Aus der Wörtersammlung: alt

///

ai : ASERBAIDSCHAN

aihead2

MENSCHEN IN GEFAHR: „Die aser­bai­dscha­ni­sche Men­schen­rechts­ver­tei­di­ge­rin Ley­la Yunus und ihr Ehe­mann Arif Yunus wur­den am 13. August 2015 zu acht­ein­halb bzw. sie­ben Jah­ren Haft ver­ur­teilt. Der Gesund­heits­zu­stand von Arif Yunus hat sich wei­ter ver­schlech­tert, er ver­lor im Gerichts­saal das Bewusst­sein. Die aser­bai­dscha­ni­schen Behör­den schränk­ten zudem wei­ter­hin den Zugang für inter­na­tio­na­le Beobachter_innen und Journalist_innen zur Gerichts­ver­hand­lung ein. Die gewalt­lo­sen poli­ti­schen Gefan­ge­nen Ley­la und Arif Yunus wur­den am 13. August 2015 vom Gericht für schwe­re Straf­ta­ten in der aser­bai­dscha­ni­schen Haupt­stadt Baku zu acht­ein­halb bzw. sie­ben Jah­ren Haft ver­ur­teilt. Bei­de wur­den des “Betrugs” und ande­rer Straf­ta­ten, die im Zusam­men­hang mit der Men­schen­rechts­ar­beit des Ehe­paa­res ste­hen, für schul­dig befun­den. Ley­la Yunus ist die Vor­sit­zen­de der aser­bai­dscha­ni­schen NGO_ Insti­tu­te for Peace and Democracy_. Vor ihrer Fest­nah­me hat­te sie die Behand­lung poli­ti­scher Gefan­ge­ner durch die Behör­den in Aser­bai­dschan doku­men­tiert. Ihr Ehe­mann Arif Yunus ist His­to­ri­ker und poli­ti­scher Akti­vist. Dem Ehe­paar wird außer­dem Lan­des­ver­rat wegen der angeb­li­chen Spio­na­ge für Arme­ni­en vor­ge­wor­fen. Die­se Ankla­ge wur­de jedoch zur Prü­fung an ein ande­res Gericht ver­wie­sen. Inter­na­tio­na­len Beobachter_innen und Journalist_innen wur­de der Zugang zum Gerichts­saal ver­wehrt und nur weni­ge Diplomat_innen durf­ten dem Ver­fah­ren bei­woh­nen. / Wäh­rend der Anhö­rung am 13. August ver­lor Arif Yunus das Bewusst­sein. Zuvor muss­te eine Anhö­rung vom 3. August auf den 5. August ver­tagt wer­den, nach­dem Arif Yunus auf­grund Blut­hoch­drucks ohn­mäch­tig gewor­den war. Im April 2014 erlitt er zwei Schlag­an­fäl­le. Sei­ne Fami­lie befürch­tet, dass er einen wei­te­ren Schlag­an­fall nicht über­le­ben wür­de. Bei Ley­la Yunus wur­den Dia­be­tes und Hepa­ti­tis C dia­gnos­ti­ziert. Zudem ist ihr Seh­ver­mö­gen auf dem lin­ken Auge ein­ge­schränkt. Sie erhält im Gefäng­nis kei­ne ange­mes­se­ne medi­zi­ni­sche Betreu­ung. Die Behör­den haben sich gewei­gert, die Men­schen­rechts­ver­tei­di­ge­rin in ein Kran­ken­haus zu ver­le­gen. Ley­la Yunus gab an, bedroht, drang­sa­liert und ein­ge­schüch­tert sowie miss­han­delt wor­den zu sein, nach­dem sie um medi­zi­ni­sche Hil­fe gebe­ten hat­te. / Arif und Ley­la Yunus wer­den seit Som­mer 2014 auf der Grund­la­ge kon­stru­ier­ter Ankla­gen in Haft gehal­ten. Zu den Vor­wür­fen zäh­len Lan­des­ver­rat und eini­ge Ankla­gen finan­zi­el­ler Natur. Nach Auf­fas­sung von Amnes­ty Inter­na­tio­nal hän­gen die­se Ankla­gen mit der legi­ti­men Men­schen­rechts­ar­beit des Ehe­paars sowie ihrer Kri­tik an der aser­bai­dscha­ni­schen Regie­rung zusam­men.“ — Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen sowie emp­foh­le­ne schrift­li­che Aktio­nen, mög­lichst unver­züg­lich und nicht über den 24. Sep­tem­ber 2015 hin­aus, unter »> ai : urgent action

ping

refugees1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Notiz des Fotografen:

cen­tral afri­can repu­blic: torn apart by violence:fane abdel­ka­rim ara­me, aged 70, found shel­ter at Eco­le liber­ty, but she still worries about the situa­ti­on in boss­an­goa. despi­te the arri­val of peace-kee­ping tro­ops, she said, “we can’t go back to our own dis­trict now, it’s been taken.”she said she had lost four rela­ti­ves in the vio­lence. “we grew up in this coun­try, my grand — par­ents are cen­tral afri­cans and we were here befo­re inde­pen­dence, we have seen six regimes come and go. we don’t have any­whe­re else to go.” she cal­led for a return to the days when com­mu­ni­ties lived in harmony.

///

tellerpfirsich

9

del­ta : 7.12 — Der Nacht­zug fährt über eine Hoch­bahn­stre­cke: Unge­heu­re Wei­te, ein Meer von Licht. Dann wie­der run­ter unter die Stadt. Bis­wei­len Bahn­hö­fe, die wie Pla­ne­ten aus dem Dun­kel her­an­kom­men. Wie ich durch den Zug gehe, sehe ich, alle Sitz­plät­ze sind besetzt, da und dort ste­hen Men­schen, sie leh­nen an Wän­den oder hal­ten sich an geeig­ne­ten Stan­gen oder Stre­ben fest. Fast Stil­le, nie­mand wach, hin und wie­der mur­meln­des Gespräch, hef­ti­ges Atmen, Lachen, Stöh­nen. Sobald ich mich einem der schla­fen­den Men­schen nähe­re, Flüs­tern: Sie befin­den sich in einem Schlaf­zug, sie dür­fen hier nie­man­den wecken, unse­re Pas­sa­gie­re haben für Schlaf bezahlt. Eich­hörn­chen, Hun­der­te, tol­len durch die Abtei­le des Zuges, sie sprin­gen an den Wän­den hoch, jagen über Kof­fer­ab­la­gen dahin, pur­zeln unter Sitz­rei­hen, Akro­ba­ten, ohne je einen der schla­fen­den Men­schen zu berüh­ren. stop. Ges­tern ers­te Tel­ler­apri­ko­se mei­nes Lebens. — stop

ping

///

kurz vor panitanki

2

marim­ba : 4.18 — Ich kann nicht mit Sicher­heit sagen, wo sich Mila­n­o­ma­ki gera­de tat­säch­lich auf­hält, ich weiß nicht ein­mal, ob es sich um eine Frau oder um einen Mann han­delt, und wie alt die­ser Mensch sein könn­te, der mir erzählt. Zuletzt noch fol­gen­de Notiz im Dezem­ber: Ich soll­te ein Ohren­mensch sein. Ich sit­ze mit leicht zur Sei­te geneig­tem Kopf und höre zu, einem Men­schen viel­leicht oder einer Flie­ge, die über mir im Luft­raum turnt. Oder ich ste­he in einem Zim­mer ganz still, um so prä­zi­se wie mög­lich den­ken zu kön­nen. Kurz dar­auf set­ze ich mich an einen Schreib­tisch und mache vie­le Wör­ter, dann mache ich eine Pau­se, dann lese ich alles das Notier­te noch ein­mal durch, dann strei­che ich so vie­le Wör­ter mit dem Kopf, wie mög­lich ist, um bald wie­der nur einen Strich vor mir auf dem Papier vor­zu­fin­den. Ich habe viel erlebt. — Vor weni­gen Stun­den nun eine wei­te­re Nach­richt, die in einem Zug­ab­teil drit­ter Klas­se wäh­rend einer Fahrt von Mum­bai nach Dar­jee­ling ent­stan­den sein soll. Lesen Sie selbst: Ich kann nicht auf­hö­ren, rasen­des, unent­weg­tes Schrei­ben, weil mir jemand beim Schrei­ben zusieht. Ich schrieb über das Fie­ber der ver­gan­ge­nen Tage, aber dann ent­deck­te ich den Blick der roten Schu­he, und schrieb und schrieb nur noch über mei­ne flie­gen­den Hän­de, wie sie schnel­ler und immer schnel­ler notie­ren, wäh­rend sich die­ser eine rote, fla­che Schuh in mei­ner Nähe immer schnel­ler dreh­te, klei­ne Krei­se in die Luft zeich­ne­te, die sich beschleu­nig­ten, weil ich flin­ker und flin­ker schrei­be, ein Text über das Schnell­schrei­ben, das nur des­halb mög­lich ist, weil die Schreib­ma­schi­nen nicht mehr klap­pern wie frü­her noch, mein Gott, wür­den sie noch klap­pern die­se Schreib­ma­schi­nen, was wür­de das nur bedeu­ten, ein Getö­se, jetzt nur noch ein sanf­tes lei­ses Geräusch im Schrei­ben über das Schrei­ben, ein Ver­such, die­sen Schuh, der zu einem ande­ren Sys­tem gehört, schnel­ler und immer schnel­ler krei­sen zu las­sen. - stop

drohne12

///

martha

2

marim­ba : 20.24 — Als Mar­tha vor weni­gen Tagen ein neu­es Tele­fon bekam, soll­te ich ihr zei­gen, wie man den Anruf­be­ant­wor­ter des Tele­fons in Betrieb setzt, vor allem hel­fen, eine Begrü­ßung auf Band fest­zu­hal­ten. Als wir so weit gekom­men waren, dass sie spre­chen konn­te, mach­te Mar­tha ein bedeu­ten­des Gesicht, sie sag­te: Guten Tag, guten Tag! Hier spricht Mar­tha, ich bin nicht zu Hau­se oder viel­leicht doch, ich rufe bald zurück. Sobald sie fer­tig gespro­chen hat­te, woll­te sie ihre Ansa­ge noch ein­mal hören, ich drück­te also auf den Knopf, der die Wie­der­ga­be star­te­te, und wir hör­ten nun gemein­sam Mart­has Stim­me, rau gewor­den von der Zeit. Mar­tha war zufrie­den: Schau, das klingt über­zeu­gend, das wird noch dann zu hören sein, wenn ich gar nicht mehr anwe­send sein wer­de. Und wie sie so durch ihr Wohn­zim­mer ging, sah ich in ihr eine lus­ti­ge Frau, die sich an Tischen, Stüh­len, Schrän­ken fest­hal­ten muss­te, ich konn­te mir vor­stel­len, wie sie noch ganz jung gewe­sen war, eben eine lus­ti­ge jun­ge Frau, leicht­fü­ßig. Sie such­te nach ihrem Tele­fon­ap­pa­rat, der ihr 12 Jah­re gedient hat­te, zuletzt waren sei­ne Tas­ten für Mart­has zit­tern­de Hän­de zu klein gewor­den. Sie sag­te: Ich will hören, wie ich damals gespro­chen habe. — stop

ping

///

fliege nachts

2

tan­go : 2.15 — Ich saß in der war­men Nacht am Tisch, leg­te ein­mal die lin­ke, dann die rech­te Hand in eine Schüs­sel, die ich mit kal­tem Was­ser füll­te. Auf dem Tisch spa­zier­te eine Flie­ge. Weil ich in die­sem Moment nichts zu tun hat­te, als die­se Flie­ge zu beob­ach­ten, ent­deck­te ich, dass sie ihre Flü­gel ver­lo­ren oder ver­ges­sen zu haben schien, die Flie­ge flog nicht her­um, auch wenn ich mich mit einem Fin­ger näher­te, flog sie nicht davon, son­dern flüch­te­te zu Fuß. Es war eine klei­ne Flie­ge, sie war so klein, dass ich sie mit blo­ßem Auge kaum noch wahr­neh­men konn­te. Nach einer hal­ben Stun­de stand ich auf, such­te nach mei­ner Lese­bril­le und kehr­te an den Tisch zurück. Die Flie­ge lun­ger­te nun unmit­tel­bar neben mei­ner Schreib­ma­schi­ne, ich konn­te sie von mei­ner Posi­ti­on aus gut sehen, sie kam sogar noch näher her­an, als ich mich mit mei­nen Augen hin­ter den Glä­sern der Bril­le über dem Tisch ver­beug­te. In die­sem Augen­blick erleb­te ich den ers­ten Blick­kon­takt mei­nes Lebens mit einer Flie­ge, ich war mir sicher, die­se Flie­ge mus­ter­te mich eben­so wie ich sie mus­ter­te, es war ihre Hal­tung, die mich über­zeug­te, wie sie unmit­tel­bar vor mir auf dem Tisch hock­te, den Kopf ange­ho­ben und sich nicht beweg­te. Nach eini­gen Minu­ten dreh­te sie sich her­um und über­quer­te den Tisch wie­der­um zu Fuß hin zu einem Tel­ler und bestieg eine Man­da­ri­ne. Es war kurz nach zwei Uhr. — stop

ping

///

msallata

2

sier­ra : 0.28 — Ich begrei­fe zahl­rei­che Erschei­nun­gen der mensch­li­chen Kom­mu­ni­ka­ti­on im Durch­ein­an­der der Stim­men, der Bewe­gun­gen, die ich Nacht für Nacht erle­be, um Stun­den, manch­mal um Tage ver­zö­gert. Es ist so, als wür­de ich bestän­dig einen hoch­auf­lö­sen­den Ton­film spei­chern, wel­chen ich mit Ver­zö­ge­rung in der Zeit abspie­le, um Details, um Zusam­men­hän­ge nach­voll­zie­hen zu kön­nen, die zunächst in ihrer umfas­sen­den Erschei­nung nicht wahr­nehm­bar waren. Manch­mal setzt die­ser Hin­ter­grund­film wäh­rend sei­ner Auf­nah­me eine klei­ne Boje aus, die in Echt­zeit signa­li­siert, da ist etwas, da war etwas: Ach­tung! Ich glau­be, ich ver­fü­ge über Augen oder Kame­ra­ob­jek­ti­ve, die in der Lage sind, nach allen Him­mels­rich­tun­gen Aus­schau zu hal­ten. Sobald ich sie suche, kann ich die­se Augen nicht fin­den, es sind ver­mut­lich sehr klei­ne Augen. — Null Uhr acht­und­zwan­zig auf dem Meer vor Msal­la­ta, Lybia. — stop

drohne10

///

destillieren

2

alpha : 1.45 — Wei­te­re fünf­zehn Minu­ten Lek­tü­re auf Posi­ti­on Face­book nahe Pegi­da. Fol­gen­de Begrif­fe ent­deckt, die Asyl suchen­de Men­schen bezeich­nen: Drecks­pack Ver­ge­wal­ti­ger Zigeu­nerk­lau­ge­sin­del Mos­lem­ge­mat­sche Nig­ger Kaker­la­ken Ficker Vieh­zeug Rat­ten­pack Neger­skla­ven Seu­che Gesocks. Die­se so bezeich­ne­ten Men­schen möch­te man wahl­wei­se: ver­bren­nen, ver­ga­sen, abfa­ckeln, erschie­ßen, kas­trie­ren, in einem Euro­tun­nel unter Was­ser set­zen bis sie alle tot sind oder aber mit­tels einer schwe­ren Ver­schub­lock über­rol­len, durch­lö­chern, schred­dern, erhän­gen, weg­bom­ben, vor Schnee­pflü­ge span­nen, als Bio­mas­se ver­hei­zen. Noch immer könn­te ich zahl­rei­che bür­ger­li­che Namen jener Per­so­nen, die die­se Bezeich­nun­gen wähl­ten, sowie zu Mord und Tot­schlag auf­ru­fen, an Ort und Stel­le hier notie­ren, sie sind bekannt, man scheint sich nicht im min­des­ten ver­heim­li­chen zu wol­len. — stop

ping

///

cäsium

2

whis­key : 2.45 — Das Fern­se­hen erzähl­te heu­te eine Geschich­te von einem Jun­gen, der nahe der Stadt Fuku­shi­ma im Strah­len­mess­zen­trum Nihon­matsu in das Gehäu­se einer Maschi­ne gestellt wur­de, um die Strah­len­be­las­tung sei­nes Kör­pers innen wie außen und von oben bis unten zu mes­sen oder zu zäh­len, dem­zu­fol­ge von Kopf bis Fuß. Der Jun­ge, auf dem Bild­schirm mehr­fach zu sehen, war noch nicht ein­mal zehn Jah­re alt, er und sei­ne Mut­ter woh­nen in ver­seuch­tem Gebiet. Ein Radio­lo­ge erzähl­te der Mut­ter, was sie zu ihrem Schutz im Wohn­haus unter­neh­men könn­te. Sie soll­te mit Was­ser gefüll­te Plas­tik­fla­schen auf die Fens­ter­bret­ter der Zim­mer stel­len, gut geeig­net sei­en die vier­ecki­gen Zwei­li­ter­fla­schen. Ihr Sohn soll­te, wenn mög­lich, im Erd­ge­schoss schla­fen, nicht im ers­ten Stock. Am nied­rigs­ten sei die Strah­len­be­las­tung in der Mit­te des Zim­mers. Drau­ßen sei die Strah­len­be­las­tung umso höher, je tie­fer man sich befin­det. Aber im Haus sei das genau anders­her­um. Wei­ter unten sei die Dosis gerin­ger. Das kom­me daher, dass das Cäsi­um, das sich auf dem Dach ansam­mel­te, die Dosis­ra­te in den Zim­mern dar­un­ter erhö­he, eine plau­si­ble Begrün­dung. Ich sah und hör­te zu und dach­te an Geor­ges Perec, der notier­te: Es ist ein Tag wie die­ser hier, ein wenig spä­ter, ein wenig frü­her, an dem alles neu beginnt, an dem alles beginnt, an dem alles wei­ter­geht. — stop

ping

///

im keller

2

gink­go : 1.52 — Sechs Stock­wer­ke abwärts, ich stei­ge in den Kel­ler in räu­di­ge Land­schaft, schnee­wei­ße Spin­nen­ge­bei­ne, die von der Decke schau­keln. Nacht ist, ich ahne Rat­ten, die mich betrach­ten von irgend­wo­her, ein unheim­li­cher Ort, einer, der dem Besu­cher die Augen öff­net. Im Licht der Taschen­lam­pe kann man den Leu­ten, die über der Kel­ler­land­schaft schla­fen, in ihre Müll­höh­len schau­en. Die­ses Durch­ein­an­der von Holz­tei­len und Ölfäs­sern und Fahr­rad­ske­let­ten könn­te zur Woh­nung X gehö­ren, und das alles zur Woh­nung Y, wie sorg­fäl­tig sich die Kar­to­na­gen doch sta­peln, in wel­chen Bücher ver­mo­dern und Män­tel und Schals und Strümp­fe. In einem der Kel­ler­ab­tei­le ruht ein Plat­ten­spie­ler zen­tral auf dem Boden, sonst ist dort nichts zu sehen, nur die­ser eine Plat­ten­spie­ler, stau­big. Hin­ter der Luft­schutz­tür von schwe­rem Eisen rei­hen sich Schau­feln der Haus­meis­te­rei, die schon lan­ge ohne den Haus­meis­ter selbst aus­kom­men muss, das Hoch­was­ser des ver­gan­ge­nen Jah­res, wie es eine Linie zeich­ne­te, stand den Besen bis zum Hals. Nicht rau­chen ist noch immer an einer Wand ver­merkt in alt­deut­scher Schrift. Und wenn ich so wei­ter­ge­he um eine Ecke her­um, sto­ße ich auf ein schma­les Abteil, das sich mit einer Geschich­te ver­bin­det. Es scheint nun leer zu sein, war aber ein­mal ein beson­de­rer Ort. Ich erin­ne­re mich an eine Öllam­pe, an eine Matrat­ze, einen Stuhl und den Schat­ten eines Men­schen, der auf die­ser Matrat­ze ruh­te: Im Schat­ten saßen Augen fest, sie starr­ten in mei­ne Lam­pe, dann flüch­te­ten sie, dann kamen sie nicht zurück. — stop

station

///

ai : VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE

aihead2

MENSCH IN GEFAHR: „Der oma­ni­sche Schrift­stel­ler und Blog­ger Mua­wi­ya al-Ruwahi wur­de in ein Gefäng­nis in Abu Dha­bi ver­legt. Sein Gerichts­ver­fah­ren soll dort am 14. Sep­tem­ber vor der Staats­si­cher­heits­kam­mer des Obers­ten Bun­des­ge­richts beginnen./ Der 31-jäh­ri­ge oma­ni­sche Schrift­stel­ler und Blog­ger Mua­wi­ya al-Ruwahi (auch al-Rawahi) wur­de Ende Mai in das al-Wath­ba-Gefäng­nis in Abu Dha­bi ver­legt. Sein Fall wur­de an die Staats­si­cher­heits­kam­mer des Obers­ten Bun­des­ge­richts ver­wie­sen. Am 14. Sep­tem­ber soll sein Ver­fah­ren begin­nen. Die Ankla­ge­punk­te sind eben­so wenig bekannt wie die kon­kre­ten Grün­de für sei­ne Fest­nah­me und das Ver­fah­ren. / Laut der Face­book-Sei­te sei­nes Vaters erhielt Mua­wi­ya al-Ruwahi, der an einer bipo­la­ren Stö­rung lei­det, am 11. Juni Besuch von oma­ni­schen Diplomat_innen sowie dem Staats­an­walt. Die Diplomat_innen konn­ten allei­ne mit ihm spre­chen. Seit sei­ner Fest­nah­me am 23. Febru­ar 2015, als er aus Oman in die Ver­ei­nig­ten Ara­bi­schen Emi­ra­te (VAE) ein­rei­sen woll­te, durf­te er meh­re­re Male mit sei­ner Fami­lie tele­fo­nie­ren. Den ers­ten Anruf tätig­te er einen Monat nach sei­ner Fest­nah­me. Dabei bat er sei­ne Fami­lie dar­um, einen Rechts­bei­stand für ihn zu benen­nen. Mua­wi­ya al-Ruwahi erzähl­te sei­ner Fami­lie, dass er regel­mä­ßig sei­ne Medi­ka­men­te erhal­ten hat­te und dass die Behör­den der VAE von sei­ner psy­chi­schen Erkran­kung wuss­ten. Sei­ne Kran­ken­ak­te, die vom Sul­tan-Qabus-Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum aus­ge­stellt wur­de, wur­de an die Behör­den der VAE wei­ter­ge­lei­tet. Die Mut­ter von Mua­wi­ya al-Ruwahi durf­te ihn am 18. Juni für eine hal­be Stun­de im Gefäng­nis besu­chen. Am glei­chen Tag durf­te er außer­dem zehn Minu­ten mit sei­nem Vater in Oman tele­fo­nie­ren. Zwei Tage spä­ter wand­te sich sei­ne Mut­ter an die Behör­den des al-Wath­ba-Gefäng­nis­ses, um sicher­zu­stel­len, dass ihr Sohn regel­mä­ßig sei­ne Medi­ka­men­te erhal­ten wür­de.“ — Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen sowie emp­foh­le­ne schrift­li­che Aktio­nen, mög­lichst unver­züg­lich und nicht über den 31. August 2015 hin­aus, unter »> ai : urgent action

ping



ping

ping