Aus der Wörtersammlung: gerade

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time

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sier­ra : 18.32 — Das selt­sa­me Leben der Uhren, ihre Erschei­nung, oder die Geschwin­dig­keit, in wel­cher sich ihre Zei­ger oder Zif­fern bewe­gen. Immer wie­der die Fra­ge, ob Uhr­wer­ken nicht doch zu miss­trau­en ist. Gera­de Funk­uh­ren schei­nen Per­sön­lich­kei­ten zu sein, sie lau­fen, ich habe das mit eige­nen Augen beob­ach­tet, manch­mal rück­wärts. Und so stell­te ich mir vor, eine Uhr zu ver­wen­den, um eine ande­re Uhr zu kon­trol­lie­ren, oder meh­re­re Uhren einer Umge­bung, in der Hoff­nung, dass sie sich gleich­mä­ßig ver­hal­ten. Die­se Über­le­gun­gen sind Orten ver­bun­den, die nie­mals mit Tages­licht in Berüh­rung kom­men, Räu­me, in wel­chen 28 Stun­den dau­ern­de Tage längst denk­bar gewor­den sind. — stop
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linie 8

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echo : 10.06 UTC – Nächs­te Hal­te­stel­le Max-Weber-Platz. Ich hab Weiß Ferdls Gesang noch im Ohr, wie er die Geschich­te erzählt von der Linie 8, die durch Mün­chen fährt zu einer Zeit, da ich noch nicht gebo­ren wor­den war. Wie oft habe ich die­se Auf­nah­me als Kind viel­leicht gehört? Die Stim­me des alten Münch­ner Kaba­ret­tis­ten ist mir heut Mor­gen ver­mut­lich des­halb ins Gehör gera­ten, weil ich Infor­ma­tio­nen einer moder­nen Stra­ßen­bahn zuhör­te, einer Stim­me prä­zi­se, die von einem Com­pu­ter erzeugt wird: Bit­te in Fahrt­rich­tung rechts aus­stei­gen. Die­se Stim­me, wie sie mir bewusst wur­de, scheint sich bereits in vie­le wei­te­re Städ­te fort­ge­setzt zu haben, es ist eine weib­li­che Stim­me, die auch kom­pli­zier­te Stra­ßen­na­men zu for­mu­lie­ren ver­mag. Manch­mal dehnt sie Wör­ter in einer selt­sam unbe­hol­fe­nen Art. Das hört sich an, als wür­de eine Schall­plat­te für einen Moment beschleu­nigt, dann wie­der abge­bremst. Auch Kin­der hören zu, oder Men­schen, die soeben die deut­sche Spra­che ler­nen. Viel­leicht, stel­le ich mir vor, wer­den sich in die­ser Wei­se bestän­di­ger Wie­der­ho­lung nach und nach jene unbe­hol­fen klin­gen­den Sen­ten­zen der Stra­ßen­bahn­an­sa­gen in unse­re all­täg­li­che Spra­che schlei­chen. Das ist denk­bar. Ich muss das beob­ach­ten. — stop

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waldbus

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del­ta : 18.01 UTC — Ein­mal spa­zier­te ich an einem fros­ti­gen Tag im Schnee unter dem Papier­licht­him­mel, als ich auf einer Lich­tung im Wald ste­hend im Unter­holz einen Bus von gel­ber Far­be ent­deck­te. Der Bus war da und dort von Moos bedeckt, auch von Blät­tern der Buchen, die in sei­ner Nähe wuch­sen. Auf der Hau­be des Motors lag ein hal­ber Meter Schnee, in der Mit­te die­ser Müt­ze von Schnee ein kreis­run­des Loch, des­sen Rand ver­eist zu sein schien. In dem Moment als ich mich gera­de her­um­dre­hen woll­te, um wei­ter­zu­ge­hen, beob­ach­te­te ich eine Blau­mei­se, die sich dem Bus näher­te, sie ver­schwand im Schnee. Kurz dar­auf lan­de­ten ein Rot­kehl­chen sowie ein Dom­pfaff auf der Motor­hau­be des Bus­ses und tauch­ten auf dem­sel­ben Wege wie die Blau­mei­se unter. Ich ging zurück und späh­te in das Inne­re des Bus­ses, ein erstaun­li­cher Anblick. Es war an einem spä­ten Nach­mit­tag gewe­sen. — stop
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patagonien

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nord­pol : 22.08 UTC – Schnee liegt sehr fein wie gepu­dert, die Luft klirrt von der Käl­te, Eich­hörn­chen het­zen über die Stra­ße. Das Haus, in dem die alten Men­schen woh­nen, dampft, aus den Schorn­stei­nen wie ein gro­ßes Schiff, das gera­de Anlauf nimmt, um in See zu ste­chen. Der Boden, auf dem ich gehe unter Bäu­men, an deren blatt­lo­sen Ästen sich fros­ti­ge Äpfel hal­ten, zit­tert. Und auch der lan­ge Flur im Haus, über den ich spa­zie­re, scheint unter mei­nen Füßen zu schlin­gern. An einem Tisch sitzt eine alte Leh­re­rin, sie sitzt immer nur so da und schaut zum Fens­ter hin­aus, sie spricht nicht, nie­mals. Eine ande­re alte Dame han­gelt sich in ihrem Roll­stuhl sit­zend durch die Flu­re von mor­gens bis abends, sie lächelt, wenn man ihr begeg­net. Klein ist sie, zier­lich, trai­niert wie eine Tur­ne­rin, mage­re und doch kräf­ti­ge Arme. Bei­na­he mei­ne ich, dass sie sich an mich viel­leicht erin­nert, sie lächelt mich an, ver­mut­lich des­halb, weil ich ihr schon häu­fig begeg­ne­te. Längst könn­te sie eine Stre­cke bis nach Mexi­ko in die­ser han­geln­den Wei­se zurück­ge­legt haben. Oder bis nach Pata­go­ni­en. — stop

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tod in peking 7

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marim­ba : 0.48 UTC – Ein­mal, vor sechs Jah­ren im Win­ter, begeg­ne­te ich dem Foto­gra­fen und Pro­gram­mie­rer Ted­dy in einem Super­markt. Wir waren etwas ver­le­gen gewe­sen, wuss­ten in jenem Moment vor küh­len Milch­fla­schen ste­hend nicht, wor­über wir spre­chen soll­ten, weil wir weni­ge Tage zuvor noch ein beson­ders schwie­ri­ges Gespräch geführt hat­ten. Ich erin­ne­re mich, von Hin­rich­tungs­bus­sen erzählt zu haben, die durch Chi­na fah­ren sol­len, von Gefäng­nis zu Gefäng­nis. Ted­dy sag­te, er habe von die­sen Bus­sen nichts gehört und nichts gele­sen. Er war damals gera­de aus Peking zurück­ge­kom­men, von einer Rei­se nach Tibet, prä­zi­se. Er sag­te: Lou­is, war­um erzählst Du mir die­se Geschich­te? Ich sag­te: Nun, weil ich sie weiß! Was ich nicht ahn­te zum Zeit­punkt unse­res Gesprä­ches, nun aus der zeit­li­chen Ent­fer­nung wie ein Ereig­nis für sich zu sehen, ich ahn­te nicht, dass Ted­dy kurz dar­auf ster­ben wür­de. Viel­leicht, wenn ich von sei­nem Tod gewusst hät­te, hät­te ich nicht von Hin­rich­tungs­bus­sen erzählt, son­dern eine ganz ande­re Geschich­te, eine Geschich­te, die von sei­nen wun­der­ba­ren Foto­gra­fien berich­tet. — stop

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dreiundzwanzigste etage winter

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gink­go : 8.28 — Ich träum­te, nachts auf dem Bal­kon eines Hotels über der Eighth Ave­nue zu spa­zie­ren. Es war Win­ter, weit unter 0 °C in New York. Hef­ti­ger Wind weh­te har­te Schnee­kris­tal­le über den Boden des Bal­kons. Ich war leicht beklei­det, war ohne Schu­he, war aus einem Fens­ter gestie­gen, woll­te kurz Aus­sicht neh­men auf den Hud­son River. Da fiel das Fens­ter hin­ter mir geräusch­voll ins Schloss. Ich gab kei­nen Laut von mir, wuss­te, dass mich nie­mand hören wür­de, ich befand mich auf dem 23. Stock­werk, die Zim­mer neben mei­nem Zim­mer stan­den leer. Aber da war noch ein Stuhl aus Plas­tik. Ich dach­te, dass ich 1 Ver­such haben wür­de, oder mit etwas Glück 2 Ver­su­che, das Fens­ter zum gewärm­ten Zim­mer mit­tels die­ses leich­ten Stuhl­werks ein­zu­schla­gen. Gera­de als ich den Stuhl anhob, um ihn gegen das Fens­ter zu schleu­dern, bemerk­te ich eine Droh­ne, die sich lang­sam näher­te. Sie blink­te. So dicht kam sie her­an, dass ich mein­te, sie mit mei­nen Hän­den berüh­ren zu kön­nen. Ich erin­ne­re mich, dass ich mehr­fach das Wort H E L P mit Lip­pen und Augen for­mu­lier­te, außer­dem fal­te­te ich mei­ne Hän­de. — stop
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apfel

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echo : 0.10 UTC — Ich hat­te an einem Abend der ver­gan­ge­nen Woche mein Fern­seh­ge­rät aus­ge­schal­tet, war in die Küche getre­ten, um Schne­cke Esme­ral­da zu beob­ach­ten, wie sie einen Apfel zunächst umrun­de­te, sich dann auf­rich­te­te samt ihrem Gehäu­se und auf den Apfel klet­ter­te. Eine Bewe­gung, die gera­de­zu wag­hal­sig anmu­te­te. Es reg­ne­te. Ich wur­de schläf­rig. Um kurz vor Mit­ter­nacht klin­gel­te das Tele­fon. Jemand war in der Lei­tung, sprach aber nicht, atme­te nur. Ich hör­te eine Wei­le zu, und ich dach­te, dass Atem eine schö­ne Spra­che ist, aber auch etwas unheim­lich. Also kehr­te ich zu Esme­ral­da zurück, die nun auf dem Apfel hock­te, als wäre der Apfel ein Stuhl oder ein Sofa. Wie so häu­fig nachts las ich Esme­ral­da einen ver­schlüs­sel­ten Nach­rich­ten­text vor. Ich habe näm­lich bemerkt, dass Esme­ral­da sehr auf­merk­sam wird, sobald ich ihr kryp­ti­sche Tex­te vor­tra­ge, erstaun­lich, da Schne­cken doch gehör­los sein sol­len. In die­sem Fall, es war nicht leicht gewe­sen, las ich T.C.Boyle: Nfjof muvoh jtu tfis fout­di­j­fe­fo- bcfs xbt oýu{u ft@ Jdi cjo gýs Gsbvfosfdiuf/ Jdi cjo gýs Vnxfmutdivu{/ Jdi cjo gýs Nvmujlvmuvsbmjtnvt/ Jdi cjo gýs Cjmevoh/ Ejf wjfmfo Nfot­di­fo bvt efs Bsc­f­jufslmbttf- ejf jdi lfoof- tjoe qpmjujt­di sbe­jlbm boefsfs Botj­diu bmt jdi/ Ejf VTB tjoe fjo hft­qb­muf­oft Mboe/ Jdi lpnnf tfmc­tu bvt efs Bsc­f­jufslmbttf- voe jdi mfcf fjo­fo hspà­fo Ufjm nfjofs [fju jo efo lbm­jgpsojt­di­fo Cfsh­fo- xp wjfmf tph­fo­boouf Sfeofdlt mfcfo/ Jdi mjf­cf ejftf Nfot­di­fo- wjfmf wpo jio­fo tjoe joufmm­jh­fou voe fjogýimtbn/ Bcfs jo qpmjujt­di­fo Gsbh­fo ibc­fo tjf tjdi usbvs­jhfsx­fjtf hbo{ voe hbs nbo­j­qvm­jfs­fo mbttfo/ Ebc­fj xfse­fo hfs­bef tjf ejf Pqgfs wpo Usvn­qt Qpmju­jl tfjo voe bn nfjtu­fo voufs jis {v mfje­fo ibcfo/ Xfoo qsj­wjmfh­jf­suf Bnf­sjlb­ofs xjf jdi ovs hfnåà jis­fo xjsut­dibgumj­di­fo Joufsftt­fo hfxåi­mu iåu­ufo- eboo iåu­ufo xjs Usvnq hfxåi­mu- xfjm fs ejf Tufvf­so tfol­fo xjmm voe ebgýs tps­hu- ebtt xjs votfs Hfme cfibmufo/ Bcfs jdi xåimf efo Lboe­je­bu­fo- eftt­fo Ibmu­voh jdi gýs sjdi­ujh ibmuf- voe ojdiu efo- efs njs Qspgju csjohu/ Jdi cjo Qbusjpu/ — stop

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ABOUT ESMERLADA / ENDE

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max

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char­lie : 20.45 UTC — Ich habe mei­nen Freund Max besucht, der in Mün­chen wohnt in der Bri­en­ner­stra­ße unter dem Dach in einem Loft, das der­art weit­räu­mig ist, dass man dar­in Hal­len­fuß­ball spie­len könn­te. Sei­ne Vögel, zwei Kaka­dus, flie­gen dort gern frei her­um, sie sol­len, so Max, nie­mals bis­lang irgend­ei­nen Scha­den an sei­nen Möbeln ange­rich­tet haben. Das liegt viel­leicht auch dar­an, dass Max’ Vögel mög­li­cher­wei­se nicht ganz echt sind, ich mei­ne, dass sie küh­le Tie­re von äußerst leich­tem Metall sein könn­ten unter dich­tem Feder­kleid ver­bor­gen, dass sie also nur vor­ge­ben, Vögel zu sein, wäh­rend sie viel­mehr Droh­nen sind, die sich von Max’ Com­pu­ter gesteu­ert durch die Woh­nung bewe­gen, als wären sie natür­li­che Wesen. Ich habe bei­de Tie­re immer nur im Flug beob­ach­tet, nie aus nächs­ter Nähe, denn wenn sie ein­mal nicht flie­gen, sit­zen sie in einem Käfig, der dicht unter der Decke des Rau­mes uner­reich­bar weit ent­fernt mon­tiert wur­de. Wun­der­ba­re Algo­rith­men steu­ern den Flug der Kaka­dus, auch ihre Gesprä­che, die sie bestän­dig füh­ren. Es ist spät gewor­den, eigent­lich woll­te ich eine ganz ande­re Geschich­te erzäh­len, von Max’ Com­pu­ter, der über eine Tas­te für Cap­puc­ci­no ver­fü­gen soll. Die­se Geschich­te wer­de ich im nächs­ten Jahr erzäh­len. — stop

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eine lampe

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nord­pol : 10.28 UTC — Ges­tern, ehe ich das Haus der alten Men­schen besuch­te, dach­te ich noch, das Alt­wer­den, das Alt- oder Uralt­sein habe mit Unru­he zu tun, mit Schlaf, des­sen Zeit­räu­me kür­zer und kür­zer wer­den. Heu­te nun wür­de ich sagen, das Alt- oder Uralt­sein hat etwas mit Schlaf über lan­ge Zeit­räu­me hin­zu­tun, auf einem rol­len­den Stuhl sit­zen und schla­fen oder däm­mern. Da war wie­der eine Frau im Licht einer gel­ben Lam­pe, die im Wohn­saal vor einem Tisch saß und einen Tele­fon­hö­rer in der Hand hielt. Der Tele­fon­hö­rer war mit einem Tele­fon mit Wähl­schei­be ver­bun­den, ein der­art altes Tele­fon, dass man, um eine Num­mer zu wäh­len, eine krei­sen­de Bewe­gung aus­füh­ren muss. Die­ses Tele­fon nun war nicht mit der Wand in Ver­bin­dung, viel­mehr rag­te aus dem Gehäu­se des Tele­fons ein kur­zes Stück Kabel, das anzeig­te, dass das Tele­fon ein­mal tat­säch­lich mit der elek­tri­schen Welt ver­bun­den gewe­sen war. Als ich an der alten tele­fo­nie­ren­den Dame vor­bei­kam, dach­te ich für einen Moment, viel­leicht liest ihr gera­de jemand vor, viel­leicht Hra­bal, der aus sei­nem Roman Ich habe den eng­li­schen König bedient zitiert. Es wird Herbst, in jeder Hin­sicht. 288P, ein Dop­pel­as­te­ro­id, wur­de ent­deckt. Hur­ri­ka­ne Maria ver­wüs­tet die Kari­bik. Mr. Un droht mit Was­ser­stoff­bom­ben­test. — stop

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zwergseerose no 2

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nord­pol : 0.02 UTC — Als ich heu­te Mor­gen erwach­te, knis­ter­te mein lin­kes Ohr. Das war ver­mut­lich dar­um gewe­sen, weil ich auf mei­nem lin­ken Ohr meh­re­re Stun­den lang träu­mend ruh­te. Für einen Moment dach­te ich, mei­ne Ohr­mu­schel wäre von Papier gemacht. Wäh­rend ich so lag und lausch­te, erin­ner­te mich an eine Geschich­te, die ich in einem schat­tigen Laden nahe der Roose­velt Island Tram­way Basis­sta­tion West in New York vor län­ge­rer Zeit erleb­te. Ich erzähl­te bereits von dem alten Mann, der hin­ter einem Tre­sen auf Kun­den war­te­te. Er war vermut­lich ameri­ka­ni­scher Staats­bürger, doch eher chine­si­schen Ursprungs. Als ich von dem klei­nen Park her, des­sen Linden­bäume Küh­le spen­deten, in den Laden trat, ver­beug­te sich der Mann, grüß­te, er kann­te mich bereits, wuss­te, dass ich mich für Schne­cken inter­es­siere, für Wasser­schne­cken prä­zi­se, auch für wan­dern­de Seeane­mo­nen­bäume, und für Pra­li­nen, die unter der Wasser­ober­fläche, also im Was­ser, hübsch anzu­sehen sind, schwe­bende Versu­chungen, ohne sich je von selbst aufzu­lösen. An die­sem hei­ßen Sommer­abend kamen wir sofort ins Gespräch. Ich erzähl­te dem alten Mann, ich wür­de nach einem beson­deren Geschenk suchen für ein Kiemen­mäd­chen namens Rose. Sie sei zehn Jah­re alt und nicht sehr glück­lich, da sie schon lan­ge Zeit den Wunsch ver­spür­te, wie ande­re Kin­der ihres Alters zur Schu­le zu gehen, leib­haftig am Unter­richt teil­zu­nehmen, nicht über einen Bild­schirm mit einem fer­nen Klas­sen­raum ver­bun­den. Ich glau­be, ich war genau zu dem rich­tigen Zeit­punkt in den Laden gekom­men, denn der alte, chine­sisch wir­ken­de Mann, freu­te sich. Er mach­te einen hel­len, pfei­fenden Ton, ver­schwand in sei­nen Maga­zinen, um kurz dar­auf eine Rei­he von Spiel­dosen auf dem Tre­sen abzu­stellen. Das waren Wal­zen- und Loch­plat­ten­spiel­dosen mit Kurbel­werken, die der Ladung einer Feder­span­nung dien­ten. Vor einer Stun­de gelie­fert, sag­te der alte Mann, sie machen schau­er­lich schö­ne Geräu­sche im Was­ser! Man kön­ne, setz­te er hin­zu, sofern man sich in dem­sel­ben Was­ser der Spiel­dosen befän­de, die fei­nen Stö­ße ihrer mecha­ni­schen Wer­ke über­all auf dem Kör­per spü­ren. Bald leg­te er eine der Dosen in ein Aqua­rium ab, in wel­chem Zwerg­see­rosen sie­del­ten. Kurz dar­auf fuhr ich mit der Tram nach Roose­velt Island rüber. Das Musik­werk, Ben­ny Good­man, das ich für Rose erstan­den hat­te, war in das Gehäu­se einer Jakobs­mu­schel ver­senkt. Die Schne­cke leb­te, wes­we­gen ich tropf­te, weil der Beu­tel, in dem ich Roses Geschenk trans­por­tierte, über eine undich­te Stel­le ver­füg­te. Gegen Mitter­nacht, ich war gera­de einge­schlafen, öff­ne­te tief in mei­nem rech­ten Ohr knis­ternd eine Zwerg­see­rose ihre Blü­te. – stop

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