Aus der Wörtersammlung: bombe

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handtasche rot

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sier­ra : 6.35 — Im Haus, in dem ich manch­mal woh­ne, exis­tier­te vor lan­ger Zeit eine alte Frau. Sie war so alt gewor­den, dass sie von Näch­ten erzäh­len konn­te, die sie im Kel­ler des­sel­ben Hau­ses ver­bracht hat­te, weil Bom­ben vom Him­mel fie­len. Damals, als der Krieg ende­te, muss sie eine jun­ge Frau gewe­sen sein, sie hei­ra­te­te, gebar fünf Kin­der, wur­de geschie­den. Ihr Mann und ihre Kin­der waren längst gestor­ben, bis auf einen Sohn, der in ihrem Leben zuletzt kaum noch eine Rol­le spiel­te, ihr ein­zi­ger Enkel hat­te sie aus­ge­raubt, sie war eine wirk­li­che ein­sa­me Per­son. Jedes Jahr zu Sil­ves­ter stell­te sie klei­ne Mar­mor­ku­chen vor die Woh­nungs­tü­ren ihrer Nach­barn wie zur Erin­ne­rung, dass sie noch leb­te. Ich erin­ne­re mich gut, der Kuchen schmeck­te nach Nel­ken. Weni­ge Mona­te vor ihrem Tod kauf­te sie noch drei Kat­zen und ver­ur­sach­te einen Was­ser­scha­den. Von die­sem Zeit­punkt an wur­de offen über ihren Geis­tes­zu­stand gespro­chen, man fürch­te­te, mit der alten Frau in die Luft zu flie­gen, weil sie mit Gas koch­te und mit Koh­len heiz­te. Noch heu­te scheint der Kel­ler nach der alten Frau zu rie­chen, nach Öl und nach Eier­bri­ketts. Ges­tern nun habe ich mich wie­der ein­mal an die alte Frau erin­nert. Ich war bei einem jun­gen Mann ein­ge­la­den, in des­sen Wohn­zim­mer auf einem Gestell von Holz eine schwe­re Stahl­tür ruh­te. Die­se Tür hat­te sich bis vor Kur­zem noch im Kel­ler auf­ge­hal­ten. Es war die Tür zum Luft­schutz­bun­ker. In der Mit­te der Tür befand sich ein Spi­on von gepan­zer­tem Glas, ein win­zi­ges Auge, durch das die Frau, von der ich erzähl­te, als Mäd­chen noch gese­hen haben könn­te. Immer wie­der an die­sem Abend betrach­te­te ich jenes selt­sa­me Auge in der Tür, das gegen die Zim­mer­de­cke schau­te. – Sams­tag, kurz nach 3 Uhr. Es reg­net, die Luft ist hell vom Was­ser. Gera­de eben habe ich nach einem Text gesucht, den ich notier­te an dem Tag als die alte Frau gestor­ben war. Der Text ging so: Die alte Frau mit der roten Hand­ta­sche ist tot. Wäh­rend des Tages irgend­wann muss sie im Hos­pi­tal gestor­ben sein. Jetzt, es ist ohne sie wie­der Abend gewor­den, ver­lässt ihr Fern­seh­ge­rät das Haus. Ein Hin und Her auf der Stra­ße, noch nie gese­he­ne, tief flie­gen­de Vögel. Im Haus, vom Flur her, Kampf­ge­räu­sche, auch zar­tes Geze­ter, Ver­wün­schun­gen, Emp­feh­lun­gen, hei­se­re Stim­men. Der Sohn ist da und der Sohn des Soh­nes, betrun­ken steht der blut­jun­ge Gei­er auf der Stra­ße her­um und regelt den Ver­kehr. Woh­nungs­auf­lö­sung. Nun, zu vor­ge­rück­ter Stun­de, hat sich mir das Wort erschlos­sen. Ein Pro­zess der Entro­pie, der Ver­wer­tung, des Ver­schwin­dens. Ich sehe die Ver­schwun­de­ne, eine 89-jäh­ri­ge Frau in bun­ter Klei­dung, Steh­lam­pe in der Hand, das Haus ver­las­sen. Unlängst noch war sie unter­wegs gewe­sen. Sie hat­te bereits den Gang der Hoch­see­ma­tro­sen. Manch­mal ras­te­te sie im Schat­ten der Bäu­me. Sie ging spa­zie­ren, als mel­de sie sich an, Tag für Tag, und zurück. Nie­mand weiß genau wie lan­ge sie in der Gegend, die­sem Haus, die­ser Woh­nung leb­te, sie war schon da als Bom­ben fie­len, und noch immer, bis ges­tern, stolz, ein­sam und zu lang­sam für die rasen­de Stadt. Jawohl, sie war stolz gewe­sen, ließ sich nicht hel­fen, nie­mand durf­te ihr Milch oder den Sand für ihre Tie­re durch das Trep­pen­haus in die Woh­nung tra­gen. Manch­mal heul­te das Fern­seh­ge­rät durch die Wand. Jetzt ist es vor­bei, jetzt wer­den Mon­teu­re und Maler kom­men. Es ist vor­bei, auch für die Kat­zen. — stop

 ping

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i love you

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romeo : 15.18 — Am See im Pal­men­gar­ten. Ers­te mil­de Stun­den. Abend­seg­ler jagen durch die Däm­me­rung. Für einen Moment der Ein­druck, es könn­te sich bei den Schat­ten der Flie­gen­jä­ger um klei­ne, spie­len­de Engel han­deln. Auf der Bank neben mir ruht mein Film­te­le­fon, soeben erscheint der Feu­er­ball einer deto­nie­ren­den Bom­be in der Stadt Bos­ton nahe einer Mara­thon­stre­cke. Wenn ich den Kanal wech­se­le, Skate­board­fah­rer, die über Haus­dä­cher sprin­gen auf der Insel San­to­rin, ein Mäd­chen mit Zahn­span­ge träl­lert: I love you, i love you! Bald dunk­le Rauch­pil­ze über der Stadt Alep­po. Auf einer Stra­ße liegt der Kör­per einer Frau, der sich noch bewegt, obwohl sie unbe­dingt tot sein müss­te, so furcht­bar die Ver­let­zun­gen, die ihr zuge­fügt wor­den sind. Ich spie­le den Film immer wie­der ab, war­um? Als es dun­kel wird über dem Was­ser, Stil­le. Man hört in der Licht­lo­sig­keit nichts vom Jagen der Tie­re, wenn man sie nicht sieht. Weni­ge Stun­den spä­ter wird Wla­di­mir Putin sagen, bei dem Anschlag in Bos­ton han­de­le es sich um ein bar­ba­ri­sches Ver­bre­chen. — stop

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winterkrieg in tibet

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alpha : 2.58 — Ich weiß nicht genau, wie wir dar­auf gekom­men sind, vom Inne­ren der Ber­ge zu berich­ten. Ein­mal kurz vor Mit­ter­nacht haben wir den ers­ten Faden gelegt im Gespräch. Ein marok­ka­ni­scher Freund erzähl­te von sei­ner Groß­mutter eine Geschich­te, die geheim blei­ben muss. Uralt war sie gewor­den, so alt, dass nie­mand sagen kann wie alt genau. Drei Krie­ge hat­te sie mit­er­lebt, Elend, Unter­drü­ckung in einer klei­nen Stadt am Mit­tel­meer. Von dort waren wir auf Mr. Assad gekom­men, ich hör­te von Stra­fen, die mein jun­ger Freund for­mu­lier­te für die­sen mör­de­ri­schen Mann, apo­ka­lyp­ti­sche Wün­sche, Höl­len­ker­ne und von der Pro­phe­zei­ung eines ato­ma­ren Welt­krie­ges. An die­ser Stel­le mei­ne ich, eine Geschich­te Fried­rich Dür­ren­matts erwähnt zu haben, die vom Win­ter­krieg in Tibet han­delt, ein äußerst skur­ri­les Stück. Und weil ich mit dem Moment der Erfin­dung bereits Geschwin­dig­keit auf­ge­nom­men hat­te, setz­te ich hin­zu, dass in den Ber­gen um Salz­burg Höh­len exis­tie­ren sol­len, in wel­chen Höh­len­wie­sen und Höh­len­bäu­me wach­sen. Auch Vögel, sag­te ich, sei­en nach­ge­wie­sen, Blu­men, bläu­lich glim­men­de Bee­ren, Höh­len­hir­sche, Höh­len­ha­sen. Kaum zwei Minu­ten spä­ter exis­tier­te eine wei­te­re Höh­le nahe Agmat im Atlas­ge­bir­ge. Man darf sich nun vor­stel­len, welch wun­der­ba­re Dun­kel­viel­falt dort anzu­tref­fen sein wird. Von wes­sen Atom­bom­ben haben wir gespro­chen? — stop

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malta : fallschirmregen

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nord­pol : 16.22 – Aus hei­te­rem Him­mel setzt sich vor der Natio­nal­bi­blio­thek eine uralte bri­ti­sche Lady zu mir in den Schat­ten. Hel­le, fal­ti­ge Haut, die sich mit dem See­wind über ihren dür­ren Kör­per hin­zu­be­we­gen scheint. Sie trägt einen grü­nen Son­nen­hut, gel­be Leder­san­da­len und einen lan­gen beige­far­be­nen Rock; hell­blaue Augen, Steck­na­del­pu­pil­len, die mich fixie­ren, kein Lid­schlag. Wo ich her­kom­me, will sie wis­sen, was ich da notie­re, ob ich mit dem Inter­net ver­bun­den sei. Indem sie mir zuhört, lehnt sie sich in ihren Stuhl zurück, um sich sofort wie­der zu nähern, wenn sie selbst zu spre­chen beginnt. Dass es ein Wun­der sei, wie schnell die Deut­schen nach dem Krieg wie­der wohl­ha­bend gewor­den sind. Ja, die Deut­schen, sagt sie mit ihrer hel­len Stim­me, alles, was die Deut­schen tun, machen sie gründ­lich. Ein­mal, als sie noch ein klei­nes Mäd­chen gewe­sen war, reg­ne­ten eines frü­hen Mor­gens Fall­schir­me auf die Ebe­nen Mal­tas her­ab. Sie hat­ten es nicht leicht mit der Lan­dung, da waren über­all stei­ner­ne Wäl­le zum Schutz vor dem Wind. Kurz dar­auf fie­len Bom­ben auf den klei­nen Ort Mos­ta. Wenn Sie Zeit haben, besu­chen Sie Mos­ta, das müs­sen Sie unbe­dingt tun! Eine Bom­be traf die Kir­che, dort­hin hat­ten sich hun­der­te Men­schen geflüch­tet, aber die Wän­de, das Gewöl­be waren unbe­sieg­bar gewe­sen. Eine wei­te­re Bom­be traf den Markt­platz und töte­te ein Dut­zend Hüh­ner. Die alte Frau spricht jetzt lang­sam und prä­zi­se, als erwar­te­te sie, dass ich ihre Erzäh­lung Wort für Wort im Kopf mit­schrei­ben wür­de. Eine ihrer Schwes­tern sei ver­wun­det wor­den, ein Split­ter habe den Onkel, der sich auf sie gewor­fen habe, glatt durch­schla­gen. Ihr Vater habe dann ein Zelt im Haus für die Fami­lie errich­tet, weil das Haus sein Dach ver­lo­ren hat­te durch den Luft­druck, als ein benach­bar­tes Grund­stück einen Voll­tref­fer erhielt. Es ist schon ein Wun­der, sagt sie und lächelt, es ist schon ein Wun­der. - stop
ping

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tapetum cellulosum lucidum /// IED EXPLOSION IN BAGHDAD (ZONE X) 2004-01-14 18:40:00 ///

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sier­ra : 22.01 — Knis­tern­de Käl­te. Dom­pfaf­fen, Rot­kehl­chen, Grün­fin­ken hän­gen, zwit­schern­de Trau­ben, an Fut­ter­bäl­len im Gar­ten über Schnee. Ich hat­te, in dem ich sie beob­ach­te­te, die Idee, dass mir selbst bald ein­mal reflek­tie­ren­de Zell­schich­ten in den Augen­höh­len wach­sen könn­ten, tape­tum cel­lu­lo­sum luci­dum, hin­ter den Glas­kör­pern hin­ter den Pupil­len, Kat­zen­au­gen­häu­te, nicht von der Beob­ach­tung der Natur da drau­ßen im Gar­ten, son­dern vom Lesen der Wiki­leaks – Irak — Pro­to­kol­le : IED EXPLOSION IN BAGHDAD (ZONE X) 2004-01-14 18:40:00 — IP X REPORTED THAT A GREY X EXPLODED IN A RESIDENTIAL AREA. IPS AND X ELEMENTS WENT TO THE SITE AND FOUND THE EXPLODED CAR. X BROTHERS AND THEIR X CLAIMED THAT SOMEONE ELSE MUST HAVE PUT THE EXPLOSIVES IN THEIR CAR. IZ EOD BELIEVES AN IED WENT OFF PREMATURELY. — UPDATE: DETAINED THE X BROTHERS AND HAVE COORDINATED TO HAVE THE BOMB DOGS GO TO THE HOUSE LATER TODAY. IED TRACKING NUMBER IS X. stop. stop. 390136 Doku­men­te. stop. Neh­men wir ein­mal an, ich ver­such­te Tag für Tag 100 die­ser Tex­te zu lesen und nach­zu­füh­len, was sie bedeu­ten könn­ten, Par­tic­les, die von Bom­ben­an­schlä­gen, Scharf­schüt­zen, Ent­haup­tun­gen, Feu­er­ge­fech­ten, Ent­füh­run­gen berich­ten, dann wür­de ich län­ge­re als zehn Jah­re Zeit in die­ser Arbeit ver­brin­gen. Inwie­fern wür­de sich bald die Gestalt mei­nes Gehir­n­es ver­än­dert haben, mei­ne Spra­che, wel­cher­art wären die Geschich­ten, die ich noch erzähl­te? — stop
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kaukasus : unsichtbare fotografie

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sier­ra : 2.08 – Okto­ber­licht, das auf eine Stra­ße fällt. In der Mit­te die­ser Stra­ße liegt eine jun­ge Frau auf dem Rücken. Sie liegt, als wür­de sie bald schla­fen, die Bei­ne von sich gestreckt. Eine blaue Blu­se. Gel­be Turn­schu­he. Jeans. Da und dort segelt ein Schat­ten unter der Haut ihrer Wan­gen, und doch ist das Gesicht ein schnee­wei­ßes Gesicht mit einem roten, blü­hen­den Mund. Augen, die halb geschlos­sen sind. Unend­lich müde blaue Augen oder doch eher unend­lich müde dunk­le Augen, ja, doch eher dunk­le Augen, das Blau der Blu­se irrt auf ihrem Gesicht her­um. Auch ihre Hän­de sind weiß und etwas blau. Eine Hand liegt auf der Stra­ße, die ande­re Hand auf dem Bauch der jun­gen Frau. Hän­de, die etwas plan­ten viel­leicht, Hän­de, die ange­hal­ten wur­den oder auf­ge­hal­ten, indem man die Zeit im Kör­per der jun­gen Frau stopp­te oder lösch­te. Ja, kühl muss sie sein, kühl gewor­den, ohne jedes Lebens­feu­er, wie sie so auf der Stra­ße liegt. Kein Blut weit und breit. Nur ihr Mund, der blüht, weil die Far­be nicht ihre Far­be ist im Stern­licht auf einem Gesicht ohne Namen. Man darf das Gesicht jetzt foto­gra­fie­ren von allen Sei­ten. Also foto­gra­fiert man das Gesicht von allen Sei­ten. Man darf jetzt schrei­ben, die jun­ge Frau sei aus dem Süden gekom­men, vom Kau­ka­sus her. Also schreibt man, die jun­ge Frau sei aus dem Süden gekom­men, vom Kau­ka­sus her. Eine wei­te Rei­se, ihre Rei­se nach Mos­kau. Dort liegt sie jetzt. Eine Bom­be. Sie soll eine leben­de Bom­be gewe­sen sein. Wel­che Schu­le besuch­te sie? Was hat­te sie erlebt? Schwar­zes Haar. — stop
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zeppeline

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alpha : 8.06 — Seit Tagen den­ke ich dar­über nach, wes­halb mich die Ansicht japa­ni­scher Fes­sel­bom­ben­bal­lo­ne irri­tiert. Ich komm nicht dahin­ter. Viel­leicht ein­mal eine Geschich­te erzäh­len, die von oder mit Bom­ben­bal­lo­nen han­delt, eine Art fabu­lie­ren­de Denk­be­we­gung, die die Sub­stanz die­ser selt­sa­men Idee in mei­nem Leben wirk­li­cher, greif­ba­rer wer­den lässt. Nicht also erfin­den, son­dern etwas Gefun­de­nes buch­sta­bie­ren, um es genau­er den­ken oder über­haupt als etwas Eige­nes spü­ren zu kön­nen. Ges­tern Abend noch erzähl­te ich in einem Gespräch von Zep­pel­in­kä­fern, wie sie durch mei­ne Woh­nung schwe­ben. Ich erzähl­te in einer Wei­se, dass ich eher sagen müss­te, dass ich von der Erschei­nung der Zep­pel­in­kä­fer in mei­nem Zim­mer berich­te­te, weil sie, im Febru­ar zunächst wort­wei­se auf Notiz­pa­pier gesetzt, für mein Gehirn zur einer wirk­li­chen Erschei­nung gewor­den sind. — Eine beru­hi­gen­de Beob­ach­tung. — stop
luftschiffbombe

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minutenwartezeit

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echo : 2.12 — Zwei Män­ner erin­nert, die in Madrid zu je 30000 Jah­ren Haft ver­ur­teilt wur­den, weil sie im März 2004 ein­hun­dert ein­und­neun­zig Men­schen mit­tels von Fer­ne gezün­de­ter Bom­ben getö­tet hat­ten. Eine dra­ma­ti­sche Zeit­stra­fe, Aus­druck mensch­li­cher Ohn­macht vor einem unge­heu­ren Ver­bre­chen. — stop

ping

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istanbul

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nord­pol : 2.55 — Beob­ach­te­te nach­mit­tags auf mei­nem Fern­seh­bild­schirm einen Blitz, der einen Abend zuvor von einer Han­dy­ka­me­ra auf­ge­nom­men wor­den war. Die­ser Blitz ereig­ne­te sich in Istan­bul zu einem Zeit­punkt, als ich gera­de über­leg­te, ob ich in einem Buch lesen soll­te oder bes­ser noch etwas notie­ren über die Kirsch­holzwan­gen einer japa­ni­schen Frau, die ich gera­de erfin­de. Aber mein Kopf war in der feucht­war­men Luft doch sehr lang­sam gewor­den, also stell­te ich mich für zwei Minu­ten unter kal­tes Was­ser und als ich zurück­kam und mein Fern­seh­ge­rät ein­schal­te­te, konn­te ich sehen, was der Blitz, den ich erst einen Tag spä­ter mit eige­nen Augen sehen wür­de, ange­rich­tet hat­te. Men­schen lagen bewe­gungs­los auf einer Stra­ße her­um und ande­re Men­schen, die sich beweg­ten, ver­such­ten jene Men­schen, die lagen und sich nicht mehr beweg­ten, zu über­re­den, es ihnen gleich­zu­tun, also zu atmen und wei­ter­zu­le­ben, als sei der Blitz nie gesche­hen. Da war das Geräusch von Ambu­lan­zen, ein jau­len­der Ton, von dem ich häu­fig träu­me, und da war die Stim­me einer ame­ri­ka­ni­schen Frau, die die Explo­si­on zwei­er Bom­ben mel­de­te, einer klei­ne­ren, locken­den Bom­be und einer grö­ße­ren, mor­den­den Bom­be. Als ich ges­tern Nach­mit­tag dann auf mei­nem Fern­seh­bild­schirm jenen Blitz beob­ach­te­te, der so vie­le Men­schen töte­te, dass zwei Hän­de nicht aus­rei­chen, sie mit den Fin­gern zu zäh­len, habe ich über­legt, ob ich nicht bald ein­mal wagen soll­te, einen Atten­tä­ter zu erfin­den, also mich in einen Atten­tä­ter zu ver­wan­deln auf dem Papier, mich hin­ein­zu­ver­set­zen in eine Figur, die Bom­ben legt, um Men­schen zu töten. Ist es mög­lich, fra­ge ich, mich in einen Atten­tä­ter so lan­ge hin­ein­zu­den­ken, wie ich mich in eine japa­ni­sche Frau hin­ein­den­ke, eine japa­ni­sche Frau mit einem kirsch­höl­zer­nen Gesicht, ohne Scha­den zu neh­men? — stopping



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