Particles: Februar 2015

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salinenweg

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whis­key : 0.01 — Ich schlief über einem Buch des Schwei­zer Schrift­stel­lers Nico­las Bou­vier. Ehe ich fest ein­ge­schla­fen war, hat­te ich in letz­ter Sekun­de noch einen Gedan­ken wahr­ge­nom­men. Ich sag­te zu mir mit lei­ser wer­den­der Stim­me: Du soll­test ein­mal über­le­gen, ob es sinn­voll ist, nach einer Metho­de zu suchen, im Schlaf ein Buch lesen zu kön­nen. Ja, das wäre eine inter­es­san­te Geschich­te. Man wür­de sich natür­lich an die erzäh­len­de Wirk­lich­keit des Buches selbst nicht erin­nern, das man gera­de noch las oder hör­te wäh­rend man schlief, weil man das Buch nicht bewusst wahr­neh­men konn­te, und doch wäre man mit Herrn Bou­vier nach Gal­way geflo­gen wegen eines Lochs im Sturm. Man wäre in einer Art und Wei­se nach Gal­way geflo­gen, dass man sich ein­mal spä­ter so gut an die­sen Flug erin­nern könn­te, als wäre man selbst dort in Kil­ro­nan gewe­sen, eine Ahnung, Geräu­sche, Luft und Leu­te. — Das geschmei­di­ge Wort Sali­nen­weg. Wie ich über eine höl­zer­ne Brü­cke gehe im Win­ter, ich strei­che mit einer Hand Schnee von einem Gelän­der. Immer wie­der, im Som­mer, im Früh­ling, im Herbst, wenn ich die­sen Ort pas­sier­te, erzähl­te ich von die­sem Moment, als ich im Win­ter den Schnee berühr­te. — stop
polaroidcentralpark

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münchen — mariupol

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echo : 22.01 — Einen Gegen­stand mit Gedan­ken durch­drin­gen. Halt­bar machen. Eine Geschich­te, eine schwie­ri­ge Geschich­te, zur Erfah­rung notie­ren. Nicht im Schrei­ben liegt die Schwie­rig­keit, son­dern dar­in, so zu leben, daß das zu Schrei­ben­de ganz natür­lich ent­steht. Etwas heu­te bei­na­he Unmög­li­ches; aber ich kann mir kei­nen ande­ren Weg vor­stel­len. Dich­tung als Ent­fal­tung, Blü­te, oder nichts. Alle Kunst der Welt könn­te die­ses Nichts nicht ver­ber­gen. Phil­ip­pe Jac­cot­tet. stop — Eine Rei­se von Mün­chen nach Mariu­pol in Wor­ten > Haupt­bahn­hof : Rich­tung Wes­ten 300 m Links Rich­tung Bay­er­stra­ße abbie­gen 53 m Rechts abbie­gen auf Bay­er­stra­ße 500 m Wei­ter auf Lands­ber­ger Str. 900 m Rechts auf die Auf­fahrt nach A9/ Nürnberg/ Flug­ha­fen Mün­chen abbie­gen 250 m Auf Donnersbergerbrücke/ B2R fah­ren Wei­ter auf B2R 3,4 km Die Auf­fahrt Rich­tung Salzburg/ Passau/ Nürnberg/ Flug­ha­fen München/ A94/ bald in Tsche­chi­en. A9 neh­men 550 m Wei­ter auf Georg-Brauch­le-Rin­g/­B2R 46,9 km Am Auto­bahn­kreuz 65-Drei­eck Hol­le­dau rechts hal­ten und den Schil­dern A93 in Rich­tung Hof/ Regensburg/ Wolnz­ach fol­gen 750 m Wei­ter auf A93 128 km Am Auto­bahn­kreuz 28-Kreuz Ober­pfäl­zer Wald rechts hal­ten und den Schil­dern A6 in Rich­tung Prag/ Praha/ Waidhaus/ Vohenstrauß/ Tsche­chi­en fol­gen 33,7 km Sie sind Wei­ter auf D5/ E50 151 km Bei Aus­fahrt 1 in Pražs­ký okruh/ E50/ R1 Rich­tung Brno ein­fä­deln 29,2 km Die Aus­fahrt D1/ E65/ E55 nehmen1,0 km Auf D1/ E50/ E65 fah­ren 193 km Wei­ter auf Rou­te 50/ D1/ E50 6,4 km Wei­ter auf D1/E462 19,1 km Bei Aus­fahrt 230 auf R46/ E462 in Rich­tung Olomouc/ Ostrava/ Vyš­kov fah­ren 900 m Wei­ter auf E462/R46 36,4 km Bei Aus­fahrt links in E442/ E462/ R35 Rich­tung Hranice/ Opava/ Ostrava/ Olo­mouc-Holi­ce/ Rou­te 35/ R46 abbie­gen­Wei­ter auf E462 45,7 km Wei­ter auf D Sie sind bald in Polen. 65,3 km  >

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ein päckchen

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tan­go : 17.01 — Im August ein­mal ste­he ich in einer Schlan­ge war­ten­der Men­schen. Der Ort: U.S. Gene­ral Post Office, New York, 8. Stra­ße. Die Zeit: Kurz vor sechs Uhr abends. Ich bin müde, bin wei­te Stre­cken durch die Stadt gewan­dert. Ich den­ke noch, wenn ich nicht acht­sam bin, könn­te ich viel­leicht im Ste­hen ein­schla­fen. Ich über­le­ge, ob ich in die­sem Fal­le umfal­len oder ein­fach so schla­fend ste­hen blei­ben wür­de. Drau­ßen ist es höl­lisch heiß, schwül und feucht, in der Hal­le des Post­am­tes eher kühl. Vor mir, so nah, dass ich sie ver­se­hent­lich umar­men könn­te, war­tet eine zier­li­che, älte­re Dame, sie ist viel­leicht gera­de vom Fri­seur gekom­men, ihr Haar, ein bläu­lich schim­mern­der Ball, der hef­tig duf­tet. Auf ihren Schul­tern ruht ein Fuchs, der tot ist. Als sie an die Rei­he kommt, tritt sie an den Schal­ter her­an, stellt sich auf ihre Zehen­spit­zen und legt ein Päck­chen auf den Tre­sen ab. Mit einer läs­si­gen Hand­be­we­gung schiebt sie die Ware zu einer Post­an­ge­stell­ten hin. Die Frau­en unter­hal­ten sich. Ich kann nicht jedes Wort ver­ste­hen, sie spre­chen sehr schnell. Ich mei­ne, zu hören, wie die Post­an­ge­stell­te bemerkt, dass das Päck­chen sehr leicht sei, so leicht, als ob in ihm nichts ent­hal­ten wäre. Die alte Dame erwi­dert, in dem Päck­chen sei sehr wohl etwas ent­hal­ten, näm­lich 7 x 1 Stun­de Schlaf, die sie einem Freund über­mit­teln wür­de, der nahe Bos­ton woh­ne, ein Geschenk. Dar­auf­hin lacht die Post­an­ge­stell­te mit tie­fer Stim­me. Sie sagt: Das ist ein unglaub­li­ches Geschenk, sie wür­de auch ein­mal sehr ger­ne etwas Schlaf­zeit geschenkt bekom­men. Kurz dar­auf dreht sich die alte, zier­li­che Frau auf dem Absatz um, ein feu­er­rot geschmink­ter Mund, gepu­der­te, hel­le Haut, win­zi­ge blaue Augen. Sie durch­quert den Saal nach Nor­den hin. Klei­ne Schrit­te, sehr schnell. Kurz vor einer der Türen, da sie die Rich­tung kor­ri­gie­ren muss, wird sie bei­na­he aus der Kur­ve getra­gen. — stop
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ai : IRAN

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MENSCH IN GEFAHR : “Die gewalt­lo­se poli­ti­sche Gefan­ge­ne Ate­na Fargha­da­ni befin­det sich seit dem 9. Febru­ar im Iran im Hun­ger­streik, um gegen ihre Haft zu pro­tes­tie­ren. Nun schwebt sie in Lebens­ge­fahr. Die Künst­le­rin befin­det sich wegen ihrer fried­li­chen Akti­vi­tä­ten in Haft, unter ande­rem hat­te sie in einer Kari­ka­tur Par­la­ments­ab­ge­ord­ne­te kri­ti­siert. Die ira­ni­sche Male­rin Ate­na Fargha­da­ni trat am 9. Febru­ar in einen Hun­ger­streik. Sie nahm fort­an nur noch Was­ser, jedoch kei­ne Nah­rung mehr zu sich. Hier­mit will sie gegen die Fort­dau­er ihrer Haft im Ghar­chak-Gefäng­nis in der Stadt Vara­min pro­tes­tie­ren, in dem es kei­nen Trakt für poli­ti­sche Gefan­ge­ne gibt und in dem die Haft­be­din­gun­gen äußerst schlecht sind. Am 25. Febru­ar gab ihr Rechts­bei­stand an, dass Ate­na Fargha­da­ni als Fol­ge ihres Hun­ger­streiks einen Herz­in­farkt erlit­ten und kurz­zei­tig das Bewusst­sein ver­lo­ren habe. Sie gab an, ihren Hun­ger­streik solan­ge nicht zu been­den, bis die Behör­den ihrem Antrag nach­kom­men, sie in das Evin-Gefäng­nis in Tehe­ran zu ver­le­gen. Am 26. Febru­ar wur­de sie in ein Kran­ken­haus außer­halb des Gefäng­nis­ses gebracht. Ate­na Fargha­da­ni wur­de zum ers­ten Mal am 23. August 2014 wegen ihrer fried­li­chen Akti­vi­tä­ten fest­ge­nom­men. Sie hat­te Fami­li­en von poli­ti­schen Gefan­ge­nen besucht und in einer Kari­ka­tur Par­la­ments­ab­ge­ord­ne­te kri­ti­siert, die einen Gesetz­ent­wurf ein­ge­bracht hat­ten, der frei­wil­lig durch­ge­führ­te Ste­ri­li­sa­tio­nen unter Stra­fe gestellt hät­te und der Teil eines groß ange­leg­ten Plans ist, den Zugang zu Ver­hü­tungs­mit­teln und Dienst­leis­tun­gen bezüg­lich der Fami­li­en­pla­nung zu beschrän­ken. Sie wur­de fast zwei Mona­te lang im Trakt 2A des Evin-Gefäng­nis­ses fest­ge­hal­ten, davon 15 Tage in Ein­zel­haft. Zu ihrer Fami­lie und ihrem Rechts­bei­stand durf­te sie kei­nen Kon­takt auf­neh­men. Am 6. Novem­ber 2014 wur­de sie gegen Zah­lung einer Kau­ti­on frei­ge­las­sen. Ihre neu­er­li­che Fest­nah­me am 10. Janu­ar erfolg­te nach der Vor­la­dung eines Revo­lu­ti­ons­ge­richts, mög­li­cher­wei­se als Ver­gel­tungs­maß­nah­me für ein Video, das sie nach ihrer Haft­ent­las­sung ver­öf­fent­licht und in dem sie erklärt hat­te, wie Gefäng­nis­auf­se­he­rin­nen sie geschla­gen und ernied­ri­gen­den Lei­bes­vi­si­ta­tio­nen unter­zo­gen sowie ande­ren Miss­hand­lun­gen aus­ge­setzt hat­ten. Ihre Eltern gaben in Inter­views an, dass Ate­na Fargha­da­ni vor ihrer Über­füh­rung ins Ghar­chak-Gefäng­nis noch im Gerichts­saal geschla­gen wur­de. Die Ankla­gen gegen sie lau­te­ten auf “Ver­brei­tung von Pro­pa­gan­da gegen das Sys­tem”, “Belei­di­gung von Par­la­ments­ab­ge­ord­ne­ten durch Zeich­nun­gen” und “Belei­di­gung des Reli­gi­ons­füh­rers”.” — Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen sowie emp­foh­le­ne schrift­li­che Aktio­nen, mög­lichst unver­züg­lich und bis spä­tes­tens 10. April, unter »> ai : urgent action

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marin

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echo : 16.02 — Das sehr Beson­de­re an der Gat­tung der Marin­kä­fer ist, dass sie blau sind, von einem tie­fen, vor­neh­men Blau, nicht nur von Außen her betrach­tet, son­dern auch dann, wenn man sie öff­net, wenn man ihre Augen, ihr Gehirn, ihr Herz im Innern beob­ach­tet, alles blau im Käfer, Faser für Faser. Seit Tagen bereits, da ich ihre Gat­tung ent­deck­te, denk ich dar­über nach, wie sie das machen, das Blau­sein, ob das über­haupt mög­lich ist und woher sie kom­men und wovon sie sich ernäh­ren. Stun­de um Stun­de, das ist gesi­chert, Tag und Nacht, sen­den sie genau ein Mil­li­gramm ultra­ma­ri­nes Pig­ment in die Welt, aber nur dann, wenn ich zärt­lich zu ihnen spre­che, wenn ich sie mit mei­nen Gedan­ken berüh­re. — stop

polaroidposaunist

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galina

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sier­ra : 16.28 — Ges­tern Abend, im Flug­ha­fen­zug, erzähl­te Gali­na, die seit zehn Jah­ren in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land lebt, sie sei vor weni­gen Wochen mit ihrer 85 jäh­ri­gen Groß­mutter nach Ägyp­ten ans Meer geflo­gen, ein Wag­nis, ein Aben­teu­er, weil ihre Groß­mutter, eine feder­leich­te Per­son, kaum noch auf ihren eige­nen Füßen gehen kön­ne. Man habe sie in einem klei­nen, off­nen Elek­tro­au­to­mo­bil vor das Flug­zeug gefah­ren und das „uralte Mäd­chen“ mit­tels einer spe­zi­el­len Hebe­büh­ne zu einer beson­de­ren Tür am Heck des Flug­zeu­ges trans­por­tiert. Dort sei sie win­kend ver­schwun­den, um ihrer Enke­lin kurz dar­auf freu­de­strah­lend mit­tels eines Rol­la­tors im Gang des Flug­zeu­ges ent­ge­gen­zu­kom­men, als hät­ten sie sich Jah­re nicht gese­hen. Die alte Frau, deren Name Gali­na nicht erwähn­te, soll in ihrem Leben weit her­um gekom­men sein. Sie leb­te in der Ukrai­ne nahe Donezk, eini­ge Jah­re spä­ter zog sie nach Kir­gi­si­en wei­ter, auch dort, nahe der chi­ne­si­schen Gren­ze, wur­de die deut­sche Spra­che in einer Wei­se gespro­chen, dass ich sie nur mit Mühe ver­ste­hen wür­de, bemerk­te Gali­na. In Ägyp­ten habe ihre Groß­mutter stun­den­lang bis zu den Schul­tern mit Was­ser bedeckt im Meer gestan­den, sie habe sich an einem Schwimm­brett fest­ge­hal­ten und gesummt und gewar­tet, dass die Fische zu ihr kom­men. Ihr drei­ecki­ges Kopf­tuch, das sie immer­zu tra­ge, habe sie indes­sen so gebun­den, wie sie es von Grace Kel­ly lern­te. Abends saßen die jun­ge und die alte Frau in lind­grü­ne Bade­män­tel gehüllt im Hotel­zim­mer vor dem Bild­schirm eines Note­books. Sie waren via Sky­pe mit Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen in Donezk ver­bun­den, immer wie­der sei die Ver­bin­dung unter­bro­chen wor­den, ein­mal sei­en Deto­na­tio­nen zu hören gewe­sen, da habe sich ihre Groß­mutter ins Bett gelegt. Am nächs­ten Mor­gen schweb­te die alte Frau wie­der lan­ge Zeit im Meer dahin. — stop
ping

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noise

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gink­go : 21.38 — Als ich unlängst die wun­der­ba­re Film­ko­mö­die Noi­se von Hen­ry Bean ent­deck­te, erin­ner­te ich mich an eine Geschich­te, die ich vor eini­gen Jah­ren in New York skiz­zier­te. Sie geht so: Seit eini­gen Tagen spa­ziert ein drah­ti­ger Herr von klei­ner Gestalt in mei­nem Kopf her­um. Er ist so deut­lich zu sehen, dass ich mei­nen möch­te, ich wür­de ihn ein­mal per­sön­lich gese­hen haben, eine Figur, die durch die Stadt New York irrt auf der Suche nach Lärm­quel­len, die so beschaf­fen sind, dass man ihnen mit pro­fes­sio­nel­len Mit­teln zu Lei­be rücken könn­te, Hupen, zum Bei­spiel, oder Pfeif­ge­räu­sche jeder Art, Klap­pern, Krei­schen, ver­zerrte Radio­stim­men, Sire­nen, alle die­sen ver­rück­ten Töne, die nicht eigent­lich begrün­det sind, weil sie ihre Ursprün­ge, ihre Not­wen­dig­keit viel­leicht längst ver­lo­ren haben im Lauf der Zeit, der Jah­re, der Jahr­zehnte. Ich erin­nere mich in die­sem Moment, da ich von mei­ner Vor­stel­lung erzäh­le, an einen schril­len Ton in der Sub­way Sta­tion Lex­ing­ton Ave­nue / 63. Stra­ße nahe der Zugangs­schleu­sen. Die­ser Ton war ein irri­tie­ren­des Ereig­nis der Luft. Ich hat­te bald her­aus­ge­fun­den woher das Geräusch genau kam, näm­lich von einer Klin­gel mecha­ni­scher Art, die über dem Häus­chen der Sta­ti­ons­vor­ste­he­rin befes­tigt war. Die­se Klin­gel schien dort schon lan­ge Zeit instal­liert zu sein, Kabel, von grü­nem Stoff umman­telt, die zu ihr führ­ten, waren von einer Schicht öli­gen Stau­bes bedeckt. Äußerst selt­sam an jenem Mor­gen war gewe­sen, dass ich der ein­zige Mensch zu sein schien, der sich für das Geräusch inter­es­sierte, weder die Zug­rei­sen­den, noch die Tau­ben, die auf dem Bahn­steig lun­ger­ten, wur­den von dem Geräusch der Klin­gel berührt. Auch die Sta­ti­ons­vor­ste­he­rin war nicht im min­des­ten an dem schril­len­den Geräusch inter­es­siert, das in unre­gel­mä­ßi­gen Abstän­den ertön­te. Ich konn­te kei­nen Grund, auch kei­nen Code in ihm erken­nen, das Geräusch war da, es war ein Geräusch für sich, ein Geräusch wie ein Lebe­we­sen, des­sen Exis­tenz nicht ange­tas­tet wer­den soll­te. Wenn da nun nicht jener Herr gewe­sen wäre, der sich der Klin­gel näher­te. Er stand ganz still, notier­te in sein Notiz­heft, tele­fo­nierte, dann war­tete er. Kaum eine Vier­tel­stunde ver­ging, als einem U‑Bahnwaggon der Linie 5 zwei jun­ge Män­ner ent­stie­gen. Sie waren in Over­alls von gel­ber Far­be gehüllt. Unver­züg­lich näher­ten sie sich der Klin­gel. Der eine Mann fal­tete sei­ne Hän­de im Schoss, der ande­re stieg auf zur Klin­gel und durch­trennte mit einem muti­gen Schnitt die Lei­tung, etwas Ölstaub rie­selte zu Boden, und die­se Stil­le, ein Faden von Stil­le. — stop
polaroidbridge

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abschnitt neufundland

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Abschnitt Neu­fund­land mel­det fol­gen­de gegen Küs­te gewor­fe­ne Arte­fak­te : Wrack­tei­le [ See­fahrt – 507, Luft­fahrt — 701, Auto­mo­bi­le — 53], Gruß­bot­schaf­ten in Glas­be­häl­tern [ 18. Jahr­hun­dert — 1, 19. Jahr­hun­dert – 105, 20. Jahr­hun­dert – 1422 , 21. Jahr­hun­dert — 82 ], phy­si­cal memo­ries [ bespielt — 7, gelöscht : 26 ], Frö­sche [ ein Pär­chen ] auf Treib­holz [ 2 ], Öle [ 0.77 Ton­nen ], Pro­the­sen [ Herz — Rhyth­mus­be­schleu­ni­ger – 6, Knie­ge­len­ke – 33, Hüft­ku­geln – 88, Bril­len – 2 ], Schu­he [ Grö­ßen 28 – 39 : 177, Grö­ßen 38 — 45 : 209 ], Kühl­schrän­ke [ 22 ], Tele­fo­ne [ 652 ], Por­zel­lan­pup­pen­köp­fe [ 3 ] Gas­mas­ken [ 8 ], Tief­see­tauch­an­zü­ge [ ohne Tau­cher – 3, mit Tau­cher – 56 ], Engels­zun­gen [ 76 ] | stop |

ping

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vor neufundland 18:22:58 uhr : webstimme

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alpha : 22.01 — Fie­ber­ta­ge, mei­ne stür­mi­schen Wind vor den Fens­tern zu hören. Ein hel­les Geräusch wei­ter­hin in mei­nem Kopf, lei­se, zu jeder Zeit. Ein­mal ste­he ich auf, schal­te mei­ne Com­pu­ter­ma­schi­ne an, ent­de­cke eine Nach­richt Noes. Tag 1498 im Tau­cher­an­zug vor Neu­fund­land, Tie­fe 84 Meter. ANFANG 18.22.58 | | | > ich höre das ticken einer uhr. s t o p ich könn­te die zeit zäh­len. s t o p wei­ter­ma­chen. t w o b l u e f i s h e s i n l o v e s t r a i g h t a h e a d. s t o p solan­ge ich lache ist leben in mei­nem gehäu­se. s t o p der duft der kirsch­blü­ten. s t o p von einem atem­zug zum ande­ren. s t o p stark. s t o p süß. s t o p viel­leicht flie­der? t w o y e l l o w f i s h e s l e f t h a n d. s t o p ich stel­le mir vor ich arbei­te­te im welt­raum. s t o p gran­dio­se idee. s t o p da ist etwas das nicht stimmt. s t o p eine mensch­li­che stim­me in mei­ner nähe. s t o p eine war­me mensch­li­che stim­me so nah dass ich den luft­zug spü­re der sie webt. s t o p < | | | ENDE 18.24.28

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