charlie : 16.02 — Am 28. Juli 2014 bereits wurde am Fuße eines Berges im Schatten einer Buche eine Rechenmaschine gefunden, in ihren Verzeichnissen ein Ordner, den der Besitzer der Rechenmaschine Herr Ludwig L. mit der Bezeichnung Archiv versehen hatte. Es handelt sich um einen ungewöhnlich umfangreichen Ordner, 425 Gigabyte groß, in dem 1245 verschlüsselte Filme enthalten sein sollen. Wo sich Herr L. zu diesem Zeitpunkt befindet, weiß niemand so genau. Er soll sich auf den Weg aufwärts gemacht haben, zuletzt wurde er auf moosbewachsenen Steinen eines Bachbettes kletternd gesehen. Er machte auf einer Höhe von 872 Metern einen fröhlichen Eindruck, war mit festen Schuhen, einem gelben Rucksack, Regenschirm und Regenumhang ausgerüstet, einem Seil weiterhin, Karabinern, sowie einem kleinen Hammer und einem Kompass. So jedenfalls wurde er beschrieben von mehreren Zeugen, die ihm begegnet sein wollen. Sie sagen alle dasselbe: Der Mann war glücklich. Einmal stand er bis zu den Hüften im kalten Wasser eines Kessels, den der Bach gleichmütig in das Gestein des Berges gegraben hatte. Er grüßte zur Brücke hinauf, Wanderer beobachteten ihn. Ein Rotkehlchen badete in seiner Nähe. Forellen hüpften aus dem Wasser, glänzende Rücken im Licht der Sonne, die durch die kargen Wipfel strahlte. Auf 2105 Metern Höhe begegnete der Mann einem Hirten und seinem Hund, dann war er verschwunden. Keinerlei Spur seither, auch heute nicht, da sich ein Zollbeamter der Untersuchung der zurückgelassenen Rechenmaschine widmete. Es ist 15 Uhr, Freitag. — stop
Aus der Wörtersammlung: film
ai : TASCHIKISTAN
MENSCH IN GEFAHR: „Der tadschikische Staatsbürger Alexander Sodiqov, der derzeit in Kanada lebt, ist am 16. Juni im Osten Tadschikistans bei einem Forschungsaufenthalt festgenommen worden. Es besteht Sorge um seine Sicherheit und Grund zu der Befürchtung, dass er gefoltert oder anderweitig misshandelt wird. Alexander Sodiqov wurde am 16. Juni in Chorugh, der Hauptstadt der Autonomen Provinz Berg-Badachschan im Osten des Landes, von zwei Angehörigen des Staatskomitees für Nationale Sicherheit festgenommen. Alexander Sodiqov lebt derzeit in Kanada. Am 16. Juni um 9.30 Uhr Ortszeit konnte er seine Frau anrufen, sagte ihr jedoch nicht, wo er festgehalten wird. Seither fehlt von ihm jede Spur. Amnesty International geht davon aus, dass er bisher keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand hat. / Alexander Sodiqov ist Doktorand an der Universität Toronto. Er recherchierte in Tadschikistan für das Projekt Rising Powers and Conflict Management in Central Asia (Aufstrebende Mächte und Konfliktmanagement in Zentralasien) des Britischen Wirtschafts- und Sozialforschungsrats, an dem die Universität Newcastle und die Universität Exeter beteiligt sind. Seine Festnahme erfolgte, als er gerade ein Interview mit dem zivilgesellschaftlichen Aktivisten und stellvertretenden Leiter des regionalen Arms der Sozialdemokratischen Partei Tadschikistans, Alim Sherzamonov, führte. / Am 17. Juni durchsuchten Polizeibeamt_innen das Haus von Alexander Sodiqovs Mutter in der Hauptstadt Duschanbe und nahmen diverse Computer und Datenspeichergeräte mit. Am 17. Juni gab das Staatskomitee für Nationale Sicherheit eine Stellungnahme ab, in der Alexander Sodiqov Spionagetätigkeiten für ausländische Regierungen vorgeworfen werden. Laut Berichten der Nachrichtenagentur Asia Plus und von Radio Free Europe/Radio Liberty erschien Alexander Sodiqov am Abend des 18. Juni und am Morgen des 19. Juni im Lokalfernsehen in Badachschan und sprach über die Situation in der Autonomen Provinz. Radio Free Europe berichtete, dass manche Beobachter der Ansicht waren, das Filmmaterial sei editiert worden. Am 19. Juni sagte der Leiter des Staatskomitees für Nationale Sicherheit, Saimumin Yatimov, dass ausländische Spione unter dem Deckmantel von NGOs in Tadschikistan operierten und versuchten, die Sicherheit im Land zu untergraben. / Alexander Sodiqov wird nun schon seit 72 Stunden festgehalten und muss daher gemäß den tadschikischen Gesetzen entweder angeklagt oder freigelassen werden.“ — Hintergrundinformationen sowie empfohlene schriftliche Aktionen, möglichst unverzüglich und nicht über den 31. Juli 2014 hinaus, unter »> ai : urgent action
sahara
sierra : 3.28 — Jane Goodall erzählt eine faszinierende Geschichte von Wahrnehmung und Wirklichkeit in den ersten Minuten eines Dokumentarfilms, der ihr Leben schildert. Sie sagt Folgendes: Ich hatte es ziemlich satt, dass mich die Leute für Diane Fossey hielten und sagten: Ihr Film Gorillas im Nebel war wundervoll. Ich sagte dann immer: Sie haben den Film gesehen? — Ja! — Dann wissen die doch, dass die Dame getötet wurde, oder? — Ja! ‑Aber ich bin doch da! — stop. Frühe Nacht. In diesem Jahr zum ersten Mal die Fenster nach Mitternacht geöffnet. Esmeralda sitzt auf dem Brett neben Kakteen, sie scheint Sterne zu betrachten. Gedämpftes Licht vom nordostwärts reisenden Staub der Sahara. Gestern noch träumte ich von einem Telefongespräch mit Jules Verne, der mit heller Stimme Züge eines Schachspiels meldete. Merkwürdig insbesondere das Vorkommen einer Kentaurenfigur im Spiel, welche sich durch Bewegung auf unsichtbare Spielfelder in der Luft vor jedem Zugriff in Sicherheit bringen konnte. — stop
lichtbild : eine straße in manhattan
ulysses : 8.05 — Einmal entdeckte ich nach stundenlanger Suche in den Archiven der Bayerischen Staatsbibliothek eine Fotografie auf einem Mikrofilmstreifen und ich wusste sofort, dass ich dieses Lichtbild besitzen musste. Ich bat eine Bibliothekarin, aus dem Material das Beste herauszuholen, höchste Auflösung, weswegen ich bald einen kleinen Stapel Papiers entgegennehmen konnte, den ich im Arbeitszimmer an einer Wand zum Bild zurück sortierte, wie in der vergangenen Nacht noch einmal, zurück zur Ansicht einer Straße des Jahres 1934 präzise, einer Straße nahe des Bellevue Hospitals zu New York. Staubige Bäume, eilende Menschenschatten, die Silhouette einer alten, in den Knochen gebeugten Frau, der Wagen eines Eisverkäufers, rostige Hydranten, die spröde Steinhaut der Straße, zwei Vögel unbekannter Gattung, Spuren von Hitze, und ich erinnere mich noch gut, dass ich eine Zeile von links nach rechts auf das Papier notierte: Diese Straße könnte Malcolm Lowry überquert haben, an einem Tag vielleicht, als er sich auf den Weg machte, seinem Körper den Alkohol zu entziehen. Und weil ich schon einmal damit begonnen hatte, das Bild zu verfeinern, zeichnete ich in Worten weitere Substanzen auf das Papier, Unsichtbares oder Mögliches. Einen Schuh notierte ich westwärts: Hier flüchtet Jan Gabriel, weil sie Mr. Lowry’s Liebe nicht länger glauben konnte. Da lag ein Notizbuch im Schatten eines Baumes und ich sagte: Dieses Notizbuch wird Malcolm Lowry finden von Zeit zu Zeit, er wird es aufheben und mit zitternden Händen in seine Hosentasche stecken. Schon segelten fiebernde Wale über den East River, der zwischen zwei Häusern schimmerte, ein Schwarm irrer Bienen tropfte von einer Fensterbank, und da waren noch zwei Mädchen, barfuß, — oder trugen sie doch Strümpfe, doch Schuhe? — sie spielten Himmel und Hölle, ihre fröhlichen Stimmen. Ich gestehe, dass Daisy und Violet nicht damals, sondern in dieser letzten Stunde einer heiteren Arbeitsnacht ins Bild gekommen sind. — stop
emilia nabokov no2
himalaya : 5.15 — Vor längerer Zeit hatte ich von einem Freund erzählt, der den fotografischen Schatten einer Künstlerin via Internet verfolgte. Er arbeitet selbst seit vielen Jahren in digitalen Räumen, beinahe könnte ich sagen, dass er seit vielen Jahren in digitalen Räumen zu existieren scheint. Zahlreiche seiner Arbeiten verbinden sich mit Arbeiten anderer Menschen, weil man auf ihn verweist, weil man auf ihn wartet, auf Texte, auch auf Bilder, Filme, Geräusche, die er aufnimmt, sobald er etwas Interessantes zu hören meint. Mit jeder Minute der vergehenden Zeit wächst sein elektrischer Schatten. Er macht das ähnlich wie eine New Yorker Fotografin, die stundenlang durch die Stadt spaziert und mit einem iPhone all das fotografiert, was ihr ins Auge fällt. Manchmal sind es hunderte Fotografien an einem einzigen Tag, die nur Sekunden nach Aufnahme von ihrem Fotoapparat, mit dem sie gleichwohl telefonieren kann, an das Flickr – Medium gesendet werden. Mein Freund erzählte, dass er den Eindruck habe, die junge fotografierende Frau in Echtzeit zu beobachten, ihr im Grunde so nah gekommen zu sein, dass er kurz vor Weihnachten fürchtete, etwas Ernsthaftes könnte ihr widerfahren sein, weil drei Tage in Folge keine Fotografie gesendet wurde. Am vierten Tag erkundigte er sich mittels einer E‑Mail, die er an Flickr sendete, ob es der schweigsamen Fotografin gut gehe, er mache sich Gedanken oder Sorgen. Man muss das wissen, mein Freund hatte der Fotografin nie zuvor geschrieben, kannte nicht einmal ihren wirklichen Namen, sondern nur ein Pseudonym: Emilia Nabokov No2. Eine halbe Stunde, nachdem die E‑Mail gesendet worden war, erschien, als habe ihm die spazierende Künstlerin zur Beruhigung geantwortet, eine Fotografie ohne Titel. Diese Fotografie erzählte davon, dass sich Emilia Nabokov No2 vermutlich nicht in New York aufhielt, sondern in Montauk, weil auf der Fotografie ein Leuchtturm auf einem verschneiten Hügel zu sehen war, der eindeutig zur kleinen Stadt Montauk an der nordöstlichen Spitze Long Islands gehörte. Im Hintergrund das Meer, und vorn, ob nun mit Absicht oder nicht, ein Fuß in einem Gummistiefel von knallroter Farbe. stop. Es ist jetzt April 2014 geworden. Nach Erscheinen der Fotografie, die den roten Gummistiefel zeigt, wurden von der Künstlerin Emilia Nabokov No 2 weitere 2756 Fotografien gesendet, im Oktober des vergangenen Jahres dann die letzte Aufnahme, seither Stille. — stop
luftmeduse
echo : 0.28 — Eine Pflanze ist denkbar, welche zeitlebens als fliegendes Wesen existiert. Sie wird in der Luft geboren und dort stirbt sie am Ende auch, ohne je den Erdboden berührt zu haben. Irgendwie scheint sie trotzdem den Laubmoosen verwandt, sie schätzt den Wind und den Regen, vor längerer Zeit einmal muss sie dann abgehoben sein, hält sie sich nun bevorzugt in einer Höhe von 1000 bis 2000 Metern frei schwebend auf. Es darf dort nicht zu kalt und nicht zu trocken sein, sie ist demzufolge ein Geschöpf eher feuchter, warmer, äquatorialer Gebiete. Man könnte sagen, dass sie mittels einer Lupe betrachtet Medusentieren ähnlich ist, Zwergmedusen, weil von kleiner Gestalt, ihre Blüten, dort wo der Wind sie bestäubt, sind transparente Gewebe, nicht größer als Marienkäfergehäuse, welche derart angeordnet sind, dass der Wind die fliegende Pflanze in eine vorbestimmte Himmelsrichtung treibt. Man ernährt sich vom Licht der Sonne, vom Wasser, das sich in der Luft, das heißt, in den Wolken befindet, und von mineralischen Stäuben, die die Welt umkreisen. Ihre Wurzeln sind feinen Fühlern ähnlich, allerdings abwärts gerichtet, dem Erdboden zu, sie sind in der Lage, mit klebrigem Film, der sie bedeckt, alles das festzuhalten oder einzufangen, was in der Größe zu ihnen passt. Manchmal, in den Zeiten größter Not, fressen sie einander auf, was im Prinzip eine leichte Sache ist, weil man nicht selten, zu Kolonien verwachsen, in nächster Nähe zueinander lebt, weshalb man voreinander nicht flüchten kann. Die schnellere unter zwei Nachbarpflanzen gewinnt, ist allerdings sehr häufig bereits selbst schon von anderer Seite her behutsam angetastet. Das sind Tragödien der Luft, die sich unaufhörlich und vollkommen geräuschlos vollziehen, ein Kommen und Gehen, wo sie sich über den Himmel bewegen, herrscht Dämmerung, sterben die Wälder des Bodens, Wiesen, Steppen, Gärten. Fliegende Pflanzen sind nicht ohne Grund strengstens verbotene Erfindungen. – stop
wangenschirm
india : 5.12 — Nehmen wir einmal an, man erkundigte sich, ob ich bereit wäre, mir einen Bildschirm anstatt Wangenhaut auf mein Gesicht verlegen zu lassen, einen hochauflösenden Lichtschirm, sowie einen kleinen Speicher, der unsichtbar in einen meiner Wangenknochen vertieft werden könnte. Welche Filme würde ich selbst auf meinem Gesicht zur Aufführung bringen? Ganz sicher Jim Jarmusch’s Down by law oder Wong Kar Wai’s Melodram 2046. Eine aufregende Idee. Welchen Filmen würde ich wohl begegnen, wenn ich in eine U‑Bahn steige, sagen wir in der Stadt Madrid. Wie wir uns gegenübersitzen und schauen. An der Haltestelle Bilbao wünsche ich auszusteigen, aber eine ältere Dame hält mich an, reicht mir eine Pfundnote, bittet mich dringend, sitzenzubleiben, weil sie noch nicht fertig sei, dieser wunderbare Streifen, den sie noch nie gesehen habe: Paris, Texas. — Existieren vielleicht Menschen auf unserer Erde, die nach ihrer Geburt niemals von einem weiteren Menschen berührt worden sind? — stop
buenos aires
sierra : 6.15 — Eine spindeldürre Frau kommt auf dem Flughafenbahnsteig an mir vorüber. Es ist kurz vor halb sechs Uhr. Die Frau trägt ein Sommerkleid, obwohl Winter ist. Ich denke noch, vielleicht ist sie gerade aus Südamerika angekommen oder aus Australien. Da dreht sie um und kehrt zurück. Sie steht ungefähr drei Meter von mir entfernt und schaut mich neugierig an wie ein Kind. Besonders aufmerksam betrachtet sie meine kleine, flache Schreibmaschine. Ich habe die Schreibmaschine aufgeklappt und notiere gerade über einen Film, den ich vor Kurzem beobachtet hatte. Der Film handelt von zwei Londoner Ärztinnen, die in das syrische Bürgerkriegsgebiet reisen. Sie kauern in einem Taxi und wissen nicht, wie sie sich bewegen sollen, weil sie schwere, gepanzerte Westen tragen. Die jüngere der beiden Frauen berichtet, dass das ein sehr seltsames Gefühl sei, hier im Auto mit dieser Weste, man könne nicht atmen, aber man sei sicher. Kurz darauf waren Schüsse zu hören. Auf dem Bahnsteig hebt die spindeldürre Frau ein Bein in die Luft, während sie auf dem anderen balanciert. Keine Tasche weit und breit, kein Koffer. Plötzlich eine helle Stimme. Die Frau zeigt lächelnd auf meine Schreibmaschine: Ob da wirklich etwas Wichtiges drin ist, sagt sie. Wie ein Storch steht sie vor mir. Ihre Haut ist so weiß, als wäre sie noch nie mit dem Licht der Sonne in Berührung gekommen. stop – Nichts weiter. — stop
an martha
tango : 12.15 — Im Gespräch mit einer alten Dame über das Vergessen. Sie sagte, dass man, wenn man wirklich vergesslich wird, diese Vergesslichkeit nur dann bemerkt, wenn man darauf aufmerksam gemacht wird. An Tagen, da sie sich allein in ihrer Wohnung aufhalte, könne sie vergessen, soviel sie wolle, es würde ihr selbst nicht und niemand anderem auffallen, dass sie eigentlich einen Film betrachten wollte, aber auf dem Weg zum Fernsehgerät plötzlich ein Buch auf dem Tisch entdeckte, weshalb ihr Filmwunsch verloren ging. — Liebe Martha, Du hast versäumt, nach einem Text zu suchen, von dem ich Dir erzählte. Ich sende diesen Text noch einmal und rufe Dich gleich an, damit Du ihn für mich vorlesen wirst. Hier ist er: Eines der letzten bewegten Bilder, die ich von meinem Vater in Erinnerung habe, zeigt ihn, wie er in seinem Arbeitszimmer am Computer arbeitet. Auf dem Bildschirm sind dutzende Programmfenster geöffnet. Der alte Mann sitzt fast bewegungslos in seinem Sessel. Manchmal tastet eine Hand durch die Luft, greift unsicher nach einem Glas Milch, bald stellt sie das Glas wieder auf den Tisch zurück. Ich sehe einen Zeiger über den Bildschirm fahren. Ein weiteres Programmfenster öffnet sich. Ein kleines Mädchen fährt in diesem Fenster auf einem Fahrrad über einen sandigen Weg. Sie bewegt sich in Schlangenlinien dahin, lacht hoch zur Kamera, die rückwärts durch die Luft zu fliegen scheint. Es ist ein heiterer Film. Sobald der Film zu Ende ist, spielt ihn mein Vater von vorn ab. Aber dann öffnet sich wie von Geisterhand noch ein Fenster, das den heiteren Film verdeckt. Eine Fotografie, Mutter nahe Lissabon an einem Strand. Neben ihr liegt der Mann, der vor dem Computer sitzt, im Sand. Er trägt Turnschuhe. Auch meine Mutter trägt Turnschuhe. Ich fragte mich, wer diese Aufnahme machte, und komme nicht darauf. Ein Schatten ist zu erkennen, der Schatten eines Fotografen vielleicht. In diesem Moment ruft die Frau, die auf der Fotografie zu sehen ist, von unten, vom Wohnzimmer her, dass das Mittagessen bald fertig sei. Wie nun mein Vater sich an die Arbeit macht, alle Fenster, die er im Laufe des Vormittages geöffnet hatte, wieder zu schließen. Nein, alles muss aufgeräumt werden. Mein Vater steht nicht einfach auf, um sich sofort unsicheren Schrittes auf die Treppe zu wagen. Ich sehe, wie sich der Zeiger auf dem Bildschirm den Rahmen der Programmfenster nähert. Er scheint das Symbol für das Schließen der Fenster zu suchen, aber das Symbol ist nicht zu entdecken, nicht zu erkennen. Der Zeiger irrt auf dem Bildschirm herum, Fenster drängen sich in den Vordergrund und verschwinden wieder. Dann kommt Mutter herbei, sie ruft zärtlich: Komm, komm, das Essen ist fertig. Schritte auf der Treppe. Das Geräusch der Bestecke. Das Zwitschern der Vögel vom Garten her. Im Zimmer auf dem Schreibtisch ist der Computer längst eingeschlafen. — stop
0,087 mm
india : 0.16 — Drei Jahre sind seit Entdeckung der Papiertierchen vergangen, ihr kühler Mund, ihr Jahresatem, der das Volumen einer Blaubeere füllt. stop. Drei Blaubeeren Zeit. stop. Denkbar ist, dass ich in der Beobachtung der Filmströme, die meinen Computer aus Kairo erreichen, eine Vorstellung entwickelt habe, inwiefern sich das Geräusch eines Feuerwerkskörpers von Pistolen- oder Gewehrschüssen unterscheiden könnte. — stop