Aus der Wörtersammlung: letter

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saharaschwefel

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char­lie : 0.12 — Herr Lud­wig, den ich im Janu­ar besuch­te, erzähl­te mir, dass er sich vor Jah­ren wünsch­te, ein Schiffs­mo­dell aus Streich­höl­zern zu bau­en. Unver­züg­lich kauf­te er damals eini­ge Tau­send der höl­zer­nen Stäb­chen, weil er sie auf die­sem Wege ins­ge­samt bil­li­ger erste­hen konn­te. Außer­dem such­te er nach einem geeig­ne­ten Schiff, des­sen Kör­per her­vor­ra­gend doku­men­tiert sein soll­te. Sei­ne Wahl fiel auf die RMS Queen Mary 1. Er lud Plä­ne aus dem Inter­net, Grund­ris­se, Blau­pau­sen, Hun­der­te Foto­gra­fien sowie Let­ter­cards, die an Bord des luxu­riö­sen Schif­fes von Pas­sa­gie­ren wäh­rend ihrer Rei­se notiert wor­den waren. Herr Lud­wig erwähn­te, dass er sich bald in ein Aben­teu­er ver­wi­ckelt fühl­te, sei­ne Tage, die zuvor schwe­re und lee­re Tage gewe­sen sei­en, wären plötz­lich leicht gewor­den und die Zeit ging nur so in Eil­schrit­ten dahin, dass es eine wah­re Freu­de war, kaum auf­ge­stan­den sei schon wie­der Abend gewe­sen. Im Dezem­ber vor zwei Jah­ren, kurz vor Weih­nach­ten, war Herr Lud­wig sei­nen Anga­ben zur Fol­ge mit der Vor­be­rei­tung sei­ner Rekon­struk­ti­ons­ar­bei­ten fer­tig gewor­den, und so öff­ne­te er eine Schach­tel Streich­höl­zer und füg­te, nach­dem er mit einem Mes­ser­chen Schwe­fel­köp­fe bei­der Stäb­chen sorg­sam abge­trennt hat­te, mit einem Kleb­stoff, der wun­der­voll nach Wal­nuss­li­kör duf­te­te, zwei der Zünd­höl­zer seit­wärts anein­an­der. Nach einer Wei­le, er hat­te mehr­fach sei­nen Arbeits­tisch umrun­det, prüf­te er die Fes­tig­keit der Ver­bin­dung und war zufrie­den. Er bau­te, in die­ser Wei­se der Kle­bung fort­fah­rend, zunächst einen Schorn­stein des rie­si­gen Schif­fes, dann einen zwei­ten Schorn­stein, drei Wochen ver­gin­gen, bis bei­de Schorn­stei­ne fer­tig gewor­den waren, und auf den Tisch gestellt, sodass sie nun mit­ein­an­der ver­bun­den wer­den konn­ten. Die Hän­de des alten Man­nes rochen in jenen Wochen sei­ner fili­gra­nen Arbeit nach Schwe­fel, und die Luft duf­te­te nach Wal­nüs­sen und Ace­ton, und irgend­wann in die­ser Zeit muss sich Herr Lud­wig, ver­se­hent­lich oder mit Vor­satz, von sei­nen Schiffs­bau­plä­nen ent­fernt haben. Als Janu­ar wur­de, waren auf dem Tisch deut­li­che Kon­tu­ren eines Dro­me­dars zu erken­nen, des­sen Kör­per auf vier Schorn­stei­nen ruh­te, eine wun­der­ba­re Wand­lung sei­ner Vor­ha­bens, das Schiff baue er spä­ter, sag­te Herr Lud­wig, in dem er mit einer bewähr­ten Bewe­gung einen Schwe­fel­kopf von einem Streich­holz trenn­te. Der Kopf hüpf­te über den Tisch, und als er von der Kan­te des Tisches stürz­te, war nicht das Min­des­te zu hören gewe­sen. — stop

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the look of silence

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papa : 0.45 — Als ich ges­tern Abend den außer­ge­wöhn­li­chen Doku­men­tar­film The Look of Silence betrach­te­te, ist etwas sehr Merk­wür­di­ges gesche­hen. Mei­ne Schne­cke Esme­ral­da stürz­te näm­lich aus 1 Meter Höhe von der Wand auf den Fuß­bo­den, wor­auf­hin ich die Schne­cke vor­sich­tig in die Hän­de nahm und nach mög­li­chen Schä­den such­te. Als ich die Schne­cke kurz dar­auf wie­der vor die Wand setz­te, als Esme­ral­da nach wei­te­ren 2 Minu­ten erneut von der Wand stürz­te, stopp­te ich den Film und über­leg­te, ob mei­ne Schne­cke mög­li­cher­wei­se krank gewor­den sein könn­te. Indes­sen klet­ter­te Esme­ral­da, wie unter einem Zwang, zum drit­ten Mal die Wand hin­auf, die­ses Mal jedoch fiel sie nicht auf den Boden zurück. Besorgt ver­folg­te ich ihre Bewe­gung meh­re­re Minu­ten lang, alles ging so lan­ge gut, bis ich die Betrach­tung des Fil­mes fort­setz­te. Nach eini­gen wei­te­ren Ver­su­chen ist nun Fol­gen­des zu berich­ten. Esme­ral­da reagiert schein­bar auf Geräu­sche, die der Film erzeugt. Ich neh­me an, mei­ne Schne­cke wird von Rufen der Zika­den, wel­che im Film immer wie­der über län­ge­re Zeit zu hören sind, müde, sie schläft ein, sie ver­gisst sich sozu­sa­gen, ihre Lage an der Wand, die gefähr­li­che Tie­fe unter ihr. Eine erstaun­li­che Beob­ach­tung. Ich habe bis­her nicht dar­über nach­ge­dacht, ob Schne­cken über ein Hör­ver­mö­gen ver­fü­gen, es ist denk­bar, dass Schne­cken über ein Kör­per­h­aut­ohr gebie­ten. — stop

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stamps1

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vor neufundland 1.16.28 uhr : kirschblüten

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zou­lou : 0.08 — Die Nach­richt, ein afri­ka­ni­scher Mann von der Elfen­bein­küs­te habe bereits am ver­gan­ge­nen Mitt­woch sei­nen 8 Jah­re alten Sohn in einem Roll­kof­fer über die marok­ka­nisch – spa­ni­sche Gren­ze nach Euro­pa trans­fe­riert. Das Kind wur­de wäh­rend einer Kof­fer­durch­leuch­tung lebend ent­deckt, sein Vater fest­ge­nom­men. Ich erin­ne­re mich, vor zwan­zig Jah­ren ein­mal beob­ach­tet zu haben, wie am Zen­tral­bahn­hof ein Kind in ein Gepäck­schließ­fach klet­ter­te, eine Frau, viel­leicht die Mut­ter des Kin­des, klapp­te die Tür des Schließ­fa­ches zu, war­te­te eini­ge Sekun­den, dann öff­ne­te sie die Tür wie­der und das Kind klet­ter­te aus dem Fach. Das Kind lach­te. — Mel­dung von Noe aus 805 Fuß Mee­res­tie­fe vor Neu­fund­land. ANFANG 01.14.02 | | | > s t o p habe das wort som­mer­zeit notiert. s t o p kurz dar­auf ein­ge­schla­fen. s t o p als ich erwa­che liegt mei­ne hand noch auf der tas­ta­tur der maschi­ne. s t o p ein gel­ber fisch. s t o p behut­sam. s t o p als ob er mit mei­nem hand­schuh spre­chen woll­te. s t o p wer­de bald ohne luft sein. s t o p das ist denk­bar, s t o p ohne erin­ne­rung. h u n t i n g r e d f i s h f r o m a b o v e. s t o p plan­los. s t o p ein laut­lo­ses ende. s t o p der duft der kirsch­blü­ten. s t o p von einem atem­zug zum ande­ren. s t o p stark. s t o p süß. s t o p viel­leicht flie­der? t w o y e l l o w f i s h e s l e f t h a n d. s t o p | | | ENDE 01.16.28

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ein junge

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nord­pol : 4.52 — Im War­te­zim­mer hock­te ein Jun­ge von unge­fähr fünf Jah­ren auf einem Stuhl. Er war noch so klein, dass sei­ne Füße den Boden nicht berühr­ten. Als er bemerk­te, dass ich ihn beob­ach­te­te, hol­te er ein Tele­fon aus sei­ner Hosen­ta­sche und tipp­te eine Num­mer. Kurz dar­auf klin­gel­te das Tele­fon einer Frau, die dem Jun­gen gegen­über­saß. Sie las in einer Zei­tung. Als sie das Klin­gel­ge­räusch hör­te, lächel­te sie, ohne ihre Lek­tü­re zu unter­bre­chen. Der Jun­ge steck­te sein Tele­fon in die Hosen­ta­sche zurück und rutsch­te unru­hig auf sei­nem Stuhl hin und her. Ein­mal beug­te er sich vor und band sei­ne Schu­he. Von unten her­auf schau­te er mit dunk­len Augen in mei­ne Rich­tung. Wie­der hol­te er das Tele­fon aus sei­ner Hosen­ta­sche, tipp­te eine Num­mer, und das Tele­fon der Frau, die dem Jun­gen gegen­über­saß, klin­gel­te erneut ein oder zwei Minu­ten lang, dann leg­te der Jun­ge auf. Er hüpf­te vom Stuhl, rann­te in einem wei­ten Bogen durch das Zim­mer an war­ten­den Pati­en­ten vor­bei und klet­ter­te auf den Schoß der Frau mit der Zei­tung, die sie für einen Moment wort­los zur Sei­te leg­te, um sie auf den Knien des Jun­gen bald wie­der zu ent­fal­ten. Auch der Jun­ge sag­te kein Wort, er ver­such­te jetzt in der Zei­tung zu lesen, er schien dar­in Übung zu haben. — stop

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eidechsen

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echo : 1.35 — Eine Bekann­te, die in einem kur­di­schen Berg­dorf groß gewor­den ist, erzähl­te, sie habe als Kind im Som­mer mit Eidech­sen gespielt, im Win­ter hüpf­te sie vom Dach ihres Eltern­hau­ses in den Schnee. Es gab kein Tele­fon und die Schu­le lag drei Stun­den zu Fuß ent­fernt. Man konn­te die Kin­der von Wei­tem über den Weg sprin­gen sehen, wie sie nach Hau­se kamen, da hat­ten sie noch 2 Stun­den zu gehen. Eine kar­ge Land­schaft, kaum Bäu­me, aber blü­hen­de Büsche, deren Namen sich nicht so leicht in die deut­sche Spra­che über­set­zen las­sen. Ihren ers­ten Toten hat­te das Mäd­chen wahr­ge­nom­men, als sie noch nicht schrei­ben konn­te. Er lag auf dem Rücken auf einer Stra­ße unweit der Schu­le. Ein dün­ner Fluss von Blut kam unter dem Kör­per her­vor, auf dem Flie­gen klet­ter­ten. Sie habe die Augen fest zuge­macht, zu spät. Es ist jetzt eine schwe­re Zeit für sie und ihre Fami­lie. Ich erzähl­te ihr von Fil­men, die ich gese­hen hat­te, auf mei­nem Bild­schirm unter dem Dach. Tau­sen­de Kin­der, Frau­en, Män­ner, die vor IS-Scher­gen in die Ber­ge flüch­te­ten, ohne Was­ser und Nah­rung. Natür­lich kann­te sie alle die­se Bil­der. Ich sag­te, ich wäre bei­na­he sicher, dass die Art und Wei­se, wie ich flüch­ten­de, lei­den­de Men­schen auf Bild­schir­men betrach­te, von der Art der Fern­rohr­be­ob­ach­tung sei. Sie ant­wor­te­te unver­züg­lich, lei­se Stim­me. — stop
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polaroidfenster

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katta

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del­ta : 1.28 — In den Abtei­lun­gen des Regen­wal­des : 28° Cel­si­us. Schwe­re, feuch­te Luft wie ein war­mes Tuch, das ich mit jedem Atem­zug durch mei­ne Lun­ge zie­he. Noch tropft küh­les Was­ser einer Regen­ma­schi­ne von den Bäu­men. Ein Kat­ta badet auf einem stei­ner­nen Tisch, an dem ich Platz neh­me, ohne sich von mei­ner Gegen­wart stö­ren zu las­sen. Viel­leicht habe ich nach Wochen, die ich unter sei­nen Bäu­men sit­zend zuge­bracht habe, einen Abdruck in sei­nem Gehirn hin­ter­las­sen, der in dem Moment, da ich im Pal­men­haus erschei­ne, anstatt Gefahr, die Gestalt einer Sul­ta­ni­ne zeigt. Scheue, has­ti­ge Bli­cke tief­schwar­zer Augen­per­len, dann wie­der hef­ti­ge Bewe­gun­gen des Kop­fes gegen den Stein, die prä­zi­se in der Art und Wei­se der Lemu­re vor­ge­tra­gen wer­den. — Immer wie­der die Fra­ge: Was sieht die­ser klei­ne Affe, wenn er mich betrach­tet? Was hört er, was nimmt er von mir wahr? Ein Wesen viel­leicht, das weder Bäu­me noch Wän­de des glä­ser­nen Hau­ses zu bestei­gen ver­mag, einen Mann, der schreibt. Bewe­gun­gen zwei­er Hän­de gegen ein Stück leuch­ten­des Holz, das kaum hör­bar klap­pert. Ein Schnur­ren, sobald gesetz­te Zei­chen­fol­gen aus dem vor­läu­fi­gen Spei­cher in das tie­fe­re Gedächt­nis der Maschi­ne über­tra­gen wer­den. Ein noch deut­li­cher hör­ba­res Geräusch, sobald eine Infor­ma­ti­on aus dem Gedächt­nis der Maschi­ne wie­der ver­schwin­det, ein Geräusch, das dem Geräusch einer Hand­voll Muschel­san­des ähnelt, der durch hoh­le Äste eines Bau­mes rinnt. Eine Hand, die unsicht­bar wird zunächst, um kurz dar­auf Früch­te auf den Tisch abzu­le­gen. — Ist die­se Hand, die sich über den Tisch fort­be­wegt, um eine Amei­se zu ver­trei­ben, die Hand des Man­nes, der nicht flie­gen, der nicht klet­tern kann, oder ist die­se Hand ein Tier für sich, das Sul­ta­ni­nen auf dem Tisch erzeugt, sobald der Mann, der nie­mals fliegt, der nie­mals klet­tert, zuge­gen ist? – stop

polaroidakrobaten

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vom rotkehlchen

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char­lie : 16.02 — Am 28. Juli 2014 bereits wur­de am Fuße eines Ber­ges im Schat­ten einer Buche eine Rechen­ma­schi­ne gefun­den, in ihren Ver­zeich­nis­sen ein Ord­ner, den der Besit­zer der Rechen­ma­schi­ne Herr Lud­wig L. mit der Bezeich­nung Archiv ver­se­hen hat­te. Es han­delt sich um einen unge­wöhn­lich umfang­rei­chen Ord­ner, 425 Giga­byte groß, in dem 1245 ver­schlüs­sel­te Fil­me ent­hal­ten sein sol­len. Wo sich Herr L. zu die­sem Zeit­punkt befin­det, weiß nie­mand so genau. Er soll sich auf den Weg auf­wärts gemacht haben, zuletzt wur­de er auf moos­be­wach­se­nen Stei­nen eines Bach­bet­tes klet­ternd gese­hen. Er mach­te auf einer Höhe von 872 Metern einen fröh­li­chen Ein­druck, war mit fes­ten Schu­hen, einem gel­ben Ruck­sack, Regen­schirm und Regen­um­hang aus­ge­rüs­tet, einem Seil wei­ter­hin, Kara­bi­nern, sowie einem klei­nen Ham­mer und einem Kom­pass. So jeden­falls wur­de er beschrie­ben von meh­re­ren Zeu­gen, die ihm begeg­net sein wol­len. Sie sagen alle das­sel­be: Der Mann war glück­lich. Ein­mal stand er bis zu den Hüf­ten im kal­ten Was­ser eines Kes­sels, den der Bach gleich­mü­tig in das Gestein des Ber­ges gegra­ben hat­te. Er grüß­te zur Brü­cke hin­auf, Wan­de­rer beob­ach­te­ten ihn. Ein Rot­kehl­chen bade­te in sei­ner Nähe. Forel­len hüpf­ten aus dem Was­ser, glän­zen­de Rücken im Licht der Son­ne, die durch die kar­gen Wip­fel strahl­te. Auf 2105 Metern Höhe begeg­ne­te der Mann einem Hir­ten und sei­nem Hund, dann war er ver­schwun­den. Kei­ner­lei Spur seit­her, auch heu­te nicht, da sich ein Zoll­be­am­ter der Unter­su­chung der zurück­ge­las­se­nen Rechen­ma­schi­ne wid­me­te. Es ist 15 Uhr, Frei­tag. — stop

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bumerangkäfer no 2

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echo : 3.01 — Heu­te Nacht erleb­te ich ein lus­ti­ges Déjà-vu. Das war unge­fähr so gewe­sen, dass ich in dem Moment des Déjà-vus gera­de bei geöff­ne­ten Fens­tern Schif­fe beob­ach­te­te, die auf mei­nem Bild­schirm durch einen weit ent­fern­ten Hafen pen­del­ten in ech­ter Zeit. Es war kurz nach zwei Uhr, da lan­de­te ein Mari­en­kä­fer auf mei­ner lin­ken Wan­ge. Ich konn­te mich, wie schon im ver­gan­ge­nen Jahr, nicht ent­schei­den, ob das viel­leicht ein Zufall gewe­sen war. Indem ich das rech­te Auge schloss, aber mit dem lin­ken Auge so weit wie mög­lich nach unten sah, konn­te ich die halb­ku­gel­för­mi­ge Wöl­bung sei­nes Rückens erken­nen. Und ich spür­te eine leich­te Bewe­gung, der Käfer schien mich zu betas­ten. Natür­lich über­leg­te ich sofort, ob es sich bei die­sem Käfer nicht um ein fern­ge­steu­er­tes Wesen han­deln könn­te, das mich besuch­te, um Pro­ben von mei­ner Kör­per­ober­flä­che auf­zu­neh­men. Nach eini­gen Minu­ten ver­än­der­te der Käfer sei­ne Posi­ti­on, er ging zu Fuß, klet­ter­te an mir her­ab, saß für eini­ge Minu­ten an mei­nem Hals, dort konn­te ich ihn weder sehen noch spü­ren, um kur­ze Zeit spä­ter auf mei­nem Hemd zu erschei­nen, wo er sich sehr wohl­ge­fühlt haben moch­te, weil er dort eine gute Stun­de sei­ner Lebens­zeit ver­brach­te. Viel­leicht hat­te der Käfer geschla­fen, oder sich von Stra­pa­zen erholt, die mir unbe­kannt. In die­sem Moment nun, da ich mei­nen Text notie­re, sitzt der in Wör­tern ver­merk­te Käfer am lin­ken unte­ren Rand des Bild­schir­mes mei­ner Schreib­ma­schi­ne. Er presst sich fest an das Gehäu­se. Wei­te­re Käfer sit­zen an den Wän­den, es sind ein gutes Dut­zend, auch Käfer mit gel­bem Gehäu­se sind dar­un­ter. Ges­tern habe ich beob­ach­tet, dass gelb Käfer mit vier­und­zwan­zig Punk­ten, wenn ich sie behut­sam in eine mei­ner Hän­de set­ze und in die Dun­kel­heit wer­fe, sofort wie­der zurück­kom­men. Man könn­te sagen, dass es sich bei die­ser Art um Bume­rang­kä­fer han­deln könn­te. In die­sem Jahr tra­gen sie Strei­fen. — stop
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habitat

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ulys­ses : 5.08 — Ich kam ins Gespräch mit einem Mann, der vom Pro­jekt einer Men­schen­ge­stal­tung erzähl­te. Das war inmit­ten der Nacht im Café gewe­sen. Ich erin­ne­re mich, dass ich ihn frag­te, ob er For­scher oder Desi­gner sei, weil er ana­to­mi­sche Zeich­nun­gen mit­tels eines iPads stu­dier­te. Eine der Zeich­nun­gen stell­te einen Unter­arm dar, wie er in der Wirk­lich­keit von oben her­zu­se­hen sein wür­de. Auf die­sem gezeich­ne­ten Arm waren Erhe­bun­gen zu erken­nen, waben­för­mi­ge For­ma­tio­nen von einem Zen­ti­me­ter Höhe, die mich an pocken­ar­ti­ge Gebil­de erin­ner­ten, aber doch regel­mä­ßig und eben künst­li­chen Ursprungs waren, mit Vor­satz erstellt. Ich hör­te, dass es sich bei die­sen Gebil­den um klei­ne Häu­ser han­deln soll, in wel­chen Tie­re ange­sie­delt wer­den könn­ten, Zwerg­bie­nen, jedoch bevor­zugt Amei­sen oder sehr klei­ne Flie­gen. Stel­len Sie sich vor, sag­te der Mann, was sie hier sehen an die­ser Stel­le, sind von Haut bewach­se­ne Habi­ta­te, dort exis­tier­ten tau­sen­de Tie­re, die nur dar­auf war­ten, bei bes­ter Gele­gen­heit aus­zu­schwär­men, sagen wir so. Unver­züg­lich flat­ter­te ein Nacht­fal­ter von dun­kel­blau­er Far­be um den Kopf des Man­nes her­um. Wei­te­re kamen hin­zu, bald waren es so vie­le, dass ich sie nicht zäh­len konn­te. Sie klet­ter­ten unter dem Hemd des Man­nes her­vor, an den Armen und am Kra­gen. Ein lei­ses Rau­schen war zu ver­neh­men und die Luft schmeck­te bit­ter. Ich hör­te noch, wie sich der Mann erkun­dig­te, ob ich nicht doch beein­druckt sei. Ich berich­te­te ihm aus­führ­lich von mei­ner Begeis­te­rung, von mei­nem Wunsch, selbst über Habi­ta­te die­ser Art ver­fü­gen zu dür­fen, es war eine nach­drück­li­che Art und Wei­se zu spre­chen, und doch weiß ich nicht, ob der Mann mich zu die­sem Zeit­punkt noch sehen konn­te oder hören, so dicht war die Wol­ke flat­tern­der Tie­re gewor­den. Nach weni­gen Minu­ten stand ich auf und ging davon und erwach­te. Und weil noch Nacht war, schlief ich gleich wie­der ein. — stop

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nüsse. 20 gramm

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oli­mam­bo : 0.15 — Als ich unlängst von einer Rei­se zurück­kehr­te, ent­deck­te ich Esme­ral­da auf dem Rah­men der Tür zum Arbeits­zim­mer. Die klei­ne Schne­cke hock­te genau dort, wo ich sie vor mei­ner Abrei­se zuletzt gese­hen hat­te. Viel­leicht konn­te sie das Gewicht mei­ner Schrit­te auf der Trep­pe spü­ren, ihre Füh­ler­au­gen jeden­falls waren bereits aus­ge­fah­ren, als ich die Tür zur Woh­nung öff­ne­te. Esme­ral­da schien den heim­keh­ren­den Mann in aller Ruhe zu betrach­ten. Ich über­leg­te, kaum hat­te ich die Woh­nung betre­ten, ob es mög­lich sein könn­te, dass sich das Schne­cken­we­sen in der Zeit mei­ner Abwe­sen­heit nicht von der Stel­le bewegt haben könn­te. Geschäl­te Pekan­nüs­se, die ich im Dezem­ber noch in Küche und Die­le auf den Boden leg­te, waren unbe­rührt. Nun aber, da ich mei­nen Kof­fer aus­pack­te, rühr­te sich Esme­ral­da. Sie schien an Gewicht ver­lo­ren zu haben, war in ihrer Wan­de­rung jedoch so schnell wie üblich, wes­halb ich behaup­ten möch­te, dass Esme­ral­da kei­nen Scha­den genom­men haben dürf­te. Nach einer Wei­le erreich­te sie das Arbeits­zim­mer und klet­ter­te unver­züg­lich zur Decke empor, um direkt über mei­nem geöff­ne­ten Kof­fer Platz zu neh­men. Dort ver­weil­te sie für meh­re­re Stun­den, auch als ich mei­nen Kof­fer längst ent­leert und das Licht im Zim­mer aus­ge­schal­tet hat­te, rühr­te sie sich nicht. Direkt unter ihr, auf dem Sofa, lagen ein Paar Hand­schu­he und ein Notiz­buch. Gegen Mit­ter­nacht mel­de­te sich L. Er berich­te­te, er habe einen Auf­trag ange­nom­men, näm­lich in die Gegend von Nar­vik zu rei­sen, um zwei­hun­dert tief­ge­fro­re­ne Seen, die noch ohne Namen sein sol­len, zu bezeich­nen. Als ich kurz dar­auf in mein Arbeits­zim­mer zurück­kehr­te, genau in dem Moment, da ich das Licht anschal­te­te, ließ Esme­ral­da sich von der Decke fal­len. Sie lan­de­te weich auf mei­nen Hand­schu­hen. Ein unglaub­li­cher Anblick, es schien, als wür­de die Schne­cke in dras­ti­scher Wei­se mit mir kom­mu­ni­zie­ren. Indem ich sie in die Luft hob, ver­such­te sie ver­geb­lich, sich in ihr Haus zurück­zu­zie­hen. Jetzt wie­der Ruhe. Nebel­nacht. — stop

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polaroidmonroe2



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