Aus der Wörtersammlung: albtraum

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eine seerose perdu

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romeo : 8.55 UTC — Ges­tern, gegen Mit­ter­nacht, wur­de eine Per­son, die sich als deut­sche See­ro­se defi­nier­te, von Mit­ar­bei­tern und Mit­ar­bei­te­rin­nen der Twit­ter­ma­schi­ne dau­er­haft aus­ge­sperrt, weil sie in regel­mä­ßi­ger Wei­se Men­schen nicht­deut­scher Her­kunft an deut­schen Bäu­men erhän­gen woll­te. Ein Vor­gang, der ein sie­ben­jäh­ri­ges Twit­ter­le­ben abrupt been­de­te. Über zwölf­tau­send Kurz­nach­rich­ten sind sehr plötz­lich nicht wie­der­zu­fin­den, Geschich­ten aus einem Alb­traum­le­ben. Man (See­ro­se. deutsch) fängt ver­mut­lich, ohne das Erhän­gen, wie­der von vor­ne an. — stop

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lichtbild : damaskus

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fox­trott : 0.15 — Eine hoch­auf­lö­sen­de Foto­gra­fie zeigt eine Stra­ße der Stadt Damas­kus bei Tages­licht. Die­se Stra­ße ist nicht irgend­ei­ne Stra­ße, son­dern eine Stra­ße, die sich in einem von syri­schen Regie­rungs­trup­pen bela­ger­ten Stadt­teil befin­den soll. Davon habe ich Kennt­nis, ich hat­te einen kur­zen Bericht gele­sen, der sich mit jener foto­gra­fier­ten Stra­ße befass­te. Die Häu­ser der Stra­ße sind zer­stört, nicht ganz zum Boden hin gezwun­gen, aber sie sind Rui­nen, sind unbe­wohn­bar gewor­den. Man erzählt, die Stra­ße, ein gan­zer Stadt­teil und die in ihm leben­den Men­schen sei­en voll­stän­dig von der Ver­sor­gung abge­schnit­ten, kein Trink­was­ser, kei­ne Nah­rung. Hun­der­te Men­schen sol­len bereits ver­hun­gert sein. Die Auf­nah­me nun lich­tet tau­sen­de im Infer­no leben­de Men­schen ab, Men­schen, die Bom­ben, Scharf­schüt­zen, Gift­gas und Aus­zeh­rung über­leb­ten, sie haben sich in der Schlucht zer­stör­ter Häu­ser vor der Kame­ra ein­ge­fun­den. Vie­le ste­hen gebeugt, als wür­den sie beten. Ande­re flie­ßen auf den Trüm­mern der Häu­ser­wän­de auf­wärts. Ein Bild wie aus einem Traum, der ein Alb­traum sein muss. Ich kann die Men­schen genau­er betrach­ten, indem ich die Auf­nah­me auf mei­nem Bild­schirm ver­grö­ße­re. Aus einer Men­ge tre­ten ein­zel­ne Men­schen her­vor, ein Mann mit lich­tem Bart und Bril­le, eine jun­ge Frau, die ein grü­nes Kopf­tuch trägt. In dem Moment der Auf­nah­me legt sie ihre Hän­de vor den Mund. Vie­le der Men­schen schei­nen wie die jun­ge Frau in das Objek­tiv der Kame­ra zu bli­cken. Für einen Augen­blick mei­ne ich, dass sie aus ihren Kel­lern gekom­men sein könn­ten, trotz der Gefahr von Ton­nen­bom­ben umge­bracht zu wer­den, um auf die­se Auf­nah­me zu kom­men, um nicht ganz zu ver­schwin­den, ja, das ist denk­bar. Aber ver­mut­lich ist die Wirk­lich­keit die­ser Auf­nah­me eine ande­re, ver­mut­lich wer­de ich nie erfah­ren, war­um die­se Men­schen zusam­men­ge­kom­men sind, so vie­le Men­schen, und wer über­leb­te und wer nicht über­leb­te. — Kin­der. Kei­ne Kin­der. — stop

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kilimandscharo

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del­ta

~ : malcolm
to : louis
sub­ject : KILIMANDSCHARO
date : aug 05 12 8.08 p.m.

Es war gegen Mit­ter­nacht ges­tern als Fran­kie das Haus in der 11. Stra­ße über eine Feu­er­lei­ter ver­ließ. Unver­züg­lich kehr­te er an den Hud­son River zurück, hock­te eini­ge Stun­den auf einer Mau­er am Was­ser, von dem in die­sen Tagen ein stren­ger Geruch aus­geht. Es ist heiß und schwül. Wir haben tote Fische beob­ach­tet, deren Kör­per an den Quai schla­gen. Der Fluss schäumt in sei­nen Press­wir­beln, New Jer­sey scheint nah, als wür­de die Luft eine unsicht­bare Lupe for­mie­ren. Alles geht einen guten Weg. Vor zwei Wochen hat­ten wir Fran­kie zuletzt betäubt, um Brenn­stoff­zel­len sei­ner Sen­der zu erneu­ern. Weit in das kom­mende Jahr wer­den sie kraft­voll arbei­ten. Tat­säch­lich scheint sich unser Eich­hörn­chen von den Stra­pa­zen der Nar­kose schnell erholt zu haben. In den Minu­ten sei­nes Auf­bruchs hat­te er es nicht eilig. Rose sag­te, sie habe den Ein­druck, Fran­kie wür­de dar­auf ach­ten, dass wir ihm fol­gen. Im Mor­gen­grauen setz­te er sei­ne Wan­de­rung süd­wärts fort. Fröh­lich sei­ne Bewe­gun­gen hin und her, und da die Bäu­me wie­der ernst­zu­neh­mende Höhen errei­chen, auf und ab. Es ist jetzt längst Abend gewor­den, wir ruhen Höhe Moo­re Street auf einer Bank. Fran­kie betrach­tet Schif­fe, die den Fluss pas­sie­ren. Manch­mal rich­tet er sei­nen Blick auf uns, ich glau­be, wir sind ihm tat­säch­lich ver­traut gewor­den, Freun­de, die ihn jeder­zeit mit einem Knopf­druck töten könn­ten. Ein kaum hör­ba­res Geräusch. Ein Herz, das zer­bricht. Ich habe von die­sem Moment eines unglück­li­chen Endes geträumt, von mei­nem Fin­ger, der Fran­kies Leben löscht von einer Sekun­de zur ande­ren, ohne Erklä­rung, ohne War­nung, weil wir den Befehl dazu erhal­ten haben. Es war ein Alb­traum, den wir alle schon träum­ten. Aber wir spre­chen nicht viel davon, nicht vom Ende, aber natür­lich davon, dass Fran­kie bald Bat­tery Park erreicht haben wird. Nie­mand weiß, wie es wei­ter­ge­hen wird. — Ihr Mal­colm / code­wort : kilimandscharo

emp­fan­gen am
05.08.2013
1880 zeichen

mal­colm to louis »

polaroidmanhattan2

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funkstille

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marim­ba

~ : malcolm
to : louis
sub­ject : FUNKSTILLE
date : oct 17 12 8.15 p.m.

Ja, war­um ant­wor­ten Sie denn nicht, ver­dammt, wenn wir ihnen schrei­ben? Rom. Das ist doch kein Grund, sich nicht zu mel­den. Kaum aus­zu­den­ken, wenn wir das so machen wür­den wie Sie. Fran­kie haben wir jeden­falls wie­der­ge­fun­den. Fünf Tage war er nicht zu fin­den gewe­sen, kein Signal, kein Fran­kie im Cen­tral Park, wie vom Erd­bo­den ver­schluckt. Man stel­le sich das ein­mal vor, wir wür­den Frankie’s Spur ver­lo­ren haben, wenn es ein­mal wirk­lich ernst gewor­den ist. Wir dach­ten, die Brenn­stoff­zel­len sei­nes Sen­ders könn­ten aus­ge­fal­len sein. Es war an einem Sams­tag, da war Fran­kie plötz­lich fort, Höhe 76. Stra­ße. Gera­de noch kau­er­te er neben einer Eiche. Wir waren müde, glau­be ich, es war Abend, wir saßen in Sicht­wei­te auf einer Bank, viel­leicht sind wir kurz ein­ge­schla­fen. Natür­lich haben wir sofort die Suche nach Fran­kie auf­ge­nom­men. Haben jede Unter­füh­rung geprüft und jedes der Abfluss­roh­re, die Fran­kie zum Ver­häng­nis gewor­den sein könn­ten. Grau­en­vol­le Tage, wir irr­ten ziel­los her­um. Jedes Eich­hörn­chen, dem wir uns näher­ten, konn­te Fran­kie gewe­sen sein. Das war ein Alb­traum, ein ganz unge­heue­re Sache, wie ähn­lich sie sich doch sind. Matt wur­de mehr­fach in die Hand gebis­sen, wir tra­gen jetzt Leder­hand­schu­he. Und dann kam Fran­kie zurück. Es war wie­der Abend gewor­den und Fran­kie tauch­te genau dort, wo wir ihn ver­lo­ren hat­ten, wie­der auf. Lang­sam kam er auf uns zu, sein Schwanz zit­ter­te, sein fes­ter Kör­per beb­te, er mach­te den Ein­druck, als woll­te er uns begrü­ßen. So nah kam er her­an, dass wir ihn berüh­ren konn­ten. Ich habe mir gedacht, dass Fran­kie ver­dammt genau den Ein­druck mach­te, als hät­te er nach uns gesucht wie wir nach ihm, und dass er froh gewe­sen war, uns end­lich gefun­den zu haben. Das ist schon eine selt­sa­me Geschich­te. Gera­de sitzt Fran­kie auf einer Bank neben uns. Er knackt Erd­nüs­se, die wir im schenk­ten. Eine Art Bestechung viel­leicht. Der Sen­der piepst. Alles scheint wie­der in Ord­nung zu sein. Ihr Mal­colm – stop / code­wort : lilienthal

emp­fan­gen am
18.10.2012
1512 zeichen

mal­colm to louis »

ping

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PRÄPARIERSAAL : traumzeit

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kili­man­dscha­ro : 15.16 — Einen Raum der Zeit, den ich dafür ver­wen­de, Stim­men mit­tels eines Ton­band­ge­rä­tes ein­zu­fan­gen, benö­ti­ge ich etwas spä­ter zum zwei­ten Mal, um die ver­zeich­ne­ten Stim­men von dem sel­ben Ton­band­ge­rät aus wie­der frei­zu­las­sen. stop. Mar­kus an einem Mitt­woch. Febru­ar. Abend: Ver­su­chen Sie bit­te sich vor­zu­stel­len, Sie wüss­ten für sechs lan­ge Wochen nicht, ob Sie sich in einem Traum befin­den oder ob Sie doch eher wach sind. Wenn ich von mei­ner Zeit im Prä­pa­rier­saal spre­che, dann spre­che ich ger­ne von mei­ner Traum­zeit. Ich hat­te den Ein­druck, einen gewal­ti­gen Satz zu tun. Ich mei­ne, ich mach­te eine Erfah­rung, die nicht ganz all­täg­lich ist. Ich stand mor­gens um 6 Uhr auf und wenn ich abends um 10 Uhr zurück­kam, dann hat­te ich drei oder vier Stun­den mit einem Skal­pell am Kör­per eines toten Men­schen gear­bei­tet. Ich hat­te eine gewis­se Vor­stel­lung davon, was in einem Prä­pa­rier­saal geschieht, nicht aber davon, dass der Kör­per ins­ge­samt unter mei­nen Hän­den ver­schwin­den wird. Das Ver­schwin­den die­ses Kör­pers vor mir auf dem Tisch habe ich als etwas Unwirk­li­ches, als traum­ar­ti­ges Gesche­hen emp­fun­den. Das war kein Alb­traum, ganz gewiss nicht. Viel­mehr hat­te ich den Ein­druck, mich in einem Film zu befin­den, der mal zu schnell und mal zu lang­sam abge­spielt wur­de, so dass ich nie wis­sen konn­te, wie schnell ich mich, oder ob ich mich über­haupt bewe­gen wür­de im nächs­ten Augen­blick. Ich konn­te mich selbst nicht berech­nen. Ich war zu lang­sam einer­seits und zu schnell ande­rer­seits. Ich habe mei­ne Hän­de betrach­tet, wie sie Haut vom Gesicht eines Men­schen ent­fern­ten. Ich hat­te den Ein­druck, mei­ne Hän­de wür­den nicht zu mir gehören.
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fernsehmaschine

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tan­go : 22.08 — Bil­der von der Fern­seh­ma­schi­ne, die einem Alb­traum ent­kom­men. Das Meer reißt mensch­li­ches Leben an sich, eine gewal­ti­ge, flüs­si­ge Faust, die auf schwan­ken­des Land nie­der­geht. Ato­ma­re Höl­len­hit­ze in zer­brech­li­chen Gefä­ßen. Ein klei­ner Jun­ge steht unter Nadel­bäu­men, erho­be­ne Hän­de, vor einer erwach­se­nen Per­son, die einen Schutz­an­zug trägt. Der Astro­naut misst, ob das Kind gefähr­lich gewor­den ist. Uralte Men­schen ruhen in der kal­ten Luft auf Bah­ren in Decken gewi­ckelt dicht über dem Boden, Neu­ge­bo­re­ne in ihren letz­ten Lebens­ta­gen, die mit wild gewor­de­nen Augen den Him­mel betas­ten. Von Stun­de zu Stun­de zäh­len Kom­men­ta­to­ren in den Spra­chen die­ser Welt Geis­ter­zah­len, Tote, Ver­miss­te, Ver­letz­te. Da ist ein brau­sen­des Geräusch, schwar­zes Was­ser, das Autos, Schif­fe, Häu­ser durch enge Stra­ßen land­ein­wärts drückt, Hupen, ble­cher­nes Kra­chen, kei­ne mensch­li­chen Stim­men. Am Strand dann aber ein Mann, der zu einer Kame­ra spricht. Er sagt, er glau­be, sich in einem Hor­ror­film zu befin­den, er wis­se nicht, ob er träu­me. Mit einem fes­ten Griff reißt er an der Haut sei­nes Gesich­tes. Das Unsicht­ba­re schon anwe­send. Weit drau­ßen auf dem offe­nen pazi­fi­schen Oze­an treibt ein wei­te­rer Mann. Er steht auf dem Dach sei­nes eige­nen Hauses.

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transkriptionen

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alpha : 0.05 — Ein Daten­spei­cher, in dem alle je von Men­schen­hand geschrie­be­nen Zei­chen­sät­ze ver­sam­melt sein wer­den. Mei­ne Schreib­ma­schi­ne, ein Alb­traum, könn­te mit die­sem frei schwe­ben­den Gedächt­nis in Ver­bin­dung ste­hen. Und wäh­rend ich nun notie­re, wür­de unver­züg­lich ange­zeigt, ob der gera­de ein­ge­dach­te Satz bereits auf­ge­schrie­ben wur­de oder nicht. — Schnee­flo­cken, Früch­te, lei­se­leicht, die aus Nacht­bäu­men fallen.
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im albtraum

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tan­go : 0.05 — Ich hat­te ein Muse­um geträumt, ein Alb­traum, ein Muse­um, des­sen Säle für Besu­cher zur Nacht­zeit nur geöff­net waren. Fol­gen­des: Eine Spiel­zeug­ma­schi­ne erhebt sich dort, Saal 107, von einem Tisch, eine Stadt ohne Staub. Da sind Häu­ser, Bara­cken, geschot­ter­te Wege, Mau­ern, ein Platz. Und Bäu­me sind da noch. Und Schie­nen. Und Tür­me. Höl­zer­ne Tür­me. Guss­ei­ser­ne Lam­pen. Schar­fes Licht, wei­ßes Licht, Gewit­ter­licht. Kein Laut, kein Schat­ten, kei­ne Bewe­gung. Aber in den Kro­nen der Bäu­me, Unru­he, beben­des War­ten. Es ist wie­der die sechs­te Sekun­de, dann die sieb­te, dann die ach­te. Jetzt geht alles sehr schnell von­stat­ten. Ein hel­ler Ton, ein Pfiff, kaum hör­bar. Eine Loko­mo­ti­ve, wei­ßer Dampf, rast auf Schie­nen aus dem Halb­dun­kel jen­seits der Umzäu­nung her­an, ein Zug, ein lan­ger Zug. Auch in die Stadt ist nun Bewe­gung gekom­men. Per­so­nen. Vögel. Hun­de. All das so vor­an, als wäre es auf­ge­zo­gen, wür­de sich ent­la­den, ruck­ar­tig, als habe man einem Film Sekun­de für Sekun­de Bil­der ent­nom­men. Der Zug stoppt. Figu­ren, Men­schen­fi­gu­ren, Hun­der­te, auch Kin­der­fi­gu­ren, flie­ßen aus Wag­gons, for­mie­ren sich zu einer Linie, die sich bald teilt. Wis­pern und Zwit­schern. Dann Rauch. Nadeln von schwar­zem Rauch. Rauch bis zur Him­mels­de­cke. Und Geruch. Ein selt­sa­mer Geruch, sehr senk­recht selt­sam, Geruch von geschmol­ze­nem Metall, von Zinn, süß, von Gebäck. Alles ist wie von Sand bewor­fen, so ein­ge­färbt, auch jene Men­schen, die klein sind und schnell und bald schon ver­schwun­den, waren von der Far­be hel­len San­des. Dann wie­der Stil­le. Kei­ne Bewe­gung. Nur die Bäu­me, das Blatt­werk, unru­hig. — stop

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am viktoriasee

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lima : 5.18 — Am Vik­to­ria­see Men­schen, jun­ge Men­schen und alte Men­schen, wie sie sich durch modern­de Abfäl­le einer Fisch­fa­brik wüh­len. Gel­be Augen. Salz­wun­de Hän­de. Ver­ei­ter­te Füße. Bauch­bal­lo­ne. stop. Beob­ach­te­te zum fünf­ten Male den Doku­men­tar­film Dar­wins Alb­traum war­um? Kurz dar­auf notier­te ich: Licht fällt in klei­nen Pake­ten vom Him­mel. Und ich dach­te noch, das geht heu­te nicht, so ein Satz doch nicht nach jenem Film in die­ser Nacht. Lan­ge Zeit schon ist von afri­ka­ni­schen Eis­fi­schen zu erzäh­len, von Luft­rei­sen­den in rus­si­schen Waren­trans­port­flug­zeu­gen gegen den Nor­den zu, von all dem Elend erzäh­len, das sie bewir­ken, vom Hun­ger, von dem ich mit eige­nen Ohren hör­te, von Nil­barsch­fi­lets, vom rosen­höl­zer­nen Fleisch auf kost­ba­ren Tel­lern euro­päi­scher Sand­ma­nu­fak­tu­ren. stop. Wie erzäh­len? stop. Wem erzäh­len? stop. Bald wie­der Däm­me­rung. stop. Licht fällt in klei­nen Pake­ten vom Him­mel. stop. 

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schreibtischkäfer

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echo : 1.52 — Seit einer Stun­de genau wohnt ein Käfer auf mei­nem Schreib­tisch. Der Käfer ist so klein, dass ich ihn zunächst nicht sehen konn­te, aber ich konn­te ihn rie­chen, er roch nach hei­ßem Zinn, was doch sehr selt­sam war, weil der Käfer, als ich ihn nach län­ge­rer Suche end­lich gefun­den hat­te, kühl, wenn nicht kalt in mei­ner Hand auf dem Rücken lag. Ich war zunächst in die Küche gewan­dert, um nach mei­nem Bügel­eisen zu sehen, dann öff­ne­te ich die Woh­nungs­tür, inspi­zier­te mei­nen Kühl­schrank, prüf­te den Zustand mei­ner Nase, und kehr­te an den Schreib­tisch zurück. Jetzt hat­te sich der Käfer durch Bewe­gung ver­däch­tig gemacht. Da war nun also ein Käfer sicht­bar gewor­den unter einer Lupe, und die­ser Käfer, der nach hei­ßem Zinn roch, bit­ter, und süß nach Maschi­nen­öl, trug anstatt eines Pan­zers Men­schen­haut. Als ich ihn mit einem Fin­ger vom Tisch in mei­ne Hand­flä­che schob, öff­ne­te er sei­ne Flü­gel und kämpf­te, um Luft unter sei­ne Trag­flä­chen zu bekom­men. Alle Mühe war ver­geb­lich, der Käfer war zu schwer oder doch zu müde, von einer län­ge­ren Rei­se, weiß Gott woher. — Weit nach Mit­ter­nacht, schwü­le Luft, sit­ze vor dem Schreib­tisch, betrach­te den Käfer und der Käfer betrach­tet mich. Der Ein­druck, wir bei­de sind nicht sicher, ob wir nicht viel­leicht, der eine dem ande­ren, ein Alb­traum sind.

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