victor : 17.16 — Nah der Isola Tiberina befindet sich eine von Menschenhand gefertigte Schwelle im Bett des Tibers, die den langsam dahin reisenden Fluss zu einem reißenden Strom werden lässt. Das braun grüne Wasser ist hell geworden, blau und frisch von der eingefangenen Luft. Flaschen, Bälle, Hölzer werden zu Spielzeugen der strudelnden Walze, die sie fängt, die sie mit sich in die Tiefe nimmt, um sie kurz darauf wieder freizulassen für Sekunden. Wenn man dort sitzt und wartet, kann man sich kaum satt sehen an jener lebenslustigen Ordnung des Zufalls. Junge Menschen kauern am Ufer, schauen zu, zählen Bälle, Farben, Formen, spähen flussaufwärts, ob weitere Gegenstände sich nähern, um vom Wasser bearbeitet zu werden, bis sie sich irgendwann einmal aufgelöst haben werden oder so leicht geworden sind, dass ein Windstoß sie der Umarmung des Flusses entziehen kann. Die Wände der Tiberfassung ragen hoch hinter uns auf, zehn oder zwanzig Meter, kaum Geräusche menschlichen Lebens dringen bis hierher, Stadt und Fluss scheinen getrennt. Schwere, dunkel gefiederte Seemöwen haben vom Meer hierher gefunden. Ruhig stehen sie am Wasser, blinken mit den Augen, als wären sie Fotoapparate. Irgendwo in nächster Nähe sollen sich Fundamente Jahrtausende alter Brücken unter der Wasseroberfläche befinden. Wenn man sie einmal zu Gesicht bekommen sollte, müsste der Fluss bald verschwunden sein, verdampft wie die Spatzen, deren Spezies ich bald vergessen haben werde, dass sie je existierte. — stop
Aus der Wörtersammlung: wal
angmagssalik
lima : 0.05 — Ob es wohl möglich ist, einen wohlklingenden Kontrabass zu bauen, der kein weiteres Material enthält, als Substanzen eines gestrandeten Wales? – stop
stimmen zu st. georg
echo : 0.28 — Ein Spaziergang über den alten Münchner Friedhof St. Georg. Ich stand vor Liesl Karlstadts Grab, plötzlich hörte ich ihre Stimme, die von irgendwo her aus den Kastanienbäumen in nächster Nähe zu kommen schien. Orangefarbene Blüten, Fuchsköpfen ähnlich, lungerten auf dem kleinen Karlstadthügel. Blaue Fühlerkäfer hetzten über sandigen Boden. Waldbienen, Mooshummeln, Raupenfliegen, es sirrte und brummte in allen möglichen Tönen. Auf dem Gedenkstein für Rainer Werner Fassbinder hockte ein Marienkäfer von Holz, der Schirm eines Fächerahorns spendete Schatten. Auch an Fassbinders Stimme konnte ich mich sofort erinnern, ohne einen konkreten Satz aus seinem Munde zu vernehmen. Es war ganz so, als würden die Stimme in meinem Kopf eine Stimme simulieren. Erich Kästner allerdings war mir entweder abhandengekommen oder ich habe seine Stimme tatsächlich noch nie in meinem Leben gehört. Aber den Sedlmayr, Walter, erinnerte ich unverzüglich und auch die angenehm warme Stimme Bernd Eichingers, der so plötzlich gestorben war. Sommerfäden schwebten durch die Luft. Das Rascheln der Eichhörnchen unter dem Efeu. Über mir ein blaugrauer, blitzender Himmel. Es duftete nach Zimt, warum? Irgendwo in meinem Kopf, ich spürte das genau, muss eine Erinnerung an die Stimme Oskar Maria Grafs zu finden sein. Und wenn ich nun noch zwei oder drei Stunden auf meinem Sofa sitze und lausche in dieser stillen Nacht, wird sie vielleicht hörbar werden. — stop
robert walser
~ : oe som
to : louis
subject : KORALLEN
date : jul 31 12 4.37 p.m.
Seit 552 Tagen nun befindet sich Taucher Noe vor Neufundland in 820 Fuß Tiefe von einem eisernen Anzug umfangen. Es ist ein Wunder wie gut sich Noe hält. Jeden Morgen, wenn ich unseren Funkraum betrete, lausche ich in die Tiefe, freu mich, wenn ich Noe’s lesende Stimme oder seinen Atem höre. Während meines Besuches vor Kurzem im Mai, habe ich Korallengewächse von seinem Gehäuse entfernt, Schnecken und andere kleine Tiere, die sich dort festgesetzt hatten. Ich beobachtete Noe sehr genau, seinen Blick, seine Augen hinter der gepanzerten Scheibe. Wie er sich doch über meinen Besuch gefreut hatte, gemeinsam schaukelten wir durchs Meer vielleicht einhundert Meter eines Weges in ewiger Dämmerung auf und ab. Ich hielt mich fest an seinen Anzug gepresst. Kurz vor meiner Rückkehr an die Wasseroberfläche fragte ich Noe, ob er noch eine Weile aushalten würde, dieser Blick, lieber Louis, dieser Blick. Manchmal denke ich bei mir, wir sollten aufhören, wir sollten ihn zurückholen. Aber immer dann, wenn wir Noe in Bewegung setzen, wenn wir ihn anheben wollen, beginnt er zu protestieren, ein seltsames Geräusch, das ich so nie zuvor vernommen habe. Aus dem heutigen Tag ist ein äußerst angenehmer Sommertag geworden. Das Meer vollständig ohne Bewegung. Fliegenschwärme stehen dicht über dem Wasser. Wir haben keine Vorstellung, woher sie kommen und wohin sie wollen. Noe liest mir sanfter Stimme seit fünf Stunden aus einem weiteren Unterwasserbuch, Robert Walsers Geschichten, das wir vor einer Woche fertigstellen konnten: Es gibt Vormittage in Schusterwerkstätten, Vormittage in Straßen und Vormittage auf den Bergen, und letztere mögen so ziemlich das Schönste auf der Welt sein, aber ein Bankhausvormittag gibt entschieden noch mehr her. – Ahoi! Bis bald einmal wieder Dein OE SOM
gesendet am
31.07.2012
1877 zeichen
bienengeschichte
himalaya : 5.52 — Die folgende Geschichte ist natürlich eine erfundene Geschichte. Aber ich tue so als wäre sie nicht erfunden. Am besten beginne ich in dieser Weise: Seit zwei Wochen halte ich mich stundenlang unter freiem Himmel auf. Das ist deshalb so gekommen, weil ich eine Aufgabe übernommen habe, die mir nach wie vor sehr interessant zu sein scheint. Ich beobachte Bienen, wie sie sich über eine Wiese fortbewegen. Deshalb liege oder knie ich oder laufe gebückt dahin, den Kopf dicht über dem Boden, was nicht immer leicht ist, weil Bienen doch schnelle Flieger sind. Jene Bienentiere, die ich beobachte, wohnen in nächster Nähe am Saum eines Waldes, dessen präzise Position ich nicht verraten darf. Sie tragen Nummern von 1 bis 100 auf ihren Rücken, was für meine Arbeit sehr bedeutend ist, da ich Bienen, die ohne eine Nummer sind, niemals beachte. So lautet meine Instruktion, Bienen ohne Nummer ist nicht zu folgen, vielmehr ist so lange Zeit am Rande der Wiese zu warten, bis eine Biene mit Kennzeichnung auf der Wiese erscheint. Ich trage eine Schirmmütze gegen die Blendwirkung der Sonne und eine Monokellupe, die vor meinem rechten Auge sitzt und mir einen präzisen Blick in die kleine Welt der Bienen in der Nähe des Bodens ermöglicht. Genaugenommen ist es meine vornehme Aufgabe, eine Biene, die ich einmal in den Blick genommen habe, solange wie möglich zu begleiten auf ihrem Flug von Blüte zu Blüte. Ich bin indessen nicht einmal stumm. Ich sage zum Beispiel: Hier spricht Louis. Es ist 15 Uhr und 12 Minuten. Ich folge Biene No. 58. Wir nähern uns einer Butterblumenblüte. Ja, das genau sage ich laut und deutlich. Ich spreche in ein Funkgerät, von dem ich weiß, dass mir in der Ferne im Seebad Brighton an der englischen Küste irgendjemand an einem anderen Funkgerät zuhört. Ich sage: Hier spricht Louis. Biene No 58: Landung Butterblume. OVER! Dann betrachte ich die Biene, wie sie in der Blüte arbeitet und warte. Bald fliegt die Biene weiter und ich sage kurz darauf: Biene No 58: Landung Feuernelke. OVER! Ja, so mache ich das. Ich werde immer besser darin. Ich glaube, die Bienen mögen mich. Ich bin ihnen vertraut geworden. In einigen Tagen werde ich vielleicht etwas genauer erzählen, warum ich Bienen beobachte. Jetzt bin ich müde. Es ist Samstag. Nachtwolken rasen über den Himmel. Was Frankie wohl gerade macht? — stop
luftgespräch
tango : 15.01 — Eine Notiz wiedergefunden, die Mr. Salter vor einigen Jahren unter dem Titel Elephantisland notierte. Er schrieb Folgendes: Kurz nach acht Uhr. Kalte, trockene Luft, ich notiere mit klammen Händen. Um 7 Uhr heute Morgen haben wir bei stürmischer See Elephantisland erreicht. Suche nach Miller unverzüglich aufgenommen. Südwestliche Bewegung die Küste entlang. Gegen 9 Uhr erste größere Seeelefantengruppen gesichtet. Heftiger Schneefall. Mittags dann auf menschliche Spuren gestoßen. Eine Mulde von zwei Fuß Tiefe im groben Untergrund, hüfthoher Steinwall nordwärts. Im Windschatten: drei gebleichte Walknochen, ein halbes Dutzend fingerdicker Hautstücke, ein Kamm, zwei rostige Kugelschreiber, eine Blechtasse, zwölf Pinguinschnäbel, fünf Batterien, drei Klumpen ranzigen Fettes, Bruchstücke eines Sonneneillektors und einer Schreibmaschine. Das Werkzeug war in einer Weise sorgfältig demoliert, als sei eine Dampfwalze darüber hin und her gefahren. Dann weitere zehn Minuten die Küste entlang, dann auf Miller gestoßen. Der Dichter stand mit dem Rücken zu einem Felsen hin und richtete ein Messer gegen einen Seeelefanten. Das Tier, das sehr gewaltig vor unserem Mann in den Himmel ragte, war nur noch zwei Armeslängen entfernt und scheuerte mit dem Rücken über den Felsen. Eigenartige Geräusche. Geräusche wohl der Lust. Geräusche, als habe das Tier eine verbeulte Trompete verschluckt. Geräusche auch von Miller. Helle Geräusche, kreischende, irre Töne. Wir haben zu diesem Zeitpunkt das Folgende über Miller zu sagen: Unser Mann ist entkräftet und stark verschmutzt. Zwei Finger der linken Hand sind erfroren. Kopfwärts wandernde Spuren von Dehydration. Miller spricht nur einen Satz: All for nothing. Wir haben den Rückweg angetreten, indessen, bei genauerer Betrachtung unserer Umgebung, auf Felsformationen entlang der Küste Fragmente von Zeichenketten entdeckt. Eindeutig Millers Handschrift. Bringen Dichter Miller jetzt nach Hause. — Mittwoch: Ein wispernder, knatternder, singender, knirschender, lirrpender, pfeifender, sirrender Bauch. Tiere von Luft sind zu Besuch gekommen, hüpfen, springen, seilen unter dem Zwergfelldach. Gespräche tatsächlich, die ich hören kann. — stop
zerstreuung
marimaba : 6.36 — In einer Filmdokumentation, die den Schriftsteller Jonathan Franzen fünf Tage lang während einer Lesereise begleitet, folgende berührende Szene, die sich im New Yorker Arbeitszimmer des Autors ereignet. Jonathan Franzen hält seine Schreibmaschine, ein preiswertes Dell – Notebook, vor das Objektiv der Kamera. Er deutet auf eine Stelle an der Rückseite des Gerätes, dort soll früher einmal ein Fortsatz, eine Erhebung zu sehen gewesen sein. Er habe diesen Fortsatz eigenhändig abgesägt. Es handelte sich um eine Buchse für einen Stecker. Man konnte dort das Internet einführen, also eine Verbindung herstellen zwischen der Schreibmaschine des Schriftstellers und der Welt tausender Computer da draußen irgendwo. Jonathan Franzen erklärt, er habe seinen Computer bearbeitet, um der Versuchung, sich mit dem Internet verbinden zu wollen, aus dem Weg zu gehen. Eine überzeugende Tat. Im Moment, da ich diese Szene beobachte, bemerke ich, dass die Verfügbarkeit von Information zu jeder Zeit auch in meinem Leben ein Gefühl von Gefahr, Zerstreuung, Beliebigkeit erzeugen kann. Ich scheine in den Zeichen, Bildern, Filmen, die hereinkommen, flüssig zu werden. Dagegen angenehme Gefühle, wenn ich die abgeschlossene Welt eines Buches in Händen halte. Früher einmal, sobald ich spazieren ging oder auf eine Reise, zur Arbeit, ins Theater oder sonst wohin, verließ ich niemals das Haus, ohne eines meiner zerschlissenen Unterwegsbücher mit mir zu nehmen. Wenn ich einmal doch kein Buch in der Hand oder Hosentasche bei mir hatte, sofort das Gefühl, unbekleidet oder von Leere umgeben zu sein. Als ob ich einen immerwährenden Ausweg in meiner Nähe wissen wollte, ein Zimmer von Wörtern, in das ich mich jederzeit, manchmal nur für Minuten, zurückziehen konnte, um fest zu werden. Da waren also Bücher von Malcolm Lowry, Kenzaburo Oe, Truman Capote, Friederike Mayröcker, Walter Benjamin, Janet Frame, Georg C. Lichtenberg, Heinrich von Kleist, Monika Maron, Alexander Kluge, Bohoumil Hrabal, Johann Peter Hebel, Patricia Highsmith, Elias Canetti, Peter Weiss, Hans Magnus Enzensberger. Irgendwann, weiß der Teufel warum, hörte ich auf damit. Und doch trage ich noch immer ein Buch in meiner Nähe. Ich trage meine Straßenbücher nicht länger in der Hand, ich trage meine Straßenbücher im Rucksack auf dem Rücken. — stop
lopes
delta : 0.36 — Ich stelle mir vor, wie ich bald einmal von einer längeren Reise nach Hause zurückkommen werde. Ich öffne die Wohnungstüre, mache Licht, ein paar Nachtfalter kommen mir durch den Flur zur Begrüßung entgegen. In der Küche blühen Kakteen. Im Wohnzimmer auf dem Sofa ruht eine norwegische Waldkatze, sie schläft. Es herrscht, obwohl Winterzeit, eine angenehme Temperatur in allen Räumen, eine Wärme, die von der Hitze umliegender Wohnungen verursacht ist. Ich höre Duke Ellington leise vom Radio her, das ich vergaß vor meiner Reise auszuschalten. Ja, und da ist nun also Lopes, auf dem Rücken liegend, bewegungslos. Ich sage, Lopes, hallo Lopes, guten Abend, bin wieder da, werd dich gleich wecken. Schritte an der Zimmerdecke, das pfeifende Geräusch einer Straßenbahn, die eine Kreuzung überquert, der Staub der Monate knistert auf den Lampenbirnen. Auch die Kakteen hinter dem Schreibtisch blühen wie versprochen. Es ist ein wirklich angenehmer Abend. Lopes ist schmal geworden und kühl, wie ich mit einer Hand über ihren Körper fahre, fühle ich ihre Rippenbögen unter dem Fell. Nichts kann man falsch machen in diesen sanften Momenten einer Rückkehr aus der Ferne, man macht das so, man setzt sich neben das schlummernde Katzentier, man zieht ganz sanft an einem ihrer Ohren, mal ist es das linke, mal ist es das rechte Ohr, und schon öffnen sich ihre Augen, es ist überall dasselbe Prinzip. Ich hörte von Arten, die 5 Jahre lang schlafen und warten, ohne je einmal aufzuwachen, oder trinken oder essen zu müssen. Das sind Katzen, die sehr kostbar sind, Lopes dagegen ist eine eher preiswerte Variante, eine Katze, die sechs Monate bei bester Gesundheit zu schlafen vermag. Ich sitze jetzt in der Küche, ich höre, wie meine Katze schnurrt. Gleich wird sie um die Ecke kommen, etwas wackelig auf den Beinen noch und ahnungslos wie viel Zeit doch vergangen ist, seit ich sie in den Schlaf geschaltet habe. — stop
möwen
echo : 4.12 — Lese in Louis Kekkola’s Eisbuch Das Walfischorchester. Es ist jetzt kurz nach vier Uhr, Dämmerung, Vögel pfeifen. In diesem Moment trage ich Handschuhe. Ich habe mein Tonbandgerät angeschaltet und spreche leise, in dem ich das zerbrechliche Buchwesen in Händen halte. Kaum habe ich eine Seite abgetastet, schließe ich den Kühlschrank, gehe in der Wohnung spazieren und lasse mir alles durch den Kopf gehen. Dann kehre ich zurück und lese mit dampfendem Atem weiter. Höre in diesen Minuten das Ticken des Weckers, der mir 15 Sekunden Zeit erteilt, um das Buch der ungestümen warmen Luft meiner Wohnung auszusetzen. Auf Seite 87 entdecke ich Louis Kekkola’s Notiz über das Leben der Möwen an nordischen Stränden. Er habe, schreibt er, in seinem Leben noch nie eine Möwe berührt. Das ist erstaunlich, ich glaube, es existieren nur wenige Menschen, die je eine Möwe mit ihren Händen berührten. Auch ich habe noch nie eine Möwe mit meinen Händen berührt. Ich könnte das ändern, ich sollte ans Meer fahren. — stop
rund um das müllnerhorn
sierra : 0.02 — Den halben Abend mit der Überlegung zugebracht, was ein moderner Kentaur, ein Kentaur unserer Tage, der in der Gegend um das Müllnerhorn in einem Laubwald unter Buchen, Eichen und Lindenbäumen leben könnte, zum Frühstück gerne zu sich nehmen würde. Wie im Flug ist die Zeit vergangen, ein Zustand leichter Selbstvergessenheit. Ich habe mir zunächst Dunkelheit vorgestellt, Dämmerung, dann, in diesem glimmenden Licht des nahenden Tages, die Umrisse eines Kentaur von zierlicher Gestalt, wie er noch schlafend seitlich auf etwas Moos gebettet liegt und träumt. Kaum sichtbare Atmung, die Hände, lose gefaltet, ruhen auf der Brust, ein Auge leicht geöffnet, peitschende Bewegung der weißhaarigen Spitze seines Schwanzes. Von einem ersten Sonnenstrahl berührt, setzt er sich auf, reibt sich das Fell, kurz darauf eine schwungvolle Bewegung und schon steht der Kentaur auf seinen vier Beinen. Ein wunderbar blauer Himmel über ihm, ein Himmel, den man sofort für ein gestürztes Meer halten könnte, ein Meer ohne Wind, ruhig, da und dort eine Wolke von Fisch. Jetzt liegt der Kentaur wieder seitlich auf dem Boden, seinen schönen Kopf auf eine Hand gestützt, nascht er von einem Häufchen Beeren, blättert in einem ramponierten Telefonbuch der Stadt Chicago, liest den ein oder anderen Namen laut vor sich hin, einmal eine Himbeere, dann wieder einen Namen. Ja, ich ahnte, Kentauren bevorzugen vielleicht wilde Waldhimbeeren zum Frühstück. Und nun, es ist kurz nach Mitternacht, stellt sich die Frage, ob es Kentauren möglich ist, Bäume zu besteigen? — stop
für h.d.