Aus der Wörtersammlung: nachricht

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basra paris

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zou­lou : 1.12 — Ein Mäd­chen sitzt auf einer Trep­pe an der Place de la Bas­til­le, sie schreibt in ein Schul­heft. Es ist Abend gewor­den. Eine Kame­ra nähert sich. Das Mäd­chen hält ein Schul­heft vor das Objek­tiv der Kame­ra. Ich schrei­be, sagt sie, Tin­te muss flie­ßen anstatt Blut, Tin­te muss flie­ßen anstatt Blut. Das wer­de ich solan­ge schrei­ben, bis mein Heft gefüllt sein wird. — An dem­sel­ben Abend erzählt mir ein Freund von Naa­sem M.. Er soll im Alter von 18 Jah­ren nahe Bas­ra als Sol­dat gekämpft und einen Lun­gen­flü­gel ver­lo­ren haben. Auch in die­sem Jahr, wie vie­le Jah­re zuvor, habe er sich kurz vor Mit­ter­nacht zum Jah­res­wech­sel sehr gro­ße Kopf­hö­rer auf­ge­setzt und Jazz­mu­sik gehört. Von Ebo­la ist in den Nach­rich­ten kaum noch die Rede. Leich­ter Schnee­fall. — stop
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vor neufundland 06.06.02 uhr : benny goodman

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tan­go : 6.28 — Noe mel­det sich am frü­hen Mor­gen. Ver­mut­li­che Tie­fe: 822 Fuß. Posi­ti­on: 77 See­mei­len süd­öst­lich der Küs­te Neu­fund­lands seit nun­mehr 1440 Tagen im Tief­see­tauch­an­zug unter Was­ser. ANFANG 06.05.02 | | | > s t o p nicht auf­ge­ben. s t o p den kopf nicht ver­lie­ren. s t o p pfei­fen. s t o p duke elling­ton. s t o p ben­ny good­man. s t o p ver­dammt. s t o p t h r e e y e l l o w f i s h e s i n l o v e t o p l e f t . s t o p von zeit zu zeit schrei­be ich rück­wärts. s t o p wer­de ich je wie­der land sehen? s t o p habe lan­ge zei­ten kei­ne ster­ne gese­hen. s t o p die ster­ne sind rund. s t o p zar­te fin­ger von licht. s t o p ich höre Vögel. | | | ENDE 06.06.10

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ai : IRAN

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MENSCH IN GEFAHR: „Der ira­nisch-ame­ri­ka­ni­sche Jour­na­list Jason Rezai­an befin­det sich seit sechs Mona­ten im Tehe­ra­ner Evin-Gefäng­nis in Ein­zel­haft. Er hat kei­nen Zugang zu einem Rechts­bei­stand, wur­de aber am 6. Dezem­ber zum ers­ten Mal vor Gericht gestellt. Er ist ein gewalt­lo­ser poli­ti­scher Gefan­ge­ner. / Jason Rezai­an, ein Iran-Kor­re­spon­dent der Washing­ton Post, wur­de am Abend des 22. Juli zusam­men mit sei­ner Frau Yega­neh Salehi, die für die Zei­tung The Natio­nal aus den Ara­bi­schen Emi­ra­ten schreibt, von Sicher­heits­kräf­ten in Zivil fest­ge­nom­men. Das Haus des Ehe­paars wur­de durch­sucht und ihre Päs­se kon­fis­ziert. Etwa einen Monat spä­ter erst wur­de die Fami­lie von Jason Rezai­an und Yega­neh Salehi über den Ver­bleib der bei­den infor­miert. Yega­neh Salehi kam im Okto­ber auf Kau­ti­on frei. Jason Rezai­an wur­de sei­nem Bru­der Ali Rezai­an zufol­ge mehr­mals ver­hört. Ein von der Fami­lie beauf­trag­ter Rechts­bei­stand hat bis­lang kei­ne Erlaub­nis erhal­ten, Jason Rezai­an zu besu­chen oder sei­ne Gerichts­ak­ten ein­zu­se­hen. Bei der Gerichts­ver­hand­lung am 6. Dezem­ber, die laut Ali Rezai­an einen gan­zen Tag lang ange­dau­ert haben soll, wur­de Jason Rezai­an ledig­lich ein Dol­met­scher und kein Rechts­bei­stand zur Ver­fü­gung gestellt. Zudem wur­de er auf­ge­for­dert, ein Doku­ment zu unter­zeich­nen, in dem er sich der Ankla­gen schul­dig bekennt. Was Jason Rezai­an vor­ge­wor­fen wird oder war­um, ist nicht bekannt. / Seit sei­ner Fest­nah­me wird Jason Rezai­an im Evin-Gefäng­nis in Ein­zel­haft fest­ge­hal­ten. Dort darf ihn sei­ne Fami­lie nur gele­gent­lich besu­chen. Er lei­det unter Blut­hoch­druck und muss des­halb täg­lich Medi­ka­men­te ein­neh­men. / In einem Inter­view mit der Nach­rich­ten­agen­tur Euro­News am 6. Novem­ber wur­de der Vor­sit­zen­de des ira­ni­schen Obers­ten Rats für Men­schen­rech­te, Moham­mad Javad Lari­ja­ni, gefragt, wann Jason Rezai­an frei­ge­las­sen wer­de. Nach sei­ner Ein­schät­zung hät­te dies “in weni­ger als einem Monat” gesche­hen müs­sen. Kaum eine Woche spä­ter sag­te jedoch der Stell­ver­tre­ter der Obers­ten Jus­tiz­au­to­ri­tät des Irans, Hadi Sadeghi, dass die Ermitt­lun­gen im Fall Jason Rezai­an noch im Gan­ge sei­en und dass die­se län­ger als einen Monat dau­ern kön­nen. Die ira­ni­schen Behör­den haben bis­her nichts über die Grün­de für die Fest­nah­me von Jason Rezai­an ver­lau­ten las­sen.“ — Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen sowie emp­foh­le­ne schrift­li­che Aktio­nen, mög­lichst unver­züg­lich und nicht über den 20. Janu­ar 2015 hin­aus, unter »> ai : urgent action

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vor neufundland 18.02.12 uhr : sterne

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zou­lou : 3.58 — Leich­ter Regen, kaum Wind. In der Ukrai­ne, wei­te­re Gefech­te. Es wird berich­tet, dass zivi­le Men­schen ster­ben, doch nie­mand kön­ne mit Sicher­heit sagen, vom wem sie getö­tet wur­den, aber sie sind tot. — Funk­spruch Noes kurz vor Mit­ter­nacht. Ver­mut­li­che Tie­fe: 858 Fuß. Posi­ti­on: 78 See­mei­len süd­öst­lich der Küs­te Neu­fund­lands seit nun­mehr 1417 Tagen im Tief­see­tauch­an­zug unter Was­ser. Ich hör­te sei­ne schep­pern­de Stim­me. Fol­gen­de Bot­schaft: ANFANG 18.02.12 | | | > leich­te bewe­gung. s t o p schwin­gen. s t o p auf und ab und seit­wärts. s t o p schlin­gern. s t o p ein hur­ri­ca­ne viel­leicht. s t o p hur­ri­ca­ne char­lie. s t o p oder fred. s t o p oder hil­la­ry. s t o p ist es mög­lich dass ich bald eine nach­richt erhal­te wer­de? s t o p ob mir jemand zuhört? e n o r m o u s g r e y f i s h s t r a i g h t a h e a d . s t o p habe lan­ge zei­ten kei­ne ster­ne gese­hen. s t o p die ster­ne sind rund. s t o p zar­te fin­ger von licht. s t o p füh­ler. s to p ob yoko noch lebt? — s t o p | | | ENDE 18.04.01

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milanomaki

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echo : 0.18 — Wäh­rend eines Spa­zier­gangs im bota­ni­schen Gar­ten hör­te ich, man habe zuletzt im Jahr 2000 eine bis­her nicht bekann­te Struk­tur der mensch­li­chen Hand ent­deckt, das liga­men­tum meta­car­pa­le pol­li­cis, ein Band, wel­ches die Sta­bi­li­tät der Dau­men­be­we­gung erhö­he. Bis­her hat­te ich ange­nom­men, die Ana­to­mie des mensch­li­chen Kör­pers sei bereits seit Jahr­zehn­ten rest­los auf­ge­klärt. – stop. Es ist jetzt kurz nach Mit­ter­nacht, Count Basie: At the Aqua­ri­um. Vor weni­gen Minu­ten erreich­te mich eine E‑Mail. Mila­n­o­ma­ki notiert > : Ich soll­te ein Ohren­mensch sein. Ich sit­ze mit leicht zur Sei­te geneig­tem Kopf und höre zu, einem Men­schen viel­leicht oder einer Flie­ge, die über mir im Luft­raum turnt. Oder ich ste­he in einem Zim­mer ganz still, um so prä­zi­se wie mög­lich den­ken zu kön­nen. Kurz dar­auf set­ze ich mich an einen Schreib­tisch und mache vie­le Wör­ter, dann mache ich eine Pau­se, dann lese ich alles das Notier­te noch ein­mal durch, dann strei­che ich so vie­le Wör­ter mit dem Kopf, wie mög­lich ist, um bald wie­der nur einen Strich vor mir auf dem Papier vor­zu­fin­den. Ich habe viel erlebt. — stop

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vor neufundland 3.05.22 uhr : schirokko

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ulys­ses : 4.05 — Ruhi­ge Nacht. Lek­tü­re: Ste­wart O’Nan Last Night at the Lobs­ter. Unter­des­sen Funk­spruch Noes, ich notie­re: 3.05.22 | | | > fan­gen wir noch ein­mal von vor­ne an. s t o p ich hei­ße noe. s t o p tie­fe 82 meter vor neu­fund­land. s t o p ich bin glück­lich. s t o p könn­te sein dass ich nicht ganz bei ver­stand bin. s t o p ich habe den ein­druck zu träu­men. g r a m o p h o n e f r o m a b o v e. s t o p ob mir jemand zuhört? s t o p ob jemand liest was ich schrei­be? s t o p wie oft schon habe ich das wort s c h i r o k k o mit mei­nem fin­ger in das was­ser ein­ge­tra­gen um das wort schi­rok­ko nicht zu ver­lie­ren. e n o n o r m o u s b l u e f i s h w i t h y e l l o w e y e s s t r a i g h t a h e a d. s t o p ich kann das wort g l ü h b i r n e gut erin­nern. s t o p < | | | ENDE 3.07.01

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polaroidrose2

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ein brief

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india : 5.56 — Ich ent­deck­te eine Nach­richt in mei­nem Brief­kas­ten, eine nicht zustell­ba­re Sen­dung wür­de im Post­amt auf mich war­ten. Einen Tag spä­ter, so gut wie sofort, war ich dort gewe­sen. Ich stand in einer Schlan­ge von Men­schen und über­leg­te, um wel­che Sen­dung, die auf mich in nächs­ter Nähe war­te­te, es sich han­deln könn­te. Es war ein neb­li­ger Tag. Möwen waren vom Fluss her tief in die Stadt vor­ge­drun­gen. Obwohl eigent­lich eher scheue Per­sön­lich­kei­ten, hock­ten sie auf dem Fens­ter­sims des Post­am­tes, als wür­den sie uns beob­ach­ten, Men­schen, wie sie war­te­ten, in dem sie lang­sam in eine Rich­tung zu einer Schal­ter­rei­he vor­rück­ten. Es war eine län­ge­re Schlan­ge. Ich hol­te mein Mobil­te­le­fon her­aus und las in einer Zei­tung, dass in einer nörd­lich der Stadt Bag­dad gele­ge­nen Gegend Senf­gas ent­deckt wor­den sein soll zu einem Zeit­punkt, da es nicht exis­tier­te. Es ist sehr merk­wür­dig, man kann sich in einem Bericht die­ser Art ver­lie­ren und kommt doch gut vor­an in einer Schlan­ge von Men­schen, ohne berührt zu wer­den. Nach einer Vier­tel­stun­de war ich am Ziel ange­kom­men, ein Schal­ter­be­am­ter, der sich ganz offen­sicht­lich freu­te, über­reich­te mir einen win­zi­gen Brief. Der Brief war der­art klein, dass er zunächst zwi­schen der Bee­re des Zei­ge­fin­gers und der Dau­men­spit­ze des Man­nes, die den Brief fixier­ten, voll­stän­dig ver­schwand. Kurz dar­auf hob er den Brief mit­tels einer Pin­zet­te in die Luft, um ihn auf dem Tre­sen vor mir abzu­le­gen. Der Mann reich­te mir eine Lupe, ich sol­le mich ver­ge­wis­sern, die Brief­mar­ke feh­le. Tat­säch­lich war auf der Anschrif­ten­sei­te des Kuverts mein voll­stän­di­ger Name und mei­ne Adres­se ver­merkt, eine Brief­mar­ke aber war nicht zu ent­de­cken, ver­mut­lich des­halb, weil Brief­mar­ken für Brie­fe die­ser Grö­ße noch nicht aus­ge­lie­fert wor­den sind. Der Beam­te sag­te, dass es sich bei die­sem Brief, um den kleins­ten Brief han­de­le, den er je bear­bei­tet haben wür­de, ich soll­te ihn gut ver­wah­ren: 65 Cent. Der Brief liegt jetzt auf mei­nem Küchen­tisch. Ich habe ihn noch immer nicht geöff­net. Es ist kurz vor fünf Uhr. Wie­der Nebel. — stop
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am nachttisch

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india : 3.02 — Ich träum­te von Win­ter­flie­gen. Als ich auf­wach­te, erin­ner­te ich mich, vor Jah­ren ein­mal über Win­ter­flie­gen nach­ge­dacht zu haben. Ich notier­te Fol­gen­des: Die Gat­tung der Win­ter­flie­gen soll­te in eisi­ger Umge­bung exis­tie­ren, in Höh­len, die sie mit ihren Flie­gen­fü­ßen per­sön­lich in den Schnee ein­gra­ben. Viel­leicht, das ist mög­lich, sind Win­ter­flie­gen von Natur aus eher küh­le Wesen, oder aber sie tra­gen einen wär­men­den Pelz, ein Fell, wie das der Eis­bä­ren, wei­che, wei­ße Män­tel von Haut und Haar, die ihre äußerst lang­sam schla­gen­den Her­zen schüt­zen. Die­se Flie­gen, dach­te ich, wer­den ein­hun­dert Jah­re oder älter, sie könn­ten sich von feins­ten Stäu­ben ernäh­ren, vom Plank­ton, das aus den vom Wind gebeug­ten Wäl­dern ange­flo­gen kommt, von Moo­sen, Bir­ken­pol­len, vom Kot­sand nor­di­scher Füch­se. Ich stell­te mir vor, sie sind weiß, so weiß, dass man sie nicht sehen wird, wenn sie über den Schnee spa­zie­ren. Man wird mei­nen, der Schnee bewe­ge sich selbst oder es wäre der Wind, der den Schnee bewegt, statt­des­sen sind es die Flie­gen, die nicht grö­ßer sind als jene Flie­gen, die nacht­wärts im Som­mer aus einem Apfel stei­gen. – Ein ruhi­ger Tag, Augen zu, warm, Son­ne. — Abends sit­ze ich in der Küche am Tisch. Ich öff­ne eine Schreib­ma­schi­ne, die ich vor drei Jah­ren aus dem akti­ven Schreib­ma­schi­nen­le­ben in mein Schreib­ma­schi­nen­mu­se­um trans­fe­rier­te, um nach­zu­se­hen, ob ich sie viel­leicht noch ein­mal in Gang set­zen könn­te. Klei­ne Schrau­ben tür­men sich zu einem Berg, es riecht nach Metall, nach Zinn, wie in der Kind­heit, wenn ich mei­ne Nase an Radio­ge­rä­te drück­te. An der Wand in nächs­ter Nähe hockt Esme­ral­da, sie scheint mich zu beob­ach­ten oder das Inne­re der Schreib­ma­schi­ne. Aus dem Neben­zim­mer drin­gen noch immer Kampf­ge­räu­sche, Schüs­se von Geweh­ren, hel­le Töne, als wür­den Kie­sel­stei­ne anein­an­der schla­gen. Auch gro­ße Kali­ber sind zu ver­neh­men, deren genaue Bezeich­nun­gen ich nicht ken­ne, Mör­ser viel­leicht, Pan­zer­ka­no­nen, Maschi­nen­waf­fen. Ein Mann, ich möch­te sei­nen Deck­na­men an die­ser Stel­le nicht ver­zeich­nen, sam­melt Fil­me in der digi­ta­len Sphä­re, die er zu end­lo­sen Ket­ten knüpft, Sze­nen aus dem syri­schen Bür­ger­krieg, zuletzt von dem Kampf um Kobanê. Per­so­nen ste­hen auf einer Stra­ße, sie feu­ern auf Häu­ser, plötz­lich fal­len sie um. Ein jun­ger Mann hüpft vor dem Kör­per einer jun­gen Frau, die auf dem Rücken liegt, ein Teil ihres Gesich­tes fehlt. Der jun­ge Mann preist Gott, er stellt sei­nen Stie­fel auf die Brust der jun­gen Frau, die ver­mut­lich, nein sicher, gegen ihn kämpf­te. Bär­ti­ge Män­ner eilen gebückt über Fel­der, einem der Män­ner fliegt ein Arm davon. — stop

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vor neufundland 22.14.08 uhr : zarte finger von licht

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lima : 2.22 — Ges­tern am Abend seit lan­ger Zeit end­lich wie­der ein Funk­spruch Noes. Ver­mut­li­che Tie­fe: 855 Fuß. Posi­ti­on: 80 See­mei­len süd­öst­lich der Küs­te Neu­fund­lands seit nun­mehr 1356 Tagen im Tief­see­tauch­an­zug unter Was­ser. Ich hör­te sei­ne schep­pern­de Stim­me gegen 2 Uhr Mor­gens mit­tel­eu­ro­päi­scher Zeit über Kurz­wel­le. Ver­trau­te Sät­ze. Dann lan­ge Zeit gewar­tet. Fol­gen­de Bot­schaft: ANFANG 22.14.08 | | | > groß­ar­ti­ge aus­sicht. s t o p lang­sam auf­stei­gen­der wal. s t o p muschel­rü­cken. s t o p kra­ter­haut. s t o p als wür­de der mond vor­über­zie­hen. s t o p lan­ge zei­ten der stil­le. s t o p lan­ge zei­ten ohne einen gedan­ken ohne einen wunsch ohne eine erin­ne­rung. s t o p blick ins was­ser. s t o p zar­te fin­ger von licht. s t o p ob mir jemand zuhört? s t o p < | | | ENDE 22.16.58

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ohne radioradar

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nord­pol : 1.55 — Eine stil­le Arbeits­nacht. Auf dem Tisch in der höl­zer­nen Küche unter dem Dach sta­peln sich Ton­spu­len, die ich nach Zeit­punkt der Auf­nah­me oder den Namen der Per­so­nen, die ich befrag­te, sor­tier­te: Katin­ka 1 — 3. Vor weni­gen Minu­ten war ich kurz ein­ge­schla­fen, ohne vom Stuhl zu fal­len. Balan­ce scheint mög­lich zu sein, oder ich habe nicht sehr tief geschla­fen. Als ich erwach­te, saß Esme­ral­da vor mir auf dem Tisch. Sie betrach­te­te mich. Ihre Füh­ler­au­gen beweg­ten sich äußerst lang­sam auf und ab. Dann setz­te sie sich in Bewe­gung, wen­de­te sich einer Bana­ne zu, die auf dem Tel­ler lag, dort schien sie bald ein­ge­schla­fen zu sein. Ich kann sie der­zeit berüh­ren, ihren schim­mern­den Leib, sie flüch­tet nicht, sie ist kühl und sie riecht nach Eisen und Regen und etwas nach Salz. Ges­tern hat­te ich mich wie­der ein­mal gefragt, ob Esme­ral­da viel­leicht in der Lage sei, zu hören. Ich mach­te mich sofort auf den Weg zum Com­pu­ter, um nach­zu­for­schen, ob Schne­cken über ein Gehör ver­fü­gen. Dann klin­gel­te das Tele­fon, eine Stun­de spä­ter erin­ner­te ich mich, dass ich nach den Ohren der Schne­cken fra­gen woll­te. Heu­te aber ist eine sol­che Nacht, da ich nichts wis­sen will, auch nicht ob Esme­ral­da hören kann, wenn ich pfei­fe oder spre­che. In mei­ner Nähe, sie schla­fen ver­mut­lich gera­de, exis­tie­ren Per­so­nen, die nichts ahnen vom Mor­den in der Ukrai­ne, von Viren, die in Afri­ka Men­schen befal­len, von Flücht­lin­gen, die durch das Sing­schar — Gebir­ge irren. Sie lesen kei­ne Zei­tung, sie besit­zen weder Radio noch Fern­seh­ge­rät, aber sie lesen Bücher, die sich immer sehr weit hin­ter der Jetzt­zeit bewe­gen. — stop

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