Aus der Wörtersammlung: vermutlich

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hätt i dad i war i

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nord­pol : 5.05 — Schreib­ma­schi­nen, die nicht eigent­lich Schreib­ma­schi­nen sind, son­dern Per­so­nal Com­pu­ter, wel­che unter ande­rem als Schreib­ma­schi­nen ver­wen­det wer­den kön­nen, sind selt­sa­me Wesen. Drei die­ser Wesen woh­nen in mei­ner Nähe. Kürz­lich, wäh­rend ich schlief, wur­den über das Inter­net fri­sche Pro­gramm­ver­sio­nen in ihre Spei­cher gela­den, wes­we­gen sie sich jedem mei­ner Ver­su­che eines Zugriffs ver­wei­ger­ten an die­sem neu­en Tag, den ich mit sinn­vol­ler Arbeit zu ver­brin­gen plan­te. Auf hell beleuch­te­ten Bild­schir­men war je eine Fort­schritts­an­zei­ge in Form eines dunk­len Stri­ches oder Bal­kens zu erken­nen, die sich in einer recht­ecki­gen Form beweg­te, das heißt, eben nicht beweg­te, son­dern war­tend ver­harr­te, mal rück­wärts­zu­lau­fen schien, dann wie­der vor­wärts, ein Oszil­lie­ren vor den Augen des War­ten­den, das ver­mut­lich Aus­druck hof­fen­der Sin­nes­täu­schung gewe­sen ist. Wer nicht mehr schrei­ben kann, oder nur noch sehr lang­sam mit der Hand, beginnt zwangs­läu­fig zu tele­fo­nie­ren. Es waren Anwei­sun­gen, die ich hör­te, in wel­cher Rei­hen­fol­ge ich wel­che Tas­ten mei­ner Schreib­ma­schi­nen bewe­gen soll­te, um sie anzu­trei­ben. Ein Tag ver­ging, an des­sen Ende ich den Ein­druck hat­te, er habe nicht exis­tiert. Aber Spu­ren von Hand­schrift auf einem Blatt Papier, Wör­ter, Zeich­nun­gen, Zah­len­rei­hen. Ein­mal muss ich notiert haben, ohne mich dar­an erin­nern zu kön­nen: No signal, going to sleep! — stop

ping

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bahnsteig 24

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gink­go : 2.32 — Zen­tral­bahn­hof kurz nach 3 Uhr in der Nacht. Vier Stun­den in der Zeit zurück sind zuletzt flüch­ten­de Men­schen mit einem Inter­ci­ty-Zug auf Bahn­steig 7 ange­kom­men. Eini­ge jun­ge Män­ner sit­zen nun im Kreis in der Nähe der Auf­nah­me­zo­ne auf dem Boden. Zwei Fami­li­en mit Kin­dern ruhen nicht weit ent­fernt auf Mat­ten, unter gol­de­nen Iso­lier­de­cken gebor­gen, die schim­mern, indem sich die Men­schen bewe­gen. Sie sind erschöpft, schla­fen, ein Jun­ge aber ist noch wach. Er liegt auf dem Rücken, Hän­de und Arme auf die knis­tern­de Decke abge­legt, ganz still und schaut zum Dach der Hal­le hin­auf. Viel­leicht beob­ach­tet er Vögel, die zu die­ser Stun­de noch immer hin und her sprin­gen von Stre­be zu Stre­be, als wäre nicht Nacht, son­dern Tag. Unweit hocken Frau­en und Män­ner der städ­ti­schen Berufs­feu­er­wehr auf Bän­ken. Sie haben die Flüch­ten­den, an die­sem Abend sind es nicht so vie­le Men­schen gewe­sen wie an den Aben­den zuvor, emp­fan­gen. In einem Moment, da die Flüch­ten­den ihre Namen in die Ohren der Über­set­zer spra­chen, wur­den sie zu Ange­kom­me­nen, vie­le zu Über­le­ben­den. Ich höre, eine der Fami­li­en, die über Geld­mit­tel in Dol­lar ver­fü­gen soll, habe ihre Flucht von der Stadt Homs bis hier­her nach Mit­tel­eu­ro­pa in nur fünf Tagen geschafft. Sie sind jetzt in mei­ner Gegen­wart, wirk­lich gewor­den. Men­schen, die ich mög­li­cher­wei­se auf einem Fern­seh­bild­schirm beob­ach­tet hat­te, wie sie durch zer­stör­te, höl­li­sche Stra­ßen ren­nen, stau­big, vol­ler Schre­cken, wie flüch­ten­de Men­schen in den Stra­ßen Lower Man­hat­tans kurz nach Ein­sturz der Twin Towers. Wenn nur für einen Moment in die­ser nächt­li­chen Stil­le eines Bahn­ho­fes hör­bar oder sicht­bar wer­den wür­de, wel­cher Art die Geräu­sche und Bil­der sind, die sie ver­mut­lich in ihrer Erin­ne­rung tra­gen. — stop

match4

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nabokovs uhr

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gink­go : 6.12 — Nabo­kov schrieb vor eini­ger Zeit, er habe mir eine unge­wöhn­li­che Uhr geschickt, ich sol­le ihm notie­ren, sobald sie ange­kom­men sei. Ver­gan­ge­nen Frei­tag erneu­te Fra­ge: Lie­ber Lou­is, ist die Uhr, die ich vor zwei Mona­ten sen­de­te, ange­kom­men? Ges­tern war Nabokov’s Uhr end­lich im Brief­kas­ten, zoll­amt­li­cher Ver­merk: Zur Prü­fung geöff­net. Ich will an die­ser Stel­le bemer­ken, von der Öff­nung des Päck­chens war nicht die min­des­te Spur zu erken­nen, kein Schnitt, kein Riss, kei­ne Fal­te. Im Päck­chen nun eine Schach­tel von hel­lem Kar­ton, in der Schach­tel Sei­den­pa­pie­re, von Nabokov*s eige­ner Hand ver­mut­lich zer­knüllt. In wei­te­re Sei­den­pa­pie­re ein­ge­schla­gen, besag­te Uhr, wun­der­ba­res Stück, ova­les Gehäu­se, ble­chern, ver­mut­lich Trom­pe­te, wel­ches schwer in der Hand liegt. Kurio­ser­wei­se fehlt der Uhr das Zif­fer­blatt, wei­ter­hin kei­ner­lei Zei­ger, weder Dioden noch Leucht­zei­chen. Ich ver­such­te das Gehäu­se der Uhr zu öff­nen, ver­geb­lich. Erstaun­lich ist nun, dass, wenn ich auf das Gehäu­se der Uhr Druck aus­übe, sich ein schma­ler Schacht seit­lich öff­net, dem, wie zum Beweis der Exis­tenz der Zeit, ein Strei­fen feins­ten Papiers ent­kommt, auf wel­chem ein Uhr­zeit­punkt auf­ge­tra­gen wor­den ist. Sechs­sieb­zehnzwölf. Aller­bes­ten Dank, Nabo­kov, aller­bes­ten Dank! — stop
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sommerhut

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tan­go : 6.55 — Men­schen exis­tie­ren, die Flüch­ti­ge sind, unschar­fe Wesen, oszil­lie­ren­de, beben­de Per­so­nen, obwohl sie doch in nächs­ter Nähe ste­hen, man könn­te sie berüh­ren, ihnen die Hand rei­chen, wird man ihrer nie­mals sicher sein. Oder Schla­fen­de. Eine Frau mor­gens im Zug, der ich seit Jah­ren in der 6‑Uhr-15-Bahn vom Flug­ha­fen ins Stadt­zen­trum fah­rend regel­mä­ßig begeg­ne. Sie ist immer schon anwe­send, wenn ich den Zug betre­te. Sie ist ver­mut­lich die ein­zi­ge Frau, deren Gesichts­zü­ge mir ver­traut sind, ohne je ihre Augen gese­hen zu haben. Ich ken­ne sie aus­schließ­lich als schla­fen­de Per­son. Ver­mut­lich wird sie stets lan­ge vor mei­ner Zeit in den Zug gestie­gen sein, viel­leicht in Bad Kreuz­nach oder Idar-Ober­stein, da war halb noch Nacht. Ich neh­me an, ihr Schlaf ist tief, denn sie sitzt sehr sta­bil von einer Hand­ta­sche beschwert und rührt sich auch dann nicht, wenn jemand neben ihr Platz nimmt. Ihr rund­li­ches Gesicht ist nie­mals geschminkt, ein fried­li­ches, ich wür­de sagen, ein glück­li­ches Gesicht. Ein­mal, in den Tagen gro­ßer Hit­ze, trug sie einen Som­mer­hut, ein ande­res Mal im Win­ter eine Woll­müt­ze. — stop

ping

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msallata

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sier­ra : 0.28 — Ich begrei­fe zahl­rei­che Erschei­nun­gen der mensch­li­chen Kom­mu­ni­ka­ti­on im Durch­ein­an­der der Stim­men, der Bewe­gun­gen, die ich Nacht für Nacht erle­be, um Stun­den, manch­mal um Tage ver­zö­gert. Es ist so, als wür­de ich bestän­dig einen hoch­auf­lö­sen­den Ton­film spei­chern, wel­chen ich mit Ver­zö­ge­rung in der Zeit abspie­le, um Details, um Zusam­men­hän­ge nach­voll­zie­hen zu kön­nen, die zunächst in ihrer umfas­sen­den Erschei­nung nicht wahr­nehm­bar waren. Manch­mal setzt die­ser Hin­ter­grund­film wäh­rend sei­ner Auf­nah­me eine klei­ne Boje aus, die in Echt­zeit signa­li­siert, da ist etwas, da war etwas: Ach­tung! Ich glau­be, ich ver­fü­ge über Augen oder Kame­ra­ob­jek­ti­ve, die in der Lage sind, nach allen Him­mels­rich­tun­gen Aus­schau zu hal­ten. Sobald ich sie suche, kann ich die­se Augen nicht fin­den, es sind ver­mut­lich sehr klei­ne Augen. — Null Uhr acht­und­zwan­zig auf dem Meer vor Msal­la­ta, Lybia. — stop

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ameisengesellschaft lh — 728

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MELDUNG. Amei­sen­ge­sell­schaft LN — 728 [ Säbeldor­ni­ge Kno­ten­amei­se ] Posi­ti­on 49°43’31.6“N 1°56’22.7“W nahe Cap de la Hague / Fol­gen­de Objek­te wur­den von 16.00 — 16.32 Uhr MESZ über das nord­west­li­che Wen­del­por­tal ins Waren­haus ein­ge­führt : zwei­und­fünf­zig tro­cke­ne Flie­gen­tor­si mitt­le­rer Grö­ße [ je ohne Kopf ], dreiund­reis­sig Baum­stäm­me [ à 10 Gramm ], acht­zehn Rau­pen in Grün, acht­und­dreis­sig Rau­pen in Feu­er­rot, zwölf Insek­ten­flü­gel [ ver­mut­lich die von 6 Zitro­nen­fal­tern ], ein­hun­dert­und­zwei Streich­holz­köp­fe [ à ca. 1.8 Gramm ], sechs Per­so­nen der Gat­tung Tachi­na fera [ Igel­flie­ge ] in vol­lem Saft, son­nen­ge­trock­ne­te Sand­dorn­blü­ten [ ca. 80 Gramm von ver­gan­ge­nem Jahr ], sechs Schne­cken­häu­ser [ je ohne Schne­cke ], 1 Par­ti­kel Plu­to­ni­um [ ca 0.01 Gramm ], zwölf gelähm­te Schne­cken [ je ohne Haus ], zwei­hun­dert­und­zwölf Amei­sen anlie­gen­der Staa­ten [ betäubt oder tran­chiert ], zwei Lauf­kä­fer [ him­mel­blau ], fünf Aas­ku­geln eines Pil­len­dre­hers, wenig spä­ter der Pil­len­dre­her selbst, eine Wild­bie­ne, eine Por­zel­lan­hand [ Pup­pe Zwerg Leo­pold Lam­bert um 1890 ] 7.8 Gramm. — stop

drohne8

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who is fred wesley?

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tan­go : 2.30 — Hei­te­rer Stim­mung war ich ges­tern Abend der Geschwin­dig­keit, mit wel­cher Waren, die ich kauf­te, an der Kas­se eines Super­mark­tes behan­delt wur­den, nicht gewach­sen, viel­leicht des­halb, weil ich über­haupt lang­sa­mer gewor­den bin, oder weil ich in dem Augen­blick, da mei­ne Ware über einen Scan­ner bewegt wur­de, dar­über nach­dach­te, ob es sich bei E‑Mails, die ich manch­mal schrei­be, noch um Wesen han­delt, die man als Schrift­stü­cke bezeich­nen könn­te. Ohne­hin droh­te ein Fias­ko, da sich die Waren, die gera­de in mei­nen Besitz über­ge­gan­gen waren, hin­ter dem Fließ­band inein­an­der scho­ben wie Pack­eis­schol­len auf dem Atlan­tik vor Grön­land. Eine jun­ge kolum­bia­ni­sche Assis­ten­tin kam glück­li­cher­wei­se bald zu Hil­fe, ich führ­te meh­re­re gefal­te­te Papier­tü­ten mit mir, die sehr sorg­fäl­tig bepackt wer­den muss­ten. Sie sprach nur weni­ge Wör­ter mei­ner Spra­che, und sie schwitz­te indes­sen und ver­such­te mir zu erklä­ren, dass es in ihrem Land noch viel wär­mer sei als bei uns in Euro­pa, aber dass sie dort, auch im Regen­wald nicht, nie­mals so hef­tig schwit­zen wür­de wie hier, die Kli­ma­an­la­ge sei aus­ge­fal­len, dass ich etwas lang­sa­mer sei als üblich, wäre gera­de­zu ver­nünf­tig. Ja, ver­mut­lich bin ich lang­sa­mer gewor­den, und ich dach­te, man könn­te ein­mal Schnell­kas­sen in dem Sin­ne beden­ken, dass dort rasen­de Men­schen mit rasen­den Hän­den rasen­de Geld­bör­sen bedie­nen, alles gin­ge dort so schnell, dass man als ein lang­sa­mer Mensch, auf der ande­ren Sei­te der Zeit befind­lich, nur noch Unschär­fen in der Luft wahr­neh­men wür­de, nicht aber ein­kau­fen­de Per­so­nen, wäh­rend einer wie ich als eine Foto­gra­fie erschei­nen wür­de, als Etwas, das sich nie­mals bewegt. — Kurz nach zwei Uhr. Wun­der­bar küh­le Luft. Who is Fred Wes­ley? — stop
guggenheim

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ein zeitraum wird sichtbar

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echo : 0.28 — Wann war es das ers­te Mal gewe­sen, dass ich von der Fil­me­ma­che­rin Lau­ra Poi­t­ras hör­te. Viel­leicht im Som­mer des Jah­res 2013. Ich erin­ne­re mich, jemand erzähl­te, sie sei eine in sich ruhen­de, sehr star­ke Frau, die nie­mals, auch in gefähr­li­chen Situa­tio­nen nicht, ihre Fähig­keit der Kon­zen­tra­ti­on ver­lie­ren wür­de. In ihrem Doku­men­tar­film Citi­zen­four, der vor­nehm­lich in einem Hotel der Stadt Hong­kong gedreht wur­de, ist sie selbst kaum zu sehen. Ich mei­ne ihre Gestalt sowie ihre Kame­ra in einem Spie­gel für eini­ge Sekun­den wahr­ge­nom­men zu haben. Ein merk­wür­di­ger, inten­siv wir­ken­der Film, des­sen Bil­der vage Vor­stel­lun­gen der Ereig­nis­se jenes Som­mers mit wirk­li­chen Bil­dern füll­te. Edward Snow­den sitzt bar­fuß auf einem Bett, mei­ne Augen beob­ach­te­ten ihn im Licht der vor­ge­stell­ten, ver­mut­lich sehr rea­len Gefahr, in der sich der jun­ge, muti­ge und über­aus klar spre­chen­de Mann befand. Immer wie­der hielt ich den Film an, um nach­zu­den­ken oder zu ler­nen. Ein­mal beob­ach­te­te ich indes­sen, wie sich Schne­cke Esme­ral­da über den Boden mei­nes Arbeits­zim­mers in Rich­tung eines geöff­ne­ten Fens­ters fort­be­weg­te. Sie wan­der­te gemäch­lich die Wand hin­auf zum Fens­ter­brett, war­te­te dort eini­ge Minu­ten, wäh­rend sie den Nacht­him­mel mit ihren Augen betas­te­te, um sich schließ­lich hin­aus an die raue Haus­wand zu wagen. Eini­ge Stun­den spä­ter, in der Däm­me­rung des Mor­gens, kehr­te sie zurück. Ihre Kriech­spur schim­mer­te im ers­ten Licht des Tages an der Wand des Hau­ses, sie war, aus der Per­spek­ti­ve einer Schne­cke betrach­tet, weit her­um­ge­kom­men. Den fol­gen­den Tag über schlief Esme­ral­da tief und fest, wie mir schien, in der Küche auf dem Tisch. Ihr schwe­res Gehäu­se lehn­te an einer Apri­ko­se. — stop

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kurz vor mitternacht

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sier­ra : 23.55 — In U‑Bahnen rei­send immer wie­der der Ein­druck, Men­schen wür­den mit­tels ihrer rascheln­den Zei­tun­gen zuein­an­der spre­chen. Eine Wei­le ist Ruhe, aber dann blät­tert jemand eine Sei­te um, und schon knis­tert der Wag­gon von Rei­he zu Rei­he wei­ter. Man möch­te in die­sen Momen­ten mei­nen, die Papie­re selbst wären am Leben und wür­den die Lesen­den bewe­gen. Ein­mal habe ich mir Zei­tungs­pa­pie­re von stoff­ar­ti­ger Sub­stanz vor­ge­stellt, Papie­re von Sei­de zum Bei­spiel, sodass kei­ner­lei Geräusch von ihnen aus­ge­hen wür­de, sobald man sie berühr­te. Eine eigen­tüm­li­che Stil­le, Geräusch­lo­sig­keit, Lee­re, ein Sog, eine Wahr­neh­mung gegen jede Erfah­rung. — Kurz vor Mit­ter­nacht. Ich habe die­se klei­ne Geschich­te soeben Schne­cke Esme­ral­da vor­ge­le­sen, um sie zu wecken. Sie war in der Abend­däm­me­rung über mei­nen Küchen­tisch gekro­chen, hat­te sich auf eine Bana­ne gesetzt und war dann ver­mut­lich ein­ge­schla­fen, wäh­rend ich eine Debat­te des grie­chi­schen Par­la­ments via Live­stream beob­ach­te­te. Dort auf dem Bild­schirm auf­ge­reg­te Men­schen, die in einer wohl­klin­gen­den Spra­che for­mu­lier­ten, die ich nicht ver­ste­he, aber sofort erken­ne, sobald ich sie ver­neh­me. Ein­mal mein­te ich, den Namen Wil­ly Brandts gehört zu haben. — stop. Wol­ken­lo­ser Him­mel. stop. Nichts wei­ter. — stop

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drohne2

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von regenschirmen

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romeo : 6.48 — In der Däm­me­rung die Vor­stel­lung, ich wür­de unter Bäu­men lie­gen, Vögel sin­gen, was für ein wun­der­schö­ner Mor­gen, es ist warm, es ist kurz vor fünf. Ich höre wie sich ein gro­ßes Tier durchs Unter­holz bemüht, das könn­te ein Bär sein oder ein Hirsch oder ein Bison. Häu­ser exis­tie­ren an die­sem Mor­gen kei­ne, weder Brief­käs­ten noch Fahr­rä­der, ich ruhe auf Blät­tern, die ich am Abend zuvor zu einem Hau­fen leg­te. Es ist viel­leicht das Jahr 8022 vor Beginn unse­rer Zeit­rech­nung. Ich ahne noch nicht, dass ich bald eine Tas­se Kaf­fee begeh­ren wer­de. Ich bin glück­lich, ich bin noch kei­nem Wolf begeg­net. Aber ich habe, glau­be ich, die Appa­ra­tur eines Regen­schirms bereits erfun­den, sie ist, wie mein Bett, von höl­zer­nen Stäb­chen und Blät­tern gefer­tigt. Ver­mut­lich wer­de ich an einem wei­te­ren Tag in dem­sel­ben Leben erken­nen, dass ich aus einem grö­ße­ren Regen­schirm ein Haus bau­en könn­te, heu­te aber, in der Mor­gen­däm­me­rung, gera­de begin­nen die Vögel zu sin­gen, ich bin noch schläf­rig, noch kein Erfin­der­geist. Es ist warm, es exis­tie­ren weder Häu­ser noch Fahr­rä­der, noch Brief­käs­ten, noch Uhren. — stop

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