Aus der Wörtersammlung: zeichen

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ein seltsames buch

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echo : 1.18 — Seit zwei Stun­den beob­ach­te ich ein Buch, das kein gewöhn­li­ches Buch ist, son­dern ein selt­sa­mes Buch. Dass es sich um ein selt­sa­mes Buch han­delt, ist dem Buch zunächst nicht anzu­se­hen, weil es sei­ner äuße­ren Gestalt nach, ein übli­ches Buch zu sein scheint. Die­ses hier auf mei­nem Tisch ist von einer blau­en Far­be. Sobald man das blaue Buch in die Hän­de nimmt, wird man aber spü­ren, dass das Buch atmet, weil an sei­ner Rück­sei­te durch fei­ne Lamel­len war­me Luft aus­zu­tre­ten scheint. Das ist des­halb so, weil sich in dem Buch eine Rechen­ein­heit befin­det, ein win­zi­ger Com­pu­ter, der sich mit dem Text oder mit der Geschich­te, die sich in dem Buch befin­det, beschäf­tigt. Es han­delt sich bei dem Buch­kör­per bei genau­er Betrach­tung näm­lich um eine Ver­samm­lung hauch­dün­ner Bild­schir­me, auf wel­chen sich Zei­chen befin­den, Bild­schir­me, die man umblät­tern kann. Was zunächst zu sehen ist, gleich auf wel­cher Sei­te das Buch auf­ge­schla­gen wird, sind eben erwähn­te Buch­sta­ben oder Zif­fern, die sich rasend schnell bewe­gen, sodass man nicht lesen, viel­mehr nur ahnen wird, was sich dort befin­den könn­te. Es ist dies der Moment, da der Com­pu­ter des Buches jenen Text, den man mit eige­nen Augen ger­ne sofort lesen wür­de, zu ent­schlüs­seln beginnt. Ein mög­li­cher­wei­se auf­wen­di­ges, zeit­rau­ben­des Ver­fah­ren. Als ich das Buch kauf­te, konn­te mir der Händ­ler der ver­schlüs­sel­ten Bücher nicht sagen, wie lan­ge Zeit ich war­ten müs­se, bis der Text des Buches für mich sicht­bar wer­den wür­de. Es berei­te­te ihm Freu­de, ich bin mir sicher, aus­zu­spre­chen, was ich längst dach­te, dass die Ent­schlüs­se­lung des Tex­tes eine Stun­de, einen Tag oder zwei­hun­dert Jah­re dau­ern könn­te, das sei immer­hin das Prin­zip, wes­halb man ein Buch die­ser Art erwer­ben woll­te, dass man ein Buch besitzt, von dem man nicht sagen kön­ne, ob es jemals les­bar wer­den wird. — Kurz nach Mit­ter­nacht. — stop

polaroidwomen

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südostnordwest

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tan­go

~ : oe som
to : louis
sub­ject : SÜDOSTNORDWEST
date : july 02 13 8.12 p.m.

Tau­cher Noe seit 851 Tagen unter der Was­ser­ober­flä­che. Tie­fe 812 Fuß. Posi­ti­on: 42°55’NORD 51° 42’ WEST. stop. Es ist kurz nach Mit­ter­nacht, die See wie­der ruhig. Ges­tern, unge­fähr zur sel­ben Tages­zeit, wur­den wir wie aus dem Nichts von einer mäch­ti­gen Wel­le getrof­fen. Bei­na­he wären wir geken­tert. Ent­setzt über das Vor­ge­fal­le­ne, lagen wir eini­ge Minu­ten still. Dann mach­ten wir uns auf die Suche, woll­ten wis­sen, ob wir noch voll­zäh­lig waren. Momen­te vol­ler Demut. Ich erin­ne­re mich an Lid­wi­ens zar­tes, blas­ses Gesicht, wie sie vor dem Funk­ge­rät sitzt und Noe anruft, er möge sich mel­den. Es war wie ein Gebet, sie fürch­te­te, ihn ver­lo­ren zu haben, das Tau, an dem er in der Tie­fe schwebt, könn­te geris­sen sein, aber wir spür­ten ein leich­te, schau­keln­de Bewe­gung unter dem Schiff. Es hat­te den Anschein, als wür­de Noe unter uns durchs Dun­kel pen­deln. Nach einer hal­ben Stun­de gedul­di­gen Hof­fens mel­de­te er sich, woll­te wis­sen, was gesche­hen war. Natür­lich ant­wor­te­ten wir aus­wei­chend, um ihn nicht zu beun­ru­hi­gen. Erst ver­gan­ge­ne Woche war es gewe­sen, da wir Noe erklär­ten, dass zu sei­nen Füßen wei­te­re 10660 Fuß Tie­fe war­te­ten. Noe war für zwei Tage sprach­los gewe­sen, dann begann er Mur­phys Geschich­te zu lesen Stun­de um Stun­de, setz­te immer wie­der von vorn an, das Buch scheint ihn zu beru­hi­gen. In die­sem Moment, da ich Dir schrei­be, geht es wie­der los: Die Son­ne schien, da sie kei­ne ande­re Wahl hat­te, auf nichts Neu­es. Mur­phy saß, als ob es ihm frei stün­de, im Schat­ten, in einer Gas­se West Bromb­tons. Hier hat­te er wohl schon sechs Mona­te lang geses­sen, getrun­ken, geschla­fen, sich an- und aus­ge­zo­gen, in einem mit­tel­gro­ßen Käfig mit Front nach Nord­wes­ten und unun­ter­bro­che­ner Sicht auf mit­tel­gro­ße Käfi­ge mit Front nach Süd­os­ten. – Es ist uns, lie­ber Lou­is, ein gutes Zei­chen, dass Noe wie­der liest. Wir haben ihm ver­spro­chen, noch in die­sem Monat eine Bril­le auf­zu­trei­ben, ein Gestell zu fabri­zie­ren, das an sei­nem Helm befes­tigt wer­den kann. Manch­mal den­ke ich, Noe glaubt uns nicht mehr, kei­nem unse­rer Ver­spre­chen, kei­ner Idee. — Ahoi! Dein OE SOM

gesen­det am
03.07.2013
2071 zeichen

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polaroidkueste3

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kaprunbiber

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char­lie

~ : malcolm
to : louis
sub­ject : KAPRUNBIBER
date : jun 24 12 10.12 p.m.

371 West 11. Stra­ße. Wir haben unse­re Posi­ti­on kaum ver­än­dert. Fran­kie scheint sich auf dem Dach des Back­stein­hau­ses, von dem wir bereits erzähl­ten, für unbe­stimm­te Zeit ein­ge­rich­tet zu haben. Dass wir eine Woh­nung anmie­ten konn­ten im Haus gleich gegen­über, ist von gro­ßem Vor­teil, wir fal­len nicht wei­ter auf, in dem wir nach Fran­kie Aus­schau hal­ten. Eine klei­ne Woh­nung mit ram­po­nier­tem Die­len­bo­den, der unter unse­ren Schrit­ten ächzt und kracht. Bei gutem Wet­ter sit­zen wir auf einem der Bal­ko­ne des Hau­ses. Fran­kie besucht uns dort von Zeit zu Zeit, er wagt sich schon auf den Tisch, wenn wir Nüs­se für ihn abge­legt haben. Wüss­te er, wer wir sind, wür­de er sich ver­mut­lich fern­hal­ten. Er scheint sei­ne ers­te Begeg­nung mit uns tat­säch­lich ver­ges­sen zu haben. So nah kommt er her­an, dass wir die Umris­se des Spei­cher­me­di­ums, wel­ches wir unter sei­nem Fell ver­näh­ten, mit blo­ßem Auge erken­nen. Und so haben wir ange­neh­me Beob­ach­tungs­ta­ge. Juni. Die Näch­te sind ruhig, stünd­lich ver­neh­men wir Signal­zei­chen der Schif­fe vom nahen Fluss. Dann kommt die Son­ne und ihre Hit­ze, Fran­kie ruht, wie eine Kat­ze, flach auf dem Blech­dach des Hau­ses gegen­über. Manch­mal rast er das alte Gemäu­er senk­recht auf und nie­der, als wür­de er nach Flie­gen jagen. Es scheint ihm außer­or­dent­lich gut­zu­ge­hen, klap­pern­de Müll­ton­nen, die geöff­ne­ten Fens­ter der Woh­nun­gen, Was­ser­tanks auf den Dächern, in wel­chen Fran­kie badet, es ist ein wirk­lich guter Ort für ein jun­ges, kräf­ti­ges Eich­hörn­chen. Die Nach­rich­ten jedoch, die wir über unse­re Kanä­le emp­fan­gen, sind beun­ru­hi­gend. Ich zwei­fe­le manch­mal dar­an, ob wir noch in der Lage wären, Fran­kie zu töten, soll­te der Befehl zu sei­ner Besei­ti­gung kom­men. – Ihr Mal­colm / code­wort : kaprunbiber

emp­fan­gen am
24.06.2013
1950 zeichen

mal­colm to louis »

ping

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mikrogramme

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del­ta : 5.25 — Seit Tagen den­ke ich an Robert Wal­ser, an sei­ne Schrift, an sei­ne her­aus­ra­gen­de Bega­bung, kleins­te Zei­chen zu notie­ren auf jede denk­ba­re Art von Papier. Der pri­va­te Raum eines zier­li­chen Notiz­bu­ches, das als Insti­tu­ti­on wie­der bedeu­tend zu wer­den scheint, könn­te für Men­schen wie ihn erfun­den wor­den sein. Neh­men wir ein­mal an, Robert Wal­ser und ich wür­den je ein Notiz­buch von 4 cm Höhe und 4 cm Brei­te erhal­ten, 100 Blätt­chen Papier, das heißt, 200 Flä­chen zur frei­en Beschrif­tung, ein Notiz­buch, das im Not­fall ver­schluckt wer­den könn­te, die­ses eine Notiz­buch also, nur die­ses eine, um dar­in zehn Jah­re zu arbei­ten, ich wäre bereits nach ein oder zwei Tagen zu Ende gekom­men, so volu­mi­nös mei­ne Schrift im Ver­gleich zu Robert Walsers Schrift. Ich müss­te von vorn begin­nen, radie­ren, dann wie­der schrei­ben. Mit der ver­ge­hen­den Zeit wür­den die Sei­ten mei­nes Buches dün­ner und dün­ner wer­den, trans­pa­rent viel­leicht, feins­te Löcher ent­ste­hen, ers­te Zei­chen, dass mein Notiz­buch bald ver­schwun­den sein wird. – Sams­tag. Frü­her Mor­gen. Leich­ter Regen. — stop

ping

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liliput

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romeo : 10.12 — Von äußerst heim­li­cher Art und Wei­se, Gedan­ken zu notie­ren, berich­tet Patri­cia High­s­mith in ihrer Erzäh­lung Der Mann, der sei­ne Bücher im Kopf schrieb. Wenn ich nicht irre, so ruht der Mann, von dem in der Geschich­te die Rede ist, stun­den­lang in einem Lie­ge­stuhl, indes­sen er laut­los an sei­nen Roma­nen arbei­tet. Ein glei­cher­ma­ßen Wör­ter erobern­des wie Wör­ter sichern­des Ver­hal­ten. Es ist schwie­rig für mich, in ähn­li­cher Wei­se vor­zu­ge­hen, nahe­zu unmög­lich, ich habe es ver­sucht, ich kom­me je nur weni­ge Sät­ze weit. Nicht, weil ich ver­ges­sen wür­de, was ich bereits erzähl­te, nein, ich ver­ges­se das Erzäh­len selbst, ich begin­ne zu kon­stru­ie­ren, die Sät­ze geben sich nicht die Hand wie üblich, jeder neue Satz scheint leb­los zu sein, erstarrt, ver­traut, erle­digt. Wenn ich nun doch so heim­lich wie mög­lich zu schrei­ben ver­su­che, schrei­be ich in ein Notiz­buch, schrei­be, sagen wir, ein­hun­dert Sei­ten weit, bis das Notiz­buch mit Zei­chen gefüllt ist. Was aber ist nun zu tun mit die­sem Buch, das nie­mand lesen darf, nur ich allein, weil es ein pri­va­tes Buch sein soll, weil das mein Wunsch, mein Wil­le ist, dass nur ich die­ses Buch lesen wer­de, solan­ge ich nicht ent­schei­de, dass das Buch ein öffent­li­ches Buch wer­den könn­te. Ich müss­te das Buch ver­ste­cken, was nicht wirk­lich mög­lich ist, oder ich müss­te das Buch codie­ren, also ein zwei­tes Buch ver­fas­sen, in dem das ers­te Buch ent­hal­ten ist, aller­dings ver­frem­det durch eine Metho­de, durch einen Schlüs­sel (Lili­put), zu Auf­be­wah­rung in mei­nem Kopf. Sobald nun das ers­te Buch in ein zwei­tes Buch ver­setzt wur­de, wür­de es mög­lich sein, das ers­te Buch ver­schwin­den zu las­sen, mit­tels eines Feu­ers bei­spiels­wei­se. Man stel­le sich ein­mal vor, ich wür­de mei­nen Schlüs­sel zur Metho­de der Ent­zif­fe­rung des zwei­ten Buches ver­ges­sen. Bei­de Bücher ver­lo­ren, wäre ich gezwun­gen, das ist ver­rückt, mein ver­schlüs­sel­tes Buch einer Behör­de zu offe­rie­ren, die über aus­rei­chen­de Rechen­leis­tung ver­fügt, um mei­nen Text zu Leb­zei­ten noch dechif­frie­ren zu kön­nen. — stop

polaroidantennen

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paris — mumbai

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tan­go : 3.55 — Eine ange­neh­me Nacht. Lei­ses Regen­ge­räusch. Ich habe über die Erfin­dung flie­gen­der Pflan­zen nach­ge­dacht, über Pflan­zen, die zeit­le­bens den Erd­bo­den nie­mals berüh­ren. Gegen drei Uhr dann einen Brief an Hen­ry geschrie­ben. Lie­ber Hen­ry, anbei die Stre­cke Paris — Mum­bai in Wor­ten, so wie sie der Com­pu­ter aus­ge­rech­net hat. Ich habe für das tür­ki­sche Staats­ge­biet eini­ge Lücken gelas­sen, da ich ent­spre­chen­de Zei­chen­sät­ze nicht fin­den konn­te, um Städ­te und Dör­fer kor­rekt dar­zu­stel­len. Von die­sen Gebie­ten ein­mal abge­se­hen, soll­te Dei­ne Rou­te voll­stän­dig vor­ge­schrie­ben sein. Du wirst, sofern alles gut gehen wird, nach 105 Stun­den Bom­bay errei­chen. Natür­lich darfst Du nicht anhal­ten, am bes­ten reist Du in Beglei­tung. Das Pro­gramm gab fol­gen­den war­nen­den Hin­weis: Unse­re Anga­ben die­nen nur zu Pla­nungs­zwe­cken. Es ist mög­lich, dass die Ver­kehrs­ver­hält­nisse auf­grund von Bau­stel­len, Ver­kehr, Wet­ter oder ande­ren Fak­to­ren von den hier dar­ge­stell­ten Vor­schlä­gen abwei­chen. Sie soll­ten daher Ihre Rei­se ent­spre­chend pla­nen und alle Ver­kehrs­schil­der oder Hin­weise bezüg­lich Ihrer Rou­te beach­ten. Ich wün­sche Dir, lie­ber Hen­ry, eine gute Rei­se. Dein Lou­is > Rou­te nach Mum­bai Cen­tral, Mum­bai, Maha­rash­tra, Indi­en 9.302 km – ca. 105 Stun­den Paris, Frank­reich‎ 1. Auf Rue de Rivo­li nach Wes­ten Rich­tung Rue du Renard star­ten 69 m wei­ter gesamt 69 m 2. Leicht links abbie­gen auf Rue de la Cou­tel­le­rie Ca. 56 Sekun­den 140 m wei­ter gesamt 210 m 3. Rechts abbie­gen auf Av. Vic­to­ria 32 m wei­ter gesamt 240 m 4. 1. Abzwei­gung links neh­men, um auf Rue Saint-Mar­tin zu wech­seln 71 m wei­ter gesamt 300 m 5. 1. Abzwei­gung links neh­men, um auf Quai de Ges­v­res zu wech­seln Ca. 1 Minu­te 160 m wei­ter gesamt 450 m 6. Wei­ter auf Quai de l’Hôtel de ville Ca. 1 Minu­te 600 m wei­ter gesamt 1,1 km 7. Wei­ter auf Quai des Céles­tins Blitz­ge­rät inner­halb von 200 m 260 m wei­ter gesamt 1,3 km 8. Wei­ter auf Quai Hen­ri IV Ca. 1 Minu­te 750 m wei­ter gesamt 2,1 km 9. Wei­ter auf Voie Mazas Ca. 1 Minu­te 950 m wei­ter gesamt 3,0 km 10. Wei­ter auf Quai de Ber­cy Ca. 2 Minu­ten 1,5 km wei­ter gesamt 4,5 km 11. A3 A6 Péri­phé­ri­que Por­te de Ber­cy Cha­ren­ton Die Auf­fahrt Rich­tung A3/A6/Périphérique/Porte de Bercy/Charenton neh­men 270 m wei­ter gesamt 4,8 km 12. An der Gabe­lung rechts hal­ten und wei­ter Rich­tung A4 70 m wei­ter gesamt 4,8 km 13. An der Gabe­lung rechts hal­ten und wei­ter Rich­tung A4 120 m wei­ter gesamt 5,0 km 14. An der Gabe­lung rechts hal­ten und wei­ter Rich­tung A4 27 m wei­ter gesamt 5,0 km 15. A4 Metz Nan­cy Mar­ne la Val­lée Cré­teil An der Gabe­lung rechts hal­ten, Beschil­de­rung in Rich­tung A4/Metz/Nancy/Marne la Vallée/Créteil fol­gen und wei­ter auf A4 Teil­weise gebüh­ren­pflich­tige Stra­ße Blitz­ge­räte ab 7,4 km > …

polaroidstrand3

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federlibelle

2

romeo

~ : malcolm
to : louis
sub­ject : FEDERLIBELLE
date : may 22 13 5.35 p.m.

Wie­der wan­dern wir süd­wärts. Es ist ein gro­ßes Glück. Vor vier Wochen noch war Fran­kie ernst­haft krank gewe­sen. Er lag auf einer Bank am Hud­son River, Höhe 26. Stra­ße. Als wir ihn in die­ser unge­wohn­ten Hal­tung bemerk­ten, fürch­te­ten wir, er könn­te gestor­ben sein, kei­ne Bewe­gung. Vor­sich­tig näher­ten wir uns, hoben ihn an, hüll­ten ihn in eine Decke. Er hat­te hohes Fie­ber, sein Herz ras­te, manch­mal schien es aus­zu­set­zen. Zwei Tage und zwei Näch­te waren wir ihm sehr nah gekom­men. Nun bin ich mir sicher, dass Fran­kie uns kennt, dass das klei­ne Tier uns Ver­trau­en schenkt. Er scheint die Tage sei­ner Gefan­gen­schaft ver­ges­sen zu haben, zu kei­ner Zeit wehr­te er sich. Wir füt­ter­ten ihn mit Nuss­brei und Pflau­men. Wäh­rend er schlief, waren lei­se, knat­tern­de Lau­te zu ver­neh­men. Am Mor­gen des drit­ten Tages, wir hat­ten in sei­ner Nähe über­nach­tet, war Fran­kie wei­ter­ge­zo­gen. Wir folg­ten ihm in einem Abstand von zwan­zig oder drei­ßig Metern. Er wan­der­te zunächst nord­wärts bis Höhe 35. Stra­ße, kehr­te dann plötz­lich um, als hät­te er sich erin­nert, dass er zuvor noch süd­wärts gelau­fen war. Seit drei Wochen kam­pie­ren wir jetzt vor einem alten Back­stein­haus, 371 West 11. Stra­ße, des­sen Feu­er­lei­tern Fran­kie gefal­len. Die Bewoh­ner des Hau­ses haben sich an uns gewöhnt, wie wir gegen­über auf unse­ren Gar­ten­stüh­len sit­zen und Fran­kie nicht aus den Augen las­sen. — Aller­bes­te Grü­ße sen­det Mal­colm / code­wort : federlibelle

emp­fan­gen am
22.05.2013
1412 zeichen

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polaroidsquare

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ein zeppelinkäfer

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echo : 2.54 — Wann war es, dass ich zum ers­ten Mal bemerk­te, wie mei­ne Brie­fe klei­ner und klei­ner wur­den? Wesen von wirk­li­chem Papier, Bögen in Umschlä­gen, mit einem Post­wert­zei­chen, das zuletzt die Anschrif­ten­sei­te mei­nes Schrei­bens voll­stän­dig bedeck­te. Im Post­amt wer­de ich seit­her ernst genom­men. Vor eini­gen Wochen kauf­te ich sinn­vol­ler­wei­se ein hand­li­ches Mikro­skop und einen Satz Blei­stif­te von äußers­ter Här­te. Ich spitz­te das Schreib­werk­zeug eine Vier­tel­stun­de lang, dann leg­te ich einen Bogen Papier in das Licht einer Lin­se mitt­le­rer Stär­ke. Ich näher­te mich mit beben­den Fin­gern. Man soll­te mich in die­sem Moment gese­hen haben. Bei jedem Wort, das ich auf das klei­ne Blatt notier­te, hielt ich die Luft an. Tat­säch­lich habe ich in mei­nen Leben noch nie zuvor in einer der­art sorg­fäl­ti­gen Wei­se geschrie­ben. Ich brauch­te drei Stun­den Zeit, um das Papier, das nicht grö­ßer gewe­sen war als eine Brief­mar­ke von 1,5 cm Kan­ten­län­ge, voll­stän­dig zu beschrif­ten. Ich schrieb fol­gen­de Zei­len an einen Freund: Lie­ber Sta­nis­law, Du wirst es nicht glau­ben, nach 1 Uhr heu­te Nacht schweb­te ein Zep­pel­in­kä­fer einer nicht sicht­ba­ren, schnur­ge­ra­den Linie über den höl­zer­nen Fuß­bo­den mei­nes Arbeits­zim­mers ent­lang, wur­de in der Mit­te des Zim­mers von einer Luft­strö­mung erfasst, etwas ange­ho­ben, dann wie­der zurück­ge­wor­fen, ohne aller­dings mit dem Boden in Berüh­rung zu kom­men. – Ein merk­wür­di­ger Auf­tritt. – Und die­ser groß­ar­ti­ge Bal­lon von opa­k­em Weiß! Ein Licht, das kaum noch merk­lich fla­cker­te, als ob eine offe­ne Flam­me in ihm bren­nen wür­de. Ich habe mich zunächst gefürch­tet, dann aber vor­sich­tig auf Knien genä­hert, um den Käfer von allen Sei­ten her auf das Genau­es­te zu betrach­ten. – Fol­gen­des ist nun zu sagen. Sobald man einen Zep­pel­in­kä­fer von unten her besich­tigt, wird man sofort erken­nen, dass es sich bei einem Wesen die­ser Gat­tung eigent­lich um eine fili­gra­ne, flü­gel­lo­se Käfer­ge­stalt han­delt, um eine zer­brech­li­che Per­sön­lich­keit gera­de­zu, nicht grö­ßer als ein Streich­holz­kopf, aber schlan­ker, mit sechs recht lan­gen Ruder­bei­nen, gestreift, schwarz und weiß gestreift in der Art der Zebra­pfer­de. Fünf Augen in grau­blau­er Far­be, davon drei auf dem Bauch, also gegen den Erd­bo­den gerich­tet. Als ich bis auf eine Nasen­län­ge Ent­fer­nung an den Käfer her­an­ge­kom­men war, habe ich einen leich­ten Duft von Schwe­fel wahr­ge­nom­men, auch, dass der Käfer flüch­tet, sobald man ihn mit einem Fin­ger berüh­ren möch­te. Ein Wesen ohne Laut. Dein Lou­is, herz­lichst. — Es war eine wirk­lich har­te Arbeit, all die­se Zei­chen zu notie­ren. Dann fal­te­te ich das Blatt Papier ein­mal kreuz und quer. Ich arbei­te mit zwei Pin­zet­ten wie­der­um unter star­kem Licht, steck­te den Brief in ein Cou­vert, des­sen Her­stel­lung noch mühe­vol­ler gewe­sen war als das Schrei­ben des Brie­fes selbst, und mach­te mich auf den Weg in das nächs­te Post­amt. Dort wur­de ich unver­züg­lich an den Schal­ter für beson­de­re Brief­for­ma­te wei­ter­ge­lei­tet, wo mein Brief, den ich mit einer Pin­zet­te auf den Tre­sen beför­dert hat­te, von einer wei­te­ren Pin­zet­te ent­ge­gen­ge­nom­men wur­de. Ich war sehr glück­lich. Ich beob­ach­te­te, wie der Beam­te eine Brief­mar­ke von der Grö­ße eines Reis­korns behut­sam auf mei­nen Brief leg­te und mit­tels eines Stem­pels, der vor mei­nen blo­ßen Augen kaum noch sicht­bar gewe­sen war, ent­wer­te­te. Dann ging mein Brief auf Rei­sen. Er flog sehr weit durch die Luft, und ich habe ihn für kur­ze Zeit ver­ges­sen. Nun aber, vor weni­gen Stun­den, wur­de mir von einem Son­der­bo­ten der Post ein Brief von der­art leich­ter Gestalt über­ge­ben, dass ich zunächst die Anwei­sung erhielt, alle Fens­ter mei­ner Woh­nung zu schlie­ßen. Die­ser Brief, eine Depe­sche mei­nes Freun­des, ruht vor mir auf dem Tisch. Es ist ein klei­nes Kunst­werk. Auf sei­ner Brief­mar­ke sol­len sich zwei Para­dies­vö­gel befin­den, die ihre Schnä­bel kreu­zen. Ich wer­de das gleich über­prü­fen. — Es ist Frei­tag! Guten Mor­gen! — stop / fürs marie­chen

ping

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capote

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nord­pol : 1.22 — Gegen sechs Uhr rief ich bei Lions Wri­ters Sup­port Ser­vices an. Guten Abend, sag­te ich, ich benö­ti­ge drin­gend einen Capo­te zum Spa­zie­ren am kom­men­den Sams­tag. Haben Sie viel­leicht einen für mich frei, den Sie mir lei­hen könn­ten von 3 Uhr am Nach­mit­tag bis in die Nacht irgend­wann? Das Fräu­lein am ande­ren Ende der Lei­tung ant­wor­te­te: Einen Capo­te? Bit­te war­ten Sie einen Moment. Also war­te­te ich. Ich war­te­te unge­fähr fünf Minu­ten, hör­te, wie sie mit irgend­wel­chen Leu­ten dis­ku­tier­te. Ich glau­be, sie bedeck­te, wäh­rend sie sprach, mit einer Hand die Mikro­fon­mu­schel ihres Tele­fon­hö­rers zu. Nach eini­gen Minu­ten kehr­te sie zurück: Ja, sag­te sie, wir haben einen Capo­te frei am kom­men­den Sams­tag. Wo wol­len sie ihn tref­fen? Ich ant­wor­te­te, dass ich unbe­dingt am Strand von Coney Island spa­zie­ren müs­se, Treib­gut sam­meln, Sturm­zei­chen notie­ren, das Meer betrach­ten, mit Tru­man über das Was­ser spre­chen, über digi­ta­le Schreib­ma­schi­nen, Funk­bü­cher und alle die­se Din­ge. Treff­punkt also Brigh­ton Beach Ave­nue Ecke 3th Street!  Wird gemacht, bestä­tig­te das Fräu­lein, Sie wis­sen schon, Capo­tes sind nicht ganz bil­lig? Oh, ja, sag­te ich, das will ich ger­ne glau­ben. Wie viel, frag­te ich, was habe ich zu erwar­ten? — 150 Dol­lar die Stun­de, ant­wor­te­te das Fräu­lein. Sie mach­te eine kur­ze Pau­se, um bald hin­zu­zu­set­zen, dass sie etwas weni­ger berech­nen wür­de, weil jener Capo­te, der für mich reser­viert war, bereits für eine Frei­tags­par­ty gebucht wor­den sei. Er wird nicht ganz frisch am Sams­tag vor Ihnen erschei­nen, sagen wir 120 Dol­lar, wäre das in Ord­nung? — Aber natür­lich wäre das in Ord­nung, ich jubi­lier­te, ein ver­ka­ter­ter Capo­te, even­tu­ell leicht betrun­ken, wun­der­voll! Ich quit­tier­te 1200 Dol­lar für zehn Stun­den und notier­te: Spa­zier­ge­spräch mit Tru­man Capo­te. Sams­tag, 18. Mai, 15 Uhr. Das war also ges­tern gewe­sen. Vor weni­gen Minu­ten wur­de mir per Kurier eine Gebrauchs­an­wei­sung für Herrn Tru­man Capo­te über­mit­telt. Ein Hand­buch. 15 Sei­ten. — stop
ping

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sier­ra : 5.28 — Eine Amei­se hat­te trotz der gro­ßen Höhe, in der sich mei­ne Woh­nung befin­det, zu mir gefun­den. Sie klet­ter­te vor­sich­tig gegen den Boden zu, tas­te­te sich über war­mes Holz, erreich­te ein Tisch­bein, um kurz dar­auf direkt vor mei­nen Augen zu erschei­nen. Viel­leicht wird sie mei­nen Atem wahr­ge­nom­men haben, einen Wind, denn sie duck­te sich kurz, ich hat­te den Ein­druck, dass sie mich betrach­te­te. Aber dann lief sie wei­ter, umrun­de­te mei­ne Schreib­ma­schi­ne, kreuz­te über den Tisch, um auf der ande­ren Sei­te wie­der abzu­stei­gen und in der Dun­kel­heit des Fens­ters zu ver­schwin­den. Nur weni­ge Minu­ten spä­ter, ich hat­te das Zim­mer kurz ver­las­sen, beweg­te sich eine dun­kel schim­mern­de Amei­sen­her­de exakt auf dem Pfad, den zuvor das ein­sa­me Tier genom­men hat­te, durch den Raum. Ein doch äußerst bemer­kens­wer­ter Vor­gang. Mög­li­cher­wei­se hat­te es sich zunächst um eine Kund­schaf­ter­amei­se gehan­delt, die mich besuch­te. Ihre Brü­der, ihre Schwes­tern waren nun sehr ziel­stre­big in mei­nem Zim­mer unter­wegs. Ich mein­te, das Geräusch hun­der­ter Bei­ne ver­neh­men zu kön­nen. Sie tru­gen Papie­re in ihren Zan­gen wie Fah­nen. Tat­säch­lich waren Zei­chen oder Tei­le von Zei­chen auf der Amei­sen­beu­te zu erken­nen, die sie gleich hin­ter mei­ner Schreib­ma­schi­ne zu einem Berg schich­te­ten, um sofort wie­der zum Boden hin abzu­stei­gen. Nach einer hal­ben Stun­de, alle Amei­sen waren ver­schwun­den, schloss ich das Fens­ter. Ich hät­te schwö­ren kön­nen, mir den Besuch der Amei­sen nur ein­ge­bil­det zu haben, wenn nicht auf dem Tisch das Papier­werk der Wan­de­rer als Beweis zurück­ge­blie­ben wäre. Natür­lich mach­te ich mich sofort an die Arbeit. Eine Stun­de ver­ging, dann war ich mir sicher gewe­sen, dass es sich bei dem Arte­fakt auf mei­nem Tisch um eine ein­zel­ne, zer­teil­te Buch­sei­te han­deln muss­te. Vier wei­te­re Stun­den spä­ter hat­te ich die Sei­te und ihre Zei­chen rekon­stru­iert. Fol­gen­der Text wur­de sicher­ge­stellt: ZUVIEL / Die Welt ist „unzähl­bar“, gefüllt mit Din­gen, Büchern, Büchern, die über Din­ge spre­chen, / die Welt trägt zusam­men und die Bücher tra­gen zusam­men, was die Welt zusam­men­trägt, / und auf sei­nem Tisch Bücher und noch­mals Bücher zu sehen / und Foto­bü­cher, Kunst­bü­cher und Bücher, die von ande­ren Büchern reden, und sich nun selbst eben­falls anschi­cken, die Welt auf einem Blatt Papier zu erfas­sen, die­se ver­fluch­te Sum­me von Aus­las­sun­gen zu erfas­sen, um dem Sta­pel noch ein eige­nes Echo hin­zu­zu­fü­gen … Es ist fünf Uhr gewor­den. Ich bin zufrie­den. Ich habe den Ursprung des Tex­tes erin­nert. Er wur­de von Yas­mi­na Reza in ihrer Sona­te Ham­mer­kla­vier ver­öf­fent­licht und von Eugen Helm­lé aus der fran­zö­si­schen in die deut­sche Spra­che über­tra­gen. Drau­ßen wird es lang­sam hell, Regen fällt. — stop
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