Aus der Wörtersammlung: stunden

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schlafende wale

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nord­pol : 0.12 — Kurz nach Mit­ter­nacht. Notier­te fol­gen­den Text: „Das Meer ruhig. Nichts zu hören, nur das Bla­sen der Wale. Küh­les Geräusch von Was­ser, von Luft. Sie lie­gen um die Ret­tungs­in­sel her­um. Habe den Ein­druck, sie war­ten. 12 Tie­re. Gewal­ti­ge, wei­ße Kör­per. Hel­le Augen, schwarz gezeich­ne­te Flos­sen. Auch das Heck, schwarz. Längs, über den Rücken hin, eine hand­brei­te Zeich­nung, oran­ge­far­ben und exakt, als sei sie von einer Maschi­ne auf­ge­tra­gen. Sie wer­den ein oder zwei Stun­den unter Was­ser gewe­sen sein, viel­leicht waren es fünf, viel­leicht sechs, viel­leicht sie­ben Stun­den. Die Luft riecht nach Metall, nach Salz, nach Tang. Von Zeit zu Zeit tau­chen sie ab, kreu­zen unter der Insel, ohne uns zu berüh­ren, ohne das Was­ser zu bewe­gen, als woll­ten sie uns scho­nen. Auch Mrs. Ander­son, unbe­wegt. Kei­ne Raub­fi­sche. War­te auf Ret­tung. Joe Ellis hier — Joe Ellis — Rufe Lon­don.“ — In die­sen Tagen, da ich einen atlan­ti­schen Text ver­tie­fe, immer wie­der das Stau­nen dar­über, dass ich in einer Art und Wei­se über Wale schrei­be, als hät­te ich Jah­re an ihrer Sei­te schwim­mend zuge­bracht. – stop

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yanuk : zwergseerosen

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char­lie

~ : yanuk le
to : louis
sub­ject : ZWERGSEEROSEN
date : nov 8 08 10.25 p.m.

Drei lan­ge Stun­den geklet­tert, um Höhe 310 zu errei­chen. Kein Regen, aber Nebel, sehr dich­ter, küh­ler Nebel. Auf­stieg fort­ge­setzt. Ich konn­te die klei­nen Affen hören, ihr unent­weg­tes, lei­ses Knat­tern, mit dem sie sich ver­stän­di­gen, wenn sie sich nicht sehen kön­nen, eine Art Radar­spra­che, die nichts bedeu­tet, als: Hier bin ich, hier, am Ende des Geräu­sches! Sie haben mich beglei­tet. Neh­me an, auch ich war für sie unsicht­bar gewe­sen, aber sie konn­ten wohl mei­nen Atem hören, das Krat­zen mei­ner Fin­ger an der Rin­de, mein Schuh­werk, mein Äch­zen, wenn ich mich wei­ter­zie­hen muss­te. Kurz bevor wir Höhe 382 erreich­ten, wur­de es hel­ler, dann eine schar­fe Linie zwi­schen Dampf­luft und tro­cke­ner Luft. Es war ganz so, als hät­te ich mei­nen Kopf aus dem Was­ser gestreckt, als hät­te ich tage­lang getaucht. Die Affen waren schon da, begrüß­ten mich krei­schend. Sie sahen lus­tig aus, feuch­tes Fell, waren über und über mit Blü­ten bedeckt. Ich sage Dir, Mr. Lou­is, ein fan­tas­ti­scher Aus­blick. Aber­tau­sen­de Zwerg­see­ro­sen schwe­ben oder schwim­men auf der Ober­flä­che des Nebels. Ich weiß jetzt, wes­halb es in den ver­gan­ge­nen Tagen so düs­ter gewe­sen ist. Ich wer­de mich jetzt ein­rich­ten hier oben und etwas aus­ru­hen. — Cucur­ru­cu! Yanuk

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20.12 UTC
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yanuk : cucurrucu!

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tan­go

~ : yanuk le
to : louis
sub­ject : RAIN
date : oct 23 08 6.52 p.m.

Lie­ber Mr. Lou­is, froh bin ich, lesen zu dür­fen, dass Du wie­der Schlaf fin­den kannst. 38 Tage mit je nur ein oder zwei Stun­den der Ruhe, das ist eine lan­ge Zeit. Du musst wohl bald Gespens­ter gese­hen haben, ja, das neh­me ich an, Geis­ter oder sol­che Wesen, die eigent­lich nicht für Dich anwe­send sind. Ich kann nach­füh­len, wie schwer die­se Tage für Dich gewe­sen sein müs­sen. Auch ich schla­fe nicht gut zur­zeit. Seit acht Tagen Regen ohne Unter­bre­chung. Ver­las­se kaum das Zelt, stän­dig Geräu­sche des Was­sers. Kühl ist es gewor­den auf Höhe 286. Ich habe alles so weit vor­be­rei­tet, dass ich unver­züg­lich wei­ter klet­tern kann, sobald der Regen nach­ge­las­sen haben wird. Vor zwei Tagen hat­te ich einen Ver­such gewagt und mich auf den Weg gemacht. Aber der Stamm mei­nes Bau­mes und alle Gewäch­se, die ich übli­cher­wei­se nüt­ze, um mich fest­zu­hal­ten, sind so feucht, als sei­en sie Unter­was­ser­pflan­zen. Wun­de­re mich, dass ich Dei­ne Nach­richt über­haupt emp­fan­gen konn­te. Viel­leicht könn­test Du mir etwas Lite­ra­tur über­mit­teln. Wäre das mög­lich? Solan­ge ich nichts zu lesen habe, ver­trei­be ich mir die Zeit mit der Ret­tung von Amei­sen. Schwimmt eine an mei­nem Zelt vor­bei, bie­te ich ein Stöck­chen an oder ein Blatt und fische sie aus den Sturz­bä­chen her­aus. Sie sind alle sehr ähn­lich in der Art und Wei­se, wie sie sich trock­nen. Zunächst strei­fen sie sich das Was­ser von den Augen, dann bebt ihr Hin­ter­leib, eine unglaub­lich schnel­le Bewe­gung. Kaum zufrie­den, lau­fen sie im Zelt her­um und kämp­fen gegen wei­te­re zufrie­de­ne Art­ge­nos­sen. Ja, jeder kämpft hier gegen jeden, als hät­ten sie alle unter der Erfah­rung des Was­sers ihr Gedächt­nis ver­lo­ren. – Cucur­ru­cu! Yanuk

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20.58 UTC
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callas box

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alpha : 8.02 — Ges­tern Abend die Arbei­ten an Cal­las Box 2.0 auf­ge­nom­men. Such­te zwei Stun­den einen Zugang zur Struk­tur selt­sa­mer Codes, die ich vor Jah­ren notier­te.  — Frü­her Mor­gen jetzt. Ers­te Stra­ßen­bah­nen kreu­zen vor dem Fens­ter. Vom Dach her, durch den Kamin getra­gen, das Gespräch der Tau­ben. Für eini­ge Stun­den habe ich die schwe­re Mecha­nik der Zeit ver­ges­sen. — stop

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bryant park

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sier­ra : 8.57 — Es hat­te Stun­den lang gereg­net, jetzt dampf­te der Boden im süd­wärts vor­rü­cken­den Nord­licht, und das Laub, das alles bedeck­te, die stei­ner­nen Bän­ke, Brun­nen und Skulp­tu­ren, die Büsche und Som­mer­stüh­le der Cafés, beweg­te sich trock­nend wie eine abge­wor­fe­ne Haut, die nicht zur Ruhe kom­men konn­te. Boule­spie­ler waren vom Him­mel gefal­len, feg­ten ihr Spiel­feld, schon war das Kli­cken der Kugeln zu hören, Schrit­te, Rufe. Wie ich so zu den Spie­lern schlen­der­te, kreuz­te eine jun­ge Frau mei­nen Weg. Sie tas­te­te sich lang­sam vor­wärts an einem wei­ßen, sehr lan­gen Stock, den ich ein­ge­hend beob­ach­te­te, rasche, den Boden abklop­fen­de Bewe­gun­gen. Als sie in mei­ne Nähe gekom­men war, viel­leicht hat­te sie das Geräusch mei­ner Schrit­te gehört, sprach sie mich an, frag­te, ob es bald wie­der reg­nen wür­de. Ich erin­ne­re mich noch gut, zunächst sehr unsi­cher gewe­sen zu sein, aber dann ging ich ein Stück an ihrer Sei­te und berich­te­te vom Okto­ber­licht, wel­ches ich so lieb­te, von den Far­ben der Blät­ter, die unter unse­ren Füßen raschel­ten. Bald saßen wir auf einer nas­sen Bank, und die jun­ge Frau erzähl­te, dass sie ein klei­nes Pro­blem haben wür­de, dass sie einen Brief erhal­ten habe, einen lang erwar­te­ten, einen ersehn­ten Brief, und dass sie die­sen Brief nicht lesen kön­ne, ein Mann mit Augen­licht hät­te ihn geschrie­ben, ob ich ihr den Brief vor­le­sen kön­ne, sie sei so sehr glück­lich, die­sen Brief end­lich in Hän­den zu hal­ten. Ich öff­ne­te also den Brief, einen Luft­post­brief, aber da stan­den nur weni­ge, sehr har­te Wor­te, ein Ende in sechs Zei­len, Druck­buch­sta­ben, eine schlam­pi­ge Arbeit, rasch hin­ge­wor­fen, und obwohl ich wuss­te, dass ich etwas tat, das ich nicht tun durf­te, erzähl­te mei­ne Stim­me, die vor­gab zu lesen, eine ganz ande­re Geschich­te. Liebs­te Mar­len, hör­te ich mich sagen, liebs­te Mar­len, wie sehr ich Dich doch ver­mis­se. Konn­te so lan­ge Zeit nicht schrei­ben, weil ich Dei­ne Adres­se ver­lo­ren hat­te, aber nun schrei­be ich Dir, schrei­be Dir aus unse­rem Café am Bryant Park. Es ist gera­de Abend gewor­den in New York und sicher wirst Du schon schla­fen. Erin­nerst Du Dich an die Nacht, als wir hier in unse­rem Café Dei­nen Geburts­tag fei­er­ten? Ich erzähl­te Dir von einer klei­nen, dunk­len Stel­le hin­ter der Tape­te, die so rot ist, dass ich Dir nicht erklä­ren konn­te, was das bedeu­tet, die­ses Rot für sehen­de Men­schen? Erin­nerst Du Dich, wie Du mit Dei­nen Hän­den nach jener Stel­le such­test, wie ich Dei­ne Fin­ger führ­te, wie ich Dir erzähl­te, dass dort hin­ter der Tape­te, ein Tun­nel endet, der Euro­pa mit Ame­ri­ka ver­bin­det? Und wie Du ein Ohr an die Wand leg­test, wie Du lausch­test, erin­nerst Du Dich? Lan­ge Zeit hast Du gelauscht. Ich höre etwas, sag­test Du, und woll­test wis­sen, wie lan­ge Zeit die Stim­men wohl unter dem atlan­ti­schen Boden reis­ten, bis sie Dich errei­chen konn­ten. – An die­ser Stel­le mei­ner klei­nen Erzäh­lung unter­brach mich die jun­ge Frau. Sie hat­te ihren Kopf zur Sei­te geneigt, lächel­te mich an und flüs­ter­te, dass das eine sehr schö­ne Geschich­te gewe­sen sei, eine tröst­li­che Geschich­te, ich soll­te den Brief ruhig behal­ten und mit ihm machen, was immer ich woll­te. Und da war nun das aus dem Boden kom­men­de Nord­licht, das Knis­tern der Blät­ter, die Stim­men der spie­len­den Men­schen. Wir gin­gen noch eine klei­ne Stre­cke neben­ein­an­der her, ohne zu spre­chen. Ich seh gera­de ihren über das Laub tas­ten­den Stock und ein Eich­hörn­chen mit einer Nuss im Maul, das an einem Baum­stamm kau­er­te. Bei­na­he kommt es mir in die­ser Sekun­de so vor, als hät­te ich die­ses Eich­hörn­chen und sei­ne Nuss nur erfun­den. — stop

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que sera, sera, whatever will be, will be …

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tan­go : 8.52 — Immer schon hab ich geträumt. Als Jun­ge saß ich auf Bäu­men, mein­te, hoch auf einem Schiff zu schau­keln, bis ich bemerk­te, dass die Zeit der Phy­sik­stun­de bereits hin­ter mir lag. Dann war ich Astro­naut oder Tau­cher, ich träum­te Glüh­bir­nen, wie man sie macht, war ein Ent­de­cker in luf­ti­gen Räu­men. Eines Tages begann ich, mei­ne Träu­me auf­zu­zeich­nen, um sie fort­set­zen zu kön­nen. Nun hat­te das Träu­men etwas mit Erfin­dung zu tun, weil die geträum­te Zeit und ihre Geschich­ten der wirk­li­chen Welt ein­ge­schrie­ben, ja ein­ver­leibt wer­den konn­ten, einer Welt auf dem Papier, wo sie sich behaup­ten soll­ten. Von die­sem Moment an sam­mel­te ich Träu­me, Ent­de­ckun­gen, Nacht­zep­pe­li­ne, konn­te zei­gen, was ich erfand, konn­te tei­len mit ande­ren Men­schen, eine span­nen­de Auf­ga­be, nie ist mir seit­her lang­wei­lig gewor­den. Oft steh’ ich mor­gens in mei­nem Zim­mer und schon wird geträumt, noch wäh­rend ich mich wasche begin­ne ich mei­ne Arbeit, suche, bin auf­merk­sam, lau­sche. Ja, ich arbei­te, wenn ich lau­sche, wenn ich träu­me, ohne zu schla­fen. Manch­mal träu­me ich auf der Stra­ße, wäh­rend ich spa­zie­re, das ist natür­lich sehr gefähr­lich, weil ich Ampeln ver­ges­se, weil ich mich ver­lau­fe oder in ver­kehr­te Stra­ßen­bah­nen stei­ge. Ges­tern Nach­mit­tag beleuch­te­te ich einen Frosch, der die mensch­li­che Spra­che zu imi­tie­ren ver­mag. Zwei Stun­den lang arbei­te­te ich, ging Ein­kau­fen, fort­wäh­rend träu­mend, erfin­dend, küm­mer­te mich in der Küche um eine Enten­brust, ein­mal tele­fo­nier­te ich, ohne je mei­ne Gedan­ken an den klei­nen, spre­chen­den Frosch auf­zu­ge­ben. Ein Geschenk die­ses Erzäh­len, die­se Art und Wei­se zu leben, gera­de in schwie­ri­gen Zei­ten. — stop

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wasser

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echo : 2.15 — Seit Stun­den die Fens­ter weit geöff­net, und obwohl ich einen Pull­over tra­gen muss, um nicht zu frie­ren, hal­te ich die Nacht da drau­ßen für eine Som­mer­nacht. Es ist jetzt zwei Uhr und fünf­zehn Minu­ten. Soeben habe ich Joseph Brod­skys fein­sin­ni­ges Vene­dig Buch Ufer der Ver­lo­re­nen auf den Tisch gelegt, um eine Pas­sa­ge dar­aus abzu­schrei­ben. Als ich die Tas­ta­tur in eine güns­ti­ge Posi­ti­on rück­te, sehe ich gera­de noch, wie mei­ne Spring­spin­ne zwi­schen zwei Tas­ten ver­schwin­det, wes­halb ich zunächst nicht wag­te, auch nur ein Zei­chen ein­zu­ge­ben, um sie nicht viel­leicht zu ver­let­zen oder gar zu töten. Habe das klei­ne wei­ße Kla­vier dann über dem Schreib­tisch her­um­ge­dreht und etwas geschüt­telt und wenn ich mich nicht täu­sche, ist mein Freund unter die­ser uner­war­te­ten Bewe­gung her­aus­ge­fal­len. Natür­lich bin ich mir nicht ganz sicher, die Spin­ne ist sehr schnell, und des­halb schrei­be ich die­se und die fol­gen­den Zei­len sehr behut­sam, in einer Wei­se, sagen wir, die Joseph Brod­skys genau­er Beob­ach­tung und sei­nem prä­zi­sen Aus­druck ange­mes­sen ist. Über den Geruch schreibt er das Fol­gen­de: Ein Geruch ist schließ­lich auch eine Ver­let­zung des Sau­er­stoff­gleich­ge­wichts, ein Ein­bruch ande­rer Ele­men­te – Methan? Koh­len­stoff? Schwe­fel? Stick­stoff? Je nach Inten­si­tät die­ser Bei­mi­schung erhältst Du einen Duft, einen Geruch, einen Gestank. Es ist eine Fra­ge von Mole­kü­len, und Glück, so neh­me ich an, ist der Augen­blick, wenn Du die Ele­men­te Dei­ner eige­nen Zusam­men­set­zung im frei­en Raum gewahrst. Davon gab es eine beträcht­li­che Anzahl da drau­ßen, im Zustand tota­ler Frei­heit, und ich spür­te, dass ich in der kal­ten Luft in mein eige­nes Selbst­por­trait hinaustrat.

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vögel

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echo : 6.05 — Eine Frau, sehr alt, sitzt in einem ver­wüs­te­ten Zim­mer auf dem Boden. Ihr Gesicht ist ver­letzt, das lin­ke Auge erblin­det, eine tief­blaue, geschwol­le­ne Wun­de. Dann ist eine Stra­ße zu sehen. Auto­mo­bi­le fah­ren im Schritt­tem­po schwer bepackt nach Nor­den oder Süden. Ein Hub­schrau­ber der rus­si­schen Armee jagt über die­se Stra­ße hin, als wür­de ein Kino­film gedreht. Ich schal­te das Fern­seh­ge­rät aus, schlie­ße die Woh­nungs­tür und tre­te vor das Haus. Vögel pfei­fen, immer pfei­fen im Som­mer Vögel, wenn ich auf die Stra­ße tre­te, auch ges­tern, als woll­ten sie mir etwas sagen. Viel­leicht woll­ten sie sagen, dreh Dich um, setz Dich an Dei­ne Schreib­ma­schi­ne, denk nach, ver­su­che her­aus­zu­fin­den im Sucher Dei­nes Sea­m­on­key­brow­sers, was dort geschieht vor den kau­ka­si­schen Ber­gen. Ges­tern, nach­mit­tags, habe ich mich also doch auf den Weg gemacht, um in einem Waren­haus ein wei­ßes Hemd zu kau­fen. Zwei Stun­den spä­ter saß ich im Café vor einer Tas­se Scho­ko­la­de und notier­te, war­um ich wegen aus­ge­dehn­ter Beob­ach­tungs­tä­tig­keit in dem Ver­such schei­ter­te, ein wei­ßes Her­ren­hemd zu kau­fen. — stop

 

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flugglas

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nord­pol : 22.05 — Lag nach­mit­tags unter Son­ne vor Amei­sen­stadt. Beob­ach­te­te, wie Bewoh­ner, nein, Kon­struk­teu­re der knis­tern­den Metro­po­le, Käfer, Spin­nen, Flie­gen, Rau­pen, Rosen­blät­ter, auch mensch­li­che Papie­re ins Wohn­ge­häu­se trans­por­tier­ten. Was, frag­te ich mich, wird mit einer getö­te­ten oder einer gelähm­ten Flie­ge, mit schla­fen­den Käfern und schla­fen­den Spin­nen gesche­hen hin­ter der Fich­ten­na­del­haut? Viel­leicht ein­mal mit einer sehr klei­nen Kame­ra ein­tau­chen und schau­en. Ich wür­de wohl auf eine Hal­le tref­fen, auf einen Ort der Zer­le­gung, des Tran­chie­rens am lau­fen­den Band. Hier also wer­den Pracht­flie­gen zer­teilt und dort noch leben­de Spin­nen fein sor­tiert. In tie­fer gele­ge­nen Arse­na­len dann die Kam­mer der Flug­ge­rä­te, die Kam­mer der Fliegen‑, der Libel­len­flü­gel, bit­ter duf­ten­de Luft, leich­tes Flug­glas bis unter die Decke geschich­tet. In einer wei­te­ren Höh­lung sind je nach Län­ge und Stär­ke Spin­nen­bei­ne sor­tiert und auf­ein­an­der­ge­legt, Baum­stäm­me, haa­rig, noch immer in zit­tern­der Bewe­gung. Stun­den wer­de ich in Maga­zi­nen schil­lern­der Augen ver­wei­len, ein begeis­ter­ter Zeu­ge in Fabri­ken gefan­ge­ner Spin­nen. Man hat ihnen die Bei­ne abge­nom­men, aber sie leben und sin­gen feins­te Sei­de. Wer­den sie müde, wer­den sie an Sol­da­ten ver­füt­tert. — Kurz nach elf Uhr. Abend. Gera­de eben hör­te ich vom Tod des rus­si­schen Schrift­stel­lers Alex­an­der Sol­sche­ni­zyn. — stop

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simbabwe

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del­ta : 0.02 — Ges­tern, am frü­hen Nach­mit­tag, leg­te ich mich auf mein Sofa, weil ich von der Nacht­ar­beit sehr müde war. Ich stell­te mein Fern­seh­ge­rät an, dort lief ein klei­ner Char­lie Chap­lin Film, sofort schlief ich ein. Als ich wie­der wach wur­de nach zwei Stun­den, war der klei­ne Film zu Ende und ich sah in einem ande­ren Film eine Frau in einer grü­nen Land­schaft auf dem Erd­bo­den lie­gen. Die Frau, die ich sah, war eine afri­ka­ni­sche Frau, eine Bür­ge­rin des Staa­tes Sim­bab­we. Sie lag dort in Sim­bab­we auf dem Boden, weil sie so schwach zu sein schien, dass sie nicht sit­zen konn­te. Sie war unge­fähr so alt wie ich oder sehr viel jün­ger, der täg­li­che Hun­ger hat­te sie viel­leicht älter gezeich­net, und sie schau­te in die Kame­ra, eine euro­päi­sche Kame­ra, und sag­te, dass sie so ger­ne eine Apfel­si­ne haben wür­de. — stop

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