delta : 5.08 — In der Bibliothek entdeckte ich vor einiger Zeit einen Zettel. Der Zettel steckte in einem Buch, das ich entliehen hatte, um nach einer Geschichte zu suchen, die ich vielleicht schon einmal gelesen haben könnte vor vielen Jahren. Es war eine Geschichte, die von einem Gespräch erzählt, welches Frau Blum mit ihrem Milchmann führte, in dem sie dem Milchmann Botschaften sendete, ein Verhalten, das notwendig gewesen war, weil Frau Blum üblicherweise schlief, wenn der Milchmann frühmorgens das Haus besuchte, in dem sie wohnte. Diese Geschichte, ein wunderbares Stück, hat Peter Bichsel geschrieben, eine ganze Welt scheint in ihr enthalten zu sein, obwohl sie so kurz ist, drei Seiten, dass man sie von einer Station zur nächsten Station in einer Straßenbahn reisend Wort für Wort zu Ende lesen könnte. Ich erinnere mich, das Buch lag weich in meiner Hand, es war etwas schmutzig, zerlesen, auf seiner Rückseite waren einige dutzend Stempelaufträge zu finden, so wie man das früher noch machte, Bücher mit Rückgabeterminen zu versehen, so dass jeder sehen konnte, wie oft das Buch bereits gelesen worden war. Dieses Buch, von dem ich gerade erzähle, war seit über zwanzig Jahren nicht mehr ausgeliehen worden. Ich stellte mir vor, dass das Bändchen vielleicht hinter eine der Bücherreihen gerutscht sein könnte, weswegen es lange Zeit nicht gefunden werden konnte. Vermutlich war das Buch längst verloren gemeldet, so dass ich ein Buchexemplar in Händen hielt, das in den Verzeichnissen der Bibliothek nicht länger existierte. Anderseits scheint es möglich zu sein, dass das Buch versteckt worden sein könnte. Vielleicht war es von genau jener Person versteckt worden, die den Zettel in das Buch gelegt hatte, eine Person, die möglicherweise bereits gestorben ist. Das alles ist natürlich reine Spekulation, allein die Existenz des Zettels ist sicher. Dort war in blauer, akkurater Schrift zu lesen: Wie man einen Vermerk schreibt, um sich an gelesene Geschichten erinnern zu können. – stop
Aus der Wörtersammlung: erle
gallipoli : melissano : ugento
marimba : 2.10 — Linosa erzählte mir eine Geschichte, von der ich nicht sagen kann, ob sie sich tatsächlich so ereignete wie behauptet, oder ob die Geschichte rein erfunden sein könnte. Seit einigen Monaten erhalte er nämlich täglich einen Luftpostbrief aus Italien. In dem Brief sei jeweils ein beidseitig bedrucktes Blatt Papier enthalten, Text in englischer Sprache, nummeriert, feine, präzise formulierte Sätze. Er habe, so berichtete Linosa, einige dieser Sätze in die Maske einer Suchmaschine eingegeben, weshalb ihm nun bekannt sei, dass es sich wohl um ein zerlegtes Buch handeln könnte, das man ihm schicken würde, um Herman Melvilles Erzählung Bartleby. Das sei für sich genommen schon eine seltsame Angelegenheit, noch merkwürdiger komme ihm aber vor, dass dem Schreiben bisher keine Erklärung, Begründung oder auch nur ein Gruß beigefügt worden sei. Manchmal könne er mithilfe des postalischen Stempels entziffern, in welcher Stadt der Brief Tage zuvor aufgegeben wurde. Städte mit wundervollen Namen, Gallipoli, Melissano, Ugento, Lecce, Brindisi, seien darunter. Während er sich in den ersten Tagen noch gewundert, ja sogar ein wenig gefürchtet habe, würde er sich inzwischen darüber freuen, nachmittags aus dem 12. Stock seines Mietshauses zum Briefkasten hin abzusteigen, um den Brief entnehmen, öffnen und wieder im Aufstieg befindlich lesen zu können. 34 Briefe habe er bislang erhalten, 16 weitere Briefe sollten noch folgen, sofern der unbekannte Absender in logischer Weise fortsetzen würde. Der letzte Brief, der gestern aus Fasano kommend, bei Mr. Linosa eingetroffen war, soll eine besondere Briefmarke auf seiner Anschriftenseite getragen haben, acht Rentiere, die in einen verschneiten Himmel fliegen. Diese Briefmarke leuchte nachts in der Küche im Dunkeln, wo sie nun auf dem Stapel zuvor eingetroffener Briefe so lange sichtbar ruhen werden, bis wieder Nachmittag geworden sein wird. — stop
bumerangkäfer no 2
echo : 3.01 — Heute Nacht erlebte ich ein lustiges Déjà-vu. Das war ungefähr so gewesen, dass ich in dem Moment des Déjà-vus gerade bei geöffneten Fenstern Schiffe beobachtete, die auf meinem Bildschirm durch einen weit entfernten Hafen pendelten in echter Zeit. Es war kurz nach zwei Uhr, da landete ein Marienkäfer auf meiner linken Wange. Ich konnte mich, wie schon im vergangenen Jahr, nicht entscheiden, ob das vielleicht ein Zufall gewesen war. Indem ich das rechte Auge schloss, aber mit dem linken Auge so weit wie möglich nach unten sah, konnte ich die halbkugelförmige Wölbung seines Rückens erkennen. Und ich spürte eine leichte Bewegung, der Käfer schien mich zu betasten. Natürlich überlegte ich sofort, ob es sich bei diesem Käfer nicht um ein ferngesteuertes Wesen handeln könnte, das mich besuchte, um Proben von meiner Körperoberfläche aufzunehmen. Nach einigen Minuten veränderte der Käfer seine Position, er ging zu Fuß, kletterte an mir herab, saß für einige Minuten an meinem Hals, dort konnte ich ihn weder sehen noch spüren, um kurze Zeit später auf meinem Hemd zu erscheinen, wo er sich sehr wohlgefühlt haben mochte, weil er dort eine gute Stunde seiner Lebenszeit verbrachte. Vielleicht hatte der Käfer geschlafen, oder sich von Strapazen erholt, die mir unbekannt. In diesem Moment nun, da ich meinen Text notiere, sitzt der in Wörtern vermerkte Käfer am linken unteren Rand des Bildschirmes meiner Schreibmaschine. Er presst sich fest an das Gehäuse. Weitere Käfer sitzen an den Wänden, es sind ein gutes Dutzend, auch Käfer mit gelbem Gehäuse sind darunter. Gestern habe ich beobachtet, dass gelb Käfer mit vierundzwanzig Punkten, wenn ich sie behutsam in eine meiner Hände setze und in die Dunkelheit werfe, sofort wieder zurückkommen. Man könnte sagen, dass es sich bei dieser Art um Bumerangkäfer handeln könnte. In diesem Jahr tragen sie Streifen. — stop
tucholsky : dos passos
echo : 5.32 — Um kurz nach vier Uhr entdecke ich das Patent eines Bürostuhls, der sich mit Strom versorgen lässt, um Schlafende durch leichte oder mittelschwere elektrische Schläge zu wecken. Kurz darauf, schon hell, ein Text Kurt Tucholskys aus dem Jahr 1928. Ich zitiere: John Dos Passos, ›Manhattan Transfer‹ Da ist ›Manhattan Transfer‹ von John Dos Passos (bei S. Fischer in Berlin). Dieser halbe Amerikaner, dessen ›Drei Soldaten‹ (im Malik-Verlag) gar nicht genug zu empfehlen sind, hat da etwas Gutes gemacht. Ich denke, dass die Mode der amerikanischen Romane, die uns die Verleger und die Snobs durch Übermaß sacht zu verekeln beginnen, nachgelassen hat – und das ist auch gut so. Nicht etwa, weil nervöse und wenig erfolgreiche Reaktionäre der Literatur, zum Beispiel in den ›Münchner Neuesten Nachrichten‹, gegen die Übersetzungen aus dem Fremdländischen poltern –, sondern weil es zwischen der Hysterie der Anbetung und der Neurasthenie der Verdammung ein vernünftiges Mittelmaß gibt. Man soll fremde Länder kennenlernen – man soll sie nicht sofort segnen und nicht gleich verfluchen. ›Manhattan Transfer‹ ist ein gutes Buch – die Amerikaner haben sich da einen neuen Naturalismus zurechtgemacht, der zu jung ist, um an den alten französischen heranzureichen, aber doch fesselnd genug. Es sind Fotografien, nein, eigentlich gute kleine Radierungen, die uns da gezeigt werden; ob sie echt sind, kann ich nicht beurteilen, die Leute, die lange genug drüben gelebt haben, sagen Ja. Es ist die Lyrik der Großstadt darin, eine männliche Lyrik. Der Einsame auf der Bank: »Fein hast du dein Leben versaut, Josef Harley. Fünfundvierzig und keine Freude und keinen Cent, um dir gütlich zu tun.« Das hat einmal so gehießen: »Qu’as tu fait de ta jeunesse?«, und das ist von Verlaine und ist schon lange her, aber doch neu wie am ersten Tag. Das Mädchen da liegt auf ihrem Zimmer in der großen Stadt, schwimmt in der Zeit und ist so allein. Sehr schön, wie ein Mann auf der Bettkante sitzt, und da ist eine Frau, seine Frau, und ein Kind, sein Kind – und plötzlich sieht er, dass er »hagere rötliche Füße hat, von Treppen und Trottoirs verkrümmt. Auf beiden kleinen Zehen saß ein Hühnerauge.« Und da hat er Mitleid mit sich und weint. Das Buch ist auch formal gut – Dos Passos ist nicht nur ein Dichter, sondern auch ein begabter Schriftsteller. Sehr hübsch ist diese Denkfigur, der man öfter bei ihm begegnet: »Auf dem Treppenabsatz befand sich ein Spiegel. Kapitän James Merivale blieb stehen, um Kapitän James Merivale zu betrachten.« Und diese, die gradezu programmatisch ist und viel tiefer als sie, leichtgefügt, wie sie ist, zu sein scheint: »Nichts hat so viel Erfolg wie der Erfolg.« Eine ähnliche Drehtür des Stils steht bei Sinclair Lewis, im ›Elmer Gantry‹, einem Buch von dem hier noch ausführlich die Rede sein soll … Ein einziger Klub, heißt es da, wird Herrn Gantry, den Prediger, vielleicht aufnehmen. »Des Ansehens wegen. Um zu beweisen, dass sie unmöglich den Gin in ihren Schränken haben können, den sie in ihren Schränken haben.« Die Übersetzung von ›Manhattan Transfer‹ durch Paul Baudisch ist sauber und anständig. Kleine Anmerkung: Man sagt im Deutschen kaum: »Das macht mich zipflig« –, sondern wohl immer: »Das macht mich kribblig«. Und was ist dies hier? »Dü Mauretania läuft öben eun; vürundzwanzig Stunden Verspötung« – Spricht eine alte gezierte Dame so? ein Oberhofprediger? Nein, das ist die Übersetzung irgendeines ›slang‹, und die Männer, die sich mit Übertragungen aus dem Englischen befassen, sollten sich das abmachen. — Der Morgen kommt. Tauben sitzen auf dem Fensterbrett. Sie haben tief geschlafen. — stop
ein unfall
whiskey : 3.05 — Es war gestern Nacht um kurz nach drei Uhr, da ist etwas Schreckliches geschehen. Eine Kaffeetasse fiel mir aus der Hand in genau dem Moment, da ich Esmeralda auf dem Weg von der Küche in mein Arbeitszimmer passierte. Die kleine Schnecke war mir auf dem Fußboden entgegengekommen, vielleicht wollte sie nachsehen, wo ich geblieben war. Natürlich wurde sie von der Tasse getroffen, ich hörte ein helles Geräusch, die Tasse zerbrach, Kaffee spritzte gegen die Wände, und ich dachte, dass Esmeralda diesen Unfall nicht überlebt haben könnte. Ich rief: Esmeralda! Um Himmelswillen! Und ging in die Knie. Aber anstatt eines Kalksteinscherbenhaufens, fand ich eine äußerlich vollständig intakte Schnecke vor, die sich allerdings nicht bewegte, vermutlich deshalb, weil sie erschrocken gewesen war. Ich hob sie vorsichtig auf, setzte sie in der Küche auf einen Teller und wartete. Es dauerte ungefähr drei Stunden, bis Esmeralda wieder Zeichen von Leben zeigte. In dieser Zeit wich ich nicht von ihrer Seite, berührte sie immer wieder vorsichtig, um sie zu wecken, redete ihr gut zu, einmal entschuldigte ich mich für meine Unachtsamkeit. Esmeraldas Körper schien in meinen Augen heller geworden zu sein, er schimmerte, plötzlich streckte sie einen Fühler nach mir aus und so war ich unverzüglich wieder glücklich geworden. Seither sind beinahe 24 Stunden vergangen. Ich kann in diesem Augenblick noch nicht sagen, ob Esmeraldas Krise überstanden ist, denn sie verhält sich weiterhin merkwürdig, kriecht den Rand des Tellers entlang, ohne eine Pause einzulegen, immer im Kreis herum, immer im Kreis herum. Zeitweise folgte ich ihr mit einer Lupe, um ihr Gehäuse nach Bruchspuren zu untersuchen. Nicht der kleinste Riss war zu erkennen, nicht einmal ein Abrieb, ich konnte den Ort, da die Tasse auf ihrem Gehäuse zerschellte, nicht finden. Und so läuft Esmeralda immer weiter im Kreis herum. — stop
nachtschläferkapselbaum
delta : 0.02 — Sobald ich das Wort Nachtschläferkapselbaum notiere, meldet mein Textverarbeitungsprogramm, dieses Wort sei in seinen Registern nicht zu finden, ein Wort demzufolge, das bislang nicht existierte. Tatsächlich ist das so, dass ich das Wort Nachtschläferkapselbaum zunächst im Kopf erfunden habe, ehe ich das Wort mittels der Tastatur meiner Schreibmaschine verwirklichte. Die Vorstellung eines Baumes von enormer Größe, an dessen Ästen Kapselformen befestigt sind, in welchen sich Menschen zur Ruhe legen. Ich überlegte Bäume, die in der Nähe eines Flughafens sich erheben, Leitern, Seile, Wendeltreppen, Blätter, Blütenduft, Flüssigkeit spendende Röhrenlianen. Selbstverständlich wurde vor wenigen Sekunden nun bereits zum dritte Male gemeldet, dass das Wort Nachtschläferkapselbaum nicht existiert. Wenn ich nun aber das erfundene, markierte Wort und damit die unbekannte Welt, die sich mit ihm verbindet, mit meiner Mouse berühre, entdecke ich die Möglichkeit, das Wort zu lernen, also in das Register des Programms einzutragen. Es wäre dann so, dass ich nie wieder an das vorgestellte Wort erinnert sein würde, solange ich meine eigene Schreibmaschine verwende, weil meine Schreibmaschine sich über die Existenz der Nachtschläferkapselbäume nicht wieder wundern würde. — Gewitterfront von Südwest. — stop
15 Uhr 6
india : 15.08 — Die Geschichte einer heimlich erlernten Sprache. Vom unbemerkten Auftauchen unter Fremden. — stop
time
sierra : 0.52 — Vor wenigen Tagen habe ich eine kleine digitale Maschine gekauft. Diese Maschine vermag die Zeit zu messen, welche ich in der einen oder anderen Aufgabe befindlich verbringe. Sie summiert sozusagen Sekunden, Minuten, Stunden heimlich für mich, damit ich, sobald Abend geworden ist, nachsehen kann, wo ich mich überall während des Tages arbeitend aufgehalten habe. Nun ist etwas Seltsames zu bemerken, dass ich nämlich Aufgaben erfinde, indem ich vertraute Aufgaben in kleinere Aufgabensegmente zerlege, sodass sie wie neue Aufgaben vor meinen Augen oder den Augen der Maschine erscheinen. Die Aufgabe der Korrespondenz beispielsweise, lässt sich in E‑Mail‑, Papierbrief- und telefonische Korrespondenz zergliedern. Ganz neu ist außerdem, dass ich der Maschine Anweisung erteilte, Lesezeiten zu notieren, wie lange Zeit ich in den Erzählungen John Updikes verbrachte. Oder der Vorgang nächtlicher Fledermausbeobachtung. Auch die Betrachtung der Maschine selbst wird von der Maschine wahrgenommen und aufgezeichnet. — Schluss jetzt. Es ist Freitag. Beinahe Schneefall. Guten Morgen. — stop
safranmantel
~ : oe som
to : louis
subject : SAFRANMANTEL
date : april 24 14 10.55 p.m.
Es war, lieber Louis, vor zwei Tagen gewesen, als Noe die Lektüre der Metamorphosen Ovids von einer Sekunde zur anderen Sekunde unterbrach. Er las noch folgende Sätze des 10. Buches: Durch die unendliche Luft, vom Safranmantel umhüllet, geht Hymenäus einher, zu dem kalten Gebiet der Cikonen, wo ihn umsonst anflehet der Ruf des melodischen Orpheus. Jener erscheint ihm zwar; doch nicht heiljauchzende Worte bringt er, noch fröhlichen Blick, noch Ahnungen glücklicher Zukunft. Selbst die gehaltene Fackel erzischt in betränendem Dampfe immerdar und gewinnt nicht einige Glut von Bewegung. Schrecklicher war der Erfolg, wie die Deutungen. Durch die Gefilde Schweifte die jüngst Vermählte, vom Schwarm der Najaden begleitet, ach, und starb, an der Ferse verletzt von dem Bisse der Natter. Als zu dem Himmel empor der rhodopeische Sänger lange die Gattin beweint, jetzt auch zu versuchen die Schatten. — Plötzlich Stille, auch keine Atemgeräusche, Nacht. Marlen hatte Dienst. Nachdem sie, trotz mehrfacher Versuche, keinen Kontakt zu Noe aufnehmen konnte, weckte sie uns. Wir lauschten gemeinsam in die Tiefe, ungefähr eine Stunde lang. Es war nichts Ungewöhnliches um uns her zu bemerken, auch auf dem Radar kein Hinweis auf Fischschwärme oder Wale, die Noe nahegekommen sein könnten. Am frühen Morgen, Taucher Noe hatte seine Lektüre nicht wieder aufgenommen, aber er atmete gleichmäßig und hatte getrunken, machte sich Bob auf den Weg in die Tiefe. Zwei Stunden dauerte sein Abstieg, dann meldete er mit flüsternder Stimme: Ein U‑Boot in unserer Nähe. Es scheint uns zu umkreisen, ein dunkler Schatten, ein beeindruckend großes Schiff. Ich habe mich Noe genähert. Er lachte mich an. Das U‑Boot trägt keinerlei Hoheitszeichen. Ein feiner Strahl von Licht bewegt sich in unsere Richtung wie ein Finger, ohne uns zu berühren. — stop. — Es ist Donnerstag geworden, später Abend. Bob befindet sich noch immer in 800 Fuß Tiefe bei Noe. Auch das U‑Boot kreist weiterhin unter uns. Vor einer Stunde nahm Noe seine Lektüre wieder auf, unsichere Stimme, aber immerhin eine Stimme, die liest. Wir sind froh darum. Der Himmel über uns, ohne Wolken. Sterne. Prächtig. — Dein OE SOM
gesendet am
24.04.2014
2155 zeichen
MELDUNGEN : OE SOM TO LOUIS / FIN
ai : IRAN
MENSCHEN IN GEFAHR: „Berichte über GefängniswärterInnen, die im Trakt 350 des Evin-Gefängnisses in Teheran, in dem viele politische Gefangene inhaftiert sind, eine Razzia durchführten, verstärken die Sorge um die Sicherheit der Gefangenen. Infolge der Unruhen haben einige Gefangene offenbar Verletzungen, darunter Rippenbrüche, erlitten. Berichten zufolge wurden mindestens 32 Personen aus Trakt 350 in Einzelhaft in Trakt 240 des Gefängnisses verlegt. / Medienberichten zufolge drangen am Morgen des 17. April MitarbeiterInnen des iranischen Nachrichtendienstes sowie etwa 100 WärterInnen in Kampfausrüstung in den Trakt 350 des Evin-Gefängnisses ein, möglicherweise um eine Durchsuchung durchzuführen. Die genauen weiteren Geschehnisse sind nicht bekannt, doch es kam offenbar zu einer Konfrontation mit Gefangenen, die die Razzia zu verhindern suchten, wobei einige Gefangene verletzt worden sein sollen. Mindestens vier der verletzten Gefangenen wurden in ein Krankenhaus außerhalb des Gefängnisses eingeliefert. Berichten zufolge wurden weitere 26 Gefangene verletzt, doch ob sie innerhalb des Gefängnisses eine medizinische Behandlung erhielten, ist nicht bekannt. Mindestens zwei Gefangene, Esmail Barzegari und Akbar Amini, sollen sich Rippenbrüche zugezogen und ein dritter einen Herzinfarkt erlitten haben. Letzterer wurde auf die Intensivstation eines Krankenhauses außerhalb des Gefängnisses gebracht. / Weitere 32 Personen wurden in Einzelhaft verlegt, darunter der Anwalt Abdolfattah Soltani, der Aktivist für die Rechte von Minderheiten Sa’id Metinpour, der selbst der aserbaidschanischen Minderheit im Iran angehört, der ehemalige Staatsanwalt Mohammad Amin Hadavi, der Arbeitsrechtsaktivist Behnam Ebrahimzadeh und die politischen Aktivisten Behzad Arabgol und Hootan Dolati. All diejenigen, die in Einzelhaft verlegt wurden, sollen während der Verlegung von WärterInnen mit Schlagstöcken geschlagen worden sein.“ - Hintergrundinformationen sowie empfohlene schriftliche Aktionen, möglichst unverzüglich und nicht über den 29. Mai 2014 hinaus, unter »> ai : urgent action