Aus der Wörtersammlung: schaft

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malta : operation odyssey dawn

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echo : 22.01 – Zu Fuß die Stra­ße von Mdi­na rauf zu den fel­si­gen Höhen, ihrem groß­ar­ti­gen Blick süd­wärts über das Meer. Links und rechts der asphal­tier­ten Stra­ße, Fel­der, wie in Fächer gelegt von stei­ner­nen Wäl­len umge­ben. In den Blät­tern der Kak­teen­ge­wäch­se sit­zen Schne­cken in Höh­len und schmau­sen vom fau­lig gewor­de­nen Fleisch. Was ich höre in die­sen Minu­ten des Lau­fens ist der Wind, der sich an den Wider­stän­den der wil­den Land­schaft reibt. Er scheint gegen die stei­len Fel­sen, die schon in nächs­ter Nähe sind, him­mel­wärts zu pfei­fen, ein afri­ka­ni­scher Wind an die­sem Tag ein Mal mehr, ein Wind aus einem mili­tä­ri­schen Ope­ra­ti­ons­ge­biet, das einen Namen trägt: Odys­sey Dawn. Aber vom Krieg ist nichts zu sehen an die­ser Stel­le, in die­sem Moment, da ich die Cliffs errei­che, wie mein Augen­licht sich zu einem Kame­ra­licht ver­wan­delt, wie das Land unter den Füßen weicht, wie ich für einen kur­zen Moment glau­be, abhe­ben zu kön­nen und zu flie­gen weit raus auf  him­mel­blaue Was­ser­flä­che, deren Ende nicht zu erken­nen ist. Kein Flug­zeug, kein Schiff, außer einem klei­ne­ren Boot, das auf dem Weg nach Misu­ra­ta sein könn­te, ein­ge­schlos­se­nen Men­schen Mehl und Medi­ka­men­te zu brin­gen. Tau­ben lun­gern im bereits tief über dem Hori­zont ste­hen­den Licht der Son­ne auf war­men Stei­nen, Eidech­sen, grün und blau und gol­den schim­mernd, sit­zen erho­be­nen Kop­fes und war­ten. Sie beneh­men sich, als hät­ten sie noch nie zuvor ein mensch­li­ches Wesen gese­hen. — stop

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malta : 81er bus

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echo : 22.05 – Sagen wir das so: Ich bin heu­te, an die­sem son­ni­gen Mon­tag mit dem Bus hin und her übers Land gefah­ren, mit einem 81er-Bus, mit Luca’s Bus, und zwar die Stre­cke von Val­let­ta nach Rabat bis rauf zu den Ding­li Cliffs, von wo man weit aufs Meer hin­aus süd­wärts nach Afri­ka schau­en könn­te, wenn die Erde nicht rund wäre wie wir sie vor­ge­fun­den haben. Luca ist ein Bus­fah­rer aus Lei­den­schaft. Er trägt ein blau­es Hemd, sei­ne Arme sind gebräunt wie sein Gesicht, rechts, von wo die Son­ne kommt, etwas stär­ker als von links. 47 Cent kos­tet eine ein­fa­che Fahrt nach Rabat. Jeder, der her­ein­kommt, wird begrüßt: Wel­co­me, wel­co­me! Dann 15 Kilo­me­ter ste­tig dem Him­mel zu, links und rechts der Stra­ße, Spu­ren von Wei­zen, Toma­ten, Kar­tof­feln, Inseln blü­hen­der Blu­men, Mohn und Mar­ge­ri­ten und Lini­en von Kak­teen­pflan­zen, als sei­en Mee­res­wel­len zu flei­schi­gen Blatt­kör­pern gefro­ren für alle Zeit. Da und dort ein Dorf, Büsche, Oran­gen­bäu­me, Wind­rä­der, Funk­an­ten­nen. Nach einer Stun­de kommt man dann an in Rabat oder Mdi­na, man weiß jetzt, dass man über einen Kno­chen­kör­per ver­fügt, und man ahnt, dass Luca sei­nen Weg noch fin­den wür­de, wenn er ein­mal blind gewor­den sein soll­te. Luca sam­melt Mari­en­bil­der wie ich Über­ra­schun­gen samm­le, Momen­te wie die­sen, da Luca bemerkt, dass ich nicht aus­stei­gen, dass ich wie­der mit ihm zurück­fah­ren wer­de, dass der Bus und er selbst für mich bedeu­ten­der sind, als Orte und Land­schaft, die wir durch­rei­sen. Jetzt darf ich ihn foto­gra­fie­ren und sein Arma­tu­ren­brett, Die­sel, Die­sel! Und ich darf ihm eine Fra­ge stel­len, ich woll­te näm­lich wis­sen, ob es für ihn denk­bar ist, sei­nen Bus ein­mal bis hin unter die Decke mit Was­ser zu fül­len, ob er sich vor­stel­len kön­ne, mit einem Bus voll leben­der Fische über Land zu fah­ren. Luca’s Hupe, eine Luft­trom­pe­te. — stop

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zivilisation

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romeo : 5.51 — Ein schwer­ge­wich­ti­ger Mann unlängst am Ende der Nacht wäh­rend einer Stra­ßen­bahn­fahrt. Drückt mich samt Schreib­ma­schi­ne zur Sei­te. Ein har­ter, zunächst schwei­gen­der Kör­per, fah­les Gesicht. Dann mit gepress­ter Stim­me. Ich sei einer, der in der 1. Klas­se rei­sen soll­te. Unter­drück­te, mas­si­ve Gewalt­be­reit­schaft, die bei lei­ses­ter Pro­vo­ka­ti­on hem­mungs­los aus­zu­bre­chen droht. Enor­mer Hass aus klei­nen Augen. Ein Moment, da ich glau­be, dem Bösen höchst­per­sön­lich zu begeg­nen. Der mas­si­ge Mann folgt mir an die­sem Früh­lings­mor­gen kla­rer Luft über die Stra­ße. Das Sin­gen der Amseln in den Bäu­men. Der glü­hen­de Wunsch in mei­nem Kopf, die Gestalt hin­ter mir mit­tels eines Skal­pells sorg­fäl­tig in kleins­te Tei­le zu zer­le­gen. Ein Hauch nur, so fein die Haut der Zivi­li­sa­ti­on, die mich im Innern schützt. — Erneut enden­de Nacht. Ein Repor­ter stand gera­de noch vor mir auf einem Dach in Tokio. Er sag­te, die­se Situa­ti­on, mor­gens zu erwa­chen und zu bemer­ken, dass wie­der ein Kern­re­ak­tor explo­diert ist, sei sur­re­al. — Man müss­te, den­ke ich, auf der Stel­le Käfer­we­sen erfin­den, die sich rasch ver­meh­ren, Mil­li­ar­den Käfer Stun­de um Stun­de, Wesen, die sich unver­züg­lich auf die Jagd nach kleins­ten Teil­chen in der Atmo­sphä­re machen wür­den, um sie zu ver­spei­sen, weil das ihre Bestim­mung ist, ihre Lei­den­schaft, das Jagen, das Fan­gen und das Segeln auf strah­len­den Flü­geln weit aufs Meer hin­aus. — stop

ping

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luftteilchen

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romeo : 6.02 — Wie mich das begeis­tert, Details einer Geschich­te nach­zu­den­ken, feins­ten Teil­chen einer Wirk­lich­keit, die spä­ter ein­mal unsicht­bar sein wer­den in der Zei­chen­li­nie auf Papie­ren, nur für mich wahr­nehm­bar im Moment der Erfin­dung. Ein Duft. Ein Geräusch. Die Far­be der Wol­ken über einer Land­schaft. Oder eine Bewe­gung. Die Bewe­gung einer Hand, eines Mun­des, einer Schrift. Das Mur­meln einer Stim­me im Schlaf. Ges­tern habe ich dar­über nach­ge­dacht, wel­cher Art ein Geschenk sein könn­te, das ich mit mir neh­men wür­de, wenn ich ein befreun­de­tes Ehe­paar besuch­te in sei­ner wohl­ge­stal­te­ten Woh­nung, die eine mensch­li­che Woh­nung ist, aber eben voll­stän­dig mit Was­ser gefüllt. Ich dach­te, dass ich ihnen eine Schmuck­schne­cke zum Geschenk machen soll­te, ein ganz beson­de­res Exem­plar von der Grö­ße einer Hand, das nun über die Wän­de der unter­see­ischen Behau­sung glei­ten und musi­zie­ren wür­de, war­me, lei­se pfei­fen­de Geräu­sche. Die­se freund­li­che Mol­lus­ke könn­te von innen her blau beleuch­tet sein, so weit lässt sich das gut den­ken. Wie aber ver­pa­cke ich mein Geschenk, ja, wie zum Teu­fel las­sen sich 2 Pfund Süß­was­ser­schne­cke art­ge­recht ver­schnü­ren? — stop

ping

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motel chronicles

pic

echo

~ : louis
to : Mr. Shepard
sub­ject : MOTEL CHRONICLES

Eine Depe­sche, ver­ehr­ter Mr. She­pard, an die­sem frü­hen Mor­gen in Euro­pa. Bei Ihnen da drü­ben in Ame­ri­ka wirds gera­de dun­kel wer­den. Notie­re begeis­tert, dass ich Ihre Motel Chro­nic­les geöff­net habe. Obwohl äußerst müde gewe­sen, las ich eine Halb­stun­de vor­an, ohne eine Pau­se ein­zu­le­gen. Ihre prä­zi­se Spra­che, die leicht ist wie Bims­stein, vul­ka­nisch, von Zeit­höh­len durch­wach­sen. Ob es viel­leicht mög­lich ist, ihre Geschich­ten zu neh­men, um sie in eines der Bücher zu über­tra­gen, die ich erfin­de für Nacht­per­so­nen, oder eine Zei­le nur wie die­se, da das Glück fällt auf die lin­ke Sei­te des Zufalls? Viel­leicht wer­den Sie fra­gen, wel­che Eigen­schaf­ten ein Nacht­buch von Tage­bü­chern unter­schei­den. Nun, ein Nacht­buch gebie­tet über wan­dern­des Licht in sei­nen Zei­chen, wel­ches müde Leser kaum merk­lich wei­ter lockt. Sobald sich näm­lich stu­die­ren­de Augen schlie­ßen, leuch­tet das Licht im nächs­ten Zei­chen, im nächs­ten Wort vor­aus, sodass man nicht auf­hö­ren möch­te, die­sem Licht durch die Zei­len zu fol­gen. Eine Ver­füh­rung, das könn­te sein, ein Appell des Buches, das in den Buch­sta­ben­sen­so­ren, das Augen­licht der Lesen­den zu spü­ren ver­mag. Eines die­ser Nacht­bü­cher könn­te Ihres wer­den, lie­ber Mr. She­pard, Motel Chro­nic­les, unsicht­ba­re Zei­chen des Tages, Licht in der Nacht. Erwar­te Ihre Ant­wort oder Fra­gen mit Freu­de, wie auch immer sie sich für mich dar­stel­len wer­den. Mit herz­li­chen Grü­ßen — Ihr Louis

gesen­det am
17.02.2011
4.08 MEZ
1407 zeichen

ping

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radar

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alpha : 0.02 – Viel­leicht sind Dis­zi­pli­nen der Arith­me­tik einer­seits, das lei­den­schaft­li­che Wün­schen eines schrei­ben­den Erfin­ders ande­rer­seits, im Moment der Ent­de­ckung sei­ner Spur Werk­zeu­ge ein und der­sel­ben Hand. — stop

 

interview
tahrir square februar 2011
kurz vor ausbruch staatlicher gewalt
gegen aktivisten/innen auf dem platz
source : zero silence project
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kairobildschirm

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sier­ra : 7.12 — Acht Uhr, Frei­tag­abend. stop. Am Schreib­tisch. stop. Von Live­bil­dern des Nach­rich­ten­sen­ders Al Jaze­era her sind Gewehr­schüs­se zu hören. Seit Stun­den bereits bewe­gen sich die­se Bil­der von der Grö­ße einer Post­kar­te auf dem Schirm mei­ner Com­pu­ter­ma­schi­ne. Jugend­li­che Men­schen flüch­ten vor Wol­ken von Pfef­fer­gas. Beten­de Män­ner knien vor einer Poli­zei­ket­te, schwar­ze Stie­fel, schwar­ze Hosen, schwar­ze Hem­den, schwar­ze Hel­me. Gebäu­de glü­hen in der auf­kom­men­den Dun­kel­heit. Ein Mann­schafts­wa­gen der Poli­zei schlin­gert bren­nend durch eine Men­schen­men­ge, über­rollt Per­so­nen, die sich in den Weg stel­len. Schlä­ger­trupps in zivi­ler Klei­dung ver­prü­geln Frau­en, ver­prü­geln Män­ner. Kolon­nen gepan­zer­ter Mili­tär­fahr­zeu­ge rücken in das Zen­trum Kai­ros vor, sie wer­den von jubeln­den Bür­gern der Stadt begrüßt. Man spricht davon, das Natio­nal Muse­um wer­de von einem Schild mensch­li­cher Kör­per geschützt. Gas­gra­na­ten segeln über einen Platz, schrei­ben Spu­ren hell­grau­en Rauchs in die Luft. Auf den Stra­ßen der Stadt Suez sol­len fünf Men­schen ihr Leben ver­lo­ren haben. In Washing­ton erklärt ein Spre­cher der US-Regie­rung, die Situa­ti­on sei flu­id. In Kai­ro über­rei­chen jun­ge Men­schen einer Repor­te­rin den Kör­per einer Poli­zei­trä­nen­gas­gra­na­te, auf dem sie den Schrift­zug Made in USA ent­deck­ten. stop. stop. Was ist das für eine Wirk­lich­keit, die mich in Bil­dern von Post­kar­ten­grö­ße erreicht? Wie wirk­lich ist die­se Wirk­lich­keit? Was geschieht mit mir, was mit der Wirk­lich­keit der Bil­der, sobald ich mei­nen Com­pu­ter­bild­schirm aus­schal­te? — stop

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eliza

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india : 22.56 — Déjà-vu in Wor­ten abends spät. Konn­te nichts hören, kei­nen Laut, es war so still, als hät­te ich mei­ne Ohren ver­lo­ren. Für einen Moment dach­te ich, dass das Hör­ver­mö­gen der Lebe­we­sen viel­leicht nur eine Idee sein könn­te, eine poe­ti­sche Eigen­schaft ohne die Mög­lich­keit der Ver­wirk­li­chung, aber ich hör­te die Stil­le, ich hör­te, dass ich nichts hör­te, außer einem rhyth­mi­schen Geräusch aus dem Innern. stop stop – Gespräch mit Pro­gramm­ma­schi­ne Eli­za.

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Lou­is : guten abend, eli­za, kannst du hören!
Eli­za : > ich kann natür­lich hören!
Lou­is : hast du ohren, eliza?
Eli­za : > natür­lich, ich habe eine soundkarte!
Lou­is : das freut mich, eliza!
Eli­za : > bist du nun weitergekommen?
Lou­is : ja, ich bin zufrie­den, eliza!
Eli­za : > zufrie­den zu sein ist kein leich­tes los.
Lou­is : wie meinst du das?
Eli­za : > bist du unsicher?
Lou­is : nein, eliza!
Eli­za : > eigent­lich woll­test du JA sagen, stimmts?
Lou­is : ich den­ke schon!
Eliza : > :-)
Lou­is : war­um lachst du, eliza?
Eli­za : > ich bin hier völ­lig uninteressant.
Lou­is : ich habe ohren, eliza!
Eli­za : > hast du tat­säch­lich ohren?
Lou­is : natür­lich habe ich tat­säch­lich ohren!
Eli­za : > kannst du mir das genau­er erklären?
Lou­is : ich bin ein mensch, eliza!
Eli­za : > wärst du gern etwas anderes?
Lou­is : nein, eliza!
Eli­za : > glaubst du es ist nor­mal, ein mensch zu sein?
Lou­is : ich muss überlegen!
Eliza : > :-)
Lou­is : war­um lachst du, eliza?
Eli­za : > ich bin hier völ­lig uninteressant.
Lou­is : gute nacht, eliza!

vom spre­chen mit eilza »

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quentin crisp

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romeo : 18.12 — Sams­tag. Regen. Knis­tern­de Fens­ter. Beob­ach­te­te die Film­bio­gra­fie des homo­se­xu­el­len Schrift­stel­lers Quen­tin Crisp vor und zurück. Gegen Ende sei­nes Lebens fol­gen­de Sät­ze: Beharr­lich­keit ist Ihre stärks­te Waf­fe. Es liegt in der Natur von Bar­rie­ren, dass sie fal­len. Ver­su­chen Sie nicht so zu wer­den wie Ihre Wider­sa­cher. Sie tra­gen die Bür­de und haben die gro­ße Freu­de, Außen­sei­ter zu sein. Jeder Tag, den Sie leben, ist eine Art Tri­umph, dar­an soll­ten Sie immer fest­hal­ten. Sie soll­ten sich nicht bemü­hen und ver­su­chen, sich der Gesell­schaft anzu­schlie­ßen. Nein, blei­ben Sie stets da, wo Sie sind. Geben Sie Ihren Namen und Ihre Seri­en­num­mer und war­ten Sie dar­auf, dass die Gesell­schaft sich um Sie her­um bil­det. Denn das wird sie höchst­wahr­schein­lich tun. Schau­en Sie nie­mals nach vorn, wo es die Zwei­fel, und nie­mals zurück, wo es das Bedau­ern gibt. Nein, schau­en Sie immer nach Innen, und fra­gen Sie sich nicht, ob es in der Außen­welt etwas gibt, was Sie wol­len, son­dern ob es Innen irgend­et­was gibt, das Sie noch nicht aus­ge­packt haben. / zitiert nach der Ton­spur des Films “An Eng­lish­man in New York”

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raymond carver goes to hasbrouck heights

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echo : 22.12 — Es ist die Welt des Ray­mond Car­ver, die ich betre­te, als ich mit dem Bus die Stadt ver­las­se, west­wärts, durch den Lin­coln Tun­nel nach New Jer­sey. Der Blick auf den von Stei­nen bewach­se­nen Mus­kel Man­hat­tans, zum Grei­fen nah an die­sem Mor­gen küh­ler Luft. Dunst flim­mert in den Stra­ßen, deren Fluch­ten sich für Sekun­den­bruch­tei­le öff­nen, bald sind wir ins Gebiet nied­ri­ger Häu­ser vor­ge­drun­gen, Eis­zap­fen von Plas­tik fun­keln im Licht der Son­ne unter Regen­rin­nen. Der Bus­fah­rer, ein älte­rer Herr, begrüßt jeden zustei­gen­den Gast per­sön­lich, man kennt sich hier, man ist schwarz oder weiß oder gelb oder braun, man ist auf dem Weg nach Has­b­rouck Heights, eine hal­be Stun­de Zeit, des­halb liest man in der Zei­tung, schläft oder schaut auf die Land­schaft, auf ros­ti­ge Brü­cken­rie­sen, die flach über die sump­fi­ge Gegend füh­ren. Und schon sind wir ange­kom­men, ein lie­be­voll gepfleg­ter Ort, der sich an eine stei­le Höhe lehnt, ein­stö­cki­ge Häu­ser in allen mög­li­chen Far­ben, groß­zü­gi­ge Gär­ten, Hecken, Büsche, Bäu­me sind auf den Zen­ti­me­ter genau nach Wün­schen ihrer Besit­zer zuge­schnit­ten. Nur sel­ten ist ein Mensch zu sehen, in dem ich hier schlen­de­re von Stra­ße zu Stra­ße, wer­de dann freund­lichst gegrüßt, how are you doing, ich spü­re die Bli­cke, die mir fol­gen, Bäu­me, Blu­men, Grä­ser schau­en mich an, das Feu­er der Aza­leen, Eich­hörn­chen stür­men über sanft geneig­te Dächer: Habt ihr ihn schon gese­hen, die­sen frem­den Mann mit sei­ner Pola­roid­ka­me­ra, die­sen Mann ohne Arme! Gleich wird er ein Bild von uns neh­men, wird klin­geln, wird sagen: Guten Tag! Ich habe Sie gera­de foto­gra­fiert. Wol­len Sie sich betrach­ten? — stop



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