himalaya : 0.45 UTC – Original-Nachricht / Betreff: Undelivered Mail Returned to Sender Datum: 2016–11-14T00:12:38+0300 – I’m sorry to have to inform you that your message could not be delivered to one or more recipients. It’s attached below. For further assistance, please send mail to postmaster. If you do so, please include this problem report. You can delete your own text from the attached returned message. NOTE: Lieber Teddy, schon vier Jahre sind nun vergangen, seit ich hörte, dass Du in Peking gestorben sein sollst. Es ist eine kühle, eine beinahe eisige Winternacht heute, kaum Wind. Wenn Du noch leben würdest, würdest Du vermutlich gerade schlafen. Ich hatte mir vorgenommen, an Dich zu denken. Also habe ich mich auf mein Sofa gesetzt und mir vorgestellt, wie Du zu mir sprichst. Aber ich konnte mich an Deine Stimme nicht erinnern. Ich saß lange Zeit ganz still und hörte meinen Gedanken zu, die nach einem Gespräch mit Dir suchten. Nach einer Stunde erinnerte ich mich, wie Du einmal von Deinen Fahrrädern erzähltest. Du hattest ihnen Namen gegeben: Maria 1 und Maria 2, das war mir damals seltsam vorgekommen. Auch heute wüsste ich nicht, welchen Namen ich selbst meinem Fahrrad geben würde, es ist eben ein Fahrrad. Und ich fragte mich, ob Du auch Deiner Fotokamera vielleicht einen Namen gegeben haben könntest. Da war plötzlich der Klang Deiner Stimme in meinen Ohren gewesen, die von etwas ganz anderem erzählte. Wie in den Jahren zuvor, lieber Teddy, sichere ich auch in diesem Jahr eine Deiner Fotografien, von deren Geschichte, der Geschichte des Tages, an dem sie aufgenommen wurde, Du mir leider nie erzählen wirst. – Dein Louis < t.s@posteo.de: host mx02 . posteo . de [95 . 922 . 192 . 155] said: 550 5.1.1 < t.s@posteo.de>: Recipient address rejected: undeliverable address: Recipient address lookup failed (in reply to RCPT TO command) – The mail system – stop
Aus der Wörtersammlung: ente
ein präsident
alpha : 5.12 — Während einer seiner Wahlkampfreden im November des vergangenen Jahres, simulierte der 45. nordamerikanische Präsident in abwertender Weise Bewegungen eines Journalisten, der seit seiner Geburt mit einem körperlichen Handicap lebt. Der Moment, da der 45. nordamerikanische Präsident sich selbst, sein Wesen, seine Kultur, seine Würde, in authentischer Methode zur Darstellung brachte, wurde aufgezeichnet. Ich werde diese Filmsequenz niemals vergessen, ich werde diese Filmsequenz stets vor mir sehen, sobald ich den 45. nordamerikanischen Präsidenten über einen Bildschirm schreitend oder auf ein Blatt Zeitungspapier gedruckt wahrzunehmen habe. Wir werden Großartiges tun! Wir werden Amerika wieder großartig machen! — Der 9. November 2016 ist ein großartig, schrecklicher Tag. — stop
die luft über aleppo
nordpol : 22.01 — Seit Tagen lässt sich in aller Ruhe die Erfindung eines fragenden Gedankens beobachten. Es handelt sich bei diesem Gedanken um eine Zeichenkette folgenden Inhalts: Ist es vielleicht denkbar, die eingeschlossenen Bürgermenschen der Stadt Aleppo mit Trinkwasser, Medikamenten und Brot aus der Luft zu versorgen? Noch lässt sich nicht sagen, ob der Gedanke so weit in einer logischen Form verwirklicht werden wird, dass aus einem Gedanken im Stadium der Entwicklung, ein Gedanke werden könnte, der sich tatsächlich denken, also verstehen lässt, demzufolge mit einem weiteren Gedanken in Verbindung gebracht werden könnte: Wann werden wir die eingeschlossenen Bürgermenschen der Stadt Aleppo mit Trinkwasser, Medikamenten und Brot aus der Luft versorgen? — stop
wildlaborbiene
alpha : 10.58 — Nehmen wir einmal an, eine Untersuchungsmaschine von der Größe einer Wildbiene existierte, ein wanderndes Labor, welches sich aus eigener Kraft innerhalb oder über Körper olympischer Athleten bewegen würde, wäre das nicht eine beruhigende, ja begeisternde Vorstellung, da eine feine Bohrung in Muskeltiefe, dort eine Messung elektrischer Salzwasserströme, stündlich eine Blutprobe, die im Sondenkörper sogleich ausgewertet sein würde, jede erdenkliche Substanz, die unnatürlicher Leistungssteigerung diente, würde unverzüglich entdeckt und per Funksignal gemeldet sein. — stop
abschnitt neufundland
Abschnitt Neufundland meldet folgende gegen Küste geworfene Artefakte : Wrackteile [ Seefahrt – 102, Luftfahrt — 24, Automobile — 503], Grußbotschaften in Glasbehältern [ 18. Jahrhundert — 2, 19. Jahrhundert – 18, 20. Jahrhundert – 326, 21. Jahrhundert — 788 ], Trolleykoffer [ blau : 3, rot : 77, gelb : 8, schwarz : 866 ] physical memories [ bespielt — 166, gelöscht : 12 ], Seenotrettungswesten : [ 6788 ], Ameisen [ Arbeiter ] auf Treibholz [ 10 ], Brummkreisel : 3, Öle [ 0.88 Tonnen ], Hörrauschgeräte Typ Audifon Sueno T : 2, Prothesen [ Herz — Rhythmusbeschleuniger – 6, Kniegelenke – 698, Hüftkugeln – 12, Brillen – 77 ], Halbschuhe [ Größen 28 – 39 : 551, Größen 38 — 45 : 43 ], Plastiksandalen [ 8722 ], Reisedokumente [ 108 ], Kühlschränke [ 1 ], Telefone [ 536 ], Puppenköpfe [ 18 ] Gasmasken [ 6 ], Tiefseetauchanzüge [ ohne Taucher – 1, mit Taucher – 2 ], Engelszungen [ 101 ] | stop |
ai : IRAN
MENSCH IN GEFAHR: „Die iranische Menschenrechtsverteidigerin und gewaltlose politische Gefangene Narges Mohammadi befindet sich seit dem 27. Juni im Hungerstreik. Sie protestiert damit gegen die fortgesetzte Weigerung der Behörden, ihr den telefonischen Kontakt zu ihren neunjährigen Zwillingen zu ermöglichen. Da Narges Mohammadi schwer krank ist und mehrere Medikamente nehmen muss, sind ihre Gesundheit und ihr Leben aufgrund des Hungerstreiks noch mehr gefährdet. Die bekannte Menschenrechtsverteidigerin und gewaltlose politische Gefangene Narges Mohammadi ist am 27. Juni in einen Hungerstreik getreten. Sie sieht darin die letzte Möglichkeit des Protests gegen die anhaltende Weigerung der Behörden, ihr den telefonischen Kontakt zu ihren Kindern zu erlauben. Ihre inzwischen neunjährigen Zwillinge mussten vor einem Jahr ins Ausland zu ihrem Vater ziehen, da sich im Iran seit der Inhaftierung von Narges Mohammadi im Mai 2015 niemand um sie kümmern konnte. Die Menschenrechtlerin durfte im vergangenen Jahr lediglich ein Telefongespräch mit ihren Kindern führen. Am 27. Juni schrieb sie aus dem Evin-Gefängnis einen Brief, in dem sie ihren Hungerstreik ankündigte. Darin erklärte Narges Mohammadi, dass alle ihre Anträge auf telefonischen Kontakt zum ihren Kindern abgelehnt worden seien, bis ihr am 2. April auf schriftliche Anweisung des Staatsanwalts von Teheran ein zehnminütiges Gespräch mit ihren Zwillingen erlaubt worden sei. Sie schrieb: “Ich kann mich nicht mehr an ihre Stimmen erinnern. Ihre Fotos stehen nicht mehr neben meinem Bett. Ich kann es nicht mehr ertragen, sie anzuschauen … [Die Behörden] betrachten es als Verbrechen, dass ich eine Menschenrechtsverteidigerin bin. Aber noch schmerzhafter ist, dass sie mir vorenthalten, Frau und Mutter zu sein. Bis zum Tag an dem ich sterbe und für immer verstumme, werde ich protestieren und ich werde das alles nie vergessen.” Im Februar 2016 hatte sie einen offenen Brief an die Oberste Justizautorität geschrieben, in dem sie beklagte, dass die Behörden ihr den telefonischen Kontakt mit ihren Kindern verweigerten, um sie noch mehr zu bestrafen. Narges Mohammadi ist schwer krank. Sie leidet an einer Lungenembolie (ein Blutgerinnsel in ihren Lungen) und an einer neurologischen Erkrankung, die zu Krampfanfällen und Lähmungserscheinungen führt. Sie benötigt eine permanente fachärztliche Behandlung, die im Gefängnis nicht möglich ist. Zudem muss sie täglich Medikamente einnehmen. Der Hungerstreik bedeutet eine weitere Gefahr für ihre Gesundheit und ihr Leben. Am 3. Juli wurde sie aus dem Teheraner Evin-Gefängnis ins Krankenhaus Iran Mehr in Teheran gebracht, um Routineuntersuchungen wegen ihrer Lungenembolie vornehmen zu lassen. Narges Mohammadi wurde in einem unfairen Gerichtsverfahren im April 2016 in mehreren Anklagepunkten für schuldig befunden und zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Anklagepunkte lauteten auf “Gründung einer verbotenen Gruppierung” und “Verbreitung von Propaganda gegen das System”. Sie verbüßt bereits eine sechsjährige Haftstrafe, die in einem separaten Verfahren gegen sie verhängt wurde. Die Schuldsprüche stehen alle in Zusammenhang mit ihrer Menschenrechtsarbeit.“ — Hintergrundinformationen sowie empfohlene schriftliche Aktionen, möglichst unverzüglich und nicht über den 17. August 2016 hinaus, unter > ai : urgent action
von blüten
india : 5.08 — In einer experimentellen Abteilung der Akademie bildender Künste zu Manaus wurde gestern Abend gegen 18 Uhr eine Hautzwergtulpe auf die linke Schulter einer jungen Künstlerin verpflanzt. Dorthin wurden bereits am Sonntag während einer mehrstündigen Operation weitere Hautgewächse transportiert, ein Leberblümchen, eine Nachtschatteniris, sowie zwei Silberdisteln, die unverzüglich blühten. Ein Wunder, möchte man meinen. — stop
im park
whiskey : 2.54 — Im Park in der Dämmerung hörte ich eine höchst seltsame Unterhaltung. Drei Männer und eine Frau saßen in meiner Nähe auf einer Bank. Sie waren bereits in ihr Gespräch vertieft, als ich mich setze. Warme und schwüle Luft über dem See im Palmengarten. Falter opferten sich Abendseglern, deren Schatten durch die blauen Finger der Nacht huschten, eine Maus hetzte zwischen unseren Füßen herum, zwei Enten schliefen auf dem Wasser. Die jungen Menschen in meiner Nähe, davon wollte ich eigentlich erzählen, überlegten, wie lange Zeit man ein Nilpferd über einem Feuer an einem Drehspieß erhitzen müsste, bis es gar geworden sein würde. Das war ein erstaunliches Gespräch, auch die Spekulation darüber, wo genau man am besten einen Nilpferdkörper anschneiden sollte, wie viele Menschen von einem Nilpferd satt werden würden, welchem weiteren Tier das Nilpferd im Geschmack ähnlich sein könnte. Ich spazierte dann nach Hause. — stop
ai : SÜDAFRIKA
MENSCHEN IN GEFAHR: „Im März wurde der südafrikanische Landrechtsaktivist und Vorsitzende des Amadiba Crisis Committee (ACC), Sikhosiphi Rhadebe, erschossen. Kurz vor seinem Tod hatte er erfahren, dass sein Name sowie die Namen zweier weiterer Sprecher_innen des ACC auf einer “Abschussliste” stehen. Es gibt Zweifel an der Gründlichkeit der Untersuchungen der Tötung. Zudem besteht Sorge um die Sicherheit der beiden ACC-Sprecher_innen sowie weiterer Aktivist_innen, die in Xolobeni gegen ein Bergbauprojekt kämpfen. Sikhosiphi “Bazooka” Rhadebe wurde am 22. März 2016 von zwei Männern erschossen, die ihn bei sich zuhause in Lurholweni in der Provinz Ostkap aufsuchten und sich als Polizisten ausgaben. Sein minderjähriger Sohn war bei dem Vorfall anwesend. Wenige Stunden vor seinem Tod hatte Sikhosiphi Rhadebe erfahren, dass sein Name auf einer “Abschussliste” stand. Auf dieser Liste befinden sich zudem die Namen zweier weiterer ACC-Mitglieder, Mzamo Dlamini und Nonhle Mbuthuma. Sikhosiphi Rhadebe war Leiter des ACC, einer Gemeinschaftsinitiative gegen den Abbau von Titan und anderen Schwermetallen in einem Tagebau auf Gemeinschaftsland in Xolobeni durch ein lokales Tochterunternehmen des australischen Konzerns Mineral Commodities Limited (MRC). Das ACC befürchtet, dass infolge des Bergbauprojekts Hunderte Angehörige der Gemeinschaft der Umgungundlovu von ihrem angestammten Land vertrieben werden, und dass durch Umweltschäden wie z. B. Wasserverschmutzung ihr Recht auf einen angemessenen Lebensstandard (einschließlich Zugang zu sauberem Trinkwasser) verletzt wird. Das ACC besteht aus etwa 3.000 Mitgliedern und kämpft seit zehn Jahren für die Rechte der Anwohner_innen, die im Fall einer Bergbaulizenz für die MRC-Tochtergesellschaft gefährdet wären. ACC-Mitglieder sind wegen ihrer Arbeit bedroht und angegriffen worden, unter anderem auch von Anwohner_innen, die das Bergbauprojekt unterstützen. Die Organisation hat diese Angriffe bei der Polizei angezeigt, die jedoch größtenteils untätig geblieben ist. Nach der Tötung von Sikhosiphi Rhadebe sind führende ACC-Mitglieder äußerst besorgt um ihre Sicherheit. Kurz nach dem Vorfall übergab die örtliche Polizei die Untersuchung der Tötung an die Einheit zur Untersuchung schwerer Straftaten (Directorate for Priority Crimes Investigation — DCPI) des nationalen Polizeidienstes. Doch die Ermittlungen weisen einige Mängel auf, was Zweifel daran aufkommen lässt, ob die Familie von Sikhosiphi Rhadebe Gerechtigkeit erfahren wird.“ — Hintergrundinformationen sowie empfohlene schriftliche Aktionen, möglichst unverzüglich und nicht über den 6. Juli 2016 hinaus, unter > ai : urgent action
sekundenseide
sierra : 3.15 — Geschichten, die in Sekundenschnelle als Möglichkeit erscheinen, ihr Ursprung, ihre Entdeckung, in dem Moment, da ich meine Augen schließe, so plötzlich, dass ich ihre Anreise nicht bemerke, die Geschichte von den Papieren und ihren Geräuschen in einem U‑Bahnwagon beispielsweise, eine Summe von Wahrnehmung, von Erfahrung, von neuronalen, unbewussten Aufnahmen, das murmelnde Gespräch der Menschen unter dem Schepperschirm einer Blechkiste, die von Coney Island aus nordwärts fährt, der Eindruck, dass Menschen mittels ihrer raschelnden Zeitungen zueinander sprechen. Ein oder zwei Minuten von Ruhe, dann, plötzlich, blättert jemand eine Seite um, und schon knistert der Waggon von Reihe zu Reihe weiter. Man möchte in diesen Momenten meinen, die Papiere selbst wären am Leben und würden die Lesenden bewegen. Einmal habe ich mir Zeitungspapiere von stoffartiger Substanz vorgestellt, Papiere von Seide zum Beispiel, sodass keinerlei Geräusch von ihnen ausgehen würde, sobald man sie berührte. Eigentümliche Stille, Geräuschlosigkeit, Leere, ein Sog, eine Wahrnehmung gegen jede Erfahrung, eine Sekunde, die nicht vergisst. — stop