the truth. One more thing: Once, when I was stan­ding around on the set one day, whi­ning about some­thing — you know we were gon­na work through sup­per or the long hours or wha­te­ver, Tom­my Lee Jones said to me, “Isn’t it such a pri­vi­le­ge, Meryl, just to be an actor?” Yeah, it is, and we have to remind each other of the pri­vi­le­ge and the respon­si­bi­li­ty of the act of empa­thy. We should all be proud of the work Hol­ly­wood honors here tonight. / As my fri­end, the dear depar­ted Prin­cess Leia, said to me once, take your bro­ken heart, make it into art. — stop / fund­ort

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