Aus der Wörtersammlung: hals

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lumen

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echo : 2.15 — Von win­zi­gen Lam­pen wird berich­tet, die ent­wi­ckelt wor­den sein sol­len, um in leben­de Kör­per ein­ge­setzt zu wer­den, von Licht­stäb­chen prä­zi­se, deren Bat­te­rien aus der Fer­ne gela­den wer­den. Sie ver­fü­gen über Schal­ter, die mit blo­ßem Auge nicht zu erken­nen sind. Die­se Schal­ter nun wer­den magne­tisch bewirkt. Ich stell­te mir vor, ich wür­de 500 die­ser klei­nen Lam­pen unter der Haut mei­ner Hän­de tra­gen, wun­der­voll könn­te ich leuch­ten, wann immer ich woll­te. Ja, ich soll­te bald mit mei­nen Hän­den begin­nen, zunächst einen ein­zel­nen Licht­fin­ger ver­su­chen, pro­bie­ren, ob es schmerzt, dann wei­te­re Beleuch­tung, Fin­ger um Fin­ger, die Rücken mei­ner Hän­de mit Licht beset­zen, Arme, Schul­tern, Hals. — stop

ping

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prada

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tan­go : 5.16 — Die Hand­ta­sche, der ich mich in der ver­gan­ge­nen Nacht ein­ge­hend wid­me­te, ist rot und weiß und von feins­tem Leder. Zwei Fächer sind in ihrem schma­len Bauch zu fin­den, die man mit Druck­knöp­fen ver­schlie­ßen kann. In die­sem Moment steht die Tasche auf vier metal­le­nen Füß­chen vor mir auf dem Schreib­tisch, Schul­ter­rie­men, Tra­ge­hen­kel, Außen­fä­cher, ein wirk­lich ansehn­li­ches Exem­plar, das glänzt und leicht ist. Die Tasche wiegt in nicht befüll­tem Zustand gera­de ein­mal 400 Gramm, so leicht ist die­se Tasche, ganz erstaun­lich. Nun habe ich Fol­gen­des unter­nom­men, ich habe zunächst in sorg­fäl­tigs­ter Wei­se einen präch­ti­gen Haut­bal­lon gefal­tet und in das lin­ke Sei­ten­fach der Leicht­hand­ta­sche abge­legt. Es han­delt sich um ein fili­gra­nes, flug­fä­hi­ges Natur­pro­dukt, wel­ches aus der Schwimm­bla­se eines Mond­fi­sches gefer­tigt wur­de. Ein fei­ner Schlauch, nicht sicht­bar auf den ers­ten Blick, führt vom Hals des Bal­lons wie­der­um zu einem Siphon, in dem sich Heli­um befin­det. Ich habe ihn, nach län­ge­rer Über­le­gung, auf der gegen­über­lie­gen­den Sei­te, im zwei­ten Außen­fach der Tasche unter­ge­bracht. Er ver­fügt über ein Ven­til, wel­ches unkon­trol­lier­tes Aus­strö­men des Gases ver­hin­dert, über einen Ver­schluss also, der mit einer sanf­ten Fin­ger­be­we­gung jeder­zeit geöff­net wer­den könn­te, sodass das Gas im Bruch­teil einer Sekun­de in den Bal­lon schie­ßen, das Fut­te­ral des Bal­lons öff­nen und die Hand­ta­sche mit Auf­trieb ergrei­fen wür­de. Soll­te ich zu die­sem Zeit­punkt das Ven­til der Tasche öff­nen, ende­te ihr Flug an der Decke mei­nes Zim­mers. — Kurz vor fünf Uhr am Mor­gen. Schon zu spät, um inmit­ten der Stadt heim­lich einen Frei­luft­ver­such unter­neh­men zu kön­nen. Noch etwas schla­fen dar­um, dann eine Spin­del mit äußerst fei­nem, aber zug­fes­tem Faden in der Län­ge von 100 Metern an der Tasche befes­ti­gen, dann wie­der Nacht. — stop

polaroidmolluske

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bumerang

9

echo : 2.25 — Weni­ge Minu­ten nach Mit­ter­nacht lan­de­te ein Mari­en­kä­fer auf mei­ner lin­ken Wan­ge. Ich kann nicht ent­schei­den, ob das ein Zufall gewe­sen war oder nicht. Indem ich das rech­te Auge schloss, aber mit dem lin­ken Auge so weit wie mög­lich nach unten sah, konn­te ich die halb­ku­gel­för­mi­ge Wöl­bung sei­nes Rückens erken­nen. Und ich spür­te eine leich­te Bewe­gung, der Käfer schien mich zu betas­ten. Natür­lich über­leg­te ich sofort, ob es sich bei die­sem Käfer nicht um ein fern­ge­steu­er­tes Wesen han­deln könn­te, das mich besuch­te, um Pro­ben von mei­ner Kör­per­ober­flä­che auf­zu­neh­men. Nach eini­gen Minu­ten ver­än­der­te der Käfer sei­ne Posi­ti­on, er ging zu Fuß, klet­ter­te an mir her­ab, saß für eini­ge Minu­ten an mei­nem Hals, dort konn­te ich ihn weder sehen noch spü­ren, um kur­ze Zeit spä­ter auf mei­nem Hemd zu erschei­nen, wo er sich sehr wohl­ge­fühlt haben moch­te, weil er dort eine gute Stun­de sei­ner Lebens­zeit ver­brach­te. Viel­leicht hat­te der Käfer geschla­fen, oder sich von Stra­pa­zen erholt, die mir unbe­kannt. In die­sem Moment nun, da ich mei­nen Text notie­re, sitzt der in Wör­tern ver­merk­te Käfer am lin­ken unte­ren Rand des Bild­schir­mes mei­ner Schreib­ma­schi­ne. Er presst sich fest an das Gehäu­se. Wei­te­re Käfer sit­zen an den Wän­den, es sind ein gutes Dut­zend, auch Käfer mit gel­bem Gehäu­se sind dar­un­ter. Ges­tern habe ich beob­ach­tet, dass gel­be Käfer mit vier­und­zwan­zig Punk­ten, wenn ich sie behut­sam in eine mei­ner Hän­de set­ze und in die Dun­kel­heit wer­fe, sofort wie­der zurück­kom­men. Man könn­te sagen, dass es sich bei die­ser Art um Bume­rang­kä­fer han­deln könn­te. — stop
ping

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ein mantel

9

papa : 2.45 — Kurz nach Mit­ter­nacht war ich zum Kühl­schrank gelau­fen, um für eini­ge Minu­ten mei­ne rech­te Hand ins Eis­fach zu legen. Als ich wie­der zurück­kehr­te in mein Arbeits­zim­mer, konn­te ich sie ange­nehm deut­lich zu spü­ren, kühl, und auch die war­me, feuch­te Luft auf der Haut mei­nes Kör­pers, ein schwe­rer Man­tel, den ich in die­ser Nacht ein- und aus­at­me, jeder Zug eine flüch­ti­ge Bewe­gung im Hals. Da war noch etwas Selt­sa­mes. An mei­nem Unter­arm ent­deck­te ich ein Gebiet, das ich sehen, jedoch nicht erfüh­len konn­te, als wäre mei­ne Eis­fach­hand nicht län­ger mit mir ver­bun­den. – stop

ping

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paris

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sier­ra : 5.25 — In der Mor­gen­däm­me­rung kom­me ich an, es ist die Stadt Paris gewe­sen, Gare de l’Est. Im Zug hat­te eine Frau von mons­trö­sen Aus­ma­ßen neben mir Platz genom­men, press­te mich gegen eine Wand des Abteils, ich konn­te kaum atmen, und wie ich den Bahn­hof ver­las­se, folgt sie mir. Ich gehe west­wärts Rich­tung Mont­par­nas­se. Plötz­lich sit­ze ich in einem Café, in dem alle Gegen­stän­de von Holz sind. Der Boden, die Wän­de, Stüh­le, Tische, auch die Tel­ler, Ser­vi­et­ten, Tas­sen und die Blu­men in ihren höl­zer­nen Gefä­ßen, das Was­ser der Vasen, der Kaf­fee, selbst die Frau, am Nach­bar­tisch, die sich freund­lich nach einer Ziga­ret­te erkun­digt, scheint zu grö­ße­ren Tei­len aus Holz zu bestehen, Hals, Stirn, Wan­gen, Arme und Hän­de, eines ihrer Augen. Auf dem Tisch vor mir sitzt eine Amei­se. Sie bewegt sich kaum. Ich weiß, dass sie zu mir gehört, ich habe sie gekauft. Der Mann, der mir die Amei­se ver­kauf­te, steht auf der Stra­ße vor dem Café und spricht mit jener Frau, die mir folgt. Er trägt einen Hut, eine Melo­ne, die Frau scheint wei­ter­hin zu wach­sen. Bei­de schau­en in mei­ne Rich­tung, sie lachen. Dann kommt der Mann zurück. Er schüt­tet eine Hand­voll Sul­ta­ni­nen auf den Tisch, sagt, dass ich die Früch­te in Schei­ben zer­le­gen sol­le, weil Amei­sen, gera­de die­se Amei­se, die zu mei­nem Eigen­tum gewor­den ist, Sul­ta­ni­nen bevor­zugt ver­zeh­ren wür­den. Das klei­ne Tier ist sehr kost­bar. Es ist eine Amei­se, die ihr Leben heim­lich mit Samu­el Beckett geteilt haben soll, ich habe das schrift­lich, eine Amei­se mit einem wun­der­vol­len Gehirn, sie ist sehr alt, ver­fügt über Ohren und spricht mit den Füh­lern. Ich weiß nicht, wie ich die Amei­se trans­por­tie­ren soll, des­halb wache ich auf und wun­de­re mich, weil ich kein Licht sehe. Aber ich spü­re die Schrit­te einer Amei­se auf mei­nem Bauch. Sie läuft kreuz und quer, bald sitzt sie unter­halb mei­nes lin­ken Auges. Das Tier scheint zu war­ten. — stop

polaroidglas

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kairo

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india : 7.00 — Weder darf ich ihren Namen ver­ra­ten, noch in wel­cher Stadt sie wohnt oder für wen sie arbei­tet. Alles ande­re darf ich erwäh­nen, dass sie wirkt, als sei sie einem Felli­ni-Film ent­kom­men, zum Bei­spiel. Sie trägt blaue Turn­schu­he, hel­le Sei­den­strümp­fe und einen grau­en, kur­zen Man­tel mit einem Pelz­kra­gen, der nicht echt ist oder doch, ich kann es nicht sagen. Wenn sie auf ihren lan­gen, äußerst dün­nen Bei­nen vor mir steht, über­ragt sie mich um einen hal­ben Kopf, kann somit mei­nen Schei­tel betrach­ten, was nie geschieht, weil sie mir stets auf oder in die Augen schaut, wenn wir mit­ein­an­der spre­chen. Auch dann näm­lich schaut sie mir in die Augen, wenn ich ihren Blick nicht erwi­de­re, weil ich gera­de irgend­ei­nen ande­ren Ort ihrer Erschei­nung besich­ti­ge. An ihrem Hals sitzt ein grün­gel­ber Schmet­ter­ling, der zu einem Tat­too gehört, das längst ihren hal­ben Kör­per bede­cken soll. Ich habe ein­mal einen flüch­ti­gen Ein­druck des Haut­ge­mäl­des erhal­ten, als sie mir ihren Bauch zeig­te. Ich war begeis­tert, aber auch ein wenig erschro­cken gewe­sen, ich konn­te ihre Rip­pen sehen, so dünn ist sie, so zer­brech­lich, dass man sie als eine Hun­ger­künst­le­rin bezeich­nen könn­te, eine, die gera­de so wenig isst, dass sie dar­an nicht stirbt. Über­haupt, ja, über­haupt das Leben, es ist nicht leicht, das sagt sie mit einer tie­fen Stim­me. Ihr Mund ist ein klei­ner Mund, ihre Augen sind grau, ihr Haar reicht bis fast zu den Knie­keh­len her­ab. Jeder Mann, aber auch alle Frau­en dre­hen sich nach ihr um, wenn sie erscheint und wie­der ver­schwin­det. Unlängst hat­te sie einen klei­nen Kof­fer gepackt und war mit ihm nach Kai­ro geflo­gen. Ich frag­te, ob sie sich nicht gefürch­tet habe. Nein, ant­wor­te­te sie, es sei ihr nicht so wich­tig am Leben zu blei­ben, weil sie eigent­lich nicht sehr ger­ne lebe, das sei schon immer so gewe­sen, wes­we­gen sie nur ungern trin­ken und essen wür­de. Um ein Schäl­chen Hafer­flo­cken zu sich neh­men zu kön­nen, muss ein hal­ber Tag ver­ge­hen. Das ist für ein Schäl­chen Hafer­flo­cken eine lan­ge Zeit. Sie lacht jetzt. Wenn doch die Män­ner nicht immer das­sel­be woll­ten, na, Du weißt! Der Künst­ler, der ihr das Haut­ge­mäl­de fer­tig­te, habe ihr gesagt, dass er sich fürch­tet über ihren blan­ken Rip­pen mit der Nadel zu arbei­ten. Wie­der lacht sie, ein wär­men­des Geräusch. — stop

polaroidnachtvogel

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erdbeben

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ulys­ses : 6.02 — Einen Tag lang habe mit mei­ner Ant­wort an Jen­ni­fer 7 gewar­tet. Vor weni­gen Stun­den fol­gen­de kur­ze E‑Mail-Notiz: Lie­be Jen­ni­fer, ich ver­ste­he, dass Sie unru­hig gewor­den sind. Bit­te haben Sie etwas Geduld, ich weiß um Ihr Leid, ahne, was es bedeu­tet, wenn man nicht schla­fen kann, weil Schrit­te von Men­schen in nächs­ter Nähe über die Decke spa­zie­ren. Man glaubt ihre Schat­ten zu sehen jen­seits der Bast­mat­ten, der Stei­ne, der Höl­zer. Wenn es ein­mal still ist, dann war­tet man in die­ser Stil­le auf das nächs­te Geräusch, das den Schlaf zer­rei­ßen wird, alles schon da tod­si­cher in der Zukunft, all das Getö­se, weil man an es denkt, weil es nicht anders sein kann, jede lei­se Erschüt­te­rung des Bodens eine Erschüt­te­rung der Welt, Erd­be­ben, Tra­gö­die. Man möch­te sich erhe­ben, man möch­te sich käm­men, Hemd und Hose sind bereits über­ge­wor­fen, so tritt man auf den Flur, um sich zur Beschwer­de auf­wärts zu bege­ben. Man klopft an eine Tür. Man sieht einen Schat­ten hin­ter dem Bull­au­ge des Spi­ons: BIST DU ALSO DA! Aber nie­mand öff­net die Tür. Auch nach Minu­ten des War­tens nicht. Und dann ist man doch noch ein­ge­schla­fen, mei­ne lie­be Jen­ni­fer 7, man schläft vor Erschöp­fung, man schläft mit geöff­ne­ten Augen unter dem Schwa­nen­hals. — Don­ners­tag. Leich­ter Regen. Es ist kalt gewor­den über Nacht. Noch immer habe ich kei­ne Ant­wort auf die Fra­ge gefun­den, wes­halb Kie­men­men­schen, sobald sie schla­fen oder sich küs­sen, Kopf nach unten in ihren Was­ser­woh­nun­gen schwe­ben. — stop

polaroidemergency

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luftholen

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tan­go : 3.55 — Aus guten Grün­den wie­der einen Selbst­ver­such im Atmen oder Nicht­at­men unter­nom­men. Ich saß zur Vor­sicht auf mei­nem Sofa, in der lin­ken Hand eine Uhr mit Sekun­den­zei­ger, in der rech­ten Hand ein Blei­stift, mit wel­chem ich Stri­che auf ein Blatt Papier zeich­ne­te, je einen Strich für 60 Sekun­den Zeit, ohne Atem geholt zu haben. Von 2 Uhr bis 2 Uhr 30 habe ich mir nun die Berech­ti­gung für 16 Strich­zei­chen die­ser Bedeu­tung erar­bei­tet. Dem­zu­fol­ge habe ich inner­halb eines Zeit­rau­mes von 30 Minu­ten 16 Minu­ten nicht geat­met, also von Luft­re­ser­ven gelebt. Fol­gen­de Erfah­rung: Zu Beginn jeder Atem­pau­se konn­te ich den­ken, was ich woll­te. Aber bereits nach 30 Sekun­den wil­lent­li­chen Atem­still­stan­des wur­de aus der Wei­te ein Fla­schen­hals. — Das Wort Luft­ho­len ist ein fas­zi­nie­ren­des Geräusch. — stop
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hurricane

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char­lie

~ : louis
to : dai­sy und vio­let hilton
sub­ject : HURRICANE

Es wird Win­ter, nicht wahr, lie­be Dai­sy, lie­be Vio­let, es wird Win­ter. Habe Pull­over, Män­tel, Hand­schu­he, Hüte, Schals auf mein Bett gebrei­tet, alles ist jetzt geprüft, ich bin gerüs­tet. Nicht viel ist zu erzäh­len zur Zeit, viel­leicht, dass ich ges­tern am spä­ten Abend die Lek­tü­re eines Romans von Ray Lori­ga auf­ge­nom­men habe, der von der Erfin­dung Man­hat­tans han­deln soll, ein ange­nehm leicht­fü­ßig erzähl­ter Text. Wäh­rend ich las, erin­ner­te ich mich an ein Gespräch, das ich mit einem Matro­sen der Sta­ten Island Fäh­ren noch im Janu­ar führ­te. Er berich­te­te, wie er mit einem der Schif­fe, es war die Andrew J. Bar­be­ri gewe­sen, den Hud­son auf­wärts fuhr, um das Schiff vor dem Hur­ri­kan Ire­ne in Sicher­heit zu brin­gen. Es sei eine unheim­li­che Rei­se gewe­sen, Not­be­leuch­tung an Bord, Möwen waren mit strom­auf­wärts gefah­ren, unbe­wegt saßen sie auf den Hand­läu­fen der Reling, hun­der­te Vögel, als hät­ten sie das Flie­gen ver­lernt. Ein Lot­se, nicht der Kapi­tän, führ­te Kom­man­do über das Schiff. Er selbst habe sich zum ers­ten Mal in sei­nem Leben land­ein­wärts von der Küs­te fort­be­wegt. Ich erin­ne­re mich gern an die­sen klei­nen Mann, der in Brook­lyn groß gewor­den war. Manch­mal trug er eine blin­ken­de Kopf­be­de­ckung, die den Strah­len­rin­gen der Frei­heits­sta­tue nach­emp­fun­den wor­den war. Heu­te, an die­sem Abend, wird er viel­leicht wie­der unter­wegs sein, mit sei­nem Schiff den Hud­son auf­wärts, es geht nun um San­dy, und es geht um Barack Oba­ma. Ich fra­ge mich, lie­be Dai­sy, lie­be Vio­let, wen, wenn ihr noch in heim­li­chen Wahl­re­gis­tern ver­zeich­net sein soll­tet, wür­det Ihr wäh­len? Euer Lou­is, sehr herz­lich, wünscht eine gute Nacht!

ps. Mr. Sal­ter hat sei­ne Dro­hung wahr gemacht. Im Hof, ver­packt in meh­re­re Kis­ten, war­tet das Eisen­bahn­ab­teil eines Pull­man­wa­gens dar­auf aus­ge­packt, und in mei­ner Woh­nung mon­tiert zu wer­den. Es ist angeb­lich mög­lich, dass ich mich in das Abteil setz­ten und dort arbei­ten könn­te. Land­schaf­ten, die ich frei wäh­len kann, sol­len an Fens­tern vor­über­zie­hen. Stim­men sind zu hören, das ist sicher, Stim­men aus Nach­bar­ab­tei­len, die nicht exis­tie­ren. Und die Bewe­gung eines wirk­li­chen Zuges unter mei­nen Hän­den. — stop

gesen­det am
28.10.2012
5.16 MEZ
2145 zeichen

lou­is to dai­sy and violet »

MELDUNGEN / ENDE

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mikobeli

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alpha : 0.22 — Die Ent­de­ckung des Wor­tes mik­obe­li ereig­ne­te sich am 20. Dezem­ber des Jah­res 2007. Ich mach­te das so: Zunächst schloss ich die Augen. Dann ver­such­te ich laut­hals Wör­ter aus­zu­spre­chen, die ich nie zuvor hör­te. Eine nicht ganz ein­fa­che Auf­ga­be. Kurz dar­auf notier­te ich das Wort mik­obe­li auf ein Blatt Papier und prüf­te, ob das Wort in den Ver­zeich­nis­sen der Goo­gle­ma­schi­ne bereits ent­hal­ten sein könn­te. Das war nicht der Fall, ich war zufrie­den. Eini­ge Zeit, zwei oder drei Wochen lang, ver­such­te ich wei­te­re unbe­kann­te und zugleich wohl­klin­gen­de Wör­ter zu ent­de­cken, dann hör­te ich damit auf. Heu­te, Diens­tag, 4. Sep­tem­ber 2012, um kurz nach 17 Uhr MESZ, wur­de mir das Wort mik­obe­li wie­der in Erin­ne­rung geru­fen, in dem ich bemerk­te, dass nahe Tibli­si (Geor­gi­en) nach genau die­sem erfun­de­nen Wort in den Goo­g­le­ver­zeich­nis­sen gesucht wor­den war. Und weil nun das Wort mik­obe­li in mei­nem digi­ta­len Schat­ten zu fin­den war, durf­te ich für weni­ge Minu­ten einen Besu­cher aus dem Kau­ka­sus auf mei­ner Par­tic­les – Sei­te ver­zeich­nen. Erstaun­lich ist, dass das Wort mik­obe­li von mei­ner Ana­ly­se­ma­schi­ne mit­tels geor­gi­scher Schrift­zei­chen wie­der­ge­ge­ben wird, fein und weich und voll­stän­dig fremd. Irgend­ein Mensch, stell­te ich mir vor, könn­te in der­sel­ben Art und Wei­se wie ich das Wort mik­obe­li erfun­den haben und hat­te kurz dar­auf nach Spu­ren sei­ner Exis­tenz im Inter­net gesucht. Eine auf­re­gen­de Geschich­te, die sich tat­säch­lich genau­so ereig­ne­te. Bit­te mel­den! — stop

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