Aus der Wörtersammlung: lage

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shakespears garden

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lima

~ : malcolm
to : louis
sub­ject : BALCONY
date : aug 11 12 10.08 p.m.

Seit Tagen bereits sehen wir Fran­kie in stän­di­ger Bewe­gung. Das Eich­hörn­chen scheint zu einer Per­sön­lich­keit gewor­den zu sein, die ohne jeden Schlaf aus­zu­kom­men ver­mag. Wir haben das so nicht erwar­tet. In den ver­gan­ge­nen Tagen und Näch­ten wan­der­te Fran­kie 180 Mei­len durch den Cen­tral Park. Wir dach­ten zunächst, dass Frankie’s Unru­he sich ent­fal­tet haben könn­te, weil es reg­ne­te. Aber Fran­kie läuft noch immer und es hat schon lan­ge auf­ge­hört. Der Him­mel an die­sem Abend ist wol­ken­los. Wir befin­den uns nahe der Base­ball­fel­der Höhe 61. Stra­ße. Es ist denk­bar, dass es gleich rauf bis zur 68. Stra­ße gehen wird ohne Pau­se, eine Fra­ge der Zeit bis wir auf­ge­ben müs­sen, weil wir das Ende unse­rer Kräf­te erreicht haben wer­den. Ent­we­der wir bekom­men bald eine Ablö­sung oder es ist Schluss! Manch­mal fra­gen wir uns, war­um das not­wen­dig ist, ein Wesen zu beob­ach­ten, das über einen Sen­der ver­fügt, den wir jeder­zeit anpei­len könn­ten, um das Gespenst wie­der­zu­fin­den. Nein, es ist nicht immer leicht zu ver­ste­hen, was hier vor sich geht. Ges­tern, Frei­tag, haben wir von 2 bis 4 Uhr fol­gen­de Posi­tio­nen hin­ter uns gelas­sen > Turt­le Pond : Gre­at Lawn Soft­ball Field : Bridge No 24 : East 96th Street Play­ground : North Mea­dow : Har­lem Meer : Glen Span Arch : Sene­ca Vil­la­ge Site : Shake­spears Gar­den : Bal­c­o­ny Bridge. Ihr Mal­colm — stop / code­wort : ligu­ri­en

emp­fan­gen am
11.08.2012
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mal­colm to louis »

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buenos aires

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oli­mam­bo : 6.42 — Ich stel­le mir eine Maschi­ne vor, die flie­gen kann, eine klei­ne Maschi­ne, nicht grö­ßer als eine Mur­mel in Kin­der­hand. Zar­tes­te Räd­chen und Schrau­ben und Gewin­de sind in ihrem Innern zu fin­den, Bat­te­rien von der Grö­ße eines Berg­schne­cken­her­zens wei­ter­hin, sowie eine äußerst fili­gra­ne Funk­an­ten­ne, ein Lin­sen­au­ge und Mikro­fo­ne oder Ohren, die in der Nähe des Auges der­art mon­tiert wor­den sind, dass sie in der Lage sein könn­ten, eben genau jene Geräu­sche auf­zu­zeich­nen, die sich vor dem Auge des Flug­we­sens ein­mal abspie­len wer­den. Viel­leicht darf ich ver­ra­ten, dass es vor­neh­me Auf­ga­be der Maschi­ne sein wird, zu schau­en und eben zu flie­gen. Man fliegt mit­tels Pro­pel­lern, die sich so schnell bewe­gen, dass kein mensch­li­ches Auge sie wahr­neh­men kann. Ein hel­les Sum­men oder Pfei­fen ist in der Luft, und ich dach­te, man könn­te sich viel­leicht an Mos­kit­o­f­lie­gen erin­nert füh­len, sobald sich eine der klei­nen Maschi­nen näher­te, obgleich sie nie­mals ste­chen, nur Licht­pro­ben neh­men. Dar­über hin­aus gehend stell­te ich mir Läden vor, die sich wie Stütz­punk­te für Flug­ma­schi­nen beneh­men, Maga­zi­ne, die über­all in unse­rer Welt exis­tie­ren wer­den. Für drei oder vier Dol­lar die Stun­de könn­te ich mir von mei­nem Com­pu­ter aus ein flie­gen­des Auge lei­hen, um an einem schö­nen Som­mer­abend, im Novem­ber zum Bei­spiel, in Bue­nos Aires durch die Luft zu spa­zie­ren. – stop

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sandbox

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echo : 22.05 — Durch einen Zufall bekom­me ich einen Brief in die Hän­de, der mit einer bemer­kens­wer­ten Bot­schaft ver­se­hen wur­de. Die­se Bot­schaft ist, ob vor­ge­se­hen oder nicht, in Anschrift und Absen­der­an­ga­be auf Vor­der- und Rück­sei­te des Brie­fes ent­hal­ten. Leicht oszil­lie­ren­de Schrift­zei­chen wei­sen auf eine älte­re Per­son hin, die mit Tin­te notier­te in leuch­tend blau­er Far­be. ANSCHRIFT: An den bri­tisch israe­li­ti­schen Ver­tre­ter des USA – Geheim­diens­tes Ysol­de de Kreis / Als­ter Col­lege / 99 Char­letstreet / Lon­don W11CH / Gre­at Bri­tain. ABSENDER: Chos­mo Lager 260754-L-10618 / NATO secret Trup­pen-Nach­rich­ten­dienst Olden­burg P3 / Neu­in­s­ter­bur­ger­weg 14 / Kiel. – Man könn­te nun mei­nen, dass es sich bei die­sem Brief um den Brief eines Ver­rück­ten han­deln könn­te, vor allem des­halb, weil der Brief in authen­ti­schem Auf­trag gesen­det zu sein scheint, ein Brief, der zu einem Irr­läu­fer wer­den könn­te, nicht zustell­bar, aber auch ohne die Mög­lich­keit, sei­nen Absen­der wie­der­zu­fin­den, wes­halb jene Per­son, die notier­te, davon aus­ge­hen kann, dass der Brief sei­nen Emp­fän­ger erreich­te und dass die­ser nun, in der Art der Geheim­diens­te, unfreund­li­cher Wei­se nicht ant­wor­te­te. Eine wun­der­vol­le, sehr wir­kungs­vol­le Sand­box, die sich belie­big oft wie­der­ho­len lässt und immer wie­der zu dem­sel­ben, sich selbst bestä­ti­gen­dem Ergeb­nis füh­ren wird. — Ja, so könn­te das sein. Es ist Sonn­tag, es ist Abend. Ich soll­te ein­mal einen oder zwei Tage in dem fes­ten Vor­satz ver­brin­gen, mich selbst für eine Erfin­dung zu hal­ten. — stop
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brennender vogel

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echo : 0.10 — Ich bin noch immer leicht ver­wirrt von dem, was vor weni­gen Minu­ten pas­sier­te. Ein Blitz ist mög­li­cher­wei­se in nächs­ter Nähe ein­ge­schla­gen. Ich erin­ne­re mich, ich hat­te mei­ne Fens­ter geöff­net, es begann hef­tig zu reg­nen, dann wur­de es plötz­lich still. Ich lehn­te noch an der Wand mei­nes Arbeits­zim­mers. Es roch ein wenig nach Metall, mei­ne Zun­ge schmeck­te nach einem Löf­fel von Zinn, wie frü­her, sobald ich ein Früh­stücks­ei öff­ne­te. Wenn ich mir Mühe gebe, kann ich mit mei­nem lin­ken Ohr ein lei­ses Sum­men ver­neh­men, das even­tu­ell nicht außen, son­dern innen in mei­nem Kopf sich ereig­net. Rechts ist wirk­li­che Stil­le. Aber ich kann sehen, mit bei­den Augen sehen. Ein Vogel sitzt auf mei­nem Sofa, er scheint zu bren­nen, wes­we­gen ich mich sofort auf den Weg machen wer­de, ein Glas Was­ser zu holen. Es ist selt­sam, tat­säch­lich ist die Erfah­rung der Gehör­lo­sig­keit in die­ser Nacht, die Erfah­rung voll­stän­di­ger Abwe­sen­heit eines Tei­les mei­nes Kop­fes. – stop

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eiszimmer

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sier­ra : 6.52 — Vor eini­gen Tagen habe ich einen beson­de­ren Kühl­schrank in Emp­fang genom­men, einen Behäl­ter von enor­mer Grö­ße. Ich kann mit Fug und Recht behaup­ten, dass die­ser Kühl­schrank, in wel­chem ich pla­ne im Som­mer wie auch im Win­ter kost­ba­re Eis­bü­cher zu stu­die­ren, eigent­lich ein Zim­mer für sich dar­stellt, ein gekühl­tes Zim­mer, das wie­der­um in einem höl­zer­nen Zim­mer sitzt, das sich selbst in einem grö­ße­ren Stadt­haus befin­det. Nicht dass ich in der Lage wäre, in mei­nem Kühl­schrank­zim­mer auf und ab zu gehen, aber es ist groß genug, um einen Stuhl in ihm unter­zu­brin­gen und eine Lam­pe und ein klei­nes Regal, in dem ich je zwei oder drei mei­ner Eis­bü­cher aus­stel­len wer­de. Dort, in nächs­ter Nähe zu Stuhl und Regal, habe ich einen wei­te­ren klei­ne­ren, äußerst kal­ten, einen gut iso­lier­ten Kühl­schrank auf­ge­stellt, einen Kühl­schrank im Kühl­schrank sozu­sa­gen, der von einem Not­strom­ag­gre­gat mit Ener­gie ver­sorgt wer­den könn­te, damit ich in den Momen­ten eines Strom­aus­fal­les aus­rei­chend Zeit haben wür­de, jedes ein­zel­ne mei­ner Eis­bü­cher in Sicher­heit zu brin­gen. Es ist näm­lich eine uner­träg­li­che Vor­stel­lung, jene Vor­stel­lung war­mer Luft, wie sie mei­ne Bücher berührt, wie sie nach und nach vor mei­nen Augen zu schmel­zen begin­nen, all die zar­ten Sei­ten von Eis, ihre Zei­chen, ihre Geschich­ten. Seit ich den­ken kann, woll­te ich Eis­bü­cher besit­zen, Eis­bü­cher lesen, schim­mern­de, küh­le, uralte Bücher, die knis­tern, sobald sie aus ihrem Schnee­schu­ber glei­ten. Wie man sie für Sekun­den lie­be­voll betrach­tet, ihre pola­re Dich­te bewun­dert, wie man sie dreht und wen­det, wie man einen scheu­en Blick auf die Tex­tu­ren ihrer Gas­zei­chen wirft. Bald sitzt man in einer U‑Bahn, den lei­se sum­men­den Eis­buch­rei­se­kof­fer auf dem Schoß, man sieht sich um, man bemerkt die begeis­ter­ten Bli­cke der Fahr­gäs­te, wie sie flüs­tern: Seht, dort ist einer, der ein Eis­buch besitzt! Schaut, die­ser glück­li­che Mensch, gleich wird er lesen in sei­nem Buch. Was dort wohl hin­ein­ge­schrie­ben sein mag? Man soll­te sich fürch­ten, man wird sei­nen Eis­buch­rei­se­kof­fer viel­leicht etwas fes­ter umar­men und man wird mit einem wil­den, mit einem ent­schlos­se­nen Blick, ein gie­ri­ges Auge nach dem ande­ren gegen den Boden zwin­gen, solan­ge man noch nicht ange­kom­men ist in den fros­ti­gen Zim­mern und Hal­len der Eis­ma­ga­zi­ne, wo man sich auf Eis­stüh­len vor Eis­ti­sche set­zen kann. Hier end­lich ist Zeit, unter dem Pelz wird nicht gefro­ren, hier sitzt man mit wei­te­ren Eis­buch­be­sit­zern ver­traut. Man erzählt sich die neu­es­ten ark­ti­schen Tief­see­eis­ge­schich­ten, auch jene ver­lo­re­nen Geschich­ten, die aus purer Unacht­sam­keit im Lau­fe eines Tages, einer Woche zu Was­ser gewor­den sind: Haben sie schon gehört? Nein! Haben sie nicht? Und doch ist kei­ne Zeit für alle die­se Din­ge. Es ist immer die ers­te Sei­te, die zu öff­nen, man fürch­tet, sie könn­te zer­bre­chen. Aber dann kommt man schnell vor­an. Man liest von uner­hör­ten Gestal­ten, und könn­te doch nie­mals sagen, von wem nur die­se fei­ne Luft­eis­schrift erfun­den wor­den ist. — stop
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eisvogelsphäre

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del­ta : 0.10 — Eis­vo­gel­wör­ter ent­deckt. Nicht erwar­te­te Viel­falt: Her­ku­les-Eis­vo­gel (Alce­do her­cu­les), Kobalt-Eis­vo­gel (Alce­do semi­t­or­qua­ta), Schil­ler­eis­vo­gel (Alce­do qua­dri­brachys), Men­in­ting-Eis­vo­gel (Alce­do men­in­ting) Azur­fi­scher (Alce­do azu­rea), Brust­band-Eis­vo­gel (Alce­do eury­zo­na), Blau­brust­fi­scher (Alce­do cya­nopec­ta), Sil­ber­fi­scher (Alce­do argen­ta­ta), Mada­gas­karzwerg­fi­scher oder Schwarz­schna­bel-Zwerg­fi­scher (Alce­do vint­sio­ides), Hau­ben-Zwerg­fi­scher oder Mala­chit-Eis­vo­gel (Alce­do cristata), Sao-Tomé-Zwerg­fi­scher (Alce­do tho­men­sis), Prin­ci­pe-Zwerg­fi­scher (Alce­do nais), Weiß­bauch-Zwerg­fi­scher (Alce­do leu­co­gas­ter), Tür­kis­fi­scher (Alce­do coe­ru­le­s­cens), Papua­fi­scher (Alce­do pus­il­la) — Auch selt­sa­me Wör­ter in fol­gen­der Nah­auf­nah­me: Der Eis­vo­gel ernährt sich von Fischen, Was­ser­in­sek­ten und deren Lar­ven, Klein­kreb­sen und Kaul­quap­pen. Er kann Fische bis neun Zen­ti­me­ter Län­ge mit einer maxi­ma­len Rücken­hö­he von zwei Zen­ti­me­tern ver­schlin­gen. Bei lang­ge­streck­ten, dün­nen Arten ver­schiebt sich die Höchst­gren­ze auf zwölf Zen­ti­me­ter Kör­per­län­ge. Die Jagd­me­tho­de des Eis­vo­gels ist das Stoß­tau­chen. Von einer pas­sen­den Sitz­war­te im oder nahe am Was­ser wird der Stoß ange­setzt. Wenn er eine mög­li­che Beu­te ent­deckt, stürzt er sich schräg nach unten, kopf­über ins Was­ser und beschleu­nigt dabei meist mit kur­zen Flü­gel­schlä­gen. Die Augen blei­ben beim Ein­tau­chen offen und wer­den durch das Vor­zie­hen der Nick­haut geschützt. Ist die Was­ser­ober­flä­che erreicht, wird der Kör­per gestreckt und die Flü­gel eng ange­legt oder nach oben aus­ge­streckt. Bereits kurz vor dem Ergrei­fen der Beu­te wird mit aus­ge­brei­te­ten Flü­geln und Bei­nen gebremst. Zur Was­ser­ober­flä­che steigt er zuerst mit dem Nacken, wobei er den Kopf an die Brust gepresst hält. Schließ­lich wird der Schna­bel mit einem Ruck aus dem Was­ser geris­sen und der Vogel star­tet ent­we­der sofort oder nach einer kur­zen Ruhe­pau­se zum Rück­flug auf die Sitz­war­te. Im All­ge­mei­nen dau­ert ein Ver­such nicht mehr als zwei bis drei Sekun­den. Der Eis­vo­gel kann aber auch aus einem kur­zen Rüt­tel­flug tau­chen, wenn ein geeig­ne­ter Ansitz fehlt. Nicht jeder Tauch­gang ist erfolg­reich, er stößt oft dane­ben. Der Eis­vo­gel benö­tigt zur Bear­bei­tung der Beu­te in der Regel einen dicken Ast oder eine ande­re, mög­lichst wenig schwin­gen­de Unter­la­ge. Klei­ne­re Beu­te wird mit kräf­ti­gem Schna­bel­drü­cken oft sofort ver­schluckt. Grö­ße­re Fische wer­den auf den Ast zurück­ge­bracht, dort tot geschüt­telt oder auf den Ast geschla­gen, im Schna­bel „gewen­det“ und mit dem Kopf vor­an ver­schluckt; ande­ren­falls könn­ten sich im Schlund die Schup­pen des Fisches sträu­ben. Der Eis­vo­gel schluckt sei­ne Beu­te in einem Stück. Unver­dau­li­ches, wie Fisch­kno­chen oder Insek­ten­res­te wer­den etwa ein bis zwei Stun­den nach der Mahl­zeit als Gewöl­le her­auf­ge­würgt. / quel­le: wiki­pe­dia — stop
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nachtmann

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char­lie : 7.01 — Ich habe die­sen Mann, der sich am Flug­ha­fen nachts in die Nähe schla­fen­der Men­schen schleicht, schon häu­fi­ger wahr­ge­nom­men. Er scheint ohne Gepäck zu sein, ist stets kor­rekt geklei­det, viel­leicht ein wenig ner­vös in sei­nen Bewe­gun­gen. Vor allem sei­ne Füße sind vol­ler Unru­he. Er springt auf, geht hin und her, und dann setzt er sich wie­der und spricht zu den gestran­de­ten Men­schen, die schla­fen oder halb schla­fen, mit­tels einer Stim­me, die so lei­se ist, dass ich sie bis­her nicht hören konn­te. Nun hat­te ich in der ver­gan­ge­nen Nacht die Idee, dass der Mann viel­leicht in der Lage sein könn­te, Traum­stim­men jener schla­fen­den Per­so­nen, wel­chen er sich näher­te, zu emp­fan­gen. Dann wäre das genau anders­her­um, die schla­fen­den Men­schen wür­den dem bemer­kens­wer­ten Mann erzäh­len, der ihre Geis­ter­stim­men mit sei­ner Stim­me nach­spre­chen wür­de. Das möch­te ich bald ein­mal auf­zeich­nen. Wer­de ich nah genug her­an­kom­men? Wel­che Spra­chen wer­de ich hören? — stop

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siatista mittags

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tan­go : 0.02 — Man erzählt, aus Ver­zweif­lung über die poli­ti­sche Lage sei­nes Lan­des, ande­re mei­nen, weil er im hohen Alter noch hun­gern muss­te, soll sich ges­tern, gegen 14 Uhr mit­tel­eu­ro­päi­scher Zeit, ein alter Mann auf dem Markt­platz der male­ri­schen Stadt Sia­tis­ta, dem­zu­fol­ge in einer nörd­li­chen Pro­vinz Grie­chen­lands, erschos­sen haben. Er habe ein Sturm­ge­wehr für sei­nen letz­ten Schuss ver­wen­det, eine Waf­fe, die seit dem Jah­re 1944 im Kel­ler sei­nes Eltern­hau­ses in Ölpa­pier gewi­ckelt lager­te. Bei­na­he wäre das Gewehr, einst Stolz des jun­gen Man­nes im Kampf gegen deut­sche Faschis­ten, für immer in Ver­ges­sen­heit gera­ten. Im Detail war zu erfah­ren, die Kugel habe zunächst den Unter­kie­fer des alten Man­nes durch­schla­gen, sei von dort aus in das Gehirn vor­ge­drun­gen und habe den Kopf über das lin­ke Auge wie­der ver­las­sen. Bruch­tei­le einer Sekun­de spä­ter töte­te das Pro­jek­til eine Flie­ge, die sich kurz zuvor auf den Weg süd­west­wärts gemacht hat­te, um sich zuletzt in den Ast eines Salz­bau­mes zu boh­ren. Ist das nun eine Geschich­te oder eine Nach­richt? — stop

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im pullmanwagon

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jul­liet : 17.03 — Traum von einem Fern­rei­se­wa­gon für Schwär­me klei­ner Engel­per­so­nen. Die­ser Fern­rei­se­wa­gon war ein Pull­man­wa­gen gewe­sen, him­mel­blau. Sit­ze, Bän­ke, Kof­fer­ab­la­gen waren voll­stän­dig ent­fernt, an den Wän­den Pfeil­zei­chen, die die Fahr­rich­tung des Zuges defi­nier­ten. Der Wagen fuhr lang­sam dahin. Klei­ne­re, sehr fest gewirk­te Dampf­wol­ken flo­gen im Wag­gon genau in Rei­se­ge­schwin­dig­keit vor­an, sodass ich sie betrach­ten konn­te aus nächs­ter Nähe. Auch die Engel flo­gen prä­zi­se in der Geschwin­dig­keit des Zuges. Es waren eini­ge Hun­dert Engel in der Grö­ße von Koli­bris. Ich glau­be, sie führ­ten Gesprä­che, wäh­rend sie so flo­gen, mit ruhi­gen gleich­mä­ßi­gen Bewe­gun­gen ihrer Flü­gel wie Schwä­ne. Ein Rau­schen, hell, war in der Luft. Man­che der klei­nen Wesen tru­gen Flie­ger­müt­zen. Ein­mal fiel Regen aus den Wol­ken im Zug. — stop

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von den glücksgeräuschen der froschvögel

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ulys­ses : 4.18 — Frü­her Mor­gen. Wind­stil­le. Licht noch schwach. Die Luft ist kühl gewor­den über die Nacht. Vor dem Teich im Gar­ten die Spu­ren mei­ner Füße im Gras. Am Ufer des klei­nen Sees ruht ein Molch, äußerst lang­sam geht sein Herz­schlag, da muss doch ein Geräusch zu hören sein. Ich erin­ne­re mich, ges­tern wur­de die Ent­de­ckung eines neu­en Teil­chens im Atom bekannt gege­ben. Das Teil­chen trägt den Namen: Xi_b^0. Hät­te ich von sei­ner Ent­de­ckung nicht gele­sen, wäre ich in der Beob­ach­tung mei­ner Hand, die auf mei­nem Knie ruht, nicht so auf­merk­sam wie an die­sem frü­hen Mor­gen. Ich fra­ge mich, wie vie­le Teil­chen der Bezeich­nung Xi_b^0 sich in mei­ner halb­schla­fen­den Hand wohl befin­den mögen, wie alt sie sind und woher sie viel­leicht gekom­men waren. Es ist still am Mor­gen heu­te. Die Amseln schla­fen noch. Ein Was­ser­läu­fer über­quert den Teich. In die­sem Moment bemer­ke ich ein bal­lon­ar­ti­ges Wesen, das hoch über mir am Him­mel schwebt. Es nähert sich lang­sam, in dem es tie­fer kommt. Das Wesen ist hell, es ist weiß, es ver­fügt über Flü­gel, die sich sehr schnell bewe­gen, Füh­ler­au­gen, wie die Augen der Lun­gen­schne­cken, es ist ein Vogel. Der Vogel scheint den See unter ihm auf­merk­sam zu betrach­ten. Jetzt öff­net sich sein Bauch an erd­na­her Stel­le, ein Mund spitzt sei­ne fahl­ro­sa Lip­pen, Beu­tel fal­len her­aus aus die­sem Mund, sie schla­gen hohe Wel­len im Teich. Der Molch ver­schwin­det im Gras, Was­ser­läu­fer, die bewe­gungs­los an See­ro­sen­blatt­spit­zen däm­mer­ten, flit­zen auf und davon. Jene Beu­tel­chen, das kann ich von mei­ner Posi­ti­on aus gut erken­nen, die aus dem Vogel her­aus­ge­fal­len sind, haben sich geöff­net, Kaul­quap­pen, tau­sen­de, schwär­men nach allen Rich­tun­gen aus. Noch immer schwebt der Vogel über mir über dem See über der Wie­se. Ein fas­zi­nie­ren­des Geräusch ist von sei­nem Kör­per her zu ver­neh­men, ein Hupen, das Trom­pe­ten­ge­räusch eines Zwerg­ele­fan­ten. Es ist nun denk­bar, dass ich als ers­ter Mensch die Glücks­ge­räu­sche der Frosch­vö­gel wahr­ge­nom­men habe. — stop

für mei­ne Mutter,
für mei­nen Vater

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