MENSCH IN GEFAHR: „Der syrische Flüchtling F.M. befindet sich seit dem 15. März 2015 unter unmenschlichen Bedingungen im Flughafen Istanbul-Atatürk willkürlich in Haft. Er läuft weiterhin Gefahr, jederzeit nach Syrien abgeschoben zu werden. / Der Syrer F.M. ist im August 2012 aus Syrien geflohen, um dem Wehrdienst zu entgehen. Er wird seit dem 15. März 2015 in einem “Raum für problematische Passagiere” im Flughafen Istanbul-Atatürk festgehalten. Im November 2015 war er in den Libanon geflogen, wo ihm die Einreise jedoch verweigert wurde, woraufhin er in die Türkei zurückreiste. Die Inhaftierung von F.M. im Flughafen scheint willkürlich zu sein und jeglicher rechtlichen Grundlage zu entbehren. Der Rechtsbeistand von F.M. hat einen Antrag auf Freilassung gestellt, bis zum 4. März 2016 ist jedoch noch keine Entscheidung getroffen worden. / In dem “Raum für problematische Passagiere” gibt es lediglich künstliches Licht, das 24 Stunden am Tag eingeschaltet ist. Zudem gibt es keine Betten und keine Privatsphäre. Die Bedingungen entsprechen einer grausamen, unmenschlichen und erniedrigenden Behandlung und es verstößt gegen die Rechtsprechung des Landes und gegen das Völkerrecht, wenn Personen in solchen Einrichtungen für einen längeren Zeitraum — in diesem Fall seit einem Jahr — festgehalten werden. / F.M. hat Verwandte in anderen Ländern, die versuchen, ihn finanziell bei der Beantragung eines Visums zu unterstützen. Amnesty International vorliegenden Informationen zufolge hat jedoch bislang kein Vertreter einer ausländischen Botschaft F.M. in Haft besucht, um ihn für den Antrag zu befragen. Es ist allerdings unklar, ob dies daran liegt, dass der Kontakt durch die türkischen Behörden verweigert wurde, oder ob tatsächlich kein Versuch von Seiten der Botschaften unternommen wurde. / F.M. ist in Gefahr, jederzeit nach Syrien zurückgeschickt zu werden. Es ist bekannt, dass die türkischen Behörden Rückführungen von Flüchtlingen nach Syrien und in den Irak durchführen, wo ihnen schwere Menschenrechtsverletzungen drohen. Dies stellt einen Verstoß gegen den für die Türkei bindenden Grundsatz der Nichtzurückweisung (Non-Refoulement) gemäß dem nationalen Recht und dem Völkerrecht dar. Es sind außerdem Fälle bekannt, in denen Flüchtlinge von den türkischen Behörden unter Druck gesetzt wurden, in ihr Heimatland zurückzukehren, indem man ihnen mit einer unbefristeten Inhaftierung gedroht hat. F.M. hat Verwandten gegenüber gesagt, dass er in Erwägung zieht, einer Rückkehr nach Syrien zuzustimmen. Er sagte: “Dort sterbe ich wenigstens sofort und es ist vorbei, anstatt jeden Tag, den ich hier verbringe, ein bisschen mehr zu sterben.“ — Hintergrundinformationen sowie empfohlene schriftliche Aktionen, möglichst unverzüglich und nicht über den 21. April 2016 hinaus, unter > ai : urgent action
Aus der Wörtersammlung: lage
minutenzeitung
himalaya : 5.16 — Gestern erzählte Mutter, nein, nein, sie lese keineswegs langsamer durch ihre morgendliche Zeitung als früher noch, vielmehr seien die Zeitungen selbst schwerer, das heißt, umfangreicher oder dicker geworden. Das könne niemand mehr lesen, jeden Tag eine neue dicke Zeitung. Ich dachte, man müsste einmal die Zeit anhalten, sagen wir für zwei oder drei Monate. Alles würde zitternd stillstehen auf unserer Erdkugel, allein Journalistinnen und Journalisten wären noch beweglich. Sie reisen nun herum, betrachteten fünf Minuten Zeit weltweit, die sich überall so lange wiederholt, bis sie von Sprache und Fotografie erfasst sein wird. In einem Flüchtlingslager hält eine Großmutter ein gerade geborenes Kind aus einem Zelt heraus, der Vater kippt etwas Regenwasser über den kleinen rosafarbenen Leib, und schon sind fünf Minuten Zeit vergangen und das Kind wieder in den Leib der Mutter zurückgekehrt. Als das Kind unverzüglich erneut geboren wird, sind drei weitere Fotografen vor das Zelt getreten, um das Kind zu fotografieren, wie es von seinem Vater gewaschen wird. In Oslo stoßen zwei Straßenbahnen so lange gegeneinander, bis endlich über sie berichtet wird. Auf Neuseeland, nahe Parapara, fällt ein Kind von einem Baum, Minutenweise klettert es wieder hinauf und fällt wieder zu Boden, ehe ein Reporter vorüber kommen wird, um vielleicht gerade noch rechtzeitig das Kind aufzufangen. Auch die alte Martha will bemerkt werden, sie hat wieder einmal ein paar Matchboxautos verschluckt in London im Kaufhaus bei Harrods. Eine umfangreiche Zeitung könnte entstehen, eine Weltzeitung von 5 Minuten Zeit, die von zehntausenden Journalisten notiert wurde, die wie Wanderameisen Blätter, Wörter, Gedanken, Fotografien sammelten, um zu erzählen, was der Fall ist. – Fünf Uhr sechzehn in Idomeni, Griechenland. – stop
herzhaut
victory : 0.55 — Ein griechischer Minister soll geäußert haben, sein Land sei doch kein Lagerort menschlicher Seelen. In der Zeitung, die von diesem Ereignis berichtete, waren auf einer Fotografie Fernsehkameras und eben ein kleiner, runder Herr zu sehen, der im Moment der Aufnahme zu sprechen schien. Tatsächlich würde der Ausdruck seines Gesichtes sich gut seinem dokumentierten Gedanken fügen, der in der Bildunterschrift verzeichnet ist, ein wenig Wut dort, Empörung, gleichwohl eine Traurigkeit, die nahe der Wahrnehmung tausender Rettungswesten, die an griechischen Stränden liegen, wohltuend authentisch wirkt. Erinnerte mich an einen Satz, den Thomas Bernhard einer Kamera erzählte: Das, was niemand sieht, das hat einen Sinn aufzuschreiben. Aber zunächst ist alles noch gut sichtbar. Menschen sitzen in einem Bus, vor dem Bus tobt eine dunkle Menschenkopfwolke, die giftige Wörter spukt. Reisegenuss in gelber Leuchtschrift, wie eine Verhöhnung, ist an der Kopfseite des Busses anstatt einer Zielangabe zu lesen, wo Clausnitz stehen könnte. Einen Tag später wird der Versuch unternommen, Schuldlast in den Bus zu verschieben, es werde, sagt ein Polizeioffizier, auch gegen Geflüchtete ermittelt. Wenn man nun lange genug sprechen und schreiben wird in den Räumen der Bewegung, wird das Gewünschte zur wirklichen Wirklichkeit werden. Es ist zum Fürchten, wie früher, alles noch da, der harte Blick auf Menschen in Not, auf Menschen mit Koffern in der Hand. — stop
vom gecko
marimba : 0.55 — Gestern, während ich noch schlief, hörte ich ein Geräusch, welches die Ankunft einer E‑Mail meldete, die gerade in diesem Augenblick, da ich noch nicht wach geworden war, an meine Schreibmaschine ausgeliefert wurde. Ich hatte vielleicht vergessen, sie auszuschalten, oder aber es existieren E‑Mailvarianten, die in der Lage sind, schlafende Computer zu wecken, sowie Menschen, die in ihrer Nähe schlummern. Javier hatte wichtige Nachrichten für mich. Ich antwortete ihm rasch: Lieber Javier, ich freu mich sehr, dass Sie sich die Mühe machten, mir zu schreiben. Obwohl wir uns nicht persönlich kennen, wollen Sie mich großzügig auf einen Fehler aufmerksam machen, der mir vor wenigen Tagen unterlaufen ist. Ich danke Ihnen herzlich. Sie haben in dem Film eines russischen Kamerateams, von dem ich erzählte, entgegen meiner eigenen Beobachtung doch einige offensichtlich lebende Menschen entdeckt, fürwahr, ich habe sie nun gleichfalls wahrgenommen, fünf Personen, vermutlich Männer, die in der oberen Hälfte des Bildausschnitts von der 18. bis zur 24. Filmsekunde zu erkennen sind. Ich frage mich, wie konnte ich sie übersehen? Und ich frage mich weiterhin, ob jene Männer in dem Moment, da der Drohnenvogel über ihnen flog, zum Himmel schauten, ob sie die fliegende Bildmaschine wahrnehmen konnten, und wenn ja, weshalb sie nicht flüchteten. Mit jedem Tag entstehen weitere Fragen, die ich vielleicht niemals beantworten kann. Gestern hörte ich, dass die Ohren der Geckos mittels eines Tunnels miteinander verbunden sein sollen. Wenn man nun einem Gecko mittels einer Taschenlampe in sein linkes Ohr leuchtete, würde das Taschenlampenlicht aus seinem rechten Ohr wieder herauskommen. Wie ich mich über diese Nachricht freute. Herzliche Grüße sendet Ihnen Ihr Louis — stop
ai : IRAN
MENSCH IN GEFAHR: „Der Oberste Gerichtshof des Irans hat das Todesurteil von Mohammad Ali Taheri im Dezember 2015 aufgehoben und seinen Fall zur weiteren Untersuchung zurück an das Revolutionsgericht verwiesen. Er befindet sich nun seit mehr als vier Jahren in Einzelhaft und ist in den Hungerstreik getreten. / Mohammad Ali Taheri ist am 30. Januar in den Hungerstreik getreten, nachdem ihm Angehörige des Gefängnispersonals in dem den Revolutionsgarden unterstellten Trakt 2A des Evin-Gefängnisses in Teheran gesagt hatten, dass “er sich den Gedanken, er würde freigelassen, aus dem Kopf schlagen soll”. Nach sieben Tagen Hungerstreik verlor er das Bewusstsein und wurde in ein Krankenhaus verlegt. Am 10. Februar brachte man ihn zurück in das Gefängnis. Trotz seines schlechten gesundheitlichen Zustands setzte er seinen Hungerstreik fort. / Mohammad Ali Taheri befindet sich seit Mai 2011 in Einzelhaft. Ihm wird unter anderem die “Förderung von Verdorbenheit auf Erden” sowie die “Beleidigung islamischer Heiligkeiten” vorgeworfen. Für Letzteres verurteilte ihn ein Revolutionsgericht im Oktober 2011 zu fünf Jahren Gefängnis, während das Gericht im Fall der ersten Anklage die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen sah. Die Revolutionsgarden nahmen daraufhin ihre Ermittlungen wieder auf. In dieser Zeit wurde seine Untersuchungshaft, die er in Einzelhaft verbringt, mehrfach verlängert. Im Juli 2015 wurde Mohammad Ali Taheri schließlich wegen “Förderung von Verdorbenheit auf Erden” zum Tode verurteilt. Grund dafür war die Gründung der spirituellen Gruppe Erfan-e-Halgheh und seine spirituellen Lehren und Praktiken, die von den Behörden als “pervers” bezeichneten wurden und ihnen zufolge dazu dienten, einen “langsamen Umsturz” der Regierung durch die Schwächung der religiösen Überzeugungen der Menschen herbeizuführen. Im Dezember 2015 hob der Oberste Gerichtshof das Todesurteil auf und führte an, dass der Tatbestand der “Förderung von Verdorbenheit auf Erden” nach dem zum Zeitpunkt seiner Aktivitäten geltenden Recht nicht erfüllt worden sei. Der Fall wurde kürzlich zur Durchführung weiterer Ermittlungen, die zur Erhärtung des Vorwurfs führten könnten, wieder an die zuständigen Ermittlungsbehörden übergeben. Am 7. Februar 2016 wurde die fünfjährige Haftstrafe unter Berücksichtigung der noch immer andauernden Untersuchungshaft als verbüßt angesehen.“ — Hintergrundinformationen sowie empfohlene schriftliche Aktionen, möglichst unverzüglich und nicht über den 30. März 2016 hinaus, unter > ai : urgent action
homs
delta : 0.25 — Noch nicht lang her, da entdeckte ich einen Film, der seltsamerweise einige Tage später auf der Position, da ich ihn im Internet bemerkt hatte, nicht mehr anzutreffen war. Der Film, so wird erzählt, war von einer Drohne aus aufgenommen worden, einem künstlichen Vogel, der über und durch die Straßen der Stadt Homs gesteuert worden war. Beinahe hätte ich notiert, die Drohne, sie muss ein recht großes Gerät gewesen sein, sei durch die Straßen der Stadt geirrt, aber für dieses Wort irren flog die Drohne viel zu souverän herum und über Häuser hinweg, sie bewegte sich wie eine professionelle Filmdrohne einer Hollywoodproduktion, oder aber so, als wäre sie an einem gefederten Schwenkkran befestigt, sie bewegte sich erschütterungsfrei durch die Luft, keinerlei Druckwelle, kein Wind weit und breit. Was wir sehen, wenn wir diesen Film betrachten, ist eine fürchterlich zerstörte Stadt. Ich habe diese Art Verwüstung auf Fotografien gesehen, Fotografien der Stadt München oder der Stadt Berlin oder Frankfurts, die im Jahr 1945 aufgenommen worden waren. Ich erinnere mich, man sah dort Menschen, die mit Eimern in langen Reihen hintereinander standen, um Steine in einer Kette zu transportieren, oder Menschen mit Kinderwagen, in welchen Kartoffelsäcke lagen, Menschen mit Rucksäcken und Menschen mit Koffern, die sie über Schuttberge wuchteten. Im mehrere Minuten andauernden Flug über und durch die Stadt Homs war jedoch kein Mensch zu erkennen. Mehrfach habe ich den Film vor und zurückgespielt, nein, kein Mensch war zu sehen, nicht ein einziger Mensch, sosehr ich meine Augen bemühte, nicht einmal Geister. — stop
pocket george
tango : 2.58 — George schrieb vor wenigen Tagen einen handschriftlichen Brief. Er wende sich mit einer dringenden Bitte an mich, er benötige etwas Geld, weil er im Moment zu wenig davon habe. Seine Telefonrechnung sei ihm über den Kopf gewachsen, außerdem habe er sich bei einem Auftrag für den Druck eines Buches vertippt, er habe anstatt 200 Exemplaren 20000 Exemplare seiner Geschichte vom Walfischorchester bestellt. Diese wunderbare Auflage sei prompt und ohne jede Nachfrage geliefert worden. Während er sich noch wunderte, wie ein Paket nach dem anderen Paket von drei oder vier Männern in seine Wohnung verfrachtet wurde, war bereits ein erheblicher Betrag von seinem Konto abgebucht, sodass er jetzt kaum noch die Möglichkeit habe, sich Brot, Käse oder Wasser zu besorgen, er sei verschuldet bis über beide Ohren hinaus bereits seit drei Monaten. Natürlich habe er gehofft, aber sein Hoffen habe nicht gewirkt, nun seien nicht nur er selbst, sondern auch seine Archive bedroht, die er in digitaler Sphäre auf Position POCKET gesammelt habe. Ihm sei damit gedroht, bei weiterem Zahlungsverzug, sein professionelles Konto unverzüglich in ein nicht professionelles Konto zu verwandeln, seine Daten würden verloren gehen, weswegen er nun sehr verzweifelt sei, nicht nur verzweifelt, sondern müde, er zögere, seinen Computer überhaupt noch mit dem Internet zu verbinden, weil das Internet dann seine Daten sogleich aus seinen Speichern zurückholen würde, er habe nicht geahnt, dass er einmal in eine derart verzweifelte Lage kommen, dass sich das Internet als ein derart gefräßiges Tier darstellen würde, welches seinen Computer, seine Sammlung aus dem Web verschwundener Seiten an sich reißen würde, man kann mit diesen Raubtieren nicht einmal telefonieren, schrieb George vor wenigen Tagen.- stop
ai : VIETNAM
MENSCH IN GEFAHR: „Die vietnamesische Anwältin und Menschenrechtlerin Lê Thu Hà wurde am 16. Dezember festgenommen. Kurz zuvor am selben Tag war auch der bekannte Menschenrechtsanwalt Nguyễn Văn Đài festgenommen worden. Bisher durfte sie keinen Besuch von anderen Aktivist/innen erhalten. Sie läuft Gefahr, gefoltert und anderweitig misshandelt zu werden. / Die Rechtsanwältin Lê Thu Hà soll am 16. Dezember inhaftiert worden sein, als Sicherheitskräfte die Wohnung des Menschenrechtsanwalts Nguyễn Văn Đài in der Hauptstadt Hanoi durchsuchten. Der Anwalt war am Morgen desselben Tages festgenommen worden. Weitere Informationen zu seinem Fall finden Sie in UA-292/2015. Lê Thu Hà ist Mitglied der von Nguyễn Văn Đài gegründeten Organisation “Bruderschaft für Demokratie” (Brotherhood for Democracy). Sie befindet sich derzeit im B14-Gefängnis in Hanoi in Untersuchungshaft. Es ist nicht bekannt, ob sie bereits angeklagt wurde./ Lê Thu Hà war bereits am 23. September festgenommen worden, gemeinsam mit vier weiteren Mitarbeiter/innen des unabhängigen YouTube-Kanals “Lương Tâm TV” (“Gewissens-TV”). Sie war als Englisch-Übersetzerin für den Sender tätig gewesen, der seit August 2015 auf YouTube kurze Clips über die Menschenrechtslage in Vietnam ausstrahlt. Alle fünf waren bis spätabends von der Hanoier Sicherheitspolizei festgehalten worden. Im April hatten die Behörden den Reisepass von Lê Thu Hà eingezogen, kurz bevor sie von Hanoi nach Ho-Chi-Minh-Stadt fliegen und von dort aus einen Flug ins Ausland nehmen wollte. / Am 20. Dezember versuchten einige Aktivist/innen, Lê Thu Hà im B14-Gefängnis zu besuchen, durften sie jedoch nicht sehen. Sie läuft Gefahr, gefoltert und anderweitig misshandelt zu werden. Verteidiger/innen der Menschenrechte, gegen die in Vietnam strafrechtliche Vorwürfe erhoben worden sind, werden während der Untersuchungshaft bzw. in der Ermittlungsphase häufig unmenschlich behandelt.“ — Hintergrundinformationen sowie empfohlene schriftliche Aktionen, möglichst unverzüglich und nicht über den 2. Februar 2016 hinaus, unter > ai : urgent action
the look of silence
papa : 0.45 — Als ich gestern Abend den außergewöhnlichen Dokumentarfilm The Look of Silence betrachtete, ist etwas sehr Merkwürdiges geschehen. Meine Schnecke Esmeralda stürzte nämlich aus 1 Meter Höhe von der Wand auf den Fußboden, woraufhin ich die Schnecke vorsichtig in die Hände nahm und nach möglichen Schäden suchte. Als ich die Schnecke kurz darauf wieder vor die Wand setzte, als Esmeralda nach weiteren 2 Minuten erneut von der Wand stürzte, stoppte ich den Film und überlegte, ob meine Schnecke möglicherweise krank geworden sein könnte. Indessen kletterte Esmeralda, wie unter einem Zwang, zum dritten Mal die Wand hinauf, dieses Mal jedoch fiel sie nicht auf den Boden zurück. Besorgt verfolgte ich ihre Bewegung mehrere Minuten lang, alles ging so lange gut, bis ich die Betrachtung des Filmes fortsetzte. Nach einigen weiteren Versuchen ist nun Folgendes zu berichten. Esmeralda reagiert scheinbar auf Geräusche, die der Film erzeugt. Ich nehme an, meine Schnecke wird von Rufen der Zikaden, welche im Film immer wieder über längere Zeit zu hören sind, müde, sie schläft ein, sie vergisst sich sozusagen, ihre Lage an der Wand, die gefährliche Tiefe unter ihr. Eine erstaunliche Beobachtung. Ich habe bisher nicht darüber nachgedacht, ob Schnecken über ein Hörvermögen verfügen, es ist denkbar, dass Schnecken über ein Körperhautohr gebieten. — stop
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kilimandscharo : 0.01 — n i e r e n k e r n s t r ä u ß c h e n