Aus der Wörtersammlung: bürger

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vom destillieren

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ulys­ses : 0.12 — Fünf Minu­ten Lek­tü­re auf Posi­ti­on Face­book nahe Pegi­da. Fol­gen­de Begrif­fe ent­deckt, die Asyl suchen­de Men­schen bezeich­nen: Pack Zecken Gott­lo­se Krea­tu­ren Schma­rot­zer Ver­ge­wal­ti­ger Abzo­cker Ter­ror­ris­ten Bom­ben­le­ger Kopf­ab­schnei­der Aus­län­der Dro­gen­ku­rie­re Stück Ein­dring­lin­ge Okku­pan­ten Flut­lin­ge Inva­so­ren­pack Bobos Tau­ge­nicht­se Die da!- Ich könn­te die bür­ger­li­chen Namen jeder der Per­so­nen, die die­se Bezeich­nun­gen wähl­ten, an Ort und Stel­le hier notie­ren, sie sind mir bekannt, man scheint über­zeugt zu sein, man scheint sich nicht im min­des­ten ver­heim­li­chen zu wol­len. Sehr selt­sam. — stop

ping

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winterreise

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alpha : 1.58 — Eine Bekann­te berich­tet, sie wür­de sich sel­ten, nur jedes zwei­te Jahr ihr Haar kür­zen. Für die­sen Pro­zess der Kür­zung besu­che sie immer wie­der den­sel­ben Fri­seur, er scheint ihr inzwi­schen ver­traut zu sein. Das zwei Jah­re lan­ge Haar, wel­ches ihr abge­nom­men wer­de, trans­por­tie­re sie dann unver­züg­lich nach Hau­se, wo es, in sei­de­nes Papier ein­ge­schla­gen, in einen Schrank gelegt und dort auf­ge­ho­ben wür­de. Das Geheim­nis die­ses Ver­fah­rens liegt dar­in begrün­det, dass mei­ne Freun­din in höhe­rem Alter Perü­cken von eige­nem Haar zu tra­gen wünscht. War­um das so ist, erklär­te sie mir nicht, auch nicht, war­um es immer August ist, wenn sie ihre Haa­re schnei­den lässt. — Ich soll­te im kom­men­den Jahr im Win­ter viel­leicht ein­mal nach Grie­chen­land rei­sen, zwei oder drei Kof­fer. Anstatt Unter­künf­te syri­scher Boat­peo­p­le anzu­zün­den, wer­den Flücht­lings­men­schen der Insel Les­bos von grie­chi­schen Bür­gern und Urlau­bern mit Nah­rungs­mit­teln und Was­ser ver­sorgt. Das erzähl­te das Fern­se­hen ges­tern Abend um kurz nach Zehn. — stop
elisabeth

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rose

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sier­ra : 18.15 — In einem schat­ti­gen Laden nahe der Roo­se­velt Island Tram­way Basis­sta­ti­on West war­te­te ein alter Mann hin­ter einem Tre­sen. Er war ver­mut­lich ame­ri­ka­ni­scher Staats­bür­ger, aber eher chi­ne­si­schen Ursprungs. Als ich von dem klei­nen Park her, des­sen Lin­den­bäu­me Küh­le spen­de­ten, in den Laden trat, ver­beug­te sich der Mann, grüss­te, er kann­te mich bereits, wuss­te, dass ich mich für Schne­cken inter­es­sie­re, für Was­ser­schne­cken prä­zi­se, auch für wan­dern­de See­ane­mo­nen­bäu­me, und für Pra­li­nen, die unter der Was­ser­ober­flä­che, also im Was­ser, hübsch anzu­se­hen sind, schwe­ben­de Ver­su­chun­gen, ohne sich je von selbst auf­zu­lö­sen. An die­sem hei­ßen Som­mer­abend kamen wir sofort ins Gespräch. Ich erzähl­te dem alten Mann, ich wür­de nach einem beson­de­ren Geschenk suchen für ein Kie­men­mäd­chen namens Rose. Sie sei zehn Jah­re alt und nicht sehr glück­lich, da sie schon lan­ge Zeit den Wunsch ver­spür­te, wie ande­re Kin­der ihres Alters zur Schu­le zu gehen, leib­haf­tig am Unter­richt teil­zu­neh­men, nicht über einen Bild­schirm mit einem fer­nen Klas­sen­raum ver­bun­den. Ich glau­be, ich war genau zu dem rich­ti­gen Zeit­punkt in den Laden gekom­men, denn der alte, chi­ne­sisch wir­ken­de Mann, freu­te sich. Er mach­te einen hel­len, pfei­fen­den Ton, ver­schwand in sei­nen Maga­zi­nen, um kurz dar­auf eine Rei­he von Spiel­do­sen auf den Tre­sen abzu­stel­len. Das waren Wal­zen- und Loch­plat­ten­spiel­do­sen mit Kur­bel­wer­ken, die der Ladung einer Feder­span­nung dien­ten. Vor einer Stun­de gelie­fert, sag­te der alte Mann, sie machen schau­er­lich schö­ne Geräu­sche im Was­ser! Man kön­ne, setz­te er hin­zu, sofern man sich in dem sel­ben Was­ser der Spiel­do­sen befän­de, die fei­nen Stö­ße ihrer mecha­ni­schen Wer­ke über­all auf dem Kör­per spü­ren. Bald leg­te er eine der Dosen in ein Aqua­ri­um ab, in wel­chem Zwerg­see­ro­sen sie­del­ten. Kurz dar­auf fuhr ich mit der Tram nach Roo­se­velt Island rüber. Das Musik­werk, Ben­ny Good­man, das ich für Rose erstan­den hat­te, war in das Gehäu­se einer Jakobs­mu­schel ver­senkt. Die Schne­cke leb­te, wes­we­gen ich tropf­te, weil der Beu­tel, in dem ich Roses Geschenk trans­por­tier­te, über eine undich­te Stel­le ver­füg­te. Gegen Mit­ter­nacht, ich war gera­de ein­ge­schla­fen, öff­ne­te tief in mei­nem rech­ten Ohr knis­ternd eine Zwerg­see­ro­se ihre Blü­te. — stop

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am nachttisch

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india : 3.02 — Ich träum­te von Win­ter­flie­gen. Als ich auf­wach­te, erin­ner­te ich mich, vor Jah­ren ein­mal über Win­ter­flie­gen nach­ge­dacht zu haben. Ich notier­te Fol­gen­des: Die Gat­tung der Win­ter­flie­gen soll­te in eisi­ger Umge­bung exis­tie­ren, in Höh­len, die sie mit ihren Flie­gen­fü­ßen per­sön­lich in den Schnee ein­gra­ben. Viel­leicht, das ist mög­lich, sind Win­ter­flie­gen von Natur aus eher küh­le Wesen, oder aber sie tra­gen einen wär­men­den Pelz, ein Fell, wie das der Eis­bä­ren, wei­che, wei­ße Män­tel von Haut und Haar, die ihre äußerst lang­sam schla­gen­den Her­zen schüt­zen. Die­se Flie­gen, dach­te ich, wer­den ein­hun­dert Jah­re oder älter, sie könn­ten sich von feins­ten Stäu­ben ernäh­ren, vom Plank­ton, das aus den vom Wind gebeug­ten Wäl­dern ange­flo­gen kommt, von Moo­sen, Bir­ken­pol­len, vom Kot­sand nor­di­scher Füch­se. Ich stell­te mir vor, sie sind weiß, so weiß, dass man sie nicht sehen wird, wenn sie über den Schnee spa­zie­ren. Man wird mei­nen, der Schnee bewe­ge sich selbst oder es wäre der Wind, der den Schnee bewegt, statt­des­sen sind es die Flie­gen, die nicht grö­ßer sind als jene Flie­gen, die nacht­wärts im Som­mer aus einem Apfel stei­gen. – Ein ruhi­ger Tag, Augen zu, warm, Son­ne. — Abends sit­ze ich in der Küche am Tisch. Ich öff­ne eine Schreib­ma­schi­ne, die ich vor drei Jah­ren aus dem akti­ven Schreib­ma­schi­nen­le­ben in mein Schreib­ma­schi­nen­mu­se­um trans­fe­rier­te, um nach­zu­se­hen, ob ich sie viel­leicht noch ein­mal in Gang set­zen könn­te. Klei­ne Schrau­ben tür­men sich zu einem Berg, es riecht nach Metall, nach Zinn, wie in der Kind­heit, wenn ich mei­ne Nase an Radio­ge­rä­te drück­te. An der Wand in nächs­ter Nähe hockt Esme­ral­da, sie scheint mich zu beob­ach­ten oder das Inne­re der Schreib­ma­schi­ne. Aus dem Neben­zim­mer drin­gen noch immer Kampf­ge­räu­sche, Schüs­se von Geweh­ren, hel­le Töne, als wür­den Kie­sel­stei­ne anein­an­der schla­gen. Auch gro­ße Kali­ber sind zu ver­neh­men, deren genaue Bezeich­nun­gen ich nicht ken­ne, Mör­ser viel­leicht, Pan­zer­ka­no­nen, Maschi­nen­waf­fen. Ein Mann, ich möch­te sei­nen Deck­na­men an die­ser Stel­le nicht ver­zeich­nen, sam­melt Fil­me in der digi­ta­len Sphä­re, die er zu end­lo­sen Ket­ten knüpft, Sze­nen aus dem syri­schen Bür­ger­krieg, zuletzt von dem Kampf um Kobanê. Per­so­nen ste­hen auf einer Stra­ße, sie feu­ern auf Häu­ser, plötz­lich fal­len sie um. Ein jun­ger Mann hüpft vor dem Kör­per einer jun­gen Frau, die auf dem Rücken liegt, ein Teil ihres Gesich­tes fehlt. Der jun­ge Mann preist Gott, er stellt sei­nen Stie­fel auf die Brust der jun­gen Frau, die ver­mut­lich, nein sicher, gegen ihn kämpf­te. Bär­ti­ge Män­ner eilen gebückt über Fel­der, einem der Män­ner fliegt ein Arm davon. — stop

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ai : INDONESIEN

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MENSCHEN IN GEFAHR: „Am 27. Sep­tem­ber ver­ab­schie­de­te das Par­la­ment von Aceh das isla­mi­sche Straf­ge­setz für die Pro­vinz Aceh (Qanun Hukum Jina­yat) auf Grund­la­ge der Scha­ria. Dar­in sind unter ande­rem bis zu 100 Stock­schlä­ge für gleich­ge­schlecht­li­che sexu­el­le Bezie­hun­gen und vor- sowie außer­ehe­li­che sexu­el­le Bezie­hun­gen (“Ehe­bruch”) vor­ge­se­hen. Das Gesetz sieht die Prü­gel­stra­fe zudem für eine Rei­he wei­te­rer Ver­ge­hen vor, wie z. B. Alko­hol­kon­sum, Glücks­spiel, “Allein­sein mit einer oder einem Ange­hö­ri­gen des ande­ren Geschlechts, der oder die kein(e) Ehepartner_in oder Ver­wand­te® ist” (khal­wat), sexu­el­le Miss­hand­lung, Ver­ge­wal­ti­gung, außer­ehe­li­cher Aus­tausch von Zärt­lich­kei­ten sowie Beschul­di­gung einer Per­son, Ehe­bruch began­gen zu haben, ohne aber vier Zeu­gen vor­wei­sen zu kön­nen. Es wird zudem befürch­tet, dass die Vor­schrif­ten zur Beweis­last in Fäl­len von Ver­ge­wal­ti­gung und sexu­el­ler Miss­hand­lung nicht den inter­na­tio­na­len Stan­dards ent­spre­chen. Das isla­mi­sche Straf­ge­setz der Pro­vinz Aceh ist auf in der Pro­vinz wohn­haf­te Mus­li­me anwend­bar. Jedoch könn­ten auch Nicht­mus­li­me unter dem Gesetz ver­ur­teilt wer­den, wenn es um Ver­ge­hen geht, die nicht im indo­ne­si­schen Straf­ge­setz­buch gere­gelt sind. /Das isla­mi­sche Straf­ge­setz der Pro­vinz Aceh wird nur dann der Zen­tral­re­gie­rung zur Bil­li­gung vor­ge­legt, wenn der Gou­ver­neur der Pro­vinz es zuvor abzeich­net. Nach den gegen­wär­ti­gen Rege­lun­gen hat die Zen­tral­re­gie­rung nach Vor­la­ge des Geset­zes 60 Tage Zeit, eine Über­ar­bei­tung anzu­ord­nen oder das Gesetz abzu­leh­nen, falls es der indo­ne­si­schen Ver­fas­sung oder ande­ren natio­na­len Geset­zen zuwi­der­läuft. / Die Prü­gel­stra­fe stellt eine grau­sa­me, unmensch­li­che und ernied­ri­gen­de Stra­fe dar, die gegen das Völ­ker­recht ver­stößt, ins­be­son­de­re gegen Arti­kel 7 des Inter­na­tio­na­len Pak­tes über bür­ger­li­che und poli­ti­sche Rech­te und die UN-Anti­fol­ter­kon­ven­ti­on, deren Ver­trags­staat Indo­ne­si­en ist.“ — Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen sowie emp­foh­le­ne schrift­li­che Aktio­nen, mög­lichst unver­züg­lich und nicht über den 14. Novem­ber 2014 hin­aus, unter »> ai : urgent action

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5 uhr 3

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zou­lou : 5.03 — Ich erhof­fe Demons­tra­tio­nen auf euro­päi­schen Stra­ßen für einen fried­li­chen Dia­log zwi­schen den Bür­gern Isra­els und den Bür­gern Paläs­ti­nas. Men­schen ermu­ti­gen, die nicht schie­ßen, die zuhö­ren, die spre­chen wol­len. Sie exis­tie­ren! — stop

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ai : TASCHIKISTAN

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MENSCH IN GEFAHR: „Der tadschi­ki­sche Staats­bür­ger Alex­an­der Sodiqov, der der­zeit in Kana­da lebt, ist am 16. Juni im Osten Tadschi­ki­stans bei einem For­schungs­auf­ent­halt fest­ge­nom­men wor­den. Es besteht Sor­ge um sei­ne Sicher­heit und Grund zu der Befürch­tung, dass er gefol­tert oder ander­wei­tig miss­han­delt wird. Alex­an­der Sodiqov wur­de am 16. Juni in Chorugh, der Haupt­stadt der Auto­no­men Pro­vinz Berg-Badachschan im Osten des Lan­des, von zwei Ange­hö­ri­gen des Staats­ko­mi­tees für Natio­na­le Sicher­heit fest­ge­nom­men. Alex­an­der Sodiqov lebt der­zeit in Kana­da. Am 16. Juni um 9.30 Uhr Orts­zeit konn­te er sei­ne Frau anru­fen, sag­te ihr jedoch nicht, wo er fest­ge­hal­ten wird. Seit­her fehlt von ihm jede Spur. Amnes­ty Inter­na­tio­nal geht davon aus, dass er bis­her kei­nen Zugang zu einem Rechts­bei­stand hat. / Alex­an­der Sodiqov ist Dok­to­rand an der Uni­ver­si­tät Toron­to. Er recher­chier­te in Tadschi­ki­stan für das Pro­jekt Rising Powers and Con­flict Manage­ment in Cen­tral Asia (Auf­stre­ben­de Mäch­te und Kon­flikt­ma­nage­ment in Zen­tral­asi­en) des Bri­ti­schen Wirt­schafts- und Sozi­al­for­schungs­rats, an dem die Uni­ver­si­tät New­cast­le und die Uni­ver­si­tät Exe­ter betei­ligt sind. Sei­ne Fest­nah­me erfolg­te, als er gera­de ein Inter­view mit dem zivil­ge­sell­schaft­li­chen Akti­vis­ten und stell­ver­tre­ten­den Lei­ter des regio­na­len Arms der Sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Par­tei Tadschi­ki­stans, Alim Sherz­a­mo­nov, führ­te. / Am 17. Juni durch­such­ten Polizeibeamt_innen das Haus von Alex­an­der Sodiqovs Mut­ter in der Haupt­stadt Duschan­be und nah­men diver­se Com­pu­ter und Daten­spei­cher­ge­rä­te mit. Am 17. Juni gab das Staats­ko­mi­tee für Natio­na­le Sicher­heit eine Stel­lung­nah­me ab, in der Alex­an­der Sodiqov Spio­na­ge­tä­tig­kei­ten für aus­län­di­sche Regie­run­gen vor­ge­wor­fen wer­den. Laut Berich­ten der Nach­rich­ten­agen­tur Asia Plus und von Radio Free Europe/Radio Liber­ty erschien Alex­an­der Sodiqov am Abend des 18. Juni und am Mor­gen des 19. Juni im Lokal­fern­se­hen in Badachschan und sprach über die Situa­ti­on in der Auto­no­men Pro­vinz. Radio Free Euro­pe berich­te­te, dass man­che Beob­ach­ter der Ansicht waren, das Film­ma­te­ri­al sei edi­tiert wor­den. Am 19. Juni sag­te der Lei­ter des Staats­ko­mi­tees für Natio­na­le Sicher­heit, Sai­mu­min Yati­mov, dass aus­län­di­sche Spio­ne unter dem Deck­man­tel von NGOs in Tadschi­ki­stan ope­rier­ten und ver­such­ten, die Sicher­heit im Land zu unter­gra­ben. / Alex­an­der Sodiqov wird nun schon seit 72 Stun­den fest­ge­hal­ten und muss daher gemäß den tadschi­ki­schen Geset­zen ent­we­der ange­klagt oder frei­ge­las­sen wer­den.“ — Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen sowie emp­foh­le­ne schrift­li­che Aktio­nen, mög­lichst unver­züg­lich und nicht über den 31. Juli 2014 hin­aus, unter »> ai : urgent action

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buenos aires

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sier­ra : 6.15 — Eine spin­del­dür­re Frau kommt auf dem Flug­ha­fen­bahn­steig an mir vor­über. Es ist kurz vor halb sechs Uhr. Die Frau trägt ein Som­mer­kleid, obwohl Win­ter ist. Ich den­ke noch, viel­leicht ist sie gera­de aus Süd­ame­ri­ka ange­kom­men oder aus Aus­tra­li­en. Da dreht sie um und kehrt zurück. Sie steht unge­fähr drei Meter von mir ent­fernt und schaut mich neu­gie­rig an wie ein Kind. Beson­ders auf­merk­sam betrach­tet sie mei­ne klei­ne, fla­che Schreib­ma­schi­ne. Ich habe die Schreib­ma­schi­ne auf­ge­klappt und notie­re gera­de über einen Film, den ich vor Kur­zem beob­ach­tet hat­te. Der Film han­delt von zwei Lon­do­ner Ärz­tin­nen, die in das syri­sche Bür­ger­kriegs­ge­biet rei­sen. Sie kau­ern in einem Taxi und wis­sen nicht, wie sie sich bewe­gen sol­len, weil sie schwe­re, gepan­zer­te Wes­ten tra­gen. Die jün­ge­re der bei­den Frau­en berich­tet, dass das ein sehr selt­sa­mes Gefühl sei, hier im Auto mit die­ser Wes­te, man kön­ne nicht atmen, aber man sei sicher. Kurz dar­auf waren Schüs­se zu hören. Auf dem Bahn­steig hebt die spin­del­dür­re Frau ein Bein in die Luft, wäh­rend sie auf dem ande­ren balan­ciert. Kei­ne Tasche weit und breit, kein Kof­fer. Plötz­lich eine hel­le Stim­me. Die Frau zeigt lächelnd auf mei­ne Schreib­ma­schi­ne: Ob da wirk­lich etwas Wich­ti­ges drin ist, sagt sie. Wie ein Storch steht sie vor mir. Ihre Haut ist so weiß, als wäre sie noch nie mit dem Licht der Son­ne in Berüh­rung gekom­men. stop – Nichts wei­ter. — stop
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ai : SPANIEN

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MENSCH IN GEFAHR : “Im Fall von Alek­san­dr Pav­lov wur­de dem Aus­lie­fe­rungs­er­su­chen der kasa­chi­schen Behör­den erneut statt­ge­ge­ben, obwohl glaub­wür­di­ge Bewei­se vor­lie­gen, dass ihm nach sei­ner Rück­kehr nach Kasach­stan Fol­ter droht. Die end­gül­ti­ge Ent­schei­dung über die Aus­lie­fe­rung von Alek­san­dr Pav­lov liegt nun bei der spa­ni­schen Regie­rung. / Der 37-jäh­ri­ge Alek­san­dr Pav­lov ist kasa­chi­scher Staats­bür­ger und hat in Spa­ni­en einen Antrag auf Asyl gestellt. Er befin­det sich der­zeit in der spa­ni­schen Haupt­stadt Madrid in Haft. Am 8. Novem­ber prüf­te und bewil­lig­te das zen­tra­le Gericht zur Ver­fol­gung schwe­rer Straf­ta­ten (Audi­en­cia Nacio­nal) den Aus­lie­fe­rungs­an­trag der kasa­chi­schen Behör­den und bestä­tig­te damit die Ent­schei­dung der Zwei­ten Straf­kam­mer des Gerichts vom 23. Juli. Die end­gül­ti­ge Ent­schei­dung über das Aus­lie­fe­rungs­er­su­chen wird vom spa­ni­schen Minis­ter­rat getrof­fen. Die­ser könn­te die Ent­schei­dung des zen­tra­len Gerichts auf­he­ben. Auf natio­na­ler Ebe­ne sind in Alek­san­dr Pav­lovs Fall alle Rechts­mit­tel erschöpft. Soll­te er nach Kasach­stan zurück­ge­führt wer­den, dro­hen ihm Fol­ter und ande­re Miss­hand­lun­gen sowie ein unfai­res Gerichts­ver­fah­ren. / Amnes­ty Inter­na­tio­nal ist der Ansicht, dass das Aus­lie­fe­rungs­er­su­chen der kasa­chi­schen Behör­den mit Alek­san­dr Pav­lovs Ver­bin­dun­gen zu dem Oppo­si­ti­ons­füh­rer Mukhtar Ably­azov zusam­men­hängt. Mukhtar Ably­azov war 2009 aus Kasach­stan geflo­hen und wur­de 2011 in Groß­bri­tan­ni­en als Flücht­ling aner­kannt. Alek­san­dr Pav­lov war zuvor eini­ge Jah­re lang als Sicher­heits­chef von Mukhtar Ably­azov tätig gewe­sen. Es hat in Kasach­stan eini­ge Fäl­le gege­ben, in denen straf­recht­li­che Ver­fah­ren gegen poli­tisch oder zivil­ge­sell­schaft­lich akti­ve Per­so­nen mit deren Ver­bin­dun­gen zu Mukhtar Ably­azov und sei­nen regie­rungs­kri­ti­schen Ansich­ten in Zusam­men­hang gebracht wor­den sind. Trotz der Zusi­che­rung der Regie­rung, das Pro­blem der Fol­ter und Miss­hand­lung von Inhaf­tier­ten in Kasach­stan erfolg­reich ange­gan­gen zu sein, wird nach wie vor über der­ar­ti­ge Fäl­le berich­tet. / Gemäß dem Völ­ker­recht ist Spa­ni­en ver­pflich­tet, nie­man­den in ein Land zurück­zu­füh­ren, in dem ihm oder ihr Ver­fol­gung oder ande­re schwe­re Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen bzw. ‑ver­stö­ße dro­hen. Die spa­ni­schen Behör­den dür­fen Alek­san­dr Pav­lov daher nicht an Kasach­stan aus­lie­fern oder ihn auf ande­re Wei­se dort­hin über­stel­len, da sie damit gegen ihre inter­na­tio­na­len men­schen­recht­li­chen Ver­pflich­tun­gen ver­sto­ßen wür­den. Er darf den kasa­chi­schen Behör­den auch dann nicht über­ge­ben wer­den, wenn die­se diplo­ma­ti­sche Zusi­che­run­gen machen, ihn nicht zu fol­tern, in ande­rer Wei­se zu miss­han­deln oder in einem unfai­ren Ver­fah­ren zu ver­ur­tei­len.” — Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen sowie emp­foh­le­ne schrift­li­che Aktio­nen, mög­lichst unver­züg­lich und nicht über den 20. Dezem­ber 2013 hin­aus, unter »> ai : urgent action

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ai : TSCHECHISCHE REPUBLIK

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MENSCH IN GEFAHR: „Tatia­na Paras­ke­vich, eine Asyl­be­wer­be­rin aus Kasach­stan, befin­det sich seit mehr als 18 Mona­ten in der Tsche­chi­schen Repu­blik in Haft. Ihr droht nun die unmit­tel­ba­re Aus­lie­fe­rung in die Ukrai­ne oder die Rus­si­sche Föde­ra­ti­on. In bei­den Fäl­len wird sie anschlie­ßend ver­mut­lich nach Kasach­stan zurück­ge­führt, wo ihr auf­grund ihrer Ver­bin­dun­gen zu dem kasa­chi­schen Oppo­si­tio­nel­len Mukhtar Ably­azov Fol­ter und ande­re Miss­hand­lun­gen sowie ein unfai­res Gerichts­ver­fah­ren dro­hen. / Die 49-jäh­ri­ge Tatia­na Paras­ke­vich besitzt die rus­si­sche und die kasa­chi­sche Staats­bür­ger­schaft und befin­det sich der­zeit als Asyl­be­wer­be­rin in der Tsche­chi­schen Repu­blik. Sie wur­de im Mai 2012 mit einem Haft­be­fehl von Inter­pol ver­haf­tet, als sie sich in Kar­l­o­vy Vary (Karls­bad) im Nord­wes­ten Tsche­chi­ens wegen eines Herz­lei­dens medi­zi­nisch behan­deln ließ. Im Juni 2012 bean­trag­ten die ukrai­ni­schen Behör­den wegen ver­meint­li­cher Finanz­de­lik­te die Aus­lie­fe­rung von Tatia­na Paras­ke­vich. Zudem haben die rus­si­schen Behör­den ein Aus­lie­fe­rungs­er­su­chen ein­ge­reicht. Der Gerichts­hof in Pil­sen hat zwei­mal gegen die Aus­lie­fe­rung von Tatia­na Paras­ke­vich in die Ukrai­ne geur­teilt: im Okto­ber 2012 und im Janu­ar 2013. Im Febru­ar 2013 ent­schied der Obers­te Gerichts­hof in Prag jedoch, dem Aus­lie­fe­rungs­er­su­chen statt­zu­ge­ben. Ein anschlie­ßen­des Rechts­mit­tel vor dem Ver­fas­sungs­ge­richt wur­de im Mai 2013 zurück­ge­wie­sen. Einen Monat zuvor, im April 2013, hat­te Tatia­na Paras­ke­vich Asyl bean­tragt, die Ent­schei­dung über die Asyl­ge­wäh­rung steht jedoch aus. Nach gegen­wär­ti­gem tsche­chi­schem Recht kann die Aus­lie­fe­rung eineR Asyl­be­wer­be­rIn nicht erfol­gen, solan­ge das Asyl­ver­fah­ren noch läuft. Tatia­na Paras­ke­vich befin­det sich seit über 18 Mona­ten in Pil­sen in Haft. /Die Aus­lie­fe­rungs­er­su­chen der ukrai­ni­schen und rus­si­schen Behör­den sind allem Anschein nach auf die Ver­bin­dun­gen von Tatia­na Paras­ke­vich zu dem kasa­chi­schen Oppo­si­tio­nel­len Mukhtar Ably­azov zurück­zu­füh­ren. Die­ser war 2009 aus Kasach­stan geflo­hen und wur­de 2011 in Groß­bri­tan­ni­en als Flücht­ling aner­kannt. Mukhtar Ably­azov befin­det sich der­zeit in Frank­reich in Aus­lie­fe­rungs­haft. Auch er soll in die Ukrai­ne oder die Rus­si­sche Föde­ra­ti­on aus­ge­lie­fert wer­den. Tatia­na Paras­ke­vich ist die ehe­ma­li­ge Geschäfts­füh­re­rin einer Invest­ment­grup­pe. Ihr wird von der ukrai­ni­schen sowie der rus­si­schen Staats­an­walt­schaft vor­ge­wor­fen, zusam­men mit Mukhtar Ably­azov Finanz­de­lik­te began­gen zu haben. Mukhtar Ably­azov ist der ehe­ma­li­ge Vor­stands­vor­sit­zen­de der kasa­chi­schen BTA Bank. / Auf der Grund­la­ge des Völ­ker­rechts hat die Tsche­chi­sche Repu­blik die unein­ge­schränk­te Ver­pflich­tung, nie­man­den in ein Land aus­zu­lie­fern, in dem ihm oder ihr Ver­fol­gung oder ande­re schwe­re Men­schen­rechts­ver­bre­chen dro­hen. Dies bezieht sich auch auf die Abschie­bung in Län­der, in denen einer Per­son die Rück­füh­rung in ein ande­res Land droht, in dem sie wie­der­rum sol­chen Ver­stö­ßen aus­ge­setzt wäre. Die tsche­chi­schen Behör­den müs­sen also die Aus­lie­fe­rung von Tatia­na Paras­ke­vich in die Ukrai­ne oder die Rus­si­sche Föde­ra­ti­on ver­hin­dern, denn dies wür­de einen Ver­stoß gegen die inter­na­tio­na­len Men­schen­rechts­ver­pflich­tun­gen Tsche­chi­ens dar­stel­len.“ — Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen sowie emp­foh­le­ne schrift­li­che Aktio­nen, mög­lichst unver­züg­lich und nicht über den 2. Dezem­ber 2013 hin­aus, unter »> ai : urgent action

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