Aus der Wörtersammlung: mann

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five dollars

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romeo : 0.05 — In einer Sub­way Sta­ti­on unter dem Times Squa­re kau­er­te im Febru­ar ein dun­kel­häu­ti­ger Mann, der sei­ne Hän­de so schnell über eine Bat­te­rie von Eimern beweg­te, dass sie kaum noch wahr­nehm­bar waren, Schat­ten in der Luft, Unschär­fen. Der Mann war etwa 50 Jah­re alt, Drum­mer, ein Per­kus­sio­nist von Bedeu­tung. Hun­der­te Men­schen umring­ten ihn, klatsch­ten, tanz­ten, san­gen zu sei­nen wil­den Rhyth­men. Auf dem Boden vor dem Mann aus­ge­brei­tet lag ein Tuch der New Yor­ker Metro­po­li­tan Trans­por­ta­ti­on Aut­ho­ri­ty, Arts for Tran­sit, Muny, ein Zei­chen, das ihn als einen von der Stadt geschütz­ten Künst­ler aus­wies. Die­ser zier­li­che Schlag­zeu­ger nun ist mir nicht allein sei­ner Kunst wegen in Erin­ne­rung geblie­ben, son­dern auch des­halb, weil er eine sehr wir­kungs­vol­le Metho­de ent­deckt hat­te, Geld ein­zu­neh­men. Sobald näm­lich einer der Zuhö­rer sei­ne Foto­ka­me­ra auf ihn rich­te­te, unter­brach er sein Spiel, deu­te­te mit einem Fin­ger auf den Appa­rat und rief: 5 Dol­lars. Man kann sich das viel­leicht vor­stel­len, die­se Stil­le, die von einer Sekun­de zur ande­ren Sekun­de herrsch­te, wie der Foto­gra­fie­ren­de vom Publi­kum mah­nend ins Auge genom­men wur­de, wenn die Zah­lung nicht unver­züg­lich erfolg­te. Indes­sen war auch eine Flucht mit Kame­ra für die ver­sam­mel­te Gemein­schaft der Genie­ßen­den nicht wirk­lich nütz­lich, weil selbst dann, wenn einer der ange­spro­che­nen Räu­ber mit sei­nem digi­ta­len Bild in der Auf­nah­me­ma­schi­ne flüch­te­te, spiel­te der Schlag­zeu­ger nicht wei­ter. Er hielt so lan­ge inne, bis ein wei­te­rer, ein Zuhö­rer ohne Kame­ra viel­leicht, die offe­ne Rech­nung des Ver­schwun­de­nen bezahl­te. Ein klei­nes Wun­der, eine Art Geld ansau­gen­der Pum­pe, die einen Unter­druck mit­tels aus­blei­ben­dem Geräu­sches erzeug­te. It works. — stop

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tiefsee : 38. etage

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hima­la­ya : 0.08 — Hef­ti­ge Gewit­ter. Regen­ge­räu­sche auf dem Dach. Gehe auf und ab und lese oder sit­ze im Ses­sel, der sich nord­wärts zu bewe­gen scheint. Auf mei­nem Sekre­tär, weni­ge Meter ent­fernt, leuch­tet der Bild­schirm eines hand­li­chen Com­pu­ters. Hun­dert­tau­sen­de Wör­ter und ihre Über­set­zun­gen befin­den sich im klei­nen Kas­ten. Run­ning lus­ter. Gegen drei Uhr die Lek­tü­re Pete L. Munki’s Roman Nau­ti­lus wie­der auf­ge­nom­men. Eine sich äußerst lang­sam vor­wärts erzäh­len­de Bewe­gung. Die Geschich­te eines Man­nes, der einen Kof­fer in den 38. Stock eines Wohn­hau­ses wuch­tet. Alle Auf­zü­ge des Hau­ses sind seit Tagen aus­ge­fal­len. Es ist Sams­tag. Hoch­som­mer. Lex­ing­ton Ave­nue Ecke 58. Stra­ße. Im Kof­fer des Man­nes ein Glas­be­häl­ter, in wel­chem zwei leben­de Tief­see­fi­sche sit­zen. Fol­ge eine Stun­de lang dem Gespräch des Kof­fer­trä­gers mit sich selbst. Ein lei­ses Buch, ein Buch wie geflüs­tert. — stop

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seelenkästchen

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zou­lou : 0.02 — Ich balan­cie­re das Kreuz, das aus Eisen gedreht wur­de, im Zug zwi­schen den Hän­den. Wun­der­schö­ne wei­ße Ber­ge am Hori­zont, ent­lang der Stre­cke blü­hen Apfel­bäu­me. Der Mann, der sich das Kreuz anse­hen will, ist Künst­ler. Er arbei­tet aus­schließ­lich an Kreu­zen. Das Kreuz mei­nes Vaters soll kost­bar, soll über 200 Jah­re alt sein, wird er bald erzäh­len, wir haben es in Süd­ti­rol auf einem Schutt­berg gefun­den. In der Hal­le fla­ckern offe­ne Feu­er. Es ist still. Ein paar Flie­gen sind im war­men Licht in der Luft zu erken­nen und die Hand des Schmie­des, klein und weich. Sie fährt die fei­nen Schmuck­li­ni­en des Kreu­zes ent­lang, da und dort feh­len Spit­zen. Jede der feh­len­den Spit­zen wird geschätzt, wie sie wohl aus­ge­se­hen haben mag und was sie viel­leicht kos­ten wird. Es ist nicht das Mate­ri­al, sagt der Mann, es ist heut­zu­ta­ge die Zeit, ver­ste­hen Sie, die Arbeits­zeit. Er öff­net behut­sam die Tür eines Gehäu­ses, das sich im Zen­trum des Kreu­zes befin­det. Jetzt schließt er es wie­der, tritt einen Schritt zur Sei­te und erkun­digt sich, ob ich den wis­se, dass die­ses Gehäu­se, ein soge­nann­tes See­len­käst­chen sei, ein Ort, an dem sich die See­le eines ver­stor­be­nen Men­schen aus­ru­hen kön­ne, bis sie wei­ter him­mel­wärts auf­stei­gen wür­de. Eine wun­der­vol­le Erfin­dung. Es ist für mich die ers­te Begeg­nung mit einer Form, die eine kon­kre­te Vor­stel­lung der Grö­ße einer Men­schen­see­le sofort ent­ste­hen lässt. Ich sage zu dem Mann, der dicht neben mir steht, dass sie doch klei­ne Wesen sind, die See­len der Men­schen. Und dann gehe ich wie­der. Es ist schon hal­ber Nach­mit­tag. – stop

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nachtstimmen : julija tymoschenko chen guangcheng

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tan­go : 3.08 — Gegen 2 Uhr in der Nacht wer­de ich wach. Regen, schwer, schlägt gegen das Fens­ter im Dach. Ein Sturm, unmög­lich, der nicht ange­kün­digt war in den Nach­rich­ten­li­ni­en, die ich ver­fol­ge. Stim­men kom­men aus der Fern­seh­ma­schi­ne, berich­ten von der umstrit­te­nen Poli­ti­ke­rin Juli­ja Tymo­schen­ko, von der Will­kür, die in nächs­ter Nähe in einem euro­päi­schen Land herrscht. Und da ist die­ser muti­ge Mann zu Peking, er trägt den Namen Chen Guang­ch­eng. Wie lan­ge Zeit wer­den wir noch von ihm und sei­ner Fami­lie hören? stop. Die Namen­lo­sen? stop.  Die­ser Sturm heu­te Nacht, unmög­lich, ein Gewit­ter, küh­le Luft, sie scheint im Kreis zu fah­ren. Wie ich am Fens­ter ste­he und schaue, plötz­lich das Bedürf­nis, zum Fried­hof zu lau­fen und einen Regen­schirm über das Grab mei­nes Vaters zu hal­ten. – stop

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apollo

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ulys­ses : 0.05 — Im Alter von drei Jah­ren lie­ge ich auf war­mem Land, das atmet. Bald flie­ge ich durch die Luft, schwe­be über dem Bauch mei­nes Vaters und lache, weil ich gekit­zelt wer­de. Mei­ne Stim­me, mei­ne kind­li­che Stim­me. Und da sind eine höl­zer­ne Eisen­bahn, das Licht der Dioden, damp­fen­des Zinn, Loch­kar­ten einer Com­pu­ter­ma­schi­ne und die Geheim­nis­se der Alge­bra­bü­cher, die der Jun­ge von sechs Jah­ren noch nicht ent­zif­fern kann. Aber For­scher, wie der Vater, will er schon wer­den, wes­halb er die Schnee­spu­ren der Amseln, der Fin­ken, der Dros­seln in ein Schul­heft notiert. Zu jener Zeit drif­te­ten Men­schen bereits in Gemi­ni­kap­seln durch den Welt­raum, um das Stern­rei­sen zu üben. Nur einen Augen­blick spä­ter waren sie schon auf dem Mond gelan­det, in einer Nacht, einer beson­de­ren Nacht, in der ers­ten Nacht, da der Jun­ge von sei­nem Vater zu einer Stun­de geweckt wur­de, als noch wirk­lich Nacht war und nicht schon hal­ber Mor­gen. Die zwei Män­ner, der klei­ne und der gro­ße Mann, saßen vor einem Fern­seh­ge­rät auf einem wei­chen Tep­pich und schau­ten einen schwarz-wei­ßen Mond an und lausch­ten den Stim­men der Astro­nau­ten. Man sprach dort nicht Eng­lisch auf dem Mond, man sprach Ame­ri­ka­nisch und immer nur einen Satz, dann pieps­te es, und auch der Vater pieps­te auf­ge­regt, als sei er wie­der zu einem Kind gewor­den, als sei Weih­nach­ten, als habe er soeben ein neu­es Teil­chen im Atom ent­deckt. In jener Nacht, in genau der­sel­ben beson­de­ren Nacht, saß zur glei­chen Minu­ten­stun­de irgend­wo im Süden der Dich­ter Giu­sep­pe Unga­ret­ti vor einem Fern­seh­ge­rät in einem Ses­sel und deu­te­te in Rich­tung des Gesche­hens fern auf dem Tra­ban­ten auf der Bild­schirm­schei­be, auf einen Astro­nau­ten, wie er gera­de aus der Lan­de­fäh­re klet­tert, oder habe ich da etwas in mei­nem Kopf ver­scho­ben? Sicher ist, auf jenem Fern­seh­ge­rät, vor dem Unga­ret­ti Platz genom­men hat­te, waren drei wei­te­re, klei­ne­re Appa­ra­te abge­stellt. Alle zeig­ten sie die­sel­be Sze­ne. Echt­zeit. Giu­sep­pe Unga­ret­ti war begeis­tert, wie wir begeis­tert waren. Ja, so ist das gewe­sen, wie heu­te, vie­le Jah­re spä­ter. – stop
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ein alter mann

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romeo : 0.32 — Ich erin­ne­re mich, vor einem Jahr, an einem Som­mer­abend, saß mein Vater auf einem Stuhl in sei­nem Gar­ten. Vor ihm stand ein klei­ner Tisch und auf die­sem Tisch eine Fla­sche Was­ser mit einem Dreh­ver­schluss. Ich glaub­te, dass mein Vater mich nicht bemerk­te. Er schien mit der Fla­sche zu spre­chen. Er beug­te sich vor, hielt die Fla­sche mit der einen Hand fest, wäh­rend er mit der ande­ren Hand an ihrem Ver­schluss dreh­te. Aber die Fla­sche war nicht leicht fest­zu­hal­ten gewe­sen, ver­mut­lich des­halb, weil sich die Feuch­te der Luft auf ihr nie­der­ge­schla­gen hat­te. Also lehn­te sich mein Vater wie­der auf sei­nem Stuhl zurück und schloss die Augen. Ich neh­me an, er wird ein­ge­schla­fen sein. Als er wie­der erwach­te, war ich noch immer da und auch die Fla­sche stand noch auf dem Tisch. Mein Vater beug­te sich vor, nahm die Fla­sche und dreh­te an ihrem Ver­schluss. Erneut schien er sich mit der Fla­sche zu unter­hal­ten, ohne aber die rich­ti­gen Wor­te zu fin­den, weil die Fla­sche sich noch immer dage­gen wehr­te, geöff­net zu wer­den. Also lehn­te sich mein Vater erneut zurück, er schüt­tel­te den Kopf. In die­sem Moment schweb­te eine Libel­le über den Tisch. Sie betrach­te­te mei­nen Vater, setz­te sich auf den Ver­schluss der Fla­sche und fal­te­te ihre Flü­gel. Ein Moment der Stil­le, des Frie­dens. Ein paar Zika­den waren zu hören, sonst nichts. Mein Vater war bald wie­der ein­ge­schla­fen, es wur­de dun­kel und die Libel­le ver­schwand. Als er erwach­te, saß ich vor ihm. Ich hat­te die Fla­sche für ihn geöff­net und ein Glas mit Was­ser gefüllt. Mein Vater erzähl­te, dass er sich gewun­dert habe, war­um er die Fla­sche nicht öff­nen konn­te, er habe sie doch selbst zuge­dreht. — stop

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wörterzunge

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alpha : 2.05 Hör­te im Bild­schirm­ge­spräch Tho­mas Bern­hard wie­der sagen: Alles ist immer wirk­lich, es gibt nichts Erfun­de­nes. Froh bin ich über die­sen Satz. Nach Selbst­be­ob­ach­tung scheint in mei­ner erzäh­len­den Welt ein Zeit­an­nä­he­rungs­werk zu exis­tie­ren, das nach Ent­de­ckung zunächst arbei­ten muss im Kopf. Ich habe ges­tern unter ande­rem den Ver­such eines Man­nes notiert, eine Bie­ne von Stein zu fabri­zie­ren, ein sozia­les Wesen, das in der Lage sein soll­te, sich in die Luft zu erhe­ben. Die­se Vor­stel­lung war mir zunächst fremd gewe­sen, mein eige­ner Gedan­ke. Als ich dann nach zwei Stun­den von einem Spa­zier­gang an den Schreib­tisch zurück­kehr­te, war mir der Mann und sein Unter­neh­men so ver­traut gewor­den, als wür­de er in einer benach­bar­ten Woh­nung leben, ich wür­de ihn besucht haben und über die Schul­ter geschaut, wie er etwas Fels­spat mit einem Mei­ßel­chen behut­sam fächert, dass es als Flü­gel­teil­chen bald ein­mal durch die Luft segeln könn­te. Es scheint viel­leicht so zu sein, dass sich mei­ne Wirk­lich­keit zunächst mit­tels einer Wör­t­er­zun­ge vor­sich­tig in unbe­kann­te Räu­me tas­tet. — Vier Uhr zwei in Homs, Syria. — stop
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ein ballon

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echo : 6.22 — Ein Vogel, ein Sper­ling, sitzt auf dem Sims vor mei­nem Fens­ter. Es ist kurz nach zwei Uhr. Der Vogel scheint zu schla­fen unter einem geschlos­se­nen Augen­lid, das ande­re Auge schaut mich an, wie ich mich vor­sich­tig nähe­re. Lang­sam fah­re ich mit dem Kopf an die Schei­be her­an. Ich glau­be, ich bin einem Sper­ling in mei­nem Leben noch nie so nahe gekom­men, nur Zen­ti­me­ter, etwas Glas, etwas Luft tren­nen uns. Der Vogel scheint mich in die­sem Moment sorg­sam zu beob­ach­ten, bei­de Augen sind geöff­net, er plus­tert sich, jetzt macht er bei­de Augen wie­der zu. Ich gehe zum Schreib­tisch, bin schläf­rig gewor­den, nein, ich darf mich auf kei­nen Fall aufs Sofa set­zen, das wäre das Ende der Arbeits­nacht. Ich notie­re: Auf dem Broad­way, Ecke 28. Stra­ße, steht ein Mann zwi­schen Autos vor einer Ampel. Er ver­kauft Pis­to­len, die Sei­fen­bla­sen erzeu­gen. Es ist kalt und win­dig, wes­we­gen dem Lauf der Pis­to­le nur klei­ne Sei­fen­bla­sen ent­kom­men. Der Mann schimpft vor sich hin, er droht dem Him­mel mit der Waf­fe. Die Ges­te bleibt ohne Wir­kung, wes­halb der Mann sich wie­der auf den Lauf sei­nes Werk­zeu­ges kon­zen­triert. Sobald ein kopf­gro­ßer Sei­fen­bal­lon doch ein­mal ent­steht, der Aus­druck empör­ter Zufrie­den­heit auf sei­nem Gesicht, aber dann platzt die Bla­se und er fängt wie­der von vor­ne an, wischt sich die Nase, die ihm davon­zu­lau­fen droht, rich­tet sich den Lum­pen, der sein Gesicht umhüllt, die Ampel springt auf Grün, Autos fah­ren an, wei­te­re Autos hal­ten. Es ist kalt heu­te. Ich gehe süd­wärts spa­zie­ren, bis ich den Uni­on Squa­re errei­che, sit­ze ein wenig in der Son­ne, Eich­hörn­chen wäl­zen sich wie Kat­zen auf dem san­di­gen Boden. Nach drei Stun­den keh­re ich zur Kreu­zung Broad­way Ecke 28 Stra­ße zurück. Ein Mann steht dort zwi­schen Autos vor einer Ampel. Er ver­kauft Pis­to­len, die Sei­fen­bla­sen erzeu­gen. Es ist der­sel­be Mann, den ich bereits beob­ach­te­te, es scheint sich bei die­ser Men­sche­n­er­schei­nung um einen Loop zu han­deln. Es ist denk­bar, dass es Hun­dert­tau­sen­de ähn­li­cher Loops in der Stadt New York zu beob­ach­ten gibt, Loops, die in der Sub­way sich voll­zie­hen, Loops in Büro­land­schaf­ten, Loops in Waren­häu­sern. Ich freue mich über die­se Ent­de­ckung. Der Vogel vor dem Fens­ter lun­gert dort immer noch her­um. Es ist jetzt schon viel spä­ter gewor­den, ich habe sehr lang­sam gear­bei­tet. – Astor Pia­zolla / El Con­cier­to De Luga­no. — stop

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james baldwin

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tan­go

~ : oe som
to : louis
sub­ject : JAMES BALDWIN
date : mar 22 12 11.15 p.m.

Abso­lu­te Stil­le. Kein Wind, kei­ne Bewe­gung auf dem Was­ser, der Him­mel leer. Seit 382 Tagen schwebt Tau­cher Noe unter uns in der Tie­fe. Er scheint glück­lich zu sein, die Tage sei­nes Auf­be­geh­rens sind vor­über. Noch vor weni­gen Wochen wünsch­te Noe, zurück­keh­ren zu dür­fen, sofort! Wir haben ihm vom Regen erzählt, von Stür­men, von sei­ner Mut­ter, von sei­nem Vater, wie stolz sie auf ihn sind. Nach 5 Tagen war Noe ruhi­ger gewor­den, mür­be von der lan­gen Zeit toben­den Zwei­fels, viel­leicht auch des­halb, weil wir ihn aus 850 Fuß Tie­fe der Dun­kel­heit auf Höhe der Däm­me­rung hoben, eine Ahnung von Licht, Hoff­nung, das Gefühl, noch nicht ver­lo­ren zu sein. Ein tap­fe­rer Mann. Er habe das Wort Schnee in sei­nem Kopf hin und her bewegt, aber er kön­ne nicht sagen, was es bedeu­te. Sor­ge berei­te ihm außer­dem, dass er sein Gesicht nicht erin­ne­re. Seit­her dis­ku­tie­ren wir, ob wir ihm nicht doch ein hei­te­res Bild sei­ner Per­son über­mit­teln könn­ten, Noe droh­te das Rück­wärts­spre­chen zu üben. All das scheint nicht unge­wöhn­lich zu sein für sei­ne schwe­ben­de Lage, ein lan­ge Zeit andau­ern­der Moment von Ein­sam­keit, Fische, die ihn beob­ach­ten, Wör­ter gehen ver­lo­ren. In die­ser Sekun­de, lie­ber Lou­is, da ich Dir schrei­be, beginnt Noe wie­der zu lesen mit hel­ler Stim­me, James Bald­win / Unter­was­ser­buch No 285, nachts träum­te ich, und mor­gens wach­te ich zit­ternd auf, konn­te mich aber nie an den Traum erin­nern, nur dar­an, dass ich gerannt war. Ich wuss­te nicht mehr, wann es mit die­sen Träu­men ange­fan­gen hat­te; es war lan­ge her. Zwi­schen­durch gab es Zei­ten, in denen ich über­haupt nicht träum­te. Und dann ging es wie­der los, jede Nacht. – Ahoi! Dein OE SOM

gesen­det am
23.03.2012
1630 zeichen

oe som to louis »

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romantische kurzgeschichte

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sier­ra : 4.28 — Genè­ve / Place Bel Air. Es ist 1 Uhr und 30 Minu­ten MEZ : Ein Mann dunk­ler Haut­far­be, schwer betrun­ken, wird von städ­ti­schen Gen­dar­men im zen­tra­len Poli­zei­amt fest­ge­setzt. Ruhe­stö­rung. — 1 Uhr 35 Minu­ten MEZ : Der Betrun­ke­ne, Hän­de auf den Rücken gefes­selt, behaup­tet Char­lie Par­ker zu sein. Er will sein Saxo­phon wie­der­ha­ben. — 2 Uhr 05 Minu­ten MEZ : Die Iden­ti­tät des Gefes­sel­ten wird zwei­fels­frei fest­ge­stellt. Es han­delt sich um US-Bür­ger Jon­ny Wil­ker­son, 36, wohn­haft zu Paris, 8, Rue de Javel. – 2 Uhr 38 Minu­ten MEZ : Über­ga­be des Blas­in­stru­men­tes an den Ran­da­lie­ren­den. – 2 Uhr 40 Minu­ten bis 4 Uhr und 5 Minu­ten MEZ : Fünf sta­tio­nä­re Gen­dar­men der Nacht­schicht sind von ent­fes­sel­ten Geräu­schen, die einer ver­git­ter­ten Aus­nüch­te­rungs­zel­le ent­kom­men, stark beein­druckt. Man hat Stüh­le von Holz vor dem Gehäu­se abge­stellt. — 4 Uhr und 6 Minu­ten MEZ : Par­ker, Char­lie, ein­ge­schla­fen. — stop

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