alpha : 0.10 — Als würde sich diese merkwürdige Frau auf unsichtbaren Geleisen durch die Zeit bewegen, so kommt sie in unregelmäßigen Abständen immer wieder einmal an mir vorüber, armselig gekleidet, jawohl, auf das Äußerste armselig gekleidet, trägt sie im Sommer wie im Winter eine Polizeischirmmütze, einen merkwürdig grünen, zerschlissenen Faltenrock, eine gelbe, verschmutzte Bluse und darüber eine Jeansjacke, mein Gott, außerdem Turnschuhe, die möglicherweise längst über keinerlei Sohlenwerk mehr verfügen. Aber das mit den Schuhen ist gar kein Wunder, sie läuft andauernd sehr schnell herum, ich habe sie niemals stehend oder irgendwo sitzend angetroffen. Ungewöhnlich an dieser Frau ist insbesondere ein Pappschild, welches an einem längeren Stock befestigt wurde. Sie trägt das Pappschild hoch über dem Kopf, stolz scheinbar, es ist immer dasselbe Schild, geschützt von einer feinen Folienhaut. Auf diesem Schild nun ist mit akkurater Schrift folgende Forderung aufgezeichnet: Keine Gewalt gegen unsere Polizei! Die Verbreitung dieser Botschaft scheint ihr wesentliches Anliegen zu sein, ich habe mehrfach versucht, an die eilende Person heranzutreten, vergeblich, entweder war sie zu schnell oder ich war zu langsam in der Verfolgung gewesen. Tatsächlich beschleunigt sie ihre Schritte unverzüglich, wenn ich versuche mich ihr zu nähern. Einmal, es war hoher Sommer, telefonierte ich gerade, als ich sie kommen sah. Ich nahm meinen Telefoncomputer vom Ohr und richtete ihn auf die demonstrierende Frau, um sie zu fotografieren. Gestern, Sonntag um kurz vor Mitternacht: Sie scheint sehr leicht geworden zu sein, andere würden vielleicht sagen, dass sie äußerst mager geworden ist. Sie raucht wie eine Lokomotive. — stop
Aus der Wörtersammlung: rauch
lamelleniris
charlie : 3.12 — Ich stellte mir eine Versuchsanordnung vor. Ich sollte für die Verwirklichung dieser Versuchsanordnung Nahrungsmittel horten, zwei oder drei Enten ( je 1 kg), Maronen ( 1 kg ) , Wasser ( 10 l ), Mandarinen ( 2 kg ), dunkles Brot ( 2 kg ), helles Brot ( 1 kg ), Marmelade ( 0,5 kg ), Kaffee ( 3 Pfund ) und Butter ( 0,5 kg ). Ich würde meine Computermaschinen einer Nachbarin übergeben, mein Festnetztelefon zertrümmern ( ich brauche ohnehin ein Neues ), mein Handy ins Eisfach legen und dort vergessen, weiterhin Filmabspielmaschinen jeder Art aus der Wohnung tragen, auch alle Bücher, aber im Gegenzug einige tausend Karteikarten auf meinem Küchentisch stapeln. Dann lange Zeit von Stille, Tage der Ruhe und Konzentration, ich sitze oder gehe in der Wohnung unter dem Dach auf und ab, und notiere Wörter. Es geht nämlich darum, alle Wörter meiner Sprache, die ich erinnern kann, aufzuschreiben, je ein Wort auf eine Karte, um herauszufinden, über wie viele Wörter ich verfüge. Mit welchem Wort werde ich beginnen? — stop
im keller
ginkgo : 1.52 — Sechs Stockwerke abwärts, ich steige in den Keller in räudige Landschaft, schneeweiße Spinnengebeine, die von der Decke schaukeln. Nacht ist, ich ahne Ratten, die mich betrachten von irgendwoher, ein unheimlicher Ort, einer, der dem Besucher die Augen öffnet. Im Licht der Taschenlampe kann man den Leuten, die über der Kellerlandschaft schlafen, in ihre Müllhöhlen schaun. Dieses Durcheinander von Holzteilen und Ölfässern und Fahrradskeletten könnte zur Wohnung X gehören, und das alles zur Wohnung Y, wie sorgfältig sich die Kartonagen doch stapeln, in welchen Bücher vermodern und Mäntel und Schals und Strümpfe. In einem der Kellerabteile ruht ein Plattenspieler zentral auf dem Boden, sonst ist dort nichts zu sehn, nur dieser eine Plattenspieler, staubig. Hinter der Luftschutztür von schwerem Eisen reihen sich Schaufeln der Hausmeisterei, die schon lange ohne den Hausmeister selbst auskommen muss, das Hochwasser des vergangenen Jahres, wie es eine Linie zeichnete, stand den Besen bis zum Hals. Nicht rauchen ist noch immer an einer Wand vermerkt in altdeutscher Schrift. Und wenn ich so weitergehe um eine Ecke herum, stoße ich auf ein schmales Abteil, das sich mit einer Geschichte verbindet. Es scheint nun leer zu sein, war aber einmal ein besonderer Ort. Ich erinnere mich an eine Öllampe, an eine Matratze, einen Stuhl und den Schatten eines Menschen, der auf dieser Matratze ruhte: Im Schatten saßen Augen fest, sie starrten in meine Lampe, dann flüchteten sie, dann kamen sie nicht zurück. — stop
nachtechse
alpha : 2.55 — Stellt Euch vor, eine Eidechse, wildes Tier, hockt seit bald zwei Stunden auf meinem Küchentisch. Das wäre für sich genommen schon eine bemerkenswerte Geschichte, weil ich recht weit oben wohne, die Fenster nicht geöffnet wurden und auch keinerlei frische Geschenkware in den vergangenen Wochen bei mir angekommen ist. Außerordentlich spannend wird die kleine Geschichte nun aber durch die Beobachtung der zwei Köpfe, über die das Wesen gebietet. Sie sitzen ganz vorne an dem Tier am Hals, der sich gabelt. Die Augen der Eidechse gehen auf und zu, wie sie möchte, alle auf einmal oder auch getrennt voneinander, es sind vier. Zwei Zungen natürlich, die züngeln, gemeinsam oder gar nicht oder auch sie unabhängig voneinander. Ich überlegte nun, ob die Eidechse von Geburt an über zwei Köpfe verfügt haben könnte, oder aber welcher der eigentliche Kopf der Eidechse gewesen sein dürfte, der erstere der Köpfe oder der originale Kopf, und welcher der zwei Köpfe demzufolge der nachgewachsene Kopf gewesen müsste. Ich habe weiterhin darüber nachgedacht, ob es möglich wäre, einen der zwei Eidechsenköpfe mittels einer Papierschere zu entfernen, ohne dem kleinen Tier vielleicht weh zu tun. Das scheint allerdings sehr unwahrscheinlich zu sein, deshalb bleibt die Schere liegen. Unter der Lupe ist ein weiterer Kopf vielleicht schon sichtbar, ich meine eine Buchtung an der Schulter zu erkennen, ich muss das weiter beobachten. — Kurz nach drei Uhr, weit vor Dämmerung. Sollte noch ein paar Fliegen fangen. Wenn man dringend Fliegen braucht, sind niemals Fliegen da. — stop
salzluft
sierra : 6.25 — In der zentralen Bibliothek der Stadt Uppsala soll eine Abteilung duftender Bücher existieren. Der Beschreibung nach handelt es sich bei dieser Abteilung um einen kühlen, abgedunkelten Saal, in dem sich entlang der Wände gläserne Behälter reihen, in welchen sich je ein Buch befindet. Diese Bücher seien mindestens einhundert Jahre alt. Sie hätten sehr bewegte Zeiten hinter sich, seien zur See gefahren, überdauerten selbstverloren Jahrhunderte in Kirchen oder überlebten zu Füßen vulkanischer Berge schwerste Eruptionen. Nähere man sich nun einem dieser Behälter, würde man bemerken, dass er über einen Vorsatz mit einem Riegel verfüge, den man öffnen könne, sobald man eine Nase an den Vorsatz legte. Unverzüglich würde man überrascht von intensiven Düften, von Salzluftduft, zum Beispiel, wie er Seehäfen eigen sei, oder von Schwefeldämpfen, von Weihrauch- oder Myrredüften. Lesen könne man die Bücher natürlich nicht, das sei nun überhaupt nicht vorgesehen, sie sind ja eingesperrt, und das würde sich niemals ändern, eine merkwürdige Geschichte. Diese merkwürdige Geschichte wurde mir gestern von einem Reisenden erzählt, der nachts im Terminal 1 des Flughafens wartete. Es war um kurz nach fünf Uhr, als sich eine Frau mit einem sehr kleinen roten Koffer in der Hand nährte. Sie erkundigt sich nach der Uhrzeit. Ich sagte: Es ist genau fünfzehn Minuten nach. Woraufhin die Frau weiter fragte: Morgens oder abends? — stop
aleppo
charlie : 0.32 — Er werde langsam alt, erzählte der Journalist L.., alt und müde. Manchmal fühle er sich morsch wie ein Knochen, der lange Zeit in feuchter Luft unter freiem Himmel herum gelegen habe, da wird man bald staubig, und dann kommt ein Wind und schon ist man so leicht geworden, dass man ganz und gar für immer aufhören möchte. Deshalb habe er ein Haus an der Küste gekauft mit einem Reetdach, das links und rechts des Hauses nahezu bis auf den Boden reiche. Er brauche einen Ort, an den er sich zurückziehen, einen Ort, an dem er leichter werden könne, wandern am Meer stundenlang und sprechen mit sich selbst. Wenn er Selbstgespräche führe, würde er in sich hineinsehen, Wörter und Sätze bewirken, dass er für einige Zeit nicht mehr aufhören könne zu sprechen, weil er doch in den vergangenen Jahren eigentlich so schweigsam geworden war, weil er doch immer, als er noch diskutierte und erzählte, vergessen habe, was er sagte, weshalb er tagelang darüber nachdenken musste, ob er nicht etwas gesagt haben könnte, das unmöglich gesagt sein durfte, diese Wörter, diese Sätze, die man so liebend gern zurückholen wollte, weil sie nicht passend oder ganz einfach zu viele Wörter gewesen waren. Deshalb nun ein Haus an der Küste, mit einem Reetdach, das links und rechts des Hauses nahezu bis auf den Boden reiche, wo er mit sich selbst sprechen könne solange er wolle, wo ihm niemand zuhören würde, nur das Haus und er selbst und manchmal der Sand und ein paar Vögel, wenn er von Aleppo erzähle, wo er vor wenigen Wochen, ein Himmelfahrtskommando, noch gewesen sei. — stop
lilly
delta : 0.05 — Ich wollte mit einem armen Menschen sprechen, wollte erfahren, wie es ist, mittellos geworden zu sein. Ich hatte Glück, eine Bekannte, die für die Bahnhofsmission arbeitet, erwähnte eine seltsame Frau, Lilly, die sich seit Monaten auf den Bahnsteigen 22, 23 oder 24 gewöhnlicherweise aufhalten würde, sie sei sehr lieb und sehr arm und würde gerne erzählen. Ich entdeckte Lilly auf einer Bank sitzend, Bahnsteig 18, sie war zunächst eher scheu gewesen, aber dann doch bereit sich mit mir zu unterhalten. Ja, Lilly. Sie spricht schnell, wenn sie spricht, und sie schämt sich ein bisschen, vielleicht deshalb, weil sie ahnt, dass sie nicht so gut riecht wie sie gerne riechen möchte, und ihr Haar, das hell geworden ist an der ein oder anderen Stelle, scheint feucht und klebrig geworden zu sein vom Talg. Ich fasse zusammen, was Lilly etwas durcheinander herum erzählte. Wenn eine Frau arm geworden sei, wenn eine Frau auf der Strasse leben müsse, erklärte Lilly, sollte sie zunächst versuchen, solange Zeit wie möglich ihren Status der Armut zu verbergen, sie sollte so wirken, als habe sie noch Geld zur Verfügung, als sei alles in Ordnung, dann würde man sie aus den Warteräumen eines Bahnhofes beispielsweise oder eines Flughafens nicht vertreiben. Sie trage aus genau diesem Grund noch immer einen Hosenanzug, manchmal, bei gnädigem Licht, wirke sie so, als würde sie zur Arbeit gehen oder gerade eben von der Arbeit kommen. Meine Schuhe sind geputzt, und wenn ich sie schonen werde, sollten sie doch noch lange Zeit als Schuhe einer erfolgreichen Frau erscheinen. Ich habe gelernt, im Sitzen zu schlafen, weiß jederzeit, wo ich mich waschen könnte, auch meine Bluse, meine Strümpfe, es ist sehr anstrengend, mich selbst und meine Kleidung in allgemein zugänglichen Toilettenräumen zu säubern, immerzu bin ich erschöpft, niemand kennt mich persönlich, weiß woher ich komme, ahnt wer ich einmal gewesen bin. Ich esse sparsam, ich esse, was ich finde, und trinke aus öffentlichen Brunnen. Ich darf nicht rauchen, ich darf keinen Alkohol trinken, das ist ja selbstverständlich in meiner Lage! Einmal im Jahr nehme ich einen Zug und fahre im Winter nach Süden, ein weiteres Mal fahre ich im Sommer nach Norden, aber das ist nur ausgedacht. Ich lese Zeitungen, die ich da und dort entdecke. Ich spreche mit den Tauben, leise, sehr leise, damit ich nicht verrückt werde. In meinem Koffer befindet sich eine zweite Bluse, und dies und das und ein Paar Turnschuhe, ein Halstuch in roter Farbe, ein Halstuch in gelber Farbe, ein Halstuch in blauer Farbe, das grüne Tuch trage ich gerade in diesem Moment, ich habe einen schönen Hals, nicht wahr! Ja, ich darf nicht rauchen und nicht trinken und nicht verrückt werden, das ist sehr wichtig, ich muss bei mir sein, ich fürchte Schlafhäuser, ich fürchte diese schrecklichen Schlafhäuser, ich bin mir nicht sicher, ob ich noch bin. — stop
slow
himalaya : 18.08 — Er schreibe, erzählte M., damit sich in seinem Leben nicht alles wiederhole, Tag, Nacht, Winter, Sommer, wenn ich erfinde und das Erfundene notiere, dann ist das so, als würde ich neues Land entdecken, das ich betreten, auf dem ich spazieren kann. Deshalb bleibe sein Leben spannend, es würde ihm wohl nie langweilig werden, auch wenn er sich wochenlang mit ein und derselben Frage beschäftigen würde, zum Beispiel, weshalb er noch nie eine Fliege bemerken konnte, die auf dem Rücken fliegen kann, obwohl sie doch längst erfunden worden sei. — Vor wenigen Minuten habe ich an M. seit langer Zeit wieder einmal gedacht, es war vielleicht deshalb gewesen, weil ich einen Film beobachtete, der von der Arbeit und dem Leben John Irvings erzählt. Der Schriftsteller erwähnt Folgendes: Jener Zeitraum, wenn ein Buch veröffentlicht wird, wenn alle Leute mit dir darüber reden, ist sehr kurz, es ist nach wenigen Monaten vorbei. Dagegen hat das Schreiben des Buches vielleicht vier, fünf, sechs oder sogar sieben Jahre gedauert. Und für das nächste Buch braucht man dann wieder solange. Durch das Ringen habe ich gelernt, dass man diesen langen Prozess lieben muss. Man muss es lieben, zu üben, dieselbe Bewegung hundertmal zu wiederholen mit demselben langweiligen Sparringspartner. Es dauert lange, Zentimeter für Zentimeter, hier etwas durchstreichen, diesen Satz an diese Stelle, den Satz hier weg und dorthin schieben, die Leute würden einschlafen, wenn sie einem Schriftsteller bei der Arbeit zusehen, oder einem Ringer beim Training. Es war sehr wichtig für mich, das zu lernen. — stop
münchen — mariupol
echo : 22.01 — Einen Gegenstand mit Gedanken durchdringen. Haltbar machen. Eine Geschichte, eine schwierige Geschichte, zur Erfahrung notieren. Nicht im Schreiben liegt die Schwierigkeit, sondern darin, so zu leben, daß das zu Schreibende ganz natürlich entsteht. Etwas heute beinahe Unmögliches; aber ich kann mir keinen anderen Weg vorstellen. Dichtung als Entfaltung, Blüte, oder nichts. Alle Kunst der Welt könnte dieses Nichts nicht verbergen. Philippe Jaccottet. stop — Eine Reise von München nach Mariupol in Worten > Hauptbahnhof : Richtung Westen 300 m Links Richtung Bayerstraße abbiegen 53 m Rechts abbiegen auf Bayerstraße 500 m Weiter auf Landsberger Str. 900 m Rechts auf die Auffahrt nach A9/ Nürnberg/ Flughafen München abbiegen 250 m Auf Donnersbergerbrücke/ B2R fahren Weiter auf B2R 3,4 km Die Auffahrt Richtung Salzburg/ Passau/ Nürnberg/ Flughafen München/ A94/ bald in Tschechien. A9 nehmen 550 m Weiter auf Georg-Brauchle-Ring/B2R 46,9 km Am Autobahnkreuz 65-Dreieck Holledau rechts halten und den Schildern A93 in Richtung Hof/ Regensburg/ Wolnzach folgen 750 m Weiter auf A93 128 km Am Autobahnkreuz 28-Kreuz Oberpfälzer Wald rechts halten und den Schildern A6 in Richtung Prag/ Praha/ Waidhaus/ Vohenstrauß/ Tschechien folgen 33,7 km Sie sind Weiter auf D5/ E50 151 km Bei Ausfahrt 1 in Pražský okruh/ E50/ R1 Richtung Brno einfädeln 29,2 km Die Ausfahrt D1/ E65/ E55 nehmen1,0 km Auf D1/ E50/ E65 fahren 193 km Weiter auf Route 50/ D1/ E50 6,4 km Weiter auf D1/E462 19,1 km Bei Ausfahrt 230 auf R46/ E462 in Richtung Olomouc/ Ostrava/ Vyškov fahren 900 m Weiter auf E462/R46 36,4 km Bei Ausfahrt links in E442/ E462/ R35 Richtung Hranice/ Opava/ Ostrava/ Olomouc-Holice/ Route 35/ R46 abbiegenWeiter auf E462 45,7 km Weiter auf D Sie sind bald in Polen. 65,3 km >
über staten island nachts
whiskey : 8.28 — Auf der Suche im Internet nach Propellerflugmaschinen, die von Hand zu bedienen sind, entdeckte ich eine Leihstation für Drohnenvögel nahe des St. George Ferry Terminals, und zwar in der Bay Street, Hausnummer 54. Obwohl ich mich in Mitteleuropa befand, musste ich, um Kunde werden zu können, keine weiteren Angaben zur Person hinterlegen als meine Kreditkartennummer, nicht also begründen, weshalb ich den kleinen Metallvogel, sechs Propeller, für drei Stunden nahe der Stadt New York ausleihen wollte. Auch erkundigte sich niemand, ob ich überhaupt in der Lage wäre, eine Drohne zu steuern, seltsame Sache. Ich bezahlte 24 Dollar und startete unverzüglich mit Hilfe meiner Computertastatur vom Dach eines flachen Gebäudes aus. Ich flog zunächst vorsichtig auf und ab, um nach wenigen Minuten bereits einen Flug entlang der Metrogeleise zu wagen, die in einem sanften Bogen in Richtung des offenen Atlantiks nach Tottenville führen. Ich bewegte mich sehr langsam in 20 Metern Höhe dahin, kein Schnee, kaum Wind. Die ferne und doch zugleich nahe Welt unter mir auf dem Bildschirm war sehr gut zu erkennen, ich vermochte selbst Gesichter von Reisenden hinter staubigen Fensterscheiben passierender Züge zu entdecken. Nach einer halben Stunde erreichte ich Clifton, niedrige Häuser dort, dicht an dicht, in den Gärten mächtige, alte Bäume, um nach einer weiteren Viertelstunde Flugzeit unter der Verranzano-Narrows Bridge hindurchzufliegen. Nahe der Station Jefferson Avenue wurde gerade ein Feuer gelöscht, eine Rauchsäule ragte senkrecht hoch in die Luft als wäre sie von Stein. Dort bog ich ab, steuerte in derselben Höhe wie zuvor, der Lower Bay entgegen. Am Strand spazierten Menschen, die winkten, als sie meinen Drohnenvogel oder mich entdeckten. Als ich etwas tiefer ging, bemerkte ich in der Krone eines Baumes in Ufernähe ein Fahrrad, des Weiteren einen Stuhl und eine Puppe, auch Tang war zu erkennen und vereinzelt Vogelnester. Es war später Nachmittag geworden jenseits des Atlantiks, es wurde langsam dunkel. — stop