kilimandscharo : 0.27 – Original-Nachricht / Betreff: Undelivered Mail Returned to Sender Datum: 2015–11-08T00:47:36+0100 – I’m sorry to have to inform you that your message could not be delivered to one or more recipients. It’s attached below. For further assistance, please send mail to postmaster. If you do so, please include this problem report. You can delete your own text from the attached returned message. NOTE: Lieber Teddy, drei Jahre sind vergangen, seit ich hörte, dass Du in Peking gestorben sein sollst. Einige Tage zuvor waren damals Freunde in einem Restaurant versammelt gewesen, um gemeinsam Enten und Gänse zu verspeisen. Du hattest Deinen Besuch angekündigt, kamst aber nicht. Wir warteten vergeblich auf Deinen Anruf, hatten keine Vorstellung davon, was geschehen sein konnte, ein kalter Tag, eisig, der 20. November 2012. Wenn ich im Internet nach Deinen Spuren suche, ist immer noch alles so wie im vergangenen Jahr anzutreffen, Deine Fotografien, Deine Webseite, Spuren in Foren. Bemerkenswert ist eine besondere Anfrage, die in hinzugekommen ist im Bezirk einer Suchmaschine, deren Dienstleistung initiiert werden musste, irgendjemand erkundigt sich nach Dir in einer außergewöhnlichen Weise. Wie in den Jahren zuvor, lieber Teddy, sichere ich auch in diesem Jahr eine Deiner Fotografien, von deren Geschichte Du mir leider nie erzählen wirst. – Dein Louis < t.s@posteo.de: host mx02.posteo.de[89.146.194.165] said: 550 5.1.1 < t.s@posteo.de>: Recipient address rejected: undeliverable address: Recipient address lookup failed (in reply to RCPT TO command) – The mail system – stop
Aus der Wörtersammlung: alt
nazamins schwester
echo : 5.08 — Ich träumte von merkwürdigen Tieren, die sehr flach sind und weich und außerdem schön gestaltet. Wenn man eines dieser Tiere auf einem Tisch in der Wirklichkeit vor sich liegend betrachten könnte, würde man vielleicht die Ähnlichkeit zu Briefmarken erkennen, so wie wir sie als Kinder entdecken und zu sammeln beginnen. Tatsächlich handelt es sich bei jenen Tieren, welche ich träumte, um Briefmarkentiere, die leicht sind, manche tragen die Zeichnung weiterer Tiere auf ihrem Körper, Zebras oder Schmetterlinge oder Singvögel sind häufig auf ihrem Rücken zu erkennen. An einem ihrer gezahnten Ränder sitzen sehr kleine Augen fest, dort soll sich gleichwohl ein Mund befinden, der feinste Stäube aus der Luft entnimmt, Pollensamen, Bakterien, Sporen jeder Art, davon ernähren sich Briefmarkentiere vornehmlich, es sein denn, sie werden mit feinstem Puderzucker vorsätzlich gefüttert. Briefmarkentiere sollen dort zu erwerben sein, wo man auch herkömmliche Postwertzeichen bestellen kann, sie sind zunächst nicht so preiswert wie das papierene Material, dafür mehrfach verwendbar. Um einen Brief mit einem Briefmarkentier zu versehen, legt man das betreffende Schriftstück im Kuvert auf einen Tisch, setzt nun behutsam eines der Briefmarkentiere an geeignete Stelle, nämlich genau dorthin, wo normalerweise papierene Briefmarken aufzutragen sind, und schon wird man beobachten, wie sich das Briefmarkentier mit seinem neuen Zuhause verbindet, es schmiegt sich an und ist fortan vom Brief nur noch mittels Gewalt zu trennen. Wie es jetzt leuchtet, wie es seine wunderbaren Farben zeigt, wie es mit Mustern spielt und mit Bildern, die zu Filmen werden, zu Geschichten, die das Briefmarkentier irgendwo gelernt haben muss. Und wenn nun der Brief auf die Reise geht, reist das Briefmarkentier mit ihm mit, und bleibt dem Brief so lange verbunden, bis der Brief geöffnet wird. In diesem Moment der Öffnung löst sich das Briefmarkentier von seinem Brief, der nun nicht mehr sein Brief sein kann. Es ist kaum zu glauben, aber es ist wahr, ich hab’s geträumt, das Briefmarkentier segelt sogleich durch die Luft davon, es ist schnell unterwegs, schnell wie ein Zugvogel kehrt es zu seinem Absender zurück, Tage oder auch Wochen ist es unterwegs, Schwärme von Briefmarkentieren wurden bereits in großer Höhe über dem Erdboden beobachtet. Zu Hause endlich angekommen, lungern sie dann gern an den Fenstern und warten. stop. Ende meines Traumes. stop – Nazamins Schwester wurde am vergangenen Samstag in den Bergen nahe Semdinli vermutlich von türkischer Militärpolizei getötet. Nazamins Schwester wird nie wieder erwachen. – stop
ai : USA
MENSCH IN GEFAHR: „In den frühen Morgenstunden des 13. Februar 1994 entdeckte ein Polizist in einem Supermarkt in Columbia im US-Bundesstaat Missouri die Leichen der 44-jährigen Mary Bratcher, des 58-jährigen Fred Jones und der 57-jährigen Mabel Scruggs. Alle drei hatten in dem Supermarkt gearbeitet und waren an Kopfverletzungen gestorben. Ernest Lee Johnson, der regelmäßig in dem Supermarkt eingekauft hatte, wurde festgenommen und wegen dreifachen Mordes angeklagt. Man stellte ihn im Mai 1995 vor Gericht, sprach ihn schuldig und verurteilte ihn zum Tode. / 1998 ordnete der Oberste Gerichtshof von Missouri eine neue Strafzumessung an. Grund dafür war, dass der Rechtsbeistand von Ernest Lee Johnson es versäumt hatte, die Aussage eines Psychiaters vorzubringen, welcher seinen Mandanten untersucht hatte. Das Gericht erklärte, dass sich der “eindeutige und nachdrückliche Eindruck gefestigt” habe, dass diese Aussage “die Erwägungen der Geschworenen beeinflusst hätte”. Nach Ansicht des Gerichts hätten sich die Geschworen in der Folge möglicherweise für eine lebenslange Haftstrafe ausgesprochen. / Bei der erneuten Festlegung des Strafmaßes 1999 wurde gegen Ernest Lee Johnson jedoch wieder die Todesstrafe verhängt. 2002 entschied der Oberste Gerichtshof der USA, dass die Hinrichtung von Menschen mit einer geistigen Behinderung (intellectual disability / mental retardation) verfassungswidrig ist. 2003 ordnete der Oberste Gerichtshof des Bundesstaates Missouri abermals eine neue Strafzumessung im Fall von Ernest Lee Johnson an. Diesmal, weil Beweise für eine geistige Behinderung nicht angemessen dargelegt worden waren. Sein Intelligenzquotient (IQ) war im Laufe seines Lebens mehrfach bestimmt worden. Bei einem IQ-Test im Alter von acht Jahren ergab sich ein IQ von 77, bei einem Test im Alter von zwölf Jahren betrug der gemessene IQ 63. Ernest Lee Johnson hatte Probleme in der Schule und besuchte eine Sonderschule. Bei ihm wurde außerdem eine Alkoholembryopathie diagnostiziert. Dabei handelt es sich um eine Schädigung des Kindes, welche durch Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft entstanden ist und unter anderem zu geistigen Entwicklungsschädigungen führt. Außerdem hat Ernest Lee Johnson während seiner Kindheit zwei schwere Kopfverletzungen erlitten. / 2006 wurde Ernest Lee Johnson zum dritten Mal zum Tode verurteilt. Die Geschworenen waren der Ansicht, dass es keine ausreichenden Beweise für eine geistige Behinderung gäbe. Ernest Lee Johnsons Verteidigung hatte erklärt, dass die Beweislast nicht bei ihrem Mandanten liegen dürfe und der Staat beweisen müsse, dass er keine geistige Behinderung aufweist. Zwei Expert_innen der Verteidigung hatten während des Verfahrens eine geistige Behinderung bestätigt. Einer von ihnen hatte den IQ von Ernest Lee Johnson bestimmt und erklärt, dass dieser bei 67 läge. Zudem sagten beide, dass er in verschiedenen Bereichen Anpassungsschwierigkeiten habe und sich seine geistige Behinderung bereits vor Vollendung des 18. Lebensjahrs manifestiert habe. Der Mitarbeiter des hinzugezogenen staatlichen Experten ermittelte zwar ebenfalls einen IQ von 67, dieser gab jedoch an, Ernest Lee Johnson würde simulieren. Der Experte der Verteidigung stritt dies wiederrum ab und gab an, mithilfe von Untersuchungen ausgeschlossen zu haben, dass Ernest Lee Johnson simuliert. Die Staatsanwaltschaft erklärte gegenüber den Geschworenen, dass “anzunehmen, dass es wahrscheinlicher ist, dass dieser Mann eine geistige Behinderung hat, als dass er gesund ist, eine Beleidigung ist, eine Beleidung der Opfer”. Der Oberste Gerichtshof von Missouri bestätigte das Todesurteil 2008 und erklärte, dass “die Entscheidung der Geschworenen respektiert” werden müsse. Drei der sieben Richter_innen widersprachen dem jedoch und argumentierten, dass die Tatsache, “dass der Angeklagte beweisen musste, dass er geistig behindert ist, die Entscheidung — ob Johnson zum Tode verurteilt werden sollte — willkürlich erscheinen lässt” und dass die widersprüchlichen Fakten in diesem Fall “zeigen, dass das Ergebnis — Leben oder Tod — durchaus davon abhängen kann, bei welcher Seite die Beweislast liegt“. / Amnesty International wendet sich in allen Fällen, weltweit und ausnahmslos gegen die Todesstrafe. — Hintergrundinformationen sowie empfohlene schriftliche Aktionen, möglichst unverzüglich und nicht über den 3. November 2015 hinaus, unter »> ai : urgent action
im winterzimmer
olimambo : 2.15 — Als der junge Mann nach langer Zeit tiefen Schlafes erwachte, begann er zu erzählen, er hatte, während er von Maschinen im Leben festgehalten wurde, während er unerreichbar gewesen war für die Stimmen ihn pflegender und besuchender Menschen, viel erlebt. Nein, sagte er, dass wir mit ihm gesprochen haben, habe nicht gehört. Er sagte, er habe aber vom Winter geträumt, dass Winter geworden sei, Schnee auch in seinem Zimmer, Schnee, der von der Decke seines Zimmers rieselte, Schneemenschen würden ihn gefüttert haben und in seinem Bett herumgedreht. Maschinen von Eis versorgten ihn mit Luft, das habe er genauestens beobachtet, und er habe das Pfeifen von Eisorgeln gehört, zwitschern von Eisvögeln und das Tuten von Eislokomotiven, die immer wieder einmal aus ihren Schloten schmutzig qualmend durch sein Zimmer donnerten, sodass sein Bett hin und her schwankte, als befände er sich auf hoher See. Das alles erzählte der erwachende junge Mann unermüdlich, ohne eine Pause zu machen, er bewegte den Mund, er hörte sich sprechen, aber die Maschine, die noch immer mit ihm atmete, die ihre Schläuche zu seinem Hals hinbewegte, transparente, feuchte Rohre von feiner Haut, machte ihn stumm. Überhaupt war der junge Mann noch etwas verwirrt, sodass wir diese Geschichte ganz sicher bald noch einmal zu erzählen haben. — stop
von zeitungen
india : 3.18 — Morgens liegt die Tageszeitung wie ein Wunder vor der Tür, an jedem der Tage einer Woche, nur an Sonntagen nicht. Es existieren Winterzeitungen, die von Schnee bedeckt sind, und Sommerzeitungen, welche kühler sind als die Morgenluft, außerdem Herbstzeitungen und Frühlingszeitungen. Herbstzeitungen sind von Blättern bedeckt, feucht vom Nebel der Morgenstunden, feucht wie Frühlingszeitungen, die nur feucht sind, aber nicht von Blättern bedeckt. Alle diese Zeitungen sind schwere Objekte in den Händen einer alten Frau. Es ist immerzu sehr viel geschehen seit der Zeitung des Tages zuvor, und auch jene frühere Zeitung war schwer gewesen, weil viel geschehen war in der Zeit, als die alte Frau im Garten arbeitete. Ja, das Gehen fällt nicht mehr so leicht, und auch das Lesen nicht. Es geschieht so viel, sagt die alte Frau, und sie meinte vielleicht, dass zu viel geschieht, dass die Zeitung zu schwer geworden ist, für ihre alten Hände. Und sie sagt, dass sie nicht alles, was in der Zeitung geschrieben steht, lesen könne, sie sagt das so, als ob sie meinte, es sei zu viel in der Zeitung geschrieben, das sie nicht lesen würde, sie sei der Zeitung nicht länger würdig, weswegen wir nun hoffen und darüber nachdenken, was vielleicht zu tun ist in dieser Zeit, das die papierenen Zeitungen zu schwer geworden sind. — stop
lichtzeituhr
echo : 3.18 — Liesl, die vor wenigen Tagen 85 Jahre alt wurde, erzählte von einer Zeitschaltuhr, die ihr Sohn gleich neben ihrem Bett anzubringen wünschte. Er habe, hatte ihr Sohn berichtet, nachts immer wieder einmal wahrgenommen, dass Liesl einschlafen würde, ohne ihre Nachttischlampe gelöscht zu haben, er sei dann, ob des Lichtscheins, den er vom Schlafzimmer der Mutter her kommen sah, aufgestanden und habe sich vorsichtig an ihr Bett begeben und das Licht gelöscht. Einmal habe er überlegt, ob er nicht das Gesicht seiner schlafenden Mutter, wie zum Beweis fotografieren sollte, ein so helles Gesicht, dass man sich kaum vorstellen konnte, das Gesicht einer tatsächlich Schlafenden zu betrachten. Das war vor sechs Jahren gewesen. Damals habe sie ihrem Sohn gesagt, dass sie keine Zeitschaltuhr neben sich wünsche, sie sei doch kein Aquarium, habe sie gesagt, lieber schlafe sie im strahlenden Licht der Nachtlampe ein, plötzliche Dunkelheit, um Himmelswillen, nein. Ihr Sohn reiste wieder ab. Liesl erzählte, dass sie mit ihm nie wieder über Zeitschaltuhren gesprochen habe, unlängst aber, in einer Septembernacht, sei dann plötzlich das Licht ausgegangen um 1 Uhr, sie habe geschimpft und sei dann vorsichtig aus dem Bett gestiegen, sei auf Knien durch das stockdunkle Zimmer gekrochen zu einem Lichtschalter hin, der sich auf dem Flur befand, auch da war kein Licht gewesen, Donnerwetter! — stop
von frauen unter zelten
olimambo : 0.55 — Vor Straßenbahnhaltestellen warten Flüchtlingsmenschen in Trainingsbekleidung, Familien, sie steigen nicht ein, sie schauen, schauen diese seltsamen Menschen an, beobachten vielleicht das Leben hier im Norden, Einheimische, wie sie aus Straßenbahnen steigen. Im Foyer des Hospitals ein junger Mann an der Seite eines Wesens, das sich als wandelndes Zelt darstellt, schwarz, mit einem Sehschlitz. Dort sind ein paar Augen zu erkennen. Eine irritierende Erscheinung. Ich werfe dem Wesen, vermutlich einer Frau, im gehbaren Zelt einen Blick zu in einer konzentrierten, direkten, auch fragenden Weise, die für mich nicht üblich ist. Im Flur vor der Intensivstation, weitere Frauen in schwarzen Gewänderzelten, die Gesichter dieser Frauen liegen jedoch frei. Ich vermag ihre Nasen, ihre Münder, gleichwohl ihre Augen zu sehen, ihr scheues Lächeln. Sie stehen auf Zehenspitzen, sprechen in ein Mikrofon, das an einer Wand befestigt ist neben einer Tür von opakem Glas. In englischer Sprache erkundigen sie sich nach ihrem Vater, der auf der Intensivstation liegen soll. — stop
herbst
nordpol : 17.05 — Das Wort Heparin, welches einen Wirkstoff bezeichnet, der zur Hemmung der Blutgerinnung eingesetzt wird, ist ein altes Wort. Es ist in meinen Ohren ein altes Wort, weil ich mich erinnern kann, dieses Wort bereits als Kind gehört zu haben, wie mir scheint, solange Zeit kenne ich dieses Wort, es ist ein Wort, sagen wir, meiner Lebenszeit, ein auch unheimliches Wort. — Samstag. Spaziergang im Nymphenburger Schlosspark. Der Herbst springt mit seinen Farben in die Bäume. Schwäne segeln, gefächerte Flügel, über einen See ohne Wind. Das Geräusch der Schritte auf dem sandigen Boden, der wieder trägt. Eichhörnchen toben mit ihren rasenden Herzen durchs Laub. Schlafende Menschen, wenn sie aus dem Tiefschlaf erwachen, werden sie weinen. — stop
vom tattermandl
ulysses : 0.12 — Ich stellte mir, aus gutem Grund, einen Feuersalamander vor, der über zwei Köpfe verfügt. Inwiefern, fragte ich mich, würde sich seine besondere anatomische Gestalt auf die Art und Weise seiner Fortbewegung auswirken? Wäre der Feuersalamander noch in der Lage, sich fortzubewegen, wie es für Feuersalamander leicht schaukelnd üblich ist, oder würde sich das kleine Tier etwa im Kreise drehen, vielleicht deshalb, weil der linke seiner Köpfe, sein Hauptkopf, etwas schwerer wiegt als sein rechter Kopf, der überhaupt nur deshalb existiert, weil ein früherer Salamanderkörper von einem Strahlenteilchen getroffen wurde, weswegen sich sein Zelltext veränderte, weswegen für einen späteren, unseren illuminierten Salamander bereits im Larvenstadium ein zweiter Kopf vorgeschrieben war. Ich könnte vielleicht sagen, dass der zweite Kopf des Salamanders mit dem Eintreffen des strahlenden Teilchens zu einem Zeitpunkt, da er selbst noch gar nicht existierte, unvermeidbar wurde. Vier Augen nun, von welchen zwei unmittelbar in der Lage sind, sich zu betrachten, weil sie sich gegenüberliegen, weil sie je seitwärts, eben nicht geradeaus, in die Welt hinaus schauen. Ich erinnere mich an eine Fotografie, auf der ich selbst zu sehen bin, wie ich schlafe. — stop
nabokovs uhr
ginkgo : 6.12 — Nabokov schrieb vor einiger Zeit, er habe mir eine ungewöhnliche Uhr geschickt, ich solle ihm notieren, sobald sie angekommen sei. Vergangenen Freitag erneute Frage: Lieber Louis, ist die Uhr, die ich vor zwei Monaten sendete, angekommen? Gestern war Nabokov’s Uhr endlich im Briefkasten, zollamtlicher Vermerk: Zur Prüfung geöffnet. Ich will an dieser Stelle bemerken, von der Öffnung des Päckchens war nicht die mindeste Spur zu erkennen, kein Schnitt, kein Riss, keine Falte. Im Päckchen nun eine Schachtel von hellem Karton, in der Schachtel Seidenpapiere, von Nabokov*s eigener Hand vermutlich zerknüllt. In weitere Seidenpapiere eingeschlagen, besagte Uhr, wunderbares Stück, ovales Gehäuse, blechern, vermutlich Trompete, welches schwer in der Hand liegt. Kurioserweise fehlt der Uhr das Zifferblatt, weiterhin keinerlei Zeiger, weder Dioden noch Leuchtzeichen. Ich versuchte das Gehäuse der Uhr zu öffnen, vergeblich. Erstaunlich ist nun, dass, wenn ich auf das Gehäuse der Uhr Druck ausübe, sich ein schmaler Schacht seitlich öffnet, dem, wie zum Beweis der Existenz der Zeit, ein Streifen feinsten Papiers entkommt, auf welchem ein Uhrzeitpunkt aufgetragen worden ist. Sechssiebzehnzwölf. Allerbesten Dank, Nabokov, allerbesten Dank! — stop