Aus der Wörtersammlung: rot

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polio

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echo : 15.08 UTC — Nach Alko­hol bit­ter duf­ten­de Wol­ke, Erin­ne­rung einer Turn­hal­le mit höl­zer­nem Boden, vor Klet­ter­sei­len Tische, hin­ter wel­chen Leh­rer hock­ten. Sie führ­ten Namens­lis­ten, und jene wei­te­ren Per­so­nen in wei­ßen Kit­teln, die nicht bekannt gewe­sen waren, berei­te­ten den Impf­stoff vor, der uns, wir waren Kin­der, vor Polio schüt­zen soll­te, vor der Läh­mung unse­rer Bei­ne, unse­rer Arme, vor eiser­nen Lun­gen und vor den schreck­li­chen Krü­cken aus Metall oder Holz. Ich erin­ne­re mich an einen dun­kel­braun gefärb­ten Trop­fen, der auf einen Zucker­wür­fel fällt. Wir albern her­um, eine wogen­de, kichern­de Schlan­ge von Kin­dern in Som­mer­kleid­chen und Som­mer­ho­sen. Sehr ernst, der Moment, da sich der Löf­fel nähert. Zucker. Bit­ter. Süß. Das Schlu­cken. Es war kurz vor der Zeit der Kar­tof­fel­feu­er. Gestor­ben ist damals nie­mand, nicht an Polio. Heu­te, da ich begin­ne Phil­lip Roth Roman Neme­sis zu lesen, war die­ses selt­sa­mes Wort mei­ner Kind­heit wie­der gegen­wär­tig gewor­den. — stop

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abschnitt neufundland

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Abschnitt Neu­fund­land mel­det fol­gen­de gegen Küs­te gewor­fe­ne Arte­fak­te : Wrack­tei­le [ See­fahrt – 15, Luft­fahrt — 8, Auto­mo­bi­le — 33 ], Gruß­bot­schaf­ten in Glas­be­häl­tern [ 18. Jahr­hun­dert — 55, 19. Jahr­hun­dert – 16, 20. Jahr­hun­dert – 423, 21. Jahr­hun­dert — 6506 ], Trol­ley­kof­fer [ blau : 2, rot : 88, gelb : 53, schwarz : 702 ], See­not­ret­tungs­wes­ten [ 1409 ], phy­si­cal memo­ries [ bespielt — 453, gelöscht : 876 ], Amei­sen [ Arbei­ter ] auf Treib­holz [ 1256 ], 5 höl­zer­ne Damen­hand­ta­schen [ Bau­jahr 1968 ], Brumm­krei­sel : 1, Öle [ 0.65 Ton­nen ], Pro­the­sen [ Herz — Rhyth­mus­be­schleu­ni­ger – 5, Knie­ge­len­ke – 3, Hüft­ku­geln – 16, Bril­len – 432 ], Halb­schu­he [ Grö­ßen 28 – 39 : 11, Grö­ßen 38 — 45 : 88 ], Plas­tik­san­da­len [ 1453 ], Rei­se­do­ku­men­te [ 22 ], Kühl­schrän­ke [ 3 ], Tele­fo­ne [ 88 ], Ste­tho­sko­pe [ 18 ], Pup­pen­köp­fe [ 18 ] Mas­ken [ 358 ], Tief­see­tauch­an­zü­ge [ ohne Tau­cher – 3, mit Tau­cher – 16 ], Engels­zun­gen [ 1758 ] | stop |

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taschkent

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nord­pol : 9.18 UTC — Eine Dame sitzt mit hell­rot geschmink­tem Mund an einem Holz­tisch in einer Woh­nung der Stadt Tasch­kent. Es ist spä­ter Nach­mit­tag. Auf dem Tisch ruht eine Schreib­ma­schi­ne, ein Note­book,  das hat ihr die Toch­ter geschenkt, die in Ame­ri­ka wohnt, in Brook­lyn genau­er, im vier­ten Stock eines Hau­ses mit Blick auf den East River. Dort ist jetzt frü­her Mor­gen. Die Toch­ter, die wie ihre Mut­ter in der Fer­ne vor einem Note­book, einer Schreib­ma­schi­ne, sitzt, freut sich, weil sie auf einem Bild­schirm das Gesicht ihrer Mut­ter sehen kann. End­lich hat es funk­tio­niert, das Pro­gramm, der ganz Com­pu­ter über­haupt, ihre Mut­ter kann ihn jetzt ein­schal­ten, und das Pro­gramm star­ten, das eine Ver­bin­dung knüpft nach New York, sodass sie ihrer­seits auf dem Bild­schirm der Mut­ter sicht­bar wer­den kann. Die Toch­ter lächelt, gera­de hat ihr die Mut­ter erzählt, sie habe einen leicht ame­ri­ka­ni­schen Akzent ent­wi­ckelt nach Jah­ren ihres Lebens in New York. Aber sie spricht nicht viel in die­sen ers­ten Momen­ten einer Begeg­nung auf dem Bild­schirm. Sie will ihre alte Mut­ter nicht über­for­dern, sie sagt: Jetzt kön­nen wir tele­fo­nie­ren sooft wir wol­len, es kos­tet fast nichts. Die Mut­ter schaut glück­lich zu dem Bild­schirm hin. Sie könn­te das Gesicht ihrer Toch­ter berüh­ren, aber sie will nichts tun, das selt­sam erschei­nen könn­te, weil sie nicht allein ist. Unsicht­bar für die Toch­ter in Brook­lyn zunächst, sitzt in einem sinn­vol­len Abstand eine jun­ge Frau, eine Stu­den­tin, auf einem Stuhl, der knis­tert, sobald sie sich bewegt. Es ist näm­lich so, dass die Stu­den­tin der alten Dame half, ihre Schreib­ma­schi­ne in ein Tele­fon mit Bild­schirm zu ver­wan­deln, eigent­lich zunächst nicht sehr schwie­rig, für eine Stu­den­tin der rus­si­schen Lite­ra­tur, ihrer Pro­fes­so­rin bei­zu­ste­hen. Das Note­book muss­te jedoch der­art ver­wan­delt wer­den, dass es sich ohne ihre Hil­fe jeder­zeit erneut in ein Tele­fon mit Bild­schirm zurück­ver­wan­deln könn­te, des­halb alles ganz lang­sam, vor und zurück, vor und zurück, Schritt für Schritt, was ein Fin­ger­cur­sor ist, was eine Maus. Die jun­ge Frau kommt nun ins Bild, sie trägt einen Mund­schutz, auch die alte Dame zie­hen ihren Mund­schutz vom Hals her­auf. Bei­de lächeln, das kann die Toch­ter sehen. Und sie ist sehr beru­higt, dass ihre Mut­ter auf sich ach­tet in der Fer­ne, glück­lich ist sie. Und so springt sie auf und eilt zum Fens­ter. Eine Minu­te Zeit ver­geht. Die Möwe späht ins Zim­mer. Da kommt die Toch­ter zurück zum Tisch, sie trägt jetzt gleich­wohl einen Mund­schutz in roter Far­be mit wei­ßen Punk­ten dar­auf. — stop
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im spielfilm

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echo : 22.12 — Ner­vö­ses Spa­zie­ren, son­die­ren­de Bli­cke. Das Distan­zie­ren brennt sich in den Kopf. In den ers­ten Tagen der Ver­ord­nung zu Abstand war noch Ernst gewe­sen, jetzt da und dort immer wie­der ein Lächeln, ein lei­ses Dan­ke­schön, wenn man still­steht, um Raum zu spen­den. In einer zwei­fach um Ecken gefal­te­ten Schlan­ge ste­hen Men­schen, sie war­ten in ein Post­amt ein­tre­ten zu kön­nen. Wann habe ich in mei­nem Leben je so ver­harrt, gedul­dig, demü­tig, ent­spannt? Rot­kopf­schild­krö­ten hocken an Strän­den der Park­seen, ihre ver­wit­ter­ten Kör­per sind voll­stän­dig aus dem Was­ser gekom­men, als wür­den sie nach Men­schen jen­seits der Zäu­ne luren. Ein wun­der­ba­rer Früh­ling. Gold­far­be­ne Stäu­be schwe­ben durch die Luft, die so klar ist wie noch nie, seit ich den­ken kann, auch Spin­nen an ihrer Sei­de, und all das Unsicht­ba­re, das ich ein und wie­der aus­at­me. An das Unsicht­ba­re den­ken, das ist neu, dass das Nicht­sicht­ba­re Gedan­ken beherrscht, auch die Träu­me. Lit­faß­säu­len mei­ner Stra­ße sind weiß wie leer. Eine Foto­gra­fie auf einer Zei­tung vor dem Kiosk zeigt Men­schen, die von Appa­ra­tu­ren umge­ben unbe­klei­det auf dem Bauch lie­gen. Im Spiel­film abends hocken Men­schen im Kaf­fee­haus Sei­te an Sei­te und gegen­über, ste­cken ihre Köp­fe zusam­men und debat­tie­ren, sehr selt­sam, sehr gefähr­lich, ich woll­te etwas sagen. — stop

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skizze

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fox­trott : 21.08 UTC — Eine Per­son, aus gro­ßer Höhe betrach­tet, über­quert die Piaz­za San Mar­co. Etwas süd­lich davon ver­lässt ein Was­serta­xi Palan­ca. Es ist in dem Moment der Film­auf­nah­me das ein­zi­ge Schiff, das weit­hin zu sehen ist. Die Droh­nen­ka­me­ra ver­liert an Höhe, nähert sich hell­grü­nem Was­ser. In einem Kanal öst­lich der Vapo­ret­to – Sta­ti­on Zat­te­re bewegt sich eine Lun­gen­qual­le lang­sam pum­pend vor­wärts, als wür­de sie die Stadt, deren Was­ser­we­ge lan­ge Zeit für zer­brech­li­che Mee­res­we­sen nicht beschwimm­bar gewe­sen sind, besich­ti­gen wie ein Muse­um oder einen Raum, der in Kür­ze dau­er­haft besie­delt wer­den könn­te, eine Vor­hut, das ist denk­bar. Der Schat­ten einer Droh­ne an der Back­stein­wand eines uralten Hau­ses. Das alles in einem Zim­mer unter einem Dach in gro­ßer Höhe auf TV — Bild­schir­men. Es ist bereits dun­kel drau­ßen vor dem Fens­ter. In den knis­tern­den Bäu­men sit­zen Eich­hörn­chen dicht an dicht. — stop

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zwei wale

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marim­ba : 12.01 UTC — An einem neb­li­gen Abend fuhr ich mit einem Fähr­schiff nach Sta­ten Island. Ich ging eine Stun­de spa­zie­ren, kauf­te etwas Brot und Käse, dann war­te­te ich in der zen­tra­len Hal­le des Saint Geor­ge Fer­ry Ter­mi­nals auf das nächs­te Schiff nach Man­hat­tan zurück. Eini­ge Kin­der spiel­ten vor einem mäch­ti­gen Aqua­ri­um, sie toll­ten um den Glas­be­häl­ter her­um. Plötz­lich blieb eines der Kin­der ste­hen, auf­ge­regt deu­te­te es zum Aqua­ri­um hin. Wei­te­re Kin­der näher­ten sich. Sie schie­nen begeis­tert zu sein. Ich schlen­der­te zu ihnen hin­über, stell­te mich neben sie. Da war etwas Erstaun­li­ches zu sehen, da waren näm­lich Ele­fan­ten im glas­kla­ren Was­ser, sie wan­der­ten auf dem san­di­gen Boden des Aqua­ri­ums in einer Rei­he von Wes­ten nach Osten. Ihre meter­lan­gen Rüs­sel hat­ten sie zur Was­ser­ober­flä­che hin aus­ge­streckt, such­ten in der See­luft her­um und berühr­ten ein­an­der in einer äußerst zärt­li­chen Art und Wei­se. Ein fas­zi­nie­ren­des Geräusch war zu hören, sobald ich eines mei­ner Ohren an das hand­war­me Glas des Was­ser­ge­he­ges leg­te. Auch Geräu­sche, wie ich sie von Mikro­fo­nen ken­ne, die Wal­ge­sän­ge nahe Grön­land auf­ge­zeich­net hat­ten. Wie ich zur Ober­flä­che des Was­sers hin blick­te, ent­deck­te ich zwei Wale, die durch das Was­ser schweb­ten, sie waren je groß wie eine Faust und stie­ßen etwas Luft aus von Zeit zu Zeit, wie man das von wil­den Walen kennt, die so groß sind, dass wir über sie stau­nen. Manch­mal tauch­ten die klei­nen Wale zu den Ele­fan­ten­tie­ren hin, behut­sam näher­ten sie und schau­ten sich inter­es­siert unter den Wan­dern­den um, man schien sich natür­lich zu ken­nen. — Ich konn­te nicht schla­fen. Noch in der­sel­ben Nacht fuhr ich nach Man­hat­tan zurück. Ich mach­te einen Text­ent­wurf für eine Zei­tung, obwohl ich noch kei­ne wirk­li­che Ahnung hat­te, wie von den Zwerg­wa­len zu erzäh­len sei. Ich notier­te: Man möch­te viel­leicht mei­nen, bei der Gat­tung der Zwerg­wa­le han­de­le es sich um Wale, die dem Wort­laut nach klei­ner sind, als ihre doch gro­ßen Ver­wand­ten, Pott­wa­le oder Grön­land­wale, sagen wir, oder Blau­wa­le. Nun sind sie bei genaue­rer Betrach­tung wirk­lich win­zig, nur 8 cm in der Län­ge. Als man sie in einer künst­lich erzeug­ten Gebär­mut­ter, eben­falls win­zig, her­an­wach­sen ließ, glaub­te im Grun­de nie­mand, dass sie lebend zur Welt kom­men wür­den. Plötz­lich waren sie da, und ver­schwan­den zunächst in einem Aqua­ri­um, das für sehr viel grö­ße­re Fisch­we­sen ange­legt wor­den war. Nun waren die Wale zu klein, sie ver­lo­ren sich in den Wei­ten des Beckens. Man leg­te zier­li­che Behäl­ter an, ver­sorg­te sie mit Mee­res­was­ser, kühl­te die Gewäs­ser, sorg­te für Wind und Wel­len, selbst an Eis­ber­ge wur­de gedacht, Eis von der Höhe eines mensch­li­chen Fin­gers, die dort in der künst­li­chen Natur­um­ge­bung ein­fach so vom Him­mel fie­len. Jetzt konn­te man sie gut sehen, aus der Nähe betrach­ten. Es waren zunächst drei Wale, sie exis­tier­ten zwei Jah­re, ehe man über eine Aus­stel­lung, dem­zu­fol­ge über ihre Ver­öf­fent­li­chung dis­ku­tier­te. Bis­lang hat­te man gesagt: Wir demen­tie­ren und wir bestä­ti­gen nicht. So viel sei bemerkt: Die­se win­zi­gen Wale ernäh­ren sich von Plank­ton, sie lie­ben Mee­res­wal­nüs­se, sie tau­chen oft stun­den­lang. Auch wur­den Sprün­ge beob­ach­tet, aber nur sel­ten und nur bei Nacht­licht. Der­zeit leben noch zwei klei­nen Wale, der Drit­te wur­de zwecks Erfor­schung geöffnet. 
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eine poststelle

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india : 16.10 UTC — Auf der Anschrift­sei­te eines Brie­fes war ein Text notiert, den ich zunächst nicht ent­zif­fern konn­te. Ich hat­te das Kuvert bei einem Händ­ler ent­deckt, des­sen Samm­lung von Brief­ku­verts auf einem Tisch unter einem Schirm sorg­fäl­tig aus­ge­brei­tet wor­den war. Es waren sehr vie­le Brie­fe, der Händ­ler muss­te früh auf­ge­stan­den sein, um recht­zei­tig vor Ein­tref­fen der ers­ten Besu­cher des Floh­mark­tes mit sei­ner Dar­le­gung fer­tig gewor­den zu sein. Es reg­ne­te. Ich stand unter dem Schirm und betrach­te­te einen Brief­um­schlag nach dem ande­ren Brief­um­schlag, sie waren zum Schutz in durch­sich­ti­ge Foli­en ein­ge­schla­gen. Auf jenem Brief, von dem ich hier kurz erzäh­le, kleb­ten zwei Brief­mar­ken der Färö­er-Inseln, sie waren noch gut zu erken­nen, zwei Wale schweb­ten dort. Außer­dem waren in einer Spra­che, die ich nicht kann­te, zahl­rei­che Zei­chen, ein klei­ner Text, unter einem Namen ange­bracht. Der Name lau­te­te: Alma Pipa­luk. Ich frag­te den Händ­ler, ob er wis­se, was die­ser kur­ze Text­ab­schnitt bedeu­ten wür­de. Neu­gie­rig gewor­den kauf­te ich den Brief, spa­zier­te nach Hau­se und setz­te mich an mei­ne Schreib­ma­schi­ne, tipp­te die Zei­chen sorg­sam in die Ein­ga­be­mas­ke eines Über­set­zungs­pro­gramms. Die Spra­che, die ich notier­te, war die däni­sche Spra­che, und bei dem Text, den ich vor­ge­fun­den hat­te, han­del­te es sich um eine Anwei­sung an einen Brief­zu­stel­ler, der von der Post­stel­le einer klei­nen Sied­lung namens Uum­man­n­aq aus, den Brief an sei­ne Emp­fän­ge­rin lie­fern soll­te. Der Text lau­te­te in etwa so: Bit­te nach Anor­lern­ertooq nörd­li­che Bie­gung am roten Haus vor­bei rechts über den Steg zum gel­ben Haus an Alma, Pipa­luk nicht vor Sep­tem­ber. Der Brief trug zwei pos­ta­li­sche Stem­pel­zei­chen, akku­rat auf­ge­tra­gen. Er war geöff­net wor­den, irgend­wann von irgend­wem. — stop

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auf dem fjord

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marim­ba : 6.15 UTC — Ich träum­te Ele­fan­ten, wie sie über Eis wan­der­ten, eine Rei­he von Ele­fan­ten, die ein­an­der folg­ten, ein Ele­fant hielt einen wei­te­ren Ele­fan­ten an sei­nem Schwanz fest, und so schrit­ten sie gemäch­lich über das Eis eines Fjor­des, waren zier­lich in ihrer Erschei­nung vor der Sil­hou­et­te eines rie­si­gen auf dem Eis lie­gen­den Wales. Sie leuch­te­ten in Blau und Rot, ein unge­heu­er schö­nes Bild, ein Mann ging vor ihnen her, schien sie zu füh­ren, kein Laut, aber das Knis­tern und Grol­len des Eises. — stop
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logik

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india : 18.08 UTC — Mor­gens im Pend­ler­zug skiz­zier­te ich einen Flug­dra­chen, wie ich sie der Form nach von mei­ner Kin­der­zeit ken­ne. Neben mir hock­te zufäl­lig ein Mäd­chen, das mei­ne Hän­de beob­ach­te­te, auch mei­nen klei­nen Com­pu­ter, auf des­sen Glas­schei­be ich zeich­ne­te mit einem Stift, der für die­ses digi­ta­le Zeich­nen aus­ge­dacht wor­den ist. Ich habe einen Dra­chen, sag­te das Mäd­chen plötz­lich, er ist viel grö­ßer als die­ser da. Ich frag­te, wel­che Far­be ihr Dra­che denn haben wür­de. Das Mäd­chen ant­wor­te­te: Rot und Blau. War­um ist Dei­ner nicht bunt, frag­te das Mäd­chen. Ich sag­te: Weißt Du, ich über­le­ge, ob man einen Dra­chen bau­en könn­te, der aus Eis gemacht ist, aus Schnee, ein Schneedra­chen, der flie­gen kann? — Bestimmt, sag­te das Mäd­chen, das geht! Das Mäd­chen schwieg kurz, dann ver­dreh­te es die Augen. Ver­rückt, sag­te es, das ist schon ver­rückt, er kann aber nicht flie­gen, weil wir im Win­ter kei­ne Dra­chen stei­gen las­sen. Da machen wir ande­re Sachen, aber weil es ohne­hin nicht schneit, könn­ten wir doch mal einen Schneedra­chen bau­en. Cla­ro! — stop

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nuris drache

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echo : 18.02 UTC — Nuri erzählt, er habe unlängst einen Dra­chen gebaut, so wie ihn bereits sein Vater bau­te, Kno­chen­stre­ben vom Holz der Blau­glo­cken­bäu­me, Flug­häu­te aus Trans­pa­rent­pa­pie­ren in dun­kel­blau­er und dun­kel­ro­ter Far­be. Ein sehr lan­ger Schweif war da außer­dem noch, an des­sen Ende wie­der­um eine Box befes­tigt wor­den war, leicht, ein Tonab­spiel­ge­rät von der Grö­ße einer Wal­nuss. Dort drin spielt eine Com­pu­ter­ma­schi­ne Ben­ny Good­man nicht sehr laut, aber doch weit­hin hör­bar. So geht man dann in den Park, wenn man einen Dra­chen bau­te, wie Nuri ihn erzähl­te. Und wie der Dra­che sin­gend an Höhe gewinnt, nun, die Vögel. — stop

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