Aus der Wörtersammlung: weise

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von hinten oder von der seite her

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echo : 2.12 — Ich dach­te ges­tern noch, dass ich den Faden einer Geschich­te mit Möwe, die mich kürz­lich auf einem Fähr­schiff besuch­te, ver­mut­lich so nie wie­der erle­ben wer­de. Trotz­dem beach­te­te ich in den dar­auf­fol­gen­den Tagen die Erschei­nun­gen der Möwen, wel­che auf dem Dach des alten Hau­ses saßen. Etwas war anders gewor­den. Ich hat­te bemerkt, dass es sich bei dem alten Haus um ein Hotel han­del­te. Ich kann­te nun den Namen des Hotels, obwohl ich nie dort gewe­sen war, ich hat­te das Gebäu­de in der digi­ta­len Sphä­re iden­ti­fi­ziert. Tage ver­ge­hen. Plötz­lich sit­ze ich in einem Zug. Es ist spät, dun­kel drau­ßen, Men­schen in mei­ner Nähe schla­fen, von Zeit zu Zeit tau­chen Lich­ter einer Stadt oder eines Dor­fes aus der Licht­lo­sig­keit. Ich beob­ach­te einen Film auf dem Bild­schirm mei­ner Schreib­ma­schi­ne. Es geht schön laut zu in dem Film, ich tra­ge Kopf­hö­rer, und ich den­ke, wenn ich nun in ein Atten­tat gera­ten wür­de, ich wür­de mög­li­cher­wei­se das Atten­tat nicht bemer­ken, solan­ge nicht bemer­ken, bis mir jemand von hin­ten oder von der Sei­te her in den Kopf schießt, auch das wür­de ich even­tu­ell nicht bemer­ken. — stop

josephine

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von libellen : von zikaden

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oli­mam­bo : 0.02 — Dass ich gut den­ken und erfin­den kann, sobald ich Libel­len beob­ach­te oder von Libel­len beob­ach­tet wer­de, habe ich vor Jah­ren bereits bemerkt. Das ist mög­li­cher­wei­se so, weil Libel­len sich in der Art und Wei­se der Gedan­ken selbst bewe­gen. Sie schei­nen lan­ge Zeit still in der Luft zu ste­hen und sind doch am Leben, was man dar­an erken­nen kann, dass sie nicht zu Boden fal­len. Etwas Zeit ver­geht, wie immer. Und plötz­lich haben sich die fei­nen Libel­len­raub­tie­re wei­ter­be­wegt. Sie sind von einer Sekun­de zur nächs­ten Sekun­de an einem ande­ren Ort ange­kom­men. Genau so scheint es mit Gedan­ken zu sein. Sie sprin­gen wei­ter und machen neue Gedan­ken, ohne dass der Weg von da nach dort sicht­bar oder spür­bar gewor­den wäre. Irgend­je­mand müss­te sofort Libel­len erfin­den, die Geräu­sche der Zika­den erzeu­gen, dann wär ich zufrie­den. — stop

unterwassertapete5

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rot

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india : 5.58 — Zwei Foto­gra­fien, die mög­li­cher­wei­se nicht mehr exis­tie­ren, zei­gen den Kopf eines älte­ren Man­nes ohne Haa­re, des­sen Mund weit geöff­net ist. In die­sem weit geöff­ne­ten Mund hockt ein klei­ner schwar­zer Vogel von rotem Stirn­ge­fie­der. Der Vogel scheint sich in dem Mund des alten Man­nes wohl­zu­füh­len, er kau­ert dort, als wäre der Mund sein Nest. Wei­te­re Vögel sind auf dem Bild zu erken­nen, die dem Vogel im Mund des Man­nes glei­chen, dunk­les Gefie­der, das über ihren Augen hell­rot leuch­tet. Vier Vögel sit­zen auf dem Kopf des alten Man­nes, fünf auf sei­nen Schul­tern, von einem Vogel ist am lin­ken Rand der Foto­gra­fie nur ein Schwanz zu erken­nen, zwölf Vögel befin­den sich schwir­rend in einem Orbit um den Kopf in der Höhe der Ohren, es sieht so aus als wären die­se Vögel Kopf­vö­gel, eine Spe­zi­es für sich, wie Put­zer­fi­sche viel­leicht, die Mond­fi­sche ein Leben lang beglei­ten. Auf einer zwei­ten Foto­gra­fie, von der sich nicht sagen lässt, ob sie vor oder nach der beschrie­be­nen Auf­nah­me gefer­tigt wur­de, zeigt sich der Mund des alten Man­nes geschlos­sen, er lächelt. Strah­lend blaue Augen sit­zen hin­ter einer Bril­le, in deren Glä­sern sich war­mes Licht spie­gelt. Als ich bei­de Bil­der vor eini­ger Zeit neben­ein­an­der leg­te, begann ich unver­züg­lich jene Vögel, die sich um den Kopf des Man­nes her­um­be­weg­ten oder auf ihm saßen, jeweils sorg­fäl­tig zu zäh­len. — stop
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von lilli

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tan­go : 1.02 — Es ist denk­bar, dass Lil­li Tam­pe­re eine Aus­nah­me ist. Sie scheint vom frü­hen Mor­gen an bis in den spä­ten Abend hin­ein, auch wäh­rend der Nacht noch, Twit­ter­nach­rich­ten zu notie­ren. 17558 Bot­schaf­ten will sie per­sön­lich in einem Zeit­raum von 15 Mona­ten in sie­ben Spra­chen ver­fasst haben. Ich dach­te selbst­ver­ständ­lich über Zah­len, Tage, Stun­den, Minu­ten, Anschlä­ge nach, ich wun­der­te mich, ich war begeis­tert, sofort habe ich Lil­li Tam­pe­re einen Brief gesen­det. Ich habe geschrie­ben: Lie­ber red_maki, wie hei­ßen Sie wirk­lich! Ich kann nicht glau­ben, dass Sie tat­säch­lich exis­tie­ren in der Art und Wei­se, dass Sie über ein ein­zel­nes, schla­gen­des Herz ver­fü­gen, ver­mut­lich sind Sie, in Betrach­tung der unge­heu­ren Zahl der Text­nach­rich­ten, die Sie bereits gesen­det haben, ent­we­der eine Per­son, die sich aus zahl­rei­chen Per­so­nen oder Her­zen fügt, oder aber Sie sind ein Com­pu­ter! — Red_maki ant­wor­te­te umge­hend: Lie­ber Herr Lou­is, ich bin sehr begabt, ich habe klei­ne, schnel­le Hän­de, ich muss nie­mals schla­fen, ich bin kein Com­pu­ter, ich hei­ße Lil­li Tam­pe­re. Guten Mor­gen! – Ich muss das wei­ter beob­ach­ten. — stop

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von ohrenbäumen

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marim­ba : 0.55 — Auf der Suche nach der Exis­tenz der Ohren­bäu­me in der digi­ta­len Sphä­re, ent­deck­te ich, dass sie mög­li­cher­wei­se nicht exis­tie­ren. Ich könn­te einen Ohren­baum dem­zu­fol­ge erfin­den. So viel ist noch zu sagen: Eine Ame­ri­ka­ne­rin, Mrs. Eliza­beth Ohren­baum, soll von 1796 bis 1885 in dem Städt­chen Lado­ga im Staa­te India­na gelebt haben. Außer­dem mög­li­cher­wei­se ein Mann namens Lud­wig Ohren­baum, nach dem Mr. Bene­dict Orn­b­urn an einem Sonn­tag, den 6. Sep­tem­ber 1998 um 22:50:02 Uhr im Jahr 1998 mit fol­gen­den Wor­ten such­te: Query: I am loo­king for infor­ma­ti­on about LUDWIG OHRENBAUM / The first OHRENBAUM (LUDWIG) is sup­po­sed to have come to Berks Cnty about 1699 from Ger­ma­ny. This OHRENBAUM or a decen­dent, LUDWIG OHRENBAUM had a son, also cal­led LUDWIG OHRENBAUM (LUDWIG II).LUDWIG II is recor­ded in Penn­syl­va­nia Archi­ves, second series Vol 14. I would like to know more. — Acht­zehn Jah­re spä­ter ver­such­te ich ver­geb­lich, Lud­wig Orn­b­urn per E‑Mail zu errei­chen. Fol­gen­de Ant­wort einer Ser­ver­ma­schi­ne ist zu ver­zeich­nen: host ff-ip4-mx-vip2.prodigy.net[144.160.159.22] said: 550 5.2.1 … Address unknown, relay=[194.25.134.82] (in rep­ly to RCPT TO com­mand) — /// Bit­te mel­den! — stop

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julia : letzte position 29°05’22.3“N 12°25’35.9“E

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tan­go : 2.01 — Vor weni­gen Stun­den erreich­te mich die Nach­richt von der Exis­tenz wei­te­rer Foto­gra­fien, die ent­haup­te­te Men­schen zei­gen sol­len. Ein Ver­weis, der zu den Auf­nah­men im Netz füh­re, sei auf Posi­ti­on Twit­ter zu lesen. Ich über­leg­te eine Wei­le, ob ich dem bei­gefüg­ten Link fol­gen soll­te. Ich dach­te, wie nah wir doch immer wie­der Höl­len­an­sich­ten kom­men, die mög­li­cher­wei­se nur des­halb pro­du­ziert wer­den, weil zu ver­mu­ten ist, dass Mil­lio­nen Men­schen welt­weit sie betrach­ten wer­den. Ich notier­te einen Brief­ent­wurf: Mein lie­ber Maxi­mi­li­an, vie­len Dank, dass Du mich wie­der ein­mal auf schreck­li­che Ereig­nis­se, die sich in der liby­schen Wüs­te ereig­net haben, auf­merk­sam machst. Noch ein­mal will ich Dich bit­ten, auf wei­te­re Hin­wei­se die­ser Art zu ver­zich­ten, da ich leb­lo­se Köp­fe nicht wei­ter besich­ti­gen möch­te, sie wir­ken so hilf­los, müde, und ent­setzt von der unge­heu­ren Gewalt, die in der letz­ten Sekun­de ihres Lebens auf sie wirk­te. Ich weiß, Du kannst selbst nicht damit nicht auf­hö­ren, Du zählst mensch­li­che Köp­fe ohne Leib, Du ver­gleichst leb­lo­se Gesich­ter, Du sicherst Bewei­se, ich neh­me an, Du wirst Dich in die­ser Arbeit weni­ger hilf­los füh­len. Wie trau­rig, dass noch immer kei­ne Nach­richt von Julia bei Dir ein­ge­trof­fen ist, kei­ne Spur in der Wüs­te, kein Hin­weis, es ist eine Tra­gö­die. Viel­leicht willst Du mich ein­mal besu­chen! Wir könn­ten spa­zie­ren, Du könn­test mir erzäh­len, ich könn­te Dir zuhö­ren. Im bota­ni­schen Gar­ten wird gera­de der Honig der Wild­bie­nen geern­tet. Herz­li­che Grü­ße sen­det Dir Dein Lou­is – stop
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lydia

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echo : 0.01 — In der Stra­ßen­bahn tref­fe ich eine jun­ge Dame. Ich erken­ne sie zunächst nicht, aber als sie mich grüßt, erin­ne­re ich eine Begeg­nung vor vie­len Jah­ren an der­sel­ben Stel­le, in einer Stra­ßen­bahn. Aus dem klei­nen Mäd­chen, das mich mit einer Bemer­kung für den Rest mei­nes Lebens rühr­te, ist tat­säch­lich eine jun­ge Frau gewor­den. Sie sagt, sie habe unser Gespräch, das wir führ­ten, nie ver­ges­sen, es han­del­te von ihren Ohren, von einem Gedan­ken, der mir zu erklä­ren such­te, wes­we­gen ihre Ohren etwas grö­ßer sei­en als die Ohren ihrer bes­ten Freun­din. Das wäre näm­lich so, dass ihre Ohren des­halb grö­ßer sei­en, weil sie viel weni­ger spre­chen wür­de als ihre Freun­din übli­cher­weise. Sie könn­te, sag­te sie damals, mit ihren Ohren sogar ihre eige­ne Stim­me hören, obwohl sie gar nichts sage. Zum Glück haben mei­ne Ohren inzwi­schen auf­ge­hört zu wach­sen, ich könn­te sonst mit ihnen her­um­flie­gen, dann hät­ten Sie mich ver­mut­lich nie wie­der­ge­se­hen. Sie lacht jetzt sehr fröh­lich. Drau­ßen fällt gera­de viel Was­ser vom Him­mel. — stop

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ai : SÜDAFRIKA

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MENSCHEN IN GEFAHR: „Im März wur­de der süd­afri­ka­ni­sche Land­rechts­ak­ti­vist und Vor­sit­zen­de des Ama­di­ba Cri­sis Com­mit­tee (ACC), Sik­ho­si­phi Rha­de­be, erschos­sen. Kurz vor sei­nem Tod hat­te er erfah­ren, dass sein Name sowie die Namen zwei­er wei­te­rer Sprecher_innen des ACC auf einer “Abschuss­lis­te” ste­hen. Es gibt Zwei­fel an der Gründ­lich­keit der Unter­su­chun­gen der Tötung. Zudem besteht Sor­ge um die Sicher­heit der bei­den ACC-Spre­cher_in­nen sowie wei­te­rer Aktivist_innen, die in Xolo­be­ni gegen ein Berg­bau­pro­jekt kämp­fen. Sik­ho­si­phi “Bazoo­ka” Rha­de­be wur­de am 22. März 2016 von zwei Män­nern erschos­sen, die ihn bei sich zuhau­se in Lur­hol­we­ni in der Pro­vinz Ost­kap auf­such­ten und sich als Poli­zis­ten aus­ga­ben. Sein min­der­jäh­ri­ger Sohn war bei dem Vor­fall anwe­send. Weni­ge Stun­den vor sei­nem Tod hat­te Sik­ho­si­phi Rha­de­be erfah­ren, dass sein Name auf einer “Abschuss­lis­te” stand. Auf die­ser Lis­te befin­den sich zudem die Namen zwei­er wei­te­rer ACC-Mit­glie­der, Mza­mo Dla­mi­ni und Nonhle Mbut­hu­ma. Sik­ho­si­phi Rha­de­be war Lei­ter des ACC, einer Gemein­schafts­in­itia­ti­ve gegen den Abbau von Titan und ande­ren Schwer­me­tal­len in einem Tage­bau auf Gemein­schafts­land in Xolo­be­ni durch ein loka­les Toch­ter­un­ter­neh­men des aus­tra­li­schen Kon­zerns Mine­ral Com­mo­di­ties Limi­t­ed (MRC). Das ACC befürch­tet, dass infol­ge des Berg­bau­pro­jekts Hun­der­te Ange­hö­ri­ge der Gemein­schaft der Umgun­gund­l­o­vu von ihrem ange­stamm­ten Land ver­trie­ben wer­den, und dass durch Umwelt­schä­den wie z. B. Was­ser­ver­schmut­zung ihr Recht auf einen ange­mes­se­nen Lebens­stan­dard (ein­schließ­lich Zugang zu sau­be­rem Trink­was­ser) ver­letzt wird. Das ACC besteht aus etwa 3.000 Mit­glie­dern und kämpft seit zehn Jah­ren für die Rech­te der Anwohner_innen, die im Fall einer Berg­bau­li­zenz für die MRC-Toch­ter­ge­sell­schaft gefähr­det wären. ACC-Mit­glie­der sind wegen ihrer Arbeit bedroht und ange­grif­fen wor­den, unter ande­rem auch von Anwohner_innen, die das Berg­bau­pro­jekt unter­stüt­zen. Die Orga­ni­sa­ti­on hat die­se Angrif­fe bei der Poli­zei ange­zeigt, die jedoch größ­ten­teils untä­tig geblie­ben ist. Nach der Tötung von Sik­ho­si­phi Rha­de­be sind füh­ren­de ACC-Mit­glie­der äußerst besorgt um ihre Sicher­heit. Kurz nach dem Vor­fall über­gab die ört­li­che Poli­zei die Unter­su­chung der Tötung an die Ein­heit zur Unter­su­chung schwe­rer Straf­ta­ten (Direc­to­ra­te for Prio­ri­ty Cri­mes Inves­ti­ga­ti­on — DCPI) des natio­na­len Poli­zei­diens­tes. Doch die Ermitt­lun­gen wei­sen eini­ge Män­gel auf, was Zwei­fel dar­an auf­kom­men lässt, ob die Fami­lie von Sik­ho­si­phi Rha­de­be Gerech­tig­keit erfah­ren wird.“ — Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen sowie emp­foh­le­ne schrift­li­che Aktio­nen, mög­lichst unver­züg­lich und nicht über den 6. Juli 2016 hin­aus, unter > ai : urgent action

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schatten eines mädchens

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nord­pol : 0.58 — Ich notier­te: Viel­leicht ist das so, dass sich die See­le eines Ortes, bei­spiels­wei­se die See­le eines Fähr­schif­fes, auf Wör­ter über­trägt, wenn die­se Wör­ter an dem Ort, von dem sie erzäh­len, geschrie­ben wer­den wäh­rend einer län­ge­ren Zeit der Beob­ach­tung. Ich sehe, was ich nicht erfin­den kann. Oder ich erfin­de, was ich nur hier erfin­den kann. Ja, so könn­te das sein. South Fer­ry. Hur­ri­ca­ne Deck. Zit­tern­des, schep­pern­des Brum­men. Obwohl Mai, bläst eis­kal­ter Wind durch eine halb­ge­öff­ne­te Tür ins Inne­re des Schif­fes. Ein Mäd­chen, das unent­wegt lei­se spricht, hüpft über den höl­zer­nen Boden des Decks. May i have your atten­ti­on, plea­se. The Fer­ry is docking short­ly. Die Stim­me des Mäd­chens, die kaum hör­bar ist, aber sicht­bar, spricht die Sät­ze der Maschi­nen­stimm­loops nach. Sie lacht und eilt, ihre Mut­ter hin­ter sich her zie­hend, zum Heck des Schif­fes, wo sich in die­sem Moment das Land dem Schiff durch die Dun­kel­heit in Gestalt einer eiser­nen Brü­cke ent­ge­gen fal­tet, Trom­pe­ten­ge­räu­sche, wim­mern­des Metall, Klän­ge, die das lachen­de Mäd­chen imi­tie­rend zu über­tö­nen sucht. Ein paar Möwen, die dicht über dem Schiff krei­sen, ver­ren­ken ihre Köp­fe, als ob sie dem Mäd­chen zuhö­ren wür­den. — stop
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von den zwergseerosen

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nord­pol : 1.58 — Als ich R. frag­te, wie häu­fig sie ihren Brief­kas­ten besu­chen wür­de, um nach­zu­se­hen, ob viel­leicht Post für sie ein­ge­trof­fen sei, dach­te ich an Ágo­ta Kris­tóf, die in einer Geschich­te notier­te: Mei­nen Brief­kas­ten gehe ich zwei­mal täg­lich lee­ren. Um elf Uhr mor­gens und um sieb­zehn Uhr abends. Der Brief­trä­ger kommt nor­ma­ler­wei­se frü­her vor­bei, mor­gens zwi­schen neun und elf, das ist sehr unre­gel­mä­ßig, und nach­mit­tags gegen sech­zehn Uhr. Ich gehe immer so spät wie mög­lich nach­se­hen, um sicher zu sein, dass er schon dage­we­sen ist, sonst wür­de der lee­re Brief­kas­ten fal­sche Hoff­nun­gen in mir wecken und ich wür­de mir sagen: „Viel­leicht war er noch nicht da“, und dann müss­te ich spä­ter noch mal run­ter­ge­hen. — R. hör­te zu. Kurz dar­auf erzähl­te sie, dass sie per­sön­lich über­haupt kei­nen wirk­li­chen Brief­kas­ten haben wür­de, aber ein Post­fach, und die­ses Post­fach besu­che sie nur ein­mal in der Woche, weil es für täg­li­che Besu­che viel zu weit ent­fernt sei, sie müs­se durch die hal­be Stadt fah­ren, um ihr Post­fach zu errei­chen, das sei genau so geplant, ein Post­fach in gro­ßer Ent­fer­nung. Auch E‑Mail wür­de sie nicht mehr beant­wor­ten, oder nur sel­ten, man kön­ne ihr zwar schrei­ben, aber man dür­fe nicht erwar­ten, dass man eine wirk­li­che Ant­wort erhal­ten wür­de, immer­hin emp­fan­ge man eine Notiz sofort, nach­dem man ihr geschrie­ben habe, die erwäh­ne, nie­mand kön­ne sicher sein, dass sie die gera­de gesen­de­te Nach­richt jemals lesen wür­de, es sei aber immer­hin mög­lich. Als ich R. zum letz­ten Mal sah, hat­te sie gera­de erfolg­reich den Ver­such unter­nom­men, Zwerg­see­ro­sen auf dem Rücken ihres rech­ten Unter­ar­mes anzu­sie­deln. Das war im Herbst des ver­gan­ge­nen Jah­res gewe­sen, ich konn­te R.s Haut­ge­wäch­se deut­lich erken­nen, sie blüh­ten in wei­ßer Far­be, ich mein­te, einen fei­nen Duft ver­neh­men zu kön­nen, und mach­te mir ein paar sor­gen­vol­le Gedan­ken der See­ro­sen­wur­zeln wegen, ihrer Tie­fe. — stop

drohne24



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