Aus der Wörtersammlung: moment

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vom fangen

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sier­ra : 6.52 — Eine merk­wür­di­ge Web­site exis­tiert im Inter­net, man kann dort näm­lich Wör­ter oder Sät­ze in eine Mas­ke trans­fe­rie­ren, nur um Sekun­den­bruch­tei­le spä­ter ange­zeigt zu bekom­men, wie vie­le Norm­sei­ten die­se oder jene ein­ge­ge­be­ne Zei­chen­fol­ge in der papie­re­nen Welt bede­cken wür­de. Ich stell­te mir vor, wie Tex­te in genau dem Moment, da sie von einer Autorin oder einem Autor in die vor­ge­ge­be­ne Mas­ke geschüt­tet wer­den, mit­tels einer Daten­bank fest­ge­hal­ten sind, frag­los, heim­lich, laut­los, um sie even­tu­ell einer wei­te­ren Ver­wen­dung zuzu­füh­ren, Gedan­ken, unge­wöhn­li­che For­mu­lie­run­gen, Ein­sich­ten, Erzäh­lun­gen, Roma­ne, Gedich­te. Es könn­te sich dem­zu­fol­ge um eine Web­sei­te han­deln, die sich in der Art und Wei­se der Ansitz­jä­ger ver­hält. Wir soll­ten das beob­ach­ten. — stop
ping

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zebraspringspinne

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hima­la­ya : 5.02 — Ich beob­ach­te an die­sem Mor­gen auf dem Fens­ter­brett nach Süden eine Zebra­spring­spin­ne von höchs­tens 2 Gramm Gewicht. Sie spa­ziert dort unter mei­nen Augen furcht­los auf und ab. Mög­li­cher­wei­se ist sie kürz­lich erst durch die Luft geflo­gen oder aber den gan­zen Win­ter über in mei­ner Nähe gewe­sen, ohne dass ich sie bemerk­te. Für einen Moment hal­ten wir bei­de inne und schau­en in Rich­tung der Däm­me­rung. Eine Stra­ßen­bahn kommt um die Kur­ve gefah­ren, es ist die ers­te Stra­ßen­bahn die­ses Tages. Ich schlie­ße die Fens­ter. Mit die­ser ers­ten Stra­ßen­bahn kommt der Tag in die Nacht, Vögel stei­gen aus und hocken sich in Bäu­me und sin­gen, wäh­rend Flie­gen und Fal­ter aus mei­ner Woh­nung flüch­ten, um ein­zu­stei­gen und rasch davon­zu­fah­ren. Ich soll­te mor­gens ein­mal auf die Stra­ße tre­ten und zur Hal­te­stel­le gehen und war­ten, da nun die ers­te Fahrt der Linie 16 ein­tref­fen und der Fah­rer von Nacht­fal­tern bedeckt sein wird, und die Sit­ze und Lam­pen, und auch die Arbei­ter und Arbei­te­rin­nen der Früh­schicht. Dich­te, bit­te­re, stau­bi­ge Luft, ein sono­res Sum­men zehn­tau­sen­der Flü­gel. Klei­ne, har­te Käfer­kör­per stür­men durch wei­chen, flie­gen­den Fal­ter­wald, ping, pong, ping. — stop

ping

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schatten

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echo : 0.22 — Vor eini­gen Jah­ren stell­te ich mir vor, wie ich eines Tages erwa­che und jedes Wort erin­nern kön­ne, das ich von die­sem Moment des Erwa­chens an den­ken wür­de, erin­nern jedes mei­ner Selbst­ge­sprä­che, auch jene Gedan­ken, die ich nie wirk­lich bemer­ke, weil sie so schnell vor­über­zie­hen, dass ich sie vor­dem bereits ver­ges­sen habe, in dem ich mich schon in dem nächs­ten Gedan­ken­zim­mer befin­de. Nichts, über­leg­te ich, wür­de von die­sem Moment an noch ver­lo­ren gehen. Auch alle Sät­ze nicht, die ich hören oder lesen wer­de, sobald ich das Haus ver­las­se, Notiz­zet­tel, Ein­kaufs­lis­ten, Frag­men­te von Zei­le zu Zei­le fal­len­der Anzei­ge­ta­feln an Flug­hä­fen oder Bahn­hö­fen, Zei­tungs­ar­ti­kel, Film­dia­lo­ge, alles das wür­de gespei­chert sein und könn­te zu jeder Zeit in genau der Rei­hen­fol­ge wie­der­holt wer­den, in der es von lei­sen Wör­ter­stim­men auf­ge­zeich­net wur­de. Ich frag­te, was wür­de mit mir gesche­hen? Wie lan­ge Zeit könn­te ich mit die­sem Ver­mö­gen aus­ge­stat­tet über­le­ben? In wel­cher Art und Wei­se wür­de ich mich erin­nernd durch mei­ne Ver­zeich­nis­se bewe­gen? Wür­de ich nicht viel­leicht in einem die­ser Maga­zi­ne auf der Suche nach einem Wort, einem Satz, einer Erin­ne­rung, für immer ver­schwin­den? — stop

ping

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am radio

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zou­lou : 0.08 — Als ich das Radio ein­schal­te­te, hör­te ich, bei Ryan­air, einer Flug­ge­sell­schaft, sol­len die Stück­kos­ten, dem­zu­fol­ge die Kos­ten je trans­por­tier­ten Pas­sa­giers, erneut dra­ma­tisch gesun­ken sein. Wei­ter­hin wür­den in einem Land des Fer­nen Ostens bald Züge über das Land rasen, die stets sehr pünkt­lich sein wer­den, da sie auch von sich selbst mor­den­den Men­schen nie­mals auf­zu­hal­ten sind, sie fah­ren immer wei­ter und wei­ter zu. Auf der ers­ten Sei­te einer spa­ni­schen Pro­vinz­zei­tung sei ein leicht­ge­wich­ti­ger Hund zu sehen, der im Moment sei­ner Auf­nah­me von einer Elek­tro­droh­ne über ein Haus­dach beför­dert wur­de. Die Zahl der hun­gern­den Men­schen auf die­ser Welt wür­de im kom­men­den Jahr erfreu­li­cher­wei­se um 10 Mil­lio­nen auf unter 800 Mil­lio­nen Men­schen sin­ken. Das war ges­tern. — stop
ping

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schirme

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oli­mam­bo : 7.08 — Träu­me schei­nen sich zu ver­hal­ten wie Fall­schir­me kurz nach einer Lan­dung. Für einen Moment zei­gen sie sich noch in ihrer vol­len Pracht, dann sin­ken sie in sich zusam­men, wer­den weni­ger und weni­ger, bis sie fast ganz unsicht­bar gewor­den sind. – stop

ping

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winterherz

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alpha : 6.52 — Neh­men wir ein­mal an, es exis­tier­ten Men­schen, die je über ein schla­gen­des, also ein akti­ves Herz ver­fü­gen und außer­dem über ein war­ten­des Herz, das ganz still im Brust­korb liegt, klein, gefal­tet, ein Alters­herz oder ein Win­ter­herz. Von die­ser Vor­stel­lung woll­te ich in der ver­gan­ge­nen Nacht einem klei­nen Mann ira­ni­scher Her­kunft erzäh­len. Aber kaum hat­te ich Luft geholt und mei­nen ers­ten Satz zu Ende gespro­chen, begann der klei­ne Mann sei­ner­seits eine Geschich­te zu erzäh­len. Er sag­te, er habe Merk­wür­di­ges erlebt, das Fest­netz­te­le­fon sei­ner Woh­nung sei gestört gewe­sen, er habe des­halb die Tele­fon­ge­sell­schaft über sein Mobil­te­le­fon ange­ru­fen. Eine weib­li­che Stim­me habe sich bald gemel­det, die sich sehr freund­lich mit ihm unter­hal­ten habe in der Art und Wei­se, dass sie Fra­gen stell­te. Sie frag­te zum Bei­spiel: Könn­ten Sie bit­te Ihr Pro­blem genau beschrei­ben. Oder sie erkun­dig­te sich, ob sei­ne Inter­net­ver­bin­dung noch funk­tio­nie­ren wür­de, ob sein Tele­fon über aus­rei­chen­de Strom­ver­sor­gung ver­fü­ge, wie lan­ge Zeit er in etwa nicht mit sei­nem Tele­fon tele­fo­niert habe. Das Gespräch dau­er­te, so erzähl­te der klei­ne Mann, eini­ge Minu­ten, bis er bemerk­te, dass tat­säch­lich eine Maschi­nen­stim­me zu ihm sprach. Wei­te­re drei Minu­ten ver­stri­chen, dann habe er sich vor­sich­tig erkun­digt, ob er mit einem mensch­li­chen Wesen der Tele­fon­zen­tra­le ver­bun­den wer­den könn­te. In die­sem Moment brach das Pro­gramm die Unter­hal­tung ab. Es wur­de still am Tele­fon, kei­ne Fra­gen, kei­ne Ant­wor­ten, kurz dar­auf war ein Pfei­fen zu hören. Und das soll nun einer am frü­hen Mor­gen noch ver­ste­hen. Der Him­mel leicht bewölkt. — stop

melly

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ein ball

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whis­key : 0.12 — Ein­mal beob­ach­te­te ich in New York einen Mann, wie er das Ver­hal­ten eines Bal­les in einem Wag­gon der Sub­way stu­dier­te. Es war ein son­ni­ger Tag im Janu­ar, ich fuhr gera­de mit der Linie N Rich­tung Coney Island, als der Mann, der mir im Zug unmit­tel­bar gegen­über Platz genom­men hat­te, einen roten Ball, von wei­ßen Punk­ten bedeckt wie ein Flie­gen­pilz, aus einer Tasche hol­te und auf den Boden leg­te. Sofort roll­te der Ball gegen die Fahrt­rich­tung davon, ver­lor sich zunächst zwi­schen den gestie­fel­ten Bei­nen eini­ger Rei­sen­der, war dann für einen Moment nicht zu sehen, sodass der Mann, der den Ball frei­ge­las­sen hat­te, sich nach vorn beu­gen muss­te, um ihn wie­der in den Blick zu bekom­men. Kurz dar­auf kehr­te der Ball zurück, beschrieb einen wei­ten Bogen, stieß mehr­fach gegen die Füße einer schla­fen­den Frau, die die Berüh­run­gen des Bal­les aber nicht zu bemer­ken schien und ein­fach wei­ter­schlief. Indes­sen ver­zeich­ne­te der Mann mit­tels eines Blei­stif­tes den Weg des Bal­les durch den Wag­gon in ein Notiz­buch, schar­fe Rich­tungs­wech­sel, enge Krei­se, oder auch ruhi­ge­re Bewe­gun­gen des Bal­les über den Gang des Wag­gons wur­den in die­ser Wei­se prä­zi­se doku­men­tiert. Ein­mal nahm ein Kind den Ball in sei­ne Hän­de, da mach­te der Mann an dem Ort, da der Ball den Boden ver­ließ, ein Kreuz auf sein Papier. Nach einer hal­ben Stun­de stieg der Mann aus dem Zug, und ich dach­te noch, dass ich die­sem Mann und sei­nem Ball viel­leicht nie wie­der begeg­nen wür­de. Ich notier­te: Hier in New York begeg­net man stän­dig Men­schen, die man nie wie­der sehen wird. Drei Tage spä­ter bemerk­te ich einen roten Ball mit wei­ßen Punk­ten auf einer Fäh­re nach Sta­ten Island, er roll­te lang­sam über das Hur­ri­ca­ne-Deck. — stop

ping

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chicago

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tan­go : 6.05 — Im Pal­men­gar­ten abends bei leich­tem Regen auf einer Bank. Neben mir saß ein Mann, der mich nicht sehen, aber hören konn­te. Ich bemerk­te nicht sofort, dass er blind war, weil ich unter einem Regen­schirm saß, auch der Mann hat­te einen Regen­schirm über sich auf­ge­spannt. Kaum hat­te ich Platz genom­men, notier­te ich zunächst eine Lis­te von Büchern in mein Note­book, die sich mit der Arbeits­welt der Men­schen beschäf­ti­gen. Sie schrei­ben schnell, sag­te der Mann plötz­lich, sie sind wohl geübt. Sie haben viel­leicht etwas im Kopf, das sie los­wer­den wol­len. Als ich mich dem Mann zuwen­de­te, bemerk­te ich, dass er den Regen­schirm in eine lang­sa­me Dre­hung ver­setzt hat­te, sein Gesicht konn­te ich nicht erken­nen. Wenn das mei­ne Schreib­ma­schi­ne wäre, könn­te ich Ihnen genau sagen, was sie gera­de geschrie­ben haben. Ich kann hören, was mei­ne Schreib­ma­schi­ne schreibt. Der Mann mach­te eine kur­ze Pau­se. Was haben sie denn auf­ge­schrie­ben, woll­te er dann wis­sen. Ich ant­wor­te: Eini­ge Namen, Namen, die sie viel­leicht schon ein­mal gele­sen haben. Mel­ville. Bukow­ski. Upt­on Sin­clair. Max von der Grün. – Gele­sen nicht, ant­wor­te­te der Mann, aber gehört habe ich zwei der Namen. Upt­on Sin­clairs Dschun­gel­buch exis­tiert in eng­li­scher Spra­che als Hör­buch für Blin­de oder für Men­schen, die nicht lesen wol­len. Ich wür­de ger­ne lesen, aber das geht ja nicht so leicht, wenn man nichts sieht. Der Mann lach­te. Ich höre dem Regen ger­ne zu, aus mei­ner Sicht der Din­ge ist das so, als wür­de der Regen schrei­ben, hören Sie, wie es reg­net, wie es schreibt. Ist das nicht wun­der­bar! – Ich frag­te den Mann, ob er denn lesen oder hören kön­ne, was der Regen genau notiert in die­sem Augen­blick. – Aber natür­lich, ant­wor­te­te der Mann, es ist mit jedem Regen etwas ande­res, nicht wahr, der Regen, der auf das Meer fällt, erzählt etwas ande­res, als die­ser Regen hier, der über einem klei­nen See nie­der­geht. Für einen Moment stand der Regen­schirm neben mir ganz still. Ich hör­te ein Flüs­tern: Die­ser Regen hier erzählt von Chi­ca­go. — stop

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lilly

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del­ta : 0.05 — Ich woll­te mit einem armen Men­schen spre­chen, woll­te erfah­ren, wie es ist, mit­tel­los gewor­den zu sein. Ich hat­te Glück, eine Bekann­te, die für die Bahn­hofs­mis­si­on arbei­tet, erwähn­te eine selt­sa­me Frau, Lil­ly, die sich seit Mona­ten auf den Bahn­stei­gen 22, 23 oder 24 gewöhn­li­cher­wei­se auf­hal­ten wür­de, sie sei sehr lieb und sehr arm und wür­de ger­ne erzäh­len. Ich ent­deck­te Lil­ly auf einer Bank sit­zend, Bahn­steig 18, sie war zunächst eher scheu gewe­sen, aber dann doch bereit sich mit mir zu unter­hal­ten. Ja, Lil­ly. Sie spricht schnell, wenn sie spricht, und sie schämt sich ein biss­chen, viel­leicht des­halb, weil sie ahnt, dass sie nicht so gut riecht, wie sie ger­ne rie­chen möch­te, und ihr Haar, das hell gewor­den ist an der ein oder ande­ren Stel­le, scheint feucht und kleb­rig gewor­den zu sein vom Talg. Ich fas­se zusam­men, was Lil­ly etwas durch­ein­an­der her­umer­zähl­te. Wenn eine Frau arm gewor­den sei, wenn eine Frau auf der Stra­ße leben müs­se, erklär­te Lil­ly, soll­te sie zunächst ver­su­chen, solan­ge Zeit wie mög­lich ihren Sta­tus der Armut zu ver­ber­gen, sie soll­te so wir­ken, als habe sie noch Geld zur Ver­fü­gung, als sei alles in Ord­nung, dann wür­de man sie aus den War­te­räu­men eines Bahn­ho­fes bei­spiels­wei­se oder eines Flug­ha­fens nicht ver­trei­ben. Sie tra­ge aus genau die­sem Grund noch immer einen Hosen­an­zug, manch­mal, bei gnä­di­gem Licht, wir­ke sie so, als wür­de sie zur Arbeit gehen oder soeben von der Arbeit kom­men. Mei­ne Schu­he sind geputzt, und wenn ich sie scho­nen wer­de, soll­ten sie doch noch lan­ge Zeit als Schu­he einer erfolg­rei­chen Frau erschei­nen. Ich habe gelernt, im Sit­zen zu schla­fen, weiß jeder­zeit, wo ich mich waschen könn­te, auch mei­ne Blu­se, mei­ne Strümp­fe, es ist sehr anstren­gend, mich selbst und mei­ne Klei­dung in all­ge­mein zugäng­li­chen Toi­let­ten­räu­men zu säu­bern, immer­zu bin ich erschöpft, nie­mand kennt mich per­sön­lich, weiß, woher ich kom­me, ahnt, wer ich ein­mal gewe­sen bin. Ich esse spar­sam, ich esse, was ich fin­de, und trin­ke aus öffent­li­chen Brun­nen. Ich darf nicht rau­chen, ich darf kei­nen Alko­hol trin­ken, das ist ja selbst­ver­ständ­lich in mei­ner Lage! Ein­mal im Jahr neh­me ich einen Zug und fah­re im Win­ter nach Süden, ein wei­te­res Mal fah­re ich im Som­mer nach Nor­den, aber das ist nur aus­ge­dacht. Ich lese Zei­tun­gen, die ich da und dort ent­de­cke. Ich spre­che mit den Tau­ben, lei­se, sehr lei­se, damit ich nicht ver­rückt wer­de. In mei­nem Kof­fer befin­det sich eine zwei­te Blu­se, und dies und das und ein Paar Turn­schu­he, ein Hals­tuch in roter Far­be, ein Hals­tuch in gel­ber Far­be, ein Hals­tuch in blau­er Far­be, das grü­ne Tuch tra­ge ich gera­de in die­sem Moment, ich habe einen schö­nen Hals, nicht wahr! Ja, ich darf nicht rau­chen und nicht trin­ken und nicht ver­rückt wer­den, das ist drin­gend, ich muss bei mir sein, ich fürch­te Schlaf­häu­ser, ich fürch­te die­se schreck­li­chen Schlaf­häu­ser, ich bin mir nicht sicher, ob ich noch bin. — stop

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minutenbild

pic

hima­la­ya : 3.12 — In einer Schub­la­de mei­nes Vaters ent­deck­te ich Blei­stif­te, Spit­zer, Linea­le, Rechen­schie­ber, Uhren und eine Tril­ler­pfei­fe. Zwei Kleb­stoff­tu­ben, hart wie Stein, waren nie geöff­net wor­den. In einer Schach­tel von Metall eine Hand­voll Bat­te­rien. Sie gehör­ten zu einem Blut­druck­mess­ge­rät, das ich sel­ten beach­te­te, solan­ge mein Vater noch leb­te. Es war ein Gerät für alte Leu­te, schein­bar unsicht­bar für die Augen eines jun­gen Man­nes. Ich erin­ne­re mich, bei­na­he hät­te ich die­ses Minu­ten­bild ver­ges­sen, wie mein Vater vor sei­nem Schreib­tisch sitzt, die Man­schet­te des Prüf­ge­rä­tes um den lin­ken Arm gelegt. Das Geräusch einer Pum­pe ist zu hören, ein Brum­men. Wie mein Vater nun reg­los war­tet auf den Moment, da das Gerät die Umklam­me­rung sei­nes Armes lockern wird, ein scheu­er Blick, so stel­le ich mir vor, auf Leucht­zif­fern, deren Bedeu­tung er fürch­te­te oder über die er sich freu­te. Vor eini­gen Wochen fand ich in einem Ord­ner lan­ge Zah­len­rei­hen in Tabel­len, die der alte Mann selbst ange­fer­tigt hat­te. Sei­ne akku­ra­te Schrift, jede Zei­le ein Zeug­nis von Über­win­dung, ein Beweis, dass mein Vater sich küm­mer­te, dass er kein Flüch­ten­der gewe­sen war. — stop

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