Aus der Wörtersammlung: iss

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auf schienen

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alpha : 0.10 — Als wür­de sich die­se merk­wür­di­ge Frau auf unsicht­ba­ren Gelei­sen durch die Zeit bewe­gen, so kommt sie in unre­gel­mä­ßi­gen Abstän­den immer wie­der ein­mal an mir vor­über, arm­se­lig geklei­det, jawohl, auf das Äußers­te arm­se­lig geklei­det, trägt sie im Som­mer wie im Win­ter eine Poli­zei­schirm­müt­ze, einen merk­wür­dig grü­nen, zer­schlis­se­nen Fal­ten­rock, eine gel­be, ver­schmutz­te Blu­se und dar­über eine Jeans­ja­cke, mein Gott, außer­dem Turn­schu­he, die mög­li­cher­wei­se längst über kei­ner­lei Soh­len­werk mehr ver­fü­gen. Aber das mit den Schu­hen ist gar kein Wun­der, sie läuft andau­ernd schnell her­um, ich habe sie nie­mals ste­hend oder irgend­wo sit­zend ange­trof­fen. Unge­wöhn­lich an die­ser Frau ist ins­be­son­de­re ein Papp­schild, wel­ches an einem län­ge­ren Stock befes­tigt wur­de. Sie trägt das Papp­schild hoch über dem Kopf, stolz schein­bar, es ist immer das­sel­be Schild, geschützt von einer fei­nen Foli­en­haut. Auf die­sem Schild nun ist mit akku­ra­ter Schrift fol­gen­de For­de­rung auf­ge­zeich­net: Kei­ne Gewalt gegen unse­re Poli­zei! Die Ver­brei­tung die­ser Bot­schaft scheint ihr wesent­li­ches Anlie­gen zu sein, ich habe mehr­fach ver­sucht, an die eilen­de Per­son her­an­zu­tre­ten, ver­geb­lich, ent­we­der war sie zu schnell oder ich war zu lang­sam in der Ver­fol­gung gewe­sen. Tat­säch­lich beschleu­nigt sie ihre Schrit­te unver­züg­lich, wenn ich ver­su­che, mich ihr zu nähern. Ein­mal, es war hoher Som­mer, tele­fo­nier­te ich gera­de, als ich sie kom­men sah. Ich nahm mei­nen Tele­fon­com­pu­ter vom Ohr und rich­te­te ihn auf die demons­trie­ren­de Frau, um sie zu foto­gra­fie­ren. Ges­tern, Sonn­tag um kurz vor Mit­ter­nacht: Sie scheint sehr leicht gewor­den zu sein, ande­re wür­den viel­leicht sagen, dass sie äußerst mager gewor­den ist. Sie raucht wie eine Loko­mo­ti­ve. — stop

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ai : ÄGYPTEN

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MENSCH IN GEFAHR: „Am 9. Janu­ar um etwa 14.30 Uhr führ­ten drei Ange­hö­ri­ge des ägyp­ti­schen Geheim­diensts, die in Zivil geklei­det waren, eine Raz­zia in einem Café des Kai­ro­er Stadt­teils El Ago­u­za durch. Es ist bekannt, dass sich der Men­schen­recht­ler Dr. Ahmed Abdul­lah häu­fig dort auf­hält. Die Sicher­heits­kräf­te leg­ten kei­nen Durch­su­chungs- oder Haft­be­fehl vor, durch­such­ten aber den­noch das Café nach Dr. Ahmed Abdul­lah und erkun­dig­ten sich bei den Ange­stell­ten nach sei­nem Auf­ent­halts­ort. / Dr. Ahmed Abdul­lah erstat­te­te dar­auf­hin Anzei­ge bei der Staats­an­walt­schaft und gab zu Pro­to­koll, dass alle Ver­su­che, ihm Scha­den zuzu­fü­gen, vom Innen­mi­nis­te­ri­um zu ver­ant­wor­ten sei­en. Es sind kei­ne straf­recht­li­chen Ermitt­lun­gen gegen Dr. Ahmed Abdul­lah bekannt, und er hat bis­her kei­ne Vor­la­dung von der Staats­an­walt­schaft erhal­ten. Die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ka­nä­le von Dr. Ahmed Abdul­lah, ins­be­son­de­re sein Tele­fon, wer­den jedoch seit eini­ger Zeit von den Sicher­heits­kräf­ten abge­hört. Sie haben mehr­fach tele­fo­nisch damit gedroht, ihn fest­zu­neh­men. / Seit Okto­ber 2015 läuft eine media­le Ver­leum­dungs­kam­pa­gne gegen Dr. Ahmed Abdul­lah. Er ist Vor­sit­zen­der des Stif­tungs­rats der Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­ti­on “Ägyp­ti­sche Kom­mis­si­on für Rech­te und Frei­hei­ten” (ECRF) und wird eben­so wie der Lei­ter der Orga­ni­sa­ti­on, Moha­med Lot­fy, von der Pres­se als Gefahr für die natio­na­le Sicher­heit por­trä­tiert. Medi­en­be­rich­ten zufol­ge sol­len die bei­den Män­ner gehei­me Tref­fen mit US-ame­ri­ka­ni­schen und euro­päi­schen Behördenvertreter_innen abge­hal­ten haben, um die natio­na­le Sicher­heit Ägyp­tens zu gefähr­den und den Ruf des Lan­des im Aus­land zu schä­di­gen.“ — Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen sowie emp­foh­le­ne schrift­li­che Aktio­nen, mög­lichst unver­züg­lich und nicht über den 25. Febru­ar 2016 hin­aus, unter > ai : urgent action

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zerzaust

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vic­tor : 0.55 — L. erzählt, sie habe ein­mal eine Frau gekannt, die weder in Büchern las noch in Zei­tun­gen. Trotz­dem sei die­se Frau, deren Namen sie nicht in Erin­ne­rung habe, Wör­tern sehr eng ver­bun­den gewe­sen, da sie pau­sen­los Wör­ter notier­te. Sie schrieb mit der Hand, sie schrieb in Cafés, U‑Bahnen, auf Bän­ken sit­zend in Parks einer Stadt, die sie ein Leben lang nie ver­las­sen haben soll. Sie schrieb an einem ein­zi­gen Buch, an einem Buch, das sie stets in einer wei­te­ren Vari­an­te mit sich führ­te, im Grun­de an einem Buch einer­seits, das sie bereits auf­ge­schrie­ben hat­te, und einem Buch ande­rer­seits, in dem sie das Buch, das zu Ende geschrie­ben wor­den war, wie­der­hol­te, aber natür­lich nicht, ohne das Buch im Pro­zess des Abschrei­bens zu ergän­zen. Jede Ergän­zung wur­de sorg­fäl­tig über­legt, manch­mal wur­den Wör­ter ersetzt, gan­ze Sät­ze oder ein Gedan­ke hin­zu­ge­fügt, sel­ten eine Pas­sa­ge gestri­chen. In die­ser Wei­se ver­än­der­te sich das Buch, das Buch nahm an Umfang zu, wur­de lang­sam schwe­rer. Immer dann, wenn ein Buch abge­schrie­ben wor­den war, ver­schwand das abge­schrie­be­ne Buch. Und wie­der­um begann die Frau eine wei­te­re Kopie anzu­fer­ti­gen, die sich im Pro­zess der Ver­dopp­lung schein­bar nur unwe­sent­lich von ihrem Ori­gi­nal unter­schei­den wür­de. Der Rücken der Frau war leicht gekrümmt, sie ging viel spa­zie­ren und war stets sorg­fäl­tig geklei­det. Sie soll schon ein wenig wild aus­ge­se­hen haben, zer­saust, aber glück­lich, sagen wir, zer­zaust und immer beschäf­tigt und irgend­wie fröh­lich. Sie notier­te zier­li­che, äußerst exak­te Zei­chen. — stop
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ai : VIETNAM

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MENSCH IN GEFAHR: „Die viet­na­me­si­sche Anwäl­tin und Men­schen­recht­le­rin Lê Thu Hà wur­de am 16. Dezem­ber fest­ge­nom­men. Kurz zuvor am sel­ben Tag war auch der bekann­te Men­schen­rechts­an­walt Nguyễn Văn Đài fest­ge­nom­men wor­den. Bis­her durf­te sie kei­nen Besuch von ande­ren Aktivist/innen erhal­ten. Sie läuft Gefahr, gefol­tert und ander­wei­tig miss­han­delt zu wer­den. / Die Rechts­an­wäl­tin Lê Thu Hà soll am 16. Dezem­ber inhaf­tiert wor­den sein, als Sicher­heits­kräf­te die Woh­nung des Men­schen­rechts­an­walts Nguyễn Văn Đài in der Haupt­stadt Hanoi durch­such­ten. Der Anwalt war am Mor­gen des­sel­ben Tages fest­ge­nom­men wor­den. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zu sei­nem Fall fin­den Sie in UA-292/2015.  Lê Thu Hà ist Mit­glied der von Nguyễn Văn Đài gegrün­de­ten Orga­ni­sa­ti­on “Bru­der­schaft für Demo­kra­tie” (Brot­her­hood for Demo­cra­cy). Sie befin­det sich der­zeit im B14-Gefäng­nis in Hanoi in Unter­su­chungs­haft. Es ist nicht bekannt, ob sie bereits ange­klagt wurde./ Lê Thu Hà war bereits am 23. Sep­tem­ber fest­ge­nom­men wor­den, gemein­sam mit vier wei­te­ren Mitarbeiter/innen des unab­hän­gi­gen You­Tube-Kanals “Lương Tâm TV” (“Gewis­sens-TV”). Sie war als Eng­lisch-Über­set­ze­rin für den Sen­der tätig gewe­sen, der seit August 2015 auf You­Tube kur­ze Clips über die Men­schen­rechts­la­ge in Viet­nam aus­strahlt. Alle fünf waren bis spät­abends von der Hanoier Sicher­heits­po­li­zei fest­ge­hal­ten wor­den. Im April hat­ten die Behör­den den Rei­se­pass von Lê Thu Hà ein­ge­zo­gen, kurz bevor sie von Hanoi nach Ho-Chi-Minh-Stadt flie­gen und von dort aus einen Flug ins Aus­land neh­men woll­te. / Am 20. Dezem­ber ver­such­ten eini­ge Aktivist/innen, Lê Thu Hà im B14-Gefäng­nis zu besu­chen, durf­ten sie jedoch nicht sehen. Sie läuft Gefahr, gefol­tert und ander­wei­tig miss­han­delt zu wer­den. Verteidiger/innen der Men­schen­rech­te, gegen die in Viet­nam straf­recht­li­che Vor­wür­fe erho­ben wor­den sind, wer­den wäh­rend der Unter­su­chungs­haft bzw. in der Ermitt­lungs­pha­se häu­fig unmensch­lich behan­delt.“ — Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen sowie emp­foh­le­ne schrift­li­che Aktio­nen, mög­lichst unver­züg­lich und nicht über den 2. Febru­ar 2016 hin­aus, unter > ai : urgent action

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transfer

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echo : 3.05 – Vor fünf oder sechs Jah­ren schrieb ich einen Brief an einen ver­schol­le­nen Freund. Ich erzähl­te ihm von der Welt der Fähr­schif­fe, wie ich sie erkun­det hat­te auf der Upper New York Bay. Ich bat ihn, er möge sich um Him­mels­wil­len mel­den. Ver­mut­lich war ich nicht wirk­lich über­zeugt gewe­sen, dass mei­ne E‑Mail den ver­schwun­de­nen Freund errei­chen wür­de, er war zuletzt doch schon sehr ver­rückt gewe­sen, er hielt sich für einen ande­ren, und war seit bereits zwei Jahr­zehn­ten ver­misst. Ich notier­te also eine Bot­schaft für einen auch von mir selbst ver­ehr­ten Schrift­stel­ler, die ihn unmög­lich oder sehr wahr­schein­lich nicht errei­chen wür­de. Ich sen­de­te mein Schrei­ben an einen E‑Mail-Dienst im fin­ni­schen Tur­ku, der ver­sprach, Schrift­sät­ze an Men­schen wei­ter­zu­lei­ten, die ver­schwun­den waren, viel­leicht gegen ihren Wil­len wie vom Erd­bo­den ver­schluckt oder weil sie sich ver­steck­ten. Eini­ge Stun­den spä­ter wur­de der Ein­gang mei­ner E‑Mail bestä­tigt mit dem Ver­spre­chen einer Nach­richt, sobald die E‑Mail wei­ter­ge­ge­ben wer­den konn­te. In die­sem glück­li­chen Fal­le soll­te ich 85 Dol­lar über­wei­sen an ein Post­amt eben der Stadt Tur­ku, ein ganz ange­mes­se­ner Betrag, wie ich fin­de. Vor weni­gen Minu­ten nun erhielt ich mei­ne E‑Mail mit dem Ver­merk zurück: Wir bedau­ern, Ihnen mit­tei­len zu müs­sen, dass wir Ihre E‑Mail an Mr. John Dos Pas­sos nicht zustel­len konn­ten. Mit freund­li­chen Grü­ßen — stop

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im verborgenen

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del­ta : 0.55 — In Peter Bichsel’s Erzäh­lung Die Erde ist rund war­tet ein wun­der­ba­rer ers­ter Satz. Der Satz geht so: Ein Mann, der wei­ter nichts zu tun hat­te, nicht mehr ver­hei­ra­tet war, kei­ne Kin­der mehr hat­te und kei­ne Arbeit mehr, ver­brach­te sei­ne Zeit damit, dass er sich alles, was er wuss­te, noch ein­mal über­leg­te. — Wie wür­de ich anstel­le des Man­nes zunächst vor­ge­hen. Wür­de ich viel­leicht ein Ver­zeich­nis mei­ner Erin­ne­run­gen anle­gen, oder wür­de ich mich still in mei­ne Küche set­zen und mich umse­hen und über­le­gen, was ich von mei­ner Küche weiß? Da war vor­hin noch eine Schüs­sel vol­ler Äpfel, Man­da­ri­nen, Bana­nen gewe­sen, und der Wunsch, Gegen­stän­de, auch erfun­de­ne Din­ge und Wesen, unver­züg­lich zu öff­nen, um nach­zu­se­hen, was in ihrem Inne­ren zu ver­mer­ken ist. Vor­wärts suchen und erfin­den in die Tie­fe. Vor­wärts bis hin zur letz­ten ein­sa­men Haut, die jedes ver­blei­ben­de Geheim­nis umwi­ckelt, eine Beru­hi­gung. Aber dann, sobald ich bei­spiels­wei­se ein Fern­seh­ge­rät betrach­te, wenn es acht Uhr abends gewor­den ist, weiß ich, dass ich kaum noch etwas von da drau­ßen wis­sen kann, weil je nur hal­be Äpfel oder noch klei­ne­re Tei­le zu erken­nen sind, oder Äpfel, die nur vor­ge­ben oder behaup­ten, Äpfel zu sein, oder Äpfel, die zu schnell gewor­den sind. Ein­mal beob­ach­te­te ich dort auf dem Bild­schirm eine Kampf­ma­schi­ne, die von einem Flug­zeug­trä­ger aus star­te­te. Im Ver­bor­ge­nen, außer­halb mei­ner Bild­schirm­licht­zeit, flog die Kampf­ma­schi­ne ver­mut­lich wei­ter. Was ist gesche­hen? — stop
giraffe

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nahe central park

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alpha : 6.55 – Frü­her Abend, Som­mer. Ein Repor­ter befragt ein Mäd­chen nahe Cen­tral Park. Das Mäd­chen,  8 Jah­re alt, trägt ein rotes Kleid. Was willst Du ein­mal wer­den, will der Repor­ter wis­sen. Das Mäd­chen schaut sich kurz um. Es scheint sei­ne Ant­wort bereits zu ken­nen, aber viel­leicht ist sei­ne Ant­wort ein Geheim­nis, von dem nicht jeder Kennt­nis haben darf. Das Mäd­chen sagt: Ich will Meer­jung­frau wer­den, und ver­dreht die Augen. Das ist aber eine schö­ne Idee, ant­wor­tet der Repor­ter. Das Mäd­chen über­legt für einen Moment. Nein, sagt es dann, das ist kei­ne Idee, son­dern Bestim­mung. Freust Du Dich, Meer­jung­frau zu wer­den, fragt der Repor­ter. Aber natür­lich, sagt das Mäd­chen. Seit wann weißt Du denn, dass Du Meer­jung­frau wer­den wirst? Ach, schon immer, ant­wor­tet das Mäd­chen, und ver­dreht wie­der die Augen. Für einen Augen­blick schweigt der Repor­ter, um dann fort­zu­set­zen: Was ist die größ­te Her­aus­for­de­rung für Dich auf dem Weg, eine Meer­jung­frau zu wer­den. Oh, sagt das Mäd­chen, die Luft anzu­hal­ten. Jetzt hüpft es davon. — stop

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the look of silence

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papa : 0.45 — Als ich ges­tern Abend den außer­ge­wöhn­li­chen Doku­men­tar­film The Look of Silence betrach­te­te, ist etwas sehr Merk­wür­di­ges gesche­hen. Mei­ne Schne­cke Esme­ral­da stürz­te näm­lich aus 1 Meter Höhe von der Wand auf den Fuß­bo­den, wor­auf­hin ich die Schne­cke vor­sich­tig in die Hän­de nahm und nach mög­li­chen Schä­den such­te. Als ich die Schne­cke kurz dar­auf wie­der vor die Wand setz­te, als Esme­ral­da nach wei­te­ren 2 Minu­ten erneut von der Wand stürz­te, stopp­te ich den Film und über­leg­te, ob mei­ne Schne­cke mög­li­cher­wei­se krank gewor­den sein könn­te. Indes­sen klet­ter­te Esme­ral­da, wie unter einem Zwang, zum drit­ten Mal die Wand hin­auf, die­ses Mal jedoch fiel sie nicht auf den Boden zurück. Besorgt ver­folg­te ich ihre Bewe­gung meh­re­re Minu­ten lang, alles ging so lan­ge gut, bis ich die Betrach­tung des Fil­mes fort­setz­te. Nach eini­gen wei­te­ren Ver­su­chen ist nun Fol­gen­des zu berich­ten. Esme­ral­da reagiert schein­bar auf Geräu­sche, die der Film erzeugt. Ich neh­me an, mei­ne Schne­cke wird von Rufen der Zika­den, wel­che im Film immer wie­der über län­ge­re Zeit zu hören sind, müde, sie schläft ein, sie ver­gisst sich sozu­sa­gen, ihre Lage an der Wand, die gefähr­li­che Tie­fe unter ihr. Eine erstaun­li­che Beob­ach­tung. Ich habe bis­her nicht dar­über nach­ge­dacht, ob Schne­cken über ein Hör­ver­mö­gen ver­fü­gen, es ist denk­bar, dass Schne­cken über ein Kör­per­h­aut­ohr gebie­ten. — stop

nach­rich­ten von esmeralda »

stamps1

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paris : 5 minuten

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sier­ra : 3.15 – Der jun­ge Mann will wis­sen, ob ich viel­leicht gera­de Nach­rich­ten lese, die von der Stadt Paris erzäh­len. Sein Gesichts­aus­druck, indem er auf mein Mobil­te­le­fon deu­tet, ist ernst. Ich woh­ne in Paris, sagt er, ich bin dort auf­ge­wach­sen, ich stu­die­re in Deutsch­land, ich habe ver­sucht mei­nen Groß­va­ter zu errei­chen, aber er mel­det sich nicht, ich kom­me nicht durch, ich bin so auf­ge­regt, auch mei­ne Freun­din ist ver­schwun­den. Wir ste­hen am Bahn­hof, war­ten auf einen Zug, der in Rich­tung des Flug­ha­fens fährt. Es ist kurz nach Mit­ter­nacht. Auf dem Mobil­te­le­fon des jun­gen Man­nes wird von acht­zehn Todes­op­fern berich­tet, auf mei­nem sind bereits über vier­zig Men­schen gestor­ben. Der jun­ge Mann läuft immer wie­der ein­mal eini­ge Meter den Bahn­steig ent­lang, schaut auf sein Tele­fon, hält es an sein Ohr, kommt wie­der zu mir zurück, fragt, ob ich etwas Neu­es in Erfah­rung brin­gen konn­te. Ich sage: Ich glau­be, für Frank­reich wur­de gera­de der Aus­nah­me­zu­stand erklärt. Oh Gott, ant­wor­tet der jun­ge Mann, was ist nur gesche­hen! Er steht ganz still vor mir, schaut mich an. Wir ken­nen uns eigent­lich nicht gut. Fünf oder sechs Minu­ten Zeit sind ver­gan­gen, seit der jun­ge Mann frag­te, ob ich Nach­rich­ten lese, die von der Stadt Paris erzäh­len. Plötz­lich klin­gelt sein Tele­fon. – stop

fest

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lissabon

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MELDUNG. Jun­ge Engel, Schu­le zu St. Nazai­re, sind in der Nacht von Mon­tag auf Diens­tag kom­men­der Woche von 2 bis 5 Uhr bei leich­ter Flie­ge­rei über dem Jar­dim da Tor­re de Belem zu Lis­sa­bon anzu­tref­fen. Ein­tritt frei. – stop

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