Aus der Wörtersammlung: eiche

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zigarillo

14

romeo

~ : louis
to : Mr. jona­than noe kekkola
sub­ject : ZIGARILLO

Mein lie­ber Jona­than, Depe­sche west­wärts. Habe an die­sem enden­den Tag vie­le Stun­den lang Her­zen betrach­tet und über Zep­pe­lin­flucht­hand­ta­schen nach­ge­dacht. Bald noch ein wun­der­ba­rer Film, Blue in the face, ein Film, der mir so ver­traut gewor­den ist, dass ich ihn in mei­nem Kopf abspie­len könn­te wie einen Traum. Ich müss­te dann Fol­gen­des träu­men in der zwei­ten Minu­te der Zeit, einen Tabak­wa­ren­la­den träu­men, das Jahr 1995 nahe Pro­s­pect Park in Brook­lyn, Lou Reed, wie er hin­ter der The­ke des Ladens steht. Er raucht ein Ziga­ril­lo, nimmt einen tie­fen Zug, beginnt zu spre­chen, ruhig, ent­spannt. Er sagt: Ich den­ke einer der Grün­de, wes­we­gen ich in New York lebe ist, weil, ich kenn mich aus in New York. In Paris kenn ich mich nicht aus. Ich ken­ne mich nicht aus in Den­ver. Ich kenn mich nicht aus auf Maui, und ich kenn mich nicht aus in Toron­to. Und so wei­ter und so fort. Ich tu’s also fast aus Bequem­lich­keit. Na ja, ich ken­ne kaum jeman­den, der in New York wohnt und nicht gleich­zei­tig sagt: Ich geh weg! Also ich den­ke auch schon lang übers Weg­ge­hen nach, unge­fähr seit 35 Jah­ren. – Ja. — Ich bin jetzt fast so weit. – Schla­fen sie wohl, mein lie­ber Kek­ko­la, wo auch immer Sie sind! Ihr Louis

gesen­det am
21.01.2010
23.32 MEZ
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lou­is to jonathan
noe kekkola »

 

ping

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augenzeit

2

 

alpha : 0.03 — Im Regen her­um­spa­ziert, wollt ein Paar neu­er Augen besor­gen, hat­te so lan­ge Zeit Papie­re und Zei­chen betrach­tet, dass ich blind für jede Bedeu­tung gewor­den war. Im Wald tropf­te das Was­ser von den Bäu­men, eine Amsel lief auf feuch­ten Wegen vor mir her, da und dort Spu­ren von Schnee. — Schnee­ku­chen. — Schnee­sup­pe. —  Schnee­bü­cher. -  Nach einer Stun­de dann waren mir neue Augen gewach­sen, ich kehr­te zurück und jetzt ist schon wie­der heim­lich Nacht gewor­den. Merk­wür­dig, wie man einen Abend lang in einem Zim­mer auf dem Boden sit­zen kann und den­ken und zugleich nichts den­ken. Nur noch atmen. Und die Augen bewe­gen. — stop

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parachute jump

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zulu

~ : louis
to : Mr. jona­than noe kekkola
sub­ject : PARACHUTE JUMP

Jona­than, bes­ter Freund, wie es Ihnen wohl gehen mag? Haben Sie Weih­nach­ten unter Tan­nen in einem Zelt ver­bracht? Haben Sie viel­leicht ver­geb­lich ver­sucht, mich zu errei­chen? War ver­reist für ein paar Tage, hat­te eine gute Zeit. Rei­sen, das ist wie träu­men, ver­ste­hen Sie! Als ich eines Mor­gens, noch schlaf­trun­ken, in mei­ne Woh­nung zurück­kehr­te, blüh­ten vor den Fens­tern Kak­teen. Sie duf­te­ten, wie nur Kak­teen duf­ten, süß und kräf­tig, und ich wun­der­te mich, wie das gekom­men sein mag, alle zur sel­ben Zeit, alle im Win­ter. Eine Nach­richt war da noch auf Band gespro­chen. Mrs. Mon­terey erzählt, sie habe in ihrem Hotel im Bear Sta­te Park, einem Wan­de­rer ein Zim­mer ver­mie­tet, einem Mann, groß und schweig­sam. Die­ser Mann soll Ihnen, lie­ber Kek­ko­la, der­art ähn­lich gewe­sen sein, dass Sie’s höchst­per­sön­lich gewe­sen sein müs­sen. Das will ich nun glau­ben, wün­schen, hof­fen Kraft mei­ner Kin­der­see­le. Kein Wort habe der Mann gespro­chen, statt­des­sen selt­sa­me Zei­chen in die Luft geschrie­ben. Ich ken­ne die­se Zei­chen! Die Spra­che der Tau­cher! Und wenn ich das in die­ser Wei­se schrei­be, wer­ter Jona­than, wer­den Sie schon ein­se­hen, dass es sinn­los ist, so zu tun, als sei­en Sie nicht mehr am Leben. Bald wirds meter­hoch schnei­en und wir wer­den alle unter­ge­hen. Erwar­te Sie am Strand von Coney Island, Höhe Parach­u­te Jump / 2. Mai 3 pm. – Ihr Lou­is, Ihr Schneemann.

gesen­det am
6.01.2010
22.50 MEZ
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lou­is to jonathan
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ping

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schäume

9

echo : 5.03 — Ent­deck­te, dass sich Spu­ren, die Men­schen ihren Leben hin­ter­las­sen, ähn­lich der Spur eines Oze­an­damp­fers ver­hal­ten, der hin­ter dem Hori­zont ver­schwun­den ist. Sicht­bar sind sie noch, obwohl längst ver­gan­ge­ne Wesen, Schrift­zei­chen, Bil­der, Noten, Foto­gra­fien, mur­meln­de Schäu­me. Konn­te mei­nen Blick nicht lösen: Natha­lie Sar­rau­te, wie sie ver­lo­ren neben Samu­el Beckett steht, der eine Rauch­wol­ke beob­ach­tet, die Mon­sieur Pinget’s Mund ent­kom­men sein könn­te. — stop
mundwolke

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coltrane coltrane

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nord­pol

~ : louis
to : Mr. jona­than noe kekkola
sub­ject : COLTRANE COLTRANE

Ich habe von Ihnen geträumt, mein lie­ber Kek­ko­la, ges­tern habe ich von Ihnen geträumt. Kein Wun­der, wenn man so vie­le Tage an einen Men­schen denkt und war­tet und war­tet, dann fül­len sich die Näch­te mit den Schat­ten der Wachtraum­ge­dan­ken. Sie sam­mel­ten blaue Bee­ren im Schnee. Und da war ein Fisch mit Flü­geln, er lag still zu Ihren Füßen und dampf­te. Nach­mit­tags, jen­seits mei­nes Trau­mes, habe ich mit einer Ver­sor­gungs­sta­ti­on im Bear Mt. Sta­te Park tele­fo­niert. Man sag­te mir, dass Schnee bis­her nicht gefal­len sei. Von Ihnen hat­te man auch nichts gehört. Man wird nun mei­ne Bit­te um einen Anruf an Sie wei­ter­ge­ben, sobald Sie dort ein­ge­trof­fen. Nur für den Fall, Jona­than, dass Sie nicht in der Lage sein soll­ten, zu lesen, was ich notie­re. Darf ich Ihnen sagen, dass ich ein sehr fei­nes Weih­nachts­ge­schenk für Sie erstei­gern konn­te. Eine sel­te­ne Live­auf­nah­me John Coltrane’s aus den 60er-Jah­ren. Hal­ten Sie die Ohren steif, mein Lie­ber. Ich freu mich, Sie in Zei­ten der Kirsch­baum­blü­te wie­der­zu­se­hen. – Ihr Louis.

gesen­det am
10.12.2009
22.58 MEZ
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lou­is to jonathan
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ping

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engelgeschichte für geraldine

9

del­ta : 0.03 — Vor lan­ger Zeit habe ich eine klei­ne Geschich­te geschrie­ben, die von Engeln erzählt. Ich kann nicht genau sagen war­um, ich habe die­se Geschich­te bereits zwei­mal aus dem Licht der Öffent­lich­keit zurück­ge­zo­gen, sie aber nie gelöscht. Als ich ges­tern nun über die Kind­heit eines Mäd­chens nach­dach­te, das in einer vor­neh­men Gegend Man­hat­tans auf­ge­wach­sen ist, fiel mir die Geschich­te wie­der ein und ich habe nach ihr gesucht. Ich wer­de sie jetzt für Geral­di­ne an die­ser Stel­le end­gül­tig notie­ren. Lie­be Geral­di­ne, wo auch immer Du sein magst, die­se fol­gen­de Geschich­te gehört Dir. Hör zu: Ein­mal, immer nur ein­mal im Jahr, kom­men die Engel der Stadt New York in einer Kir­che zur gro­ßen Ver­samm­lung geflo­gen. Die stei­ner­nen Engel kom­men von den Fried­hö­fen her, die höl­zer­nen Engel aus den Gar­ten­lau­ben, kost­ba­re Por­zel­la­nen­gel öff­nen ihre Vitri­nen und segeln über den Hud­son durch die küh­le Abend­luft. Auch von den Tape­ten stei­gen Engel auf, ver­las­sen ihre Post­kar­ten­zim­mer, Bücher und Zei­len, in wel­chen sie ver­merkt wor­den sind Zei­chen für Zei­chen. Sie stei­gen aus den Träu­men der Kin­der, der Müt­ter, der Väter, wie Men­schen aus Stra­ßen­bah­nen stei­gen sie aus. Sobald sie Luft unter ihren Schwin­gen füh­len, wer­fen sie ihre Gold­staub­män­tel von den Schul­tern, sprin­gen aus Bade­wan­nen, stark schon unterm Was­ser geschmol­zen, löschen das Licht, das auf ihren Köp­fen fla­ckert, umflat­tern noch ein­mal kurz die Häup­ter der stei­ner­nen Mari­en, auf deren Hän­den sie um ein wei­te­res Jahr geal­tert sind. Es ist kaum rich­tig Nacht gewor­den, da kann man es in den Kel­lern schon äch­zen hören, wenn sie sich mit ver­ein­ten Kräf­ten gegen die schwe­ren Deckel der Tru­hen stem­men, in denen sie auf­ge­ho­ben sind von Fest zu Fest. Man muss sich, sofern man ein Mensch ist, nur im Dezem­ber in Man­hat­tan, Queens oder Brook­lyn am rich­ti­gen Tag zur rich­ti­gen Stun­de vor einen Engel set­zen. Sobald es dun­kel gewor­den ist, setzt man sich hin und war­tet. Man war­tet nicht lan­ge, man war­tet eine Stun­de oder zwei und plötz­lich ist der Engel fort­ge­flo­gen. Nach Süden ist er geflo­gen, oder nach Nor­den, auf kür­zes­tem Weg vor­bei an beben­den Vögeln zur größ­ten Kir­che der Stadt. Dort nimmt der Engel unter Engeln Platz. Über­all sit­zen sie inzwi­schen bis unter die Gewöl­be, auf der Kan­zel, den Bet­stüh­len, den hei­li­gen Figu­ren, auch auf den Mosai­ken des Bodens, den Chö­ren, dem Altar, den Ver­stre­bun­gen der Kreu­ze, den Kno­chen­fi­gu­ren, ja, auf Chris­tus selbst haben sie Platz genom­men. Sie sind alle sehr leicht. Im Grun­de wie­gen sie nichts. Sie sind von der Schwe­re eines Wun­sches und spre­chen in einer von kei­nem For­scher erschlos­se­nen Spra­che. Fröh­li­che Engel­ge­stal­ten, jawohl. Sie lachen, das Lachen der Engel, wie tol­le Fle­der­mäu­se lachen sie, so hell. Dann, kurz nach Mit­ter­nacht ist’s gewor­den, kommt einer der drei gro­ßen Engel, immer kommt nur einer von ihnen und immer kommt er zu spät, wur­de auf­ge­hal­ten im Auf­trag befind­lich, ein­mal ist es Gabri­el, dann Rapha­el, dann Micha­el. Sehr lang­sam, ein Künst­ler des Flie­gens, schwebt er her­ein, nimmt Platz auf den Stu­fen, schlägt die Bei­ne über­ein­an­der und leuch­tet. Ruhig sieht er unter die Ver­samm­lung, wäh­rend er sei­ne gewal­ti­gen Schwin­gen hin­ter dem Rücken fal­tet. Jetzt wer­den die klei­nen Engel andäch­tig und still. Ver­ein­zelt kommt noch ein ver­gess­li­cher Kund­schaf­ter durchs Kir­chen­schiff gerast, da und dort tru­delt ein betrun­ke­nes Feder­we­sen von höhe­rer Stel­le. Ist dann alles schön geord­net, erhebt der Erz­engel sei­ne Stim­me. Es ist ein Sin­gen, ein wun­der­ba­rer Alt­so­pran, eine uner­hört schö­ne Spra­che. Er sagt: Guten Abend, Engel.
ping

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ein kleiner engel

9

ulys­ses : 0.03 – Es ist Sonn­tag, aber noch nicht lan­ge. Genau­ge­nom­men ist Sams­tag, aber auch nicht rich­tig Sams­tag, weil ich die­sen Text am Frei­tag, am Abend näm­lich, geschrie­ben, ihn am Sams­tag­mor­gen in mei­ne Word­Press­ma­schi­ne gefüllt und sofort Anwei­sung gege­ben habe, ihn am Sonn­tag kurz nach Mit­ter­nacht sicht­bar wer­den zu las­sen. Es ist also ein merk­wür­di­ger Sonn­tag, ein Sonn­tag der Abwe­sen­heit und der Anwe­sen­heit zur glei­chen Zeit, ein gro­ßes Ver­gnü­gen. Aber eigent­lich woll­te ich rasch eine klei­ne Geschich­te erzäh­len. Ich habe, ganz unglaub­lich, vor einer Stun­de einen klei­nen Engel, den ich seit Tagen ver­miss­te, wie­der­ge­fun­den. Ich stand bei leich­tem Regen mit mei­ner Kame­ra vor einem Karus­sell, weil ich ver­spro­chen hat­te, einen Film vom wär­men­den Dreh­licht auf­zu­neh­men. Plötz­lich saß der klei­ne Engel, wir ken­nen uns schon lan­ge, auf mei­ner Schul­ter, leicht wie eine Mozart­ku­gel. Er woll­te wis­sen, ob er denn auf dem Film, den ich gera­de auf­ge­nom­men hat­te, zu sehen sein wer­de, und ich frag­te natür­lich unver­züg­lich zurück, was er über­haupt hier tun wür­de und ob er sich nicht den­ken kön­ne, dass ich mir Sor­gen gemacht habe wäh­rend der ver­gan­ge­nen Tage. Aber mit Engeln ist das so eine Sache, sie genü­gen sich selbst, machen, was sie wol­len. Sie flie­gen, nur so zum Bei­spiel, mit oder neben einem Karus­sell durch die Luft, weil sie die wei­ten, die gefähr­li­chen Rei­se­rou­ten üben, atlan­ti­sche Stre­cken, sagen wir, vie­le Tage über Was­ser dahin in der Geschwin­dig­keit der Bie­nen. Ich weiß nun, ich ahne, auch dann, wenn sie schla­fen, segeln sie immer­zu wei­ter. – Guten Abend. Guten Mor­gen. Gute Nacht.

ping

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zarte lügen

14

alpha

~ : louis
to : Mr. jona­than noe kekkola
sub­ject : ZARTE LÜGEN

Mein lie­ber Jona­than, ges­tern, stel­len Sie sich vor, habe ich von Ihrem Mut erzählt, von Ihrer Begeis­te­rung, unse­re Welt, die Welt der Luft­men­schen zu erkun­den, eine Welt, die Sie so vie­le Jah­re in einer Was­ser­woh­nung lebend, nicht berüh­ren konn­ten. Man frag­te mich, wo genau Sie sich gera­de auf­hal­ten mögen und da muss­te ich zuge­ben, dass ich das nicht wüss­te. Auch woll­te man hören, wie Ihre fri­schen, jun­gen Lun­gen sich ver­hal­ten, wo genau an Ihrem Kör­per sie ange­bracht wor­den sind und wie sie funk­tio­nie­ren. Natür­lich habe ich kei­ne Aus­kunft erteilt, will Sie zunächst ersu­chen, mir zu sagen, ob ich berich­ten darf, weil ihr Atem­ver­mö­gen doch eine beson­de­re und des­halb auch pri­va­te Ange­le­gen­heit sein könn­te. Viel­leicht sind Sie so freund­lich, bei Gele­gen­heit sich mir in die­ser Sache zu erklä­ren. Ihren Eltern im Übri­gen geht es gut. Natür­lich machen sie sich erns­te Gedan­ken, weil Sie, mein lie­ber Kek­ko­la, nichts von sich hören las­sen. Ihre Mut­ter blass wie Krei­de, und Ihr Vater, ihr Vater um vie­le Jah­re älter gewor­den. Bald wer­de ich mei­nem Wunsch nach­ge­ben und Brie­fe erfin­den, zar­te Lügen, beru­hi­gen­de Nach­rich­ten aus den Wäl­dern, man will stolz sein, man will wis­sen, was sie so tun auf Ihrem Weg dem Süden zu und ob sie noch unter den Leben­den wei­len. Bleibt mir zu sagen, dass ihre Eltern wie­der Nah­rung zu sich neh­men. Ich ver­mu­te, sie glau­ben mir in die­sen Tagen end­lich, dass ihre Woh­nung nach Jahr­zehn­ten undicht gewor­den sein könn­te. Wir machen Fort­schrit­te. – Ihr Lou­is, ers­ten Schnee erwartend.

gesen­det am
02.12.2009
22.32 MEZ
1605 zeichen

lou­is to jonathan
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coney island

14

nord­pol

~ : louis
to : Mr. jona­than noe kekkola
sub­ject : CONEY ISLAND

Mein lie­ber Kek­ko­la, das müs­sen Sie wis­sen, ich bin glück­lich, füh­le mich leicht, alle Sor­gen der ver­gan­ge­nen Wochen sind von mir gefal­len, ein Mensch, der mir nahe ist, wird wei­ter­le­ben. Wie schwe­ren Zei­ten, leich­te­re Zei­ten fol­gen! Nun wie­der ange­neh­mes Arbei­ten. Bin zu atlan­ti­schen Phä­no­me­nen zurück­ge­kehrt, das Hör­ver­mö­gen der Tief­see­ele­fan­ten, natür­lich, eine unend­li­che Geschich­te. Habe dar­über nach­ge­dacht, ob es nicht viel­leicht mög­lich sein könn­te, dass Tief­see­ele­fan­ten über klei­ne, kaum noch sicht­ba­re Ohren ver­fü­gen, die an ihren Rüs­sel­spit­zen gewach­sen sind über Jahr­mil­lio­nen ihres heim­li­chen Lebens hin­weg, um hören zu kön­nen, was man spricht in der Trom­pe­ten­spra­che jen­seits des Was­sers. So könn­te ich wei­ter­kom­men in die­ser Ange­le­gen­heit. Es ist nun bei­na­he sicher, dass ihre Her­den bereits in der Mit­te des ver­gan­ge­nen Jahr­hun­derts vor Coney Island im Staa­te New York wahr­ge­nom­men wor­den sind. Ein Herr schrieb mir von Hand, sei­ne gelieb­te Rose habe ihm, wäh­rend eines Aus­flu­ges an den Strand, von Erschei­nun­gen erzählt, die alle unse­re Ver­mu­tun­gen bestä­ti­gen. Ich füge, lie­ber Kek­ko­la, mei­nem Brief eine Foto­gra­fie hin­zu, die an genau jenem Tag der Beob­ach­tung auf­ge­nom­men wor­den sein soll. Sieht sie nicht hin­rei­ßend unsterb­lich aus, Mrs. Rose, wie sie so sitzt und sich über das Tief­see­leuch­ten ihres Kop­fes zu freu­en scheint? – Ihr Lou­is, ihr Vogel.

gesen­det am
14.11.2009
22.58 MESZ
1668 zeichen

lou­is to jonathan
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rose

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manhatten / hippodrom

14

del­ta

~ : louis
to : dai­sy und vio­let hilton
sub­ject : HIPPODROM

Lie­be Vio­let! Lie­be Dai­sy! Ich grü­ße Euch ganz herz­lich. Ich hof­fe, Ihr seid fröh­lich! War ges­tern lan­ge spa­zie­ren, folg­te dem Duft­fa­den der Koh­le­öfen durch die Stadt. Und wie ich so ging, dach­te ich an Euch, weil ich wie­der ein­mal Foto­gra­fien betrach­tet hat­te, die Euer Lachen zei­gen, eine Freu­de, die mir so wirk­lich zu sein scheint, obwohl ich manch­mal den­ke, dass ihr doch unglück­lich gewe­sen sein könn­tet, genau in dem Moment unglück­lich, als Euer gesam­mel­tes Licht von einem Foto­ap­pa­rat ein­ge­fan­gen wur­de. Vor weni­gen Tagen, das will ich Euch rasch erzäh­len, ehe ich wie­der an mei­ne nächt­li­che Arbeit gehen wer­de, habe ich gele­sen von Eue­rem Enga­ge­ment 1924 in New York. Wie nur konn­te man Euch das antun! Eine Are­na, groß wie ein Base­ball­sta­di­on, das Hip­po­drom, und dort ihr zwei klei­nen Wun­der­we­sen im blen­den­den Licht der Schein­wer­fer. Euer Zit­tern, Euer Beben. Bald ein­mal wer­de ich Man­hat­tan besu­chen. Ich habe den Ort des Ver­ge­hens an Euch in mei­nem Spa­zier­plan ver­merkt. Ich wer­de, ver­spro­chen, die Gegend für Euch foto­gra­fie­ren. Eine auf­re­gen­de Geschich­te, ich bin mir sicher, vom Ver­schwin­den, wird sich wie von selbst notie­ren. — Euer Louis.

gesen­det am
7.11.2009
0.05 MEZ
1228 zeichen

lou­is to dai­sy and violet »

twins2



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